16. Ermutigung vom Geist der Liebe : Alles geht leichter zusammen mit MIR

Der innere Meister flüstert Mari und allen, die es sonst noch hören wollen zu:

Was auch immer
das Leben an Aufgaben für dich bereit hält,
ICH helfe dir dabei, sie zu lösen.
Alles geht leichter
gemeinsam mit MIR.
Frage MICH einfach bei jedem Schritt,
in dem du unsicher bist.

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ICH gebe dir Sicherheit, Kraft und alle Impulse,
die du brauchst.

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113. Eine leicht kitzelige Situation (Frank + Maria)

Im Park

Frank hatte Maria abgeholt zu einem kleinen Spaziergang, denn es war ein milder Herbsttag, der regelrecht dazu einlug
Sie liefen durch einen kleinen Park und plauderten über dies und jenes, Maria genoss die entspannte Stimmung. Er hatte den Arm um ihre Schultern gelegt und sagte zu ihr: Jetzt schließ mal deine Augen und lass dich von mir durch den Park führen, ich werde meinen Arm an deinen Schultern lassen. rote_ParkbankSie konnte sich gut auf seine sanften Druck-Impulse nach links oder rechts einlassen. Schließlich blieb er an einer Bank stehen und dirigierte sie mit verstärktem Druck nun von beiden Hände auf ihren Schultern auf die Sitzfläche der Bank.“
„Und wie geht´s dir?“ fragte er interessiert.
„Gut, Frank, das war ein schönes und spannendes Gefühl.“
„Na prima, das freut mich“, antwortete er, „machen wir noch etwas anderes.“
Et rückte ein wenig von ihr ab, so dass sie sich fast gegenüber saßen, Dann nahm er ihre Hand und hielt sie ein Weilchen einfach nur fest, auf angenehme Weise. Sie mochte seine Hand und das Gefühl von Sicherheit, Wärme und Halt, das entstand, indem er ihre Hand in seiner Hand hielt, Nach einem kleinen Weilchen öffnete er den Knopf unten am Ärmel ihrer Bluse, schob ihn hoch und nahm wieder ihre Hand in seine Linke, während er mit der rechten Hand langsam über den ganzen Arm strich – hoch und wieder runter. Das fühlte sich angenehm an. Mit der Zeit wurde der Druck immer sanfter – und schließlich so zart, dass es fast kitzelte. Es wurde schließlich zu einem gerade noch aushaltbaren elektrisierenden Gefühl. Als er sich mit einem Finger der Ellenbeuge näherte, wollte sie den Arm unwillkürlich wegziehen, weil es so kribbelte, aber er hielt ihn fest. „Schön hier bleiben,“ sagte er leise aber deutlich.    Das gereizte Gefühl besänftigend strich er wieder mit der ganzen Hand und etwas mehr Druck über den Arm. Erleichtert atmete sie aus. Dieses Spiel mit der Veränderung des Druckes auf ihrer Haut setzte er noch einige Male fort, und sie spürte, dass sie immer empfindsamer wurde dabei und mehrmals ihren Arm unwillkürlich weggezogen hätte, wenn er ihn nicht an der Hand festgehalten hätte. Doch er ging jedes Mal darauf ein und verstärkte den Druck seiner Wanderung über ihren Arm in solch sensiblen Momenten , so dass es wieder angenehmer wurde und sie bei seiner Berührung erneut entspannen konnte. Dabei sagte er lächelnd: „Schön liegen lassen – du kannst ihn sowieso nicht wegziehen.“
Schließlich ließ er das Streicheln ihres Armes ausklingen, behielt ihre Hand noch in seiner und sagte zu ihr:: „Und wie fühlte sich das an, Maria? Wie ging es dir dabei?“

„Ich habe es anfangs sehr genossen, als du meine Hand in deiner hieltest, es vermittelte so Gefühle wie…. Halt und… Geborgenheit. Als es dann allerdings immer mehr in Richtung Kitzeln ging, wurde es für kurze Momente richtig schwer auszuhalten. Du hast ja gemerkt, dass ich ihn manchmal weggezogen hätte, wenn du ihn nicht fest gehalten hättest. Das war… hm… ziemlich aufregend, wenn ich das mal so sagen darf.“

„Aber gern darfst du das so ausdrücken, Maria! Was hat dieses aufgeregte Gefühl denn ausgelöst – kannst du mir das sagen?“

„Ich glaube, es entstand  dadurch, dass deine Berührungen immer zarter und damit für mich schwieriger geworden sind, und dann dabei zu spüren, nicht ausweichen zu können, weil du den Arm an der Hand festgehalten hast. Richtig gut tat mir, dass du in den kitzligen Momenten auf mein unwillkürliches Wegzucken eingegangen bist, indem du den Druck deiner Hand jeweils wieder verstärkt hast, kurz bevor ich „Stopp!“ gesagt hätte, so dass es wieder aushaltbar und  angenehmer wurde. Das alles zusammen war eine aufregende und gute Erfahrung.“

„Das freut mich, Maria! Du hast dich auch voll drauf eingelassen, bewusst hin gespürt, was es mit dir macht, stimmt´s?“

„Stimmt, ich nehme so etwas recht intensiv wahr.“

„Super, da können wir noch viel zusammen erfahren. Da hattest du nun mit deinem Arm die erste Erfahrung, nicht weg zu können. Wie war das für dich?“

„Nun… gemischte Gefühle waren es. Als ich merkte, dass da eine kleine kitzelige Herausforderung kam und ich nicht wegziehen konnte, wurde es erregend, und ich muss zugeben… es war auch ein klein wenig Abwehr dabei. Die legte sich aber, als ich merkte, dass du auf meinen Level des Erträglichen bei dem Kitzelgefühl jeweils sehr aufmerksam eingegangen bist. Es war fast so, als würde ich mich nach und nach sicherer fühlen, bei steigender Intensität des Kitzelns gar nicht mehr wegzucken zu müssen, selbst wenn du die Hand dann nicht mehr festgehalten hättest.“

„Ja, so entwickelt sich schon dein Vertrauen… schön! Genauso wird es in den verschiedensten Erfahrungen sein, die ich an dich heran tragen werde. Dein Vertrauen wird mit jedem Mal wachsen, wo du spürst, dass ich auf dich eingehe, auch wenn du selbst nichts tun oder verändern kannst. Und ist das nicht genau die Erfahrung, die du machen willst? Etwas nicht kontrollieren zu können, also irgendwie wehrlos zu sein und in dieser Situation gut aufgehoben zu sein? So wie es jetzt dein Arm war?“

Maria nickte… „Hmm , ja.,. „

„Und jetzt gehen wir ins Café dort drüben und lassen uns Kaffee und Kuchen schmecken!“ lachte Frank.

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109. Anders als erwartet (Frank + Maria)

Erstes privates Treffen bei Maria zuhause

Vor sechs Wochen hatte Frank Maria in ihrer Praxis kennen gelernt. Anschließend kamen sie privat ins Gespräch und hatten beschlossen, sich weiterhin zu sehen. Heute war es nun soweit: Maria und Frank trafen sich, um eine erste Erfahrung damit zu machen, wie sie sich miteinander fühlen, auf ganz privater Ebene – im Vorzeichen der sanften Dominanz mit dem Thema „Führen und Sich-Führen-Lassen“.

Maria konnte kaum glauben, dass sie nach seiner Sitzung persönlich mit ihm gesprochen hatte und ihm etwas von ihren geheimsten Bedürfnissen angedeutet hatte, die zu seinen Dominanz-Bedürfnissen, die er innerhalb der Sitzung geäußert hatte, passten.

Nun stand er lächelnd in der Tür, und nachdem diese geschlossen war, nahm er sie zur Begrüßung ganz selbstverständlich in die Arme und fragte dann: „Na – wie geht’s?“
„Ach, ganz gut“, antwortete sie zurückhaltend und bat ihn einzutreten. Die kurze Umarmung hatte sich gut angefühlt, stellte sie etwas erstaunt fest. So natürlich… ohne die Distanz, die sie innerhalb der angedachten Rollen erwartet hatte.

Sie plauderten eine kurze Zeit lang über dies und jenes… Schließlich schnitt Frank das Thema direkt an:
„Du hattest mir ja erzählt, dass es in dir eine Faszination zum Thema „Dominanz“ gibt, und wir haben uns ja schon etwas darüber ausgetauscht. Schön! Heute dachte ich, wir tasten uns erst einmal langsam an unsere Körper heran, spüren, wie es sich anfühlt, uns zu berühren und berührt zu werden, unsere Haut wahrzunehmen…“

Sofort begann die Nervosität sich in Maria zu verstärken: „Da beginnen schon die ersten Hürden, Frank. Ich hoffe, ich bekomme das hin. Uns voreinander auszuziehen und nackt zu sein ist bei mir mit einem starken Scham- und Peinlichkeitsgefühl verbunden.

Frank nickte, fast als hätte er diese Worte erwartet, und antwortete gelassen: „Es ist ja auch etwas ungewöhnlich, sich in der Gegenwart eines Menschen, den man noch kaum kennt, auszuziehen und zu zeigen. Das würde vielen so gehen. Darüber hab ich mir auch schon Gedanken gemacht… Und ich habe eine Idee, wie wir es uns heute leichter machen können.“

Dankbar nahm Maria wahr, dass er „wir“ gesagt hatte. Auch wenn er – wie sie stark vermutete – diese Barrieren nicht hatte, ging er mit dem „Wir“ auf eine solidarische Ebene mit ihr und verringerte damit den Abstand, den sie bis eben noch empfunden hatte.
Sie dachte an ihr Bedürfnis nach Führung durch ein starkes Gegenüber, nach Körpernähe und der Sehnsucht, ihr starkes Verantwortungsgefühl mal für eine begrenzte Zeit in die Hände eines anderen zu legen – und gleichzeitig schämte sie sich dafür, dass es so war.

Plötzlich nahm sie wahr, wie er über Scham sprach… Was hatte er davor gesagt? Ihre Gedanken waren abgedriftet. Das Wort Scham holte ihre Aufmerksamkeit ruckartig wieder zurück.

„…Scham und Peinlichkeit sind für das erotische Miteinander gar nichts Schlechtes, es sind wertvolle Gefühle. Ohne Scham würden wir sofort nackt hier sitzen, und es gäbe kein Kribbeln und Knistern, wie es jetzt da ist, oder?“ Zwinkernd sah er sie an.

„Na ja“, gab sie zu, „es erhöht die Spannung schon sehr, ist aber eigentlich ein recht unangenehmes Gefühl.“

„Ja, am Anfang… in dem Moment, in dem wir es fühlen, durchaus, aber es verändert sich ja hoffentlich. Wenn die ersten Hürden genommen sind, fällt die Spannung ab, und die Entspannung kann dann umso intensiver wahrgenommen und genossen werden. Kontraproduktiv wäre es nur, wenn die Scham nicht verschwinden, sondern sich fortwährend nur steigern würde, ohne sich mit anderen Gefühlen wie Neugier, Lebendigkeit und Lust zu mischen. Dann sollten wir darüber nachdenken, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Und um das auszuprobieren, haben wir uns ja heute getroffen.“ Ruhig schaute er sie an.

Jetzt will er sicher gleich, dass ich mich ausziehe, dachte Maria, bekam einen heißen Kopf und hätte am liebsten sofort den Raum verlassen.

„Du hast doch bestimmt einige Tücher, oder?“ hörte sie ihn fragen.
„Tücher…? Ja, natürlich,“ antwortete sie verwundert.
„Dann hol uns doch bitte vier unterschiedliche Tücher.“
Schnell stand sie auf, um das Gewünschte zu besorgen und legte sie dann auf die Couch, auf der sie saßen. Interessiert schaute er sie an und breitete sie fächerartig aus.
„Ich dachte, wir verbinden uns gegenseitig die Augen und spüren einfach mal, wie es sich anfühlt, uns zu berühren, ohne uns dabei zu sehen – ähnlich wie Blinde“, erklärte er. „Wenn man nichts sieht, ist es anders als sonst. Und selbst wenn wir uns ganz ausziehen würden, wäre es nicht wie ein echtes Nackt-sein, weil wir uns ja nicht sehen können.“
Maria nickte abwartend.
„Du darfst dir aussuchen, mit welchen Tüchern wir uns gegenseitig die Augen verbinden. Fang du an und binde mir ein Tuch über die Augen. Dann gibst du mir eins in die Hand, und ich tue das gleiche dann mit dir. Erst wenn wir beide nicht sehen können, beginnen wir.“

Sie setzten sich einander gegenüber auf der breiten Couch. Zu Marias Erleichterung begannen sie, zunächst noch mit Kleidung ihre Körper zu ertasten. Es war wie ein Spiel. Auf Franks Frage, wie Maria sich damit fühlte, antwortete sie, dass es ihr gut ging. Dann erst kam der nächste Schritt: „Jetzt werden wir uns etwas ausziehen, damit wir mehr Haut spüren können.“
Erst zog er sein T-Shirt aus, und sie spürte seinen nackten Oberkörper unter ihren behutsamen Berührungen, dann zog sie ihre Bluse aus, ihr dünnes Top darunter behielt sie allerdings an.
„Ich habe mein Top anbehalten,“ erklärte sie ihm, da er es ja nicht sehen konnte.
„Völlig okay, das ist gar nicht so wichtig“ antwortete er gelassen. Schließlich zogen beide nach und nach auch Hose und Rock aus. Weiter ging die Reise mit den Händen auf der Haut.

