103. Wenn nicht jetzt – wann dann? (Frank + Maria)

In Marias Praxis – eine erstaunliche Begegnung  

Welch seltsamer Zufall, dachte Maria, und betrachtete unauffällig den Klienten, der heute zum ersten Mal bei ihr in der Praxis war.
Sie war ziemlich erstaunt, als sie die Tür geöffnet hatte und der Direktor der Firma, in der ihre Freundin Mari arbeitete, vor ihr stand, die sie gerade vor kurzem in der Mittagspause besucht hatte. Sie war schon öfter kurz zu einem kleinen Plausch dort bei ihr gewesen, und kannte daher den freundlichen Chef ihrer Freundin flüchtig.
Er sei aufgrund der Empfehlungen gekommen, die er im Haus schon von mehreren MitarbeiterInnen erhalten habe, erklärte er ihr.
Nach einigen einleitenden Worten  sprach er über seine innere Unruhe, Schlafschwierigkeiten und dann auch ziemlich offen über den von ihm erkannten Hintergrund dessen, nämlich seine Sehnsucht nach einer neuen Partnerschaft und über sein Bedürfnis, darin die dominante Rolle einzunehmen. Dafür eine passende Frau zu finden…  sei schwierig, erklärte er und kam damit zum Punkt dessen, was ihn zur Zeit belastete: seine Sehnsucht und seine Unklarheit, welchen Weg er zur Erfüllung seines Bedürfnisses, finden könnte.
Vorher hatte er von seiner verstorbenen Frau erzählt, mit der er eine wohl sehr erfüllende Beziehung geführt hatte, wo es auch um diese Rollenverteilung ging im Bereich der Erotik. Nach einer längeren Trauerzeit sei das Bedürfnis nach einer Partnerin, mit der er diese Rollenverteilung erneut ausleben könnte, wieder erwacht, und das würde ihn inzwischen mit Sehnsucht und Unruhe erfüllen, woraus nun  inzwischen auch Schlafschwierigkeiten entstanden seien. Es fehle ihm die Möglichkeit, seine Liebe und Wärme in einer für ihn stimmigen Weise zum Ausdruck zu bringen.

Er grenzt sich deutlich ab von der Härte, die ich bisher mit dem Wort Dominanz assoziiert habe, nahm Maria interessiert wahr. Der Gedanke verdichtete sich in ihr, dass dieser Mann eventuell zu ihren eigenen, bisher nie gelebten, Bedürfnissen passen könnte. Aber das konnte sie in ihrer Rolle als Therapeutin natürlich nicht ansprechen.

Das ist etwas rein Privates! mahnte eine Stimme in ihr.
Aber wie oft geschehen schon solche Zufälle… gab eine andere Stimme in ihr zu bedenken.
Haustür-Mut_Möglicherweise hat das Leben mir genau diese Situation geschickt nach meinem Gespräch neulich mit Mari, in dem ich meine Bedürfnisse und Ängste diesbezüglich so deutlich gespürt hatte, überlegte sie weiter.
Ob ich mich trauen sollte, an diese Tür anzuklopfen, die sich da gerade in meinen Weg stellt?
Das kannst du auf keinen Fall tun,
rief wieder die zur Vorsicht mahnende Stimme sie zur Ordnung.
Aber wenn nicht jetzt, in dieser speziellen Situation, in der ich sicher bin hier bei mir… wann dann?
Wann klopft schon jemand ungerufen an die Tür und spricht von dem. was du auch irgendwie willst!!!
flüsterte wieder eine besonders mutige Stimme in ihr. Was soll noch geschehen, als dass ein netter Mann mit diesem Thema direkt in deine Praxis gelaufen kommt?!

Schließlich hörte sie sich am Ende der Sitzung fragen: „Frank, hättest du Lust, anschließend an diese Sitzung unabhängig von meiner Rolle als Therapeutin noch ein wenig zu bleiben und mit mir privat zu reden?“

Ihr Herz klopfte heftig… Wie konnte sie nur so eine grenzüberschreitende Frage stellen!
Du verlässt die professionelle Ebene! mahnte die kritische Stimme in ihr.
In ihr Gedankenkarussell hinein antwortete er gelassen, wenn auch scheinbar ein wenig verwundert: „Ja gerne!“ Und setzte sich abwartend wieder hin.
Maria nahm all ihren Mut zusammen: „Also wir sprachen ja vorhin davon, dass manchmal auch seltsame Zufälle geschehen können, die zu einer inneren Absicht passen, als würde etwas, was einem wichtig ist, fast von allein passieren, als würde es einen das Leben zufallen lassen… „
Frank schaute sie aufmerksam an, nickte bestätigend und hörte weiter zu.
„…So ein Zufall scheint sich gerade  zu ereignen… weil… Ich habe zu dem Thema auch eine Affinität – nur zu der entgegengesetzten Rolle. Allerdings habe ich das bisher noch nicht mit einem Mann auch nur ansatzweise erlebt. Hätte mich auch nicht getraut, diesbezüglich eine Initiative zu ergreifen, jemanden kennen zu lernen.“
Frank nickte bestätigend: „Das kann ich gut verstehen, ist mir ja auch schwer gefallen. Wie schön, dass dich diese Thematik auch reizt und dass du dich getraut hast, die professionelle Ebene zu verlassen und mit mir auf der privaten Ebene jetzt darüber zu reden. Das finde ich mutig von dir. Toll! Dann sollten wir uns vielleicht das nächste Mal privat treffen? Mal ein bisschen darüber reden, was für dich so denkbar wäre und wo deine Bedürfnisse und Sehnsüchte hingehen könnten?“
„Ehrlich gesagt ist das ein Thema, worüber es mir sehr schwer fällt zu reden. Da gibt es sehr viele Schamgefühle in mir… eigentlich überhaupt im Bereich der Erotik. Und auch das ist mir peinlich auszusprechen…“ Ihre Augen wanderten unruhig im Zimmer umher.
„Das muss dir aber nicht peinlich sein“, antwortete Frank ruhig. „Das geht anfangs den meisten Menschen so. Vielleicht würde es dir leichter fallen, wenn wir erst mal ein wenig darüber schreiben würden? Da sieht man den anderen nicht und kann in Ruhe überlegen, wie man was formulieren möchte. Und dann, wenn wir uns über die ersten Dinge etwas verständigt haben, verabreden wir uns zu einem persönlichen Treffen, in dem es darum gehen könnte, es mal leicht an zu testen, wie du dich dabei fühlst… ob es was für dich wäre… zusammen mit mir… und überhaupt mit dem Thema umzugehen…“

Erstaunt und erfreut nahm Maria wahr, wie gelassen, wie akzeptierend, wie einfühlsam und wie kleinschrittig dieser Mann mit dem umging, was ihr gerade so schwer gefallen war auszusprechen. Es war, als würden sich jetzt die Rollen umkehren. Er sprach in einer annehmenden, nicht urteilenden Weise mit ihr, die ihr gut tat, und die ähnlich war, wie die Art, mit der sie sonst mit ihren Klienten sprach. Ein solches Gegenüber könnte ihr in diesem für sie so herausfordernden Thema, in dem sie es mit ihren  eigenen Schatten zu tun hatte, wahrscheinlich gut tun…

„Okay – das könnte ein guter Weg sein. Wir haben ja unsere Kontaktdaten und können das per Chat probieren…“ stimmte sie zu und konnte für den Rest des Tages nicht fassen, welchen Schritt sie getan hatte, und was dadurch möglicherweise an diesem Tag begonnen haben könnte…

Frank lächelte noch, als er schon lange wieder die Praxis verlassen hatte… Das Leben hatte ihn zu Maria geführt – ausgelöst durch das Gespräch zwischen ihr und ihrer Freundin, das er vor ein paar Tagen ungewollt mit angehört hatte.
Er war heute von ihr als freundliche, erfahrene Therapeutin begrüßt worden, die das Gespräch mit ihm auf empathische, gut strukturierte Weise geführt hatte. Und als leicht verlegene, etwas unsichere Frau, die sich mutig vorgewagt hatte, indem sie ihre sichere professionelle Ebene verlassen hatte, mit der er das Gespräch auf seine Weise ebenso einfühlsam fortgesetzt hatte, verließ er sie.
Welche Schritte würde das Leben wohl mit ihnen beiden vorhaben?

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90. Die Magie der Drucklosigkeit

Bei Joel: Eine entspannte Erfahrung

Joel, der im gemeinsamen Rollenspiel bereits seine Meisterrolle eingenommen hatte, saß hinter Mari auf der Couch, als sie sich vorsichtig nach hinten gleiten ließ. Sie spürte seine Hände erst an ihrem Rücken und dann anKissen ihrem Kopf. Sicher hatte er ihn in seine Hände genommen und dirigierte ihn behutsam so, dass sie auf einem weichen Kissen zu liegen kam, das sich in seinem Schoß befand. Mari lag nun auf dem Rücken  auf der Couch mit ihrem Kopf in seinen Händen.
Joel ermutigte sie:
„Schließe deine Augen und lass deinen Kopf ganz schwer werden, Mari, du brauchst jetzt keinen Muskel selbst zu halten. Ich halte deinen Kopf ganz sicher in meinen Händen.“ 

Mari folgte seinen Worten und gab Gewicht ab, ließ ihren Kopf tiefer in seine Hände hinein sinken. Ganz langsam drehte er ihn mal ein wenig nach links, mal ein wenig nach rechts – dann wieder in die Mittelposition. Ließ ihn tiefer in das Kissen hinein sinken, hob ihn wieder etwas höher.  

Mari begann die Situation zu genießen. Leise summte er Töne vor sich hin, die ihre Seele berührten…
Tiefer glitt sie in eine wundervolle Entspannung hinein. Leise drangen nun Worte an ihr Ohr…
„Alles ist gut, Mari…
alles in bester Ordnung…
du kannst einfach sein…
es gibt nichts zu tun…
nichts zu können…
nichts zu leisten…
nichts zu vollbringen…
nichts zu kontrollieren…
nichts zu wissen… 
nichts zu denken…
du kannst in aller Ruhe einfach sein…
Auch dein Atem fließt ganz von allein, so wie dein Körper es will…
Es atmet dich…
Das Leben trägt dich…
Meine Hände halten dich…
Du bist getragen… gehalten… vom Leben geliebt…
Du bist ganz sicher…
behütet…
geborgen…
beschützt…
gewollt…
genau so wie du bist…
Dessen kannst du dir ganz sicher sein…
Jetzt, hier und wo auch immer du bist.“

Mari atmete tief und nahm diese Worte in sich hinein.
Sie erinnerte sich nicht, sich jemals so geborgen gefühlt zu haben wie jetzt.

Alles Denken hörte auf, sie drehte sich zur Seite, und Joel nahm ihre Hand in seine.
„Was auch immer noch geschehen mag, Mari, denke daran, was du jetzt gerade fühlst:
Du bist in Ordnung und vom Leben gewollt, genau so wie du bist.“

Langsam strich er mit seiner anderen Hand über ihren Rücken, knete sanft ihren Nacken, strich ihr das Haar aus der Stirn und ließ seine Hand auf ihrem Kopf ein Weilchen ruhig liegen.

