Frank hatte Maria abgeholt zu einem kleinen Spaziergang, denn es war ein milder Herbsttag, der regelrecht dazu einlug Sie liefen durch einen kleinen Park und plauderten über dies und jenes, Maria genoss die entspannte Stimmung. Er hatte den Arm um ihre Schultern gelegt und sagte zu ihr: Jetzt schließ mal deine Augen und lass dich von mir durch den Park führen, ich werde meinen Arm an deinen Schultern lassen. Sie konnte sich gut auf seine sanften Druck-Impulse nach links oder rechts einlassen. Schließlich blieb er an einer Bank stehen und dirigierte sie mit verstärktem Druck nun von beiden Hände auf ihren Schultern auf die Sitzfläche der Bank.“ „Und wie geht´s dir?“ fragte er interessiert. „Gut, Frank, das war ein schönes und spannendes Gefühl.“ „Na prima, das freut mich“, antwortete er, „machen wir noch etwas anderes.“ Et rückte ein wenig von ihr ab, so dass sie sich fast gegenüber saßen, Dann nahm er ihre Hand und hielt sie ein Weilchen einfach nur fest, auf angenehme Weise. Sie mochte seine Hand und das Gefühl von Sicherheit, Wärme und Halt, das entstand, indem er ihre Hand in seiner Hand hielt, Nach einem kleinen Weilchen öffnete er den Knopf unten am Ärmel ihrer Bluse, schob ihn hoch und nahm wieder ihre Hand in seine Linke, während er mit der rechten Hand langsam über den ganzen Arm strich – hoch und wieder runter. Das fühlte sich angenehm an. Mit der Zeit wurde der Druck immer sanfter – und schließlich so zart, dass es fast kitzelte. Es wurde schließlich zu einem gerade noch aushaltbaren elektrisierenden Gefühl. Als er sich mit einem Finger der Ellenbeuge näherte, wollte sie den Arm unwillkürlich wegziehen, weil es so kribbelte, aber er hielt ihn fest. „Schön hier bleiben,“ sagte er leise aber deutlich. Das gereizte Gefühl besänftigend strich er wieder mit der ganzen Hand und etwas mehr Druck über den Arm. Erleichtert atmete sie aus. Dieses Spiel mit der Veränderung des Druckes auf ihrer Haut setzte er noch einige Male fort, und sie spürte, dass sie immer empfindsamer wurde dabei und mehrmals ihren Arm unwillkürlich weggezogen hätte, wenn er ihn nicht an der Hand festgehalten hätte. Doch er ging jedes Mal darauf ein und verstärkte den Druck seiner Wanderung über ihren Arm in solch sensiblen Momenten , so dass es wieder angenehmer wurde und sie bei seiner Berührung erneut entspannen konnte. Dabei sagte er lächelnd: „Schön liegen lassen – du kannst ihn sowieso nicht wegziehen.“ Schließlich ließ er das Streicheln ihres Armes ausklingen, behielt ihre Hand noch in seiner und sagte zu ihr:: „Und wie fühlte sich das an, Maria? Wie ging es dir dabei?“
„Ich habe es anfangs sehr genossen, als du meine Hand in deiner hieltest, es vermittelte so Gefühle wie…. Halt und… Geborgenheit. Als es dann allerdings immer mehr in Richtung Kitzeln ging, wurde es für kurze Momente richtig schwer auszuhalten. Du hast ja gemerkt, dass ich ihn manchmal weggezogen hätte, wenn du ihn nicht fest gehalten hättest. Das war… hm… ziemlich aufregend, wenn ich das mal so sagen darf.“
„Aber gern darfst du das so ausdrücken, Maria! Was hat dieses aufgeregte Gefühl denn ausgelöst – kannst du mir das sagen?“
„Ich glaube, es entstand dadurch, dass deine Berührungen immer zarter und damit für mich schwieriger geworden sind, und dann dabei zu spüren, nicht ausweichen zu können, weil du den Arm an der Hand festgehalten hast. Richtig gut tat mir, dass du in den kitzligen Momenten auf mein unwillkürliches Wegzucken eingegangen bist, indem du den Druck deiner Hand jeweils wieder verstärkt hast, kurz bevor ich „Stopp!“ gesagt hätte, so dass es wieder aushaltbar und angenehmer wurde. Das alles zusammen war eine aufregende und gute Erfahrung.“
„Das freut mich, Maria! Du hast dich auch voll drauf eingelassen, bewusst hin gespürt, was es mit dir macht, stimmt´s?“
„Stimmt, ich nehme so etwas recht intensiv wahr.“
„Super, da können wir noch viel zusammen erfahren. Da hattest du nun mit deinem Arm die erste Erfahrung, nicht weg zu können. Wie war das für dich?“
