Bei Maria – ein Jahreswechsel mit einem besonderen Brief
Maria und Frank hatten Mari eingeladen, mit ihnen gemeinsam das neue Jahr zu betreten. Nachdem sie zu dritt lecker gegessen hatten und nun bei Kerzenschein gemütlich in Marias Wohnzimmer saßen, sagte Frank lächelnd zu Mari: „Ich habe eine Überraschung für dich…“ Erstaunt sah sie ihn an. „Aha…?“ Er zog einen Briefumschlag hervor und sagte dazu: „Bevor ich dir das übergebe, sollst du wissen, dass ich jemanden kenne, der jemand kennt, dem du sehr am Herzen liegt, der dir aber zur Zeit nicht schreiben kann – weder per Handy, noch per Post.
Maris Herz begann schneller zu schlagen.
Frank nickte ihr zu: „Ja, ich glaube, du vermutest es schon richtig: Dieser Brief hier ist von Joel, und es war ein ganz besonderer Zufall, dass es ihm gelungen ist, ihn dir über den Umweg unseres gemeinsamen Bekannten zukommen zu lassen.“ Mit diesen Worten überreichte Frank ihr den kostbaren Brief. Maria, die neben ihr auf der Couch saß, legte ihren Arm um die Schulter ihrer aufgeregten Freundin. „Möchtest du ihn allein öffnen, dann gehen wir ins Nebenzimmer, oder tut es dir gut, wenn wir hier sind?“ Maria bat darum, einen Moment damit allein sein zu können. Verständnisvoll antwortete Maria ihr: „Wir sind nebenan, ruf einfach oder komm rüber, wenn du soweit bist…“
Aufgeregt öffnete Mari den Brief ihres ihr im letzten Jahr so vertraut gewordenen und seit Monaten abwesenden Freundes Joel, der in gemeinsamen Rollenspielen für sie vor einiger Zeit schon oft die Rolle eines Meisters übernommen hatte und las:
Geliebte Mari, du hast dich sicher schon mehrmals gefragt, warum ich so plötzlich verschwunden bin und dir nur so kurz „Auf Wiedersehen“ sagen konnte. Ich darf es dir noch immer nicht erklären, es hängt mit meinem Beruf und meiner leitenden Funktion darin zusammen. Mehr darf ich dir nicht mitteilen. Doch schon lange suche ich nach einem Weg, dir zumindest so viel sagen zu können, dass es für mich selbst überraschend kam, wie schnell ich plötzlich gebraucht wurde und abreisen musste. Wir hatten ja nie darüber gesprochen, was ich beruflich tue, und ich war froh, dass du das Gespräch darüber auch nie gesucht hattest. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass es so wie es dann gekommen war, so plötzlich und ohne dich darauf vorbereiten zu können, nicht hätte sein müssen.
Ein gutes Jahr sind wir gemeinsam einen sehr persönlichen Weg gegangen, der immer vertrauensvoller wurde, wofür ich mich nochmals von ganzem Herzen bei dir bedanken möchte. Ich kenne dich denke ich soweit, dass ich weiß, dass dir dieser plötzliche Abschied nicht nur Abschiedsschmerz, sondern auch einige offene Fragen, die dich wahrscheinlich gequält haben, mit sich gebracht haben, was ich zutiefst bedaure. Glaub mir bitte, ich war darüber auch sehr traurig, doch es ging nicht anders. Das wichtigste, was mir am Herzen liegt, dir zu sagen ist dies: Bitte sei dir ganz sicher, dass mir jede Stunde, die wir gemeinsam hatten, jedes Wort und jede Berührung sehr, sehr wertvoll war und ist. Du hast mir so viel von dir geschenkt, so viel Mut, soviel Vertrauen, so viel Offenheit… und das gerade in deiner besonderen Verletzlichkeit. Du bist ein Schatz, den ich immer in meinem Herzen tragen werde. Und es hat absolut und ganz sicher gar nichts mit dir zu tun, dass unser gemeinsamer Weg so abrupt auseinander geführt hat. Mir ist bewusst, dass es gerade nach unserer gemeinsamen Reise für dich so ausgesehen haben muss, als hätte ich das schon vorher so angelegt… Dem war aber nicht so. Das war tatsächlich eine Art „Zufall“, oder sagen wir besser: Es war eben so im kosmischen Zeitplan bestimmt. Und ist es nicht schön, dass das Leben uns kurz vor dem von uns beiden noch nicht gewussten Abschied so wundervolle Erlebnisse geschenkt hat? Ich hoffe und wünsche mir sehr, dass es mir mit diesem Brief gelingen möge, in deine Traurigkeit und in die mit meiner Abreise sicher verbundenen schmerzlichen Vermutungen und Fragen wenigstens ein wenig Licht und Linderung hinein zu bringen zu können.
Wenn ich könnte, würde ich mich verdoppeln, und der eine Teil von mir würde gewissenhaft in meiner aktuellen Funktion beruflich weiter das tun, was hier zu tun ist, während der andere Teil in deiner Nähe weilen würde und gern weiterhin mit dir Zeit und Raum hätte für unsere Spiele und Rituale, unsere Berührungen und Reflexionen… und die so wunderbaren Umarmungen, die wir beide so genossen haben. Weil ich das mit dem Verdoppeln aber noch nicht kann, bleibt es uns nur, das im Geiste zu tun – und ich weiß: DAS KÖNNEN WIR!!!
Ich weiß nicht, ob und wann ich wiederkehren werde, liebe Mari. Deshalb ist es mir ein Anliegen, dir zu sagen: Wenn du jemanden finden solltest, mit dem du gefühlsmäßige Nähe und körperliche Nähe fühlen magst, dann tu das bitte! Erlaube dir zu tun, was immer sich gut anfühlt, und wisse, dass ich darüber sehr froh wäre! Ich könnte mir vorstellen, unser gemeinsamer Weg hat dir vielleicht manches ein wenig leichter gemacht für die nächsten Schritte mit einem anderen Freund oder Partner… Das würde ich mir jedenfalls sehr wünschen – und ich traue es dir zu, mutig deinen Weg weiter zu gehen.
Für´s neue Jahr wünsche ich dir ein dickes Kuschelkissen an Selbstliebe, einen riesen Sack an stärkenden Gedanken, wunderbare berührende Begegnungen, Menschen, mit denen du dich wohl und geborgen fühlst (und ich glaube, Maria und Frank gehören auf jeden Fall dazu) und in allem den tiefen Frieden, der unabhängig ist von allem , was im Äußeren geschieht.
Uns bewegt sicher beide die Frage: Ob wir uns wohl (bald) wieder sehen… Ich weiß es leider nicht, Mari. Es wird so kommen, wie das Leben es will. Vielleicht ist es mir möglich, früher wieder zurück zu kommen, als es jetzt aussieht, dann sei sicher: Mein Weg wird mich sofort zu dir führen, wenigstens für eine Umarmung und die Worte: „Ich bin wieder im Lande!“ Sollte es dann für dich noch passen, werden wir noch viel Schönes, Spannendes und Berührendes miteinander erleben. Solltest du bis dahin jemanden gefunden haben, mit dem du dich in intimer Weise wohl fühlst, werde ich einfach ein guter Freund für dich sein, ein Gesprächspartner, falls du das dann noch willst…
Und bis es so weit ist, bin ich dein sich dir innig verbunden fühlender guter Freund, der in Gedanken bei dir ist – Joel
Es war Joel gelungen, mit diesem Brief Ruhe in Maris immer wieder einmal auftretenden Fragen und Unsicherheiten über den Grund seiner plötzlichen Abreise einkehren zu lassen. Bewegt feierte sie mit Maria und Frank diesen Jahresausklang und ging mit dem Gedanken ins neue Jahr:
Ich vertraue dem Leben. So wie es kommt, so ist es gut. Meine tiefste Hingabe gilt dem, was das Leben mir an Geschenken bringt. Ich weiß: Es bringt nie nichts!
Und ein kleines Liedchen entstand in ihr: „Leben, ich vertrau DIR, DU meinst es gut mit mir. Und ich baue auf die Liebe überall und jetzt und hier!“
Lieber Gast hier, zusammen mit Mari, Joel, Maria und Frank wünsche ich uns allen für´s neue Jahr: ein dickes Kuschelkissen an Selbstliebe, einen riesen Sack an stärkenden Gedanken, wunderbare berührende Begegnungen, Menschen, mit denen wir uns wohl und geborgen fühlen und in allem den tiefen Frieden, der unabhängig ist von allem, was im Äußeren geschieht.
Der innere Meister flüstert Mari und allen, die es sonst noch hören wollen zu:
Du bist stets in unsichtbarer Verbindung mit vielen Wesen. Alle sind deine menschlichen Geschwisterkinder. So bist du nie allein. Du bist Teil der Menschheits-Familie. Und ICH, der Geist der Liebe, bin der „Klebstoff“, der euch alle verbindet.
Der innere Meister flüstert Mari und allen, die es sonst noch hören wollen zu:
Nichts geschieht ohne MEINE unsichtbare Hand, die dich hält, die dich trägt, die dich führt.
Wenn du daran denkst, spürst du einen sanften Impuls in deiner linken oder rechten Hand an jeder einzelnen Wegkreuzung, in jeder deiner kleinen oder großen Entscheidungen, die du täglich zu treffen hast.
Nachts: Mari schreibt in ihrem Tagebuch mit IAM, ihrem inneren Meister
Nachdem Joel sich vor einigen Tagen plötzlich und unerwartet von Mari verabschiedet hatte, weil er beruflich dringend für längere Zeit weg musste, konnte sie abends schwer einschlafen. Es fiel ihr schwer, diese unvorhergesehene Wendung in ihrem Leben zu verarbeiten. Szenen von vergangene Erlebnissen mit Joel und Gesprächsfetzen tanzten ungerufen immer mal wieder durch ihren Kopf. Die Frage, warum das mit so einem totalen Kontaktabbruch einher ging, schmerzte sie. Sie wollte loslassen, aber die sehr persönlichen und besonderen Erfahrungen des vergangenen Jahres bewegten sie ungerufen immer wieder. Sie verstand nicht, warum dieser Abschied so plötzlich gekommen war, und in solch einer umfassenden Weise ohne jegliche Kontaktmöglichkeit… Ja, auf der äußeren Ebene hatte es wie er erklärt hatte, unvorhersehbar schnell eine Notwendigkeit gegeben, dass er weg musste – aber was ihr Lebensdrehbuch, ihr Schicksal anbelangte… musste dieses schnelle plötzliche Ende ja einen Sinn haben. Vielleicht würde sie wieder mehr Ruhe finden, wenn sie darüber etwas erfahren könnte.
So nahm sie ihr Tagebuch hervor, schloss für einen Moment die Augen und wandte sich nach innen, ihrem inneren Licht zu… Schließlich begann sie zu schreiben:
Hallo, DU – mein innerer Meister – mein inneres Licht – mein tiefstes ICH BIN…
Yeah , yes – I AM ! Hallo, meine liebe Mari! Wie schön, dass du dich an mich wendest!
Du weißt ja, dass Joel plötzlich abgesaust ist… Warum so plötzlich? Was hat das für einen Sinn?
Es ist an der Zeit ein neues Kapitel in deinem Lebensbuch zu beginnen. Aber bevor wir darüber weiter reden… komm, mein Schatz, setz dich erst einmal in meinen Lichtschoß und tanke auf. Schließ mal deine Augen und fühle meine Liebe, spüre das Licht, das du bist, das dich niemals verlässt und dich mit allem und allen verbindet – letztendlich auch mit Joel. Aber das ist jetzt zweitrangig. Jetzt geht´s erstmal einfach ums Wohlfühlen, darum dich und dein wahres SEIN wieder zu spüren.
Mari schloss ihre Augen wieder und ließ sich in ihrer Vorstellung hinunter sinken… ganz tief in sich hinein… dorthin, wo es warm und hell war. Sie sank tiefer und tiefer und fand sich schließlich in einer Badewanne aus flüssigem warmen Licht wieder. Die Grenzen ihres Körpers verschwammen und sie war eins mit dem Licht um sie herum. Wärme. Geborgenheit. Frieden. Liebe… Wow ! War DAS schön!
Und das ist immer in dir, hier kannst du jederzeit eintauchen, hörte sie IAM lächelnd in sich reden. Und ICH BIN auch hier in dieser Badewanne. Wenn du magst, liegst du auf mir und ich halte dich mit meinen Lichtarmen liebevoll umarmt hier in diesem herrlichen Lichtbadewasser.
Mari nickte und ließ sich ganz auf diese wunderschöne Vorstellung ein. Gehalten sein… baden in Wärme und Wohlgefühl… einfach sein… über nichts mehr nachdenken…
Und das kannst du immer wieder tun, So oft und so lange wie du magst. Ich halte dich hier in einer absolut bedingungslosen, liebevollen Umarmung mitten im Licht.
Und wenn wir dann irgendwann noch einen Schritt weiter gehen wollen, bin ich auch gern bereit, dich zu führen und zu leiten in jeder Stunde deines Tages. So bist du nie allein – bestenfalls ALL-EIN mit MIr, deinem ICH BIN , also I AM in dir.
Weißt du, IAM, ich wünsche mir schon so lange so sehr das Gefühl, in all den Höhen und Tiefen meines Lebens geführt zu sein, mit nichts wirklich allein da zu stehen
Ja, Mari, mein lieber Schatz, das weiß Ich. Deshalb hat dich deine innere Schöpferkraft ja auch für ein ganz besonderes Jahr deines Lebens diese Erfahrung immer mal in kleinen Portionen verkörpert in einem menschlichen Gegenüber – du weißt schon: ich meine Joel – real erleben lassen. Nun aber willst du das in einer Weise entwickeln, die dir niemand mehr nehmen kann, weil sie unabhängig ist von einem anderen Menschen. Es ist jetzt an der Zeit, dass du diese Erfahrung ausdehnen kannst auf das große Ganze, aufs Leben an sich in seiner gesamten Totalität. Und dabei werde Ich dir gerne helfen…sofern du das willst, Mari. Willst du?
Ja, IAM, ich will!
Willst du Mich als deinen Meister anerkennen und mit Mir jeden Tag an meiner meist unsichtbaren, ab und zu aber auch in verschiedenen Menschen symbolisch verkörperten Hand, die dir gereicht wird, durch den Tag gehen?
Ja, ich will!
Willst du unter meiner Führung eine Denkweise entwickeln, die dich alles aus einer Perspektive sehen lässt, die Frieden, Liebe und Hingabe ans Leben über alles andere setzt?
Ja, ich will, so gut ich es immer kann…
Mari, deine Bereitschaft und dein Wille dazu ist völlig ausreichend.
Ja! Ja ich will das!
Okay, du bist also bereit, den inneren Frieden, der unabhängig ist von dem, was im Außen geschieht, über alles zu setzen und mit meiner Hilfe eine Art von Hingabe zu entwickeln, die dir ermöglicht, in diesem Frieden mehr und mehr verankert zu sein – und damit in eine Liebe hinein zu wachsen, die alles aus einer erweiterten Perspektiver sieht?
Ja, dazu bin ich bereit, IAM, mit deiner Hilfe…
Ja, Mari – mit Meiner Hilfe! DIE ist dir immer gewiss!
Zu allen Kapiteln von –> Mari und ihr innerer Meister ://marismeisterdersanftendominanz.wordpress.com/category/mari-ihr-innerer-meister-dialoge-mit-iam/
Chat zwischen Maria und Frank am Folgetag, nachdem sie ein spontanes Gespräch über ihre persönlichen Bedürfnisse geführt hatten und beschlossen hatten, sich weiterhin privat zu treffen
Hallo Maria, hier ist Frank . Wir waren ja beim Du. Ich wollte mich noch bedanken für deine Offenheit, die du mir gestern geschenkt hast. Das fand ich toll.
Guten Morgen, Frank, schön von dir zu lesen. Ja, hat mich ehrlich gesagt auch ziemlich viel Mut und Überwindung gekostet
Dass manches Mut und Überwindung kostet, kenne ich von mir auch, aber danach ist es meist ein gutes Gefühl, oder?
Manchmal ja, Kommt auf das Thema und die Situation an. Wie ging es dir denn mit dem Gespräch gestern, das wir davor zu deiner Thematik hatten?
Sehr gut! Deine Art der Gesprächsführung und die Fragen, die du mir gestellt hast, haben mir gut getan und durch das Aussprechen meiner Gefühle ist mir manches klarer geworden.
Das freut mich sehr! Es ging mir umgekehrt mit dir so ähnlich, als wir von der therapeutischen Ebene auf die persönliche umgestiegen sind. Deine Art und Weise hat es mir leichter gemacht, über meine ja doch sehr persönlichen Dinge mit dir zu reden.
Und ich fand es richtig gut, dass du mit mir anschließend noch auf so einer persönlichen Ebene gesprochen hast und mir dieses Bedürfnis von dir anvertraut hast, was ja zu meinem passen würde. Du Frank… Das fühlt sich noch so komisch an… Habe ich es richtig verstanden, dass du vorgeschlagen hast, dass wir beide uns beim nächsten Mal dann im privaten Kontext treffen wollen, meintest du das so?
