111. Einfach mal anlehnen…

Bei Maria – Vertrauen entsteht
Maria und Frank saßen sich gegenüber am Tisch. Nachdem sie miteinander Kaffee getrunken hatten, stand er auf, hielt ihr auffordernd seine Hand hin, und sie spürte, wie sich die Stimmung in diesem Moment änderte. Plötzlich fühlte sie sich schwächer, irgendwie „kleiner“… Sein Blick lag ruhig auf ihr, und er wartete, dass sie seine Hand nahm, was sie dann auch etwas zögerlich tat.
Er zog sie langsam um den Tisch herum, bis sie dicht vor ihm stand, legte beide Hände auf ihre Schultern ohne den Blickkontakt zu unterbrechen und sagte:
„Das hast du gut gemacht, Maria, unser Miteinander beginnt schon jetzt langsam auch ohne Worte zu funktionieren.“

Dann führte er sie bis an die Couch, drehte sie mit dem Rücken zur Couch, setzte sich und zog sie neben sich. Als sie saß, legte er den Arm um ihre Schultern.
„Lehn dich mal richtig an meine Schulter an, Maria.“ Vorsichtig folgte sie seinen Worten.
„Ja, gut so… nicht so zaghaft. Kuschel dich richtig rein in meinen Arm.“ Mit sanftem Druck zog er sie seitlich näher an sich heran und verstärkte den Druck seiner Hand etwas an ihrer Schulter. „Lehn auch gern deinen Kopf an mich an und spür mal in dich hinein, wie sich das anfühlt.“
Maria nahm einen tiefen Atemzug. Sie fühlte sich wieder irgendwie klein und schutzbedürftig. Es war ein Gefühl von Sehnsucht und Erfüllung in einem. Fast schmerzlich schön fühlte es sich an,  von ihm auf so angenehme Weise festgehalten zu werden.
„Ich fühle mich irgendwie klein, und dabei auch seltsam berührt in meinen Gefühlen. Es ist als wenn sich gerade eine tiefe Sehnsucht Bahn brechen würde… Ich würde am liebsten einfach so… ganz lange, also ein ziemliches Weilchen so sitzen bleiben, aber…“
„Kein Aber,“ unterbrach Frank sie lächelnd, was sie allerdings nicht sehen konnte. „Wir machen das! Wir bleiben ein ganzes Weilchen genau so sitzen und du lehnst dich ganz dicht an mich an. Mach auch mal deine Augen zu dabei. Was ist da? Wie ist das Gefühl in dir?“
„Ich fühle mich eigentümlich klein und wohl dabei. Fast wie ein Mädchen… Es löst Geborgenheit aus, aber gleichzeitig ist es mir auch etwas peinlich, dass ich mich so klein fühle und dir das erzähle.“
„Das muss dir nicht peinlich sein, jedes Gefühl hat seine Daseinsberechtigung. Was meinst du, weshalb du nach dieser gewissen sanften Dominanz suchst? Weil ein Teil von dir sich eben klein fühlen WILL. VerständnisUnd das ist vollkommen okay. Ich mag das. Du kannst mir alles sagen, Maria, ich verurteile nichts – ich will dich verstehen, in deiner ganzen Gefühlstiefe. Ich mag es, wie kleine Nuancen bei dir ausreichen um intensive Gefühle in dir hervor zu rufen…“

Er legte eine Hand auf ihren Kopf. „Was empfindest du bei dieser Berührung?“
„Ich spüre, wie die Wärme deine Hand durch meinen ganzen Kopf hindurch fließt wie ein wärmender Strom. Die Lage deiner Hand auf meinem Scheitel hat etwas Beschützendes, etwas Beruhigendes. Ich mag das.“
Einen Moment ließ er seine Hand noch liegen, dann nahm er sie weg und streichelte mit der Außenkante seines Zeigefingers sanft ihre Wange.
Sie atmete tief ein. Das fühlte sich so gut an.

„Schön, dass du das magst“, meinte Frank leise. Wenn ich jetzt mit diesem Finger genau so sanft über deinen gesamten Körper fahren würde, wie wäre das für dich?“
„Anders…“ antwortete sie. „Da würde es Stellen geben, in denen ich Abwehr-Gefühle hätte…“
Er nickte. „Ja das denke ich mir. Deshalb gehe ich an diese Stellen erstmal nicht heran.“
Sanft aber deutlich zog er sie wieder näher an sich heran. „Ich möchte, dass es dir mit mir gut geht, Maria! Auch wenn wir später noch ganz andere Dinge miteinander tun werden – und jetzt am Anfang unseres gemeinsamen Weges möchte ich dir zeigen, dass du darauf immer vertrauen kannst.“
Maria atmete seine Worte tief ein.
„Und nach und nach… wird dein Widerstand, der jetzt an bestimmten Stellen noch da ist, sich auflösen und der Wunsch wird entstehen, auch dort berührt zu werden. Lass uns für heute einfach noch ein Weilchen so nah beieinander sitzen. Wir haben Zeit…“

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108. Aufgeregte Fragen (Frank + Maria)

Chat zwischen Frank und Maria kurz vor dem ersten Treffen

Hallo Maria! Ich wollte mich ja nochmal melden bevor wir uns treffen. Freue mich auf morgen! Wie geht’s dir?

FragezeichenGrüß dich Frank. Ich bin schon ziemlich aufgeregt wegen morgen. Würde dich auch gerne noch was fragen.

Geht dir nicht alleine so. Ich bin auch aufgeregt. Was möchtest du fragen? Immer raus damit!

Ich hatte ja in der letzten Woche viel Zeit zum Nachdenken. Dass ich das mit dem Thema Dominanz und meinen Fantasien angesprochen habe… ich weiß nicht, ob das richtig war. Ich hab starke Zweifel, ob ich das überhaupt umsetzen kann, ob ich deine Erwartungen auch nur in Ansätzen entsprechen kann… Ich hab ein bisschen was darüber gelesen, und da ist mir ziemlich mulmig geworden.  

Maria, ich versteh dich! Jetzt wo es konkret vor der Tür steht, dass wir uns dafür zum ersten Mal treffen, kommen tausend Gedanken. Ich versichere dir: Ich habe keine bestimmten Erwartungen, und Angst musst du vor gar nichts haben. Erst mal loten wir nur Möglichkeiten aus. Nichts muss geschehen, und vor allem: Wir machen nichts, was für dich nicht geht oder sich ungut anfühlt – und erst recht nicht in der ersten Zeit, wo wir uns ja erst kennen lernen. Wir werden nach und nach zusammen entdecken, was unser beider Interesse weckt.  
Erstmal geht es ja in Richtung Berührungen, dass wir unsere Körper kennen lernen und das Berühren des anderen als Wohlgefühl genießen. Es soll uns beiden gut gehen damit.

Hm… okay… Auch dabei könnte es sein, dass ich schon an Grenzen stoße, obwohl ich auch den Wunsch und die Sehnsucht nach Berührung habe.

Dein Wunsch nach Berührung ist doch schon mal eine gute Basis!

Könnte ich denn sagen, wenn irgendetwas für mich nicht geht? Oder passt das nicht zu dem Rahmen von Dominanz und Hingabe, in dem wir uns ja begegnen wollen?

Ja natürlich kannst du mir mitteilen, wenn was für dich nicht stimmig ist, Maria. Das sollst du auch unbedingt tun! Dadurch, dass wir mehr voneinander erfahren, können wir uns ja nur besser kennen lernen.

Gut, dann ist das schon mal für morgen ein bisschen leichter.
Und wenn die Kennenlernphase vorbei ist… nur dass ich weiß, worauf ich mich einlasse – gibt es denn weiterhin die Möglichkeit, dir mitzuteilen, wenn irgendetwas gar nicht geht für mich?

Immer gibt es die. Wir werden immer reden, und ich möchte, dass du mir offen sagst, wie es dir mit allem geht.

Okay, das fühlt sich gut an! Wann kommst du denn morgen?

Das wird morgen so gegen 15 Uhr sein. Geht das für dich?

Ja, in Ordnung. Jetzt fühlt sich der Gedanke an unser Treffen morgen leichter an.

Das ist schön. Ich freue mich drauf.

Ich jetzt auch.

Na dann bis morgen, Maria. Hab ein schönen Tag – und versuch mal, nicht mehr so viel drüber nachzudenken. Wir tasten uns da ganz in Ruhe ran!

Danke, Frank! Ich wünsch dir auch einen schönen Tag! Bis morgen dann…

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Komm gut heim (Worte von IAM)

 

Maris innerer Meister („IAM“) flüstert ihr und uns von innen zu:

Mein Liebes,
du bist zart und stark zugleich.
In dir lebt Sehnsucht und Erfüllung,
Licht und Schatten,
Liebe und Angst.

Wenn deine Zartheit sich von deiner Stärke umarmt fühlt,glitzer_herzen_0030
die Sehnsucht in dein Herz geholt wird und dort Erfüllung findet,
wenn Licht und Schatten miteinander tanzen
und die Angst sich in die Liebe einkuschelt,
dann bist du zuhause.

Komm gut heim, mein Schatz.
Ich warte dort auf dich – immer…

Deine Königin, die Liebe tief in dir

104. Alles gehört dazu (Frank + Maria)

 Chat zwischen Maria und Frank am Folgetag, nachdem sie ein spontanes  Gespräch über ihre persönlichen Bedürfnisse geführt hatten und beschlossen hatten, sich weiterhin privat zu treffen 

Hallo Maria, hier ist Frank . Wir waren ja beim Du. Ich wollte mich noch bedanken für deine Offenheit, die du mir gestern geschenkt hast. Das fand ich toll.

Guten Morgen, Frank, schön von dir zu lesen. Ja, hat mich ehrlich gesagt auch ziemlich viel Mut und Überwindung gekostet

Dass manches Mut und Überwindung kostet, kenne ich von mir auch, aber danach ist es meist ein gutes Gefühl, oder?

Manchmal ja, Kommt auf das Thema und die Situation an. Wie ging es dir denn mit dem Gespräch gestern, das wir davor zu deiner Thematik hatten?

Sehr gut! Deine Art der Gesprächsführung und die Fragen, die du mir gestellt hast, haben mir gut getan und durch das Aussprechen meiner Gefühle ist mir manches klarer geworden.

Das freut mich sehr! Es ging mir umgekehrt mit dir so ähnlich, als wir von der therapeutischen Ebene auf die persönliche umgestiegen sind. Deine Art und Weise hat es mir leichter gemacht, über meine ja doch sehr persönlichen Dinge  mit dir zu reden.

Und ich fand es richtig gut, dass du mit mir anschließend noch auf so einer persönlichen Ebene  gesprochen hast und mir dieses Bedürfnis von dir anvertraut hast, was ja zu meinem passen würde.

Du Frank… Das fühlt sich noch so komisch an… Habe ich es richtig verstanden, dass du vorgeschlagen hast, dass wir beide uns beim nächsten Mal dann im privaten Kontext treffen wollen, meintest du das so?

Ja, das würde ich mir wünschen, völlig unabhängig von deiner beruflichen Rolle.

Ich wollte nur noch mal sicher gehen, ob ich das wirklich richtig verstanden habe und das nicht irgendein seltsames Missverständnis war. Weißt du, da gibt’s was in mir, das kann es noch eigentlich gar nicht glauben, dass ich gerade mit einem Mann darüber schreibe und gestern geredet habe, und dass daraus möglicherweise sogar etwas Reales werden könnte…

Lass es einfach erst einmal sacken, und wenn du dann bereit bist und dich mit dem Gedanken anfreunden kannst, es real an zu testen… das wäre der zweite Schritt. Das ist doch eine interessante Tür, die sich jetzt für uns beide geöffnet hat – egal wie weit sie sich öffnen wird und wohin sie auch führen mag…  Ich denke, der Austausch von Gedanken, Zielen, Wünschen und Richtungen ist nun wichtig.
Bist du denn in deine devote Seite schon mal zusammen mit einem anderen Menschen eingetaucht?

Nein, und es fällt mir auch ziemlich schwer, darüber überhaupt zu reden, deshalb gab es bisher dafür auch kein Gegenüber.

Dann ist wahrscheinlich das Schreiben zunächst leichter.

Ja, das kann sein

Ich denke du solltest, wenn du mal Zeit hast, dir in Ruhe überlegen, was dich interessiert. Welche Ideen du hast… reizvolle Vorstellungen und Dinge, die du vielleicht mal probieren möchtest. „Es ist ne Menge möglich, aber es wird keinen Druck geben!“ steht immer im Vordergrund. Erstmal ist der Austausch zwischen uns wichtig, um eine Linie zu entdecken.

Weißt du, so viele konkrete Ideen und Gedanken habe ich darüber nicht. Was mich vor allem an dem Thema fasziniert, ist die Möglichkeit, für ne begrenzte Zeit Verantwortung mal abgeben zu können, und dass ein anderer Mensch eine Art Führung übernimmt. Das verbal und auch körperlich zu spüren, ist irgendwie eine Sehnsucht von mir.

Kann ich nachvollziehen. Ich glaube diese Bereitschaft kann durch Schreiben auch vertieft werden, weil wir ja da auch Gedanken austauschen und spüren, wie wir so miteinander reden könnten. Gibt es Fantasien in dir dazu?