Nach einigen Minuten legte sie ihre Hand auf seine, nahm sie dann in ihre Hand und führte sie langsam zu ihrer Herzgegend, legte sie an den magischen Ort in der Mitte ihrer Brüste, während er sich langsam zu ihr hinab beugte, ihre Augen sich begegneten und ihre Blicke für einen Moment ineinander flossen in einem Gefühl grundloser, wortloser, Harmonie…

Mari legte ihre Arme um seinen Nacken, zog ihn langsam zu sich hinunter, bis ihre Lippen sich zart berührten. Joel veränderte seine Lage,  um sie fester in seine Arme ziehen zu können, und sie schmiegte sich an ihn. Beide schlossen ihre Augen und waren sich so nah wie noch nie bisher.
Ihr Atem, der an Tiefe gewann, fand in einen gemeinsamen Rhythmus. Für heute waren sie angekommen und ruhten sich miteinander aus.

„Immer mit der Ruhe“, flüsterte Joel, „für heute steigen wir aus unseren Rollen aus und bleiben miteinander noch in dieser schönen Energie. wir haben alle Zeit der Welt.“

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89. Anspannung und Entspannung zugleich – der Kopf wird frei

Bei Joel: Gedankenruhe

Mari war wie so oft gespannt, was Joel gleich mit ihr vor hatte. Sie hatten das Spiel bereits begonnen.

Mit verbundenen Augen hatte er sie mit den verschiedensten Koste-Häppchen überrascht, die sie sich auf der Zunge zergehen ließ.

Nun, als sie gesättigt war und immer noch auf der Kante der Couch saß, sagte Joel in seiner Rolle als Meister zu ihr: „Und jetzt, Mari, dreh dich auf der Sitzfläche der Couch um eine Viertel Drehung herum, und lass dich dann auf die ganze Länge der Liegefläche langsam hinab sinken. Leg dich hin, und entspann dich – so gut es dir möglich ist. Jetzt lasse ich dich gleich andere Erfahrungen kosten. Und auch das werden keine leberwurstähnlichen Erlebnisse sein. Wir wissen ja beide, dass du die nicht magst! Er schmunzelte Und, Mari… glaubst du mir das?“


Mari musste unwillkürlich lachen…
„Ja, ich glaub dir das, aber…“

„Kein Aber, Mari!“ Joel nahm ihre Hand und hielt sie mit sanftem Druck in seiner. „Sollte dir etwas unangenehm sein, sagst du es mir genau dann, wenn du es so empfindest, aber nicht vorher die Erfahrung zerreden…“

Mari nickte. Was würde nun kommen?

Joel berührte sie mit einem zitronig duftenden Wattebäuschchen ganz sanft an der Stirn. Sie atmete erleichtert aus, das fühlte sich einfach nur gut an.

Plötzlich schabte ein Bürstchen sacht an ihrem Unterarm, auch das war ganz okay.

Leicht erschrak sie sich, als er ihre Füße abwechselnd mit einem kühlen und einem warmen nassen Waschlappen berührte, nachdem er ihr davor die Socken ausgezogen hatte.

Danach schob er ihr das T-Shirt etwas höher und kitzelte sie kurz am Bauch und in der Rippengegend – erschrocken musste sie lachen.

Nach diesem kurzen Moment süßen Qual zog er das Shirt wieder hinunter und massierte sanft ihre Schultern. Welch Wohltat!

Dann fühlte sie für ein kleines Weilchen gar nichts, konnte auch nicht wahrnehmen, an welcher Stelle Joel sich nun befand. War er überhaupt noch da???
Leise fragte sie :“Joel…?“
Seine Stimme war näher als sie gedacht hatte, als er ihr antwortete : „Ich bin da Mari.“

Kurz darauf spürte sie seine warmen Hände angenehm ihre Arme hinauf und hinunter streichen.

Etwas später fuhr Joel mit einem winzig kleinen Auto an ihrem Schienbein entlang aufwärts.

Und so kamen die verschiedensten Sinneseindrücke, mal ganz sanft und zart, mal intensiver spürbar, aber immer so, wie es für sie noch an der Grenze des Angenehmen bis Neutralen war, wobei jedoch immer mal wieder ein paar kleine unerwartete Schreckmomente enthalten waren. Von Berührung zu Berührung schienen sich ihre Sinne zu schärfen, und sie war ganz präsent in jedem einzelnen Augenblick.

Wie gut tat es ihr doch, angeregt durch diese Vielfalt sinnlicher Erfahrungen, für eine kurze Zeit gänzlich aus ihrem sonstigen Gedankenkarussell auszusteigen…

Nahezu bewegungslos lag sie auf der Couch. In einer seltenen Mischung aus wacher Anspannung und Entspannung seufzte sie leise… Das war für Joel ein Zeichen, dass es ihr gut ging , und er freute sich darüber. Schließlich legte er sich zu ihr, nahm sie in seine Arme und streichelte sie dabei über den Rücken.
´Wie schön ist DAS denn?!´ dachte Mari und streichelte ihn auch sanft an den Stellen, die sie in diesem Moment gut erreichen konnte. Und während sie sich noch näher an ihn heran kuschelte, flüsterte er ihr ins Ohr: „Das Spiel ist vorbei, Mari. Wir können es uns aber gern noch weiter hier auf der Couch miteinander gut gehen lassen…“

„Sehr gerne“, gab sie leise zurück…

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85. Mari äußert eine Bitte

Eine Mail an Joel

Lieber Joel, 
da für mich manches leichter ist, schriftlich auszudrücken, möchte ich dich auf diesem Weg etwas fragen:

Unser Kennenlernen stand ja unter dem Stern des gegenseitigen Austausches, in dem ich die Funktion der Englischlehrerin für dich verkörpere und du für mich die Rolle des Meisters in den Spielen zum Thema Macht und Vertrauen.

Ich spüre, dass der „Meister“, den du für mich verkörperst, in unseren Spielen durch seine Machtrolle für mich stets mit mehr Distanz verbunden ist, als ich sie fühle, wenn wir uns davor  und danach als Joel und Mari begegnen, also so wie wir sind – ohne die vereinbarten Rollen als „Meister“ und „Schülerin“.

Einfach_mal_so

Manchmal frage ich mich, wie es wäre, mit dir ab und zu auch mal jenseits der Spiele zusammen zu sein und vielleicht auch manches zu erleben, was ich mit dir als „Meister“ bereits erlebt habe, (wie zum Beispiel das Zusammen-auf-der-Couch-liegen bei dem schönen Filmabend) oder vielleicht auch noch erleben werde… einfach mit dir als Joel, ganz ohne Regeln, ohne das leicht beängstigende Gefüge, das diese Machtrolle mit sich bringt, die du – und das möchte ich an dieser Stelle mal sagen – wirklich brillant verkörperst.

Also versteh mich richtig: Ich würde gern auch weiterhin dem Meister begegnen, der mir in seiner Machtposition viele Dinge verdeutlicht, die mir bisher nicht oder nur halb bewusst waren, und mich durch seine ganz besondere Art der Autorität an und manchmal auch über Grenzen und in Räume führt, die ich sonst nicht betreten hätte.
Aber zwischendurch würde ich mich gern auch mal mit dir ganz persönlich treffen mit der Frage, die mich bewegt, ob ich mit dir als ganzem Joe vielleicht mehr Nähe empfinden und zulassen könntel als innerhalb der Spiele.
Vielleicht mal so und mal so – wäre meine Idee…

Ich hoffe, diese Frage ist okay für dich? Sag mir  bitte ganz offen, was du dazu denkst – deine Antwort darauf, ob ja oder nein, wie du es auch immer siehst, respektiere ich selbstverständlich in jedem Falle, und ich hoffe, dass ich dir mit dieser Idee nicht zu nahe getreten bin, keine Grenze überschreite oder irgendwie befremdlich auf dich wirke. Ich habe ein Weilchen überlegt, ob ich die Mail so abschicke, fällt mir nicht so leicht, aber jetzt klicke ich auf 

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78. Ein Ostergeschenk

Bei Joel – die Herausforderung findet einen wohltuenden Ausklang

Joel hatte Mari mit zwei Osterkörbchen voller bunter Eier überrascht. In einem Körbchen gab es Eier, die mit einer Herausforderung verbunden waren, und im anderen waren Eier, die je ein Geschenk für sie beinhalteten.

Nachdem Mari mit Angst, aber auch langsam wachsendem Vertrauen durch eine herausfordernde, aber von Joel gut unterstützte Übung, in der ihr die Hände hinter dem Stuhl gefesselt worden sind, gegangen war, meinte er zu ihr: „So, wir haben noch eine zweite Runde!“
„Ach so??? Noch mal???“ fragte sie erstaunt. Dabei war sie doch gerade so erleichtert, dass sie ihre Fessel-Erfahrung, die diesmal deutlich fester war, als beim Mal davor, überstanden hatte.

Joel erinnerte sie lächelnd:
„Na… es gibt doch noch ein zweites Ei!“
„Ach ja! Mari fasste sich an den Kopf, und ihr Blick fiel auf das gelbe Osterei, das noch unausgewickelt auf dem Tisch lag. 
 „Aufmachen und vorlesen“, sagte er Augen zwinkernd.
Neugierig wickelt sie das gelbe Papier ab, strich es glatt und las vor: „Du darfst dir von mir etwas wünschen.“
Er strahlte sie an: „Ein Hauptgewinn!“

Fragend schaute sie ihn an. „Was für eine Art Wunsch darf ich denn äußern? „
„Ich würde sagen, bis auf Geld so ziemlich alles“, sagt er grinsend.
„Na das ist ja wirklich wie das große Los! “ bestätigt sie lächelnd
Er lachte. „Und? Was darf es sein?“
„Ich wünsche mir… Ich wünsche mir… eine Kopf-, Nacken-, und Schultermassage von dir.“
„Da hast du aber gleich richtig zugegriffen“, meinte er schmunzelnd. „Dann setz dich bitte auf den Stuhl…- oder….“
Joel überlegte… „Was würdest du davon halten, wenn ich dir die Massage am Ostersonntag gebe?“

Mari nickte. „Das ist eine gute Idee! Dann wartet auf mich zu Ostern etwas, worauf ich mich einfach nur freuen kann.“

„Genau!“ bestätigte Joel. „Heute haben wir ja schon einiges erlebt, und am Sonntag ist mehr Ruhe – auch innere Ruhe in dir. Damit ist das Spiel für heute beendet. Lass uns jetzt einfach noch ein bisschen gemütlich auf der Couch sitzen und Musik hören…“ So fand diese heftige Herausforderung einen ruhigen und harmonischen Ausklang.

********************************

Am Sonntag setzte sich Mari dann nach einem gemütlichen gemeinsamen Osterkaffee auf jenen Stuhl, auf dem sie zwei Tage vorher zu Karfreitag so schwierige Gefühle gehabt und bewältigt hatte.