Ja, das würde ich mir wünschen, völlig unabhängig von deiner beruflichen Rolle.
Ich wollte nur noch mal sicher gehen, ob ich das wirklich richtig verstanden habe und das nicht irgendein seltsames Missverständnis war. Weißt du, da gibt’s was in mir, das kann es noch eigentlich gar nicht glauben, dass ich gerade mit einem Mann darüber schreibe und gestern geredet habe, und dass daraus möglicherweise sogar etwas Reales werden könnte…
Lass es einfach erst einmal sacken, und wenn du dann bereit bist und dich mit dem Gedanken anfreunden kannst, es real an zu testen… das wäre der zweite Schritt. Das ist doch eine interessante Tür, die sich jetzt für uns beide geöffnet hat – egal wie weit sie sich öffnen wird und wohin sie auch führen mag… Ich denke, der Austausch von Gedanken, Zielen, Wünschen und Richtungen ist nun wichtig. Bist du denn in deine devote Seite schon mal zusammen mit einem anderen Menschen eingetaucht?
Nein, und es fällt mir auch ziemlich schwer, darüber überhaupt zu reden, deshalb gab es bisher dafür auch kein Gegenüber.
Dann ist wahrscheinlich das Schreiben zunächst leichter.
Ja, das kann sein
Ich denke du solltest, wenn du mal Zeit hast, dir in Ruhe überlegen, was dich interessiert. Welche Ideen du hast… reizvolle Vorstellungen und Dinge, die du vielleicht mal probieren möchtest. „Es ist ne Menge möglich, aber es wird keinen Druck geben!“ steht immer im Vordergrund. Erstmal ist der Austausch zwischen uns wichtig, um eine Linie zu entdecken.
Weißt du, so viele konkrete Ideen und Gedanken habe ich darüber nicht. Was mich vor allem an dem Thema fasziniert, ist die Möglichkeit, für ne begrenzte Zeit Verantwortung mal abgeben zu können, und dass ein anderer Mensch eine Art Führung übernimmt. Das verbal und auch körperlich zu spüren, ist irgendwie eine Sehnsucht von mir.
Kann ich nachvollziehen. Ich glaube diese Bereitschaft kann durch Schreiben auch vertieft werden, weil wir ja da auch Gedanken austauschen und spüren, wie wir so miteinander reden könnten. Gibt es Fantasien in dir dazu?
Nur ein paar wenige…
Das ist doch ein Anfang
Fällt mir schwer, darüber zu schreiben. Das fühlt sich alles irgendwie so an, als sollte ich so etwas gar nicht denken und mir vorstellen. Ich trage so viele Scham- und Peinlichkeitsgefühle in mir.
…Auch wertvolle Emotionen. Diese genau zu fühlen… das gehört dazu. Ist doch interessant, das Gefühl im Körper wahrzunehmen, es setzt ein Zeichen, da wo´s lang gehen soll, auch wenn es sich nicht immer leicht anfühlt. Es macht uns aber lebendig.
Manchmal wäre ich diese blockierenden Schamgefühle gern los. Sie stehen im Weg, wenn ich mich ja tatsächlich austauschen möchte.
Nein, nicht dagegen kämpfen, Maria. Alles was du und ich an Emotionen empfinden, gehört dazu.
Das finde ich wirklich eine ganz tolle Basis, denn so denke ich normalerweise auch.Nur in diesem Bereich fällt es mir bei mir selber schwer. Es tut richtig gut, wenn mir das mal von außen bestätigt wird – so ganz persönlich für mich und meine Gefühle, die ich als nicht so leicht empfinde. Schön, dass du nicht genervt bist.
Nein, überhaupt nicht! Du kannst sicher sein, ich achte all deine Gefühle. Ist doch ein Vertrauensgeschenk, wenn du mir davon erzählst. Bin davon in keinster Weise genervt! Und: Wir machen nur das, was beiden gut tut. Dafür brauchen wir allerdings offene Kommunikation – immer wieder.
Vielleicht fühlt sich das, was ich an Fantasie in meinem Kopf habe, in der Realität viel schwieriger noch an als im Kopf, und da fühlt es sich schon ziemlich unheimlich an. Also… ich schreibe mal zwei Stichworte: Verbundene Augen… Wehrlos sein, vielleicht gefesselt und dabei was Gutes erleben… Das sind immer mal so Bilder die ich im Kopf habe. Was auch ein großer Wunsch, eine tiefe Sehnsucht in mir ist… ist es, ganz lange und innig festgehalten zu werden, das Gefühl zu haben, wirklich gehalten zu sein…
Du möchtest dadurch Sicherheit spüren und die Erfahrung machen, vertrauen zu können?
Ja, stimmt, mich in einer gefühlten unsicheren Situation so zu fühlen, dass ich spüre, vertrauen zu können Und wenn ich in so eine ungewisse Situation käme, würde sicher erst einmal Angst hochkommen… und das wahrscheinlich ziemlich heftig! Ja sicher wäre das ein Vorwagen – und Stolz sollte damit verbunden sein, wenn du dich traust, dich deiner Angst in kleinen Schritten zu stellen. Du kannst schon jetzt nach unserem heutigen Chat stolz auf dich sein, dass du dich getraut hast, dich ein Stück weit zu öffnen, obwohl ich dir ja noch ziemlich fremd bin. Dafür bedanke ich mich! So, jetzt sag ich mal tschüss für den Moment. Muss nun was tun. Fand deine Andeutungen sehr toll und mutig und denke, mit Vertrauen und Ruhe geht viel, was wir beide uns wünschen.
Ja Vertrauen und Ruhe, das fühlt sich gut an… Das wird kommen.
Da bist du ja sehr zuversichtlich – vielleicht kannst du mir ja von dieser Zuversicht etwas abgeben. Danke für das Gespräch, Frank.
Sehr gerne! Ich danke dir auch, Maria. Leider bin ich beruflich ab Montag für vier bis sechs Wochen weg und brauche dort meine gesamte Konzentration und Zeit für ein Projekt, das mir am Herzen liegt. Also wundere dich bitte nicht, wenn ich mich erst wieder melde, wenn ich wieder da bin.
Okay, danke für´s Bescheid geben! Alles Gute für diese Reise und dein Projekt! Danke! Auch dir eine gute Zeit, Maria. Ich freue mich schon jetzt auf unser erstes privates Treffen – auch wenn es leider noch einige Wochen dauern wird!
Liebe Mari, hab Dank für deine Offenheit in der letzten Mail mit der Frage, ob wir uns nicht manchmal auch ganz persönlich „einfach mal so“ als ich und du – jenseits unserer Rollenspiele – begegnen wollen. Ja! Sehr gern! Und keine Sorge, das ist bei mir total gerade angekommen – hi hi , will sagen, gar nicht schief oder irgendwie befremdlich. Diese Angst darf sich gleich wieder schlafen legen. Deshalb antworte ich auch so schnell wie möglich. Denn ich könnte mir vorstellen, dass du vielleicht etwas unruhig bist, bis du meine Antwort lesen kannst.
Ich lese aus deinen Zeilen auch, dass wir nicht nur Kaffee trinken wollen… ? Denn du möchtest mit mir Dinge erleben, die du mit dem Meister erlebt hast und vielleicht noch erleben wirst…
Darauf freue ich mich ganz besonders. Ich habe große Lust dazu, dich in meinen Armen zu halten, und wer weiß… Doch du sollst dich bitte (!) frei fühlen, jederzeit zu sagen, wenn sich für dich etwas nicht oder noch nicht passend anfühlen sollte. Gern würde ich ein bisschen mit dir gemütlich zusammen liegen und dich dabei in meinen Armen halten. Ich hoffe, ich habe dich so richtig verstanden, dass du das ausprobieren möchtest?
Und noch etwas ist mir wichtig: Du darfst mich jederzeit alles fragen – und was immer dir gerade einfällt ganz offen mit mir besprechen. Alles ist willkommen – jeder Gedanke, jedes Gefühl… Mir ist bewusst, dass du dich wahrscheinlich fühlst, als würdest du dich auf etwas wackeligem Boden bewegen – und auch ich bin etwas aufgeregt, wenn wir uns außerhalb des bisher vereinbarten Rahmens begegnen.
Dann bis zum kommenden Samstag, an dem ich dich gern – diesmal außerhalb der Spielebene -besuchen werde. Ich freu mich darauf!
Solltest du inzwischen irgendetwas auf dem Herzen haben – kannst du mir jederzeit gerne schreiben oder mich anrufen, liebe Mari!
„Liebe Mari, wenn du heute zu mir kommst, bitte ich dich, ein Kleid zu tragen, das vorne durchgehend geknöpft ist – und nichts darunter. Ich weiß, dass ist schon eine Herausforderung, aber für unsere weitere Reflexion über das Thema „Scham und Peinlichkeit“ wäre es sehr hilfreich. Bis nachher dann – ich freu mich auf dich!“
Diese Nachricht kam am Vormittag, und seitdem tigerte Mari aufgeregt in ihrer Wohnung hin und her. Sie hatte zwei Kleider, die eine durchgehende Knopfleiste hatten. Nach langem Hin und Her entschied sich für ihr langes blaues Kleid. Die Tatsache, dass sie nichts darunter tragen sollte, machte ihr zu schaffen. Es war zwar schon frühlingshaft draußen, aber noch nicht allzu warm, insofern konnte sie auf jeden Fall draußen noch einen Mantel drüber ziehen. Aber was würde dann bei Joel geschehen? So aufgeregt wie heute war sie lange nicht mehr gewesen… Joel wusste um die Intensität der Herausforderung und wartete gespannt, wie sie erscheinen und was sie sagen würde. Die Gedanken, die sie auf dem Weg zu ihm hatte, kreisten nervös um diese Kleider-Frage. Nicht ohne Grund hatte er ja sicherlich die Vorgabe eines vorn gänzlich zu öffnenden Kleides gemacht. Und wenn es dann aufgeknöpft werden würde und sie gar nichts drunter hatte… Nein, das ginge einfach nicht! Am liebsten würde sie wieder umkehren, aber sie wollte diesem Vermeidungs-Impuls nicht folgen.
Aufgeregt klingelte sie schließlich bei ihm. Freundlich wie immer begrüßte er sie, half ihr aus dem Mantel und lächelte als er das Kleid sah. „Ein hübsches Kleid hast du an! Das Blau steht dir gut.“ Im Wohnzimmer standen zwei Stühle einander gegenüber. „Setz dich“, forderte er sie ruhig auf. Aufgeregt nahm sie Platz, und er setzte sich ihr entspannt gegenüber. „Das Spiel beginnt.“ Sie nickte, hätte aber am liebsten wieder den Raum verlassen. „Wie geht es dir, Mari?“ wollte er zunächst wissen. Leise sagte sie: „So wie heute habe ich mich lange nicht gefühlt, ich würde am liebsten wieder gehen, wenn ich ehrlich bin. Deine Kleidungsvorgabe verunsichert mich sehr.“ „Verunsichert dich? Warum? Was befürchtest du?“ Mari spürte, wie eine Welle Wut in ihr hoch stieg. Als wenn er sich das nicht denken könnte… grummelte sie innerlich still vor sich hin. Und weiter dachte es in ihr: Jetzt bloß nicht pampig werden… Er muss ja nicht merken, wie mich das trifft. Aber was antworte ich darauf? „Na die Knopfleiste wird ja nicht ohne Grund von dir gefordert worden sein!“ hörte sie sich schließlich sagen. Er nickte. „Das stimmt. Aber du weißt auch, dass kein einziger Knopf ohne deine Zustimmung geöffnet wird – wenn überhaupt…“ „So? Weiß ich das?!“ entfuhr es ihr. Ernsthaft blickte er sie an: „Ja. Das weißt du sehr genau!“ Oh , Mari fühlte ein entsetzliches Gefühlsknäuel in sich, dass sie inzwischen kaum noch sortieren konnte. „Du weißt, dass in unseren Sessions noch nie etwas passiert ist, was gegen deinen Willen war. Oder?“ erinnerte er sie. „Stimmt irgendwie…“ musste sie zugeben. Dennoch: Da war Wut in ihr, überhaupt in dieser Situation zu sein… Da war Scham… Da war Zweifel, ob sie sich im Ton vergriffen hatte… Da war Angst, dass er daraufhin sauer, genervt oder ärgerlich sein könnte… und das alles bildete einen unangenehmen Knoten in ihrem Solarlexus. Starr schaute sie aus dem Fenster. „Bist du überhaupt bereit für eine gemeinsame Session, Mari?“ fragte er mit einem Gesichtsausdruck, den sie nicht deuten konnte. „Joel, dieses Kleidungsthema hat so viel in mir ausgelöst… Beende unser Treffen bitte jetzt nicht, weil ich mich so daneben fühle.“ Er schüttelte den Kopf. „Wie kommst du auf sowas? Das habe ich absolut nicht vor! Aber ich habe das Gefühl, dass du zu blockiert bist, um dich auf eine gemeinsame Übung einlassen zu können. Und da ist es wichtig, erstmal hin zu schauen, was es ist, was sich da in dir bewegt.“ Freundlich schaute er sie an. „Was ist los, Mari?“ „Ja, es stimmt, ich fühle mich wirklich irgendwie blockiert! Da sind so viele schwierige Gefühle…“ Jetzt nachdem sie es ausgesprochen hatte, fühlte sie sich schon etwas leichter. „Welche Gefühle sind das denn?“ fragte er, beugte sich etwas nach vorn und sah sie interessiert an. Sie zögerte… „Sei dann aber bitte nicht sauer!“ „Ganz bestimmt nicht!“ versicherte er ihr. „Okay“, sie gab sich einen Ruck, „als du vorhin gefragt hast `Was befürchtest du? Warum bist du verunsichert?´ ist Wut in mir entstanden, weil ich mir gedacht habe: `Das weißt du doch genau! Du ahnst doch sicher, dass deine Nachricht solche Gefühle in mir auslöst! Und wahrscheinlich hast du das auch bewusst getan! Und nun stellst du dich verwundert und fragst nach, als ob das das Seltsamste von der Welt wäre!´ Gleichzeitig wollte ich aber nicht wütend sein und dir das vor allem nicht zeigen! Habe aber gespürt, dass ich es nicht ganz verbergen konnte, und dann habe ich mich geschämt, weil die Heftigkeit dafür sicher nicht angemessen war. Außerdem ist es mir peinlich, ohne irgendetwas unter meiner Kleidung zu sein.“ Joel nickte und fragte ruhig: „Was erzeugt in dir Wut, wenn ich unsere Vereinbarung umsetze?“ Verwirrt frage Mari: „Welche Vereinbarung? Was meinst du?“ „Wir haben vereinbart, dass wir uns innerhalb unserer Sessions unter anderem mit den Themen Sehnsucht, Angst, Scham, Peinlichkeit beschäftigen – und das durchaus auch ganz praktisch. Dazu muss ich manchmal auch Situationen schaffen, die diese Gefühle auf den Plan rufen.“ Mari überlegte… schließlich erklärte sie: „Nicht über den Inhalt dieser Session war ich wütend, sondern über deine Frage, was mich verunsichert. Ich dachte, das ist doch eine rhetorische Frage, du weißt doch sicher, dass die Kleidung mich verunsichert. Außerdem ist diese Wut und die Verunsicherung einfach aufgestiegen, da hatte ich nicht das Gefühl irgendeine Entscheidung darüber treffen zu können, ob sie eine Daseinsberechtigung hat oder nicht, sie war einfach da!“ Er antwortete gelassen: „Ja, aber wir wollen doch genau dieser Verunsicherung und allen damit verbundenen Gefühlen auf den Grund gehen und sie soweit es möglich ist auflockern. Das ist doch unser Thema.“ Mari nickte: „Hast ja recht. Deshalb wollte ich ja auch nicht zeigen dass ich wütend war, weil ich es selbst nicht richtig finde.“ Freundlich schaute er Mari an. „Mari, alles, was du fühlst darf da sein. Verbergen ist nicht sinnvoll und gelingt meist auch nicht. Wenn wir offen drüber reden, können wir viel mehr erreichen. Doch um genau herauszufinden, was dich gerade bewegt, muss ich leider manchmal Fragen stellen, die dir nicht immer angenehm sind. Und manchmal frage ich noch tiefer nach, was es genau ist, was du mit einer Thematik wie jetzt die Verunsicherung verbindest, wie sie sich anfühlt, wodurch sie gerade entstanden ist, wo du sie im Körper fühlst, und so weiter. Dadurch wirst du dir selbst bewusster darüber, welche Gedanken es genau sind, die diese Gefühlsknäule in dir auslösen. Gedanken sind oft so flüchtig, passieren wie automatisch im Unbewussten, und erst wenn wir sie beobachten und untersuchen, entdecken wir, wodurch wir uns manchmal so blockiert, verunsichert oder wütend fühlen. Meist ist es so, dass unangenehme Gefühle durch Gedanken ausgelöst werden, von denen wir nicht mal im Ansatz wissen können, ob sie wahr sind. Und erst wenn wir diesen Gedanken auf die Spur kommen, und sie auf ihre Wahrheit und Nützlichkeit untersuchen, können sich die Gefühle verändern, die dadurch entstanden sind. Ich frage nicht, um dich zu nerven oder gar mich darüber zu erheben, was du fühlst, im Gegenteil, ich will erreichen, dass wir beide besser verstehen, was sich hinter deinen Gefühlen für Gedanken verbergen.“ Mari wurde rot – wie hatte sie sich wieder einmal geirrt in ihm! „Okay“, sagte sie leise. Er beugte sich vor und nahm ihre Hand. „Mir ist klar, dass das nicht leicht ist, aber es gilt eben genau hinzuschauen.“ „In Ordnung – ich versuche es!“ antwortete sie leise.