Zu ihrem eigenen Erstaunen, merkte Maria, wie angenehm sich die behutsamen und sicheren streichelnden, mal sanften und mal etwas stärkeren Berührungen von Frank anfühlten, senkte ihren Kopf etwas, dass er auch ihr Haar berühren konnte. Hmm, das fühlte sich gut an. Er schien zu spüren, dass sie es auf dem Kopf besonders schön fand, denn er verweilte etwas länger dort.
Sie saßen sich im Schneidersitz gegenüber. Als ihr die Beine einschliefen, schlug er vor, dass Maria sie links und rechts neben seinem Körper auszustrecken könnte, und beide rutschten etwas näher zueinander. Weiter ging die Reise mit den Händen auf dem Körper des Gegenübers. Nur wenn er an ihre Brust kam, zuckte sie heftig und neigte sich etwas zur Seite.weiß-und-schwarz Er berührte sie dann wieder an anderen Stellen und nahm sie bald darauf in seine Arme. Wie schön war das denn… dachte sie erstaunt und nahm dankbar ein wohliges Gefühl von Geborgenheit in sich wahr, das dieses Gehalten-sein in seinen Armen auslöste. Nach einem Weilchen ging die gegenseitige Erkundung mit den Händen weiter. Immer wieder mal zwischendurch vergewisserte er sich, wie es ihr ging. Und immer wieder einmal hielt er sie fest in seinen Armen und gab ihr damit Halt und Sicherheit, besonders dann, wenn er spürte, wie ihr Körper etwas zurück wich, wenn er sie sehr zart und dadurch erregend am unteren Rücken und an ihren Brüsten berührte.

Erleichtert nahm sie wahr, dass er auf ihre Körpersprache einging und ihre nonverbal geäußerten Grenzen respektierte, indem er seinen Händen, wenn sie sich zurück zog, eine andere Richtung gab. Allerdings kehrte er wiederholt kurz an diese Stellen zurück, wie um auszuprobieren, ob sie immer noch zurück zuckte.

Die Umarmungen waren sehr wohltuende Momente, die er mehrmals wiederholte. Als sie das erste Mal ihren Kopf neben seinen Hals auf seiner Schulter ablegte, spürte sie ein wohliges, erleichtertes Gefühl… als würde sie alles, was schwer war in ihrem Kopf, für ein kleines erlösendes Weilchen mal ablegen können.

Als sie schließlich begann, sich zunehmend wohl zu fühlen, fuhr er vorsichtig mit seinen Händen unter das Top auf die nackte Haut ihres Rückens und Bauches. Sie spürte sehr bewusst hin… und schon fragte er leise: „Wie geht es dir?“
„Gut“, hörte sie sich leise flüstern und ließ es geschehen, dass er ihr Top nach oben abstreifte.
Das geschah so langsam, dass sie ihn jederzeit hätte stoppen können, mit einem Nein oder mit einer kleinen Geste. Diese Möglichkeit zu haben, gab ihr Sicherheit und damit die innere Freiheit, die es ihr möglich machte, es zuzulassen.
„Hast du dein Tuch noch um die Augen?“ vergewisserte sie sich.
„Ja, die ganze Zeit über“, antwortete er leise. „Ich sehe genau so wenig wie du. Aber ich finde, du fühlst dich toll an. Es macht mir viel Freude, deine Haut zu berühren, Maria.“
„Ich finde auch, es fühlt sich gut an, dich zu berühren.“ gab sie leise zurück.
„Und wie ist es für dich, meine Hände auf deiner Haut zu fühlen?“
Fühlt sich auch angenehm an,“ antwortete sie.

Noch einmal zog Frank sie an sich zu einer Umarmung, in der beide ein Weilchen nun mit nacktem Oberkörper verweilten und sich am Rücken streichelten. Ab und zu zuckte Maria, wenn er gar zu zart an ihrem unteren Rücken entlang fuhr – und jedes verlegene Zucken kommentierte er mit einem leise geflüstertem „Ja“ oder „Hmhmmm“ oder „schön“.

Schließlich beendete er ihre erste gemeinsame Körpererfahrung. Nachdem beide sich wieder angezogen hatten, sich erst dann die Tücher von den Augen nahmen und sich gegenüber saßen, fragte er: „Na Maria, wie geht es dir jetzt?“
„Gut geht es mir,“ antwortete sie lächelnd. „Das war ein schönes Erlebnis!“
„Und wir haben uns fast ganz nackt gegenüber gesessen und uns so auch umarmt. Hättest du dir das gestern oder vorhin, als ich kam, vorstellen können?“
„Nein!“ antwortete sie leise.
„Siehst du, Maria, so wird auch künftig manches auf eine Weise möglich werden, die du dir vorher gar nicht vorstellen kannst. Und das meiste wird immer anders werden, als du vorher denkst. Vielleicht magst du dich an unsere heutige Erfahrung erinnern, wenn vor einem unserer kommenden Sessions mal wieder unbehagliche, unsichere oder gar ängstliche Gedanken in dir aufsteigen. Es wird alles Schritt für Schritt gehen…“
„Danke, Frank. Das fühlt sich gut an. Wie geht es dir eigentlich?“
„Gut geht es mir!“ antwortete er lächelnd und nahm ihre Hand. „Ich führe ja gern und gestalte das, was wir tun. Ich fand es toll, wie du dich von mir hast führen lassen. Und ich freue mich, dass es dir gut ging damit. Das habe ich mir gewünscht. So und nun verabschiede ich mich für heute. Wenn dir danach ist, kannst du mir jederzeit schreiben oder mich anrufen. Lass jetzt erst mal alles sacken. In deinem Inneren wird ganz von allein ein Verarbeitungsprozess statt finden. Wir schreiben nochmal darüber oder telefonieren, bevor wir uns das nächste Mal sehen…“

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98. Wochenend und Sonnenschein (4) – „…Na und?!!“

Joel und Mari verbringen ein Wochenende im zauberhaften Ambiente eines schönen Hotels

Fenster_MorgensonneDurch das offene Fenster strahlte die frühe Morgensonne und herrlicher Vogelgesang weckte Mari.
Sie hatte wunderbar geschlafen und musste erst einmal in die Realität zurück finden, als sie sich angekuschelt an Joel in dem breiten Bett ihrer schönen Suite, die sie in diesen zwei besonderen Tagen ihrer Kurzreise bewohnten, wieder fand.
Ganz still lag sie, um dieses Gefühl von Nähe und Geborgenheit in sich bewusst wahrzunehmen und noch ein wenig auszudehnen. Sie wollte ihn nicht wecken, denn es gab auch andere Gefühle in ihr…

Sie konnte ihm zutiefst vertrauen – das spürte sie immer deutlicher und das wurde in ihr besonders nach dem letzten Abend und dieser Nacht besonders spürbar… Er überschritt keine Grenze, die für sie nicht stimmig war, gab ihr die Nähe, die sie zulassen konnte und forderte nie mehr. Und heute – gerade in diesem Moment spürte sie: Etwas in ihr wollte inzwischen weiter gehen, wollte sich ausdehnen, wollte irgendwie mehr… und gleichzeitig waren immer noch Barrieren und Ängste da. Doch der Wunsch nach Lebendigkeit, nach mehr Intensität in ihren Berührungen, nach zunehmender Intimität wurde stärker.
Sie würde dazu einen Schritt auf ihn zu machen müssen, damit Joel die Veränderung ihrer Bedürfnisse und ihrer Bereitschaft wahrnehmen konnte. Aber wie?

Sein Arm lag entspannt auf ihrer Hüfte, zwischen ihnen war immer noch etwas von der Bettdecke, wenn diese auch in der Nacht etwas verrutscht war, aber sie bot genug Wärme und „Schutz“.
Brauchte… ja wollte… sie diesen Schutz eigentlich? fragte sie sich gerade.
Sanft legte sie ihre Hand auf seine.
„Na, meine süße Träumerin?“ fragte er – und sie hörte sein Lächeln in der Stimme, die so gar nicht verschlafen klang.
„Bist du schon länger wach?“ fragte sie ihn erstaunt.
„Ja, lange genug.“
„Wofür?“
„Um unsere Nähe bewusst genießen zu können… um dich zu spüren… um mich daran zu freuen, wie entspannt du ganz nah bei mir liegst.“

Sie drehte sich um, schaute ihm in die Augen. Und wieder ging eine Welle von Vertrauen und von… einem neuen, kribbelnden, reizvollen Gefühl durch sie hindurch. Dann erst wurde ihr bewusst, dass sie ja nackt waren und nun die Decke nichts mehr verbarg.
Joel bemerkte ihren Blick und meinte lächelnd: „Na und?!“
Sie lachte etwas verlegen und gab zurück: „Hm ja, …na und!!“
„Komm her, mein zartes Rehlein, lass uns ganz fest umarmen. Im Liegen ist das noch inniger und entspannter.“

Diese liebevolle Einladung nahm Mari an und atmete ganz tief, als er sie in seinen Armen hielt und für eine ganze Weile die Zeit still stand. Tief nahmen beide das wunderbare Gefühl von Nähe und Wärme in sich auf, eine Wärme, die Körper und Seele wohlig durchströmte. Sie nahm seinen Körper wahr… überall… seine Wärme… und… seine Härte, die nicht zu auszublenden wahr. Dennoch lag er ganz still.
„Du musst gar nichts tun, Liebes. Fühle einfach nur.  Sei einfach nur da. Ich erwarte nichts von dir,“ antwortete Joel auf ihre unausgesprochene Frage, die sein Körper, der nicht lügen konnte und auch nicht wollte, in ihr ausgelöst hatte.

Langsam begann seine rechte Hand über ihre Haut zu wandern, während die linke fest an ihrem Rücken blieb und sie weiterhin hielt.
Sehr bewusst nahm sie seine gleitenden Berührungen wahr, spürte wie ihr Körper erst wohlig, dann nach und nach immer bewegter auf ihn reagierte. Seine Berührungen wurden immer zarter… nahezu elektrisierend…  Als unwillkürlich ein Zucken durch sie hindurch pulste, und sie einen erschrockenen, etwas peinlich berührten Laut von sich gab, strich er beruhigend mit der flachen Hand und etwas mehr Druck über ihren Rücken und flüsterte ihr ins Ohr: „Lass deinen Körper ruhig zucken und tun, was er will… ich finde das wundervoll…“
Kurz rückte sie etwas von ihm ab, damit sie ihm in die Augen sehen konnte. Und spürte, als sie in ihnen versank, nur Annahme und Freude.
Ganz offen begegnete er ihrem Blick und ließ sie erkunden, was immer sie sehen wollte in ihnen – bis an den Grund seiner Seele öffnete er sich ihr und genauso offen ließ sie ihn eintauchen mit seinem Blick in ihre Gefühlswelt. Sie brauchte nichts zu sagen, wurde ihr in diesem Moment klar. Er kannte sie mittlerweile so gut, dass er anhand ihrer Körpersprache spüren konnte und in ihrem Blick lesen konnte, was sie mit Worten nicht zu formulieren vermochte. Er sah und fühlte tief in sich: ihren Wunsch nach mehr… ihre noch vorhandene, immer kleiner werdende Angst… ihr Vertrauen zu ihm als Mann… ihre Unsicherheit, mit der sie sich ihm jetzt anvertraute… ihr noch zögerliches Begehren… Und er sagte mit seinem ganzen Sein „JA“ zu ihr. Auch er sprach es in diesem magischen Moment nicht mit Worten aus, sondern ließ seine Augen sprechen. Und sie verstand sein JA und antwortete mit einem ganz zarten Nicken. Daraufhin zog er sie wieder fest in seine Arme und ließ sie dort wieder ankommen, Halt finden, die Sicherheit seiner absoluten Annahme fühlen.
Und als er spürte, dass sie mit all ihren Gefühlen bei ihm angekommen war, begannen seine Hände erneut auf die Reise zu gehen… Lust zu wecken… Geborgenheit zu schenken… zu reizen und zu besänftigen… zu locken und Halt zu geben… Er wusste, sie brauchte immer wieder zwischendurch den ruhigen Hafen seiner festen Umarmung, um dann wieder neue bewegende Berührungswellen zulassen zu können.  Nach und nach wurde sie lebendiger in seinen Armen, berührte und streichelte auch ihn und genoss den Tanz der Berührungen, die sie miteinander teilten, zunehmend.
„Es ist wunderschön mit dir, Mari…“ sagte er leise, als sie wieder einmal inne hielten, bevor eine neue Welle von Empfindungen durch sie hindurch strömte…
Es war ein wie ein Tanz: ein Hin und Her im gemeinsamen Aufeinander-Eingehen im Auf- und Abschwellen der Intensität ihrer Lustempfindungen… Und als sich die Berührungen immer mehr intensivierten und Mari spürte, dass sie nun keine besänftigende Welle mehr haben wollte, im Gegenteil, dass sie nichts mehr abflauen lassen wollte… mehr wollte… die Intensität steigern… bewegte sich alles auf einen Höhepunkt zu, mit dem sie ihren ersten sinnlichen gemeinsamen Tanz vollendeten.

Diese Reise der Berührungen war für Mari eine so intensive Erfahrung, dass ihr bei den Nachbeben ihres Körpers die Tränen kamen. Es zuckte in ihr und sie brachte mit ihrem Weinen all die lange aufgestauten Gefühle aus sich heraus: die Erfüllung ihrer Sehnsucht, ihre Lust, ihre Angst, ihre Freude, die Auflösung ihrer Zerrissenheit, ihre Fassungslosigkeit, wie ungebremst sie sich schließlich in seinen Armen hatte fallen lassen…
„Entschuldige, Joel, mein Weinen ist….“
„…nichts wofür du dich entschuldigen müsstest, mein Schatz! Ich weiß doch, wie viele Gefühle sich da in dir bewegen. Die wollen raus… Und dafür hat der Mensch das Gefühlswasser, das sich „Tränen“ nennt. Lass sie einfach fließen, ich halte dich!“
Liebevoll gehalten in seinen Armen ließ sie ihren Tränenstrom frei fließen in der Sicherheit, dass sie angenommen wurden, dass all ihre Gefühle, alles was sie ausmachte, angenommen war.
Welch größere Erfüllung konnte es geben…

Sie fühlte , wie eine Welle von Geborgenheit und  Frieden durch sie hindurch floss, in der ihre Tränen   auch eingebettet waren. Langsam wurde sie ruhiger und genoss voll Dankbarkeit das warme Gefühl, in ihrem ganzen Sein angenommen und gehalten zu werden.