„Gibt es heute einfach nur eine Massage von dir?“ wollte sie vorher wissen, „ohne… äh…“

Joel lächelte: „Ja, ohne…! Ohne irgendetwas, was sich für dich schwierig anfühlen könnte! Keinerlei Herausforderungen! Heute feiern wir Ostern und wollen es uns einfach nur gut gehen lassen. Das Spiel beginnt.“
Mit diesen Worten krempelte er sich seine Ärmel hoch und legte seine Hände sanft auf ihre Schultern.

„Ach ist das schön, deine Hände auf meinen Schultern zu spüren, und diesmal nicht dabei gefesselt zu sein“, freute sie sich.

Mit sanftem Druck begann er, ihr die Schultern zu massieren. Mari schloss die Augen und nahm diese angenehmen Berührungen dankbar war. Seine Hände kneteten und massierten wohltuend den hinteren Teil der Schulter. Dabei wanderten sie leicht hin und her.

Mari dachte dabei: Welch Geschenk! Ist das toll, dass jetzt etwas geschieht, das einfach nur schön ist, ohne mit irgendeiner Angst oder Herausforderung verbunden zu sein.

Seine Daumen massierten den Nackenansatz. Dort tat es ihr besonders gut. Sie spürte wie ihre Nackenmuskulatur langsam weicher wurde.
Er nahm wahr, wie sie reagierte und erhöhte ganz leicht den Druck so weit wie es noch angenehm war. Seine Finger massierten nun den Nacken. Dabei gab sie leise , wohlige Laute von sich. Oh, war das schön!
Die Finger strichen den Nacken auf und ab, und dadurch dass sie ihre Herausforderung ja schon seit Freitag hinter sich hatte, konnte sie diese Massage gerade ganz besonders genießen.

Nun ließ er seine Fingerspitzen über ihren Kopf gleiten und massierte sanft die Kopfhaut
Hmm, ist das schön… Der Kopf entspannte sich fühlbar unter den mit sanftem Druck langsam kreisenden Bewegungen seiner Finger, die auf diese Weise langsam über den ganzen Kopf wanderten.

Das fühlte sich an, als würde die Kopfhaut sich weiten und der ganze Druck, der sich vorhin angestaut hatte, durch alle Poren langsam und stetig nach außen fließen und in ihrem Kopf entstand eine wunderbare Leere. Ganz langsam reduzierte er den Druck, glitt immer langsamer durch die Haare, und schließlich löste er allmählich seine Finger von ihrer Kopfhaut, so sacht, dass sie noch ein Weilchen das Wohlgefühl seiner Massage spüren konnte.
Dann nahm er seine Hand ganz weg.

„Und? Wie war es?“ fragte er lächelnd.
„Das war wunder-, wunderschön, Joel, „ich danke dir! Und dadurch dass die Herausforderung schon vorbei war, konnte ich es besonders gut annehmen und genießen. „

„Weißt du, das waren in diesem Jahr ganz besondere Ostertage. Der Meister hat mich echt durch Berg und Tal geschickt zu Karfreitag und Ostersonntag.

„Ja, das waren zwei sehr unterschiedliche Überraschungen“, bestätigte Joel.

„Es wäre interessant, was in den anderen Überraschungen gewesen wäre. Darf ich die Zettel nun abwickeln?“ fragte Mari interessiert

„Nein!“ sagte er streng, aber lachend.
Sie grinste: „Ehrlich gesagt, das dachte ich mir auch schon!“

Dann wurde sie still und schaute nachdenklich auf die Osterkörbchen. „Diese beiden Erfahrungen passen irgendwie auch zu Ostern, überlegte sie… Das Fesseln, die Angst und die Bewegungslosigkeit zu Karfreitag – und die wunderschöne Massage war ein richtiges Ostergeschenk.“

Er lächelte: „Siehst du, am Ende wird immer alles gut. Frohe Ostern, Mari!“
Sie stand von ihrem Stuhl auf und umarmte ihn: „Frohe Ostern, Joel!“

Geschrieben von Raffael und Miriam

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Liebe lesende Gäste,
FROHE , MAGISCHE OSTERN mit wachsendem Mut und Vertrauen für alles Neue, was sich lebendig und gut anfühlt, wünschen euch von Herzen
Mari, Joel, Raffael und Miriam

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53. Einen Schritt weiter ins Vertrauen

Am Tag nach Weihnachten kommt Joel am Nachmittag Mari besuchen…

„Hallo Mari“, sagt er lächelnd, trat ein und zog sich seine Schuhe und Jacke aus.
„Tee und Plätzchen warten schon“, sagte Mari fröhlich. Sie freute sich auf ihn. Nach den entspannten Dezember-Wochen, in denen sie miteinander die Raumschiff-Geschichte gelesen hatten, die er für sie erdacht hatte, fühlt sie sich etwas unbefangener als davor.

„Das sieht bei dir immer alles so schön feierlich und gemütlich aus“, sagte er und setzte sich.



„Freut mich, dass es dir bei mir gefällt, Joel“, antwortete Mari lächelnd. „Diese Adventszeit war für mich eine ganz besondere durch deine Geschichte. Auch unsere Treffen, in denen du mir vorgelesen hast oder davon erzählt hast, empfand ich als so schön…“

„Das freut mich sehr“, antwortete er, nahm ein Plätzchen und sagte dabei leise: „Das Spiel beginnt.“ Dann in etwas anderer Stimmlage: „Ich würde gerne mit dir über die Geschichte reden, Mari.“

„Ja okay…“ antwortete sie abwartend.

„Wenn du so auf die Geschichte zurückblickst, welchen Eindruck hast du gehabt von der weiblichen Rolle?“ fragte er und schaute ihr in die Augen. Wie hat es sich für dich angefühlt? Wie sehr hast du mit ihr gefühlt?“ frage Joel nach.

„Also… Ich konnte mich gut in sie hinein versetzen, ihr Thematik ist mir ja nicht fremd. Und ich denke, das ist kein Zufall, oder?“ Sie sah Joel an und er zwinkerte ihr zu. „Manchmal tat sie mir leid, weil sie nicht mal weg gehen konnte, wenn sie es gewollt hätte, denn das Raumschiff konnte sie ja nicht verlassen. Also sie war nicht wie ich in einer von ihr selbstgewählten Situation von Macht und Kontrollabgabe, sondern sie hatte das Gefühl, zumindest am Anfang, völlig ausgeliefert zu sein. Da war es schön zu lesen, wie verständnisvoll und sanft ihr Meister mit ihr umgegangen ist.
Im Gegensatz zu Carina könnte ich das Ganze ja immer beenden, wenn ich es nicht mehr aushalten würde. Die arme Socke nicht. Das muss sich ziemlich heftig angefühlt haben – besonders am Anfang, bevor sie ihren Meister etwas besser einschätzen konnte. Ich habe sehr mit ihr gefühlt, habe mich manchmal richtig in der Geschichte drin gefühlt.“

„Das freut mich sehr“, lächelte Joel. „Gibt es etwas, das dich besonders gefangen genommen hat – etwas, das in deinem Kopf geblieben ist?“

„Naja, an zwei Stellen fand ich die Macht, oder soll ich besser sagen die Übermacht ganz besonders spürbar, das war einmal ganz am Anfang, als sie nach ihrer Flucht gefasst worden ist, bei ihm in seinem Haus war und schließlich ja keine andere Wahl hatte, als diese Reise mit ihm anzutreten.
Und dann die Situation, wo ihr Meister sie nicht aus dem Zimmer gelassen hat, und sie gezwungen hat, sich auf die Liege zu legen.“

„Wie war das für dich, als er sie dazu gezwungen hat?“ fragte Joel.

„Da waren einige Gefühle gleichzeitig in mir… Einerseits hatte ich ja genügend Distanz, um aus dem roten Faden, wie es bis dahin so lief, zu erkennen, das er ihr sicher nichts Böses wollte, und auch nichts Unkontrolliertes tun würde, mit dem er sie verletzen würde. Andererseits fühlte ich mit ihr mit, wie stark sie in ihrer Panik gefangen war, und hatte Mitgefühl mit ihr. Und dann gab es auch noch eine dritte Facette…“

„Eine Dritte Facette? Was war die dritte Facette?“

„Das fällt mir ein bisschen schwer, wie ich das beschreiben soll, vielleicht kann ich es als ein Gefühl von Faszination bezeichnen, etwas, was mich gleichzeitig angezogen hat und abgeschreckt hat… Und diese Gleichzeitigkeit hat sich irgendwie aufregend angefühlt, ja fast ein bisschen… erregend.“

„Oft liegt die Faszination ja in dem, was unmöglich zu sein scheint. Ramon hat in der Szene ja mehrfach gesagt, dass ihr nichts Schlimmes passieren wird, hast du ihm geglaubt?“

„Ja, ich als Leserin war mir sehr sicher, dass ihr wirklich nichts Schlimmes geschehen würde. Ich habe aber auch gespürt, dass sie das gar nicht glauben konnte, ja dass sie es nicht einmal wahrgenommen hat in ihrer Panik.“

„Und wie war es zu spüren, dass er sie nicht loslassen würde, dass er sie zwingen würde zu bleiben und sich hinzulegen?“

„Naja, da habe ich gedacht, wenn du das mit mir sobald am Anfang gemacht hättest, wie es für Carina war, das hätte ich wahrscheinlich als sehr schlimm empfunden. Aber seltsamerweise fand ich es innerhalb dieser Geschichte nicht so schlimm, diesen Widerspruch verstehe ich selbst nicht so richtig… Vielleicht weil ich mir von außen berachtet denken konnte, dass er ihr nicht wehtun wird… Ich glaube, deshalb fand ich es nicht nur „nicht schlimm“, sondern sogar spannend und aufregend.

„Weil du wusstest, er würde ihre Grenzen wahren. Ist das so richtig?“

„Ja, also genau wissen konnte ich es ja auch nicht, weil ich kannte ja die Geschichte noch nicht ganz, aber ich war mir irgendwie sehr sicher, dass er nicht über eine Grenze gehen würde, die für sie nicht stimmig gewesen wäre.
Obwohl er ja da schon über eine Grenze gegangen war, denn sie wollte ja aus der Situation raus gehen. Allerdings fand ich das – von außen betrachtet – irgendwie nicht so schlimm.“

„Ja, das Festhalten war sicher eine Grenzüberschreitung, aber eigentlich nur eine kleine, um etwas anderes vorzubereiten. Doch da war ja nicht klar, wie weit es gehen würde. Er war ja eindeutig stärker als sie und hätte mit ihr alles mögliche machen können. Wie war das Gefühl dieses Ausgeliefert-seins für dich?“

„Ich konnte ja spüren, das sie einem Mann, der es gut mit ihr meinte, ausgeliefert war – und das hat sich… ehrlich gesagt… sogar irgendwie… gut angefühlt,“ gab Mari etwas zögernd zu.
„Also aus ihrer Position hat sich das in diesem Moment sicherlich nicht gut angefühlt, aber aus meiner Position hatte das irgendwie etwas, ja fast irgendwie Schönes…“

Joel schaute sie nachdenklich an… „Diese Gefühl ausgeliefert und doch etwas behütet zu sein?“ fragte er schließlich.