Nur ein paar wenige…

Das ist doch ein Anfang

Fällt mir schwer, darüber zu schreiben. Das fühlt sich alles irgendwie so an, als sollte ich so etwas gar nicht denken und mir vorstellen. Ich trage so viele Scham- und Peinlichkeitsgefühle in mir.

…Auch wertvolle Emotionen. Diese genau zu fühlen… das gehört dazu. Ist doch interessant, das Gefühl im Körper wahrzunehmen, es setzt ein Zeichen, da wo´s lang gehen soll, auch wenn es sich nicht immer leicht anfühlt. Es macht uns aber lebendig.

Manchmal wäre ich diese blockierenden Schamgefühle gern los. Sie stehen im Weg, wenn ich mich ja tatsächlich austauschen möchte.

Nein, nicht dagegen kämpfen, Maria. Alles was du und ich an Emotionen empfinden, gehört dazu.

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Das finde ich wirklich eine ganz tolle Basis, denn so denke ich normalerweise auch. Nur in diesem Bereich fällt es mir bei mir selber schwer. Es tut richtig gut, wenn mir das mal von außen bestätigt wird – so ganz persönlich für mich und meine Gefühle, die ich als nicht so leicht empfinde. Schön, dass du nicht genervt bist.

Nein, überhaupt nicht! Du kannst sicher sein, ich achte all deine Gefühle. Ist doch ein Vertrauensgeschenk, wenn du mir davon erzählst. Bin davon in keinster Weise genervt!
Und: Wir machen nur das, was beiden gut tut. Dafür brauchen wir allerdings offene Kommunikation – immer wieder.

Vielleicht fühlt sich das, was ich an Fantasie in meinem Kopf habe, in der Realität viel schwieriger noch an als im Kopf, und da fühlt es sich schon ziemlich unheimlich an.  Also… ich schreibe mal zwei Stichworte:  Verbundene Augen… Wehrlos sein, vielleicht gefesselt und dabei was Gutes erleben… Das sind immer mal so Bilder die ich im Kopf habe.
Was auch ein großer Wunsch, eine tiefe Sehnsucht in mir ist… ist es, ganz lange und innig festgehalten zu werden, das Gefühl zu haben, wirklich gehalten zu sein…

Du möchtest dadurch Sicherheit spüren und die Erfahrung machen, vertrauen zu können?

Ja, stimmt, mich in einer gefühlten unsicheren Situation so zu fühlen, dass ich spüre, vertrauen zu können
Und wenn ich in so eine ungewisse Situation käme, würde sicher erst einmal Angst hochkommen… und das wahrscheinlich ziemlich heftig!

Ja sicher wäre das ein Vorwagen – und Stolz sollte damit verbunden sein, wenn du dich traust, dich deiner Angst in kleinen Schritten zu stellen. Du kannst schon jetzt nach unserem heutigen Chat stolz auf dich sein, dass du dich getraut hast, dich ein Stück weit zu öffnen, obwohl ich dir ja noch ziemlich fremd bin. Dafür bedanke ich mich! So, jetzt sag ich mal tschüss für den Moment. Muss nun was tun. Fand deine Andeutungen sehr toll und mutig und denke, mit Vertrauen und Ruhe geht viel, was wir beide uns wünschen.

Ja Vertrauen und Ruhe, das fühlt sich gut an…

Das wird kommen.

Da bist du ja sehr zuversichtlich – vielleicht kannst du mir ja von dieser Zuversicht etwas abgeben. Danke für das Gespräch, Frank.

Sehr gerne! Ich danke dir auch, Maria.
Leider bin ich beruflich ab Montag für vier bis sechs Wochen weg und brauche dort meine gesamte Konzentration und Zeit für ein Projekt, das mir am Herzen liegt. Also wundere dich bitte nicht, wenn ich mich erst wieder melde, wenn ich wieder da bin.

Okay, danke für´s Bescheid geben! Alles Gute für diese Reise und dein Projekt!

Danke! Auch dir eine gute Zeit, Maria. Ich freue mich schon jetzt auf unser erstes privates Treffen – auch wenn es leider noch einige Wochen dauern wird!

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103. Wenn nicht jetzt – wann dann? (Frank + Maria)

In Marias Praxis – eine erstaunliche Begegnung  

Welch seltsamer Zufall, dachte Maria, und betrachtete unauffällig den Klienten, der heute zum ersten Mal bei ihr in der Praxis war.
Sie war ziemlich erstaunt, als sie die Tür geöffnet hatte und der Direktor der Firma, in der ihre Freundin Mari arbeitete, vor ihr stand, die sie gerade vor kurzem in der Mittagspause besucht hatte. Sie war schon öfter kurz zu einem kleinen Plausch dort bei ihr gewesen, und kannte daher den freundlichen Chef ihrer Freundin flüchtig.
Er sei aufgrund der Empfehlungen gekommen, die er im Haus schon von mehreren MitarbeiterInnen erhalten habe, erklärte er ihr.
Nach einigen einleitenden Worten  sprach er über seine innere Unruhe, Schlafschwierigkeiten und dann auch ziemlich offen über den von ihm erkannten Hintergrund dessen, nämlich seine Sehnsucht nach einer neuen Partnerschaft und über sein Bedürfnis, darin die dominante Rolle einzunehmen. Dafür eine passende Frau zu finden…  sei schwierig, erklärte er und kam damit zum Punkt dessen, was ihn zur Zeit belastete: seine Sehnsucht und seine Unklarheit, welchen Weg er zur Erfüllung seines Bedürfnisses, finden könnte.
Vorher hatte er von seiner verstorbenen Frau erzählt, mit der er eine wohl sehr erfüllende Beziehung geführt hatte, wo es auch um diese Rollenverteilung ging im Bereich der Erotik. Nach einer längeren Trauerzeit sei das Bedürfnis nach einer Partnerin, mit der er diese Rollenverteilung erneut ausleben könnte, wieder erwacht, und das würde ihn inzwischen mit Sehnsucht und Unruhe erfüllen, woraus nun  inzwischen auch Schlafschwierigkeiten entstanden seien. Es fehle ihm die Möglichkeit, seine Liebe und Wärme in einer für ihn stimmigen Weise zum Ausdruck zu bringen.

Er grenzt sich deutlich ab von der Härte, die ich bisher mit dem Wort Dominanz assoziiert habe, nahm Maria interessiert wahr. Der Gedanke verdichtete sich in ihr, dass dieser Mann eventuell zu ihren eigenen, bisher nie gelebten, Bedürfnissen passen könnte. Aber das konnte sie in ihrer Rolle als Therapeutin natürlich nicht ansprechen.

Das ist etwas rein Privates! mahnte eine Stimme in ihr.
Aber wie oft geschehen schon solche Zufälle… gab eine andere Stimme in ihr zu bedenken.
Haustür-Mut_Möglicherweise hat das Leben mir genau diese Situation geschickt nach meinem Gespräch neulich mit Mari, in dem ich meine Bedürfnisse und Ängste diesbezüglich so deutlich gespürt hatte, überlegte sie weiter.
Ob ich mich trauen sollte, an diese Tür anzuklopfen, die sich da gerade in meinen Weg stellt?
Das kannst du auf keinen Fall tun,
rief wieder die zur Vorsicht mahnende Stimme sie zur Ordnung.
Aber wenn nicht jetzt, in dieser speziellen Situation, in der ich sicher bin hier bei mir… wann dann?
Wann klopft schon jemand ungerufen an die Tür und spricht von dem. was du auch irgendwie willst!!!
flüsterte wieder eine besonders mutige Stimme in ihr. Was soll noch geschehen, als dass ein netter Mann mit diesem Thema direkt in deine Praxis gelaufen kommt?!

Schließlich hörte sie sich am Ende der Sitzung fragen: „Frank, hättest du Lust, anschließend an diese Sitzung unabhängig von meiner Rolle als Therapeutin noch ein wenig zu bleiben und mit mir privat zu reden?“

Ihr Herz klopfte heftig… Wie konnte sie nur so eine grenzüberschreitende Frage stellen!
Du verlässt die professionelle Ebene! mahnte die kritische Stimme in ihr.
In ihr Gedankenkarussell hinein antwortete er gelassen, wenn auch scheinbar ein wenig verwundert: „Ja gerne!“ Und setzte sich abwartend wieder hin.
Maria nahm all ihren Mut zusammen: „Also wir sprachen ja vorhin davon, dass manchmal auch seltsame Zufälle geschehen können, die zu einer inneren Absicht passen, als würde etwas, was einem wichtig ist, fast von allein passieren, als würde es einen das Leben zufallen lassen… „
Frank schaute sie aufmerksam an, nickte bestätigend und hörte weiter zu.
„…So ein Zufall scheint sich gerade  zu ereignen… weil… Ich habe zu dem Thema auch eine Affinität – nur zu der entgegengesetzten Rolle. Allerdings habe ich das bisher noch nicht mit einem Mann auch nur ansatzweise erlebt. Hätte mich auch nicht getraut, diesbezüglich eine Initiative zu ergreifen, jemanden kennen zu lernen.“
Frank nickte bestätigend: „Das kann ich gut verstehen, ist mir ja auch schwer gefallen. Wie schön, dass dich diese Thematik auch reizt und dass du dich getraut hast, die professionelle Ebene zu verlassen und mit mir auf der privaten Ebene jetzt darüber zu reden. Das finde ich mutig von dir. Toll! Dann sollten wir uns vielleicht das nächste Mal privat treffen? Mal ein bisschen darüber reden, was für dich so denkbar wäre und wo deine Bedürfnisse und Sehnsüchte hingehen könnten?“
„Ehrlich gesagt ist das ein Thema, worüber es mir sehr schwer fällt zu reden. Da gibt es sehr viele Schamgefühle in mir… eigentlich überhaupt im Bereich der Erotik. Und auch das ist mir peinlich auszusprechen…“ Ihre Augen wanderten unruhig im Zimmer umher.
„Das muss dir aber nicht peinlich sein“, antwortete Frank ruhig. „Das geht anfangs den meisten Menschen so. Vielleicht würde es dir leichter fallen, wenn wir erst mal ein wenig darüber schreiben würden? Da sieht man den anderen nicht und kann in Ruhe überlegen, wie man was formulieren möchte. Und dann, wenn wir uns über die ersten Dinge etwas verständigt haben, verabreden wir uns zu einem persönlichen Treffen, in dem es darum gehen könnte, es mal leicht an zu testen, wie du dich dabei fühlst… ob es was für dich wäre… zusammen mit mir… und überhaupt mit dem Thema umzugehen…“

Erstaunt und erfreut nahm Maria wahr, wie gelassen, wie akzeptierend, wie einfühlsam und wie kleinschrittig dieser Mann mit dem umging, was ihr gerade so schwer gefallen war auszusprechen. Es war, als würden sich jetzt die Rollen umkehren. Er sprach in einer annehmenden, nicht urteilenden Weise mit ihr, die ihr gut tat, und die ähnlich war, wie die Art, mit der sie sonst mit ihren Klienten sprach. Ein solches Gegenüber könnte ihr in diesem für sie so herausfordernden Thema, in dem sie es mit ihren  eigenen Schatten zu tun hatte, wahrscheinlich gut tun…

„Okay – das könnte ein guter Weg sein. Wir haben ja unsere Kontaktdaten und können das per Chat probieren…“ stimmte sie zu und konnte für den Rest des Tages nicht fassen, welchen Schritt sie getan hatte, und was dadurch möglicherweise an diesem Tag begonnen haben könnte…

Frank lächelte noch, als er schon lange wieder die Praxis verlassen hatte… Das Leben hatte ihn zu Maria geführt – ausgelöst durch das Gespräch zwischen ihr und ihrer Freundin, das er vor ein paar Tagen ungewollt mit angehört hatte.
Er war heute von ihr als freundliche, erfahrene Therapeutin begrüßt worden, die das Gespräch mit ihm auf empathische, gut strukturierte Weise geführt hatte. Und als leicht verlegene, etwas unsichere Frau, die sich mutig vorgewagt hatte, indem sie ihre sichere professionelle Ebene verlassen hatte, mit der er das Gespräch auf seine Weise ebenso einfühlsam fortgesetzt hatte, verließ er sie.
Welche Schritte würde das Leben wohl mit ihnen beiden vorhaben?

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Die Kraft in dir weiß genau, was du brauchst

Wenn du dich schlecht fühlst, richtig schlecht, nicht mehr an dich glaubst, meinst, du liegst am Boden, entdeckst du die Sehnsucht nach etwas Höherem.
Sie mag sich dadurch ausdrücken, dass du dich einfach nur gut fühlen willst und denkst, dass du dieses oder jenes brauchst, damit das so ist.

Aber je mehr du nachdenkst, je tiefer du gehst, desto schneller merkst du, dass es nichts Weltliches gibt, das dir diese Sehnsucht nimmt.

Dann findest du deinen Weg zu deinem Inneren, zu deiner Seele. Du beginnst ihn zu gehen und lässt immer mehr Dinge, die dich gebunden haben, los. Eins nach dem anderen. Vielleicht wirst du ungeduldig, weil du gerne alles auf einmal loswerden willst, aber das könntest du nicht verkraften – du würdest wahnsinnig werden.

