110. Brücken bauen (Frank + Maria)

Abendliches Telefonat

Hi, guten Abend, Maria, wie geht es dir?

Oh, Hallo Frank! Danke, mir geht´s gut. Und dir?


Abgesehen davon, dass viel zu tun ist und das ein bisschen stressig ist, fühl ich mich wohl… besonders wenn ich an unser gestriges Treffen denke, War eine schönes erstes Zusammensein ganz mit dir privat, Maria.
Wie geht es dir denn im Rückblick auf gestern?

Es geht mir gut, wenn ich dran denke. Hätte nicht gedacht, dass ich mich so wohl fühlen würde – weil du mir ja noch ziemlich fremd warst. Aber du hast mir mit deiner akzeptierenden Haltung und mit der Idee der verbundenen Augen eine hilfreiche Brücke gebaut.


Schön, dass du es so empfunden hast, und dass du einige Schritte über die Brücke gegangen bist, um mal bei dem Bild zu bleiben.

Ich war froh, dass es mir dann trotz aller Aufregung doch ziemlich gut ging.

Was hattest du denn befürchtet? Oder anders gefragt, Was hätte dir denn nicht gefallen oder nicht gut getan?

Wenn du Dinge gewollt hättest, die mir nicht möglich gewesen wären. Und wenn du das dann nicht akzeptiert hättest.

Ich versuche mich, so gut ich es kann, auf dich einzustellen, Maria. und dich dort abzuholen, wo du bist. Ich konnte mir doch deine Nervosität beim ersten Treffen gut vorstellen. Ich war ja selbst auch aufgeregt. Schließlich war es ja meine Absicht, dir Brücken zu bauen und dich nicht ins kalte Wasser zu stoßen. Du hast dich mir anvertraut in unserem ersten Gespräch, mir eine Führungsrolle zugestanden, und die möchte ich so nutzen, dass es uns beiden gut geht damit. Und dazu muss es erst mal dir gut gehen, denn mein Wohlergehen, ist nicht von so vielen Ängsten geprägt wie deines, wenn ich das so richtig wahrgenommen habe.

Stimmt, was die Körperlichkeit und Erotik anbelangt, habe ich einige Ängste in mir.

Nenn mal eine oder zwei beim Namen.

… Okay…ich habe Angst, fallen gelassen zu werden, wenn ich mich nicht so verhalte, wie es gewünscht wird. Und ich habe Angst vor dem Gefühl der Unzulänglichkeit.

Diese Ängste kann ich sehr gut nachvollziehen, ist dir das schon geschehen?

Ja, mehrmals… Immer wieder einmal. Aber ich will nichts tun, was mir nicht entspricht, nur damit ich nicht auf Ablehnung stoße!

Das finde ich sehr richtig so, Maria! Ich höre an deiner Stimme, wie verletzt du dich in diesem Bereich deines Lebens fühlst, und ich sage dir eins: Ich werde dich nicht ablehnen, wenn du etwas nicht oder anders erleben oder tun willst, als ich es zunächst wollte. Ich wünsche mir allerdings, dass du wie bei einer fremden Speise wenigstens ein kleines Bisschen von dem probierst, was ich dir auf den Teller unseres jeweiligen Treffens lege. Doch wenn du mal das Gefühl hast, dass das nicht geht, dann sag mir das! Ohne Scheu und ohne Angst…

Ich werde dich deshalb weder ablehnen noch fallen lassen. Wir werden dann gemeinsam das Kostehäppchen so klein machen oder in welcher Form auch immer so gestalten, dass du es probieren magst. Wichtig ist nur, dass du ehrlich bist.

Und wenn es trotzdem gar nicht geht? Wenn ich es einfach nicht will oder kann?

Dann ist es so. Dann geht es eben gar nicht! Das ist dann auch in Ordnung!
Sei gewiss, nichts von dem, was du tust oder nicht tust, wird dazu führen, dass ich den Kontakt mir dir abbrechen werde. Wenn unsere Treffen tatsächlich irgendwann wieder aufhören, dann deshalb, weil das Leben dich oder mich fühlen lässt, dass es an der Zeit ist, dass unsere Wege wieder auseinander gehen.
Im besten Fall fühlen wir das beide zur gleichen Zeit, dann ist es am wenigsten schmerzhaft. Dass es dann ganz einvernehmlich geht, wünsche ich uns sehr.
Und wenn es soweit sein sollte, wird das bestimmt nicht aus irgendeinem Verhalten heraus resultieren, sondern einfach, weil es schicksalsbedingt an der Zeit ist. Keiner von uns hat dann etwas versäumt oder falsch gemacht, da bin ich mir ganz sicher.
Insofern brauchst du dich nie davor zu fürchten, dass ich mich wegen eines bestimmten Verhaltens von dir abwenden könnte.
Wir sind beide auf seltsame Weise zusammengeführt worden auf diesem Weg, und solcher Art „Zufälle“ haben für mich immer eine tiefe Bedeutung. Ich habe gleich bei unserer ersten Begegnung eine starke Zuneigung zu dir gespürt, Maria. Und die ist unabhängig von dem, was du tust oder nicht tust. Weißt du, ich werde in jedem unserer Treffen das Wertvolle und Schöne sehen, und meine Verantwortung ernst nehmen, etwas möglichst Schönes daraus zu gestalten und Gutes darin zu entdecken, einfach weil ich es so will. Und du, Maria?

Ich will das auch!


Na, da sind wir uns ja einig – wieder einmal! Super! Ich freu mich auf unser nächstes Treffen…

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