Mari nickte: „Da hast du es genau auf den Punkt gebracht! Ja, diese Gleichzeitigkeit von Zwang und Güte – die hat was! Er hat ja auch während dessen immer wieder freundlich mit ihr geredet, das habe ich als Zuhörerin ja wahrgenommen, aber sie konnte es nicht wahrnehmen, weil sie so gefangen war in ihrer Angst.“

„Und diese Gleichzeitigkeit hatte etwas Faszinierendes?“

„Hm ja… Stimmt.“

„Kannst du sagen, was faszinierend daran ist?“

„Das merke ich immer mal wieder, dass… wenn zwei Gegensätze gleichzeitig da sind, und einer davon hat etwas mit Güte oder Liebe zu tun, irgendetwas in mir klingelt und sich berührt fühlt.
Es gibt ja den Ausspruch: jemanden zu seinem Glück zwingen. Und wenn wir hier die Fußmassage als Glück betrachten, weil sie ihr ja gut getan hat und ihre Kopfschmerzen gelindert hat, dann war dieser Zwang ja für etwas Gutes da und fühlt sich deshalb irgendwie stark an.“

„Ja, es hatte vielleicht etwas damit zu tun, jemandem zu seinem Glück zu zwingen. Allerdings… könnte es manchmal nicht auch darum gehen, einfach Macht zu spüren, das Gefühl zu fühlen, dass jemand Macht über einen anderen hat…“

„Hmm…also… ein starker Mann hat die Macht über sie, und das hat sich deshalb gut angefühlt, weil ich mir ziemlich sicher war, dass diese Macht nicht für etwas Böses, im Gegenteil für etwas Heilendes genutzt wird.“

„…Und das Gefühl, dass jemand Macht über sie hatte… das war faszinierend?“

„Ja, das fand ich faszinierend, aber das würde ich nur so empfinden, solange wie nichts Böses geschieht, nichts Schlimmes… Zu wissen, er ist ihr so überlegen in seiner Kraft, dass er alles mit ihr machen könnte, was er will, aber das nicht zu etwas ausnutzt, was ihr nicht gut tut, das finde ich ziemlich spannend.“

„Wie wäre es, wenn ich diese Macht über dich hätte, Mari?“

„Huuuh… Du stellst ja Fragen… Da sind wir plötzlich von der Geschichte bei uns gelandet!
Naja, ich glaube, du bist mir körperlich tatsächlich ziemlich überlegen…“

„Ja, das würde ich sagen. Wenn es darauf ankäme, könnte ich dich körperlich überwältigen.“

„Willst du mir jetzt Angst machen? Also bisher hatte ich immer den Eindruck, dass du diese Macht nicht einsetzt, also diese körperliche Überlegenheit…“

„Nein, du weißt, dass ich das nie zu deinem Schaden einsetzen würde – also keinesfalls, wenn es nicht okay wäre. Aber vielleicht reizt es dich ja, auch dieses Gefühl der Machtlosigkeit zu erleben – in dem Wissen, dass dir mit mir nichts Schlimmes passieren wird…?“

Mari überlegte… „Hm. Na ja… Da ist schon ein bisschen was Wahres dran… Dieses Gefühl der Machtlosigkeit ist so seltsam doppelt, es reizt mich irgendwie die Vorstellung, das körperlich zu spüren… Gleichzeitig ist aber auch eine große Angst davor da, wie wir ja in der Situation, in der du mich gefesselt hast gesehen hatten.“

„Nun, das wäre natürlich eine Frage des Vertrauens. Du müsstest viel Kontrolle abgeben und darauf vertrauen, dass ich trotz Überwältigung die Regeln einhalte.“

„Ui, das fühlt sich spannend und unmöglich gleichzeitig an, faszinierend und beängstigend zugleich… Ich weiß nicht, ob ich in dem Moment noch vertrauen könnte, Carina konnte es ja nicht, aber sie kannte ihren Meister auch noch nicht so lange, wie ich dich bereits kenne.“

„Ja, das ist schwer vorherzusehen. Wie sehr würde es dich reizen?“

„Hmm…“ Mari spürte schon bei der Frage, wie eine Aufregung, in ihr aufstieg, die sich spannend und leicht bedrohlich gleichzeitig anfühlte. „Irgendetwas reizt mich schon, herauszufinden, wie das wäre… wie stark ich in Panik geraten würde… oder ob ich schon ein Stück mehr vertrauen könnte. Ich weiß es wirklich nicht, wie das in der Realität sich anfühlen würde…“

„Es ist die Frage, ob du mir genug vertraust, um es mir zu erlauben.“

„Um dir was genau zu erlauben?“

Joel schaute sie ernst und gleichzeitig freundlich an. „Dich zu überwältigen, Mari… dich einmal zu etwas zwingen, selbstverständlich zu etwas, was du annehmen kannst.“

„Und was das ist, wozu du mich überwältigst, das entscheidest du? Ohne mein Wissen?“

„Ja genau, sonst wäre es ja keine Überwältigung.“

„Also ausgeschlossen müssten körperliche Schmerzen sein und sexuelle Übergriffe! Könntest du mir das versprechen?“

„Nun, ich würde nicht weiter gehen, als etwas, dass wir beide bereits miteinander erlebt haben.“ antwortete Joel sofort. „Und körperliche Schmerzen schließe ich definitiv aus.“

„Würde ich die Sicherheit der roten Ampel dann trotzdem weiterhin haben? Also würdest du aufhören wenn ich sagen würde Ampel rot?“

„Ja, wenn du „Rot!“ sagen würdest, würde ich sofort aufhören! Diese Regel bleibt immer bestehen.

„Hmm .. ich weiß nicht warum und ob es richtig ist, aber es zieht mich dahin zu sagen: Ja, ich bin einverstanden, ich gebe dir diese Erlaubnis.“

„Das würde bedeuten, dass ich dann, wenn ich es will, dich überwältigen darf, und etwas mit dir machen darf, was wie besprochen keine Schmerzen beinhaltet und nichts Schlimmes„. Joel lächelte unmerklich beim letzten Worten.

„Und ohne dass du mir vorher Bescheid sagst?“

„Ja ganz genau! Sonst wäre es keine Überwältigung.“

„Ich müsste also darauf vertrauen, dass du einschätzen kannst, was für mich etwas Schlimmes ist…“

„Ja das stimmt! Und genau aus diesem Grund, bleibt die Regel der roten Ampel bestehen.“

Mari wurde für einen Moment still und lauschte in sich hinein. Dann schaute sie ihn an und sagte: „Auch wenn das sich ziemlich doppelt anfühlt: Okay, ich sage ja.“

„Ich finde, es fühlt sich toll an, und ich danke dir sehr für das Vertrauen, dass du mir damit entgegenbringst, Mari!“

„Für mich fühlt es sich gleichzeitig etwas beängstigend und andererseits auch irgendwie toll an, und die Anziehung überwiegt, deshalb habe ich ja gesagt. Und ja, das ist wirklich viel Vertrauen was ich dir damit entgegen bringe.“

„Oh ja, und das fühlt sich für mich sehr anregend an, wenn ich dir das so sagen darf. Ich danke dir, für dein Vertrauen.“

„Würdest du mich mal umarmen?“

„Aber gerne“, antwortet er lächelnd und umarmte sie ganz fest. Nachdem beide ein Weilchen diese Umarmung genossen haben, flüsterte er ihr ins Ohr: „Das Spiel ist vorbei.“

„O Joel, ich glaube, mit dieser Erlaubnis ist jetzt etwas Neues in unsere Spiele hinein gekommen…“

„Oh ja, du hast heute einen riesigen Schritt gemacht in Bezug auf das Vertrauen und das Abgeben der Kontrolle. Ich bin sehr stolz auf dich!“ Er drückt sie nochmals eng an sich.

Und ich werde mir etwas einfallen lassen, um dich gelegentlich zu deinem Wohl zu überwältigen… lächelte er.

Geschrieben von Rafael und Miriam

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47. Die Seile (1)

 Bei Joel – ein beängstigender Anblick

Als Mari heute zum verabredeten Rollenspiel zu Joel kam, fühlte sie sich etwas entspannter als bisher. Dieses Gefühl sollte allerdings nicht so lange anhalten… Als sie bei ihm klingelte, öffnete er  ihr die Tür, und bat sie, schon mal ins Wohnzimmer zu gehen und es sich noch einen Moment gemütlich zu machen. Als Mari sich auf die Couch setzte, fiel ihr Blick auf einige Seile, die neben dem Sessel lagen. Zunächst war sie nur verwundert, dann… blitzartig kam ihr eine äußerst beängstigende Vorstellung: Wenn die Seile da lagen, ja dann sollten sie wohl auch verwendet werden…

Zum Spiel der Dominanz gehören ja oft auch Fesselspiele. Um Gottes willen, das wär ja entsetzlich! Das mache ich nicht mit! Das hätte er zumindest mit mir absprechen müssen. Nein, das halte ich nicht aus! Nichts wie weg hier, so lange ich noch weg kann! So tobten ihre Gedanken.

Ganz gefangen in diese Vorstellung, dass sie gefesselt werden sollte, verließ sie fluchtartig die Wohnung. 

„Moment, Mari!“ rief Joel ihr nach. Sie war allerdings schon im Treppenhaus und hörte ihn nicht mehr. Als er aus der Küche kam, sah er ihren Schatten gerade noch so aus der Tür verschwinden. Er zögerte einen Moment, versuchte zu verstehen, was gerade passiert war, doch konnte nichts erkennen. Schnell schnappte er sich seine Jacke und lief Mari nach.

Sie stand unten vor dem Haus, musste sich erst einmal sammeln, weil das Herz so klopfte und ihr schwindelig war. 

Joel stürmte aus dem Haus, „Mari“, rief er und lief  hinter ihr her.  „Mari, warte doch – was ist passiert? Wo willst du hin?“  Ein kleines Stück war er noch hinter ihr. Sie erschrak und lief noch schneller. Damit hatte sie nicht gerechnet, dass er hinter ihr herkam. Sie versuchte, noch schneller zu laufen, die Panik, die sie überfallen hatte, trieb sie an.

Doch Joel war schneller und hielt sie an der Schulter fest. „Mari, warte! Sag mir wenigstens, was passiert ist, wenn du schon gehen willst. Ich finde, das ist das mindeste!“ sagte er nicht ganz leise zu ihr.
Außer Atem und mit vor Schreck geweiteten Augen sah sie ihn an, schaute wieder weg, und spürte auch Empörung. Starr und stumm stand sie vor ihm. Dieser Anblick zeigte ihm, dass irgendetwas sie sehr erschüttert haben musste.

Dadurch ruhiger geworden sagte er zu ihr: „Bitte, du kannst sofort gehen, aber sage mir doch wenigstens, was geschehen ist, Mari – mehr nicht – nur, was geschehen ist.“ Seine Stimme klang nun deutlich bittend. Diese andere Stimmlage ließ sie einen Schritt in die Realität hinein finden und ihr bisher schon vertrautes Gefühl zu Joel ein wenig hervor schimmern, aber sie war immer noch nicht in der Lage, Worte zu finden, fühlte sich wie ein Karpfen auf dem Trockenen, der nach Luft schnappt.