Die Energie, die Kraft in dir, weiß genau, was du brauchst, was jetzt gut ist.



Diesem Prozess musst du vertrauen und auf deinem Weg bleiben, der Sehnsucht weiter zu folgen.

Aus dem Buch „Live chat – Sag mir, wer du bist“ von Subina Gioletti

Zitat: Die Qualität der Sehnsucht

Ich gehe mal davon aus,
dass die meisten gerade eine immense Sehnsucht spüren.
Das ist gut, denn egal, ob es dein Kopf
als Sehnsucht nach einer guten Beziehung,
mehr Erfüllung im Leben
oder was auch immer deklariert,
im Grunde ist das die Sehnsucht
nach dem Großartigen in dir.
Nach deiner Großartigkeit.
Nach dem, was dich ruft…
und was du bist.

Subina Giuletti
(aus dem Buch: Verrat mir deine Träume)

1Teelichthalter

Was würde ich tun, wenn ich Gott wäre und als Gestalt zur Erde käme… ?

Die folgenden Gedanken kamen mir ausgelöst durch die Frage von Eljin: „Wenn du Gott wärst und dich hier auf der Erde umsehen würdest, heute… wolltest du den Menschen dann helfen oder würdest du dich wortlos abwenden?“

Wenn ich Gott wäre und in Menschengestalt herkäme, würde ich meine Arme weit öffnen und jedem – unabhängig von dem, was er je getan hat – der in meine Nähe kommt, eine Umarmung anbieten, wissend dass in meinen göttlichen Armen die Menschen sich der Liebe gewahr werden würden, die in ihren Herzen oft hinter Mauern des Schmerzes, der Angst und der daraus oft entstehenden Wut verborgen ist.
Allein meine geöffneten Arme und der Blick meiner liebenden Augen würde die Menschen ihre Sehnsucht nach Liebe spüren lassen, und sie würden dadurch meine Einladung, sich von mir umarmen zu lassen, annehmen.
LiebeSie würden so viel Kraft und inneren Frieden in meiner göttlichen Umarmung erhalten, dass sie dabei ihre eigene Liebe, die auf diese Weise in ihnen aufgetaut werden würde, fühlen, leben, ausstrahlen und weiter geben würden.
Und ich würde mich vervielfältigen und gaaaanz viele Menschen umarmen, damit die Liebe sich überall verbreitet und alle Situationen auf Erden erfüllen und dadurch heilen würde.
Hmm bei dieser Vision wird mir ganz warm ums Herz…

20. Eine utopische Heilungsreise: HEILENDE ENTWICKLUNGEN in GEBORGENHEIT

Joel hatte sich für die Weihnachtszeit eine Fortsetzungsgeschichte von wohlwollenden außerirdischen Meistern zum Thema „Macht – Angst – Vertrauen – Hingabe“ für Mari ausgedacht, das er ihr in Form eines Adventskalenders geschenkt hatte.

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Bevor Mari ihren heutigen Umschlag öffnete, sah sie träumend aus dem Fenster und versuchte sich vorzustellen, wie sich Carina fühlte, der es zunehmend gelang, immer mehr vertrauen zu können. Dann las sie:

Nach und nach fühlt sich Carina in dem Raumschiff immer wohler. Sie hat gelernt, sich auch in der Gruppe in dem ihr möglichen Maß zu öffnen. Zu René, dessen Funktion als Kommandant und Gruppenleiter in ihr immer mal wieder ambivalente Gefühle hervorruft, hat sie auch ein gewisses Maß an Vertrauen entwickelt, und sie weiß es inzwischen, dass auch er es mit jeder Frau an Bord wirklich gut meint – auch mit ihr. Dennoch berührt er mit seiner originellen, total unberechenbaren Art und Weise, die Dinge auf den Punkt zu bringen, immer wieder ihre alten Autoritätsängste. Im Geheimen ist sie froh, dass er nicht ihr persönlicher Meister ist. René schmunzelt, wenn er zuweilen einen ihrer fragenden nachdenklichen Blicke auffängt, denn er denkt: So soll es ja auch sein! Die absolute Vertrauensperson ist der eigene Meister. Er darf ruhig ab und zu mal einen kleinen Gegensatz spiegeln, und eine etwas unbeliebte Rolle einnehmen, um manche Schattenseite ans Licht zu bringen. Aber es ist für alle Frauen erkennbar, dass René seine Aufgabe mit großer Liebe erfüllt. Er schafft durch den ihm eigenen freundlichen Humor und durch seine originellen spielerischen Ideen eine freundliche Atmosphäre, einen Schutzraum für die verletzten inneren Kinder der Frauen hier an Bord. Mit liebevollen, versöhnenden Gesten und kleinen Überraschungen gestaltet er das Leben der Gemeinschaft an Bord lebendig und behaglich, so dass sich alle grundsätzlich wohl und geborgen fühlen.

Neben der “Gefühlsgruppe”, wie die Frauen die Gruppe nennen, die er anfangs mit etwas Widerstand seitens mancher Teilnehmerinnen ins Leben gerufen hat, organisiert er viele Nachmittage und Abende mit kreativen, gestalterischen Schwerpunkten, was den meisten Frauen, und auch Carina, viel Freude macht. Auch regelmäßige Treffen, wo gemeinsam gesungen und musiziert wird, tragen zu der inzwischen fast familiär gewordenen Gemeinschaftsatmosphäre bei.

Carina liebt das gemeinsame Singen. Die Meister haben so wohlklingende Stimmen, dass die Luft vibriert und die Herzen sich weit öffnen. Zuweilen singen sie auch spät abends, wenn die Frauen schon im Bett liegen, für sie Lieder, die die Gemüter beruhigen und tiefen Frieden für die Nacht verbreiten. Immer wieder ist Carina beeindruckt von der Liebe, die sie inzwischen von jedem Meister hier spürt. Manchmal findet sie es seltsam, dass es Verhaltensweisen der Meister gibt, von denen sie bisher dachte, so würden sich Männer nur Kindern gegenüber verhalten. Hier aber steht die Äußerung von zärtlichen, liebevollen Gefühlen überhaupt nicht im Widerspruch zu der männlichen Stärke – entdeckt Carina. Tief in ihren Herzen sind alle Frauen davon so berührt und beglückt, dass Stärke und Sanftmut, Kraft und Zärtlichkeit, Männlichkeit und Behutsamkeit sich so wunderbar verbinden  können.

Nie hätte sich Carina vorher träumen lassen, dass sie in dieser von ihr zuvor so gefürchteten Ausbildungsreise so viele tiefe, liebevolle Gefühle in sich selbst und in den anderen erfahren würde. Ihr Herz ist inzwischen voll Dankbarkeit. Und etwas schüchtern bringt sie diese Gefühle sowohl ihrem Meister als auch René gegenüber zum Ausdruck. Sie hat das Bedürfnis, den beiden Männern, vor denen sie anfangs eine so gewaltige Angst hatte, von der Veränderung ihrer Sichtweise zu erzählen. Natürlich wissen sie das längst, das ist auch Carina bewusst, aber es ist für sie selbst wichtig, auch diese schwer errungenen positiven Gefühle zu äußern. Und die beiden Meister teilen die Freude gern mit Carina.

Ein angenehmes, friedvolles Gefühl erfüllt sie. Über das, was später kommt, will sie jetzt nicht nachdenken. Sie schmust und kuschelt inzwischen gern mit Ramon und erfährt von ihm viel Neues, Interessantes aus anderen Welten und Dimensionen.

Voll Freude liest sie das aktuelle Röllchen:

Geliebte Carina, lass dich fallen 
in die Geborgenheit meiner Liebe.
Mehr brauchst du nicht zu tun.
In Liebe Ramon

Das fühlt sich so gut an! Sie spürt ihre Sehnsucht nach Geborgenheit und wie gut es tut, einfach mal ohne viel Nachzudenken sich dem zu überlassen, was kommt…

Morgen wird die Geschichte fortgesetzt und läuft voraussichtlich bis Weihnachten

Hier geht es zu allen bisher erschienenen Kapitel zu dieser Geschichte, die Joel Mari in der Advents- und Weihnachtszeit erzählt –> Eine utopische Heilungsreise (Märchen) 

14. Eine utopische Heilungsreise: UNGEDULD    und  die  Entwicklung von SELBSTANNAHME

Joel hatte sich für die Weihnachtszeit eine Fortsetzungsgeschichte von wohlwollenden außerirdischen Meistern zum Thema „Macht – Angst – Vertrauen – Hingabe“ für Mari ausgedacht, das er ihr in Form eines Adventskalenders geschenkt hatte.

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Wie jeden Morgen in dieser Adventszeit war Mari gespannt darauf, ihren nächsten Umschlag zu öffnen. Sie nahm ein paar gebrannte Mandeln aus ihrem heutigen Umschlag , ruckelte sich gemütlich auf ihrer Couch zurecht und las gespannt, wie es Carinas weiter erging im Raumschiff mit ihrem Meister…

In aller Behutsamkeit tastet sich Ramon in den nächsten Tagen an Carinas Grenzen heran und wartet auf ihre Rückmeldung, auf die er dann jedes Mal sofort achtsam und liebevoll reagiert. Er nimmt Carina genauso an, wie sie ist, fordert niemals mehr, als sie freiwillig zulassen will, und drängt sie zu nichts. Ihr selbst fällt es schwer, sich zu akzeptieren. Immer wieder glaubt sie, dass er mehr von ihr erwartet und projiziert ihre eigene Verurteilung und Ungeduld in ihn hinein. Ramon sagt ihr immer wieder: „Setz dich nicht unter Druck, Carina, das tut dir nicht gut. Was kommen will, das kommt von ganz allein, wenn die Zeit reif ist“.
In der Absicht, sie auf andere Gedanken zu bringen, damit sie sich wieder mehr entspannen kann, bringt er viele kreative, musische und meditative Elemente in ihre Ausbildungsstunden, interessante und spannende Erfahrungen… Nur für sie steht ihre Angst vor allem, was noch kommen könnte im Mittelpunkt ihres Denkens.

Wieder einmal verstärkt sich ihr Gefühl, Opfer von Umständen zu sein, die sie nicht so haben will, als ein Röllchen aufleuchtet. Sie liest:

Liebe Carina,
alles was du erlebst,
ziehst du aus deinem Inneren
mit deinen Gedanken und Gefühlen selbst an.
Denn es ist deine tiefste Sehnsucht,
dich mit allem, was in dir ist, bewusst anzunehmen 
und Annahme auch von außen zu erfahren.
Die schenke ich dir gern!
In Liebe Ramon

Am nächsten Morgen stellt Carina ihrem Meister verzweifelt die Frage, die sie schon so lange beschäftigt: “Warum bin ich nur so, wie ich bin?! Warum habe ich diese unerklärliche Angst? Alles was mit Intimität, Körperlichkeit, Männern und Erotik zusammenhängt, war schon immer angstbesetzt. Und ich weiß nicht, warum das so ist. Weißt du einen Weg, wie ich das herausfinden kann? Kannst Du vielleicht mit mir eine Rückführung machen in die Situation, die dafür ursächlich war?” Carina kommen die Tränen. “Weißt du, Ramon, ich wäre so gern selbstbewusst, unverkrampft und locker – so wie andere Frauen auch. Ich hätte so gern mehr Vertrauen. Ich spüre ja inzwischen, dass du alles tust, um mir zu helfen. Du bist geduldig, verständnisvoll und gehst liebevoll mit meinen Ängsten und Unsicherheiten um. Trotzdem schaffe ich es nicht, mich zu entspannen. Was kann ich nur tun?”

Mit einer zärtlichen Geste wischt er ihr die Tränen vom Gesicht und schaut ihr tief in die Augen. “Carina, willst du das wirklich wissen?” Sie nickt. Lächelnd antwortet er ihr: “Das, was du als verständnisvolles, liebevolles Verhalten von mir erlebst, könntest du nicht erleben, wenn es nichts gäbe, was verständnisvoll anzunehmen wäre. Es gibt auf deine Frage zwei verschiedene Ebenen für Antworten.

Auf der einen Ebene könntest du natürlich Rückführungen machen, die dich auf die Spur von traumatischen Situationen bringen, die deine Ängste entstehen ließen. Dazu würde eine Rückführung sicher nicht reichen. Es schlummerte ja längere Zeit im Verborgenen. Inzwischen hast du auf der Seelenebene den Entschluss gefasst, deine Angst und wie du ja selbst merkst auch deine Sehnsucht, sie zu bewältigen, bewusst zu spüren, um sie durch liebevolles Annehmen heilen zu können. Dafür hat deine Seele mich gerufen.

Es gibt zwei Möglichkeiten der Heilung: Der kompliziertere und langwierigere Weg befasst sich mit Ursachenforschung, mit Sinnfindung und mit anschließender mentaler und emotionaler Umprogrammierung.