„Prima! Also? Was bewegte sich in dir, seit du meine Nachricht erhalten hast? Was waren da für Gedanken und Gefühle?“ „Na ja… die Frage, warum ich nichts drunter ziehen und ein Kleid mit gänzlich durchgehender Knopfleiste anziehen sollte, legte für mich nahe, dass es eine mir peinliche Situationen geben wird, wenn es ums Öffnen der Knöpfe geht, und ich weiß nicht, ob und wie weit ich das tun oder zulassen kann. Und peinlich ist mir auch die Tatsache, dass unsere Session heute schon so verunglückt angefangen hat…“ „Verunglückt? Ach was! Schwierige Gefühle gehören zu dem, was wir hier tun, dazu. Das ist kein Unglück, im Gegenteil! Was sich zeigt, können wir beleuchten und klären.“ sagte er langsam. „Und was du zulassen kannst… nun, genau das gilt es herauszufinden – vielleicht nur ein Knopf, vielleicht drei, vielleicht keiner oder alle… Das ist ja gerade das Spannende, was wir beide bis jetzt noch nicht wissen. Und wie auch immer diese Herausforderung für dich sein wird, wie viele Knöpfe du öffnest oder auch nicht – es ist okay!“
Wie sie diese Herausforderung erleben wird, ist im folgenden Kapitel zu lesen.
Als Mari auf dem Weg zu Joel war, dachte sie an das letzte Gespräch der beiden, indem sie ihm von ihren in letzter Zeit häufig auftretenden Träumen erzählt hatte, in denen es immer wieder um Prüfung und Versagensangst ging. Er hatte eine Andeutung gemacht dass er das im nächsten Treffen zum Thema machen würde. Joel hat ein wenig umgeräumt und wartete auf sie. „Hallo Mari, schön dich zu sehen, komm herein“, begrüßte er sie freundlich wie immer. Und als sie eintrat, sagt er gleich: „Das Spiel beginnt.“ Ups, dachte Mari, das ging ja schnell heute, ohne Vorgespräch, ohne etwas zu trinken, da bin ich ja gespannt, was jetzt kommt…“ Im Raum stand ein Tisch und davor und dahinter ein Stuhl. Unschlüssig betrachtete sie dieses Setting und schaute ihn fragend an. „Setz dich“, sagte er in seiner Meisterrolle sanft und brachte ihr ein Glas Wasser, ein paar weiße Blätter Papier und einen Kugelschreiber. Das scheint tatsächlich mit dem Prüfungsthema zu tun zu haben, dachte Mari etwas beklommen. Er setzte sich auf den anderen Stuhl ihr gegenüber hinter dem Tisch und fragte: „Bereit für heutige Lektion?“ „Ja, okay, ich bin bereit“, antwortet Mari. „Ich werde Dir ein paar Fragen stellen“, erklärte er, „bitte schreibe die Antwort auf und lies sie mir dann vor, verstanden?“ Sie nickte: „Ja.“ „Ich werde dir auf jede Frage eine Punktanzahl sagen, und du schreibst sie dann auf das Papier unter die jeweilige Frage.“ „Hm, ja, in Ordnung. Wie viel sind denn die maximale Punktzahl?“ „Aufgabe 1“, sagte er und schaute sie an. „Sie nickte.“ „Nenne drei Assoziationen zum Thema Vertrauen.“
Krampfhaft überlegte sie,. Warum fällt ihr nur so schnell gar nichts ein? Vertrauen… vertrauen… vertrauen… kann gelingen oder auch nicht… Dachte sie. Und dann schrieb sie auf: – Selbstvertrauen – Gottvertrauen – Vertrauen ins Leben Und dann las sie ihm die 3 Begriffe vor. Er nickte nachdenklich. „Ok, 2 Punkte. Schreib sie dazu.“ So schrieb sie die Zahl 2 und fragte sich: Welcher der drei Begriffe war wohl falsch? Warum habe ich nicht die vollen 3 Punkte erhalten. „Die nächste Aufgabe“, kündigte er an, „vervollständige den Satz: Wenn ich meinem Meister nicht vertraue, dann … „ Und sie antwortete spontan: „… dann habe ich es schwer in dem, was wir hier tun.“ Auch das las sie laut vor. „3 Punkte“, sagte er. Das scheint so eine Art Zwischenprüfung zu sein, die sich auf unsere Thematik hier bezieht, dachte Mari beklommen. So gut fühlt sie sich mit ihrem Vertrauen noch nicht… „Nenne drei Dinge, die es dir schwer machen zu vertrauen.“ „Angst zu versagen, Angst vor unangenehmen Erfahrungen, Angst vor peinlichen Momenten.“ „Hmmmm,“ sagte er, „notiere einen Punkt.“ Traurig schrieb sie einen Punkt auf und ein unangenehmes, heißes Gefühl kroch ihr den Rücken hinauf. Weiter ging es. „ „Nenne drei Dinge die dir peinlich sind.“ Oh jeh, dachte Mari, diese Fragen werden ja immer unangenehmer… Und sie schrieb nach einiger Überlegung auf und las dann vor: Wenn mir nichts einfällt zu sagen auf eine Frage… Wenn ich unangemessen oder spärlich angezogen bin… Wenn ich Fehler mache…“ „Einen Punkt“, sagte Joel. Sie schrieb die Eins hin und überlegt, was wohl passieren würde, wenn das Gesamtergebnis dieser Prüfung ungenügend wäre. Was hätte das wohl zur Konsequenz? Wenn sie doch wenigstens wüsste, was für ein System dieser Bewertung zugrunde liegt. Weiter fragte er: „Nenne drei Dinge, die dir Lust bereiten und gut tun.“ Für diese Frage brauchte sie nicht allzu lange nachzudenken: „Umarmen, Streicheln, Kopfmassage.“ „Zwei Punkte“, sagte er. Sie schrieb die Zahl zwei auf und überlegte, welcher von den drei Begriffen für ihn wohl nicht einen Punkt wert waren. Weiter ging es: „Nenne drei Dinge die erregend sind für dich.“ Mari saß vor ihrem Papier… Was könnte sie nur aufschreiben? Es war nicht so, dass ihr nichts einfiel, aber alles in ihr sperrte sich dagegen, diese Gedanken aufzuschreiben und ihm anschließend vorzulesen. Die Frage war einfach zu peinlich… Der Widerstand zu groß… Er schaute auf die Uhr. Schließlich sagte sie: „Ich kann dazu nichts aufschreiben, entschuldige bitte.“ Er nickte und meinte: „Null Punkte.“ Ihr fällt zwar ein dass es sie erregt an der Brust berührt zu werden, aber sie bringt es nicht fertig das aufzuschreiben Das war klar, sie schrieb die Null hin und kämpfte mit den Tränen. „Dann schauen wir mal. Zähl mal alles zusammen. Wie viele Punkte hast du insgesamt?“ „15“ antwortete sie. „Und? Was glaubst du, hat es gereicht?“ Was würde das denn jetzt bedeuten? Und welche Folgen würde es haben? überlegte sie in Gedanken und antwortete: „Ich weiß es doch nicht. Ich hoffe zumindest, dass ich nicht durchgefallen bin, auch wenn ich die letzte Frage gar nicht beantworten konnte.“ „Hm, du meinst du hast bestanden?“ So wie er das fragt, klingt es eigentlich nicht so. Drängte sich ein unangenehmer Verdacht auf. Aber tapfer vertrat sie sich: „Wenn ich selbst jetzt meine eigene Lehrerin wäre, dann würde ich schon meinen ich hätte bestanden, ich habe, so meine ich, jede Frage bis auf die letzte beantwortet.“ Und so bekräftigte sie noch einmal: „Ja, ich glaube ich habe bestanden.“ „Und wie fühlt sich das an?“ fragte er mit undurchdringlichem Blick. „Im Moment noch sehr unsicher, weil ich ja nicht weiß ob es stimmt. Kannst du mir nicht bitte sagen, was du darüber denkst? Wie dein Urteil ist?“ Er redete weiter, ohne ihre Frage zu beantworten. „Und was könntest du wohl bestanden haben?“ Mari zuckte mit den Schultern. „Ja, wenn ich das wüsste… Diese ganze Situation ist irgendwie so undurchschaubar Geht es vielleicht darum, wie zufrieden du mit mir hier bist?“ „Und? Wie wirke ich? Bin ich zufrieden?“ fragte er weiter. Unschlüssig scheute sie ihn an. „Auch du wirkst ziemlich distanziert und undurchschauber, also ich neige dazu zu sagen, du wirkst nicht sehr zufrieden.“ Traurig schaute Mari an ihm vorbei aus dem Fenster. „Das ist eine Interpretation – in einer Situation, die du, wie du sagst, nicht durchschaut hast. Eben warst du noch der Meinung bestanden zu haben. Warum sollte ich dann unzufrieden sein?“ „Du wirkst auf mich irgendwie so… Und meine Einschätzung, kann ja abweichend sein von dem sein, was du denkst.“ „Kann… aber muss nicht! Gerade warst du noch von dir überzeugt. Warum jetzt so unsicher?“ „Ich weiß nicht… Deine Fragen und dein Auftreten verunsichern mich.
Er begann, etwas zu lächeln. „Das war eine schwierige Prüfung, oder?“ Jetzt kamen Mari die Tränen tatsächlich, sie konnte sie nicht mehr zurückhalten. „Ja, das war wirklich eine schwere und unangenehme Prüfungssituation!“ Er ergriff sofort ihre Hand, drückte sie sanft und nickte. „Waren das so ähnliche Gefühle, wie du sie in deinen Träumen hast, die dich so belasten?“ „Ja stimmt, so ähnlich…, aber sag mir doch jetzt bitte mal, was du über mich denkst?“ brachte sie aufgeregt heraus. Er lächelte: „Ich finde, du hast du gut behauptet in einer merkwürdigen Situation…, die… du viel zu ernst genommen hast.“ „Wie meinst du das?“ Fragend schaut Mari ihn an. Er antwortete gelassen: „Na, was bringt mich denn im eine Position dich zu prüfen? Und was hätte es für einen Sinn, Vertrauen zu bewerten? Und was hätte es darin für eine Konsequenz oder für einen Abschluss geben sollen? Aber die Situation hat dich sofort gefangen genommen…“ „Ja, das stimmt, ich habe mich durch das Setting in einer ziemlich heftigen Drucksituation gefühlt. Ich dachte nach und nach immer mehr, dass es darum geht, wie zufrieden du mit mir bist hier in unserem Miteinander – grundsätzlich, und speziell heute in dieser Prüfungssituation ganz besonders.“ „Meinst du echt, über Vertrauen und ähnliches würde ich eine schriftliche Prüfung machen? Schon sehr unwahrscheinlich, oder?“ „Darüber habe ich gar nicht nachgedacht. Das hat mich gefühlsmäßig alles tatsächlich sehr an meine Träume erinnert…“ Joel nickte. „Ja, ich wollte dich diese Gefühle bewusst spüren lassen und sehen, wie du reagierst. Du hast nicht gezögert, nichts in Frage gestellt, warst sofort drin.“ Sie entgegnete: „Ganz am Anfang habe ich eine Frage nach dem Bewertungssystem gestellt, aber die hast du ignoriert, und dann traute ich mich nicht weiter zu fragen. Und stimmt… dann war ich in der Situation gefangen.“ „Wie geht es dir jetzt?“ fragte er. „Naja, noch ziemlich durchgerüttelt. Das waren ja auch Fragen, die mich tief innen betroffen haben. Und ich wüsste immer noch gern, was du über meine Antworten gedacht hast.“ „Ich habe allem einfach nur interessiert zugehört ohne es wirklich zu bewerten. Das war nur Show, um es prüfungsähnlich zu machen. Ich habe bewusst einfach nur Zahlen genannt, die eigentlich gar keinen Sinn ergaben.“ Mari schüttelte verwundert den Kopf. „Es waren ja immer drei Dinge, nach denen du gefragt hast. Deshalb dachte ich, dass die Zahlen je nach deiner Zufriedenheit eine eins, zwei oder drei ergeben müssten, also drei wenn alles top war und eins ziemlich mangelhaft. Na ja und 0 war ja sowieso klar am Ende. War es nicht so?“ „Nein, das hast du dir nur so ausgedacht. Du kanntest die Kriterien nicht… weil… es keine gab!“ „Es gab absolut keine??? Und dabei hast du manchmal so ausgesehen, als würdest du genau nachdenken.“ Er lachte. „Ich wusste nicht einmal, wie die nächste Frage lauten würde, das ergab sich nach und nach aus dem, was du sagtest.“ „Das ist ja dann eine seltsame Prüfung… Was war deine Absicht dabei?“ „Ich wollte dich mit den Gefühlen deines Traumes konfrontieren und dir die Gelegenheit geben, sie bewusst in einer sicheren Situation wahrzunehmen, in der du zum Beispiel auch hättest aussteigen oder die Prüfung verweigern können, oder sie mit Humor nehmen… Wie auch immer – ich wollte kein Wissen, sondern Reaktionen wahrnehmen und heraus kitzeln. Die Situation war eigentlich ganz harmlos.“ „Aber angefühlt hat sie sich nicht so harmlos!!! Du hast sie so gestaltet dass sie schon ziemlich bedrückend für mich war.“ „Der Druck passierte aber nur in deinem Kopf. Ich habe dir keine negative Folge angedroht oder auch nur irgendwie angedeutet und in den Raum gestellt.“ „Ja das stimmt, gab Mari zu, „aber wenn du ehrlich bist, hast du schon einiges dazu getan, dass ich mich so verunsichert gefühlt habe, oder?“ „Ja, aber du hast dich sofort einfach darauf eingelassen.“ „Du hast mich, glaube ich, absichtlich in eine Drucksituation gebracht – und ja ich habe mich einfach darauf eingelassen das stimmt.“ „Ja, und den Druck hast du dir selbst gemacht, „ich habe keine Erwartung gestellt, keine Anforderung, keine mögliche Konsequenz genannt, ja, ich habe nicht mal das Wort Prüfung erwähnt.“ „Hast du nicht??? Das ist mir gar nicht mehr ganz präsent. Für mich war die Situation so eindeutig… Aber sag doch mal ehrlich, das hast du doch erwartet oder?“ „Ein Stück weit schon, aber ich habe ganz bewusst auf jede Formulierung verzichtet, die mit Prüfung zu tun hat, um dir zu zeigen, dass du dir den meisten Druck ganz alleine in dir selbst machst.“ „Na das ist dir gelungen!“ „Und was denkst du jetzt darüber?“ „Es passiert ziemlich von alleine, und das leider sehr oft, dass ich mir Druck mache, meine ich. Ich würde mir von mir selber wünschen, dass ich nicht so schnell in solche Fallen tappe.“ „Wichtig ist, dass du erkennst, dass du selbst dir den Druck machst!“ „Das hilft mir aber, glaube ich nicht, dass ich beim nächsten Mal nicht wieder in diesen Automatismus hinein gerate. Das passiert irgendwie ganz von alleine, ohne dass ich mir dessen bewusst bin.“ „Du wirst dich an diese Situation heute sicher öfter erinnern, wenn wieder solche Gefühle in dir entstehen, und dann ist der wichtigste Schritt zu prüfen, wer in der Situation die Erwartung hat.“ Mari wiederholte die Worte: „… wer in solchen Situationen die Erwartung hat. …Du meinst, das bin meistens ich selbst – und ich projiziere dann meine Erwartungshaltung in den anderen hinein…?“ Joel nickte. „Ja, vermutlich ist das oft so – auf jeden Fall zwischen uns beiden, aber wahrscheinlich auch öfter mal in deinem täglichen Leben. Du machst dir den meisten Druck selbst – und nur du kannst dann den Druck such verringern.“ Mari nickte nachdenklich – Ja, da ist was dran, aber im Außen können andere Menschen schon verstärkend auf den Druck einwirken oder entlastend. Allein schon ein Lächeln oder ein distanzierter Blick können ein subjektives Druckgefühl verstärken oder lindern, finde ich.“ „Ja sicher können andere dein Druckgefühl erhöhen oder lindern, aber frage dich immer, ob die anderen wirklich bestimmte Erwartungen an dich haben, oder ob du das nur vermutest. Und selbst wenn sie welche an dich haben, wäge für dich ab, ob du sie erfüllen willst, oder nicht. Es ist immer deine Wahl.“ „Ja das stimmt, das ist meine Verantwortung, da hast du recht. Und selbst wenn sie Erwartungen haben und sich so verhalten dass sie den Druck erhöhen, ist es ja meine Entscheidung, ob ich mich von ihnen abhängig machen will oder nicht…“ Joel nickte bestätigend. „Ja genau. Und welche Situation könnte es schon geben, wo du wirklich unter Druck kommen könntest? Wie viele Prüfungen willst du denn machen?“ Dabei lächelte er. „Aber auch ohne reale Prüfungen erscheint mir das Leben oft wie eine grpße Prüfung. Ich habe Angst davor, dass andere von mir enttäuscht sind. Frage mich immer, ob ich mich angemessen verhalten habe, ob ich etwas vermasselt habe ohne es zu merken… Es geht glaube ich darum, mich von ihrer Erwartungshaltung unabhängig zu machen.“ „Ja, denn nur in echten Ptüfungssituationen ist ihr Urteil wirklich entscheidend.“ „Stimmt, der wichtigste Mensch in meinem Leben bin ich – und entscheidend ist was ich selber von mir denke.“ „Jeah! Das ist der Punkt! Damit ist das Spiel fast zu Ende… Eine Frage noch.“ „Ja ??? Mari nahm wahr, wie ihr Herz schon wieder unwillkürlich zu klopfen begann.“ „Gibt es wirklich nichts, dass dich erregt?“ Mari antwortete etwas verlegen: „Doch, natürlich gibt es Dinge, die mich erregen, aber ich war einfach nicht in der Lage sie aufzuschreiben.“ „Nun dann freue mich darauf, sie nach und nach zu erfahren.“ Er lächelte. „Das ist Spiel ist vorbei.“
„Kannst du mich jetzt bitte mal ganz fest in die Arme nehmen?“ fragte sie erschöpft. „Aber gerne doch!“ Er kam zu ihr, und sie schmiegte sich in seine Arme. „Das tut jetzt sooo gut,“ flüsterte sie. Er drückte sie sanft und eng an sich. Sie atmete ganz tief. „Gott sei Dank ist diese Situation vorbei!“ „Du hast sie gut gemeistert!“ sagt er leise in ihr Ohr. Erstaunt schaute sie ihm in die Augen: „Das meinst du nicht wirklich?! Ich habe mich ja richtig gefangen nehmen lassen. Habe das alles nicht durchschaut und einfach mitgespielt. Aber eins sage ich dir: Daraus will ich wirklich was mitnehmen!!!“ Er nickte: „Na, dann hat es doch einen Sinn gehabt! Und ich muss schon sagen: Du hast dich tapfer da durchgekämpft und warst sogar der Meinung dass du es geschafft hast. Das ist schon nicht so leicht gewesen! Du hättest auch viel früher aufgeben und scheitern können.“ Mari lächelte: „So habe ich das noch gar nicht gesehen, da hast du auch wieder recht. Jetzt habe ich noch eine Bitte an dich.“ „Welche?“ fragte er interessiert. „Könntest du bitte sagen: Mari, du hast die nicht stattgefundene Prüfung bestanden!“ Er lächelte und sagte laut und deutlich: „Mari, du hast die nicht stattgefundene Prüfung bestanden!“ „Danke!“ Jetzt lächelte auch Mari 😊 und fühlte sich richtig froh.