Joel versuchte noch einmal, etwas über diese seltsame Situation von ihr zu erfahren: „Mari, du darfst natürlich jederzeit gehen, das ist dein gutes Recht, aber bitte, ich möchte nur verstehen, was passiert ist, dass du dich so plötzlich dazu entschieden hast. Ich würde mich freuen, wenn du es mir sagen würdest, bitte!“

„Ich mache da nicht mit,“ brachte sie heraus, „du hättest mich wenigstens fragen können, irgendwie vorwarnen, vorbereiten, aber nein… auch dann hätte ich das nicht gekonnt. Nein,  ich mache da nicht mit!“

Völlig verwundert antwortete Joel: „Okay, das akzeptiere ich – wirklich! Wir hatten immer gesagt, dass du jederzeit nein sagen kannst, aber…“ er holte tief Luft, „aber warum so plötzlich? Ich war doch in der Küche, und es geschah doch heute noch gar nichts!?“

„Na du hast doch schon alles vorbereitet! Die Seile lagen ja da schon im Wohnzimmer… Da brauchte ich ja nur noch eins und eins zusammenzuzählen. Gerade in so einer Situation hättest du mich vielleicht besser nicht alleine in das Zimmer geschickt, aber andererseits – vielleicht war es doch gut so… Sonst hätte ich ja auch nicht weggehen können. Vielleicht hast du mir diese Option ja bewusst offen gelassen…“

Joel sah sie fassungslos an und versuchte, seine Gedanken zu sortieren. „Ich… also… es klingt vielleicht komisch, aber ich weiß nicht, wovon du redest… Ich hatte nichts vorbereitet…“ sagte er völlig irritiert, „bitte, ich verstehe das nicht. Was denn für Seile?“

Unwirsch antwortete Mari: „Willst du mich jetzt für dumm verkaufen? Warum stellst du dich so unwissend? Erst legst du Seile ins Wohnzimmer, schön angeordnet neben dem Sessel, und dann sagst du, du wüsstest es nicht?! Was treibst du für ein Spiel mit mir? Bisher hast du wenigstens über alles mit mir offen geredet, und jetzt dieses seltsame Herausreden…“

Joel sah sie immer noch fragend an, und versuchte verzweifelt nachzudenken, doch die angespannte Situation auf der Straße war nicht gerade hilfreich dafür. Dann fiel der Groschen: „Oh mein Gott“, rief er und schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn…“

Übermorgen gibt es die Fortsetzung

Geschrieben von Rafael und Miriam

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39 Heftige schmerzliche Wut – und nun? (Teil 2)

 Bei Joel – Ein klärendes Gespräch 

Nachdem Mari aufgrund einer Fehlinterpretation von Joels Worten in heftige, ungerechtfertigte Wut geraten war, und ihren Meister ungerecht angebrüllt hatte, ihm Dinge an den Kopf warf, die absolut unwahr waren, stand sie, nachdem sich das Missverständnis aufgeklärt hatte, beschämt und erschöpft vor ihm. Er war noch immer in der Rolle des Meisters, da er noch nicht dazu gekommen war, das Spiel zu beenden und es jetzt auch für besser hielt, in dieser Rolle, die auch ihm Halt gab, zu bleiben.

„Ich konnte einfach nicht mehr klar denken“, flüsterte sie.

„Setz dich bitte, Mari“, sagte er, setzte sich selbst direkt ihr gegenüber und schaute sie forschend an.

Sie fühlte sich erbärmlich, total verunsichert, was sie jetzt sagen oder tun könnte.
„Ich bitte dich um Verzeihung, Meister, es war wie ein Selbstläufer in mir! Ich konnte nicht mehr klar denken, es schien für mich alles so eindeutig…“ brachte sie endlich leise heraus.

„Mari, lass uns jetzt noch einmal über das Missverständnis reden, damit du dir ganz sicher sein kannst, dass es in dem Gespräch, was du von nebenan gehört hast, nicht um dich ging. Kannst du mir nun glauben, dass ich über das, was wir beide miteinander erleben, nichts erzählt habe und erzählen werde? Ist das jetzt ganz klar? Und vor allem ist mir wichtig, dass ich dich nicht rauswerfen würde! Was auch geschieht, das würde ich nie tun!“

Stumm saß Mari auf dem Sofa, unfähig, irgendetwas zu sagen.

„Darf ich deine Hand nehmen Mari?“

Maris Hände zitterten, sie nickte und schaute nach unten. Leise antwortete sie: „Ich glaube dir , dass du nicht über mich geredet hast, es tut mir so leid… Bei der Wut, die ich hatte, könnte ich verstehen dass du jetzt keinen Lust mehr hast, mit mir noch…“

„Mari, wie kannst du das denken? Wie kannst du denken, dass ich so nachtragend sein könnte? Ich möchte dich doch auch nicht verlieren – und ganz sicher nicht wegen eines Missverständnisses!“

Mari fühlte sich von seinen versöhnlichen Worten so berührt, dass sie nun gänzlich ihre Fassung verlor. Sie bebte am ganzen Körper. „Ich meine… nicht nur wegen des Missverständnisses, sondern weil ich so heftig geworden bin… könnte ich echt verstehen, wenn du…“

Er unterbrach sie: „Darf ich dich in den Arm nehmen, Mari?“

„Oh, so gerne“, antwortete sie.
Er setzte sich dicht neben sie und nahm sie fest in seine Arme, um ihr Halt und Sicherheit zu vermitteln.

Dadurch öffneten sich ihre Schleusen noch mehr und Tränen rollten über ihre Wangen. Wie überraschend und erleichternd war das denn?!!  Diese freundliche Annahme in ihrem Gefühlschaos tat so gut, und fühlte sich gleichzeitig so beschämend an. Sie versuchte vergeblich, ihre Fassung zu bewahren.

Er redete ihr leise zu: „Mari, lass sie raus… die ganze Wut und Anspannung von eben… Es ist alles gut! Ich werde unseren Kontakt nicht wegen irgendwelcher Konflikte plötzlich beenden – niemals! Auch mir ist unser ganz besonderes Miteinander sehr wichtig!“

Diese Worte berührten ihr Herz und ganz viel alten Schmerz. Sie konnte es nicht fassen, dass sie trotz ihrer starken Wut nicht aufs heftigste kritisiert und niedergemacht, sondern sogar liebevoll festgehalten wurde, dass ihr so warme Worte geschenkt wurden… ja, dass er ihr nichts nachtragen wollte, obwohl sie sich so unmöglich verhalten hatte… dass er gar nicht so geredet und nicht mal gedacht hatte über sie, wie es sich angehört hatte aus dem Nebenzimmer…
Das tat einerseits unendlich gut, und ließ sie andererseits spüren, wie klein sie sich fühlte, wie sehr es ihr an Selbstwertgefühl mangelte.

Joel drückte sie fest an sich. „Ich verstehe, dass du wütend geworden bist, wenn du gedacht hast, dass ich über dich geredet hätte, aber glaube mir, so war es nicht und so etwas wird nicht geschehen! Ich achte dich sehr, Mari, und du bist mir wichtig! Bitte glaube mir das!“ 

„Das fällt mir ein bisschen schwer, weil ich mich oft so unzulänglich fühle, und jetzt ganz besonders. Aber du sagst es, und ich will dir das so gerne glauben“, antwortete sie leise.

„Mari, jedem kann einmal etwas zu viel werden, jeder kann einmal die Beherrschung verlieren. Das ist für mich kein Grund, um mit jemandem zu brechen, erst recht nicht, ohne die Situation zu klären und zu schauen, ob es nicht doch gut weitergehen kann. Und ich würde gerne mit dir weitergehen. Wie steht es mit dir, Mari?“

„Ich würde gerne auch den Weg mit dir weiter gehen, wenn es mir doch nur gelingen würde, dass ich… wenn ich doch leichter vertrauen könnte…“

„Aber es gelingt dir doch zunehmend besser,“ sagte er lächelnd.

„Und dann falle ich immer mal wieder so zurück wie heute“, entgegnete sie unglücklich. „Ich scheitere doch beim kleinsten Anlass!“

„Der Anlass vorhin war aus deiner Perspektive nicht klein. Und scheitern würdest du nur, wenn du nach einem Ausrutscher nicht wieder aufstehen und es erneut versuchen würdest. Mari, was meinst du, magst du es weiter versuchen, nach jedem kleinen Absturz wieder aufzustehen und weiterzugehen? Ich bin an deiner Seite und reiche dir die Hand – jedes Mal auf´s Neue! Versprochen!“

„Ja“, antwortete sie entschlossen, „ich will es wieder versuchen, immer wieder!“

„Das ist das wichtigste! Das ist das aller wichtigste, Mari!“

„Ich habe nur Angst, dass es irgendwann wieder passiert, dass irgendetwas meine Verletztheit und die Wut, die daraus manchmal entsteht, so empfindlich berührt, dass ich eventuell wieder die Beherrschung verlieren könnte…“

„Ja, das könnte durchaus geschehen. Und dann werden wir damit umgehen. Du hast vorhin geschrien, weil du empört warst, weil du wütend warst und  auch Angst hattest. Das ist menschlich und darf passieren – erst recht in solch einem geschützten Raum, wie wir ihn uns hier erschaffen haben. Es ist auch gut, diese Gefühle raus zu lassen, aber bitte, brich den Kontakt nicht ab! Geh nie weg, ohne dass wir über das, was dich aus der Fassung gebracht hat, gesprochen haben.“

„Ich werde versuchen, es immer in Erinnerung zu behalten!“

„Und ja… Vielleicht wirst du erneut die Beherrschung verlieren. Das kann jedem passieren, wenn man an seine Grenzen kommt, aber ich hoffe, du wirst mir dann immer noch so zugewandt sein, dass wir darüber reden können.“

„Ja, das will ich. Ich möchte, dass es mir gelingt, dass ich immer noch mit dir reden kann, was auch passiert, Joel. Ich will es wirklich! Ich hätte jetzt den Kontakt fast abgebrochen, und das tut mir sehr, sehr leid – wirklich! Ich hoffe, dass das nie mehr passiert, aber sicher versprechen kann ich dir das nicht. Doch ich will meine ganze Kraft dafür aufwenden.“

„Dann werden wir das auch schaffen Mari! Sicher, es kann immer viel passieren, gerade bei dem doch für dich recht herausfordernden Weg, den wir gemeinsam gehen. Daher möchte ich als, quasi als Ausgleich für heute, dein Wort, dass du es versuchen wirst, mir zumindest immer die Chance zu geben, mit dir zu sprechen, bevor du dein endgültiges Urteil fällst. Zumindest wünsche ich mir, dass du es immer versuchen willst.“

„Ja, darauf gebe ich dir mein Wort, ich werde es mit aller Kraft versuchen, auch wenn etwas noch so sehr brennt und weh tut, will ich versuchen, mit dir zu sprechen und in Kontakt zu bleiben!“

„Das freut mich sehr, und ich verspreche dir, dass ich dich in allem unterstütze, so gut ich es kann, auch und gerade, wenn es wackelt in dir, damit wir noch sehr viele Schritte gemeinsam gehen könne, okay Mari?“

„Danke für dieses Versprechen! Und danke nochmal, dass du den Kontakt nicht abbrechen willst, obwohl ich so heftig gewesen bin.“

„Mari ich sichere die meine… Vertrauenswürdigkeit und meine Zugewandtheit zu – auch in heftigen Momenten. Ich möchte sehr gerne die begonnene Reise mit dir fortsetzen. Bist du auch dazu bereit?“
„Ja, ich möchte die begonnene Reise mit dir fortsetzen, und ich danke dir für diese Zusicherungen.“

„Dann freue ich mich auf unsere nächsten Treffen und bin gespannt, wie es weiter geht“, lächelte Joel. „Das Spiel ist für heute beendet“, fügte er leise hinzu.