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66. Gespräch mit der inneren Meisterstimme (1) – eine Beziehung entsteht zu einer Instanz tief innen

Mari fühlt sich geborgen – in sich selbst

Mari drehte sich zum wiederholten Mal im Bett herum, irgendwie fand sie heute keinen Schlaf. Eine diffuse Unruhe war in ihr.
Es ist als ob irgendetwas fehlt… aber was könnte das sein… fragte sie sich.
Meine Arbeit macht mir Freude, finanziell gibt´s keine Probleme, die Treffen mit Joel sind spannend und schön, und dennoch… was ist das, was sich gerade so leer anfühlt in mir…?

Dir fehlt die innige Beziehung zu MIR.

Ups, was war DAS denn? Der Gedanken flog von links nach rechts durch ihren Kopf und hinterließ deutliche Spuren: Sie fühlte sich plötzlich so lebendig und munter, als sei sie nach einem ausgiebigen Schlaf erfrischt aufgewacht.

Schreib!

Huch, jetzt gibt´s auch noch eine Anweisung… Sie grinste. Eine Stimme, die es eigentlich gar nicht gab, sagte ihr, was sie tun sollte…

MICH gibt es! Gerne buchstabiere ich es dir – und da du Farben magst, setze ich jeden Buchstaben in eine andere Farbe für dich:    h   !

Sofort stellte sich Mari das Wort in leuchtend bunten Lettern vor.
Na, dann will ich tun, was du sagst, dachte sie und verließ ihr Bett, um sich an den Laptop zu setzen.

Prima! Gut, dass du gleich aufgestanden bist!
Wenn du mit mir MIR schreibst und  MEINE Antworten empfängst, dann schreibe bitte  MEINE Anrede und alle zu  MIR gehörenden Pronomen in durchgängig großen Buchstaben, denn MEINE Energie stammt aus einer höheren Ebene, aus DER Ebene, nach DER du dich sehnst. So spürst du das schon beim Schreiben und später, wenn du es mal wieder liest,  gleich ganz deutlich.

Mari hatte es schon beim Schreiben, als sie die Energie der Worte fühlte,  entsprechend korrigiert. Sie spürte wirklich bereits, was gemeint war.

Wer oder was bist DU?  fragte sie schreibend.

ICH BIN DER, DEM du alles sagen kannst,  DEN du alles fragen kannst, von DEM du immer Antwort, Hilfe und Führung erhältst – dein innerer Meister.
ICH BIN DIE, DIE alles von dir annimmt, in der Tiefe versteht – und liebt – deine gute Fee.
ICH BIN DAS, in DEM du immer zuhause und geborgen bist – dein inneres Licht.
ICH BIN dein tiefstes, wahres SEIN:  DIE  ALLUMFASSENDE  LIEBE.

Ein tiefer Atemzug durchströmte sie. DAS fühlte sich so wunderbar an.
Als ob eine Sehnsucht Erfüllung finden würde…

Ist es nicht das, wonach du dich sehnst? Geborgenheit, Verlässlichkeit, liebevolle Führung?

Ist es nicht die Art von Energie, die Joel in eurem Rollenspiel für dich als „Meister“ verkörpert, wenn er dir aufträgt, etwas zu tun, was dir gut tut – was dich in deinem Vertrauen stärkt – und was er dir vermittelt, wenn er dich umarmt?

Mari nickte zustimmend. Ja, so ähnlich fühlte sich das auch an mit ihm… nur dass sie es mit ihm auch körperlich spüren konnte, wenn er sie zum Beispiel fest in den Armen hielt und ihr dadurch Halt und Sicherheit vermittelte.

Die Stimme antwortete auf ihre Gedanken:
Diese Gefühle können sowohl durch körperliche Nähe und Berührung entstehen, wie auch durch Worte, die ein anderer Mensch zu dir sagt,
als auch mit Hilfe des Geistes – durch die Verbundenheit mit MIR,
der Essenz von der Kraft der Liebe und Stärke,
die in dir ist und in allem, was um dich herum ist.
Diese Ebene des Geistes – BIN ICH !
Und mit MIR bist du immer in Verbindung – die Frage ist nur, ob du dir dessen gewahr bist oder nicht. Durch unsere dir bewusste Verbundenheit fühlst du das von dir oft so ersehnte Gefühl von Nähe und Geborgenheit, auch ohne körperliche Anwesenheit eines anderen Menschen. Wenn du MICH wahrnimmst, dann fühlst du dich so wunderbar, wie du dich jetzt in diesem Moment fühlst. 

Unwillkürlich musste Mari in diesem Moment lächeln.
Ja eigentlich „mache“ ich es gar nicht,
dachte sie, es kommt ganz von allein –  ES lächelt aus mir – ES lächelt mich
Auch diese Worte schrieb sie auf.

Dieses innere Lächeln ist ein untrügliches Zeichen, dass du mit MIR verbunden bist, „hörte“ sie  diese klare und irgendwie machtvolle, wenn auch leise klingende „Stimme“ in ihr liebevoll sprechen.
Sei gewiss: ICH BIN immer voller Liebe und Frieden – deshalb brauchst du MICH und alles, was ICH dir sage, niemals zu fürchten. Im Gegenteil, du kannst dich immer darauf verlassen, dass die Themen, die du mit MIR besprichst, und die Gedanken, die du MIR übergibst, sich allein schon dadurch, dass du sie MIR anvertraust, heller und leichter anfühlen werden, und dass MEINE Antworten dir immer gut tun werden. Denn:

ICH BIN die tiefste Liebe deines Seins
ICH BIN  immer da für dich. 

Ein tiefes Geborgenheitsgefühl durchströmte Mari und sie hörte die Stimme in sich flüstern:

Und nun geh schlafen, Mari, komm in MEINE Arme…

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55. Eine Fahrt ins Vertrauen zum Jahreswechsel

Joel holt Mari mit dem Auto ab

Aufgeregt trat Mari aus dem Haus und stellte fest, dass Joel schon vor ihrer Tür stand und auf sie wartete. Sie waren verabredet für eine Fahrt ins Ungewisse… ein Vertrauensritual zum Jahreswechsel… Was immer das beinhalten würde – sie wusste es nicht… Dennoch hatte sie sich darauf eingelassen…
Schnell ein Blick auf ihre Armbanduhr: Ja, sie war pünktlich. Joel, ihr inzwischen schon vertrauter Spielpartner, der in ihren Spielen die führende Rolle inne hatte, nahm zur Begrüßung beide Hände in seine und drückte sie: „Schön, dass du mit kommst, Mari! Das Spiel beginnt. Wir werden sicher einiges miteinander erleben.“

Sie stieg ein. Doch er fuhr noch nicht gleich los. Er drehte sich zu ihr, sah sie an und fragte: „Mari, du weißt, worum es geht – Vertrauen ist dein Wunsch, den du stärken möchtest. Ja?“

„Ja.“ bestätigte sie.

„Deshalb wirst du mir jetzt alles geben, was dir in irgendeiner Weise eine Art äußerer Sicherheit vermittelt. Das heißt konkret: deine Handtasche, dein Handy und deine Uhr.“



Mari war nach dieser Ansage kurz davor, wieder auszusteigen. Wollte… konnte… sie sich darauf wirklich einlassen?

Sanft legte er ihr eine Hand auf die Schulter. Was ist das Schwierigste davon für dich?“ fragte er leise. 

„Mein Handy!“ antwortete sie sofort. „Ich muss für meine Mutter wenigstens ab und zu erreichbar sein. Wir telefonieren täglich!“

„Gut, das verstehe ich. Du wirst dein Handy ab und zu von mir bekommen – für das Gespräch mit deiner Mutter und um zu sehen, ob sie eine Nachricht hinterlassen hat. Okay?“

Sie zögerte noch kurz und war dann einverstanden. 

„Nun gibt es gleich noch eine Herausforderung, Mari. An dieser Stelle kannst du noch aus dem Auto aussteigen, und auf die Fahrt verzichten. Und ich versichere dir, das wäre okay! Du müsstest dann keine Sorge haben, dass ich deshalb sauer wäre.“

„Welche Herausforderung meinst du?“ 

„Ich werde dir jetzt eine Augenmaske geben, damit du nichts sehen kannst. Die wirst du die ganze Fahrt über tragen und auch wenn wir im Haus angekommen sind noch so lange, bis ich sie dir abnehme.“

„Uff! Joel… du verlangst viel!“

„Das sind die Bedingungen dieses Spiels, Mari. Du musst nicht mit spielen. Es liegt an dir, ja oder nein zu sagen. Beides ist in Ordnung.“

Einige Atemzüge später hatte sie ihre Entscheidung noch einmal neu getroffen: „Okay, ich bin einverstanden…“

So begann die Fahrt schon mit einigen herausfordernden Momenten. Als Mari dann aber im Auto saß und es los ging, gewöhnte sie sich nach und nach an diese seltsame Situation.
Sie wusste nicht, wie lange sie unterwegs sein würden…
Sie wusste nicht, wohin sie mit ihm fahren würde…
Sie wusste nicht, wann es das nächste Mal etwas zu essen geben würde…
Sie wusste nicht, was sie gemeinsam machen würden…
Sie wusste nur: Sie selbst hatte dazu Ja gesagt – und…
Sie war mit einem Mann unterwegs, der ihr bisher auch in angstbesetzten Situationen niemals etwas getan hatte oder eine Grenze überschritten hatte, die für sie wichtig war.
Jedenfalls bisher…
Wie würde sie wohl von dieser Fahrt zurück kommen?
Wie würde sich sich fühlen?

In diesem Moment erklang leise, wohl klingende Musik im Auto. 
Sie sank noch etwas tiefer in den Autositz hinein, spürte das gleichmäßige Schuckeln und nickte ein…

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18. Eine utopische Heilungsreise: UNSICHERHEIT    und    GEDULD

Joel hatte sich für die Weihnachtszeit eine Fortsetzungsgeschichte von wohlwollenden außerirdischen Meistern zum Thema „Macht – Angst – Vertrauen – Hingabe“ für Mari ausgedacht, das er ihr in Form eines Adventskalenders geschenkt hatte.

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Wieder öffnete Mari gleich am Morgen einen Umschlag aus ihrem Adventskalender und freute schon darauf zu lesen, wie es Carinas weiter erging im Raumschiff mit ihrem Meister…

„Immer deutlicher fühlt Carina die Einfühlungsgabe und Unterstützung ihres Meisters. Weiterhin respektiert er achtsam ihre Grenzen. Das ermöglicht ihr wiederum, diese Grenzen mehr auszudehnen, weil sie inzwischen oft die Erfahrung gemacht hat, dass sie ihm wirklich vertrauen kann. Diese Sicherheit des Vertrauens zu ihm lässt in ihr mehr und mehr das Gefühl von Zuneigung zu ihm aufkommen.

Sie liebt es, ganz dicht bei ihm zu liegen oder von seinen Armen gehalten zu werden. Sie mag seine Berührungen und manchmal schleichen sich Gedanken ein, wie es wohl wäre, wenn er auch auf Erden weiterhin bei ihr wäre. Diese Vorstellungen verbietet sie sich allerdings sofort, nachdem sie in ihrem Kopf aufgetaucht sind, ganz schnell wieder. Er ist ihr Lehrer, ihr Ausbilder! Sie will aufpassen, dass sie sich in keine enttäuschenden Illusionen verstrickt. In der Nacht träumt sie, dass sie mit ihm zusammen im Bett liegt und es genießt, überall von ihm berührt zu werden. Sie spürt dabei ein so intensives Gefühl von Zusammengehörigkeit und Anziehung, sowie auch Erregung, dass sie noch ganz verwirrt ist von dieser für sie so neuen Empfindung.

Da sieht sie wieder ein Röllchen aufleuchten. Sie liest:

Geliebte Carina, 
nun stehst du wieder vor einer Tür,
die dich in etwas Neues führt,
das sich für dich wie eine große Herausforderung anfühlt,
und noch fällt es dir schwer, sie anzunehmen.
Und doch ist es dein größter Wunsch, 
denn sonst wärst du nicht hier bei mir.
Ja, Carina, du hast mich genauso erwählt, wie ich dich!
Und wenn du es zulässt, nehme ich dich auf meine Arme,
trage dich über die scheinbar so steilen Klippen und tiefen Abgründe
hinein in die Freiheit der Liebe.
In Liebe Ramon

Was er wohl damit meint? Inwiefern und als was haben sie sich gewählt? Und warum leuchtet das Röllchen mit dieser Botschaft gerade nach dieser Nacht? Ist es eine Antwort auf ihre Frage von gestern Abend? Bezieht es sich auf ihre Traumerlebnisse? Kann es sein, dass Ramon für sie mehr ist, als ein liebevoller, weiser Lehrer? Und was meint er mit der Herausforderung, die sie noch nicht wagt anzunehmen? Meint er vielleicht tatsächlich das sexuelle Miteinander?

Aber sie kann sich doch nicht auf eine solch intime Beziehung mit einem Mann einlassen, den sie nach Ende dieser Ausbildung vielleicht nie wieder sehen wird… oder doch? Vielleicht will ihr Herz es so? Hat es ihn bestimmt, auch in dieser Beziehung ihr Lehrer zu sein?