Es gibt aber auch noch die Möglichkeit, den direkten Weg der Liebe zu gehen, indem du die Erfahrung machst, dass du in all deiner Angst durch die Annahme und Wertschätzung deiner Gefühle, in dem Fall durch mich, lernst, dich selbst wertzuschätzen und anzunehmen so wie du bist. Und hier sind wir bei der zweiten Antworts-Ebene: Es ist eine ganz tiefe Sehnsucht in dir, die Erfahrung zu machen, in all dem, was du als unzulänglich, minderwertig und schwach erlebst, angenommen und geliebt zu sein. Liebe ist besonders spürbar, wenn es etwas gibt, was der liebevollen Annahme bedarf. Dieses Erleben berührt dein Herz und hilft dir, die erfahrene Akzeptanz zu verinnerlichen und dich selbst zu lieben, das heißt aufzuhören, gegen das was ist zu kämpfen und dich so anzunehmen, so dass du irgendwann sagen kannst: “Ja, so bin ich eben. Ich verstehe mich und hab mich lieb in all meiner Angst und Unsicherheit.

 Wenn dich diese Gedanken erfüllen, wirst du eine gewisse Druckfreiheit in deiner erstmal noch vorhandenen Unsicherheit spüren, kannst alles als eine Art Abenteuer empfinden und kannst auch deine Stärke fühlen, weil du dich deinen Ängsten stellst. Und dann geschieht Wandlung nahezu von allein.

Was du also erkennen und durchleben willst ist folgendes: Deine durch die Angst empfundene Schwäche ermöglicht dir, Selbstannahme und Annahme durch mich zu fühlen, was nichts anderes ist als Liebe. Und wenn du mich fragst, ist das der tiefste Weg der Heilung. Du bist liebenswert, so wie du bist, und in deiner scheinbaren Unvollkommenheit vollkommen. Willst du dich von mir an die Hand nehmen lassen und Schritt für Schritt hinein wachsen in die Haltung von liebevoller Annahme dir selbst  gegenüber?”

Erstaunt schaut Carina ihren Meister an und nickt. „Ja, das möchte ich! Und du meinst, dann löst sich die Angst mit der Zeit von allein und ich brauche gar keine Rückführungen?”

Lächelnd nickt Ramon. “Du kannst sie machen. Es wären weitere Abenteuer – Spielfilme in deinem aktuellen Lebensfilm. Um aber die Erfahrung zu machen, die sich dein Herz am meisten wünscht, ist das nicht notwendig. Deine Heilung besteht in dem Erleben und Entwickeln von Annahme, um immer tiefer in eine gesunde Selbstliebe hinein zu wachsen. Darin möchte ich dich so gern unterstützen, Carina. DAS ist der Inhalt dieser Ausbildungsreise hier mit uns. Um diesen Weg zu gehen, seid ihr alle hier, und wir Meister sind von euren Herzen gerufen, euch dabei zu helfen.”

Morgen wird die Geschichte fortgesetzt und läuft voraussichtlich bis Weihnachten

Hier geht es zu allen bisher erschienenen Kapitel zu dieser Geschichte, die Joel Mari in der Advents- und Weihnachtszeit erzählt –> Eine utopische Heilungsreise (Märchen) 

48. Die Seile (2)

 Bei Joel – das Leben schafft manchmal seltsame Situationen

Nachdem Mari unvermittelt, nahezu panisch aus Joels Wohnung gelaufen war, weil sie die im Wohnzimmer liegenden Seile so interpretiert hatte, als solle sie heute überraschend erstmalig gefesselt werden, stehen die beiden vor seiner Tür auf der Straße – und Joel, der von diesen Gedanken bis eben nichts ahnte, versucht zu verstehen, was in Mari plötzlich in die Flucht getrieben hatte. Gerade war ihm der erklärende Gedanke gekommen…

„Ich glaub, ich weiß jetzt, was passiert ist, oh Mann wirklich, Mari, da ist ein ganz großes Missverständnis entstanden. Ich kann’s selbst kaum glauben, was mir da passiert ist. Würdest du bitte mit mir zurück gehen? Ich möchte es gerne auflösen, und dann kannst du auch sofort gehen, wenn du das dann noch willst und brauchst, aber ich glaube, du musst es wirklich sehen, was ich meine!“

Etwas unschlüssig schaute Mari ihn an. „Ehrlich gesagt ist mir nicht ganz wohl dabei. Du bist mir körperlich überlegen, und könntest mich letztendlich doch überwältigen. Das hast du ja bisher nie getan aber… ich habe gerade eben so große Angst bekommen…“ Sie schaute ihn groß an, konnte es gar nicht glauben, dass sie in so eine Situation geraten war, in der sie gar nicht mehr wusste, was sie denken und tun sollte. Wie sollte sie sich entscheiden ?

Joel schaute ihr geduldig und offen in die Augen. „Wirklich, Mari, ich glaub, es reicht nicht, dir alles nur zu erzählen. Wirf einen Blick darauf, und du wirst sehen, das alles ist ein großes Missverständnis! Da liegen zwar Seile, die ich leider vergessen hatte, wegzuräumen, aber damit hatte ich keinesfalls irgendetwas vor, was mit dir und unserem Spiel zu tun hat. Und das kannst du mir am besten glauben, wenn du einen Blick in meine Küche wirfst. Ich würde dich den Zusammenhang gern sehen lassen, um dein Vertrauen zurück zu gewinnen, Mari!“

Mari schaute ihn an, langsam kam ein Hauch des vertrauten Gefühls zurück, das sie zu ihm bereits entwickelt hatte. Sie nickte und sagte: „Okay, aber lass bitte die Wohnungstür erstmal offen.“

„Ja sicher,“ bestätigte er verständnisvoll, aber auch etwas traurig, und schweigend gingen sie zurück, Er öffnete die Tür so weit wie es möglich war, warf aus dem Flur einen Blick ins Wohnzimmer und zeigte auf den Sessel, neben dem die Seile lagen, „Oh Mist, das sieht echt so aus, als hätte ich damit etwas vor gehabt. Das tut mir so leid, Mari!“

„Ja“, sagte sie, „eindeutiger geht es ja gar nicht mehr! Was sollte ich dabei denken?“

„Oh je, entschuldige bitte, Mari, ich war einfach so in Eile, dass ich vergessen habe, dass sie dort noch lagen, als du kamst. Würdest du bitte einen Blick in die Küche werfen?“ sagte er und ging voraus in die Küche, „nur einen Blick, bitte!“

Mari schaute, sich absichernd, auf die geöffnete Wohnungstür und ging langsam durch den Flur zur Küche.

„Ich bin ganz hinten in der Küche, du musst nur zur Tür hinein schauen,“ sagte er, um ihr Sicherheit zu geben.“

Als sie hinein schaute, bemerkte sie ein riesen Chaos. Überall lag Werkzeug, etwas Schmutz und eine große Sackkarre waren mitten in der Küche und davor ein Kühlschrank, der offensichtlich nicht so richtig in seine Lücke in der Küchennische passt. Joel zog überfordert die Schultern hoch und erklärte:
„Der Kühlschrank ist überraschend schon heute angekommen, und er war mit den Seilen an diese Sackkarre gebunden, ich habe sie vorhin einfach in den Sessel geworfen, damit sie hier nicht auch noch herumliegen. Echt, ich hatte absolut nichts mit ihnen vor, was mit dir zu tun haben könnte! Kannst du mir das nun glauben, Mari?“

Ziemlich schlagartig wurde Mari klar, dass sie total über reagiert hatte. Sie brauchte jetzt Joel nur anzuschauen, und sah an seiner Mimik und Körpersprache, dass er recht hatte.
Verlegen sagte sie zu ihm: „Ja, Joel, es tut mir so leid! Natürlich… jetzt wo ich das hier alles sehe, kann ich dir glauben.“ Die ganze Anspannung fiel in diesem Moment ab von Mari und dadurch fiel sie regelrecht in sich zusammen und brach in Tränen aus. Mari schämte sich inzwischen, dass sie so panisch die Wohnung verlassen hatte, und konnte ihn gar nicht richtig anschauen, auch die Tränen wollten nicht aufhören zu laufen aus Erleichterung und aus Scham gleichzeitig.

Joel berührte sie sanft an den Schultern, um zu spüren, ob er sie in seine Arme ziehen konnte. Sie ließ das zu, Er nahm sie fest in die Arme- Mari fiel es noch etwas schwer, sich auf die Umarmung einzulassen, als hätte sie es nicht verdient, jetzt umarmt zu werden, weil sie gleich weggelaufen war, anstatt anzusprechen, was ihr Unbehagen verursacht hatte.

„Oh Mann, bin ich froh, dass wir das noch klären konnten“, seufzte Joel erleichtert, „das ist ja ganz blöd gelaufen! Ich bin nur froh, dass du mitgekommen bist und mir nun glaubst.“

„Ich bin auch froh, dass ich mitgekommen bin, obwohl mir das sogar sehr schwer gefallen ist. Oh Joel, es tut mir so leid! Was muss noch passieren, damit ich endlich vertrauen kann! Das hast du nicht verdient, und es war falsch, dass ich sofort weg gerannt bin!“

Verständnisvoll antwortete er: „Ich sehe ja ein, dass das Bild wirklich sehr eindeutig schien, aber du hättest schon auch wissen können, dass ich so etwas nicht machen würde, ohne dass wir nicht auch gemeinsam darüber gesprochen hätten. Allerdings verstehe ich auch, dass dir die Seile Angst gemacht haben.“

„Ich konnte gar nicht mehr klar denken. Und du hast recht, ich hätte mit dir sprechen müssen .“ Beschämt schaute Mari nach unten und versuchte zu erklären, was in ihr ablief: „Joel, das war wie ein selbst laufender Mechanismus. Ich konnte gar nicht mehr klar denken, und ja… Ich habe es völlig falsch betrachtet.“

Joel fragte mit einem etwas schiefen Lächeln: „Ich bin echt froh, dass wir das Missverständnis klären konnten! Mari, ich danke dir, dass du trotz deiner Angst mit nach oben gekommen bist und mir die Chance gegeben hast, es doch noch aufzuklären.“

„Und ich danke dir, dass du mich jetzt trotzdem noch umarmst. Du bist doch jetzt sicher sehr enttäuscht von mir?“ Unsicher schaute sie Joel an. Er wirkte nicht sauer auf sie.
„Ich kann kaum glauben, dass du immer noch so freundlich zu mir sein kannst.“

Verwundert fragte er: „Aber warum sollte ich denn nicht freundlich zu dir sein, Mari? Es gab ein Missverständnis, so etwas kann doch immer passieren. Es ist nur wichtig, dass wir uns schnell darüber austauschen und es ausräumen konnten!“

„Ja“, gab sie zu, „sonst wäre ich mit einem furchtbaren Szenario im Kopf zu Hause allein gewesen. Aber wenn du mir nicht hinterher gekommen wärest, wäre ich jetzt gar nicht hier. Und wir hätten das nicht klären können. Ich danke dir sehr, dass du mir nachgekommen bist. Joel, könnten wir uns eventuell ein bisschen setzen? Mehr wackeln immer noch die Knie.“

„Natürlich“, antwortete er und führte sie zur Couch, wo sich die beiden eng aneinander setzten und er seinen Arm um sie legte.

Ihr Blick fiel noch mal wieder auf die Seile, und sie fragte: „Du hast vorhin gesagt, wenn du so etwas vor hättest, würdest du es auf jeden Fall mit mir besprechen. Heißt das, dass du so etwas vorhast?“

Ruhig antwortete er: „Ich würde das nur tun, wenn du dich dazu einverstanden erklärst. Weißt du, Mari, sich fesseln zu lassen, ist eine sehr kraftvolle Vertrauenserfahrung, vielleicht hat unser heutiges Missverständnis sogar eine Tür zu dieser Thematik geöffnet…“

Hektisch fragte Mari: „Das würdest du aber nicht ohne meine Zustimmung tun?“

Joel schaute ihr direkt in die Augen und sagte langsam und deutlich: „Mari, ich würde nie etwas ohne deine Zustimmung tun, das verspreche ich dir. Weißt du, nichts geschieht ja ohne Sinn – und durch deine Fehlinterpretation dieser Seile sind wir auf das Thema früher gekommen, als ich dachte. Ich werde es in einer der nächsten Sessions an dich heran tragen – in ganz behutsamer Art und Weise – und du kannst schauen, ob du dann den Mut hast, diese Erfahrung zuzulassen, um zu erleben, dass dir nichts Schlimmes geschieht, wenn du die Kontrolle so spürbar abgibst. Und wenn es soweit ist, kannst dazu natürlich ja oder nein sagen. Du hast alle Möglichkeiten offen.“

Nachdenklich erklärte Mari: „Es ist ja einerseits meine Sehnsucht, Kontrolle abgeben zu können, und gleichzeitig fällt es mir immer noch so schwer, wie wir heute gesehen haben.“

„Ja“, sagte Joel verständnisvoll. „Es ist ja auch kein leichter Weg, wenn man in dieser Richtung schlechte Erfahrungen gemacht hat, die sich tief in die Erinnerungen gegraben haben. Daher versuchen wir ja neue und positive Erfahrungen zu erschaffen, die die alten Erinnerungen irgendwann verblassen lassen.“

„Danke für dein Verständnis, Joel, ich danke dir sehr. Ich bin froh, dass ich jetzt mit dir außerhalb der Meisterrolle über das alles sprechen kann, obwohl ja vorhin eigentlich das Spiel schon begonnen hatte, und ich letztendlich vor dem Meister weg gelaufen bin. Der würde das wahrscheinlich alles ein bisschen anders sehen.“

„Nein“, antwortete Joel lächelnd, „würde er nicht! Er hätte dich auch verstanden.“

„Da bin ich aber froh, dass du sagst, dass er das auch nicht anders aussehen würde als du. Er wirkt ja immer ein bisschen strenger, aber du kennst ihn natürlich besser als ich, denn er lebt ja schließlich in dir.“ Bei diesen Worten musste Mari ein bisschen schmunzeln.