„Nun… gemischte Gefühle waren es. Als ich merkte, dass da eine kleine kitzelige Herausforderung kam und ich nicht wegziehen konnte, wurde es erregend, und ich muss zugeben… es war auch ein klein wenig Abwehr dabei. Die legte sich aber, als ich merkte, dass du auf meinen Level des Erträglichen bei dem Kitzelgefühl jeweils sehr aufmerksam eingegangen bist. Es war fast so, als würde ich mich nach und nach sicherer fühlen, bei steigender Intensität des Kitzelns gar nicht mehr wegzucken zu müssen, selbst wenn du die Hand dann nicht mehr festgehalten hättest.“
„Ja, so entwickelt sich schon dein Vertrauen… schön! Genauso wird es in den verschiedensten Erfahrungen sein, die ich an dich heran tragen werde. Dein Vertrauen wird mit jedem Mal wachsen, wo du spürst, dass ich auf dich eingehe, auch wenn du selbst nichts tun oder verändern kannst. Und ist das nicht genau die Erfahrung, die du machen willst? Etwas nicht kontrollieren zu können, also irgendwie wehrlos zu sein und in dieser Situation gut aufgehoben zu sein? So wie es jetzt dein Arm war?“
Maria nickte… „Hmm , ja.,. „
„Und jetzt gehen wir ins Café dort drüben und lassen uns Kaffee und Kuchen schmecken!“ lachte Frank.
Bei Maria – Vertrauen entsteht Maria und Frank saßen sich gegenüber am Tisch. Nachdem sie miteinander Kaffee getrunken hatten, stand er auf, hielt ihr auffordernd seine Hand hin, und sie spürte, wie sich die Stimmung in diesem Moment änderte. Plötzlich fühlte sie sich schwächer, irgendwie „kleiner“… Sein Blick lag ruhig auf ihr, und er wartete, dass sie seine Hand nahm, was sie dann auch etwas zögerlich tat. Er zog sie langsam um den Tisch herum, bis sie dicht vor ihm stand, legte beide Hände auf ihre Schultern ohne den Blickkontakt zu unterbrechen und sagte: „Das hast du gut gemacht, Maria, unser Miteinander beginnt schon jetzt langsam auch ohne Worte zu funktionieren.“
Dann führte er sie bis an die Couch, drehte sie mit dem Rücken zur Couch, setzte sich und zog sie neben sich. Als sie saß, legte er den Arm um ihre Schultern. „Lehn dich mal richtig an meine Schulter an, Maria.“ Vorsichtig folgte sie seinen Worten. „Ja, gut so… nicht so zaghaft. Kuschel dich richtig rein in meinen Arm.“ Mit sanftem Druck zog er sie seitlich näher an sich heran und verstärkte den Druck seiner Hand etwas an ihrer Schulter. „Lehn auch gern deinen Kopf an mich an und spür mal in dich hinein, wie sich das anfühlt.“ Maria nahm einen tiefen Atemzug. Sie fühlte sich wieder irgendwie klein und schutzbedürftig. Es war ein Gefühl von Sehnsucht und Erfüllung in einem. Fast schmerzlich schön fühlte es sich an, von ihm auf so angenehme Weise festgehalten zu werden. „Ich fühle mich irgendwie klein, und dabei auch seltsam berührt in meinen Gefühlen. Es ist als wenn sich gerade eine tiefe Sehnsucht Bahn brechen würde… Ich würde am liebsten einfach so… ganz lange, also ein ziemliches Weilchen so sitzen bleiben, aber…“ „Kein Aber,“ unterbrach Frank sie lächelnd, was sie allerdings nicht sehen konnte. „Wir machen das! Wir bleiben ein ganzes Weilchen genau so sitzen und du lehnst dich ganz dicht an mich an. Mach auch mal deine Augen zu dabei. Was ist da? Wie ist das Gefühl in dir?“ „Ich fühle mich eigentümlich klein und wohl dabei. Fast wie ein Mädchen… Es löst Geborgenheit aus, aber gleichzeitig ist es mir auch etwas peinlich, dass ich mich so klein fühle und dir das erzähle.“ „Das muss dir nicht peinlich sein, jedes Gefühl hat seine Daseinsberechtigung. Was meinst du, weshalb du nach dieser gewissen sanften Dominanz suchst? Weil ein Teil von dir sich eben klein fühlen WILL. Und das ist vollkommen okay. Ich mag das. Du kannst mir alles sagen, Maria, ich verurteile nichts – ich will dich verstehen, in deiner ganzen Gefühlstiefe. Ich mag es, wie kleine Nuancen bei dir ausreichen um intensive Gefühle in dir hervor zu rufen…“
Er legte eine Hand auf ihren Kopf. „Was empfindest du bei dieser Berührung?“ „Ich spüre, wie die Wärme deine Hand durch meinen ganzen Kopf hindurch fließt wie ein wärmender Strom. Die Lage deiner Hand auf meinem Scheitel hat etwas Beschützendes, etwas Beruhigendes. Ich mag das.“ Einen Moment ließ er seine Hand noch liegen, dann nahm er sie weg und streichelte mit der Außenkante seines Zeigefingers sanft ihre Wange. Sie atmete tief ein. Das fühlte sich so gut an.