Carina spürt heiße Wellen in sich aufsteigen. Sie kann sich keinen Mann vorstellen, zu dem sie größeres Vertrauen hätte als zu Ramon. Langsam steigt eine leise Ahnung in ihr auf, dass er  schon von Anfang an wusste, dass ihre Bereitschaft wachsen würde. Denn sie hatte den Adventskalender mit diesen Botschaften ja schon ganz am Anfang ihrer Begegnung bekommen – noch auf der Erde in seinem Haus… Wie lange war das schon her? Carina erscheint es wie eine Ewigkeit. Sie kann die Zeit nicht einordnen, wie lange sie schon hier ist, und wie lange ihre Ausbildungsreise noch dauern wird. Am Ende dieser Zeit wird das Weihnachtsfest stehen – so viel ist gewiss. Wird sie es noch hier an Bord feiern – oder wird sie dann schon wieder auf der Erde sein? Mit ihm oder ohne ihn? Bei diesem Gedanken fühlt sie Traurigkeit in sich aufsteigen.  ´Ich werde über all diese Fragen mit ihm reden müssen´, denkt sie. ‘Aber noch nicht gleich, dazu ist das Ganze noch zu heiß, zu gefährlich nah an völlig neuen Entscheidungen und Perspektiven.’

Auch wenn sie bereits großes Vertrauen zu ihm gewonnen hat, ist das Thema Sexualität nach wie vor sehr mit Angst verbunden… Sie möchte es lieber noch hinaus schieben. Vielleicht lösen sich ja ihre Gefühle auch von allein wieder auf…

Ramon lässt ihr Zeit und spricht sie nicht auf ihre Empfindungen, Konflikte und Fragen an. Er weiß, dass sie in absehbarer Zeit den Impuls nicht mehr ignorieren können wird, sich ihm zu offenbaren. Er hält Wort und drängt sie in keiner Weise. Er wird ihre Fragen dann beantworten, wenn sie sich damit an ihn wendet. Und er weiß, dass Carina zu diesem Schritt viel Mut braucht. Er weiß allerdings auch, dass sie diesen Schritt aus sich heraus tun muss, und dass ihr Mut schließlich belohnt werden wird. Denn seine Antworten werden ihr Sicherheit, Zuversicht, Vertrauen und inneren Frieden geben – und das sind die Voraussetzungen, die sie braucht, um sich auch der körperlichen Liebe hingeben zu können. Ja, sie soll sich seiner Liebe ganz sicher sein!“

Morgen wird die Geschichte fortgesetzt und läuft voraussichtlich bis Weihnachten

Hier geht es zu allen bisher erschienenen Kapitel zu dieser Geschichte, die Joel Mari in der Advents- und Weihnachtszeit erzählt –> Eine utopische Heilungsreise (Märchen) 

7. Eine utopische Heilungsreise: FURCHT UND Erleichterung

Joel hatte sich für die Weihnachtszeit eine Fortsetzungsgeschichte von wohlwollenden außerirdischen Meistern zum Thema „Macht – Angst – Vertrauen – Hingabe“ für Mari ausgedacht, das er ihr in Form eines Adventskalenders geschenkt hatte.

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Mari freute sich morgens schon immer darauf, ihren nächsten Umschlag zu öffnen. Sie steckte sich das heutige Schokoladentäfelchen in den Mund, trank Tee dazu und las gespannt wie es Carina weiter erging im Raumschiff mit ihrem Meister…

Am Morgen nach dem überraschend schönen Nikolaustag wird Carina zu René, dem Kommandanten, bestellt. Nervös läuft sie in ihrem Zimmer auf und ab. Um 11 Uhr soll sie sich bei ihm melden, sie hat noch eine halbe Stunde Zeit. Bisher ist sie ihm möglichst aus dem Weg gegangen, nachdem sie von ihrer Zimmernachbarin schlimme Gerüchte über ihn gehört hatte. Natürlich dämmert es ihr   inzwischen, dass dieser Wahrheitsgehalt sehr fraglich ist, aber der Schreck, den ihr dieses Gespräch versetzt hatte, sitzt noch immer in ihr. Meister René ist ihr irgendwie unheimlich. Dazu kommt seine Autoritätsfunktion als Kommandant. Sie hatte schon immer Angst vor Autoritäten. Was wird er nur von ihr wollen? Hatte sie sich etwas zu Schulden kommen lassen? Ob es um ihre mangelnde Kooperationsbereitschaft in den ersten Tagen geht? Oder ob doch noch ihre Fluchtgeschichte geahndet werden soll? Ihr Gedankenkarussel dreht sich immer heftiger… Dann fällt ihr Blick auf ihren Adventskalender, und sie befördert folgende Botschaft zu Tage:

Liebe Carina,
Du brauchst dich vor nichts und niemanden zu fürchten.

Du bist hier ganz sicher und gut aufgehoben.
Und wenn du Sorgen hast: Ich bin immer für dich da.
In Liebe Ramon

Ramon würde es nicht zulassen, dass ihr etwas Schlimmes geschieht. Etwas getröstet macht sie sich auf den Weg zu René. Der empfängt sie mit den Worten: “Na, da kommt ja unsere kleine Ausreißerin.” Angstvoll schaut Carina ihn an. Also geht es doch noch einmal um ihren Fluchtversuch. Aber wie ist dann das Lächeln in seinen Augen zu verstehen?

“Carina, du bist nun eine Woche hier, und ich freue mich, dass ich gestern zum ersten Mal ein Lächeln in deinem Gesicht gesehen habe. Ich weiß, du hast es in den ersten Tagen recht schwer gehabt. Die erste Woche war dazu da, dass jede Schülerin erst einmal mit ihrem persönlichen Ausbilder etwas vertraut wird. Ich weiß, dass es unter den Frauen einige sehr beängstigende Gerüchte gibt, was die Meister und besonders mich anbelangt. Nachdem ihr nun alle Gelegenheit hattet, eure Meister etwas kennenzulernen, ist es an der Zeit, dass ihr auch mich, euren Kommandanten und Gruppenleiter ein wenig kennenlernt, um euch selbst ein Bild zu machen, ob ihr hier bei mir im Raumschiff gut aufgehoben seid oder nicht. Dazu werde ich jede einzelne Schülerin nach und nach zu einigen Gesprächen zu mir bitten, damit wir miteinander vertrauter werden. Wenn ich dich also bitte, zu mir zu kommen, Carina, hast du keinerlei Grund, irgend etwas Negatives zu befürchten.”

Verlegen schaut Carina ihn an. Steht ihr ihre Angst so deutlich im Gesicht geschrieben?

René bietet Carina einen Tee an und bittet sie, ihm etwas über sich, vielleicht auch über ihr bisheriges Leben auf der Erde, zu erzählen. Egal was… das, was ihr gerade einfällt.

Nach der ersten Beklommenheit und Unsicherheit erzählt Carina zögernd von ihrer Familie, ihrem Beruf, der ihr viel Freude gemacht hat, und von ihrer kleinen Wohnung, die sie allein bewohnt. Während sie erzählt, erwacht das Heimweh wieder in ihr.

René legt seine Hand auf ihre Schulter und sagt tröstend: “Du wirst das alles wieder bekommen, Carina, und dann wirst du es noch viel mehr genießen können. Wie gut, dass deine Flucht nicht geglückt ist, denn dann hättest du dich wohl für eine längere Zeit nicht nach hause zurück getraut. Die Zeit hier wird schnell vergehen und angefüllt sein mit vielen interessanten, erfüllenden Erfahrungen. Du wirst zunehmend mehr Sicherheit bekommen und diese dann in dir tragen, wenn du nach Hause zurückkommst. Ganz sicher bringe ich euch wieder heim zur Erde – darauf gebe ich dir mein Wort!”

Nach diesem Gespräch fühlt sich Carina etwas erleichtert. Sie spürt, an den Gerüchten ist keinerlei Wahrheit. Eine leise Stimme in ihr flüstert: ‘Jemand, der so liebevolle Nikolausbilder verschenkt und der jeder Frau eine Gelegenheit einräumt, ihn kennenzulernen und sein Interesse und Mitgefühl zeigt, kann wohl kaum ein Sadist sein.’
Die andere Stimme der Angst mahnt jedoch: ‘Sei auf der Hut, du hast gehört, erst tun sie freundlich, und dann lassen sie ihre Maske fallen.’
Welcher Stimme soll sie Glauben schenken?
Wieder erinnert sie sich an die Worte Ramons: ‘Du kannst nur glauben, was mit deinen Erfahrungen übereinstimmt. Die mit der Zeit gemachten Erfahrungen werden dir helfen, dich nach und nach sicherer zu fühlen.’

Hatte nicht René so etwas ähnliches gesagt?

Auch an diesem Tag macht Carina nur noch angenehme Erfahrungen. Das Schönste ist eine von Ramon angeleitete Meditation, in der sie sich im Licht und Schutz ihres eigenen Herzens wiederfindet und tiefen Frieden und Geborgenheit spürt.

Morgen wird die Geschichte fortgesetzt und läuft voraussichtlich bis Weihnachten

Hier geht es zu allen bisher erschienenen Kapitel zu dieser Geschichte, die Joel Mari in der Advents- und Weihnachtszeit erzählt –> Eine utopische Heilungsreise (Märchen) 

48. Die Seile (2)

 Bei Joel – das Leben schafft manchmal seltsame Situationen

Nachdem Mari unvermittelt, nahezu panisch aus Joels Wohnung gelaufen war, weil sie die im Wohnzimmer liegenden Seile so interpretiert hatte, als solle sie heute überraschend erstmalig gefesselt werden, stehen die beiden vor seiner Tür auf der Straße – und Joel, der von diesen Gedanken bis eben nichts ahnte, versucht zu verstehen, was in Mari plötzlich in die Flucht getrieben hatte. Gerade war ihm der erklärende Gedanke gekommen…

„Ich glaub, ich weiß jetzt, was passiert ist, oh Mann wirklich, Mari, da ist ein ganz großes Missverständnis entstanden. Ich kann’s selbst kaum glauben, was mir da passiert ist. Würdest du bitte mit mir zurück gehen? Ich möchte es gerne auflösen, und dann kannst du auch sofort gehen, wenn du das dann noch willst und brauchst, aber ich glaube, du musst es wirklich sehen, was ich meine!“

Etwas unschlüssig schaute Mari ihn an. „Ehrlich gesagt ist mir nicht ganz wohl dabei. Du bist mir körperlich überlegen, und könntest mich letztendlich doch überwältigen. Das hast du ja bisher nie getan aber… ich habe gerade eben so große Angst bekommen…“ Sie schaute ihn groß an, konnte es gar nicht glauben, dass sie in so eine Situation geraten war, in der sie gar nicht mehr wusste, was sie denken und tun sollte. Wie sollte sie sich entscheiden ?

Joel schaute ihr geduldig und offen in die Augen. „Wirklich, Mari, ich glaub, es reicht nicht, dir alles nur zu erzählen. Wirf einen Blick darauf, und du wirst sehen, das alles ist ein großes Missverständnis! Da liegen zwar Seile, die ich leider vergessen hatte, wegzuräumen, aber damit hatte ich keinesfalls irgendetwas vor, was mit dir und unserem Spiel zu tun hat. Und das kannst du mir am besten glauben, wenn du einen Blick in meine Küche wirfst. Ich würde dich den Zusammenhang gern sehen lassen, um dein Vertrauen zurück zu gewinnen, Mari!“

Mari schaute ihn an, langsam kam ein Hauch des vertrauten Gefühls zurück, das sie zu ihm bereits entwickelt hatte. Sie nickte und sagte: „Okay, aber lass bitte die Wohnungstür erstmal offen.“

„Ja sicher,“ bestätigte er verständnisvoll, aber auch etwas traurig, und schweigend gingen sie zurück, Er öffnete die Tür so weit wie es möglich war, warf aus dem Flur einen Blick ins Wohnzimmer und zeigte auf den Sessel, neben dem die Seile lagen, „Oh Mist, das sieht echt so aus, als hätte ich damit etwas vor gehabt. Das tut mir so leid, Mari!“

„Ja“, sagte sie, „eindeutiger geht es ja gar nicht mehr! Was sollte ich dabei denken?“

„Oh je, entschuldige bitte, Mari, ich war einfach so in Eile, dass ich vergessen habe, dass sie dort noch lagen, als du kamst. Würdest du bitte einen Blick in die Küche werfen?“ sagte er und ging voraus in die Küche, „nur einen Blick, bitte!“

Mari schaute, sich absichernd, auf die geöffnete Wohnungstür und ging langsam durch den Flur zur Küche.

„Ich bin ganz hinten in der Küche, du musst nur zur Tür hinein schauen,“ sagte er, um ihr Sicherheit zu geben.“

Als sie hinein schaute, bemerkte sie ein riesen Chaos. Überall lag Werkzeug, etwas Schmutz und eine große Sackkarre waren mitten in der Küche und davor ein Kühlschrank, der offensichtlich nicht so richtig in seine Lücke in der Küchennische passt. Joel zog überfordert die Schultern hoch und erklärte:
„Der Kühlschrank ist überraschend schon heute angekommen, und er war mit den Seilen an diese Sackkarre gebunden, ich habe sie vorhin einfach in den Sessel geworfen, damit sie hier nicht auch noch herumliegen. Echt, ich hatte absolut nichts mit ihnen vor, was mit dir zu tun haben könnte! Kannst du mir das nun glauben, Mari?“

Ziemlich schlagartig wurde Mari klar, dass sie total über reagiert hatte. Sie brauchte jetzt Joel nur anzuschauen, und sah an seiner Mimik und Körpersprache, dass er recht hatte.
Verlegen sagte sie zu ihm: „Ja, Joel, es tut mir so leid! Natürlich… jetzt wo ich das hier alles sehe, kann ich dir glauben.“ Die ganze Anspannung fiel in diesem Moment ab von Mari und dadurch fiel sie regelrecht in sich zusammen und brach in Tränen aus. Mari schämte sich inzwischen, dass sie so panisch die Wohnung verlassen hatte, und konnte ihn gar nicht richtig anschauen, auch die Tränen wollten nicht aufhören zu laufen aus Erleichterung und aus Scham gleichzeitig.