„Ja“, bestätigte Joel, „er ist klarer und bestimmter und wirkt daher ein wenig strenger, aber nur, weil das hilft, die Führungsrolle auch deutlich zu verkörpern.“

„Hm“, überlegte Mari, „das verstehe ich nicht so ganz. Ginge das nicht genauso sanft wie mit dir?“

„Ich glaube, das hätte nicht die gleiche Wirkung,“ erklärte er, „weil zu viel Sanftheit die Führungsqualität verwischen würde. Aber dennoch ist er doch auch verständnisvoll und macht es dir möglichst leicht, oder? Es ist eine Frage der Balance. Du willst ja eine Stärke, eine Macht spüren, in die du dich hinein fallen lassen kannst. Das, was du manchmal als Strenge empfindest, zeigt eben ganz klar, dass er weiß, was er tut, und dass du dem vertrauen kannst, was er mit dir jeweils vor hat. Durch seine klare Art gibt es kein „ein bisschen Verantwortung abgeben“, sondern du gibst sie so klar ab, wie es vorher vereinbart ist – nicht mehr, aber auch nicht weniger – dafür sorgt er dann. Da wäre ich vermutlich außerhalb der Meisterrolle nicht so klar und eindeutig, aber in dieser Deutlichkeit liegt auch eine Kraft, die dir manches möglich macht.“

„Das klingt alles irgendwie richtig, und so als hättest du dich damit schon intensiv auseinandergesetzt . Über all das muss ich mal in Ruhe nachdenken.“

Er nahm ihre Hand. „Geht es dir wieder gut Mari?“

„Ja, Joel, ich bin zwar ein bisschen erschöpft jetzt, aber habe wieder meine Mitte gefunden. Ich danke dir – ich danke dir von Herzen!“

Sie nahm seine Hand, hob sie zu ihren Lippen und haucht einen kleinen Kuss darauf…

Geschrieben von Rafael und Miriam

Zu allen Kapiteln der –> Geschichte von Mari und ihrem Meister in chronologischer Reihenfolge

47. Die Seile (1)

 Bei Joel – ein beängstigender Anblick

Als Mari heute zum verabredeten Rollenspiel zu Joel kam, fühlte sie sich etwas entspannter als bisher. Dieses Gefühl sollte allerdings nicht so lange anhalten… Als sie bei ihm klingelte, öffnete er  ihr die Tür, und bat sie, schon mal ins Wohnzimmer zu gehen und es sich noch einen Moment gemütlich zu machen. Als Mari sich auf die Couch setzte, fiel ihr Blick auf einige Seile, die neben dem Sessel lagen. Zunächst war sie nur verwundert, dann… blitzartig kam ihr eine äußerst beängstigende Vorstellung: Wenn die Seile da lagen, ja dann sollten sie wohl auch verwendet werden…

Zum Spiel der Dominanz gehören ja oft auch Fesselspiele. Um Gottes willen, das wär ja entsetzlich! Das mache ich nicht mit! Das hätte er zumindest mit mir absprechen müssen. Nein, das halte ich nicht aus! Nichts wie weg hier, so lange ich noch weg kann! So tobten ihre Gedanken.

Ganz gefangen in diese Vorstellung, dass sie gefesselt werden sollte, verließ sie fluchtartig die Wohnung. 

„Moment, Mari!“ rief Joel ihr nach. Sie war allerdings schon im Treppenhaus und hörte ihn nicht mehr. Als er aus der Küche kam, sah er ihren Schatten gerade noch so aus der Tür verschwinden. Er zögerte einen Moment, versuchte zu verstehen, was gerade passiert war, doch konnte nichts erkennen. Schnell schnappte er sich seine Jacke und lief Mari nach.

Sie stand unten vor dem Haus, musste sich erst einmal sammeln, weil das Herz so klopfte und ihr schwindelig war. 

Joel stürmte aus dem Haus, „Mari“, rief er und lief  hinter ihr her.  „Mari, warte doch – was ist passiert? Wo willst du hin?“  Ein kleines Stück war er noch hinter ihr. Sie erschrak und lief noch schneller. Damit hatte sie nicht gerechnet, dass er hinter ihr herkam. Sie versuchte, noch schneller zu laufen, die Panik, die sie überfallen hatte, trieb sie an.

Doch Joel war schneller und hielt sie an der Schulter fest. „Mari, warte! Sag mir wenigstens, was passiert ist, wenn du schon gehen willst. Ich finde, das ist das mindeste!“ sagte er nicht ganz leise zu ihr.
Außer Atem und mit vor Schreck geweiteten Augen sah sie ihn an, schaute wieder weg, und spürte auch Empörung. Starr und stumm stand sie vor ihm. Dieser Anblick zeigte ihm, dass irgendetwas sie sehr erschüttert haben musste.

Dadurch ruhiger geworden sagte er zu ihr: „Bitte, du kannst sofort gehen, aber sage mir doch wenigstens, was geschehen ist, Mari – mehr nicht – nur, was geschehen ist.“ Seine Stimme klang nun deutlich bittend. Diese andere Stimmlage ließ sie einen Schritt in die Realität hinein finden und ihr bisher schon vertrautes Gefühl zu Joel ein wenig hervor schimmern, aber sie war immer noch nicht in der Lage, Worte zu finden, fühlte sich wie ein Karpfen auf dem Trockenen, der nach Luft schnappt.

Joel versuchte noch einmal, etwas über diese seltsame Situation von ihr zu erfahren: „Mari, du darfst natürlich jederzeit gehen, das ist dein gutes Recht, aber bitte, ich möchte nur verstehen, was passiert ist, dass du dich so plötzlich dazu entschieden hast. Ich würde mich freuen, wenn du es mir sagen würdest, bitte!“

„Ich mache da nicht mit,“ brachte sie heraus, „du hättest mich wenigstens fragen können, irgendwie vorwarnen, vorbereiten, aber nein… auch dann hätte ich das nicht gekonnt. Nein,  ich mache da nicht mit!“

Völlig verwundert antwortete Joel: „Okay, das akzeptiere ich – wirklich! Wir hatten immer gesagt, dass du jederzeit nein sagen kannst, aber…“ er holte tief Luft, „aber warum so plötzlich? Ich war doch in der Küche, und es geschah doch heute noch gar nichts!?“

„Na du hast doch schon alles vorbereitet! Die Seile lagen ja da schon im Wohnzimmer… Da brauchte ich ja nur noch eins und eins zusammenzuzählen. Gerade in so einer Situation hättest du mich vielleicht besser nicht alleine in das Zimmer geschickt, aber andererseits – vielleicht war es doch gut so… Sonst hätte ich ja auch nicht weggehen können. Vielleicht hast du mir diese Option ja bewusst offen gelassen…“

Joel sah sie fassungslos an und versuchte, seine Gedanken zu sortieren. „Ich… also… es klingt vielleicht komisch, aber ich weiß nicht, wovon du redest… Ich hatte nichts vorbereitet…“ sagte er völlig irritiert, „bitte, ich verstehe das nicht. Was denn für Seile?“

Unwirsch antwortete Mari: „Willst du mich jetzt für dumm verkaufen? Warum stellst du dich so unwissend? Erst legst du Seile ins Wohnzimmer, schön angeordnet neben dem Sessel, und dann sagst du, du wüsstest es nicht?! Was treibst du für ein Spiel mit mir? Bisher hast du wenigstens über alles mit mir offen geredet, und jetzt dieses seltsame Herausreden…“

Joel sah sie immer noch fragend an, und versuchte verzweifelt nachzudenken, doch die angespannte Situation auf der Straße war nicht gerade hilfreich dafür. Dann fiel der Groschen: „Oh mein Gott“, rief er und schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn…“

Übermorgen gibt es die Fortsetzung

Geschrieben von Rafael und Miriam

Zu allen Kapiteln der –> Geschichte von Mari und ihrem Meister in chronologischer Reihenfolge

45. Gedanken am Fenster

Joels Gedanken wandern… 

Joe schloss lächelnd die Keksdose und blickte aus dem Fenster. Bald würde Mari die Straße entlang kommen, nicht wissend, dass er sie von hier aus bereits sehen konnte.

Für heute hatte er sich etwas ganz besonderes ausgedacht.
 
Mal sehen, ob meine Überraschung tatsächlich die Wirkung hat, die ich mir erhoffe, überlegte er nachdenklich…
 
Seine Gedanken wanderten zurück zu den ersten E-Mails, die er mit ihr ausgetauscht hatte, und zu ihren ersten beiden Begegnungen, in denen sie ihm von ihrem Wunsch erzählte, ihre Furcht vor Männern, vor Körpernähe und schließlich auch vor Erotik abzubauen. An Auflösung wagte sie gar nicht zu denken, so stark war sie geprägt durch ihre Angst.
 
Und auch DAS, was sich für sie so seltsam widersprüchlich anfühlte, auch DAS hatte sie ihm anvertraut: nämlich  dass ihre Gedanken immer wieder um Fantasien von Macht und Gehorsam kreiste…
 
Dieser Aspekt fühlte sich für sie nicht gerade spielerisch leicht an, wie er bald bemerkt hatte im Laufe ihrer ersten Spiele, die sie miteinander spielten. Und dennoch zog es sie dorthin…Worin mag für sie dieser Sog bestehen?
Würde es sich irgendwann in all der Spannung auch lustvoll für sie anfühlen können?
 fragte er sich so manches Mal. Denn dass ihre Spiele für Sie immer wieder eine große Herausforderung darstellten, hatte er bald bemerkt. Auch für ihn war es eine spannende Herausforderung, denn er wollte sie gern in ihrem für sie so heiklen Anliegen unterstützen, und sie das fühlen lassen, was ihr Innerstes brauchte… und das war vor allem anderen besonders Vertrauen!
 
Inzwischen hatte er einige Fragmente aus ihrer Kindheit erfahren können, anhand derer er deutlich erkannte, dass sie schon als kleines Mädchen Dinge erlebt hatte, die es ihr schwer machten, unbefangen neue Herausforderungen anzunehmen, ganz besonders, wenn es um den Kontakt mit Männern ging, aber wohl auch sonst in anderen Bereichen des Leben. Es fiel ihr schwer, sich frei und neugierig auszuprobieren durch ihre alte, sie stark belastende Angst, etwas falsch zu machen, abgelehnt zu werden und zu versagen. Dennoch gab sie nicht auf, sich mit ihren Gefühlen anhand neuer Erfahrungen auseinanderzusetzen. Dafür achtete er sie.
Dass ihre Angst vor Autoritäten sie oft bis an die Grenze des Erträglichen brachte, war aus dem, was sie  bereits von sich erzählt hatte, deutlich erklärlich, obwohl es wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs war, an das sie sich erinnerte.
 
Wahrscheinlich ist es für Sie wichtig, Autorität, also Macht, in einer neuen, für sie wohltuenden und heilsamen Weise zu erleben, in einer  bewusst angewandten und wohlwollenden Art und Weise… hatte er sich zu Beginn ihrer „Spiele“ überlegt.
Diese Macht wollte er gern für sie verkörpern! Denn er hatte selbst eine ganz eigene, facettenreiche Affinität zum Thema Macht, die er im Umgang mit Mari sehr  behutsam und an ihre Situation angepasst zum Ausdruck brachte.
 
Wenn man ihre Grundthemen als Säulen darstellen würde, so sah er sah zwei verschiedene Kraft-Säulen, bestehend aus zwei Sehnsüchten, und zwei Säulen, die es schwierig machten, vor seinem inneren Auge:
 
Die eine Kraftsäule war gebaut aus einer Mari sicher nur teilweise bewussten Sehnsucht nach Körpernähe und Erotik . Dieses Bedürfnis musste  ein starker Motor des Ganzen sein, überlegte er, der ihr die notwendige Energie gab, diesen Weg trotz aller Angst zu beschreiten und weiter zu gehen.
 
Die zweite Säule bestand aus ihrem Anliegen, Autorität auf neue, gute Weise zu erleben, um das Alte mit vielen neuen guten Erfahrungen von wohlwollender, gütiger Macht zu überschreiben. Auch diese Auseinandersetzung mit dem Thema „Macht und Gehorsam“ war eine große Herausforderung für sie, wie er immer wieder bemerkte, wenn er für sie  die symbolische Machtfigur des „Meisters“ einnahm. Welche Energie musste sie in sich tragen, um diesen Weg nicht aufzugeben, der ihr wohl wichtig war und gleichzeitig so schwer fiel…
Mehrmals war sie bereits in Angst und Panik verfallen, wenn er sie in der Rolle dieser Machtgestalt mit auch nur kleinen neuen Herausforderungen konfrontiert hatte. Glücklicherweise hatte er sie stets auffangen können, wenn sie drohte abzustürzen aus dem von ihr selbst gewählten Drahtseilakt.
 