Zu Beginn des heutigen Spiels hatte Joel zu Mari gesagt: „Gefühle von Angst, Scham und Peinlichkeit fühlst du ja oft. Deshalb denke ich, dass es sinnvoll ist, wenn wir uns mit ihnen in der nächsten Zeit ganz bewusst beschäftigen. Es geht darum jedes Gefühl wahrzunehmen und eine Entscheidung darüber zu treffen, welche Bedeutung du ihm heute geben willst und bewusst mit ihm durch die Situation gehen.“
Joel brachte einen Stuhl und wies sie an: „Setz dich. Du wirst jetzt gleich nichts mehr sehen können. Das kennst du ja bereits, hatten wir ja schon mehrmals gemacht.“ Sorgsam darauf achtend, dass er ihr die Haare nicht in den Knoten des Tuches einklemmte, band er ihr ein Tuch um die Augen. „Wie fühlst du dich?“ „Etwas beklommen, unsicher.“ antwortete sie. „Fühlt sich das schlimm an?“ „Nein, nicht wirklich schlimm.“ „Was macht das Schamgefühl wegen der aufgeknöpften Bluse?“ „Ist noch da“ „Stärker oder weniger stark?“ „Stärker“ „Du merkst, mit verbundenen Augen fühlt man intensiver. Er trat hinter sie. Maris Unbehagen verstärkte sich in diesem Moment. Dann legt er mit einem angenehmen Druck seine warmen Hände auf ihre Oberarme. „Das tut gut.“ sagte sie leise. „Ja, ich weiß, mit dem Berühren und Halten deiner Arme vermittele ich dir Geborgenheit und Schutz. Dadurch wird das andere weniger heftig, stimmt´s?“ Sie nickte und fühlte sich verstanden.
Als sie sich etwas entspannt hatte, trat er wieder vor sie, nahm das Tuch ab und erklärte ihr: „Keine Angst, ich binde dir jetzt die Hände zusammen, aber so locker, dass du es jederzeit lösen kannst. Halte sie mal zusammen vor deinen Körper. Auf Maris Schoß wickelte er nun ein Tuch um die Hände, so dass sie es gut sehen konnte. Und noch bevor sie in Angst geraten konnte, sagte er: „So, und nun probiere es selbst aus, ob du sie leicht auseinander bekommst, wenn du es willst.“ Und sie machte die Erfahrung, dass die Hände sich leicht aus dem Tuch heraus lösen ließen. „Es geht nur um ein spielerisches Herantasten an das Gefühl, was dadurch ausgelöst wird. Wie fühlst du dich?“ „Etwas unbehaglich, nicht wirklich Angst, aber so ein bisschen in die Richtung.“ „Erträglich?“ „Ja.“ „Keine Angst, jetzt kommen die Füße ans Stuhlbein. Auch mit einer Bindung, die du sofort lösen könntest.“ Ganz ruhig, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt, band er nun auch ihre Fußgelenke an die Stuhlbeine. „Wie fühlst du dich? Hände und Beine sind bewegungsunfähig, aber du bist nicht hilflos, denn du könntest sie lösen.“ „Ich spüre das sehr deutlich, und ein etwas stärkeres Angstgefühl entsteht.“ „Okay, Mari, dein Körper nimmt wahr, dass da was ist, was sonst nicht so ist. Aber du weißt, du könntest dich sofort aus der Situation befreien. Du fühlst zwar die momentane Bewegungsunfähigkeit der Arme und Beine, aber du bist nicht hilflos. Ist ja alles spielerisch. Ist also ein realer Grund für Angst da?“ „Nein.“ „Wie geht´s dir jetzt, wo du dir das bewusst gemacht hast?“ „Besser.“
„Jetzt das Ganze mit verbundenen Augen. Du weißt, du könntest dich jederzeit lösen.“ Er trat hinter sie und band vorsichtig, dass es nicht ziepte, ein Tuch um ihre Augen. „Wie ist es? Wie fühlst du dich?“ Mari begann leicht zu zittern. „Ich spüre das eben noch leichte Angstgefühl jetzt intensiver, spüre auch deutlicher die Bindungen.“ „Okay, alles ist in Ordnung, Das ist deshalb, weil du nichts siehst, da fühlst du intensiver. Du spürst sicher auch meine Hände jetzt deutlich.“ Mit einem wohltuenden Druck massierte er ihr die Schultern. „Und jetzt? Wie fühlst du dich dabei?“ „Besser.“ „Du weißt und spürst an meinen Berührungen: Hier ist nichts wirklich gefährlich. Das sind alte Angstgefühle, die im Körper gespeichert sind. Es ist in Ordnung, dass sie da sind, aber du triffst die Entscheidung, Mari. Die Frage, die sich in solchen und ähnlichen Situationen immer wieder mal stellt, lautet:
Ist das, was du fühlst, also z.B. deine Angst oder deine Scham notwendig, um dich vor einer realen Gefahr zu schützen? Hilft es dir bei dem, was gerade ist? Und ist es angemessen, also passend zu deinen Wünschen, deiner Reife, deinem Wissen und deinen Entscheidungen in der aktuellen Situation? Kurz: Ist dieses Gefühl, was gerade da ist, JETZT notwendig, hilfreich und angemessen?“
Mari schüttelte den Kopf und sagte leise: „Nein, eigentlich nicht, es gibt keine reale Gefahr und auch nichts wirklich Falsches.“ „Okay. Willst du dich nach dem Angstgefühl richten, oder willst du dieses Experiment, das wir beide hier machen, weiter machen?“ Sie zögerte einen Moment und entschied dann: „Ich will weiter machen.“ „Was macht das Schamgefühl?“ „Hab gerade nicht mehr so dran gedacht, eben waren die angenehmen Berührungen deiner Hände auf meinen Schultern im Vordergrund.“ „Und ich wette, dass die Füße angebunden sind, hast du auch schon vergessen.“ „Ja, stimmt“, sie lachte. „So, nun machen wir mit den Händen noch was anderes: Ich löse die Bindung, und du nimmst sie mal hinter die Stuhllehne.“ Dort band er sie wieder mit dem Tuch zusammen. „Wie fühlt sich das an?“ „Weitaus unangenehmer.“ „Ja, vor dem Körper könntest du noch irgendwas machen mit den Händen, sie vor dich nehmen, sie höher oder tiefer halten… So bist du noch mehr fixiert.“ „Und es verstärkt auch das Schamgefühl, weil ich vorher die Arme vorn vor meiner Brust hatte und sie jetzt so ungeschützt ist.“ „Nochmal die Frage: Sind Angst- und Schamgefühle jetzt notwendig, hilfreich und der Situation angemessen?„ „Nein, ich weiß, es ist hier keine reale Gefahr, und ich mache auch nichts falsch, wofür ich mich schämen müsste. Wir sind zu zweit, und ich hab mich zu diesem Weg mit dir bewusst entschieden. Da gibt´s eigentlich nichts, wofür ich mich schämen müsste, auch wenn es sich so anfühlt. Und hilfreich sind sie wahrlich nicht.“ „Es ist alles okay, sie sind da, und es ist wichtig, dass du sie wahrnimmst, aber du musst dich nicht nach ihnen richten. Das ist der wesentliche Faktor dabei.“
Nach diesen Worten löste er alle Tücher und sagte sanft: „Damit ist es dann auch genug für heute.“ „Wie geht es dir?“ Sie knöpfte ihre Bluse zu, dehnte und bewegte sich und spürte in ihre Arme und Beine hinein. „Eigentlich ganz okay“, meinte sie erstaunt. „Besser als ich anfangs vermutet hätte. Es tat mir gut, dass du mich darin unterstützt hast, meine Gefühle wahrzunehmen, mich zu fragen, ob sie hier und heute notwendig, helfend und angemessen sind. So konnte ich dann schließlich mit ihnen weiter machen, ohne sie abzulehnen und ohne mich von ihnen beeinflussen zu lassen.“ „Wie schön“, lächelte Joel, „wir sind auf einem guten Weg…“ Er reichte ihr die Hand, zog sie von ihrem Stuhl, nahm sie in die Arme und flüsterte ihr ins Ohr: „Das Spiel ist beendet.“
„Mari, setz dich doch schon mal, und mach es dir gemütlich“, Joel ging in die Küche, um etwas zu trinken zu holen. Sie setzte sich auf den Sessel und versank in Erinnerungen… Was hatte sie hier bereits alles erlebt – und immer war es – auch in allen Herausforderungen – mit Annahme und Verständnis verbunden gewesen. Was würde sie wohl diesmal in ihrem Rollenspiel erwarten, in dem Joel die Rolle des Meisters und sie die der Schülerin einnahm? Wie würde es ihr heute gelingen, ihr Vertrauen und ihre Bereitschaft, sich ihm zu öffnen auszudrücken? Was würde sie wohl heute hier mit ihm erleben? Wie immer war sie aufgeregt. Ohne dass sie es merkte – so versunken war sie in ihren Gedanken – betrat er den Raum, stellte sich hinter ihren Sessel, und legte ihr seine Hände auf die Schultern. Leicht zuckte sie zusammen. „Ganz ruhig, Mari“, sagte er leise, und… „Das Spiel beginnt.“ Sie nickte zum Zeichen, dass sie bereit war. „Trink noch etwas Wasser“, forderte er sie auf. „Danach wirst du erst einmal nicht dazu kommen.“ Bei diesen Worten begann ihr Magen unruhig zu flattern. Schnell nahm sie das Glas und trank es zur Hälfte aus. „Okay, Mari. Wie fühlst du dich?“ Seine Hände fuhren langsam an ihrem Nacken hoch und griffen von links und rechts in ihre Frisur. Es tat nicht weh, aber sie spürte einen leichten Zug an ihren Haaren. Ein kribbelndes Gefühl floss aus ihrem Bauch aufwärts durch ihren Hals nach oben in den Kopf. „Mari?“ Wie aus weiter Ferne klang seine Stimme an ihr Ohr. „Ich habe dich etwas gefragt.“ Was hatte er gefragt… ? Sie hatte es vergessen. „Ich weiß es nicht mehr“, bekannte sie leise. Der Druck seiner Hände, die ihre Haare fest zwischen seinen Fingern hielten, verstärkte sich etwas – nur wenig, aber spürbar. „Ich wiederhole meine Frage: Wie fühlst du dich?“ „Da ist Unruhe, Nervosität, leichte Angst…“ „Tut dir der Griff in deine Haare weh?“ fragte er. „Nein“, antwortete sie „noch nicht.“ „Warum noch?“ „Wenn du den Druck stärker erhöhen würdest, täte es weh.“ Er griff eine kleine Nuance fester zu. „Und jetzt?“ Es war fest, ja. Sie konnte den Kopf nicht bewegen, ohne dass es Schmerz erzeugt hätte, aber wenn sie ihn ganz still hielt, tat nichts weh. Aber alles in ihr fühlte sich in Hochspannung. „Es ist noch nicht schmerzhaft.“ „Hmm, sagte er leise… Du scheinst den Schmerz ja regelrecht zu erwarten, wenn du zum zweiten Mal das Wort „noch“ verwendest. Ist das so?“ Mari überlegte. Ja, irgendwie war es wohl so… „Mari? Ist das so?“ „Ja, da du den Druck erhöht hast… befürchte ich das.“ „Traust du mir zu, dir bewusst Schmerz zuzufügen?“ Sie wollte den Kopf schütteln, aber das ging natürlich nicht mit seinem festen Griff im Haar. „Nein, eigentlich nicht.“ „Und uneigentlich?“ „Na ja, sicher weiß ich es ja nicht ganz genau..“ „Irgendwann wird die Zeit kommen, in der du es sicher weißt, Mari“, antwortete er . „Und bis es soweit ist, wird die Angst immer wieder einmal unser Gast sein.“ War das eine Kritik? War er jetzt verärgert? „Und es dauert so lange, wie es dauert, bis es soweit ist.“ Bei diesen Worten, die sehr sanft von ihm gesprochen wurden, konnte sie ein leichtes Lächeln dabei sogar in seiner Stimme hören, ohne dass sie ihn sah. Erleichtert atmete sie aus.
„Sehr gut, Mari. Entspann dich so gut es geht in deine Gefühle hinein. Und antworte mir so spontan wie möglich, sprich entweder von deinen körperlichen oder von den emotionalen Empfindungen. Was nimmst du jetzt wahr?“ „Den Zug in meinen Haarwurzeln spüre ich deutlich.“ „Wie genau fühlt sich das an?“ Es ist, als würde ich jedes einzelne Haar spüren und als würde mein Kopf, der durch diesen festen Zug der Haare an einer Position gehalten wird, fast nicht in der Lage sein zu denken, so absorbiert bin ich durch diese dicht an der Schmerzgrenze entlang wandernden Empfindungen.“ „Gut, Mari, dann lass dich ganz hinein fallen in diese Empfindungen. Spüre einfach nur…“ Ein wenig reduzierte er nun die Intensität, mit der er in ihre Haare griff. Für sie war diese Nuance sehr deutlich spürbar und löste einen unwillkürlichen Laut der Entspannung aus, wobei sie tief ausatmete. Ohhh, fühlte sich das gut an, weich… entspannend… ihre Augenlider sanken herab. Gedankenfreier Raum… nur fühlen…spüren… wohl fühlen… sich ausdehnen in dieses Wohlgefühl hinein.
Joel spürte anhand ihrer verlangsamten Atmung und der leisen Laute, die sie von sich gab, wie sie diesen Zustand genoss und hielt sie bewegungslos ein Weilchen in dieser Position.