Joel berührte sie sanft an den Schultern, um zu spüren, ob er sie in seine Arme ziehen konnte. Sie ließ das zu, Er nahm sie fest in die Arme- Mari fiel es noch etwas schwer, sich auf die Umarmung einzulassen, als hätte sie es nicht verdient, jetzt umarmt zu werden, weil sie gleich weggelaufen war, anstatt anzusprechen, was ihr Unbehagen verursacht hatte.

„Oh Mann, bin ich froh, dass wir das noch klären konnten“, seufzte Joel erleichtert, „das ist ja ganz blöd gelaufen! Ich bin nur froh, dass du mitgekommen bist und mir nun glaubst.“

„Ich bin auch froh, dass ich mitgekommen bin, obwohl mir das sogar sehr schwer gefallen ist. Oh Joel, es tut mir so leid! Was muss noch passieren, damit ich endlich vertrauen kann! Das hast du nicht verdient, und es war falsch, dass ich sofort weg gerannt bin!“

Verständnisvoll antwortete er: „Ich sehe ja ein, dass das Bild wirklich sehr eindeutig schien, aber du hättest schon auch wissen können, dass ich so etwas nicht machen würde, ohne dass wir nicht auch gemeinsam darüber gesprochen hätten. Allerdings verstehe ich auch, dass dir die Seile Angst gemacht haben.“

„Ich konnte gar nicht mehr klar denken. Und du hast recht, ich hätte mit dir sprechen müssen .“ Beschämt schaute Mari nach unten und versuchte zu erklären, was in ihr ablief: „Joel, das war wie ein selbst laufender Mechanismus. Ich konnte gar nicht mehr klar denken, und ja… Ich habe es völlig falsch betrachtet.“

Joel fragte mit einem etwas schiefen Lächeln: „Ich bin echt froh, dass wir das Missverständnis klären konnten! Mari, ich danke dir, dass du trotz deiner Angst mit nach oben gekommen bist und mir die Chance gegeben hast, es doch noch aufzuklären.“

„Und ich danke dir, dass du mich jetzt trotzdem noch umarmst. Du bist doch jetzt sicher sehr enttäuscht von mir?“ Unsicher schaute sie Joel an. Er wirkte nicht sauer auf sie.
„Ich kann kaum glauben, dass du immer noch so freundlich zu mir sein kannst.“

Verwundert fragte er: „Aber warum sollte ich denn nicht freundlich zu dir sein, Mari? Es gab ein Missverständnis, so etwas kann doch immer passieren. Es ist nur wichtig, dass wir uns schnell darüber austauschen und es ausräumen konnten!“

„Ja“, gab sie zu, „sonst wäre ich mit einem furchtbaren Szenario im Kopf zu Hause allein gewesen. Aber wenn du mir nicht hinterher gekommen wärest, wäre ich jetzt gar nicht hier. Und wir hätten das nicht klären können. Ich danke dir sehr, dass du mir nachgekommen bist. Joel, könnten wir uns eventuell ein bisschen setzen? Mehr wackeln immer noch die Knie.“

„Natürlich“, antwortete er und führte sie zur Couch, wo sich die beiden eng aneinander setzten und er seinen Arm um sie legte.

Ihr Blick fiel noch mal wieder auf die Seile, und sie fragte: „Du hast vorhin gesagt, wenn du so etwas vor hättest, würdest du es auf jeden Fall mit mir besprechen. Heißt das, dass du so etwas vorhast?“

Ruhig antwortete er: „Ich würde das nur tun, wenn du dich dazu einverstanden erklärst. Weißt du, Mari, sich fesseln zu lassen, ist eine sehr kraftvolle Vertrauenserfahrung, vielleicht hat unser heutiges Missverständnis sogar eine Tür zu dieser Thematik geöffnet…“

Hektisch fragte Mari: „Das würdest du aber nicht ohne meine Zustimmung tun?“

Joel schaute ihr direkt in die Augen und sagte langsam und deutlich: „Mari, ich würde nie etwas ohne deine Zustimmung tun, das verspreche ich dir. Weißt du, nichts geschieht ja ohne Sinn – und durch deine Fehlinterpretation dieser Seile sind wir auf das Thema früher gekommen, als ich dachte. Ich werde es in einer der nächsten Sessions an dich heran tragen – in ganz behutsamer Art und Weise – und du kannst schauen, ob du dann den Mut hast, diese Erfahrung zuzulassen, um zu erleben, dass dir nichts Schlimmes geschieht, wenn du die Kontrolle so spürbar abgibst. Und wenn es soweit ist, kannst dazu natürlich ja oder nein sagen. Du hast alle Möglichkeiten offen.“

Nachdenklich erklärte Mari: „Es ist ja einerseits meine Sehnsucht, Kontrolle abgeben zu können, und gleichzeitig fällt es mir immer noch so schwer, wie wir heute gesehen haben.“

„Ja“, sagte Joel verständnisvoll. „Es ist ja auch kein leichter Weg, wenn man in dieser Richtung schlechte Erfahrungen gemacht hat, die sich tief in die Erinnerungen gegraben haben. Daher versuchen wir ja neue und positive Erfahrungen zu erschaffen, die die alten Erinnerungen irgendwann verblassen lassen.“

„Danke für dein Verständnis, Joel, ich danke dir sehr. Ich bin froh, dass ich jetzt mit dir außerhalb der Meisterrolle über das alles sprechen kann, obwohl ja vorhin eigentlich das Spiel schon begonnen hatte, und ich letztendlich vor dem Meister weg gelaufen bin. Der würde das wahrscheinlich alles ein bisschen anders sehen.“

„Nein“, antwortete Joel lächelnd, „würde er nicht! Er hätte dich auch verstanden.“

„Da bin ich aber froh, dass du sagst, dass er das auch nicht anders aussehen würde als du. Er wirkt ja immer ein bisschen strenger, aber du kennst ihn natürlich besser als ich, denn er lebt ja schließlich in dir.“ Bei diesen Worten musste Mari ein bisschen schmunzeln.

„Ja“, bestätigte Joel, „er ist klarer und bestimmter und wirkt daher ein wenig strenger, aber nur, weil das hilft, die Führungsrolle auch deutlich zu verkörpern.“

„Hm“, überlegte Mari, „das verstehe ich nicht so ganz. Ginge das nicht genauso sanft wie mit dir?“

„Ich glaube, das hätte nicht die gleiche Wirkung,“ erklärte er, „weil zu viel Sanftheit die Führungsqualität verwischen würde. Aber dennoch ist er doch auch verständnisvoll und macht es dir möglichst leicht, oder? Es ist eine Frage der Balance. Du willst ja eine Stärke, eine Macht spüren, in die du dich hinein fallen lassen kannst. Das, was du manchmal als Strenge empfindest, zeigt eben ganz klar, dass er weiß, was er tut, und dass du dem vertrauen kannst, was er mit dir jeweils vor hat. Durch seine klare Art gibt es kein „ein bisschen Verantwortung abgeben“, sondern du gibst sie so klar ab, wie es vorher vereinbart ist – nicht mehr, aber auch nicht weniger – dafür sorgt er dann. Da wäre ich vermutlich außerhalb der Meisterrolle nicht so klar und eindeutig, aber in dieser Deutlichkeit liegt auch eine Kraft, die dir manches möglich macht.“

„Das klingt alles irgendwie richtig, und so als hättest du dich damit schon intensiv auseinandergesetzt . Über all das muss ich mal in Ruhe nachdenken.“

Er nahm ihre Hand. „Geht es dir wieder gut Mari?“

„Ja, Joel, ich bin zwar ein bisschen erschöpft jetzt, aber habe wieder meine Mitte gefunden. Ich danke dir – ich danke dir von Herzen!“

Sie nahm seine Hand, hob sie zu ihren Lippen und haucht einen kleinen Kuss darauf…

Geschrieben von Rafael und Miriam

Zu allen Kapiteln der –> Geschichte von Mari und ihrem Meister in chronologischer Reihenfolge

47. Die Seile (1)

 Bei Joel – ein beängstigender Anblick

Als Mari heute zum verabredeten Rollenspiel zu Joel kam, fühlte sie sich etwas entspannter als bisher. Dieses Gefühl sollte allerdings nicht so lange anhalten… Als sie bei ihm klingelte, öffnete er  ihr die Tür, und bat sie, schon mal ins Wohnzimmer zu gehen und es sich noch einen Moment gemütlich zu machen. Als Mari sich auf die Couch setzte, fiel ihr Blick auf einige Seile, die neben dem Sessel lagen. Zunächst war sie nur verwundert, dann… blitzartig kam ihr eine äußerst beängstigende Vorstellung: Wenn die Seile da lagen, ja dann sollten sie wohl auch verwendet werden…

Zum Spiel der Dominanz gehören ja oft auch Fesselspiele. Um Gottes willen, das wär ja entsetzlich! Das mache ich nicht mit! Das hätte er zumindest mit mir absprechen müssen. Nein, das halte ich nicht aus! Nichts wie weg hier, so lange ich noch weg kann! So tobten ihre Gedanken.

Ganz gefangen in diese Vorstellung, dass sie gefesselt werden sollte, verließ sie fluchtartig die Wohnung. 

„Moment, Mari!“ rief Joel ihr nach. Sie war allerdings schon im Treppenhaus und hörte ihn nicht mehr. Als er aus der Küche kam, sah er ihren Schatten gerade noch so aus der Tür verschwinden. Er zögerte einen Moment, versuchte zu verstehen, was gerade passiert war, doch konnte nichts erkennen. Schnell schnappte er sich seine Jacke und lief Mari nach.

Sie stand unten vor dem Haus, musste sich erst einmal sammeln, weil das Herz so klopfte und ihr schwindelig war. 

Joel stürmte aus dem Haus, „Mari“, rief er und lief  hinter ihr her.  „Mari, warte doch – was ist passiert? Wo willst du hin?“  Ein kleines Stück war er noch hinter ihr. Sie erschrak und lief noch schneller. Damit hatte sie nicht gerechnet, dass er hinter ihr herkam. Sie versuchte, noch schneller zu laufen, die Panik, die sie überfallen hatte, trieb sie an.

Doch Joel war schneller und hielt sie an der Schulter fest. „Mari, warte! Sag mir wenigstens, was passiert ist, wenn du schon gehen willst. Ich finde, das ist das mindeste!“ sagte er nicht ganz leise zu ihr.
Außer Atem und mit vor Schreck geweiteten Augen sah sie ihn an, schaute wieder weg, und spürte auch Empörung. Starr und stumm stand sie vor ihm. Dieser Anblick zeigte ihm, dass irgendetwas sie sehr erschüttert haben musste.

Dadurch ruhiger geworden sagte er zu ihr: „Bitte, du kannst sofort gehen, aber sage mir doch wenigstens, was geschehen ist, Mari – mehr nicht – nur, was geschehen ist.“ Seine Stimme klang nun deutlich bittend. Diese andere Stimmlage ließ sie einen Schritt in die Realität hinein finden und ihr bisher schon vertrautes Gefühl zu Joel ein wenig hervor schimmern, aber sie war immer noch nicht in der Lage, Worte zu finden, fühlte sich wie ein Karpfen auf dem Trockenen, der nach Luft schnappt.

Joel versuchte noch einmal, etwas über diese seltsame Situation von ihr zu erfahren: „Mari, du darfst natürlich jederzeit gehen, das ist dein gutes Recht, aber bitte, ich möchte nur verstehen, was passiert ist, dass du dich so plötzlich dazu entschieden hast. Ich würde mich freuen, wenn du es mir sagen würdest, bitte!“

„Ich mache da nicht mit,“ brachte sie heraus, „du hättest mich wenigstens fragen können, irgendwie vorwarnen, vorbereiten, aber nein… auch dann hätte ich das nicht gekonnt. Nein,  ich mache da nicht mit!“

Völlig verwundert antwortete Joel: „Okay, das akzeptiere ich – wirklich! Wir hatten immer gesagt, dass du jederzeit nein sagen kannst, aber…“ er holte tief Luft, „aber warum so plötzlich? Ich war doch in der Küche, und es geschah doch heute noch gar nichts!?“

„Na du hast doch schon alles vorbereitet! Die Seile lagen ja da schon im Wohnzimmer… Da brauchte ich ja nur noch eins und eins zusammenzuzählen. Gerade in so einer Situation hättest du mich vielleicht besser nicht alleine in das Zimmer geschickt, aber andererseits – vielleicht war es doch gut so… Sonst hätte ich ja auch nicht weggehen können. Vielleicht hast du mir diese Option ja bewusst offen gelassen…“

Joel sah sie fassungslos an und versuchte, seine Gedanken zu sortieren. „Ich… also… es klingt vielleicht komisch, aber ich weiß nicht, wovon du redest… Ich hatte nichts vorbereitet…“ sagte er völlig irritiert, „bitte, ich verstehe das nicht. Was denn für Seile?“

Unwirsch antwortete Mari: „Willst du mich jetzt für dumm verkaufen? Warum stellst du dich so unwissend? Erst legst du Seile ins Wohnzimmer, schön angeordnet neben dem Sessel, und dann sagst du, du wüsstest es nicht?! Was treibst du für ein Spiel mit mir? Bisher hast du wenigstens über alles mit mir offen geredet, und jetzt dieses seltsame Herausreden…“

Joel sah sie immer noch fragend an, und versuchte verzweifelt nachzudenken, doch die angespannte Situation auf der Straße war nicht gerade hilfreich dafür. Dann fiel der Groschen: „Oh mein Gott“, rief er und schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn…“

Übermorgen gibt es die Fortsetzung

Geschrieben von Rafael und Miriam

Zu allen Kapiteln der –> Geschichte von Mari und ihrem Meister in chronologischer Reihenfolge