„Schön, dass du das magst“, meinte Frank leise. Wenn ich jetzt mit diesem Finger genau so sanft über deinen gesamten Körper fahren würde, wie wäre das für dich?“ „Anders…“ antwortete sie. „Da würde es Stellen geben, in denen ich Abwehr-Gefühle hätte…“ Er nickte. „Ja das denke ich mir. Deshalb gehe ich an diese Stellen erstmal nicht heran.“ Sanft aber deutlich zog er sie wieder näher an sich heran. „Ich möchte, dass es dir mit mir gut geht, Maria! Auch wenn wir später noch ganz andere Dinge miteinander tun werden – und jetzt am Anfang unseres gemeinsamen Weges möchte ich dir zeigen, dass du darauf immer vertrauen kannst.“ Maria atmete seine Worte tief ein. „Und nach und nach… wird dein Widerstand, der jetzt an bestimmten Stellen noch da ist, sich auflösen und der Wunsch wird entstehen, auch dort berührt zu werden. Lass uns für heute einfach noch ein Weilchen so nah beieinander sitzen. Wir haben Zeit…“
Vor sechs Wochen hatte Frank Maria in ihrer Praxis kennen gelernt. Anschließend kamen sie privat ins Gespräch und hatten beschlossen, sich weiterhin zu sehen. Heute war es nun soweit: Maria und Frank trafen sich, um eine erste Erfahrung damit zu machen, wie sie sich miteinander fühlen, auf ganz privater Ebene – im Vorzeichen der sanften Dominanz mit dem Thema „Führen und Sich-Führen-Lassen“.
Maria konnte kaum glauben, dass sie nach seiner Sitzung persönlich mit ihm gesprochen hatte und ihm etwas von ihren geheimsten Bedürfnissen angedeutet hatte, die zu seinen Dominanz-Bedürfnissen, die er innerhalb der Sitzung geäußert hatte, passten.
Nun stand er lächelnd in der Tür, und nachdem diese geschlossen war, nahm er sie zur Begrüßung ganz selbstverständlich in die Arme und fragte dann: „Na – wie geht’s?“ „Ach, ganz gut“, antwortete sie zurückhaltend und bat ihn einzutreten. Die kurze Umarmung hatte sich gut angefühlt, stellte sie etwas erstaunt fest. So natürlich… ohne die Distanz, die sie innerhalb der angedachten Rollen erwartet hatte.
Sie plauderten eine kurze Zeit lang über dies und jenes… Schließlich schnitt Frank das Thema direkt an: „Du hattest mir ja erzählt, dass es in dir eine Faszination zum Thema „Dominanz“ gibt, und wir haben uns ja schon etwas darüber ausgetauscht. Schön! Heute dachte ich, wir tasten uns erst einmal langsam an unsere Körper heran, spüren, wie es sich anfühlt, uns zu berühren und berührt zu werden, unsere Haut wahrzunehmen…“
Sofort begann die Nervosität sich in Maria zu verstärken: „Da beginnen schon die ersten Hürden, Frank. Ich hoffe, ich bekomme das hin. Uns voreinander auszuziehen und nackt zu sein ist bei mir mit einem starken Scham- und Peinlichkeitsgefühl verbunden.
Frank nickte, fast als hätte er diese Worte erwartet, und antwortete gelassen: „Es ist ja auch etwas ungewöhnlich, sich in der Gegenwart eines Menschen, den man noch kaum kennt, auszuziehen und zu zeigen. Das würde vielen so gehen. Darüber hab ich mir auch schon Gedanken gemacht… Und ich habe eine Idee, wie wir es uns heute leichter machen können.“
Dankbar nahm Maria wahr, dass er „wir“ gesagt hatte. Auch wenn er – wie sie stark vermutete – diese Barrieren nicht hatte, ging er mit dem „Wir“ auf eine solidarische Ebene mit ihr und verringerte damit den Abstand, den sie bis eben noch empfunden hatte. Sie dachte an ihr Bedürfnis nach Führung durch ein starkes Gegenüber, nach Körpernähe und der Sehnsucht, ihr starkes Verantwortungsgefühl mal für eine begrenzte Zeit in die Hände eines anderen zu legen – und gleichzeitig schämte sie sich dafür, dass es so war.