Mari sah Joel an. „Ich danke auch dir, Joel.“

„Und nicht nur der Meister, auch ich möchte gerne, dass unsere gemeinsam begonnene Reise weitergeht“, sagte er und drückte sie sanft an sich.

Erleichtert kuschelte sie sich an ihn, erschöpft und froh, dass nun doch alles zu einem guten Abschluss gefunden hatte.

„Das war ziemlich heftig, und ich bin froh, dass wir das miteinander klären konnten, Mari“, sagte er leise.

„Ja, Joel, ich auch! Es tut mir so leid, dass ich so wütend geworden bin, es tut mir so unendlich leid…“

„Alles gut! Wichtig ist doch nur, dass wir das Missverständnis klären konnten. Und dass dich das wütend gemacht hatte, ist ja verständlich.“

„Ich habe richtig Angst vor morgen früh, wenn ich aufwache, und die Erinnerung dann da ist, was ich hier verzapft habe. Ich danke dir für dein Verständnis, Joel, und hoffe, dass du und der Meister… also dass ihr das morgen nicht bereuen werdet.“

„Nein, das werden wir sicher nicht, und wenn du morgen früh tatsächlich ein schwieriges Gefühl hast, dann ruf mich einfach an, damit wir uns beide versichern können, dass wir auch weiterhin diesen Weg weiter gehen wollen, okay?“

Zaghaft lächelte Mari ihn an. „Das ist eine schöne Idee, ein liebes Angebot! Ich will das auf jeden Fall! Das spüre ich jetzt noch deutlicher als vorher. Ich danke euch beiden, dir und dem Meister, der du ja auch bist.“  😉

„Das freut mich Mari! Weißt du, ich glaube, dass solche Momente eben auch dazu gehören, und ich bin froh, dass wir das heute gut bewältigt haben.“ 

„Ich bin auch so froh darüber! Gut, dass du die Nerven behalten konntest!“

„Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass etwas passiert sein könnte, dass uns so plötzlich auseinander bringt.“

„Na ja, du hast halt ein großes Stück mehr Vertrauen und Kraft als ich. Und das bewundere ich an dir, Joel!“ 

„Letztlich entscheidet immer die Summe an Kraft und Vertrauen, die wir beide gemeinsam aufbringen. Und ich glaube, zusammen haben wir genug davon, dass es uns gelingt, auch solche Situationen wie vorhin gemeinsam gut zu überstehen.“

Mari lächelte, und dachte dabei: Er findet immer wieder wunderbare und entlastende Worte.

„Ja, das möchte ich auch glauben,“ antwortete sie, „und heute war es ja so – wenn du auch wesentlich mehr davon eingebracht hattest als ich.“

„Nun, an anderen Tagen musstest du deutlich mehr Vertrauen einbringen, Mari. Das gleicht sich aus, denke ich“,  sagte er und drückte sie noch einmal an sich.

Ja, das stimmt eigentlich, dachte Mari erfreut und drückt ihn auch noch einmal. 

Dieses Kapitel wurde gemeinsam geschrieben von Rafael und Miriam.

Zum nächsten Kapitel: –> 40. Nach der großen Wut – 4 Fragen

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34. Eine heilende Übung (4) – Das innere Kind erhält Hilfe

 

Bei Joel: Mari hilft ihrem inneren Kind

Nach einem langen Gespräch, das Mari in ihrer inneren Welt mit ihrer alten Sportlehrerin führte, das Vergebung und Veränderung zur Folge hatte,  nahm Joel, der für sie wieder einmal die Meisterrolle verkörperte, sie an die Hand, und beide gingen gemeinsam auf die andere Seite der alten Turnhalle ihrer Kindheit. Dort stand das kleine Linchen, das verschüchterte Kind, das Mari damals war.

Joel empfahl ihr: „Nun geh zu deiner Kleinen und sag ihr, dass sie ab sofort keine Angst mehr haben muss!“

Sie folgte seinem Impuls gern und sagte zu ihr: „Mein liebes kleines Mädchen, du brauchst jetzt keine Angst mehr haben! Frau Schmidt tut dir nichts mehr, und wenn du willst kannst du jetzt mit mir kommen, ich bin deine große Mari, die die du geworden bist viele Jahre später, und wenn du willst kannst du sofort aus dem Sportunterricht aussteigen und mit mir mitkommen in die Zeit, die für dich noch Zukunft ist. Dann machen wir es uns schön, willst du? 

Nachdenklich meinte Linchen:“Ja schon, aber… wir können doch die Mutti nicht alleine lassen in der alten Zeit.“
Einen Moment überlegte Mari, dann kam ihr eine Idee: „Weißt du was, mein Schatz, der Teil von dir, der jetzt ganz voller Kraft und Mut geworden ist, kann in der alten Zeit bleiben, und einen lebendigen schönen Sportunterricht bei der inzwischen gütigen Frau Schmidt miterleben, die nie mehr ihre Schüler quält, sondern ihnen hilft und ihnen Mut macht. Und ein anderer Teil von dir, der Gefühlsbereich, der noch ängstlich und schüchtern ist, kann mit mir kommen in meine Gegenwart, was hältst du davon?“

Das fand Linchen toll! Plötzlich stand ihre Mutti an der Tür von der Turnhalle und holte das nun stark gewordene, mutige Linchen ab, die ihr ganz happy von dem erzählte, was gerade geschehen war, während das  kleine ängstliche Linchen von Mari liebevoll umarmt wurde. Sie würde sich gut um ihren kleinen  ängstlichen Gefühlsteil kümmern, versprach sie sich selbst und Linchen.

Dann trug sie ihr inneres Kind zurück in die Zeit, in der sie jetzt lebte.  Linchen hatte ihren Kopf ganz fest an die Schulter ihrer großen Mari gedrückt und wurde von ihr sicher und liebevoll  gehalten. Joel beobachtete Mari dabei und bemerkte, wie ihre Augen ganz feucht wurden. 

„Wie geht es dir, Mari? fragte er leise:

„Ich bin so berührt, das fühlt sich so gut und so wahr an gerade…“, antwortete sie ihm mit geschlossenen Augen.

„Mari, atme noch einmal die Kraft der Wiese, der Sonne, des Waldes und des Wassers ein. Du warst sehr, sehr stark gerade! Nun wird sich das kleine ängstliche Linchen ganz geborgen bei dir fühlen, und dadurch wirst du dich auch insgesamt verändern. Du wirst dir mehr zutrauen und dich neuen Herausforderungen und Abenteuern leichter zuwenden können – und du wirst kraftvoller für dich eintreten können!“

Mari atmete tief und hatte einen Arm um ihren Oberkörper gelegt, worin sie in ihrer Vorstellung das kleine Linchen trug. So lief sie, begleitet von ihrem Meister, durch den Wald und über die Wiese ihrer inneren Landschaft.

„Nun stehen wir zu dritt auf der Wiese Mari, nimm noch einmal die Kraft die von ihr ausgeht tief in dich hinein.“ 

Mari nahm noch einige tiefe Atemzüge.

Joel sprach weiter: „Spüre das Gewicht des kleinen Linchen in deinem Arm und fühle die neu gewonnene Kraft, die deine alte Sportlehrerin dir hat zufließen lassen.“

Mari nickte. Ja, sie fühlte sich herrlich gestärkt nach dieser langen inneren Reise.

„Und bist du bereit, dich jetzt zurück zu bewegen in deine aktuelle Zeit?
Bereit, ins JETZT zu gehen Mari? Bereit diese Übung zu beenden?“

Mari nickte lächelnd

„Dann behalte dein Linchen  im Arm. Nimm ein paar tiefe Atemzüge und atme dich ins JETZT hinein. Du bist mit ihr zurück, wenn du deine Augen öffnest.“

Mari nahm noch einige tiefe Atemzüge und öffnete ihre Augen. Ihr Meister saß nahe bei ihr – ihr direkt gegenüber. Seine Hand lag noch immer entspannt auf ihrer Hand.  
Erstaunt sah sie ihn an.

„Ganz entspannt weiter atmen, Mari, willkommen zurück!“ sagte er leise.

Sie nickte, noch ganz bewegt von all dem, was sie eben erlebt hatte.  „Danke, vielen Dank, Meister!“

„Wo ist das kleine Linchen jetzt?“

„Sie sitzt noch auf meinem Schoß.“

„Dann nimm sie fest in deine Arme,“ sagt der Meister und nahm seine Hand langsam weg.

Mari drückt das fiktive Linchen mit beiden Armen liebevoll an ihr Herz.

„Nun stell dir vor, wie die Energie von Linchen in dich hinein fließt und ihr eins werdet. Wann immer du mit Linchen reden willst oder etwas mit ihr unternehmen, kommt sie wieder einzeln  als dein kindlicher Teil in dein Bewusstsein,“ erklärte ihr Joel.

Das gelang Mari leicht.

„Du hast dieses Übung mit einer unglaublichen Kraft ausgeführt und etwas ganz Wertvolles in das Hier und Jetzt zurück geholt,“ erklärte er ihr anerkennend. „Wie geht es dir jetzt, Mari?“

„Ich bin so sehr dankbar, dass du diese Reise mit mir gemacht hast. Ich fühle mich erschöpft, aber auch stark. Vielen vielen Dank, Meister, und entschuldige bitte, dass ich vorher diese Übung nicht machen wollte, weil ich nicht wusste, worum es ging. Da wäre mir echt was verloren gegangen, wenn ich sie nicht gemacht hätte. Ich hätte dir viel mehr vertrauen sollen!“

Es ist schön, dass du das nun so siehst, Mari, darüber freue ich mich.“ Joel lächelte.
„Erinnerst du dich, dass du noch einen Fehler von vorhin auszugleichen hast? Möchtest du das tun?“

„Ach ja, daran hatte ich gar nicht mehr gedacht…“ Erschrocken zuckte Mari zusammen, sagte aber entschlossen: „Ja, Meister, ich bin bereit, den Fehler auszugleichen.“

„Gut Mari! Ich möchte, dass du in den nächsten Tagen für Linchen ein kleines Willkommensgeschenk besorgst oder es selbst machst. Wirst du das tun?“

Marie entspannte sich wieder: „Das will ich gerne tun, so gerne! Danke für diese wunderbare Strafe!“

„Das Spiel ist vorbei“, sagte der Meister lächelnd.