42. Oma´s Segen – eine heilende Begegnung zwischen Raum und Zeit

Bei Mari:  Eine neue Freiheit – aufgewühlte Gefühle finden Frieden

Nach einer Fußmassage, die Mari von Joel gestern in einem ihrer Meisterspiele bekommen hatte, schlief sie in dieser Nacht wieder einmal sehr unruhig, wachte früh am Morgen auf und spürte ein unangenehmes Zittern in ihrem Körper. Diese Berührungen gestern an den Füßen waren nicht nur entspannend, sondern auch aufregend gewesen…

Ruhig, ganz ruhig, sprach sie begütigend zu ihren Körperzellen, alles ist in Ordnung. Alles ist okay! Wir durften das. Wir sind kein Kind mehr – wir dürfen alles fühlen, was wir fühlen möchten.
Dennoch waberten viele Gefühle und aufgeregte innere Stimmen weiterhin in ihr hin und her, was sich unangenehm in ihrem Körper bemerkbar machte.
Die Fußmassage gestern war anders als alle, die sie bisher erlebt hatte.
Sie spürte nach… Was war das Schwierige, das sie zittern ließ und so in Unruhe versetzte?
Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf ihre Füße und fragte nach innen:
„Hat euch etwas weh getan?“  „Nein!“
„War etwas eklig?“  „Nein!“
„War etwas schön?“ „Ja!“

„Warum seid ihr so aufgeregt?“
„Wir dürfen das nicht!  Es fühlt sich so falsch an!“

Das waren eindeutig nicht die Füße, die da sprachen.
„Wer hat das Gefühl, das nicht zu dürfen?“ fragte Mari nach innen.
Ein kleines, zartes vierjähriges Mädchen meldete sich.
„Linchen, mein Schatz,“ begrüßte Mari ihr inneres Kind. „Das dachte ich mir, dass du es bist, die so aufgeregt ist. Komm mal her“, liebevoll nahm sie in ihrer Vorstellung ihr inneres Kind auf den Schoß. Mir kannst du jetzt alles sagen.“
„Ich hab solche Angst,“ sagte die Kleine aufgeregt zu ihrer Großen. „Das hat sich gestern so verboten angefühlt. Oma wird schimpfen – und wie sie schimpfen wird… schreien… vielleicht auch hauen…? Und… da waren einmal so komische Gefühle da an der Fußsohle, ui jui jui…“, vertraute sie ihrer Großen an.
Die nickte und meinte: „Das war neu und unbekannt, stimmt´s?“
„Ja, irgendwie so… ich weiß nicht, finde kein Wort. Auf jeden Fall glaube ich, wir dürfen das nicht.“
„Es sind also zwei Sachen, die dir zu schaffen machen,“ stellte Mari fest, und drückte die Kleine an sich. „Einmal das Gefühl, etwas Verbotenes erlebt zu haben, und zum anderen dieses fremde, unbekannte verunsichernde Körpergefühl, ja?“
„Ja!“ Erleichtert kuschelte Linchen sich in die Arme ihrer Großen, sie hatte sie verstanden, das war gut!

Was tun, spricht Zeus? fragte sich Mari und spürte in sich hinein.
Sollte, wollte sie diesen Weg ins Unbekannte, den sie mit Joel begonnen hatte, abbrechen? Wäre das nicht vernünftiger, um sich selbst vor Schmerz, Angst und Peinlichkeiten zu bewahren?
Sie lauschte nach innen. Ein deutliches Nein!
Weiter gehen? Ein klares Ja erschien auf der Bildfläche.

Plötzlich erschien ihre Oma. Die Kleine kuschelte sich tiefer in die große Mari hinein.
„Au weia, jetzt gibt´s Ärger!“
Aber nein… so sah Oma gar nicht aus.
Fließend veränderte sich die Bildfläche. Oma saß in ihrem weinroten Sessel von damals. Mari saß vor ihr auf der Fußbank – das kleine Linchen hatte sich tief in ihrem Herzen eingekuschelt.
Oma trug ihren grau-silbernen Kleiderrock mit der dunkelbunten Bluse. Ernst und liebevoll sah sie Mari an und nahm ihre Hand in ihre, streichelte mit dem Daumen kleine Kreise auf den Handrücken. Erstaunt sah Mari, dass Omas Augen feucht waren.

„Mein lieber Schatz,“ begann ihre Oma zu sprechen, „ich bin durch Raum und Zeit zu dir gekommen, um dir etwas wichtiges zu sagen…“
Aufmerksam und gespannt sah Mari ihre Oma an.
„Du weißt, dass ich dich immer lieb gehabt habe, auch wenn ich damals oft aufbrausend war und dir viel zu viele Verbote und Regeln gegeben habe?“
Mari nickte und drückte die Hand ihrer Oma zärtlich.
„Ja, Oma, ich weiß das, und ich bin dir so dankbar, dass du mich in den Jahren, in denen ich nicht bei Mutti leben konnte, bei dir aufgenommen hast. Ich weiß jetzt, wo ich erwachsen bin, wie viel Kraft dich das gekostet haben muss.“
„Ja mein Schatz, ich war oft am Rande meiner Nervenkraft und ich hatte viel Angst um dich. Aber mit dieser Angst habe ich dich fast erdrückt, das weiß ich jetzt. Du warst, obwohl du dir immer Mühe gegeben hast, ruhig und brav zu sein, dennoch ein so lebendiges Mädchen, hast Fragen gestellt, die ich nicht beantworten konnte, hast Dinge gemacht…mit deinem Körper…
Beschämt nickte Mari. Ja, sie hatte es nicht lassen können. Immer wieder mal hatte sie sich selbst auf eine Weise berührt, die wohl nicht richtig gewesen war. Dabei hatte sie diesen schönen Gefühlen, die dabei entstanden waren, selten widerstehen können. Danach kam immer das schlechte Gewissen und der Vorsatz, es nie wieder zu tun – bis zum nächsten Mal…
Und oft hatte die Oma sie dabei erwischt, geschimpft und ihr gedroht, sie würde krank werden davon und  ins Krankenhaus kommen. Schreck… Angst… Schuldgefühle… schlechtes Gewissen waren ihre Begleiter durch die Jahre ihrer Kindheit – und nicht nur deswegen, vieles gab es, was Mari Omas Meinung nach „falsch“ machte…

„Mari, du hast damals nichts Falsches gemacht, gar nichts!“ sprach plötzlich die Oma in ihre Gedanken hinein. „Ich war es, die Fehler über Fehler gemacht hat, aber nur weil ich es nicht besser wusste und dich beschützen wollte. Es ist lange schon an der Zeit, dir dies zu sagen. Heute habe ich endlich einen Weg gefunden, zu dir zu kommen und dir das sagen zu können. Bitte schau mich an, mein Schatz.“
Mari hob den Blick, den sie eben noch beschämt nach unten auf den alten Teppich von damals gerichtet hatte. Und auch das kleine Linchen schaute die Oma neugierig an. Was würde jetzt kommen? Die Oma war so anders…so besonders… Und es sah aus, als wäre ein Licht um sie herum und strahlte aus ihr heraus.
Oma drückte die Hand ihrer Enkelin ein bisschen fester.

„Mein Liebes, was ich dir jetzt sage, kommt tief aus meinem Herzen und ist sehr, sehr wichtig:
Nicht du warst es, die damals etwas falsch gemacht hat. Das war ich! Weil ich es nicht besser wusste und konnte. Aber jetzt, hier und heute sage ich dir:

Du darfst alles fühlen und zulassen, was du selbst möchtest.
Du darfst auch erotische Gefühle haben und mit anderen teilen.
Du darfst dich auch damit wohlfühlen!

Hörst du mein Schatz: Ich nehme hiermit alle Verbote zurück!!!

Ich wollte dich damit ja nur davor bewahren, den gleichen Schmerz mit Männern zu erleben, wie ich ihn als junge, unschuldige Frau zugefügt bekam. Nun, vor diesen Schmerz bist du bewahrt worden, dafür entwickelten sich aber andere, nicht wahr?“

Mari nickte traurig… „Ja, Oma, ich hatte so viele Schuldgefühle! Immer wenn ich etwas zugelassen hatte, was den Raum der „Unschuld“ verließ, fühlte ich mich schlecht. So vieles habe ich mich nicht getraut. So oft habe ich dann Beziehungen abgebrochen, weil ich die Gefühle von etwas vermeintlich Schlimmen nicht aushalten konnte.“
Ihr kamen die Tränen, weil sich so vieles in ihrem Leben so kompliziert und unmöglich anfühlte…

„Mari, mein Schatz, sieh mir bitte in die Augen.“
Mari wischte sich die Tränen ab und hob wieder ihren Blick nach oben zur Oma…

„Nochmal, weil es so wichtig ist: Ich nehme alle Verbote zurück!


Du darfst und du sollst dich lebendig fühlen und tun, was sich für dich gut und spannend anfühlt.
Wandere auf den Wegen, die sich für dich gut anfühlen.
Mach die Experimente, die dich anziehen!
Lass das Feuer, das nie tot zu kriegen war, nun in einer ganz neuen Freiheit in dir lebendig sein.
Trau dich, Neues zu entdecken – und wisse dabei:

Meinen Segen hast du!

Und wenn du wieder einmal etwas erlebst, was sich irgendwie „verboten“ anfühlt, erinnere dich an die Begegnung mit mir heute. Ich sage es nochmal:

Meinen Segen hast du!

Du bist frei, wirklich frei, das zu tun und zu fühlen, was du erleben möchtest, du bist frei, das zuzulassen was du ausprobieren und spüren möchtest, und dich dabei gut zu fühlen.

Du bist es wert, alles, wozu du ein inneres Ja fühlst, zu erleben.

Frage dich immer, was dein Körper dazu sagt, ob es angenehm oder unangenehm ist, ob er mehr davon möchte oder nicht. Wenn ein „Ja“ in deinem Körper fühlbar ist, mach was immer du möchtest. Wenn du ein „Nein“ spürst oder ein „Noch nicht“, dann achte jedoch auf dich, mein Schatz. Lass nichts zu, was sich für dich unangenehm anfühlt, weil es ein anderer will!
Für keinen Menschen der Welt ist es richtig, etwas zu tun oder geschehen zu lassen, womit du dich nicht wohl fühlst! Nur du und dein Empfinden sollen deine Richtschnur sein für das, was du tust oder zulässt. Und weil es so wichtig ist, zum dritten Mal:

Meinen Segen hast du für alles, was du selber willst!

Es gibt nichts Falsches dabei! Das weiß ich jetzt.
Mach es nicht so wie ich – mach es anders – mach es so,
wie du es in jedem Moment in deinem tiefsten Innern willst.
Da spüre hin – das lass dein Wegweiser sein. Das und nichts anderes!
Willst du das tun? Du tust es in allererster Linie für dich!
Doch auch ich und einige andere hier in meiner Welt, werden sich mit daran freuen.“

Mari nickte, während ihr die Tränen über die Wangen liefen.
„Ja, Oma, ja!
Ich will nur noch meinem Inneren treu sein und dem folgen, was ich fühle.
Ich danke dir so, so sehr!“

Liebevoll nickte die Oma ihrer Enkelin zu, ein Strahlen breitete sich auf ihrem Gesicht aus und ihre grauen Löckchen wackelten ein bisschen.
Sie erhob sich aus ihrem Sessel und breitete ihre Arme aus. Mari ließ sich hinein fallen und beide drückten sich ganz herzlich.
Voller Liebe hielt die Oma Mari zusammen mit dem kleinen Linchen, das alles aufmerksam im Herzen von Mari mitverfolgt hatte, in ihren Armen.
Lange verweilten sie in einer so innigen Umarmung, wie sie heilender und liebevoller nicht hätte sein können. Irgendwann lösten sich alle Grenzen auf, und die Energie der erlaubenden, segnenden Oma floss in Mari hinein.

Glücklich und entspannt fand sie sich zuhause in ihrem Bett wieder und fühlte eine wunderbare Ruhe in sich.

Ja, sie würde sich trauen, Neues zu erleben! Den Segen der Oma hatte sie – er würde ihr nun Kraft geben. Und wann immer sich die alten Verbote meldeten, die möglicherweise aufgrund der Jahrzehnte alten Gewohnheit, in diesen Verneinungs-Bahnen zu denken und zu fühlen, noch immer in ihren Hirnwindungen eingewoben waren, würde sie sich sagen:

Ich habe Omas Segen!
Ich will und darf Neues zulassen.
Ich bin es wert, das zu tun und zu empfinden,
was sich gut und lebendig anfühlt.
Nur mein inneres Empfinden ist mein Kompass
für mein Ja und mein Nein.
Alles darf sein!

Ich erlaube mir,
mich auch mit Neuem gut zu fühlen. 
Ich bin es wert!
Nichts, was ich fühle, ist verkehrt.
Ich entscheide das allein –
und so soll es sein!

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39 Heftige schmerzliche Wut – und nun? (Teil 2)

 Bei Joel – Ein klärendes Gespräch 

Nachdem Mari aufgrund einer Fehlinterpretation von Joels Worten in heftige, ungerechtfertigte Wut geraten war, und ihren Meister ungerecht angebrüllt hatte, ihm Dinge an den Kopf warf, die absolut unwahr waren, stand sie, nachdem sich das Missverständnis aufgeklärt hatte, beschämt und erschöpft vor ihm. Er war noch immer in der Rolle des Meisters, da er noch nicht dazu gekommen war, das Spiel zu beenden und es jetzt auch für besser hielt, in dieser Rolle, die auch ihm Halt gab, zu bleiben.

„Ich konnte einfach nicht mehr klar denken“, flüsterte sie.

„Setz dich bitte, Mari“, sagte er, setzte sich selbst direkt ihr gegenüber und schaute sie forschend an.

Sie fühlte sich erbärmlich, total verunsichert, was sie jetzt sagen oder tun könnte.
„Ich bitte dich um Verzeihung, Meister, es war wie ein Selbstläufer in mir! Ich konnte nicht mehr klar denken, es schien für mich alles so eindeutig…“ brachte sie endlich leise heraus.