Plötzlich nahm sie wahr, wie er über Scham sprach… Was hatte er davor gesagt? Ihre Gedanken waren abgedriftet. Das Wort Scham holte ihre Aufmerksamkeit ruckartig wieder zurück.
„…Scham und Peinlichkeit sind für das erotische Miteinander gar nichts Schlechtes, es sind wertvolle Gefühle. Ohne Scham würden wir sofort nackt hier sitzen, und es gäbe kein Kribbeln und Knistern, wie es jetzt da ist, oder?“ Zwinkernd sah er sie an.
„Na ja“, gab sie zu, „es erhöht die Spannung schon sehr, ist aber eigentlich ein recht unangenehmes Gefühl.“
„Ja, am Anfang… in dem Moment, in dem wir es fühlen, durchaus, aber es verändert sich ja hoffentlich. Wenn die ersten Hürden genommen sind, fällt die Spannung ab, und die Entspannung kann dann umso intensiver wahrgenommen und genossen werden. Kontraproduktiv wäre es nur, wenn die Scham nicht verschwinden, sondern sich fortwährend nur steigern würde, ohne sich mit anderen Gefühlen wie Neugier, Lebendigkeit und Lust zu mischen. Dann sollten wir darüber nachdenken, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Und um das auszuprobieren, haben wir uns ja heute getroffen.“ Ruhig schaute er sie an.
Jetzt will er sicher gleich, dass ich mich ausziehe, dachte Maria, bekam einen heißen Kopf und hätte am liebsten sofort den Raum verlassen.
„Du hast doch bestimmt einige Tücher, oder?“ hörte sie ihn fragen. „Tücher…? Ja, natürlich,“ antwortete sie verwundert. „Dann hol uns doch bitte vier unterschiedliche Tücher.“ Schnell stand sie auf, um das Gewünschte zu besorgen und legte sie dann auf die Couch, auf der sie saßen. Interessiert schaute er sie an und breitete sie fächerartig aus. „Ich dachte, wir verbinden uns gegenseitig die Augen und spüren einfach mal, wie es sich anfühlt, uns zu berühren, ohne uns dabei zu sehen – ähnlich wie Blinde“, erklärte er. „Wenn man nichts sieht, ist es anders als sonst. Und selbst wenn wir uns ganz ausziehen würden, wäre es nicht wie ein echtes Nackt-sein, weil wir uns ja nicht sehen können.“ Maria nickte abwartend. „Du darfst dir aussuchen, mit welchen Tüchern wir uns gegenseitig die Augen verbinden. Fang du an und binde mir ein Tuch über die Augen. Dann gibst du mir eins in die Hand, und ich tue das gleiche dann mit dir. Erst wenn wir beide nicht sehen können, beginnen wir.“
Sie setzten sich einander gegenüber auf der breiten Couch. Zu Marias Erleichterung begannen sie, zunächst noch mit Kleidung ihre Körper zu ertasten. Es war wie ein Spiel. Auf Franks Frage, wie Maria sich damit fühlte, antwortete sie, dass es ihr gut ging. Dann erst kam der nächste Schritt: „Jetzt werden wir uns etwas ausziehen, damit wir mehr Haut spüren können.“ Erst zog er sein T-Shirt aus, und sie spürte seinen nackten Oberkörper unter ihren behutsamen Berührungen, dann zog sie ihre Bluse aus, ihr dünnes Top darunter behielt sie allerdings an. „Ich habe mein Top anbehalten,“ erklärte sie ihm, da er es ja nicht sehen konnte. „Völlig okay, das ist gar nicht so wichtig“ antwortete er gelassen. Schließlich zogen beide nach und nach auch Hose und Rock aus. Weiter ging die Reise mit den Händen auf der Haut.
Zu ihrem eigenen Erstaunen, merkte Maria, wie angenehm sich die behutsamen und sicheren streichelnden, mal sanften und mal etwas stärkeren Berührungen von Frank anfühlten, senkte ihren Kopf etwas, dass er auch ihr Haar berühren konnte. Hmm, das fühlte sich gut an. Er schien zu spüren, dass sie es auf dem Kopf besonders schön fand, denn er verweilte etwas länger dort. Sie saßen sich im Schneidersitz gegenüber. Als ihr die Beine einschliefen, schlug er vor, dass Maria sie links und rechts neben seinem Körper auszustrecken könnte, und beide rutschten etwas näher zueinander. Weiter ging die Reise mit den Händen auf dem Körper des Gegenübers. Nur wenn er an ihre Brust kam, zuckte sie heftig und neigte sich etwas zur Seite. Er berührte sie dann wieder an anderen Stellen und nahm sie bald darauf in seine Arme. Wie schön war das denn… dachte sie erstaunt und nahm dankbar ein wohliges Gefühl von Geborgenheit in sich wahr, das dieses Gehalten-sein in seinen Armen auslöste. Nach einem Weilchen ging die gegenseitige Erkundung mit den Händen weiter. Immer wieder mal zwischendurch vergewisserte er sich, wie es ihr ging. Und immer wieder einmal hielt er sie fest in seinen Armen und gab ihr damit Halt und Sicherheit, besonders dann, wenn er spürte, wie ihr Körper etwas zurück wich, wenn er sie sehr zart und dadurch erregend am unteren Rücken und an ihren Brüsten berührte.