Geschrieben von Rafael und Miriam

Zum nächsten Kapitel: –> 35. Annehmen, was ist – der Nährboden für neue zarte Vertrauenspflänzchen

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22. Mari entdeckt ihren „inneren Meister“

Spaziergang mit einer zentralen Frage

„Guten Abend, Mari“, Joel trat lächelnd ein, blieb aber anders als bisher im Flur stehen.

„Grüß dich, Joel, komm doch rein!“  Mari spürte wieder dieses Gefühlsgemisch aus Freude und Aufregung, so wie es meistens  war, wenn die beiden sich trafen.

„Heute würde ich gern einen kleinen Spaziergang mit dir machen, okay?“

„Ja, klar, können wir machen…“ antwortete Mari verwundert. 
„Äh – gehe ich mit dir als Joel oder als dem Meister spazieren?“ fragte sie etwas verunsichert.

Joel lachte und gab die Frage zurück. „Mit wem würdest du denn gern spazieren gehen?“

„Mit dir, Joel!“ kam prompt die Antwort, während Mari sich Jacke und Handtasche schnappte.

Unten angelegt, nahm er ihre Hand und führte sie in Richtung des nahegelegenen Parks.

„Hier ist es schön ruhig,“ meinte er, und sie freute sich über diesen besonderen Auftakt ihrer heutigen Begegnung. 

„Weißt du noch, Joel, hier sind wir vor etlichen Wochen auch spazieren gegangen, als wir uns kennengelernt haben…“

„Ja, daran erinnere ich mich noch sehr gut, Mari“, antwortete er nachdenklich. „Ich habe nicht ganz ohne Grund diesen Weg eingeschlagen für unseren kleinen Spaziergang…“

Gespannt und nun etwas unruhig geworden schaute Mari ihn von der Seite an und wartete darauf, dass er weiter sprach.

„Es war ja ein ganz besonderer Deal, den wir miteinander besprochen hatten…“

Mari wurde nervös… Was würde jetzt kommen? Der Deal war Englisch-Unterricht gegen Lektionen in Selbsterfahrung und Vertrauen… So fasste sie es kurz für sich zusammen.

Dear teacher, do you think that I am a good student by learning the English language?“ brachte Joel+ langsam heraus.

„O yes, Joel, you are a very good and hardworking student in learning the english language“ bestätigte sie, lächelnd den kleinen Fehler korrigierend.

„Ich freue mich jedes Mal, wenn ich wieder etwas mehr bei dir gelernt habe,“ erklärte Joel. „Hab vielen Dank, dass du mir das möglich gemacht hast, denn wie du ja weißt, hatte ich in den Jahren davor schon mehrere Anläufe gemacht, die Sprache zu lernen und es hat nie geklappt. Du bist echt eine super Lehrerin! Nur deiner Geduld und deiner speziellen Lehrmethoden habe ich es zu verdanken, dass ich nun den Einstieg ins Englische geschafft habe.“

Mari schaute ihn nachdenklich an. Er hatte in der kurzen Zeit viel gelernt – und konnte sich auf die Schulter klopfen. Dass er mit ihr als Lehrerin zufrieden war, freute sie.
Aber was war umgekehrt…? Dass sie als Lehrerin einiges in Gang bringen kann – ja, das wurde ihr schon oft signalisiert und dessen war sie sich inzwischen dankbar bewusst. Aber in der Rolle der Schülerin? Da empfand sie sich mit Abstand als nicht so gut wie Joel als Schüler…
Sie wurde traurig…. Ja, es war ihr gelungen, etwas Vertrauen zu fassen zu Joel und sogar auch zu dem „Meister“, dessen Rolle er für sie in ihren besonderen Spielen verkörperte… Aber das war noch sehr wackelig, und sie stürzte immer wieder einmal in heftige Ängste. Dabei war das, was hinter ihr lag noch vergleichsweise harmlos im Vergleich zu dem, was sie noch vor sich hatte. 

Ich hätte inzwischen mehr schaffen sollen… mich mehr zusammen nehmen müssen… lockerer werden… mir mehr Mühe geben…  Ich hätte ihm meine vielen Ängste vielleicht nicht so deutlich zeigen sollen… Aber – anders geht es doch gar nicht – gerade nicht auf diesem Weg, in dieser Thematik… jedenfalls nicht für mich… Deshalb habe ich mich ja auf diesen Weg begeben…

„Mari, was geht in dir vor? Du wirkst plötzlich weit weg – und… irgendwie niedergeschlagen.“ fragte Joel. „Ich dachte, es wäre gut, dir zwischendurch mal ein Feedback zu geben und habe heute morgen sogar Tante Google gefragt, wie ich das in Englisch hervor bringen könnte!“
Etwas schelmisch lächelten seine Augen, doch war auch die Betroffenheit über ihr Befinden deutlich spürbar.

„Na ja…“, druckste Mari herum, „ach, Joel… Du bist ein wunderbarer Schüler! Trotz deiner anfänglichen Hemmungen im Lernen dieser Sprache bist du schon so weit gekommen in der kurzen Zeit! Und ich… ich bin ja in unseren Spielen auch eine Art Schülerin…“

„Ja,“ bestätigte Joel, „ich würde sagen, du bist eine Schülerin im Fach „Vertrauen“ – was meinst du dazu?“

„Hmm, das trifft es wohl genau. Und ich habe längst nicht so viele Fortschritte gemacht wie du. Ich schäme mich meiner Ängste, die immer wieder so häufig und so heftig aufflackern und es dir und mir oft so schwer machen. Eben dachte ich darüber nach, wie unangenehm sich das wohl für dich anfühlen mag… Ich könnte verstehen, wenn du keine Lust mehr hast, mit mir diesen Deal weiter zu verfolgen… Vielleicht ist es ja das, was du mir sagen willst auf diesem Spaziergang?!“

Joel blieb stehen, drehte sich so zu Mari, dass sich beide gegenüber standen, und sah ihr in die Augen.
„Nein, Mari, das ist es keinesfalls, weshalb ich dieses Gespräch mit dir begonnen habe. 
Und es ist keinesfalls wahr, dass du so wenig Fortschritte gemacht hast!
Und selbst wenn es stimmen würde, wäre es für mich überhaupt kein Grund, abzubrechen. Im Gegenteil, ich würde nach neuen Möglichkeiten und Chancen suchen… aber…
und Jetzt kommt das große „Aber“…

Mari senkte den Kopf.

„Schau mich bitte an, Mari,“ bat er sie freundlich, „aber es funktioniert nur, wenn du es weiterhin willst – und dir dessen bewusst bist, dass du es bist, die letztendlich all das selbst möchte, was dir so oft wie eine große Hürde erscheint. Und diese Frage ist es, die ich dir heute stellen wollte. Sei sicher, ich möchte dich weiter auf diesem Weg führen, begleiten, unterstützen, annehmen und wenn nötig auch trösten, wenn die Gefühle mal wieder aus dem Ruder laufen. Es ist mir jedoch wichtig, dass dir immer bewusst bleibt, oder – wenn du es zwischenzeitlich vergisst, dass dir immer wieder bewusst wird, dass ich die Dinge – besonders wenn ich in der Meisterrolle bin – tue, weil du mir den Auftrag dazu gegeben hast.“

Mari schaute ihm forschend in die Augen… Ja, es ist wahr, was er sagt, dachte sie. Er meint wirklich, was er sagt. Er will es! Und ich? Wie sieht es in mir aus unter all diesen schwierigen Gefühlen? Was will ich? Was will ich wirklich?

Trau dich!  hörte und fühlte sie eine klare Stimme in sich. War das eine innere Ratgeber-Stimme? So etwas wie ihr „innerer Meister“?
Ja, ein guter Begriff, flüsterte es in ihr. Du kannst mich alles fragen! Gern kannst du mich als deinen „inneren Meister“ bezeichnen. Das passt!

Joel zog sie auf eine Bank und sagte zu ihr: „Wir haben inzwischen einiges miteinander erlebt . Mein Eindruck ist, dass dein Vertrauen sowohl zu mir als auch zu der Meisterrolle, die ich verkörpere, ein schönes Stück gewachsen ist. Wir haben dazu Rituale und Vertrauensübungen gemacht, und du kannst inzwischen einiges mehr annehmen als am Anfang. Weißt du noch, wie du bei unserem ersten Treffen bei mir aus der Wohnung gerannt bist…?“

Beide lachten. Es stimmte, sie hatten schon einiges miteinander erlebt und durchgestanden.

„Und nun ist die Frage, Mari, willst du weiter gehen? Du hattest mir anfangs gesagt, dass du mit  einem Mann gern auch auf der erotischen Ebene angstfreier als bisher umgehen würdest. Wenn wir uns künftig auch an dieses Thema, das ja bisher von mir kaum berührt wurde, heran tasten wollen, muss dir bewusst sein, dass du es willst, damit die Voraussetzung gegeben ist, dass du dich von mir weder als Joel noch als Meister bedrängt oder gar benutzt fühlst. 
Und diese Frage ist es, die ich dir heute stellen möchte und stellen muss. 

Gilt dein Auftrag an mich immer noch? Willst du mit mir in welcher Rolle und in welcher Weise auch immer diesen Weg der Vertrauensübungen und Machtspiele weiter gehen, der ja irgendwann dann, so wie du es dir gewünscht hast, auch ins Land der Erotik führen wird?

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7. Machtabgabe – ein kostbares Geschenk

Bei einem Spaziergang am Sonntag nach dem ersten Treffen

„Warum soll ich eigentlich die Wohnung nicht aufräumen und putzen bevor wir uns bei mir treffen?“ fragte Mari, als beide sich spontan zu einem kleinen Spaziergang am Sonntag nach dem ersten Spiel verabredet hatten und mal wieder gemeinsam auf der Parkbank saßen.

„Das beschäftigt dich also immer noch…“ schmunzelte Joel, der ihr zum Spielpartner geworden war und in dem für sie kniffligen Thema „Angst vor der Nähe mit Männern“ für sie eine Meisterrolle verkörperte. Im Gegenzug gab sie ihm Englisch-Unterricht.

„Okay, von mir bekommst du jetzt die Antwort darauf, nachdem ich sie dir gestern als dein Meister verschwiegen habe. Das tat ich übrigens nicht, weil ich nicht will, dass du den Grund verstehst, sondern weil es im Spiel nicht zu deiner Rolle passt, den Meister nach Gründen seiner Anordnungen zu fragen.“

„Ja , das habe ich inzwischen kapiert,“ entgegnete Mari.

„Es geht mir darum, dass du nichts vor mir verbergen musst. Ich will dich und deine Wohnung sehen so wie du bist, so wie du lebst – genau so wie es ist, wenn ich nicht bei dir zu Besuch bin und du dich ganz unbefangen zuhause aufhältst.
Diese Natürlichkeit darf mit der Zeit wachsen und damit die Sicherheit, dass du dich niemals schämen musst, auch dann nicht, wenn etwas unperfekt, unordentlich, oder sonst wie ist, wie du glaubst, es sei nicht komplett in Ordnung.
Ich möchte, dass die Nervosität, das Überlegen, was du tun müsstest, damit ich zufrieden mit dir bin, immer mehr verfliegt, dass deine alte eingebrannte Angst, stets etwas falsch machen zu können, langsam zur Ruhe kommt.