„Mari, lass uns jetzt noch einmal über das Missverständnis reden, damit du dir ganz sicher sein kannst, dass es in dem Gespräch, was du von nebenan gehört hast, nicht um dich ging. Kannst du mir nun glauben, dass ich über das, was wir beide miteinander erleben, nichts erzählt habe und erzählen werde? Ist das jetzt ganz klar? Und vor allem ist mir wichtig, dass ich dich nicht rauswerfen würde! Was auch geschieht, das würde ich nie tun!“

Stumm saß Mari auf dem Sofa, unfähig, irgendetwas zu sagen.

„Darf ich deine Hand nehmen Mari?“

Maris Hände zitterten, sie nickte und schaute nach unten. Leise antwortete sie: „Ich glaube dir , dass du nicht über mich geredet hast, es tut mir so leid… Bei der Wut, die ich hatte, könnte ich verstehen dass du jetzt keinen Lust mehr hast, mit mir noch…“

„Mari, wie kannst du das denken? Wie kannst du denken, dass ich so nachtragend sein könnte? Ich möchte dich doch auch nicht verlieren – und ganz sicher nicht wegen eines Missverständnisses!“

Mari fühlte sich von seinen versöhnlichen Worten so berührt, dass sie nun gänzlich ihre Fassung verlor. Sie bebte am ganzen Körper. „Ich meine… nicht nur wegen des Missverständnisses, sondern weil ich so heftig geworden bin… könnte ich echt verstehen, wenn du…“

Er unterbrach sie: „Darf ich dich in den Arm nehmen, Mari?“

„Oh, so gerne“, antwortete sie.
Er setzte sich dicht neben sie und nahm sie fest in seine Arme, um ihr Halt und Sicherheit zu vermitteln.

Dadurch öffneten sich ihre Schleusen noch mehr und Tränen rollten über ihre Wangen. Wie überraschend und erleichternd war das denn?!!  Diese freundliche Annahme in ihrem Gefühlschaos tat so gut, und fühlte sich gleichzeitig so beschämend an. Sie versuchte vergeblich, ihre Fassung zu bewahren.

Er redete ihr leise zu: „Mari, lass sie raus… die ganze Wut und Anspannung von eben… Es ist alles gut! Ich werde unseren Kontakt nicht wegen irgendwelcher Konflikte plötzlich beenden – niemals! Auch mir ist unser ganz besonderes Miteinander sehr wichtig!“

Diese Worte berührten ihr Herz und ganz viel alten Schmerz. Sie konnte es nicht fassen, dass sie trotz ihrer starken Wut nicht aufs heftigste kritisiert und niedergemacht, sondern sogar liebevoll festgehalten wurde, dass ihr so warme Worte geschenkt wurden… ja, dass er ihr nichts nachtragen wollte, obwohl sie sich so unmöglich verhalten hatte… dass er gar nicht so geredet und nicht mal gedacht hatte über sie, wie es sich angehört hatte aus dem Nebenzimmer…
Das tat einerseits unendlich gut, und ließ sie andererseits spüren, wie klein sie sich fühlte, wie sehr es ihr an Selbstwertgefühl mangelte.

Joel drückte sie fest an sich. „Ich verstehe, dass du wütend geworden bist, wenn du gedacht hast, dass ich über dich geredet hätte, aber glaube mir, so war es nicht und so etwas wird nicht geschehen! Ich achte dich sehr, Mari, und du bist mir wichtig! Bitte glaube mir das!“ 

„Das fällt mir ein bisschen schwer, weil ich mich oft so unzulänglich fühle, und jetzt ganz besonders. Aber du sagst es, und ich will dir das so gerne glauben“, antwortete sie leise.

„Mari, jedem kann einmal etwas zu viel werden, jeder kann einmal die Beherrschung verlieren. Das ist für mich kein Grund, um mit jemandem zu brechen, erst recht nicht, ohne die Situation zu klären und zu schauen, ob es nicht doch gut weitergehen kann. Und ich würde gerne mit dir weitergehen. Wie steht es mit dir, Mari?“

„Ich würde gerne auch den Weg mit dir weiter gehen, wenn es mir doch nur gelingen würde, dass ich… wenn ich doch leichter vertrauen könnte…“

„Aber es gelingt dir doch zunehmend besser,“ sagte er lächelnd.

„Und dann falle ich immer mal wieder so zurück wie heute“, entgegnete sie unglücklich. „Ich scheitere doch beim kleinsten Anlass!“

„Der Anlass vorhin war aus deiner Perspektive nicht klein. Und scheitern würdest du nur, wenn du nach einem Ausrutscher nicht wieder aufstehen und es erneut versuchen würdest. Mari, was meinst du, magst du es weiter versuchen, nach jedem kleinen Absturz wieder aufzustehen und weiterzugehen? Ich bin an deiner Seite und reiche dir die Hand – jedes Mal auf´s Neue! Versprochen!“

„Ja“, antwortete sie entschlossen, „ich will es wieder versuchen, immer wieder!“

„Das ist das wichtigste! Das ist das aller wichtigste, Mari!“

„Ich habe nur Angst, dass es irgendwann wieder passiert, dass irgendetwas meine Verletztheit und die Wut, die daraus manchmal entsteht, so empfindlich berührt, dass ich eventuell wieder die Beherrschung verlieren könnte…“

„Ja, das könnte durchaus geschehen. Und dann werden wir damit umgehen. Du hast vorhin geschrien, weil du empört warst, weil du wütend warst und  auch Angst hattest. Das ist menschlich und darf passieren – erst recht in solch einem geschützten Raum, wie wir ihn uns hier erschaffen haben. Es ist auch gut, diese Gefühle raus zu lassen, aber bitte, brich den Kontakt nicht ab! Geh nie weg, ohne dass wir über das, was dich aus der Fassung gebracht hat, gesprochen haben.“

„Ich werde versuchen, es immer in Erinnerung zu behalten!“

„Und ja… Vielleicht wirst du erneut die Beherrschung verlieren. Das kann jedem passieren, wenn man an seine Grenzen kommt, aber ich hoffe, du wirst mir dann immer noch so zugewandt sein, dass wir darüber reden können.“

„Ja, das will ich. Ich möchte, dass es mir gelingt, dass ich immer noch mit dir reden kann, was auch passiert, Joel. Ich will es wirklich! Ich hätte jetzt den Kontakt fast abgebrochen, und das tut mir sehr, sehr leid – wirklich! Ich hoffe, dass das nie mehr passiert, aber sicher versprechen kann ich dir das nicht. Doch ich will meine ganze Kraft dafür aufwenden.“

„Dann werden wir das auch schaffen Mari! Sicher, es kann immer viel passieren, gerade bei dem doch für dich recht herausfordernden Weg, den wir gemeinsam gehen. Daher möchte ich als, quasi als Ausgleich für heute, dein Wort, dass du es versuchen wirst, mir zumindest immer die Chance zu geben, mit dir zu sprechen, bevor du dein endgültiges Urteil fällst. Zumindest wünsche ich mir, dass du es immer versuchen willst.“

„Ja, darauf gebe ich dir mein Wort, ich werde es mit aller Kraft versuchen, auch wenn etwas noch so sehr brennt und weh tut, will ich versuchen, mit dir zu sprechen und in Kontakt zu bleiben!“

„Das freut mich sehr, und ich verspreche dir, dass ich dich in allem unterstütze, so gut ich es kann, auch und gerade, wenn es wackelt in dir, damit wir noch sehr viele Schritte gemeinsam gehen könne, okay Mari?“

„Danke für dieses Versprechen! Und danke nochmal, dass du den Kontakt nicht abbrechen willst, obwohl ich so heftig gewesen bin.“

„Mari ich sichere die meine… Vertrauenswürdigkeit und meine Zugewandtheit zu – auch in heftigen Momenten. Ich möchte sehr gerne die begonnene Reise mit dir fortsetzen. Bist du auch dazu bereit?“
„Ja, ich möchte die begonnene Reise mit dir fortsetzen, und ich danke dir für diese Zusicherungen.“

„Dann freue ich mich auf unsere nächsten Treffen und bin gespannt, wie es weiter geht“, lächelte Joel. „Das Spiel ist für heute beendet“, fügte er leise hinzu.

Mari sah Joel an. „Ich danke auch dir, Joel.“

„Und nicht nur der Meister, auch ich möchte gerne, dass unsere gemeinsam begonnene Reise weitergeht“, sagte er und drückte sie sanft an sich.

Erleichtert kuschelte sie sich an ihn, erschöpft und froh, dass nun doch alles zu einem guten Abschluss gefunden hatte.

„Das war ziemlich heftig, und ich bin froh, dass wir das miteinander klären konnten, Mari“, sagte er leise.

„Ja, Joel, ich auch! Es tut mir so leid, dass ich so wütend geworden bin, es tut mir so unendlich leid…“

„Alles gut! Wichtig ist doch nur, dass wir das Missverständnis klären konnten. Und dass dich das wütend gemacht hatte, ist ja verständlich.“

„Ich habe richtig Angst vor morgen früh, wenn ich aufwache, und die Erinnerung dann da ist, was ich hier verzapft habe. Ich danke dir für dein Verständnis, Joel, und hoffe, dass du und der Meister… also dass ihr das morgen nicht bereuen werdet.“

„Nein, das werden wir sicher nicht, und wenn du morgen früh tatsächlich ein schwieriges Gefühl hast, dann ruf mich einfach an, damit wir uns beide versichern können, dass wir auch weiterhin diesen Weg weiter gehen wollen, okay?“

Zaghaft lächelte Mari ihn an. „Das ist eine schöne Idee, ein liebes Angebot! Ich will das auf jeden Fall! Das spüre ich jetzt noch deutlicher als vorher. Ich danke euch beiden, dir und dem Meister, der du ja auch bist.“  😉

„Das freut mich Mari! Weißt du, ich glaube, dass solche Momente eben auch dazu gehören, und ich bin froh, dass wir das heute gut bewältigt haben.“ 

„Ich bin auch so froh darüber! Gut, dass du die Nerven behalten konntest!“

„Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass etwas passiert sein könnte, dass uns so plötzlich auseinander bringt.“

„Na ja, du hast halt ein großes Stück mehr Vertrauen und Kraft als ich. Und das bewundere ich an dir, Joel!“ 

„Letztlich entscheidet immer die Summe an Kraft und Vertrauen, die wir beide gemeinsam aufbringen. Und ich glaube, zusammen haben wir genug davon, dass es uns gelingt, auch solche Situationen wie vorhin gemeinsam gut zu überstehen.“

Mari lächelte, und dachte dabei: Er findet immer wieder wunderbare und entlastende Worte.

„Ja, das möchte ich auch glauben,“ antwortete sie, „und heute war es ja so – wenn du auch wesentlich mehr davon eingebracht hattest als ich.“

„Nun, an anderen Tagen musstest du deutlich mehr Vertrauen einbringen, Mari. Das gleicht sich aus, denke ich“,  sagte er und drückte sie noch einmal an sich.

Ja, das stimmt eigentlich, dachte Mari erfreut und drückt ihn auch noch einmal. 

Dieses Kapitel wurde gemeinsam geschrieben von Rafael und Miriam.

Zum nächsten Kapitel: –> 40. Nach der großen Wut – 4 Fragen

Zu allen Kapiteln der –> Geschichte von Mari und ihrem Meister in chronologischer Reihenfolge

 
 

2. Ein verletztes Vögelchen braucht eine sichere und behutsame Hand…

Mehr von Mari´s Fantasien:
Hilflos
sein und dabei getröstet, ermutigt und liebevoll berührt werden…

Hand in Hand gingen Mari und Joel durch den Park, während sie über das sprachen, was sie gemeinsam vorhatten.

„Bitte beschreib doch mal, was du dir von mir in meiner Rolle wünschst, Mari. Je mehr ich davon weiß, umso leichter wird es für uns beide, das zu verwirklichen, was dir gut tut in diesem sensiblen Thema.“

Mari überlege… wie sollte sie beginnen?
„Es sind ja immer nur Fragmente, Ausschnitte, kleine Szenen, kurze Sätze, die in mir aufploppen…“

„Na ja, ich will auch nicht, dass du mir ein ausgearbeitetes Drehbuch auftischst,“ lachte er. „Dann wäre ja auch keine Spannung mehr da. Die Gestaltung des Ablaufs unserer Sessions überlässt du ruhig mir. Regie ist schließlich meine Aufgabe in dem Spiel.
Wenn ich dich richtig verstanden habe, geht es dir ja gerade darum, die Erfahrung zu machen, dich gut aufgehoben zu fühlen, wenn du NICHT weißt, was kommt, wenn eine anfängliche Ungewissheit dein Adrenalin ins Fließen bringt und du dann erlebst, dass dir nichts Schlimmes geschieht. Habe ich dich so richtig verstanden?“

„Besser hätte ich es nicht formulieren können,“ bestätigte Mari. „Du hast gut zugehört.“

„Zuhören ist die Voraussetzung für Verständnis,“ gab Joel zurück, und es ist mein Anliegen, dich so gut wie möglich verstehen zu können, damit ich dich da abholen kann, wo du dich aufhältst in deiner inneren Landschaft.“
Seine Worte berührten Mari, und sie schaute ihm kurz in die Augen.
Joel hatte eine Idee: Also pass auf, wir machen jetzt ein Interview. Du antwortest möglichst spontan und sagst das, was dir gerade einfällt, ohne lange nachzudenken, okay?“

„Okay!“

„Wonach sehnst du dich?“

„Nach innigen Umarmungen, nach dem Gefühl, gehalten zu sein in allen Gefühlen, die gerade da sind, und mich sicher zu fühlen… Und dass meine Ups and Downs okay sind, auch dann, wenn ich weinen muss.“

„Deine Tränen sind mir jederzeit willkommen – ich werde für genügend Taschentücher sorgen, okay? Ernsthaft Mari: Es ist für mich vollkommen in Ordnung, wenn du weinst. Alles was aus dir kommt, darf da sein. Anders ginge solch ein Weg, den wir vorhaben, gar nicht. Und ich möchte dich darin auffangen können, dir Trost und Sicherheit geben, wenn es soweit ist. Deshalb meine nächste Frage: Was tut dir gut, was tröstet dich, wenn du dich aufgewühlt und ängstlich fühlst. Was hilft dir, wenn du weinst?“

„Wenn jemand meine Hand nimmt und sagt: Alles okay. Alles darf sein. Mach dir keine Sorgen – alles ist gut.
Berührungen, die besonders in solchen Situationen eindeutig
nicht erotisch sind, die einfach nur gut tun und in meiner Seele ankommen…“

„Verstehe – wie wenn ein Vogel verletzt ist… das zitternde, flatternde Vögelchen braucht dann eine sanfte Hand, in der es sich gewärmt, gehalten und gut aufgehoben, aber nicht festgehalten fühlt…“

Mari konnte nur nicken, so berührt war sie von dem Gedankenbild, das er eben entworfen hatte.