Erleichtert nahm sie wahr, dass er auf ihre Körpersprache einging und ihre nonverbal geäußerten Grenzen respektierte, indem er seinen Händen, wenn sie sich zurück zog, eine andere Richtung gab. Allerdings kehrte er wiederholt kurz an diese Stellen zurück, wie um auszuprobieren, ob sie immer noch zurück zuckte.
Die Umarmungen waren sehr wohltuende Momente, die er mehrmals wiederholte. Als sie das erste Mal ihren Kopf neben seinen Hals auf seiner Schulter ablegte, spürte sie ein wohliges, erleichtertes Gefühl… als würde sie alles, was schwer war in ihrem Kopf, für ein kleines erlösendes Weilchen mal ablegen können.
Als sie schließlich begann, sich zunehmend wohl zu fühlen, fuhr er vorsichtig mit seinen Händen unter das Top auf die nackte Haut ihres Rückens und Bauches. Sie spürte sehr bewusst hin… und schon fragte er leise: „Wie geht es dir?“ „Gut“, hörte sie sich leise flüstern und ließ es geschehen, dass er ihr Top nach oben abstreifte. Das geschah so langsam, dass sie ihn jederzeit hätte stoppen können, mit einem Nein oder mit einer kleinen Geste. Diese Möglichkeit zu haben, gab ihr Sicherheit und damit die innere Freiheit, die es ihr möglich machte, es zuzulassen. „Hast du dein Tuch noch um die Augen?“ vergewisserte sie sich. „Ja, die ganze Zeit über“, antwortete er leise. „Ich sehe genau so wenig wie du. Aber ich finde, du fühlst dich toll an. Es macht mir viel Freude, deine Haut zu berühren, Maria.“ „Ich finde auch, es fühlt sich gut an, dich zu berühren.“ gab sie leise zurück. „Und wie ist es für dich, meine Hände auf deiner Haut zu fühlen?“ „Fühlt sich auch angenehm an,“ antwortete sie.
Noch einmal zog Frank sie an sich zu einer Umarmung, in der beide ein Weilchen nun mit nacktem Oberkörper verweilten und sich am Rücken streichelten. Ab und zu zuckte Maria, wenn er gar zu zart an ihrem unteren Rücken entlang fuhr – und jedes verlegene Zucken kommentierte er mit einem leise geflüstertem „Ja“ oder „Hmhmmm“ oder „schön“.
Schließlich beendete er ihre erste gemeinsame Körpererfahrung. Nachdem beide sich wieder angezogen hatten, sich erst dann die Tücher von den Augen nahmen und sich gegenüber saßen, fragte er: „Na Maria, wie geht es dir jetzt?“ „Gut geht es mir,“ antwortete sie lächelnd. „Das war ein schönes Erlebnis!“ „Und wir haben uns fast ganz nackt gegenüber gesessen und uns so auch umarmt. Hättest du dir das gestern oder vorhin, als ich kam, vorstellen können?“ „Nein!“ antwortete sie leise. „Siehst du, Maria, so wird auch künftig manches auf eine Weise möglich werden, die du dir vorher gar nicht vorstellen kannst. Und das meiste wird immer anders werden, als du vorher denkst. Vielleicht magst du dich an unsere heutige Erfahrung erinnern, wenn vor einem unserer kommenden Sessions mal wieder unbehagliche, unsichere oder gar ängstliche Gedanken in dir aufsteigen. Es wird alles Schritt für Schritt gehen…“ „Danke, Frank. Das fühlt sich gut an. Wie geht es dir eigentlich?“ „Gut geht es mir!“ antwortete er lächelnd und nahm ihre Hand. „Ich führe ja gern und gestalte das, was wir tun. Ich fand es toll, wie du dich von mir hast führen lassen. Und ich freue mich, dass es dir gut ging damit. Das habe ich mir gewünscht. So und nun verabschiede ich mich für heute. Wenn dir danach ist, kannst du mir jederzeit schreiben oder mich anrufen. Lass jetzt erst mal alles sacken. In deinem Inneren wird ganz von allein ein Verarbeitungsprozess statt finden. Wir schreiben nochmal darüber oder telefonieren, bevor wir uns das nächste Mal sehen…“
Mittagspause in Maris Büro: Gespräch zwischen Mari und ihrer Freundin Maria
Mari: Wie schön, dass du mich in der Mittagspause besuchst, Maria. Magst du auch einen Kaffee?