Die beiden Säulen, die es schwer machten, bestanden aus den Bausteinen vieler verschiedener Ängste und Schamgefühle, die es Ihr erschwerten, dieses komplexe Anliegen mit den entsprechenden Bedürfnisse umzusetzen.
 
 Ja: Autorität, Erotik, Angst und Scham – das waren die Grundthemen, die sie spielerisch angehen wollte.
 
Oft sah er die nackte Angst vor allem Neuen in ihren Augen aufblitzen und in ihrem Körper zucken.
 
Glücklicherweise lässt sich die Angst bereits umarmen und dadurch mildern, freute er sich.
 
Er wollte auf diese vier Säulen ein schützendes Dach legen, aus Dachziegeln, die gebrannt waren aus Mitgefühl, Annahme, Güte, Geborgenheit, Wohlwollen, freundlichem Humor,  und einer ihm eigenen Bestimmtheit und Beständigkeit, die sie in ihrem Anliegen bei der Stange hielt.
 
 Ja, dachte er lächelnd, ich kann beharrlich darin sein, die von dir gewählten Ziele für dich im Auge zu behalten, du scheues zartes Reh!
 
Denn im Strudel der Emotionen, war ihr eigentliches Anliegen, was sie mit diesen so herausfordernden Spielen erreichen wollte, manchmal kaum noch fühlbar, und sie versuchte die Konfrontation mit der Ungewissheit, die sie als Übungsfeld brauchte, immer wieder mal wieder zu umgehen – zum Beispiel, wenn ihr wieder mal eine ihrer vielen Fragen innerhalb der Spiele herausrutschte, vermutete Joel schmunzelnd.
 
Aber dafür ist die Rolle des Meisters schließlich da, überlegte er weiter. Ich will dir gerne immer eine Hand reichen, auch als Meister, wenn dir eine Hürde zu hoch und eine Angst zu heftig erscheint….
 
Heute hatte er sich etwas besonderes ausgedacht, was dazu beitragen sollte, ihr den nächsten Schritt leichter zu machen. Denn dass es für Sie ein auffällig schwerer Schritt war, sich auf die Couch zu legen, war ihm schon seit einiger Zeit aufgefallen. Diesmal wollte er das nicht durch eine Anordnung durchsetzen – auch wenn das der Rolle des Meisters mehr entsprach, als die eher unauffällige, einladende Art und Weise, mit der er ihr heute diesen Schritt erleichtern wollte…
 
Das alles ist für dich schon schwer genug, dachte er voll Mitgefühl, und  empfand Achtung für den Mut und die Energie, die sie bisher auf diesem besonderen Weg hielt, der sie immer wieder an ihre Angst heran und durch sie hindurch führte, um dabei nach und nach die Erfahrung zu machen, einem Mann und vor allem auch sich selbst und den eigenen Gefühlen vertrauen zu können.
 
Na, Mari, lass dich überraschen, was ich heute mit dir vorhabe, dachte er schmunzelnd, als er sie zehn Minuten nach der verabredeten Zeit die Straße entlang eilen sah…

Was er für diesen Abend für sie geplant hatte, erscheint im folgenden Kapitel in zwei bis drei Tagen

Zu allen Kapiteln der –> Geschichte von Mari und ihrem Meister in chronologischer Reihenfolge

41. Eine Fußmassage

Bei Joel:  Unbekannte Empfindungen 

Heute überraschte ihr Meister Mari mit einer Fußmassage. Mari genoss  seine wohltuenden Berührungen, sanften Streichungen und Dehnungen ihrer Füße und Drehungen der Fußgelenke  sehr und entspannte sich mit der Zeit immer mehr.
Als er sie dann fragte, ob sie bereit sei für eine kleine Herausforderung, und sie einverstanden war, gab er ihr einen leichten Kuss auf den großen Zeh, dem schließlich die anderen folgten.

Obwohl ihr diese zarten Berührungen körperlich gar nicht unangenehm waren, fühlte sich Mari dabei beklommen. Durfte sie das zulassen? Es fühlte sich irgendwie verboten an, als dürfe es nicht sein, es war… so ungewöhnlich, sich am Fuß küssen zu lassen. Sie erzählte das ihrem Meister, der sie immer wieder einmal fragte, wie es ihr mit dem ging, was er tat. So konnte er einschätzen, wann es genug für sie war. Das war der Fall, als er sein Gesicht an ihre Fußsohle legte und es nach einer kurzen Zeit auch bewegte.

„Das fühlt sich irgendwie so… so… seltsam verboten an – ich würde das gern beenden“, sagte sie leise, und er ließ daraufhin die Massage mit einigen wohltuenden Streichungen ausklingen.

„Wenn du jetzt einen Wunsch frei hättest, was würdest du dir wünschen?“ fragte er sie anschließend.

„Dass ich dieses Verbotsgefühl auflösen könnte. Damit ich das als schön empfinden kann und die Anspannung weicht, ständig in dem Konflikt zu sein, ob ich das zulassen darf oder nicht.“

„Immerhin hattest du schöne Momente, vielleicht können wir diese Stück für Stück ausweiten…“

„Weißt du…“ versuchte, sie ihm zu beschreiben, was in ihr vor ging,“… da ist so ein innerer Kampf, den ich gar nicht kämpfen möchte, der aber wie von selbst einfach geschieht. Und ich würde so gern in Frieden sein – zumindest mit dem was sich gut anfühlt…“

„Gut, dass du das wahrnimmst, Mari. Das Licht deines Bewusstseins darauf zu richten ist schon ein erster kraftvoller Schritt in eine gute Richtung.“

„Ich fühle mich so begrenzt und unmöglich damit, dass so vieles mir schwierige Gefühle macht,“ bekannte Mari traurig.

„Du solltest dich dafür nicht verurteilen, Mari. Nimm dich damit an, denn es hat seine Ursachen, und nur, was du annimmst, kannst sich irgendwann verändern. Und das geschieht fast von allein, wenn du es eine Weile bewusst in dir getragen hast – so wie ein Kind, das im Mutterleib wächst. Erfreue dich während dessen lieber daran, dass du schöne Momente hast. Schaue nicht auf das, was du heute noch nicht zulassen konntest, sondern auf das, was geklappt hat. Ich habe deine nackten Füße geküsst – und es hat dir gefallen. Ich finde: das ist doch etwas Schönes!
Ich weiß nicht, ob es dir auch möglich gewesen wäre, wenn ich es angekündigt hätte, aber so hast du dich darauf eingelassen, ohne zu wissen, was kam – und du konntest es ein Stück weit genießen.“

„Du hast mich ja vorher gefragt, ob ich bereit bin für eine kleine Herausforderung,“ bemerkte Mari, „das war ein sehr aufregender Moment. Ich finde es sehr gut, dass du mich das gefragt hast, bevor du es getan hast. So habe ich das Gefühl, nicht überrannt worden zu sein – und dass du trotz deiner Machtposition… hmm.. ich weiß nicht, wie ich es formulieren soll… Es tat mir jedenfalls gut in meinen vielen Ängsten und Unsicherheiten…. Ach Meister, würdest du mich umarmen?“

Joel zog sie sanft an sich, und als er sie dann in seinen Armen hielt, fragte er leise: „Was ist los, Mari?“

Sie antwortete: „Da ist ein Gefühl von Freude, dass es überwiegend schön war, aber auch Traurigkeit, dass ich dieses Verbotsgefühl in mir trage, und…“ Sie zögerte etwas, bevor sie weiter sprach…“Ich frage mich auch, ob du als mein Meister, nicht enttäuscht von mir warst eben, als ich dich eben bat, die ja gar nicht unangenehme Massage so unvermittelt zu beenden.“

„Nein, ich war nicht enttäuscht, denn du hast mehr zugelassen, als ich gedacht hätte. Es ist schade, dass du da ein Verbot spürst, aber Verbote kann man dann, wenn sie bewusst geworden sind, in Erlaubnisse verwandeln.“

„Das wünsche ich mir ja, aber diese Erlaubnis muss vom Kopf ins Gefühl wandern, es reicht nicht, wenn ich mir einfach nur denke, es ist okay…“

„Ja, das stimmt, und dabei helfen positive Erfahrungen. Deswegen habe ich für heute auch die Fußmassage beendet, denn ich hatte den Eindruck, ein wirklich gutes Gefühl, wäre ab diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich gewesen. Du hattest für heute eine genügend tiefe Erfahrungsintensität. Aber bei einer weiteren Fußmassage kann dein Gefühl vielleicht schon mehr zulassen.“

„Und wenn es sich dann doch nicht anders anfühlt?“ fragte Mari leise. „Da kommt gerade wieder die Angst, dich zu enttäuschen.“

„Ich werde nicht enttäuscht sein, weil ich für keines unserer Spiele feste Erwartungen habe. Jedes Mal ist neu und einzigartig. Es kann auch sein, dass bei dem nächsten oder übernächsten Treffen plötzlich einmal etwas nicht geht, was vorher schon möglich war, denn an jedem Tag gibt es eine andere Grundstimmung. Deshalb setze ich nie irgendetwas voraus. Weißt du Mari, es kommt nicht auf das Erzielen von Ergebnissen an, sondern auf deine Bereitschaft, Erfahrungen zu machen und einfach nur wahrzunehmen, wie sie sich anfühlen und darüber mit mir zu kommunizieren. Ich werde dich darin unterstützen, alles anzunehmen, so wie es sich zeigt. Wenn etwas erstmal auf dem großen Kissen des Bewusstseins liegt und einfach dadurch, dass es „da“ ist, beleuchtet und liebevoll angeschaut werden kann, geschieht irgendwann ganz von allein heilende Veränderung.

Und fühlt es sich nicht auch für dich spannend an, immer wieder mal Neues zu probieren und auf diesem Weg vielleicht nach und nach die Erfahrung machen, dass sich deine inneren Verbotsschilder Stückchen für Stückchen nach hinten verschieben?“ Joel schaute sie fragend an.

Mari nickte: „Wegen dieser Sehnsucht nach Lebendigkeit habe ich mich glaube ich auch auf diesen Weg mit dir gemacht. Wenn sich nur nicht so vieles so „verboten“ anfühlen würde… Gerade kommt mir der Gedanke, dass es ist meine verinnerlichte Oma, die diese Verbote hinterlassen hat.“

„Deine Oma wusste eben leider nicht, was gut tut, aber deswegen musst du es dir nicht versagen, Mari“, antwortete Joel ermutigend.

„Ja, das ist schon klar, aber das sitzt eben irgendwie tief in den Zellen. Wahrscheinlich hast du recht, dass ich mir neue Erlaubnisse geben sollte und dass es dann um neue gute Erfahrungen geht.“

„Ich finde, es wird Zeit, selbst zu erkunden, was gut für dich ist. Dein Körper kann das viel besser entscheiden, als deine Oma. Hör auf das Empfinden, nicht auf die Stimme im Kopf.“

„Ja, das stimmt, manchmal merke ich allerdings gar nicht so schnell, wie sich das alles vermischt, aber durch deine Fragen heute, konnte ich da viel voneinander trennen.“

„Wir werden miteinander viel tun dafür, dass du dir erlaubst, dich gut zu fühlen. Das ist das Ziel, da wollen wir hin: dass du Dinge erlebst, die dir gefallen, die dich gut fühlen lassen, weil du dir das wert bist, Mari!“

„Ja, das ist ein schönes Ziel, ein wertvolles Ziel! Dafür gehe ich gern diesen Weg weiter.“

„Das klingt kraftvoll, Mari, und ich freue mich auf die nächste „Lektion in Wahrnehmen und Annehmen“.

„Joel, hab ganz lieben Dank, dass du diesen Weg mit mir gehst. Ich kann nicht sagen, dass ich mich auf die nächste Lektion nur freue, denn es ist immer beides: Freude und Anspannung, Herausforderung und schöne Lebendigkeit.“

„Mari, du warst heute wieder einmal bereit, etwas Neues auszuprobieren. Ich danke dir dafür!“

„Und ich danke dir für deine Umsicht und deine Geduld, und ganz besonders dafür, dass du mich vorher gefragt hast, ob ich überhaupt bereit bin für eine kleine Herausforderung, die zwar dann zur seltsamen Überraschung wurde, aber ich hatte vorher meine Bereitschaft gegeben – und das macht mir nicht das Gefühl, dass über meine Grenzen gegangen wurde.“

„Ich bin sehr froh, dass ich das tun durfte,“ lächelte Joel.

„Wie wäre es, wenn wir die neue Erfahrung mit einem Gläschen Wein begießen?“ fragte er

Mari nickte: „Gerne!“

Joel verließ das Zimmer mit den Worten „Das Spiel ist beendet“, und kam kurze Zeit später mit dem Wein zurück.
„Den wollte ich jetzt als Joel mit dir trinken,“ erklärte er. „Lass uns auf die angenehmen Empfindungen anstoßen, die da waren, und dass ihnen noch viele weitere folgen mögen!“

„Ja gern“ stimmte Mari zu und empfand ein ganz kleines Glücksgefühl…“

Dieses Kapitel wurde gemeinsam geschrieben von Rafael und Miriam

Zu allen Kapiteln der –> Geschichte von Mari und ihrem Meister in chronologischer Reihenfolge

19. Bewegt und gehalten von den Händen des Lebens – geborgen in der Umarmung von Joel

Bei Joel –  eine Sehnsucht erfüllt sich

Mari fiel auf, dass Joel sie in letzter Zeit vermehrt zu sich gebeten hatte, um den Raum für ihre Spiele, in denen er die Rolle des Meisters für sie verkörperte, nach seinen Plänen vorbereiten zu können. Auch heute ging sie wie bisher jedes Mal mit Aufregung zu ihm.