Dann griff er plötzlich wieder etwas fester hinein. Ein schnelles Einatmen war bei Mari die Folge. „Was empfindest du?“ frage er sofort. Denn er wollte keinesfalls, dass sie in den Bereich unangenehmer Empfindungen hinein geriet. „Es ist wie eine Welle, die durch den plötzlichen kleinen Schreck durch mich hindurch gesaust ist“, erklärte Mari und fühlte sich wieder hellwach und völlig angstfrei. „Atme ganz ruhig weiter, und nimm einfach nur wahr, was du fühlst. Sag mir sofort Bescheid, falls sich etwas unangenehm anfühlen sollte.“ „Okay!“ Aufmerksam spürte sie nach, wie es ihrem Kopf ging. Mittlerweile war sie schon über zehn Minuten in gedankenleerem Raum… Wieder reduzierte er ganz langsam den Druck, mit dem er an ihren Haaren zog. Und wieder atmete sie aus und ließ sich fallen in dieses Gefühl, immer weicher zu werden… Und wieder hielt er sie ein Weilchen in genau diesem Druck und ließ es dann noch sanfter werden, was eine noch tiefere Entspannung zur Folge hatte. Er fragte nun auch nicht mehr, sondern ließ Mari Zeit, in ihrem gedankenlosen, herrlich entspannten, sich immer mehr weitenden Raum der Gedankenleere zu verweilen. Immer mehr lockerte er nach und nach, unendlich langsam seinen Griff, bis er seine Hände ganz von ihrem Kopf löste und ihr selbst das nicht mehr auffiel. Diese Erfahrung währte eine knappe halbe Stunde. Und als Mari sich dann langsam dehnte, bewegte und schließlich die Augen öffnete, sah sie Joel lächelnd ihr gegenüber auf der Couch sitzen. Sie konnte sich nicht erinnern, sich jemals so herrlich entspannt, erfrischt und gelassen gefühlt zu haben. Erfreut nahm Joel wahr, wie ihre Augen leuchteten. Im Zustand der Gedankenleere war sie tief in sich selbst, in ihre innerste Kraftquelle, versunken gewesen. Danke“, sagte sie leise, ging langsam auf ihn zu, setzte sich neben ihn auf die Couch und nahm seine Hand. „Es ist wie ein Zauber… so wohl fühle ich mich…“ Leise sagte er: „Das freut mich sehr, Mari. Und auch wenn das Spiel jetzt beendet ist, lass diesen Zustand noch so lange da sein, wie er da sein möchte…“ Sie saßen in ruhigem Einklang noch lange auf der Couch… in Stille. Und zum ersten Mal empfand sie die Stille nicht als belastend, sondern eher so, als würde sie sich in einem heilenden Raum aufhalten.
Mari und Joel saßen auf der Couch und sprachen über ihr letztes Spiel. „Manchmal ist es nicht möglich, Fehler zu vermeiden“, wiederholte Mari die Worte, die Joel ihr in ihrem Rollenspiel als Meister gesagt hatte, nachdem er eine Situation provoziert hatte, in der sie kaum anders konnte, als sich nicht an die Regeln zu halten und sich dafür geschämt hatte. „Glaubst du das wirklich?“ Er nickte. „Ja! Eigentlich ist es nie möglich, Fehler ganz auszuschließen. Denn auch bei aller Vorsicht und Achtsamkeit kann man zwar Fehler versuchen zu vermeiden, aber selten ganz verhindern, dass sie geschehen. Und…“ er lächelte, „du bist meist nicht mal allein dafür verantwortlich – so wie in diesem Spiel! Denn ich habe die Situation so gestaltet.“
Sie bewegte diesen Gedanken in sich: „Das würde heißen… Immer dann, wenn ich einen Fehler mache, kann ich ihn gar nicht vermeiden… Sonst hätte ich es ja getan! Richtig? Wenn ich auch nur einen einzigen Fehler vermeiden könnte, dann würde ich ihn ja gar nicht machen… Aus irgendeinem Grund mache ich ihn aber doch – und bestimmt nicht deshalb, weil ich ihn machen will!“ überlegte Marie jetzt weiter. „Nun, vielleicht machst du ihn aus Angst“, gab er zu bedenken. „Das Warum ist nicht entscheidend. Wichtig ist, dass deine Angst abnimmt, einen Fehler zu machen, damit du dich grundsätzlich wohler fühlst. Um das bewusst zu durchdenken, hatte ich dieses Spiel so inszeniert, dass ich dich so überfordert hatte, bis eine unkontrollierte Reaktion entstehen musste.“ Maris Blick wanderte in die Ferne. „Ja, aus Angst mache ich mehrere Fehler in unseren Spielen hier… Und vielleicht auch im Leben… Das stimmt. Und je mehr Angst ich habe vor falschem Verhalten, umso unsicherer und fahriger werde ich. Ich werde dadurch unkonzentriert und mache mehr Fehler, was ich ja eigentlich gerade vermeiden will. Meine Angst ist also eine häufige Ursache für Fehler.“ Er nickte: „Ich sage es noch mal ganz klar:
Selbst wenn es theoretisch möglich wäre, könntest du Fehler nicht vermeiden, und die Angst vor einem Fehler, belastet dich schon, bevor überhaupt was passieren könnte, und nimmt dir dadurch Kraft und Konzentration. Je mehr du Fehler vermeiden willst, umso größer ist die „Chance“ sie zu machen.“ Mari hörte aufmerksam zu und ließ die Worte auf sich wirken. Schließlich sagte sie: „Ja, das stimmt, die Angst davor, Fehler zu machen, begünstigte diese. Aber wie werde ich die Angst los?“ „Du wirst sie nicht einfach los, Mari, aber du kannst lernen, anders mit ihr umzugehen. Du solltest einfach akzeptieren, dass Fehler passieren können und außerdem auch, dass du noch Angst davor hast. Und wenn sie aufsteigt, sag dir nicht, dass du keine Angst hast, sondern gesteh dir zu, dass Fehler normal sind, also in der Natur des Menschen liegen.“ „Gut, jedes Mal, wenn künftig die Angst kommt, Fehler zu machen, sage ich mir: Na und – dann ist es so! Ich tue was ich kann! Wenn trotzdem was nicht klappt, konnte ich es nicht vermeiden. Mehr als mein Bestes kann ich nicht tun!“ „Ja“, bestätigte er, „Du kannst deine ganze Energie in die Aufmerksamkeit investieren, und dennoch ist es oft unmöglich, gar keine Fehler zu machen. Und deshalb geht es darum, zu akzeptieren, dass es unmöglich ist, keine Fehler zu machen. Das nimmt eine Menge Druck! Wenn man weiß, dass sie in jedem Fall passieren können, muss man nicht so zwanghaft aufmerksam sein und sich auch nicht selbst für Fehler bestrafen, indem man sich schlecht fühlt und Scham oder Schuldgefühle mit sich trägt. Ganz davon abgesehen, dass schon das Wort Fehler eine Interpretationsfrage aufwirft. Was ist wirklich schon ein Fehler?!“ Mari wiederholte noch einmal: „Wann immer diese Angst kommt, und sie kommt ja leider oft irgendwie automatisch in mir, dann sage ich mir ab jetzt: Auch wenn ich mein Bestes tue, können Fehler passieren – das ist menschlich!“ „Ja Fehler sind menschlich! Und… sie alle haben einen Sinn – immer! “ „Immer?“ fragte Mari verblüfft. „Immer! Sonst hätten wir zum Beispiel dieses Gespräch hier nicht geführt. Außerdem sind meist alle, in dem Fall also wir beide, an dem Fehler beteiligt.“ Er nahm Maris Hand, hielt sie an sein Herz und lächelte: „Das Spiel ist vorbei!“
Erleichtert sah Mari Joel an. „Der Meister ist und war gar nicht sauer mit mir! Da hat er mich in eine Falle tappen lassen, die sich erstmal richtig scheußlich angefühlt hat, aber jetzt ist mir ein Stein vom Herzen gefallen – nicht nur in der heutigen Situation, sondern irgendwie ziemlich grundsätzlich fühlt sich das so an.“ „Nein natürlich ist er nicht sauer“, bestätigte Joel. „Warum sollte er? Weil du eine Situation falsch eingeschätzt hast und darauf hin unkontrolliert reagiert hast? So etwas verärgert ihn doch nicht!“ „Es wirkte aber erst so, als er mir aufgezählt hat – zwei Regelbrüche und eine Verweigerung!“ „Er wollte dir dein von ihm ausgelöstes Fehlverhalten vor Auge führen, um dir dann zu zeigen, dass es für dich unvermeidbar war, während du dich bereits schuldig fühltest.“ „Das war ja eine heftige Lektion! Die werde ich so bald nicht vergessen!“ Und genau deshalb hat er es so inszeniert. Damit du dich daran erinnerst, und damit auch daran, was du daraus gelernt hast!“ Und nun…“ Er öffnete lächelnd seine Arme. „Eine Umarmung gefällig?“ Fest hielt er sie in seinen Armen. „Es ist ein wunderbares Gefühl, dass jetzt alles vorbei ist und ich auch noch diesen Gedanken als Prävention für alle kommenden Fehler mitnehmen kann!“ „Na das ist doch phantastisch!“ sagte er und drückte sie noch einmal fest an sich.
Mari wurde vom Regen überrascht und und klingelte durchgefroren bei Joel, mit dem sie wieder einmal zu einem Rollenspiel verabredet war, in dem er die Rolle des Meisters übernahm. „Oh Mari, du bist ja ganz durchnässt, komm rein“, sagte er und ging sofort ins Bad, um etwas zum Abtrocknen für sie zu holen. Sie blieb abwartend im Flur stehen. Er kam mit einem großen Handtuch zurück und legte es ihr um die Schultern. Diese fürsorgliche Geste fühlte sich gut an, und sie rubbelte sich ihre Bluse ab so gut es eben ging. Er half ihr und rieb ihr mit dem Handtuch über den Rücken. Als sie jedoch niesen musste und er sah, dass sie vor Kälte zitterte, meinte er: „Ich glaub du solltest deine nassen Sachen ausziehen, Mari.“ Etwas unschlüssig schaute sie ihn an. „Hm… könntest du mir vielleicht ein T-Shirt von dir borgen?“ fragt sie vorsichtig. Er nickte: „Ja, sicher“, und holte eines seiner Shirts und gab es ihr, worauf sie damit im Bad verschwand. Es war ein relativ langes T-Shirt, in dem sie sich einigermaßen wohl fühlte, auch als sie ihre lange, total durchnässte Hose ausgezogen hatte. Als sie aus dem Bad kam, wurde ihm anhand ihrer nackten Beine erst deutlich, dass sie auch eine Hose brauchen könnte und fragte: „Magst du noch eine Hose haben?“ „Oh ja, sehr gerne Joel, das wäre prima!“ Daraufhin brachte er ihr eine enge Sporthose, in die sie schnell hinein schlüpfte. Zu ihrer Erleichterung passte sie einigermaßen. Er lächelte: „Jetzt besser?“ „Prima, ich danke dir. Ja jetzt fühle ich mich wohler.“ Er schaute sie einen Moment lang an… „Dann beginnt das Spiel?…Jetzt!“
Maris Herz begann zu klopfen. Er ging auf sie zu und unwillkürlich trat sie einen Schritt zurück. „Oh? Was ist denn?“ fragte er. Da es ja auch keinen für sie selbst plausiblen Grund dafür gab, antwortete sie: „Nichts…“ „Gib mir deine Hand, Mari“, forderte er sie auf. Sie gab ihm ihre rechte Hand. „Wirst du mir folgen?“ Sie spürte ihren Herzschlag deutlich. Wohin und wie würde er sie führen, dass er so explizit fragte? Das tat er ja sonst nicht. Sie nickte und sagte: „Ja.“ Er ging drei Schritte zurück und zog sie leicht an der Hand. Sie folgte ihm und wurde von ihm in einem kleinen Kreis durch das Wohnzimmer geführt – fast wie in einem Tanz. Froh, dass sie von ihm trockene Sachen bekommen hatte und sich darin einigermaßen wohl fühlte, hatte Mari inzwischen richtig gute Laune, während sie mit ihm an seiner Hand durch das Wohnzimmer ging. Er zog sie nach einem Weilchen in Richtung des kleinen Flurs Verwundert ließ sich Mari durch den Flur führen. „Was machen wir hier?“ fragte sie unbedacht. Ernst sah er sie an. Wieder einmal hatte sie nicht an die Regel gedacht, innerhalb des Spiels keine vermeidbaren Fragen zu stellen. Er sagte noch nichts dazu und führte sie an den Türen vorbei bis zur Tür am Ende des Flurs, aber aufgrund seines Blickes wurde ihr das jetzt bewusst. Mit unguten Gefühlen ging sie mit ihm ein paar Schritte weiter. Schließlich standen sie direkt vor der Schlafzimmertür. Sie schaute ihn von der Seite an und dachte: „Um Gottes Willen bloß nicht noch eine Frage stellen!“ Er öffnete die Tür und sie sah direkt das große Bett. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, und sie versteifte sich, als er mit ihr das Zimmer betreten wollte.
„Nein, das möchte ich nicht!“ Fast wie ein Schrei kamen die Worte aus ihrem Mund. Er sah sie einen Moment stumm an. Dann fragte er: „Hast du nicht gesagt du folgst mir?“ „Aber doch nicht in dein Schlafzimmer! Wir sind doch sonst immer im Wohnzimmer, was soll denn hier geschehen?!“ Mari war jetzt so verschreckt, dass ihr die Frage-Regel des Spiels und alles sonstige Prozedere nicht mehr präsent waren. Joel entgegnete in einer für ihn auch in der Meisterrolle untypischen Härte: „Das ist schon die zweite Frage und eine Verweigerung.“ Siedend heiß stand sie da und erstarrte.