Maria: Gern! Na, ich wollt doch mal hören, wie es dir geht. Was machen deine Erlebnisse mit Joel? Immer noch alles im grünen Bereich?
Mari: Hm ja! Stell dir vor, er hat mich mit einer Wochenendreise überrascht. Ich bin immer wieder froh, dass ich mich damals trotz aller Unsicherheitsgefühle darauf eingelassen habe, mit ihm meine Fantasien real werden zu lassen. Und wie geht´s dir? Was machen denn deine bewegten Träume, wo du dich immer so in ausgelieferten Situationen wiederfindest? Hat sich das beruhigt? Kannst Du inzwischen besser schlafen?
Maria : Nee, nicht wirklich, ich wache immer wieder mit den seltsamen Bildern im Kopf auf.
Mari: Vielleicht solltest du sehen, ob du jemanden findest, mit dem du das verwirklichen kannst!
Maria: Du weißt doch, dass ich mir das überhaupt nicht vorstellen kann bei meiner Geschichte und meinen vielen Schamgrenzen, den Angstgefühlen und Barrieren, die ich habe. Ich hab dir ja von meinen Schwierigkeiten mit dem Ausziehen erzählt… Ich hab schon so lange keine intime Beziehung gehabt… Weißt du mit meiner Unsicherheit und den vielen Peinlichkeitsgefühle… So brauche ich erst gar nicht anzufangen.
Mari: Ich versteh dich ja, aber schau, bei mir war es ja ähnlich bis ich auf Joel traf. Es gibt eben auch nette Männer, die damit umgehen können…
Maria: Ja, nett und freundlich sollte er schon sein… hm… aber ich bräuchte, damit es überhaupt gehen könnte, einen Mann, der im erotischen Bereich irgendwie die Führung übernimmt, jedoch nicht hart und heftig, sondern auf eine sanft Weise.
Mari: Klar! Ich versteh dich total!
Maria: Na und über meine Fantasien und den Reiz, der bei mir entsteht, wenn ich mir vorstelle, hilflos zu sein, nichts kontrollieren zu können, nicht zu wissen was kommt… kann ich sowieso mit keinem sprechen, außer mit dir. Das ist einfach ein Tabu-Thema.
Mari: Aber vielleicht wäre es doch gut und du könntest besser schlafen, wenn du es mal versuchen würdest, es wenigstens zu einem kleinen Teil real auszuleben. Klar – einen Mann mit der passenden Balance zu finden, ist nicht ganz leicht… Aber du weißt ja, nichts ist unmöglich, wenn es sein soll… Und mein Gefühl ist, das verdichtet sich bei dir.
Maria: Ich könnte mir nicht vorstellen, mit einem Mann darüber überhaupt zu reden… Das wär mir so was von peinlich! Und selbst wenn mir das gelingen würde… wenn jemand an diesem Thema interessiert ist, dann ginge das bestimmt wesentlich härter zur Sache, und das passt für mich gar nicht.
Mari: Manchmal passieren die seltsamsten Sachen…. Hast du denn überhaupt Lust darauf, Berührungen und körperliche Nähe zu spüren?
Maria: Ja, die hab ich! Hab schon Sehnsucht danach, mal ganz fest und lange umarmt zu werden, auch gestreichelt und so… Und da gibt´s auch diese Seite, die irgendwie so einen Kribbel erleben möchte… was Unvorhergesehenes, wo ein Gegenüber ist, das mir was zu sagen hat.
Mari: Ich glaube, du sehnst dich nach Führung und nach Hingabe… danach, deine Verantwortung immer mal für ne Zeitlang abzugeben, und hast gleichzeitig Angst davor.
Maria: Ja, stimmt genau! Und dieses Hin und Her in mir macht mich manchmal richtig kirre. Ob ich jemals den Mut dazu aufbringen würde, das auszuprobieren… Ich weiß nicht! Und trotzdem reizt es mich… So, jetzt muss ich aber los. Die nächste Klientin wartet auf mich, und deine Mittagspause ist auch gleich vorbei. Hab noch einen schönen Tag!