Obwohl sie bisher jedes Mal die Erfahrung gemacht hatte, dass er wohlwollend und achtsam mit ihr umging in den Spielen und Ritualen, in denen er sie wie verabredet ins Ungewisse schickte und sie nicht wissen ließ, was er mit ihr vorhatte, war sie jedes Mal zu Beginn nervös. Ja, es fiel ihr auf, dass sich ihr Stresspegel ein wenig gesenkt hatte inzwischen – das war allerdings keine wesentliche Veränderung, dachte sie gerade.
Was würde sie heute erwarten.

Nachdem Joel sie nach ihrem Befinden gefragt hatte und sie Gelegenheit hatte, ein wenig über ihre Befangenheit zu sprechen, erklärte er ihr bevor das Spiel begann – und das tat er sonst nie –  dass er an diesem Abend eine schöne, leichte Übung für sie vorgesehen habe.

Tief atmete sie aus. Ihre Aufregung legte sich. 
Das Spiel begann.

Er bat sie, sich bequem hinzusetzen und ihre linke Hand in seine Hände zu legen, und mit geschlossenen Augen ihre ganze Aufmerksamkeit auf diese Hand zu richten. Die Hand sei jetzt ihre Persönlichkeit, und seine Hände, die ihre Hand hielten seien symbolisch das Leben.

„Nun fühle einfache, Mari, wie das Leben – verkörpert durch meine Hände – mit dir umgeht…“

Und sie stellte fest: Das Leben ging sehr sanft und behutsam mit ihr um. Es fühlte sich angenehm, warm und geborgen an in Joels Händen. Als die Übung dem Ende zuging hatte sie sich ganz entspannt und folgte mit wachem Interesse seinen streichelnden, sanft biegenden, behutsamen und sicheren Bewegungen. Froh stellte sie fest, dass diese Übung tatsächlich schön und vor allem leicht war.

Nachdem sie darüber geredet hatten, wie sie sich gefühlt hatte dabei, wollte Joel die gleiche Übung noch einmal machen. Wieder verkörperten seine Hände das Leben, während Mari dieses Mal ihre Aufmerksamkeit auf ihren Kopf richten sollte. Wie würden die Hände, die das Leben verkörperten, nun wohl mit ihrem Kopf umgehen?

Wieder waren sie sanft und sicher, mal mit etwas mehr Druck, mal ganz zart. Mari versuchte, ihren Kopf ganz weich, locker und biegsam zu halten und fragte sich, ob sie es wohl so richtig machte, aber sie stellte die Frage nicht laut.

Schließlich begann sie die Übung zu genießen. Es tat so gut, ihren heißen schweren Kopf mit all den Gedanken einfach abzulegen in die Hände des Lebens. Schließlich dachte sie auch nicht mehr darüber nach, ob sie es richtig machte oder nicht. Besonders genoss sie es, wenn die Hände an manchen Stellen etwas mehr Druck ausübten. Wenn die Hände für das Leben standen, war es dann nicht merkwürdig, dass sie einen gewissen Druck als angenehm empfand?

Als das Spiel beendet war, redete sie mit Joel darüber, wie seltsam sie es fand, dass eine gewisse Art von Druck ihr gut getan hatte.

Auf seine Frage, ob sie eine Idee hätte, was es war, was ihr an diesem Druck gut getan hatte,  gelangte sie zu der Antwort, dass der Druck der Hände, der absolut passend dosiert war, der ihre Hand auch manchmal nach links oder rechts, nach oben oder unten geführt hatte, irgendwie richtungsweisend und damit wohltuend war. Es war wie ein Tanz, in dem Joels Hand ihre Hand geführt hatte und sie sich führen ließ.

Dann kam ihr der Gedanke:
Zeigte nicht auch das Leben manchmal deutlich durch Zufälligkeiten und Zeichen, wo es sie hinhaben wollte, in welche Richtung sie sich bewegen sollte?
Ja oft gab es aus ihren Gefühlen und den vorhandenen Möglichkeiten heraus fast nur eine Richtung, in die es weiter führte…

Meistens empfand sie diese Phasen angenehmer als Zeiten, in denen sie sich orientierungslos und unklar fühlte.
Also war Druck gar nicht immer und grundsätzlich unangenehm!
Wow – diese neue Erkenntnis ließ ganz neue Gedanken- und Gefühlswege zu:

Fasziniert erzählte sie Joel von dieser neuen Erkenntnis.
Schließlich schloss sie dankbar:
„Heute habe ich mich richtig wohl gefühlt in unserem Spiel. Wenn du sonst den Meister verkörperst, ist immer eine gewisse Anspannung in mir… Danke, dass du es mir heute so leicht gemacht hast. Ich wünschte mir, du könntest diese Art der Energie und Stimmung öfter entstehen lassen. „

„Wenn ich das durchweg täte, würde ich nicht deinem ursprünglichen Wunsch folgen, Mari.
Du wolltest mit Macht und Ungewissheit konfrontiert werden, um daran Vertrauen zu üben.
Und du willst eine liebevolle Autorität spüren, in die du dich, wenn du schließlich mehr Vertrauen aufgebaut hast, regelrecht hinein fallen lassen kannst. Das bin ich gern für dich, doch ohne diese Ungewissheiten und die Eindeutigkeit und Klarheit in der Meisterrolle würdest du diese Haltung der Hingabe, nach der du dich sehnst, nicht in dir entwickeln können, jedenfalls dann nicht durch unsere Spiele und Rituale. Sicher würde das Leben dir dann andere Wege dafür zeigen. Möchtest du das?“

Ruhig und gelassen sah er sie an.

„Nein, Joel, ich möchte diesen Weg mit dir weiter gehen. Zu dir entwickle ich gerade Vertrauen.“
Ups – hatte sie das gerade gesagt?
Es sprach aus mir,
bemerkte sie erstaunt, eine Stimme, die ich bisher noch nicht so deutlich wahrgenommen habe…

„Das freut mich, Mari, dann gehen wir gemeinsam diesen Weg weiter. 
Auch ich möchte das gern!
Wenn die Ungewissheit und andere Gefühle mal wieder quälend heftig werden sollten, denke daran, dass sie das Tor bauen, durch das du gehen musst, um Vertrauen zu üben. Was auch kommt, es wird immer meine Absicht und mein Ziel sein, dass du dich gut aufgehoben fühlst – bei mir als Meister und als Joel, der dir schon ein Stück näher ist. Bestimmt kannst du mit der Zeit immer sicherer sein, dass es immer gut weiter geht – hier und im Leben überhaupt.“

Nach diesen Worten zog er das schwarz-bunte symbolische Gewand aus, das er immer trug, wenn er das Leben verkörperte und nahm Mari zum ersten Mal behutsam in die Arme… 
Wie leicht konnte sie diese Umarmung annehmen und sich in sie hinein fallen lassen… sie wunderte sich über sich selbst. Heute fühlte es sich so an, als wäre in ihr schon ein Stück Vertrauen gewachsen…
Vielleicht lag es auch daran, dass dieses Spiel so friedlich, so harmonisch gewesen war und sie sich dadurch leichter öffnen konnte…

Nach einigen wunderbaren Atemzügen wollte sie sich aus der Umarmung lösen, unabhängig von ihrem Bedürfnis, dass sie gern noch länger darin verweilt wäre. So tief verankert waren die alten Sätze ihrer Oma, niemals zu viel haben zu wollen, Maß halten zu müssen… 
Joel nahm jedoch ihr echtes Bedürfnis wahr und hielt sie weiterhin angenehm fest und sicher in seinen Armen.
Ein neues, entspanntes und wärmendes Glückgefühl durchströmte sie… 
Sie durfte… sie durfte verweilen in diesen Arme, die sie hielten…
Sie durfte ohne weiter nachzudenken einfach sein und diese Nähe spüren…

Sie fühlte sich in diesen kostbaren Minuten auf so wohltuende Weise gehalten und geborgen, wie sie es kaum für möglich gehalten hatte, aber sich tief innen wohl schon lange unbewusst danach gesehnt hatte.

Als sie anschließend anschließend bei Kaffee und Kuchen zusammen saßen, sagte Mari zu Joel: „So wie du mich vorhin umarmt und gehalten hast, das fand ich wunderschön – nicht nur so ganz kurz mal drücken, wie es sonst üblich ist, sondern so, dass ich mich da schließlich richtig reinfallen lassen konnte.“

„Na ja, lächelte Joel, „ich wollte dir vermitteln, dass du gehalten bist und die Möglichkeit hast, dich anzulehnen und fallen zu lassen. Ich fand es schön zu spüren, dass du die Umarmung angenommen und dich ganz hinein begeben hast.“

„Ich hatte in der Umarmung nach einem kleinen Weilchen Sorge, dass es zu viel werden könnte, und versuchte, mich ein bisschen zu lösen. Doch du hieltest mich einfach weiter fest…  und dann konnte ich mich noch tiefer da hinein fallen lassen.“

„Ich wollte nicht, dass du dich zurückziehst, weil du glaubst, es wäre zu viel für mich  – und ich war mir in diesem Fall sicher, dass du mir deutlich signalisieren würdest, wann du die Umarmung beenden wolltest. Und das hast du ja nach einem Weilchen auch getan.“

„Es ist schön, wie du mich ohne Worte verstanden hast… ich danke dir sehr, Joel!“

Zum nächsten Kapitel:  –>  20. Fehler und ihre Folgen

Zu allen Kapiteln der –> „Geschichte von Mari und ihrem Meister“ in chronologischer (wenn auch leider umgekehrter Reihenfolge, also das aktuellste ist vorn. Um an den Anfang zu gelangen nach unten scollen und auf ältere Beiträge gehen, das ganze drei oder vier mal… so kannst du die Geschichte wie ein Buch von vorn nach hinten lesen 🙂

14. Joel als Stellvertreter für die „Die Männer“

Zweites Treffen bei Joel – Ein Vergebungs-Ritual 

„Schön dass du da bist, Mari!“
Joel empfing Mari mit einem herzlichen Lächeln und ging ihr voran ins Wohnzimmer.
Diesmal achtete er darauf, die Wohnzimmertür offen zu lassen.
Sie bemerkte es und war froh. Er hatte sich diesen Auslöser ihrer Angst von letztem Mal gemerkt und ihn heute sorgsam umgangen. Sie freute sich über seine Achtsamkeit. 
Dabei wäre die Tür heute wahrscheinlich gar kein Problem mehr… – erfreut nahm sie diesen auftauchenden Gedanken in sich wahr.

„Setz dich doch. Ich finde es mutig von dir, dass du dich entschieden hast, heute wieder zu mir zu kommen, nachdem du letzten Samstag bei deinem ersten Besuch diesen Panikanfall hattest.“

„Danke,“ sagte Mari knapp. Mehr fiel ihr gerade nicht ein.

Nachdem Joel ihr etwas zu trinken angeboten und beiden etwas eingegossen hatte, setzte er sich ihr gegenüber.
„Zu Beginn unserer Spiele hat dich bisher immer die Angst gepackt, dass irgend etwas Furchtbares geschehen könnte. Und ich hatte den Eindruck, dass das besonders mit mir als Mann zu tun hatte. Ich möchte das heute als dein Meister zum Thema machen. Lass uns ohne lange Vorrede gleich beginnen, denn die Angst liegt ja ohnehin ganz oben auf dem Tisch.“

„Okay, Meister.“ Unbehaglich schaute ihn Mari an.

Joel holte zwei Stühle, stellte sie in einem gewissen Abstand gegenüber, wies Mari an, sich auf einen davon zu setzen und setzte sich auf den anderen.

„Ich sitze jetzt hier als Symbolfigur für „die Männer“ und lade deine Angst ein, sich alles von der Seele zu reden:
Liebe Angst von Mari, du kannst mir alles sagen, was du über „Männer“ denkst, was du von ihnen befürchtest, was du mit ihnen verbindest, was du vielleicht schon erlebt hast…
Ich sitze hier stellvertretend für die Gattung „Mann“ und höre dir mit offenem Herzen zu.
Du darfst frei und ungeschminkt, auch total unsortiert alles sagen, was dir einfällt.
Ich nehme nichts persönlich. Okay?“

„Hmm… ich habe Angst, darüber zu reden.“

Liebe Angst von Mari, was befürchtest du?“

„Dass es zu viel ist, dass du doch irgendwann sauer wirst, dass ich mich lächerlich mache, dass ich in einen Gefühlsstrudel versinke, der sich fürchterlich anfühlt…“

„Ich verspreche dir, dass ich ganz sicher nicht sauer werde.
Lächerlich kannst du dich gar nicht machen, denn wir beide, die Mari und ich, wir achten dich sehr, liebe Angst. Jedes Wort, jede Träne, jedes Gefühl ist wertvoll und soll seinen Platz haben. Da gibt es nichts, wessen du dich schämen müsstest, denn es hat ja alles seine Ursachen.
Ja, und die Angst vor dem Gefühlsstrudel – die kann ich dir nicht nehmen. Das kann passieren. Doch sollst du sicher sein, dass ich dich, in welchem Strudel du auch immer sein magst, nicht allein lasse und dir beistehe, bis eventuelle heftige Wellen wieder abflauen. Denn das tun sie immer. Gefühle sind wie Wellen, sie kommen und gehen. Nur wenn sie abgelehnt und verdrängt werden, bleiben sie hartnäckig vor der Tür stehen und klopfen bei jeder Gelegenheit an. Deshalb möchte ich sie heute einladen, ganz bewusst da zu sein, weil sie ja eigentlich sowieso schon immer da waren und da sind.“

„Okay. Ich lasse mich drauf ein. Probieren wir´s.“

„Prima, Mari, du bist sehr mutig.
Also, liebe Angst von Mari, was denkst du über „die Männer“?