Als er ihren Zustand wahr nahm, schloss er die Tür und führte sie zurück ins Wohnzimmer zu einem Sessel, in dem sie regelrecht in sich zusammen sank und zu zittern begann. Er setzte sich vor sie, nahm ihre Hände und hielt sie fest. Diese Geste tat ihr gut und gab ihr ein bisschen Halt. Sie hob ihren Blick und schaute ihn kurz an. „Wie geht es dir Mari?“ Es fühlte sich an, als würde er ihr mit seinen Augen eine Brücke bauen wollen. Dadurch dass er sie so wärmend anschaute und ihre Hände hielt, tauchte sie aus ihrer Erstarrung wieder auf und war in der Lage mit ihm zu reden. „Es tut mir leid, ich bin noch nicht soweit – wirklich es tut mir leid! Ich konnte nicht mehr klar denken. Ich fühle mich furchbar!“ „Warum?“ Immer noch hielt er sie mit seinem Blick. „Du hast doch bereits gesagt: zwei Fragen und eine Verweigerung. Außerdem habe ich Angst…“ „Angst? Wovor?“ „Na du wirst mich ja nicht ohne Grund ins Schlafzimmer geführt haben! Ich kann das noch nicht!“ „Was kannst du denn noch nicht? Was hast du erwartet?“ „Mari bekam einen roten Kopf… Na – mit dir Sex haben…“ „Wow?! Das wäre aber ziemlich plötzlich gekommen, oder? Nach all den vielen kleinen Schritten, die wir miteinander gegangen sind…“ Verlegen stammelte sie: „Na, warum hast du dann… Warum wolltest du… Wir waren doch immer im Wohnzimmer… Ich dachte…“ „Was dachtest du?“ fragte er unbeirrt weiter. Jetzt wurde Mari heftig: „Das weißt du doch nun ganz genau! Warum muss ich es jetzt noch mal aussprechen?!“ Ruhig antwortete er: „Ich frage mich, wie du darauf kommst. Wie kommt es, dass du diese Vermutung hast?“ „Na, was sollte ich denn bei dem plötzlichen Schlafzimmer-Besuch ansonsten denken?!“ „Vielleicht wollte ich dir nur etwas zeigen… Vielleicht wollte ich eine Decke oder etwas anderes holen… Wie kommt es, dass du nach all unseren Spielen und Vertrauensübungen denkst, dass ich dir plötzlich solch einen für dich großen Schritt zumuten würde?“ „Ich konnte nicht mehr klar denken! Die Assoziation, als ich das Bett gesehen habe, war einfach da. Bitte entschuldige! Ich war verschreckt und verunsichert in dem Moment, es tut mir wirklich leid – auch dass ich diese Assoziation gehabt habe, weshalb ich dir ja nicht mehr weiter folgen konnte…“ Weiter fragte er: „Wie fühlt es sich für dich an Mari – Drei Fehler in so kurzer Zeit… zwei Fragen und eine Verweigerung.“ „Es fühlt sich schrecklich an! Ich würde am liebsten davonlaufen, aber damit kann ich es auch nicht ungeschehen machen. Bei diesen Worten kamen ihr die Tränen…
Er hielt noch immer ihre Hand und fragte sie mit sehr sanfter Stimme: „Mari, glaubst du, du hättest die Fehler vermeiden können?“ Sie schüttelt weinend den Kopf. „Ach nein, es war ja gar keine Kontrolle mehr in mir… !“ Er drückte behutsam ihre Hand. „Mari, Irrtümer, Fehleinschätzungen und Fehler passieren! Es wird nie möglich sein, alle Fehler zu vermeiden.“ „Das ist ja das Schlimme. Ich kann mir Mühe geben soviel ich will… Irgendetwas geht immer daneben. Das ist nicht nur jetzt so, das ist schon mein ganzes Leben lang so: Immer wieder vermassele ich irgendetwas! Nie reicht meine Mühe aus! Ich wollte dir wirklich folgen, als du mir die Frage gestellt hast und ich dir meine Hand gab. Und plötzlich war ich out of order.“ Er strich ihr mit einer zarten Bewegung über die heiße Wange. „Du solltest gar nicht erst versuchen, alles perfekt zu machen. Jeder Mensch macht Fehler. Es ist einfach menschlich!“ Sie sagte leise: „Ich habe dich enttäuscht und habe nicht angemessen gehandelt oder gedacht! Mensch das tut mir so leid und tut so weh in mir.“ „Su sagst ja selbst, du konntest gar nicht anders.“ Sie nickte: „Ja, das stimmt. ich konnte in dem Moment nicht anders.“
„Mari, schau mich bitte an. Ich sage dir jetzt etwas wichtiges: Ich habe deine Reaktion bewusst provoziert. Ich wusste, dass ich damit viel zu weit gehen würde.“ Verwundert hob Mari jetzt ihren Kopf und sah ihn an. „Wie jetzt? Warum das? Wolltest du mich fertig machen?“ Er schüttelte den Kopf. „Auch wenn das jetzt erstmal so scheint, aber nein! Ich erschuf diese Situation, die dich in unkontrollierbares Verhalten brachte, um dir zu zeigen, dass es unmöglich ist, immer alles in optimaler Weise zu tun und um einen Anlass zu schaffen, das Fehler-Thema, das dich schon so lange blockiert, gemeinsam zu durchleuchten. Das waren so intensive Gefühle, dass du dich daran wohl immer erinnern wirst. Und damit auch an die Erkenntnis, die daraus resultiert: Es ist unmöglich, manche Verhaltensweisen zu unterlassen, die zu „Fehlern“ führen – und damit zeichnete er zwei Anführungszeichen in die Luft. Ihre Gedanken wurden immer verworrener, wer hatte denn nun eigentlich den Fehler gemacht… „Du wolltest also, dass ich Fehler mache?!“ Er nickte. „Ja, ich wollte es. Insofern bin ich mindestens zur Hälfte mitverantwortlich dafür. Auch wenn du manchmal die Regeln vergisst, auch wenn du etwas verweigerst – übrigens welch schlimmes Wort! Du darfst schließlich auch etwas ablehnen und dafür die rote Ampel anwenden. Das ist alles nicht schlimm, Mari! Selbst wenn ich eine kleine Show abziehe und mit erhobenem Zeigefinger daher komme. In Wahrheit ist das niemals ein Problem. Na, und dann gibt es gibt ja auch noch unsere kleinen Ausgleichsrituale, genannt Strafe. Er zwinkerte mit den Augen. Na und??! Du brauchst keine Angst vor Fehlern haben, denn Fehler passieren und sind unvermeidlich.“ Er legte seine Hände sanft auf ihre Schultern und schüttelte sie ganz sacht. „Mari, du kannst immer nur alles so gut machen, wie du es kannst – der Rest liegt nicht in deiner Macht. Denn könntest du es anders tun, hättest du es ja anders gemacht. Und für das, was du selbst bei allem Wollen nicht anders tun kannst, brauchst du dich auch nicht schlecht zu fühlen.“
Irgendetwas wurde bei diesen Worten in ihr leichter. Sie verstand es nicht genau, was da in ihr passierte, aber es war, als wenn eine zentnerschwere Last von ihr abfiel… Wir reden nächstes Mal weiter darüber“, sagte er leise, aber bestimmt. „Jetzt möchte ich dir nur noch gut tun. Wie wäre es mit einer schönen entspannenden Kopf-Massage hier auf der Couch, in der sich deine Gefühle und Gedanken beruhigen können?“ So nahm dieses so heftig begonnene Spiel ein sehr sanftes, wohltuendes Ende.
Mari drehte sich zum wiederholten Mal im Bett herum, irgendwie fand sie heute keinen Schlaf. Eine diffuse Unruhe war in ihr. Es ist als ob irgendetwas fehlt… aber was könnte das sein… fragte sie sich. Meine Arbeit macht mir Freude, finanziell gibt´s keine Probleme, die Treffen mit Joel sind spannend und schön, und dennoch… was ist das, was sich gerade so leer anfühlt in mir…?
Dir fehlt die innige Beziehung zu MIR.
Ups, was war DAS denn? Der Gedanken flog von links nach rechts durch ihren Kopf und hinterließ deutliche Spuren: Sie fühlte sich plötzlich so lebendig und munter, als sei sie nach einem ausgiebigen Schlaf erfrischt aufgewacht.
Schreib!
Huch, jetzt gibt´s auch noch eine Anweisung… Sie grinste. Eine Stimme, die es eigentlich gar nicht gab, sagte ihr, was sie tun sollte…
MICH gibt es! Gerne buchstabiere ich es dir – und da du Farben magst, setze ich jeden Buchstaben in eine andere Farbe für dich:S c hr e i b !
Sofort stellte sich Mari das Wort in leuchtend bunten Lettern vor. Na, dann will ich tun, was du sagst, dachte sie und verließ ihr Bett, um sich an den Laptop zu setzen.
Prima! Gut, dass du gleich aufgestanden bist! Wenn du mit mir MIR schreibst und MEINE Antworten empfängst, dann schreibe bitte MEINE Anrede und alle zu MIR gehörenden Pronomen in durchgängig großen Buchstaben, denn MEINE Energie stammt aus einer höheren Ebene, aus DER Ebene, nach DER du dich sehnst. So spürst du das schon beim Schreiben und später, wenn du es mal wieder liest, gleich ganz deutlich.
Mari hatte es schon beim Schreiben, als sie die Energie der Worte fühlte, entsprechend korrigiert. Sie spürte wirklich bereits, was gemeint war.
Wer oder was bist DU? fragte sie schreibend.
ICH BIN DER, DEM du alles sagen kannst, DEN du alles fragen kannst, von DEM du immer Antwort, Hilfe und Führung erhältst – dein innerer Meister. ICH BIN DIE, DIE alles von dir annimmt, in der Tiefe versteht – und liebt – deine gute Fee. ICH BIN DAS, in DEM du immer zuhause und geborgen bist – dein inneres Licht. ICH BIN dein tiefstes, wahres SEIN: DIE ALLUMFASSENDELIEBE.
Ein tiefer Atemzug durchströmte sie. DAS fühlte sich so wunderbar an. Als ob eine Sehnsucht Erfüllung finden würde…
Ist es nicht das, wonach du dich sehnst? Geborgenheit, Verlässlichkeit, liebevolle Führung?
Ist es nicht die Art von Energie, die Joel in eurem Rollenspiel für dich als „Meister“ verkörpert, wenn er dir aufträgt, etwas zu tun, was dir gut tut – was dich in deinem Vertrauen stärkt – und was er dir vermittelt, wenn er dich umarmt?
Mari nickte zustimmend. Ja, so ähnlich fühlte sich das auch an mit ihm… nur dass sie es mit ihm auch körperlich spüren konnte, wenn er sie zum Beispiel fest in den Armen hielt und ihr dadurch Halt und Sicherheit vermittelte.
Die Stimme antwortete auf ihre Gedanken: Diese Gefühle können sowohl durch körperliche Nähe und Berührung entstehen, wie auch durch Worte, die ein anderer Mensch zu dir sagt, als auch mit Hilfe des Geistes – durch die Verbundenheit mit MIR, der Essenz von der Kraft der Liebe und Stärke, die in dir ist und in allem, was um dich herum ist. Diese Ebene des Geistes – BIN ICH ! Und mit MIR bist du immer in Verbindung – die Frage ist nur, ob du dir dessen gewahr bist oder nicht. Durch unsere dir bewusste Verbundenheit fühlst du das von dir oft so ersehnte Gefühl von Nähe und Geborgenheit, auch ohne körperliche Anwesenheit eines anderen Menschen. Wenn du MICH wahrnimmst, dann fühlst du dich so wunderbar, wie du dich jetzt in diesem Moment fühlst.
Unwillkürlich musste Mari in diesem Moment lächeln. Ja eigentlich „mache“ ich es gar nicht, dachte sie, es kommt ganz von allein – ES lächelt aus mir – ES lächelt mich… Auch diese Worte schrieb sie auf.
Dieses innere Lächeln ist ein untrügliches Zeichen, dass du mit MIR verbunden bist, „hörte“ sie diese klare und irgendwie machtvolle, wenn auch leise klingende „Stimme“ in ihr liebevoll sprechen. Sei gewiss: ICH BIN immer voller Liebe und Frieden – deshalb brauchst du MICH und alles, was ICH dir sage, niemals zu fürchten. Im Gegenteil, du kannst dich immer darauf verlassen, dass die Themen, die du mit MIR besprichst, und die Gedanken, die du MIR übergibst, sich allein schon dadurch, dass du sie MIR anvertraust, heller und leichter anfühlen werden, und dass MEINE Antworten dir immer gut tun werden. Denn:
ICH BIN die tiefste Liebe deines Seins ICH BIN immer da für dich.
Ein tiefes Geborgenheitsgefühl durchströmte Mari und sie hörte die Stimme in sich flüstern:
Bei Joel – Mari bekommt den Auftrag, ein „Nest“ zu bauen
Nach einer freundlichen Begrüßung begann Joel, der für Mari die Rolle des Meisters einnahm, das heutige Spiel – unerwartet wie meist – mit dem Satz: „Das Spiel beginnt“ – und gleich danach kam die Aufforderung: „Mari, ich möchte jetzt, dass du dir heute hier auf der ausgezogenen Couch ein richtig kuschliges Nest baust.“
Mari schaute auf die ausgezogene Couch mit der breiten Liegefläche. Sie hatte ja nun schon einige Male darauf gelegen, aber jetzt… Die Anweisung, ein „kuschliges Nest“ zu bauen, weckte nebulöse Vorstellungen in ihr von dem, was sie wohl heute hier erleben würde. War sie dazu bereit?
Nervös schaute sie Joel an, der ihr freundlich, aber bestimmt, zunickte. Er öffnete eine Schranktür, hinter der Decken, Laken, Kissen, und ähnliches Material zu finden war. „Bediene dich, und gestalte daraus ein Lager, auf dem du dich so richtig wohl fühlen könntest. Lass dir ruhig Zeit dabei.“
Was sollte in diesem „Nest“ wohl geschehen? fragte wieder ihre Angst-Stimme. „Ja, mach ich,“ antwortete sie, sprach aber die Frage nicht aus, wozu dieses Nest wohl dienen sollte – und machte sich an ihre Aufgabe. Er hätte ihr ohnehin keine Antwort gegeben – das wusste sie inzwischen und war froh, dass sie daran gedacht hatte, dem Impuls nicht gefolgt war und ihre Frage für sich behielt.
Auch Joel hatte das bemerkt und lächelte verhalten. Seine Schülerin kam weiter auf ihrem Weg… Dass sich in ihr Fragen bewegten, war ihm klar. Doch sie folgte seiner Anweisung ohne zu fragen, was ja eine ihrer Regeln innerhalb der Spiele war, in der sie die Rolle der Schülerin und er die des Meisters inne hatte. Der Inhalt dessen, was sie lernen wollte, war vor allem eins: Vertrauen.
Erst einmal holte Mari hervor, was sie in dem Schrank fand.
Dann wählte sie aus, was ihr gefiel und räumte den Rest wieder ein. Joel lobte sie. „Das hast du sehr schön und kuschlig gemacht! Ich muss doch gleich einmal ausprobieren, wie es sich darin liegt.“
Mari schaute zu, wie er sein Hemd auszog, sich hinlegte und sich wohlig dehnte und streckte. Schließlich öffnete er seine Arme und lud sie ein, sich bei ihm nieder zu lassen.
Etwas zögernd stand sie im Raum. Immerhin, er hatte nicht verlangt, dass sie sich ausziehen sollte… Dennoch gab es eine Schranke in ihr, sich mit ihm sozusagen in ein gemachtes Bett zu legen, denn nichts anderes war ja dieses „Nest“, das sie gebaut hatte, nun eigentlich geworden…
„Mari, zieh bitte deine Bluse aus, die wirst du hier nicht brauchen. Wir haben ja eine Decke.“
Okay! Wenigstens hatte sie ein buntes Top unter der Bluse… Sie überlegte… wie weiter? Sie fühlte sich so unbehaglich wie lange nicht mehr, doch konnte sie ja nicht die ganze Zeit hier stehen bleibe. Für solche schwierigen Momente gab es die Möglichkeit, dass sie um eine Umarmung bitten durfte… Er hatte ihr am Anfang ihres gemeinsamen Weges gesagt, dies sei immer möglich, um nicht in ein Gefühl der Starre hinein zu fallen, was ihr anfangs öfter passiert war.
„Ähm, es fühlt sich gerade ziemlich schwierig an in mir… Darf ich… um eine Umarmung bitten?“
„Gut, dass dir diese Möglichkeit eingefallen ist,“ bestätigte sie Joel. „Ja, das darfst du immer, Mari, und auch jetzt! Komm her zu mir, ich umarme dich gern.“
Damit hatte sie sich ein Eigentor geschossen… Genau das war ja ihr Problem gerade, dass sie sich nicht rühren konnte… dass sie Schwierigkeiten hatte, sich zu ihm in das von ihr eben bereitete Bett zu legen… mit wenig Kleidung…
Joel schaute sie aufmerksam an. Er ahnte, was sie bewegte und sagte sanft: „Meine Umarmung wird dir im Liegen genauso Halt geben wie im Sitzen oder Stehen. Probiere es einfach aus. Es ist nur ein kleiner Schritt, der geringfügig anders ist als sonst. Meine Umarmung wird genauso achtsam und liebevoll sein, wie du es schon oft erlebt hast.“ Geduldig und einladend lag sein geöffneter Arm auf der Matratze… Es lag nun an ihr, diesen Schritt zu tun und sich in seinen Arm hinein zu begeben.
Ich kenne und ich mag seine Umarmungen, sie tun mir gut… so redete sie sich in Gedanken gut zu, warum soll das im Liegen anders sein als im Sitzen oder im Stehen… auch wenn das jetzt ein Miteinander-im-Bett-sein ist… Und der Schritt gelang! Sie ließ sich nieder und kuschelte sich in seinen Arm, atmete tief und schloss die Augen. Ich liege mit ihm im Bett – uff!
Er zog die Decke über beide. „Wie schön, Mari, dass du diesen Schritt zu mir getan hast. Ich weiß wohl, dass dir das gerade nicht leicht fiel. Aber spür mal hin, ist es außer der Tatsache, dass wir uns liegend noch besser entspannen können, irgendwie schlimm?“
Etwas verlegen schüttelte sie den Kopf, der an seiner Schulter lag. „Nein, eigentlich nicht.“
„Und un-eigentlich?“
Sie öffnete die Augen. „Na ja, wir liegen mit nur wenig Klamotten miteinander im Bett! Die Couch ist nun zum Bett geworden… Und genau davor hatte ich ja so große Angst, mit einem Mann ins Bett zu gehen…“
„Keine Sorge, Mari, auch wenn wir hier mehr Fläche zur Verfügung haben und die „Bühne unseres Miteinanders“ sich erweitert hat und kuschliger wird, werde ich niemals etwas tun, was dir unangenehm oder für dich nicht möglich ist. Darauf kannst du dich immer verlassen!“
Er stützte sich leicht auf den Unterarm, so dass sie ihm in die Augen schauen konnte. „Willst du mir das glauben?“
„Ja, das möchte ich dir glauben.“
Sanft strich er ihr übers Haar. „Ich danke dir für dein Vertrauen – und dafür, dass du dir ein Herz gefasst hast.“
Ein vorsichtiges Lächeln stahl sich über ihr Gesicht.
„So, meine Liebe, und jetzt gibt es nur eine Aufgabe – und die heißt: Schließ deine Augen und fühle!“
Sie atmete tief ein, machte gehorsam die Augen zu und wartete mit Herzklopfen auf das, was nun geschah.
Joel hielt sie zunächst einfach nur weiterhin in seinem Arm und begann leise zu summen. Inzwischen wusste er um die beruhigende Wirkung auf sie, wenn er mit leisen Tönen ihre Seele streichelte. Nach einem Weilchen bemerkte er erfreut, wie sie etwas näher an ihn heran rückte und sich anschmiegte. Mit der anderen Hand strich er ihr übers Haar. Wohlig seufzte sie und begann sich zu entspannen. Das tat so gut…
Ihre Gedanken kamen zur Ruhe. Er strich wieder und wieder mit gleichmäßigem sanftem Druck über ihr Haar, lockerte von der Seite vorsichtig knetend ihre verkrampfte Schulter, und berührte dann behutsam ihr Gesicht, strich ganz sacht über ihre Wange. Sie merkte zu ihrem eigenen Erstaunen, dass sie sich tatsächlich wohlfühlte so nah neben ihm – und das im Bett…
Joel hatte sich für die Weihnachtszeit eine Fortsetzungsgeschichte von wohlwollenden außerirdischen Meistern zum Thema „Macht – Angst – Vertrauen – Hingabe“ für Mari ausgedacht, das er ihr in Form eines Adventskalenders geschenkt hatte.