Beide Frauen ahnten nichts davon, dass die Lautsprecherfunktion der Telefonanlage versehentlich nach einem Meeting noch angeschaltet war und Maris Chef, Frank, im Nebenzimmer das Gespräch unbeabsichtigt mit angehört hatte. Da er die Frauen nicht in eine peinliche Situation bringen wollte, konnte er den Raum nicht verlassen, um es auszuschalten, weil die beiden sonst durch die geöffnete Tür ihre eigenen Stimmen im Büro des Chefs durch die Lautsprecheranlage gehört hätten. Frank schmunzelte… Möglicherweise hatte das Leben durch diesen Zufall eine Tür für sie beide geöffnet, die es möglich machen konnte, ihn und Maris Freundin Maria miteinander das erleben zu lassen, was beide sich schon länger wünschten, ohne eine Idee zu haben, wie sie zur Verwirklichung ihrer Bedürfnisse das passende Gegenüber hätten finden können. Nun musste er nur noch heraus finden, wie er diese Maria unauffällig kennenlernen konnte, die nicht ahnend, dass er alles mitgehört hatte, und was das in ihm bewegt hatte, gerade noch im Vorzimmer bei seiner Sekretärin Mari saß. Schließlich wollte er nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen…
… Ihre rot geweinten Augen schweiften durch den Raum… Tief atmete sie ein, doch mit einem Mal wurde ihr Kopf still, als erkenne er, dass er in dieser Situation absolut nichts tun könne.
ein Zustand voller Liebe, Kraft und Zuversicht Und in dieser Stille machte sich eine sanfte Instanz In ihr bemerkbar – eine Instanz, die in ihr war, außerhalb von ihr, überall. Sie war in ihrem Körper und doch frei. Verwundert registrierte sie, wie etwas in ihr erwachte, sich erhob, sich hinter sie stellte mit einer so starken, zuversichtlichen Präsenz, dass sie sich getröstet und gehalten fühlte…
Das Gefühl wurde stärker, hüllte sie tröstend ein und für Minuten verharrte sie in diesem Zustand – ein Zustand ohne jede Angst, ein Zustand voller Liebe, Kraft und Zuversicht. Ja, der Kopf war keine Hilfe. Aber dieses Andere…
Aus dem Buch: „Sterne gibt es überall „von Subina Giuletti
Joel und Mari verbringen ein Wochenende im zauberhaften Ambiente eines schönen Hotels
An diesem Tag begann die Wochenendreise, die Joel Mari als Anerkennung geschenkt hatte für ihr in letzter Zeit deutlich gestiegenes Vertrauen. Die Reise sollte sowohl eine Auszeit voll Freude und Genuss werden, als auch einen anderen besonderen Rahmen darstellen für ihre Vertrauensspiele und Rituale, in denen er für sie die Meisterrolle einnahm.
Er hatte Mari abgeholt und fuhr mit ihr in ein nicht allzu weit gelegenes Hotel. Als sie vor dem großen weißen Gebäude vor fuhren, kam sofort ein Page und übernahm ihr Gepäck.
Das Hotel lag inmitten einer wunderschönen Parkanlage, und Mari genoss den zauberhaften Anblick. Freude und Aufregung mischten sich in ihr. Was würde diese Reise wohl bringen?
Joel hatte ihr die Eingangstür zur Hotelhalle geöffnet.
„Mensch, Joel, ich kann es noch gar nicht fassen, dass wir nun wirklich hier sind“, sprudelte Mari mit strahlenden Augen heraus
Sie betraten die riesige Halle des Hotels. Es sah alles sehr edel aus, gestaltet mit vielen Pflanzen. Die hellen Farben und die leise, sanfte Musik vermittelten Leichtigkeit und Urlaubsstimmung und doch wirkte die Einrichtung auch etwas traditionell. Das Ambiente… faszinierend und beeindruckend… eine richtige Auszeit aus dem Alltag, dachte Mari entzückt, während Joel zur Rezeption ging um einzuchecken.
„Ah, sie hatten die Suite bestellt – herzlich willkommen“, sagte die Dame dort.
Das Gepäck war mittlerweile schon nach oben gebracht worden. Joel nahm den Schlüssel und ging mit Mari in dem bespiegelten Fahrstuhl. Während sie nach oben fuhren stieg in Mari die Aufregung… Jetzt gleich würde sie das Zimmer betreten, in dem sie mit Joel das Wochenende verbringen wird, 2 Tage und 2 Nächte…
Joel ging voran und öffnete eine große Doppeltür. „Darf ich bitten?“ fragte er lächelnd.
Mari trat ein und blieb zunächst an der Tür stehen…. Alles wirkte schön und hell – beeindruckend…
Ein großes Zimmer wartete auf sie mit einem riesigen Sofa und einer großen Fensterfront.
Auf der rechten Seite gab es eine weitere Tür.