„Auf welche Weise hast du in deinen Fantasien schon Machtlosigkeit und Kontrollabgabe erlebt?“

„Na ja… zum Beispiel durch Augen-Verbinden. Viel Macht hat auch die Stimme, die ich dann immer in mir höre. Sie ist bestimmend, wirkt manchmal unnachgiebig, ist es aber nicht wirklich. Dadurch, dass mir jemand sagt: Du tust jetzt gar nichts, außer das, was ich dir sage!
Wenn ich mich dann darauf einlasse, macht es mir auch ein ganz warmes Gefühl, wenn diese Stimme mir so etwas sagt wie: Das machst du gut, Mari. Ja, so ist es prima. Und wenn etwas nicht geht, zu hören: Das macht überhaupt nichts – alles gut!
Manchmal stelle ich mir auch vor… gefesselt zu werden. Dies aber in wohlwollender, achtsamer Weise, ohne dass es weh tut – immer begleitet von dieser Stimme, die freundlich, aber bestimmt und in solchen Situationen auch ermutigend mit mir spricht. Stille könnte ich dabei nicht aushalten.“

„Hmm, verstehe… Das Fesseln…zum Beispiel mit Seidentüchern?“

„Ja… und nicht zu fest, aber so, dass ich es spüre und mich eingeschränkt fühle in meiner Beweglichkeit. Dabei geschieht dann aber immer irgendetwas Angenehmes, um die Angst, die dabei unweigerlich hochkommt, leichter erträglich zu machen. Und seltsamerweise entsteht durch diese dann gemilderte Angst eine Art Erregung in mir. Die wird durch bestimmende, aber freundliche Worte verstärkt. Das Gefühl, gut aufgehoben zu sein, aber keine Möglichkeit zu haben, selbst auf das Geschehen Einfluss zu nehmen – das macht ganz viel mit mir. Aber ob das auch real geht, weiß ich nicht, das findet bisher nur in meiner Fantasiewelt statt.“

„Ich glaub, ich verstehe dich. Du willst wehrlos gemacht werden und dabei gleichzeitig getröstet, ermutigt, gelobt und in jeglicher Weise gut behandelt werden, ja?“

„Ja, so ungefähr, und ich weiß gar nicht warum ich so seltsam ticke…“

„Das ist jetzt auch vollkommen egal. Wichtig ist, was du fühlst dabei… was dich bewegt… was immer wieder auftaucht in dir… und wie wir das in für dich gute Erlebnisse umsetzen können. Warum… Wieso… fragt der Kopf. Das bringt nichts. Es ist so, und hat sicher Ursachen. Die sind jetzt nebensächlich, lass uns auf das konzentrieren, was du erleben willst, und besonders auf das, was du brauchst, um dich darin aufhalten zu können, damit du mir nicht gleich weg rennst oder alles abbrichst, wenn die ersten Gefühle von Angst und Hilflosigkeit entstehen. Ich bin ziemlich sicher, dass es nicht viel braucht bei dir, um das auszulösen – die stehen ja schon lange Schlange in deinem Inneren und warten darauf, dass die Tür sich öffnet und sie ins Leben kommen dürfen. Und dann ist es wichtig, dass ich dich halten kann, Mari. Denn wir wollen ja beide nicht, dass die Angst gleich so mächtig wird, dass sie die zaghaft geöffnete Tür gleich wieder zuschlägt.“

„Mir ist jetzt schon ganz flau im Magen,“ bekannte Mari.

„Komm, hier ist ne Bank, setzen wir uns hin,“ schlug Joel vor. „Darf ich dir ein bisschen die Schultern massieren?“

„Ui – das ist ja ein tolles Angebot, das nehme ich gern an.“

„Und hier im Park bist du ziemlich sicher, wenn ich dich das erste Mal berühre. Hier laufen immer mal Leute entlang und könnten dich retten, wenn ich dir was antun würde,“ scherzte Joel. „Aber, Flachs beiseite, spür einfach mal hin, wie sich meine Hände für dich anfühlen.“

So bekam Mari ihre erste Massage auf einer Parkbank – und konnte sie genießen.
Ihre Schulter- und Nackenmuskeln waren hoch erfreut – und sie konnte sich tatsächlich entspannen. „Hier kann ja kaum was Schlimmes geschehen“ meinten ihre kleinen Angststimmen, wurden ganz ruhig und legten sich für ein Weilchen schlafen.

Zum nächsten Kapitel: 3 – Bei dir oder bei mir?

 

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1. Erste Schritte miteinander

 

Ein erstes Treffen im Gartenlokal

Mari und Joel, die sich aufgrund einer Kontaktanzeige kennengelernt hatten und bisher einige Mails miteinander ausgetauscht hatten, waren zu einem Treffen in einem Gartenrestaurant verabredet, um sich  persönlich kennen zu lernen. Sie saßen an einem Tisch unter einer großen Buche. Joel fragte Mari: „Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass du diese Anzeige geschaltet hast, auf die ich geschrieben habe?“

Ach weißt du, ich trage schon lange Fantasien von Spielen mit Rollen von Überlegenheit und Unterlegenheit in mir,“ antwortete Mari etwas verlegen. „Die fühlen sich so lebendig an, so kribbelnd und bewegen mich so, dass ich die Idee nun endlich umgesetzt habe, einen Menschen zu suchen, mit dem ich darüber reden kann – erst mal nur reden… und vielleicht irgendwann… in kleinen Nuancen auch mal etwas davon erleben, wenn es sich für beide stimmig anfühlt – und anfangs am besten erst einmal Spiele, die mit Erotik nur wenig zu tun haben, um zunächst ein Gefühl für Nähe wachsen zu lassen…“ Mari klaubte einen nicht vorhandenen Fussel von ihrer Jeans.

Joel schaute sie nachdenklich an… „Fängt Erotik da nicht schon an? Bei dieser wunderbaren Offenheit, über Gefühle, Fantasien und Sehnsüchte zu reden? Bei dem Wunsch, Nähe zu spüren?“ fragte er vorsichtig. „Was fühlst du denn, wenn du daran denkst und darüber sprichst?“

„Ich empfinde gleichzeitig Faszination und auch Angst bei diesen Fantasien. Und trotz schwieriger Gefühle wie Furcht und Scham zieht es mich an, vielleicht etwas davon zu erleben. Ich glaube, ich sehne mich danach, in meiner Angst, die Kontrolle abzugeben, ganz fest umarmt zu werden und zu erleben, dass ich sie nicht zu haben bräuchte, dass ich vertrauen könnte…  Na ja und ich bin ja nun auch schon in einem Alter… – da liegt es nahe, darüber nachzudenken, was man im Leben noch verwirklichen will – was es wirklich wert ist, Zeit und Energie dafür zu verwenden.“

Ja, es ist gut, Träume, die immer wiederkehren, Schritt für Schritt wahr werden zu lassen, auch wenn sich das anfangs fast unmöglich anfühlt…  ganz egal, wie alt wir sind,“ bestätigte Joel. „Magst du mir noch etwas mehr von deinen Wünschen und Visionen erzählen?“ 

Ich träume schon lange von echter, tiefer Begegnung, wo die ganze Bandbreite von Gefühlen wirklich da sein kann, und ich mich mit meiner alten Angst, die ich leider noch immer habe durch das, was mir als Kind geschehen ist, äußern kann und darin angenommen werde. Körperliche und emotionale Nähe, in der ich männliche Stärke als wohlwollend und freundlich erleben kann. Etwas in mir will spüren, wie es ist, die Kontrolle für eine bestimmte Zeit abzugeben und dabei gute Erfahrungen zu machen… vertrauen zu lernen…,wahrzunehmen, dass auch meine Grenzen respektiert und angenommen werden. Ich glaube, das ist der Hintergrund für meine Sehnsucht nach Erfahrungen von Macht… ich möchte die heilende Erfahrung machen, dass sie mit Liebe ausgeübt wird, und ich darin nicht abgelehnt werde, und auch nicht überredet werde, etwas zu tun, was ich nicht möchte. Ich habe so viele Ängste, weißt du…“

Joel nickte. „Ja, von deiner Angst und auch den peinlichkeitsgefühlen hattest du schon geschrieben. Und… sie schreckt mich überhaupt nicht ab! Im Gegenteil, es wäre spannend, dich darin unterstützen zu können, deine Angststimmen nach und nach leiser werden zu lassen und mit all deiner Unsicherheit neue, und wie ich hoffe, gute Erfahrungen zu machen. Du brauchst dich deiner Ängste nicht zu schämen, Mari! Sie haben ja ihre Ursachen… Außerdem bin ich froh, dir in dieser Weise einen Ausgleich geben zu können für deine Hilfe beim  Lernen der englischen Sprache. Glaub mir, in dieser Welt kein Englisch zu können, ist mir auch oft peinlich, und ich musste schon etwas über meinen Schatten springen, dir davon zu erzählen. Aber du hast es mir leicht gemacht mit deiner warmherzigen Art. Danke, dass du mich darin unterstützen willst.“

Das mach ich so gerne, Joel! Ich glaube dir, dass es schwierig sein muss, kein Englisch zu können, wo es ja vor englischen Ausdrücken nur so wimmelt, z.B. auch im Internet…
Dich im Englischen zu unterstützen, wird mir sicher Freude machen und fällt mir leicht.
Aber weißt du, über meine ambivalenten Sehnsüchte und Ängste zu sprechen und dieses spezielle Thema anzugehen, fällt mir schwer. Da ist bei mir so viel Unsicherheit und angelernte alte Schamgefühle. Diese Fantasien von Dominanz, wo einer mir sagt, was ich zu tun habe – das fühlt sich irgendwie so seltsam an… Ich habe bisher noch keinem davon erzählt!“

Na, da haben wir beide ja spannende Herausforderungen, die wir bewältigen möchten. Wie gut, dass wir einander gefunden haben.“ Joel lächelte. „Wenn ich dich in den Mails richtig verstanden habe, soll das Macht-Thema ja auch nur in abgegrenzten Zeiten da sein, in Rollenspielen, wo ich die Machtrolle hätte und du dich von mir führen lassen willst, um zu spüren wie es ist, zu vertrauen und darin gute Erfahrungen zu machen. Du möchtest dir deiner Ängste und Sehsüchte immer tiefer bewusst werden, um sie  annehmen und bewältigen zu können. Richtig?“

Hm… ja… per Mail, als alles noch so anonym war, fiel es mir relativ leicht, dir von meinen Fantasien und den Ängsten zu schreiben, die mich bisher darin blockieren, meine Träume wahr werden zu lassen. Durch unseren intensiven Mailwechsel wissen wir ja nun schon einiges über uns…  Am Telefon wurde es jedoch schon schwieriger…“

Und jetzt, wo wir uns hier gegenüber sitzen, willst du am liebsten Reißaus nehmen – stimmt´s?“ fragte Joel und sah Mari aufmerksam an. Seine Lebenserfahrung und Menschenkenntnis ließen ihn leicht erkennen, wie unbehaglich sie sich gerade fühlte.

Mari nickte und griff nach ihrer Tasse, nur um irgendetwas zu tun.

Ja, es hilft schon etwas, wenn man sich an einer Tasse festhalten kann…“ Joel legte seine Hand in die Mitte des Tisches, „aber… vielleicht ist eine Hand zum Festhalten auch ne schöne Idee?“

Mari nickte, stellte die Tasse wieder auf den Tisch und legte ihre Hand in seine.
Eine ganze Weile sagten sie nichts… Und irgendwie… fühlte sich das gut an.

Seine Hand vermittelte Wärme… Ruhe… Sicherheit… Geborgenheit…

Joel sagte leise: „Jeder Weg beginnt mit einem ersten Schritt. Den hast du getan, indem du mir schon etwas von dir erzählt hast….Was meinst du, wollen wir ein paar Schritte miteinander gehen?“
Sie überlegte… Konnte sie jetzt schon „JA“ sagen, erste Schritte auf diesem angedachten Weg mit ihm zu gehen?

Hier ist ein schöner Park gegenüber.“

Ach so,“ sie schmunzelte, „spazieren gehen… Ja, okay, das ist eine schöne Idee!“

Und beide standen auf und machten sich auf den Weg – ein paar Schritte miteinander, Hand in Hand…

Zum nächsten Kapitel:  2 – ein verletztes Vögelchen braucht eine sichere und behutsame Hand

Zu allen Kapiteln der –> „Geschichte von Mari und ihrem Meister“ in chronologischer (wenn auch leider umgekehrter Reihenfolge, also das aktuellste ist vorn. Um an den Anfang zu gelangen nach unten scollen und auf ältere Beiträge gehen, das ganze drei oder vier mal… so kannst du die Geschichte wie ein Buch von vorn nach hinten lesen 🙂