Heute zum ersten Weihnachtstag kam Joel nachmittags zu Mari, die bereits die Kerzen am Weihnachtsbaum angezündet hatte. Nach dem Weihnachtskaffee mit Schokoladensterntorte wurde nun der letzte Umschlag geöffnet. Mari kuschelte sich in Joels Arm und hörte zu, während er den letzten Teil dieser Geschichte erzählte…
Am Morgen nach dieser wundervollen Nacht erwacht Carina glücklich in Ramons Armen, öffnet ihre Augen und sieht sich von ihm mit einem Blick von Zärtlichkeit und Liebe umfangen. Lächelnd sagt er: “Frohe Weihnachten, Carina!” und gibt ihr einen Kuss.
Als sie dann mit Ramon beim Frühstück sitzt, entdeckt sie um sich herum nur strahlende Gesichter. In den Augen von allen spiegelt sich nicht nur der Kerzenschein des festlich geschmückten Raumes, sondern ein inneres Leuchten, das aus dem Zentrum der Herzen kommt.
Nach dem Frühstück erklärt René, dass sie nun das Fest des Lichts und der Liebe zusammen feiern würden. Gemeinsam wird im Strahlen des ganz besonderen Lebensbaumes gesungen, gelacht, getanzt, gut gegessen und getrunken. Viele Umarmungen werden ausgetauscht und es gibt Geschenke, die mit viel Liebe gemacht und überreicht werden. Der Mittelpunkt des Festes ist eine zauberhafte Lichtmeditation, die René anleitet. Alle sind sich einig: Diese Reise hat sich zu einem wunderbaren Geschenk entwickelt.
Am nächsten Morgen landen sie auf der Erde, und Carina fährt mit Ramon zusammen nach Hause, wo eine neue Fortsetzung der Geschichte ihren Lauf nehmen wird. Denn die Geschichten im Jahr „Später-ist-heute-jetzt-und-eins“ gehen immer weiter und wirken vorwärts und zurück bis in den heutigen Tag hinein, wenn wir ihr Strahlen bei uns einlassen…
Versonnen blickte Mari auf den Weihnachtsbaum, der mit all dem strahlenden, bunten, vielfältigen Schmuck ein wenig an den Lebensbaum der Geschichte erinnerte.
„Was meinst du, Mari, wollen wir einige Strahlen der Geschichte bei uns einlassen?“ Sie nickt und antwortet leise: „Ja, das wollen wir! Mal sehen, was sie bewirken… Ich danke dir für diese zauberhafte Geschichte, Joel. Du hast mir in diesem Jahr eine ganz besondere Weihnachtsstimmung gezaubert, voll Spannung, Licht, Wärme und Liebe. Diese magische Adventszeit mit deiner Geschichte werde ich immer in Erinnerung behalten!“
„Das freut mich sehr!“ antwortete Joel lächelnd und flüsterte ihr leise ins Ohr: „Frohe Weihnachten, Mari! Mögen sich all deine Wünsche und Träume, auch die geheimen, sich ganz leicht erfüllen. Was ich kann, will ich gerne dazu beitragen…“
Einen frohen, von Licht, Frieden und Freude erfüllten ersten Weihnachtsfeiertag, liebe Gäste hier bei Joel und Mari, und bei Carina und Ramon im Raumschiff 😉 , wünscht euch eure Miriam
Hier geht es zu allen bisher erschienenen Kapitel zu dieser Geschichte, die Joel Mari in der Advents- und Weihnachtszeit erzählt –>Eine utopische Heilungsreise (Märchen)
Joel hatte sich für die Weihnachtszeit eine Fortsetzungsgeschichte von wohlwollenden außerirdischen Meistern zum Thema „Macht – Angst – Vertrauen – Hingabe“ für Mari ausgedacht, das er ihr in Form eines Adventskalenders geschenkt hatte.
Am heiligen Abend kam Joel abends – etwas später als sonst – zu Mari. Sie wünschten sich mit einer innigen Umarmung frohe Weihnachten, kuschelten sich zusammen auf die Couch und freuten sich zum vorletzten Mal auf die Geschichte von Carina und Ramon…
Kurz nachdem der Gesang verstummt, kommt Ramon zu Carina. Er setzt sich an ihr Bett und schaut ihr zärtlich in die Augen. Carina nimmt seine Hand und fühlt eine große Sehnsucht, ihm ganz nah zu sein. Ramon antwortet auf diese Sehnsucht: “Carina, heute hat mich dein Herz gerufen. Heute gehen wir gemeinsam den Schritt, den du nun schon seit einigen Tagen erwartest.” Lächelnd reicht er ihr seine Hand und sagt: “Komm mit mir, Liebes …”
Mit klopfendem Herzen verlässt Carina ihr Bett und geht mit Ramon in sein Reich hinüber. Diesmal sieht sie dort eine bisher immer geschlossene Tür offen stehen und begreift, da gibt es noch ein Zimmer, das von seinem großen Raum abgeht. Es ist sein Schlafzimmer. Ihr Blick fällt auf ein großes, weiches Bett. Auf leuchtend blauem Stoff sind Rosen und Sterne gemalt. Alle Kissen und Decken tragen dieses Muster. Auf dem Tisch neben dem Bett steht ein Strauß dunkelroter Rosen.
Carina schluckt nervös… Noch stehen sie in dem großen, ihr nun schon seit langem vertrauten Raum. Ramon legt seine Hände auf ihre Schultern, schaut ihr tief in die Augen und fragt mit zärtlicher Stimme: “Bist du bereit, Carina?” Carina nickt. Da nimmt Ramon sie auf seine Arme und legt sie aufs Bett. Langsam und behutsam entkleidet er Carina und dann sich selbst. Ganz dicht kuschelt sich Carina in ihrer Aufregung an ihn, und er hält sie lange Zeit einfach nur in seinen Armen und flüstert ihr ab und zu beruhigende Worte in ihr Ohr. “Keine Angst, mein Liebes, es ist alles in Ordnung, wir haben alle Zeit der Welt. Vertraue mir, vertraue unserer Liebe…”
Nach und nach entspannt sich Carina in seinen Armen. Als ihr endlich wieder warm ist, sagt er: “Du brauchst jetzt gar nichts zu tun, Carina, lass einfach nur geschehen. Ich werde dir nicht wehtun, ganz sicher nicht!” Wieder überkommt Carina eine nervöse Spannung, und wieder streichelt er lange ihren Rücken, bis sie sich wieder beruhigt. Er dehnt sein Streicheln über den ganzen Körper aus, und sie spürt zunehmend eine lustvolle Erregung in sich aufsteigen. Pulsierende Wellen strömen durch ihren Körper. Als diese Empfindungen sich noch intensivieren, versucht Carina, sie abzubremsen, indem sie ihren ganzen Körper anspannt. Ramon schaut sie liebevoll an: “Es ist neu, Carina, ich weiß, aber du brauchst dich nicht vor deinen Empfindungen zu fürchten. Wenn du nicht gegen sie ankämpfst, tragen sie dich auf den Gipfel der Erfüllung. Ich erwecke dein inneres Feuer. Gib dich ihm hin, du wirst nicht verbrennen. Es wird dich durchströmen und jede deiner Zellen zum Leuchten bringen. Vertraue mir, vertraue deinem Körper und lass einfach nur geschehen.”
Sanft streichelt er ihren Kopf, und sie lässt langsam ihre Anspannung wieder los. Auf und ab gleitet sie auf den Wellen ihrer Lust. Sie lässt ihr Feuer in sich zu und bremst es wieder ab, wenn es ihr zu gewaltig erscheint – und wieder gibt sie sich ihm hin, um es bei zustarker Intensität wieder abflauen zu lassen. Ramon lässt dieses Wechselspiel ihrer Bereitschaft geduldig geschehen, geht auf ihre Anspannung ein, führt sie wieder in die Entspannung, und bringt ihr Feuer erneut zum Lodern, immer und immer wieder… Carina wird in seinen Armen lebendig, lässt die unwillkürlichen Bewegungen ihres Körpers zu, mehr und mehr. Dann schließlich, als ihr Körper immer lebendiger wird, lässt er sie nicht mehr zurück gleiten in eine wohlige Entspannung, sondern steigert ihre Lust noch mehr.
Sie spürt ihn, bekommt einen kleinen Schreck, hört wie von Ferne und doch ganz nah seine Worte: “Es ist soweit, Carina, öffne jetzt dein Tor für mich, sage “JA”, einfach nur “JA”, wobei er wieder ihre so empfindsamen Brüste küsst. Carina haucht “Ja”, flüstert “Ja”, immer wieder “JA”… – und sie spürt, wie er ganz langsam in sie hinein kommt – ganz behutsam. Solange hatte er das Tor ihrer Lust vorbereitet, dass es nun ganz offen ist und kein Schmerz entsteht. Als sie ihn ganz in sich aufgenommen hat, hält er sie einen Moment, der ihr wie eine Ewigkeit erscheint, ganz bewegungslos in seinen Armen, und sie spürt wieder diese quälende Sehnsucht. Verwirrt schaut sie ihn an. Er hält ihren Blick mit seinen warmen liebenden Augen und streichelt ihr Haar: “Jetzt vereint sich unser Feuer, und wir reiten gemeinsam auf den Wellen des Lebens. Nur Mut, ich halte dich.” Langsam bewegt er sich in ihr. Sanft pulsiert eine Woge nach der anderen durch ihren Körper, und sie verspürt schließlich das Bedürfnis nach mehr… mehr… und noch mehr… – versinken im Meer der Liebe… Sie liegt in seinen Armen, er streichelt ihr Haar und hält mit seinen Augen ihren Blick fest. Mit jeder neuen Welle der Lust weiten sich ihre Augen und lassen ihn an ihren inneren Bewegungen teilhaben. Die Fenster ihrer Seelen sind weit offen – seine und ihre – und sie schauen durch ihre eigenen Fenster hinaus tief in die offenen Fenster des anderen hinein.
Carina will wieder abbremsen, aber Ramon flüstert: “Hab keine Angst. Lass es einfach zu, mehr brauchst du nicht tun.”
Carina spürt die Wellen jetzt immer schneller und intensiver kommen, gibt sich ihnen ganz hin in der Geborgenheit seiner Arme gehalten, von seiner Liebe getragen, von ihrem inzwischen gewachsenen Vertrauen geführt. Wie von allein bewegt sich ihr Körper der Erfüllung entgegen… bis schließlich in ihr die Sterne explodieren. Ganz fest hält er sie, als ihr Körper sich schüttelt, zuckt und windet, wobei sie wie aus weiter Ferne seine Stimme hört: “Wir sind eins, Carina, spür es – ja, wir sind eins – großartig, lass es zu… Es ist Liebe, die dich durchströmt, reine Liebe…”
Langsam ebbt das Feuerwerk ab… Die Wellen beruhigen sich nach und nach, und Carina verbirgt ihren Kopf in seinen Armen. “Was habe ich getan?” flüstert sie. Noch ehe die alten Schamgefühle von ihr Besitz ergreifen, sucht Ramon ihren Blick, lächelt und sagt: „Du hast die Liebe körperlich erlebt. Carina, du bist eine wundervolle Frau! Ich danke dir, dass du dein Feuer mit meinem vereint hast.”
Still liegt sie in seinen Armen, verwirrt, erschöpft und glücklich. Die Wärme seiner Haut, sein wohltuender Duft und sein liebevolles Streicheln geben ihr die Sicherheit zurück. So sehr geliebt und geborgen fühlt sie sich, dass sie sagt: “Am liebsten würde ich die ganze Nacht bei dir bleiben.” Und er antwortet: “Das möchte ich auch gern, Carina.” Liebevoll und zärtlich sieht er sie an. “Morgen früh, ist das große Fest des Lichts und der Liebe. Da feiern wir alle hier an Bord Weihnachten, Und übermorgen landen wir auf der Erde. Dort ist dann der 25. Dezember und wir werden, so wie du es dir wünschst, auch auf deinem Heimatplaneten Weihnachten feiern.”
Carina schaut ihn nachdenklich an. “Hast du gewusst, dass es in dieser Nacht geschehen wird – die ganze Zeit schon?” Ramon lächelt: “Dein Herz wollte es so… ja… aber wäre deine Persönlichkeit noch nicht bereit gewesen, wäre es auch in Ordnung. Ich wäre dann trotzdem mit dir gekommen – und irgendwann in unserem Miteinander auf der Erde wäre in dir die Bereitschaft erwacht.”
Fragend sieht sie ihn an: “Es bleibt doch dabei? Du kommst mit mir?”
“Ja, Carina, ich komme mit dir. Wir werden zusammen leben und wirken, weil du es so willst, und weil es seit Anbeginn aller Zeiten auch mein Wunsch ist.
Ramon spürt, wie Carina müde wird. Schläfrig und glücklich kuschelt sie sich in seine Arme, nimmt als letztes noch ganz intensiv den Duft der Rosen wahr, der sie heute Nacht in ihrer Liebe gestärkt hat, und gleitet in einen tiefen, erholsamen Schlaf hinein.
Morgen erscheint der letzte Teil der Geschichte
Hier geht es zu allen bisher erschienenen Kapitel zu dieser Geschichte, die Joel Mari in der Advents- und Weihnachtszeit erzählt –>Eine utopische Heilungsreise (Märchen) Ich wünsche euch allen einen von Freude und Liebe erfüllten heiligen Abend. Von Herzen eure Miriam
Joel hatte sich für die Weihnachtszeit eine Fortsetzungsgeschichte von wohlwollenden außerirdischen Meistern zum Thema „Macht – Angst – Vertrauen – Hingabe“ für Mari ausgedacht, das er ihr in Form eines Adventskalenders geschenkt hatte.
Nun näherte sich die Geschichte langsam ihrem Ende. Mari war gespannt darauf, denn was Carina mit ihrem Meister erlebte, bewegte sie selbst auch sehr. Was würde sie wohl heute in dem Umschlag finden… Sie packte ein mit kandierte Orangenstückchen versehenes Bitterschokoladetäfelchen aus, schob es sich genüsslich in den Mund und begann zu lesen:
Heute blinkt das vorletzte Röllchen in Carinas Adventskalenders auf, und sie liest die Worte ihres Meisters:
Liebe Carina, Jeder Gedanke, jedes Gefühl, jedes Wort, alles von dir ist wertvoll und in Ordnung so wie es ist. Was du tust und was du nicht tust – alles darf genau so sein. Alles ist ein Ausdruck deines ureigenen wunderbaren Wesens. Auch das, was kommt, wird genau so gut sein, wie es auch immer sein wird. Deine Angst darf sich ruhig schlafen legen. In Liebe Ramon
Es ist die vorletzte Botschaft… Wann wohl die letzte aufleuchten wird?
Ramon hatte ihr damals zu Beginn dieser Ausbildungszeit gesagt, dass sie nach Ablauf dieses Adventskalenders wieder zur Erde zurückkehren würde und dass dort nur 24 Tage vergangen sein würden. ‘Wenn sich nun dieser Adventskalender dem Ende zuneigt, muss es bald Weihnachten werden’, überlegt Carina. Es kann sich nur noch um Tage handeln – und dann ist Weihnachten. Wo, wie und mit wem wird sie es erleben? Und wie geht es dann wohl weiter?
Als sie Ramon danach fragt, lächelt er geheimnisvoll: “Carina, jetzt kannst du Vertrauen üben! Was meinst du, kannst du mir soweit vertrauen, dass du guten Mutes alle Fragen fallen lässt und davon ausgehst, dass du in einigen Tagen ein sehr liebevolles Weihnachtsfest erleben wirst?” Carina nickt, wenn es ihr auch schwer fällt, so im Ungewissen zu bleiben – aber sie ist einverstanden.
In den nächsten Tagen nimmt die Stimmung im Raumschiff deutlich einen vor-weihnachtlichen Charakter an. Abends werden Adventslieder gesungen, die so wundervoll in den Herzen klingen, dass Carina manchmal die Tränen kommen. Auch die Sehnsucht nach der Erde, ihrer Heimat, spürt sie wieder. So lange Zeit war diese in den Hintergrund getreten, aber jetzt, durch die vertrauten Klänge ausgelöst, wird sie wieder spürbar. Ihr Meister nimmt sie dann in seine Arme und tröstet sie: “Es dauert nicht mehr lange, Carina… wir sind bereits auf der Rückreise und sind jetzt schon nicht mehr weit von der Erde entfernt. Sei guten Mutes, Weihnachten steht vor der Tür… und natürlich werden wir auch die Rückkehr zur Erde feiern. Ich habe dir versprochen, du wirst zurückkehren – das tust du – mit vielen neuen Erfahrungen. Und ich habe dir versprochen, ich werde bei dir bleiben – und so werden wir gemeinsam zurückkehren.”
Am nächsten Morgen steht ein großer, schöner, faszinierend aus sich selbst heraus leuchtender Baum – ähnlich einem Tannenbaum, nur mit weicheren dickeren “Nadeln” - im Gemeinschaftsraum.