Denn weißt du Mari… ich, der Joel, und ich als dein Meister, wir mögen dich beide sehr – nicht wegen bestimmter Eigenschaften, sondern einfach weil du du bist! Ich mag die Seite an dir, die klug, stark und freundlich ist, z.B. wenn du in der Rolle der Englisch-Lehrerin bist und mir die Scheu vor dieser Sprache nimmst, und genauso mag ich die Seite an dir, die nervös, ängstlich und angespannt ist, wenn sie in Gegenwart ihres Meisters in der Schüler-Rolle ist.
Und ich mag die Mari, die jenseits aller Rollen mit mir zusammen sitzt, und ihren ganzen Mut auffährt, um mir so offen von sich zu erzählen. Du bist in all deiner Zartheit so stark, Mari!
Ich achte dich sehr – in all deinen Facetten und Farbtönen – wenn du errötest, wenn du blass wirst, wenn du entspannt und locker aussiehst, in bunter Kleidung oder in Jogginghose und weitem Schlabber-T-Shirt – in allem… und sicher auch nackt!“

„Ui,.. kein leichtes Thema!“ Mari blickte verlegen auf die Wiese vor der Bank.

„Ich weiß, antwortete Joel, schau, wir haben Zeit… so viel Zeit wie du brauchst, Mari.“

„Ich fühle mich oft so unsicher dir gegenüber,“ bekannte sie verlegen.

„Und allein diese Offenheit, mir das zu erzählen,“ zeigt deine innere Stärke, die hinter den anderen Gefühlen steht, die dich zum Teil so belasten,“ antwortete Joel darauf mit warmer Stimme.

„Du hattest mir vor drei Wochen von deiner Idee erzählt, verschiedene Rollen füreinander einzunehmen, jetzt sind wir schon dabei, die zu verwirklichen – und das finde ich einen spannenden, interessanten Weg! Ich schätze deine Kreativität und deinen Mut sehr, diesen Stein ins Rollen gebracht zu haben. Mal sehen, wo er mit uns hin rollt…
Es bereitet mir jedenfalls ein wunderbares Gefühl, für dich diese machtvolle Rolle verkörpern zu dürfen, denn in dieser Weise habe ich mich noch nie in meiner Macht und gleichzeitig in der Liebe gefühlt.
Nur weil du mir in diesen Spielen die Macht gibst, Mari, kann ich sie so deutlich verkörpern und dadurch selbst fühlen. Damit machst du mir ein großes Geschenk. Ich glaube, du weißt gar nicht, wie viel du mir damit auch gibst. Und ich will mit dieser kostbaren Gabe sehr achtsam umgehen, Mari, das verspreche ich dir!“

Ganz behutsam nahm er ihre Hand in seine, drückte sie kurz und bekräftigte das eben Gesagte mit diesem Händedruck.

Und Mari erwiderte den Händedruck.

„Joel…“

„Ja?“

„Ich mag dich auch.“

–> zu Kapitel 8. Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne

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2. Ein verletztes Vögelchen braucht eine sichere und behutsame Hand…

Mehr von Mari´s Fantasien:
Hilflos
sein und dabei getröstet, ermutigt und liebevoll berührt werden…

Hand in Hand gingen Mari und Joel durch den Park, während sie über das sprachen, was sie gemeinsam vorhatten.

„Bitte beschreib doch mal, was du dir von mir in meiner Rolle wünschst, Mari. Je mehr ich davon weiß, umso leichter wird es für uns beide, das zu verwirklichen, was dir gut tut in diesem sensiblen Thema.“

Mari überlege… wie sollte sie beginnen?
„Es sind ja immer nur Fragmente, Ausschnitte, kleine Szenen, kurze Sätze, die in mir aufploppen…“

„Na ja, ich will auch nicht, dass du mir ein ausgearbeitetes Drehbuch auftischst,“ lachte er. „Dann wäre ja auch keine Spannung mehr da. Die Gestaltung des Ablaufs unserer Sessions überlässt du ruhig mir. Regie ist schließlich meine Aufgabe in dem Spiel.
Wenn ich dich richtig verstanden habe, geht es dir ja gerade darum, die Erfahrung zu machen, dich gut aufgehoben zu fühlen, wenn du NICHT weißt, was kommt, wenn eine anfängliche Ungewissheit dein Adrenalin ins Fließen bringt und du dann erlebst, dass dir nichts Schlimmes geschieht. Habe ich dich so richtig verstanden?“

„Besser hätte ich es nicht formulieren können,“ bestätigte Mari. „Du hast gut zugehört.“

„Zuhören ist die Voraussetzung für Verständnis,“ gab Joel zurück, und es ist mein Anliegen, dich so gut wie möglich verstehen zu können, damit ich dich da abholen kann, wo du dich aufhältst in deiner inneren Landschaft.“
Seine Worte berührten Mari, und sie schaute ihm kurz in die Augen.
Joel hatte eine Idee: Also pass auf, wir machen jetzt ein Interview. Du antwortest möglichst spontan und sagst das, was dir gerade einfällt, ohne lange nachzudenken, okay?“

„Okay!“

„Wonach sehnst du dich?“

„Nach innigen Umarmungen, nach dem Gefühl, gehalten zu sein in allen Gefühlen, die gerade da sind, und mich sicher zu fühlen… Und dass meine Ups and Downs okay sind, auch dann, wenn ich weinen muss.“

„Deine Tränen sind mir jederzeit willkommen – ich werde für genügend Taschentücher sorgen, okay? Ernsthaft Mari: Es ist für mich vollkommen in Ordnung, wenn du weinst. Alles was aus dir kommt, darf da sein. Anders ginge solch ein Weg, den wir vorhaben, gar nicht. Und ich möchte dich darin auffangen können, dir Trost und Sicherheit geben, wenn es soweit ist. Deshalb meine nächste Frage: Was tut dir gut, was tröstet dich, wenn du dich aufgewühlt und ängstlich fühlst. Was hilft dir, wenn du weinst?“

„Wenn jemand meine Hand nimmt und sagt: Alles okay. Alles darf sein. Mach dir keine Sorgen – alles ist gut.
Berührungen, die besonders in solchen Situationen eindeutig
nicht erotisch sind, die einfach nur gut tun und in meiner Seele ankommen…“

„Verstehe – wie wenn ein Vogel verletzt ist… das zitternde, flatternde Vögelchen braucht dann eine sanfte Hand, in der es sich gewärmt, gehalten und gut aufgehoben, aber nicht festgehalten fühlt…“

Mari konnte nur nicken, so berührt war sie von dem Gedankenbild, das er eben entworfen hatte.

„Auf welche Weise hast du in deinen Fantasien schon Machtlosigkeit und Kontrollabgabe erlebt?“

„Na ja… zum Beispiel durch Augen-Verbinden. Viel Macht hat auch die Stimme, die ich dann immer in mir höre. Sie ist bestimmend, wirkt manchmal unnachgiebig, ist es aber nicht wirklich. Dadurch, dass mir jemand sagt: Du tust jetzt gar nichts, außer das, was ich dir sage!
Wenn ich mich dann darauf einlasse, macht es mir auch ein ganz warmes Gefühl, wenn diese Stimme mir so etwas sagt wie: Das machst du gut, Mari. Ja, so ist es prima. Und wenn etwas nicht geht, zu hören: Das macht überhaupt nichts – alles gut!
Manchmal stelle ich mir auch vor… gefesselt zu werden. Dies aber in wohlwollender, achtsamer Weise, ohne dass es weh tut – immer begleitet von dieser Stimme, die freundlich, aber bestimmt und in solchen Situationen auch ermutigend mit mir spricht. Stille könnte ich dabei nicht aushalten.“

„Hmm, verstehe… Das Fesseln…zum Beispiel mit Seidentüchern?“

„Ja… und nicht zu fest, aber so, dass ich es spüre und mich eingeschränkt fühle in meiner Beweglichkeit. Dabei geschieht dann aber immer irgendetwas Angenehmes, um die Angst, die dabei unweigerlich hochkommt, leichter erträglich zu machen. Und seltsamerweise entsteht durch diese dann gemilderte Angst eine Art Erregung in mir. Die wird durch bestimmende, aber freundliche Worte verstärkt. Das Gefühl, gut aufgehoben zu sein, aber keine Möglichkeit zu haben, selbst auf das Geschehen Einfluss zu nehmen – das macht ganz viel mit mir. Aber ob das auch real geht, weiß ich nicht, das findet bisher nur in meiner Fantasiewelt statt.“

„Ich glaub, ich verstehe dich. Du willst wehrlos gemacht werden und dabei gleichzeitig getröstet, ermutigt, gelobt und in jeglicher Weise gut behandelt werden, ja?“

„Ja, so ungefähr, und ich weiß gar nicht warum ich so seltsam ticke…“

„Das ist jetzt auch vollkommen egal. Wichtig ist, was du fühlst dabei… was dich bewegt… was immer wieder auftaucht in dir… und wie wir das in für dich gute Erlebnisse umsetzen können. Warum… Wieso… fragt der Kopf. Das bringt nichts. Es ist so, und hat sicher Ursachen. Die sind jetzt nebensächlich, lass uns auf das konzentrieren, was du erleben willst, und besonders auf das, was du brauchst, um dich darin aufhalten zu können, damit du mir nicht gleich weg rennst oder alles abbrichst, wenn die ersten Gefühle von Angst und Hilflosigkeit entstehen. Ich bin ziemlich sicher, dass es nicht viel braucht bei dir, um das auszulösen – die stehen ja schon lange Schlange in deinem Inneren und warten darauf, dass die Tür sich öffnet und sie ins Leben kommen dürfen. Und dann ist es wichtig, dass ich dich halten kann, Mari. Denn wir wollen ja beide nicht, dass die Angst gleich so mächtig wird, dass sie die zaghaft geöffnete Tür gleich wieder zuschlägt.“

„Mir ist jetzt schon ganz flau im Magen,“ bekannte Mari.

„Komm, hier ist ne Bank, setzen wir uns hin,“ schlug Joel vor. „Darf ich dir ein bisschen die Schultern massieren?“

„Ui – das ist ja ein tolles Angebot, das nehme ich gern an.“

„Und hier im Park bist du ziemlich sicher, wenn ich dich das erste Mal berühre. Hier laufen immer mal Leute entlang und könnten dich retten, wenn ich dir was antun würde,“ scherzte Joel. „Aber, Flachs beiseite, spür einfach mal hin, wie sich meine Hände für dich anfühlen.“

So bekam Mari ihre erste Massage auf einer Parkbank – und konnte sie genießen.
Ihre Schulter- und Nackenmuskeln waren hoch erfreut – und sie konnte sich tatsächlich entspannen. „Hier kann ja kaum was Schlimmes geschehen“ meinten ihre kleinen Angststimmen, wurden ganz ruhig und legten sich für ein Weilchen schlafen.

Zum nächsten Kapitel: 3 – Bei dir oder bei mir?

 

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