„Männer sind gefährlich…“ flüsterte Mari.

Joel nickte und sagte: „Ich spüre deine Angst und achte sie. Was noch?“

„Männer haben laute Stimmen, die mir Angst machen, sie könnten mich plötzlich anbrüllen und furchtbar nieder machen…“

Wieder nickte Joel und sagte: „Ich höre deine Angst und achte sie. Was noch?“

Männer sind mir körperlich überlegen… Sie können mir weh tun… Sie können über mich herfallen… Sie können… mich festhalten… Sie können mich umwerfen… Sie können mich fallen lassen… Sie können mich so sehr verletzen!“ Tränen traten ihr in die Augen.

Mitfühlend nickte Joel und sagte: „Ich sehe deine Tränen, ich höre deine Angst, und ich achte dich. Was noch?

„Männer mögen mich nicht, weil ich so empfindsam und ängstlich bin. Sie lachen mich aus und machen mich nieder, weil ich so vieles nicht kann.“

„Ich mag dich! Ich mag dich in deiner Zartheit. Ich mag dich in deiner Empfindsamkeit. Ich mag dich mit aller Angst! Ich mag dich mit dem, was du kannst und mit dem, was du noch nicht kannst. Und ich mag dich, weil du so mutig bist, dich deiner Angst zu stellen!“

Bei diesen wertschätzenden Worten kamen Mari die Tränen. Joel stand auf, ging auf sie zu und kniete sich vor ihr nieder. 

„Mari, ich verneige mich vor deinem Mut und deiner Bereitschaft, neue Erfahrungen zu machen.
Und ich bitte dich von Herzen im Namen all der Männer, die dir weh getan haben und dich in deinem wahren Wert nicht gesehen, geachtet und anerkannt haben, um Verzeihung.
Mach mit mir was du willst – zum Ausgleich dessen, was geschah.
Ich nehme es an – stellvertretend für alle Männer, die dir weh taten. „

Ganz tief verneigte er sich vor ihr bis sein Kopf den Boden berührte und blieb in dieser Position.

Mari schaute verwundert auf diesen Mann, der auf dem Boden kniete und dessen Stirn die Erde berührte. Er bewegte sich kaum. Sie bemerkte minimale Bewegungen, als würde er Balance suchen, um in dieser Position verharren zu können.

Ein für beide nicht messbarer Zeitraum verging… 
Er wartet! Dachte sie.
Er bleibt dort auf dem Boden…
Er sagt nichts mehr, er wartet…
Etwas in ihr schmolz…
Auch dazu gehört Mut…
Irgendetwas bewegte sich in ihr und verströmte Wärme.
Mitgefühl entstand…
Sie ging nah an ihn heran und um ihn herum.

Sie könnte ihn jetzt stellvertretend für ihren Vater und die anderen Männer, die ihr so weh getan hatten, anschreien, auf den Rücken schlagen, mit dem Fuß auf seine vorgestreckten Hände treten – doch sie spürte: Das alles wollte sie nicht.
Statt dessen legte sie ihre Hand auf seinen Kopf und sagte: „Ihr wart wie ferngesteuert. Etwas hat sich vor euer Herz gelegt. Ich vergebe euch – und ich bitte euch: öffnet alle euer Herz.“

Joel blieb noch immer in dieser Position auf der Erde, wartete ab, was noch gesagt oder getan werden wollte.

Nun ließ sich auch Mari auf den Boden nieder, kniete sich vor ihn und flüsterte: „Ich weiß auch,  wie es ist, wenn man plötzlich die Beherrschung verliert, wenn das Herz sich verschließt und man wie ferngesteuert Dinge sagt oder tut, die hinterher nur Reue und Schmerz hinterlassen. Das habe ich auch getan.“
Tränen liefen ihr über die Wangen, und sie bat: „Bitte erhebe dich, wir sind gleich – es geht uns beiden so.“
Langsam hob Joel seinen Kopf, und sie sah in seinem Gesicht auch Tränen.

So knieten sie voreinander…

Und Mari öffnete ihre Arme zu einer stillen Einladung. Beide hielten sich bewegt in den Armen und ließen eine Welle von Heilung und Sehnsucht nach Frieden und Liebe durch ihre Augen, Herzen und Arme fließen…

Zum nächsten Kapitel:  –> 15. Schau mir in die Augen, Kleines…

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Und wenn du zitterst, dann halte ich dich

Was mich bewegt, die Geschichte von Mari und Joel zu schreiben…

Willkommen, lieber Gast!

als Miriam schreibe ich über  die Idee, in Rollenspiele einzutauchen, in denen ich meine Kontrolle für eine begrenzte Zeit abgeben kann – in wohlwollende Hände. Der Hintergrund dafür ist der Wunsch, wiederholt die heilsame Erfahrung zu machen, auch in Situationen der Hilflosigkeit gut aufgehoben zu sein und dem Leben, symbolisch personifiziert durch eine Machtperson, die es gut mit mir meint, vertrauen zu können.
Die Gestalt, die das erlebt, was ich mir für sie ausdenke, trägt den Namen „Mari“.

Begriffe wie „Rollenspiele, Macht, Dominanz, Hingabe“ sind ja Bestandteil der BDSM-Szene. ich frage mich, ob diese sehr zarte Variante von Dominanz, die in meinen Fantasien lebt, auch hier hinein gehört…  Das, was mich bewegt, ist das Machtgefälle – und auch das Spiel mit der Angst, mit dem Wunsch, Vertrauen zu vertiefen. Spiele, die mit dem Zufügen von körperlichen oder seelischen Schmerzen einher gehen, sind nicht mein Ding. 

Ein Mann, der eine freundliche Dominanz ausstrahlt, führt eine Frau, die sich gern führen lassen will, aber auch Angst davor hat, wohlwollend und geduldig an ihre Ängste heran und durch sie hindurch in die Erfahrung von Geborgenheit und Hingabe. 

Es geht um das Sich-anvertrauen… davor Angst zu  haben, und dabei die Erfahrung zu machen, dass  die Angst sich nach und nach legt… 

Es geht mir wie gesagt nicht um Schmerz, Strafen oder Demütigungen, wohl aber um die Macht, das Charisma, die Dominanz eines Menschen, der in diesen Spielen die Rolle des Meisters bekommt, der Freude daran hat, seine Spielpartnerin in liebevoller, aber bestimmter Weise zu führen und über sie im Rahmen des Spiels bestimmen zu dürfen

Diese Erfahrungen lasse ich hier lebendig werden in der Geschichte von Mari und Joel.

Mari hat Angst vor Körpernähe und Sexualität – und sie hat Fantasien des Sich-Anvertrauens, auch in Situationen, in denen sie sich machtlos fühlt.
Ihr Wunsch ist es, nach und nach durch eine liebevolle Führung Berührung und irgendwann auch Sexualität leben und genießen zu können. Dazu braucht sie vor allem  Annahme, Geduld, und Geborgenheit und dass ihre Grenzen respektiert werden, die sich erst dadurch, dass sie geachtet werden, nach und nach ausdehnen können.

In einem Leben voll Verantwortung ist es ein Ausgleich für Mari, in Spiele und Rituale einzutauchen, in denen sie die Verantwortung mal abgeben darf – in die Hände von Joel, mit dem sie vorher viel abgesprochen und geklärt hat. Beide begegnen  sich grundsätzlich auf Augenhöhe, erzählen sich anfangs viel über ihre Wünsche und ihre Schwierigkeiten und beschließen, sich gegenseitig zum Lehrer zu werden. 

Mari wird für Joel, dessen Problem es ist, die englische Sprache nie gelernt zu haben, zur Lehrerin darin.

Joel übernimmt für Mari wiederum die Rolle des Meisters, der Lust daran findet, sie zu führen, Regie in Spielen zu übernehmen, in denen er ihr hilft, sich fallen zu lassen… Er vermittelt ihr immer wieder, dass er ihre Gefühle und ihren Körper annimmt und dass sie keine Angst haben muss, wenn sie die Kontrolle in seine Hände gibt. Dazu müssen natürlich erst einmal Situationen geschaffen werden, in denen Kontrollverlust entsteht und die Macht abgegeben wird. 

Dadurch, dass sie sich gegenseitig zum Lehrer werden, entsteht eine Win-Win-Situation für beide…

Wenn du, lieber Gast auf meinem Blog, Lust hast, mitzuerleben, wie Joel seine Spielpartnerin Mari geduldig, fantasievoll, mit einer guten Portion Humor und Einfühlungsvermögen auf Wege führt, die sie sich bisher nicht getraut hat zu gehen, sei herzlich willkommen. 

Es würde mir selbst auch Gänsehaut bereiten, wenn ein wohlwollender „Meister“ mir sagt: „Du gibst jetzt mal für eine Weile dein Wollen in meine Hände und tust gar nichts – oder genau DAS, was ich dir sage. Lass geschehen, was geschehen will! Ich gebe dir, was du brauchst. Und wenn du zitterst, dann halte ich dich…“

Es  bewegt mich, meine Träume in Form von Szenen und Dialogen hier auszudrücken, sie virtuell in diesem Feld lebendig werden zu lassen…
Und wer weiß… vielleicht… gibt es ja eines Tages auch eine solche Begegnung in kleinen Nuancen „in echt“…

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Tritt sanft auf meine Träume…

Willkommen, lieber Gast

Oft denke ich: Das, was ich fühle und mit Visionen fülle, passt einfach in kein Raster, in keine Kategorie, deren Namen ich bisher irgendwo gefunden habe. Deshalb war es gar nicht so leicht, für meinen Blog einen Titel zu finden.

Die Geschichten, Szenen, Dialoge, die mich bewegen, sind verbunden mit Energien von Führung und Hingabe, mit bewusst und wohlwollend eingesetzter Macht, aus der das Vertrauen wächst, dass mein Gegenüber, dem ich für den Zeit-Raum des Spiels die Führung überlasse, mir weder körperlich, noch seelisch weh tut – jedenfalls nicht absichtlich.

Dabei kann es allerdings auch geschehen, dass in diesen Rollenspielen und Ritualen auch schmerzhafte Gefühle berührt werden, da manche Erlebnisse möglicherweise alte Wunden triggern…
Diese Spiele und Rituale beinhalten den Wunsch, dass alte Ängste durch Vertrauenserfahrungen neue heilende Impulse bekommen.

Das Thema „Führen und Folgen“ ist ja eine Grundstimmung im BDSM.
– Die Art von Machtabgabe-Erlebnissen, die ich mir erträume, sind jedoch so sensibel, dass sie wahrscheinlich nicht in die oft sehr hart anmutende BDSM-Szene passen (jedenfalls von all dem, was ich bisher gelesen habe – korrigiert mich, falls ich mich irre).

Aber eine homöopathische Dosis von der Art des Tones und des Umgangs der Spielpartner (Mari und ihr Meister) sind in den Szenen und Dialogen enthalten…


– Sie sind so „etwas speziell“, dass ich sie mit nicht vielen Menschen meines persönlichen Umfeldes teilen kann, deshalb kam mir die Idee, ihnen hier Ausdruck zu verleihen und evtl. eine Kommunikationsmöglichkeit zu schaffen.


– Sie bewegen mich so tief, dass das Bedürfnis zunehmend gewachsen ist, sie irgendwie lebendig werden zu lassen – und sei es erstmal durch Worte und Bilder…


– Sie sind mit ganz verschiedenen, z.T. widersprüchlichen Gefühlen und Energien belegt wie Führen, Folgen, Macht, Hingabe, Lust, Angst, Vertrauen, Respekt, Sehnsucht, Offenheit, Scham, Gehorsam, Freiheit, Annahme und einer Form von Liebe, die sich auf das Leben selbst bezieht und Ausdruck finden möchte in mir und einem wohlwollenden Gegenüber. Vielleicht tritt dieses ja irgendwann mal in mein Leben…


Zur Zeit lebt es im Land meiner Fantasie, für das ich nun mit diesem Blog eine Tür öffne…

oeffnung

Ein Zitat möchte ich gern an die Tür von Mari´s Welt hängen:

„Meine Träume –
die legte ich zu deinen Füßen aus.
Tritt sanft, du trittst auf meine Träume.“

William Butler Yeats

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