René erklärt, dass am nächsten Tag das Fest des Lichts und der Liebe gefeiert würde, dem ein großer Teil der Menschen den Namen “Weihnachten” gegeben haben, und lädt alle ein, nach dem Frühstück diesen Baum gemeinsam zu schmücken. Es ist eine fröhliche Atmosphäre. Freude und frohe Erwartungen erfüllen den Raum. Der Baum wird zu einem richtigen Lebensbaum. Die Frauen hängen persönliche Symbole ihrer Zeit hier an, die sie mit viel Spaß vorher gefertigt hatten – und auch die Meister tragen zum Schmuck bei, indem sie wunderschöne, fein ziselierte, glänzende Symbole der verschiedenen Ausdruckweisen der Liebe mitbringen. Kerzen sind nicht nötig, da dieser Wunderbaum aus sich heraus strahlt. Einige Stunden sind alle ganz eifrig damit beschäftigt, und es entsteht ein prächtiger Lebensbaum: Da gibt es Sonnen, Monde, Sterne, verschiedenste Früchte, kleine Geschenke, Blüten in allen Farben, und natürlich auch die heimischen traditionellen Weihnachtsfigürchen wie Nikoläuse, Weihnachtsmänner, Engel, aber auch Elfen, Gnome, und viel kleines Spielzeug schmücken den Baum. Alle sind sich einig – es ist der schönste Weihnachtsbaum, den sie je gesehen haben.
Der Tag vergeht mit weiteren weihnachtlichen Vorbereitungen. Die Frauen treffen sich, um kleine Geschenke für ihre Meister herzustellen, und abends lädt René zu einem gemütlichen vorweihnachtlichen Beisammensein ein. Es werden Geschichten erzählt, lustige Rätselfragen gestellt und Lieder gesungen. Gefühle von weihnachtlicher Vorfreude tanzen im Raum…
Als die Frauen schließlich in ihren Betten liegen, singen die Meister gemeinsam für alle. Es ist ein so wunderschöner Klang der vertrauten und auch fremden Weihnachtsmelodien, dass die Herzen aller Frauen sich ganz weit öffnen.
Morgen wird die Geschichte fortgesetzt und läuft voraussichtlich bis zum ersten Weihnachtsfeiertag
Hier geht es zu allen bisher erschienenen Kapitel zu dieser Geschichte, die Joel Mari in der Advents- und Weihnachtszeit erzählt –> Eine utopische Heilungsreise (Märchen)
Joel hatte sich für die Weihnachtszeit eine Fortsetzungsgeschichte von wohlwollenden außerirdischen Meistern zum Thema „Macht – Angst – Vertrauen – Hingabe“ für Mari ausgedacht, das er ihr in Form eines Adventskalenders geschenkt hatte.
Heute war Mari besonders früh aufgewacht, machte sich Kaffee und ging nochmal mit der Kaffeetasse und dem heutigen Umschlag in ihr Bett. Sie öffnete ihn, fand ein Marzipanherz darin und las gespannt, wie die Geschichte weiter ging...
Das Vertrauen, das sie zu Ramon entwickelt hat, trägt Früchte. Sie empfindet Dankbarkeit für seine Einfühlungsgabe und Annahme. Immer wieder einmal durch fließt sie ein leises Gefühl von Hingezogenheit. Schließlich gehen auch erste zarte Regungen von Zärtlichkeit von ihr aus.
Als sie an diesem Abend entspannt nach einer wohltuenden Massage in seinen Armen liegt, fühlt sie eine so große Verbundenheit zu ihm, dass sie zum ersten Mal den Impuls spürt, ihr zärtliches Gefühl, das sie zu ihm gewonnen hat, selbst auszudrücken und nicht nur verborgen in sich zu halten. Ihre innere Freude sucht ein Ventil, und ganz sacht tut sie zum ersten Mal von sich aus einen kleinen Schritt ihm entgegen.
Am nächsten Morgen leuchtet wieder einmal ein Röllchen auf:
Geliebte Carina, zärtlich berührte zum ersten Mal deine Hand mein Gesicht, streichelte sanft mein Haar, und du schmiegtest dich von dir aus an meinen Körper. Dein Blick suchte den meinen, und ein entspanntes Lächeln breitete sich aus auf deinem Gesicht. Ich danke dir für dein Vertrauen! In Liebe Ramon
Carina denkt: ‘Zum ersten Mal hatte ich in seiner direkten körperlichen Nähe keinerlei Angstgefühle. Das ist so schön!’
Sie weiß es nun nach all den Tagen ganz sicher: Er tut nichts, was ihr in irgend einer Weise unangenehm ist. Sie darf entspannt ihren Körper in seine liebenden Hände geben und seine wohltuenden Berührungen zulassen und kann es sogar genießen. Er erwartet von ihr nichts – gar nichts! Es sind nicht nur Worte, es ist seine Wahrheit. Er ist für sie da und nimmt sie so an, wie sie ist. Dieses befreiende Bewusstsein erlaubt es ihr, langsam auch in der intimen Nähe seines Körpers ihren Druck loszulassen und sich mehr und mehr zu entspannen.
Carina begreift, sie ist kein neuer Mensch geworden, ihre Ängstlichkeit ist immer noch ein Teil von ihr, aber sie hat eine neue Ebene gefunden, mit sich selbst umzugehen. Sie wird sich nach und nach selbst zur besten Freundin, sie lehnt sich nicht mehr ab für ihre Schwächen und Unsicherheiten, und sie sucht in allem, was ihr zunächst bedrohlich oder schwer erscheint, den verborgenen Segen. So vieles hat sie nun schon erlebt, was anfangs ganz anders erschien, als es sich schließlich entwickelt hat. So viel mehr Liebe ist da, als sie anfangs gedacht hätte. Alles kam immer wieder ganz anders, als sie es befürchtet hatte. Und auch der Schritt, vor dem sich noch etwas Angst hatte, könnte vielleiht… ganz vielleicht… ja auch ganz anders sein… sich vielleicht auch irgendwie… als schön erweisen…?
Morgen wird die Geschichte fortgesetzt und läuft voraussichtlich bis Weihnachten
Hier geht es zu allen bisher erschienenen Kapitel zu dieser Geschichte, die Joel Mari in der Advents- und Weihnachtszeit erzählt –>Eine utopische Heilungsreise (Märchen)
Joel hatte sich für die Weihnachtszeit eine Fortsetzungsgeschichte von wohlwollenden außerirdischen Meistern zum Thema „Macht – Angst – Vertrauen – Hingabe“ für Mari ausgedacht, das er ihr in Form eines Adventskalenders geschenkt hatte.
Joel und Mari machten es sich auf der Couch gemütlich. Mari genoss es, in seinem Arm zu liegen und sich von ihm die Geschichte weiter erzählen zu lassen:
In der folgenden Nacht träumt Carina, dass Ramon sie nackt auszieht, sie auf seine Arme nimmt und zum Bett trägt. Dort liegt sie offen und entblößt, während auch er sich entkleidet. Mit großen Augen schaut sie Ramon an, der über ihr ist, und ihren Blick mit seinen Augen festhält…
An dieser Stelle erwacht sie. Heiße Wellen durchfluten ihren Körper, und sie begreift, dass es nun bald soweit sein wird, dass sie den Raum betritt, vor dem sie noch immer Angst hat. Aus ihrem Herzen vernimmt sie die Stimme ihres Meisters: “Du gehst nicht allein. Du tust diesen Schritt nicht allein, Carina. Gemeinsam werden wir auch diesen Raum betreten, und in meinen Armen wirst du lernen, dich darin zurechtzufinden und wohl zu fühlen.”
Als sie am Morgen Ramon begegnet, fühlt sie sich etwas scheu und befangen. “Carina, ich war mit dir in deinem Traum”, begrüßt er sie. “Wie fühlst du dich?”
Zögernd erzählt sie ihm, dass sie noch immer Angst habe, dass sie sich so unsicher fühle, dass sie doch völliges Neuland betreten müsse und gar nicht wisse, was sie tun, wie sie sich verhalten müsse. Sie fühlt sich in seiner Gegenwart wieder einmal sehr unsicher. Seine männliche Ausstrahlung, die sie heute besonders stark spürt, macht ihr Angst.
Verständnisvoll sieht er sie an: “Es ist nur natürlich, dass du noch Angst hast, Carina. Es ist menschlich, dass du dich bei allem Neuen, Unbekannten fürchtest und unsicher fühlst. Ganz verschwinden wird diese Angst erst nach und nach, wenn du auch in diesem Gebiet Erfahrungen mit mir gesammelt hast. Das ist genauso wie in allen anderen Aspekten unserer Beziehung auch. Und mein Versprechen gilt weiterhin: Ich werde niemals irgend etwas tun, was du nicht willst, und ganz gewiss werde ich dir niemals weh tun!”
Am Abend in ihrem Zimmer, als sie über all das wieder nachdenkt, leuchtet ein Röllchen auf. Sie liest:
Geliebte Carina, Du musst nichts wissen, nichts tun, nichts können. Sage “JA” und lass geschehen. Lass dich befreien aus den Fesseln deiner Angst, und lass dich fallen in meine Arme, ganz offen und frei. In Liebe Ramon
In den nächsten Tagen geschieht entgegen Carinas Befürchtungen nichts Sensationelles. Ihr auf Hochtouren arbeitender Kopf beruhigt sich langsam wieder. Ihr wird klar, dass Ramon so lange warten wird, bis ihr innerer Druck gewichen ist. Viele Stunden seelischer, geistiger und körperlicher Nähe gibt es. Carina hat ihm gestattet, sie überall, auch an ihren intimsten Stellen zu berühren. Ramon macht von dieser Erlaubnis zunächst nur selten Gebrauch. Er spürt, wie sie in diesen Momenten vor Schreck und Anspannung die Luft anhält, und wie sie sich verkrampft. Nach und nach berührt er sie auch dort öfter und immer wieder macht sie dann die Erfahrung, dass nichts Bedrohliches geschieht.
Ganz sicher und ganz ruhig geht ihr Meister mit ihr in diesen Schreck-Momenten um. Und die bedrückenden Gedanken: ‘Jetzt ist es soweit, jetzt gleich wird es geschehen… Was soll ich tun? Was erwartet er von mir?” kann sie nach und nach loslassen.
Immer wieder sagt er ihr in diesen Momenten: “Carina, spür einfach nur, wie es sich anfühlt, wenn meine Hand dort liegt. Nichts weiter wird geschehen. Nur die Liebe und Wärme meiner Hand fließt in diese Stelle. Ich erwarte nichts von dir. Du musst gar nichts tun, nimm einfach nur wahr. Wir haben alle Zeit der Welt.” Carina holt tief Luft und lässt ihre Anspannung langsam los.
Immer mal wieder, eingebettet in andere Erlebnisse der Nähe und Zärtlichkeit, macht sie diese Erfahrung, so dass sie schließlich nach und nach auch diese intimen Berührungen nicht mehr als bedrohlich empfindet. Lange Zeit hat sie sich nur passiv verhalten und mit äußerster Anspannung seine Zärtlichkeit empfangen. Als sich ihre innere Spannung schließlich langsam legt, beginnt sie, auch das Angenehme in diesen Berührungen zu spüren. Ganz langsam erwacht ihr Körper aus der anfänglichen Starre.“
Morgen wird die Geschichte fortgesetzt und läuft voraussichtlich bis Weihnachten
Hier geht es zu allen bisher erschienenen Kapitel zu dieser Geschichte, die Joel Mari in der Advents- und Weihnachtszeit erzählt –>Eine utopische Heilungsreise (Märchen)
Joel hatte sich für die Weihnachtszeit eine Fortsetzungsgeschichte von wohlwollenden außerirdischen Meistern zum Thema „Macht – Angst – Vertrauen – Hingabe“ für Mari ausgedacht, das er ihr in Form eines Adventskalenders geschenkt hatte.
Bevor Mari ihren heutigen Umschlag öffnete, sah sie träumend aus dem Fenster und versuchte sich vorzustellen, wie sich Carina fühlte, der es zunehmend gelang, immer mehr vertrauen zu können. Dann las sie:
Nach und nach fühlt sich Carina in dem Raumschiff immer wohler. Sie hat gelernt, sich auch in der Gruppe in dem ihr möglichen Maß zu öffnen. Zu René, dessen Funktion als Kommandant und Gruppenleiter in ihr immer mal wieder ambivalente Gefühle hervorruft, hat sie auch ein gewisses Maß an Vertrauen entwickelt, und sie weiß es inzwischen, dass auch er es mit jeder Frau an Bord wirklich gut meint – auch mit ihr. Dennoch berührt er mit seiner originellen, total unberechenbaren Art und Weise, die Dinge auf den Punkt zu bringen, immer wieder ihre alten Autoritätsängste. Im Geheimen ist sie froh, dass er nicht ihr persönlicher Meister ist. René schmunzelt, wenn er zuweilen einen ihrer fragenden nachdenklichen Blicke auffängt, denn er denkt: So soll es ja auch sein! Die absolute Vertrauensperson ist der eigene Meister. Er darf ruhig ab und zu mal einen kleinen Gegensatz spiegeln, und eine etwas unbeliebte Rolle einnehmen, um manche Schattenseite ans Licht zu bringen. Aber es ist für alle Frauen erkennbar, dass René seine Aufgabe mit großer Liebe erfüllt. Er schafft durch den ihm eigenen freundlichen Humor und durch seine originellen spielerischen Ideen eine freundliche Atmosphäre, einen Schutzraum für die verletzten inneren Kinder der Frauen hier an Bord. Mit liebevollen, versöhnenden Gesten und kleinen Überraschungen gestaltet er das Leben der Gemeinschaft an Bord lebendig und behaglich, so dass sich alle grundsätzlich wohl und geborgen fühlen.
Neben der “Gefühlsgruppe”, wie die Frauen die Gruppe nennen, die er anfangs mit etwas Widerstand seitens mancher Teilnehmerinnen ins Leben gerufen hat, organisiert er viele Nachmittage und Abende mit kreativen, gestalterischen Schwerpunkten, was den meisten Frauen, und auch Carina, viel Freude macht. Auch regelmäßige Treffen, wo gemeinsam gesungen und musiziert wird, tragen zu der inzwischen fast familiär gewordenen Gemeinschaftsatmosphäre bei.
Carina liebt das gemeinsame Singen. Die Meister haben so wohlklingende Stimmen, dass die Luft vibriert und die Herzen sich weit öffnen. Zuweilen singen sie auch spät abends, wenn die Frauen schon im Bett liegen, für sie Lieder, die die Gemüter beruhigen und tiefen Frieden für die Nacht verbreiten. Immer wieder ist Carina beeindruckt von der Liebe, die sie inzwischen von jedem Meister hier spürt. Manchmal findet sie es seltsam, dass es Verhaltensweisen der Meister gibt, von denen sie bisher dachte, so würden sich Männer nur Kindern gegenüber verhalten. Hier aber steht die Äußerung von zärtlichen, liebevollen Gefühlen überhaupt nicht im Widerspruch zu der männlichen Stärke – entdeckt Carina. Tief in ihren Herzen sind alle Frauen davon so berührt und beglückt, dass Stärke und Sanftmut, Kraft und Zärtlichkeit, Männlichkeit und Behutsamkeit sich so wunderbar verbinden können.
Nie hätte sich Carina vorher träumen lassen, dass sie in dieser von ihr zuvor so gefürchteten Ausbildungsreise so viele tiefe, liebevolle Gefühle in sich selbst und in den anderen erfahren würde. Ihr Herz ist inzwischen voll Dankbarkeit. Und etwas schüchtern bringt sie diese Gefühle sowohl ihrem Meister als auch René gegenüber zum Ausdruck. Sie hat das Bedürfnis, den beiden Männern, vor denen sie anfangs eine so gewaltige Angst hatte, von der Veränderung ihrer Sichtweise zu erzählen. Natürlich wissen sie das längst, das ist auch Carina bewusst, aber es ist für sie selbst wichtig, auch diese schwer errungenen positiven Gefühle zu äußern. Und die beiden Meister teilen die Freude gern mit Carina.
Ein angenehmes, friedvolles Gefühl erfüllt sie. Über das, was später kommt, will sie jetzt nicht nachdenken. Sie schmust und kuschelt inzwischen gern mit Ramon und erfährt von ihm viel Neues, Interessantes aus anderen Welten und Dimensionen.
Voll Freude liest sie das aktuelle Röllchen:
Geliebte Carina, lass dich fallen in die Geborgenheit meiner Liebe. Mehr brauchst du nicht zu tun. In Liebe Ramon
Das fühlt sich so gut an! Sie spürt ihre Sehnsucht nach Geborgenheit und wie gut es tut, einfach mal ohne viel Nachzudenken sich dem zu überlassen, was kommt…
Morgen wird die Geschichte fortgesetzt und läuft voraussichtlich bis Weihnachten
Hier geht es zu allen bisher erschienenen Kapitel zu dieser Geschichte, die Joel Mari in der Advents- und Weihnachtszeit erzählt –> Eine utopische Heilungsreise (Märchen)