Langsam ging Mari weiter in den Raum hinein und sah dann durch die geöffnete Tür in das Schlafzimmer, dass sie nun für zwei Nächte gemeinsam mit Joel beherbergen würde.
Ihr Gepäck hatte der Page schon dort abgestellt.
Das große Bett – weiß mit hellblauen Akzenten – darin nahm ihren Blick gefangen. Wenigstens wird in dem Bett genügend Platz sein für uns beide, dachte sie etwas beklommen…
Joel stellt sich hinter sie – ganz dicht – und flüsterte in ihr Ohr: „Na, das sieht doch sehr gemütlich aus, oder?“
„Hmm ja…“ murmelt sie leise. Worauf hatte sie sich nur eingelassen… Würde das gut gehen?
„Da werde ich ja gleich müde…“ sagte er und schmunzelte dabei.
Wollte er sich jetzt etwa schon ins Bett legen? Mari drehte sich um, schaute ihn unschlüssig an, und nahm dann sein deutliches Schmunzeln war. Nun lachte er richtig, und das war so ansteckend, dass sie mit lachen musste.
„Was hältst du von einem Spaziergang durch den Park, bevor wir uns zum Essen fertig machen?“
„Das ist eine tolle Idee,“ antwortete Mari, „ich würde nur gern etwas Leichteres anziehen.“
Sie öffnete ihre Reisetasche und nahm ein Sommerkleid heraus, mit dem sie im Bad verschwand, sich kurz frisch machte, und es anzog. Joel ging zum Fenster und genoss den Blick auf den zauberhaften Park hinter dem Hotel.
Als Mari aus dem Bad kam und sah wie er am Fenster stehend auf sie wartete, meinte sie fröhlich: „So, von mir aus kann es losgehen!“ Er drehte sich um und schaute sie an. „Du siehst ja umwerfend aus!“ sagte er,“ und ging auf sie zu. „Da werden die Blumen im Garten ja neidisch.“
Mari kicherte: „Oh danke schön, Gott sei Dank sind die Blumen über solche Gefühle von Neid erhaben.“
Er lächelte, bot ihr seinen Arm an und führte sie in den Garten hinaus.
Es war ein herrlicher Anblick und das Wetter spielte gut mit: wunderschöner Sonnenschein empfing die beiden, als sie gut gelaunt die ersten Schritte miteinander nach draußen traten und einen schmalen Weg entlang liefen.
„Das Spiel beginnt.“ sagte Joel plötzlich. Ups… Mari zuckte etwas zusammen, das hatte sie in diesem Moment nun überhaupt nicht erwartet, gerade fühlte sich alles so leicht und schön an…
„Bereit für eine Herausforderung?“ fragte er lächelnd…
Worin diese Herausforderung besteht, erscheint im nächsten Kapitel
Dies Kapitel wurde gestaltet von Raffael und Miriam
Heute begann Joel, der für Mari wieder die Meisterrolle eingenommen hatte, ihr gemeinsames Rollenspiel bereits im Flur, nachdem sie ihren Mantel aufgehängt hatte. Er sah ihr in die Augen und sagte: „Das Spiel beginnt.“ Ups, das ging ja schnell heute, dachte Mari, während er in Richtung Schlafzimmer voran ging und beiläufig zu ihr sagte: „Folge mir.“ Etwas beklommen ging sie hinter ihm her. „Heute kommt eine Übung zum Thema „Auflösen von Verboten und Scham, wir hatten ja letztens darüber geredet, dass es vieler neuer Gelegenheiten bedarf. Bist du bereit, Mari?“ „Ja, das ist jedoch ein schweres Thema“, meinte Mari. Joel schaute sie verständnisvoll an und sagte sanft: „Ich werde versuchen, es so leicht wie möglich zu machen.“ „Gut, ich bin bereit“, antwortete sie und atmete tief ein, als er ihr den Arm um die Schulter legte und sie ins Schlafzimmer führte. Die Vorhänge waren zugezogen und er schaltete das Licht an.
„Ich möchte heute sehen, wie weit du dich traust, dich auszuziehen“, erklärte er, „und damit es einfacher wird, lösche ich gleich das Licht. So werden wir fast nichts sehen, und du wirst mir deshalb jedes Kleidungsstück geben, damit ich merke, was du ausgezogen hast.“ Mari stieg das Blut in den Kopf. „Und wie genau soll das ablaufen? Ich alleine? Oder wirst du dich auch ausziehen?“ Joel lächelte sie freundlich an: „Wenn du das möchtest, würde ich mich gleichen Maße ausziehen.“ Mari war einen Moment zögerlich, aber die Vorstellung dass sie nackt wäre und er angezogen, fühlt sich gar nicht gut an. Also sagt sie: „Ja, das würde ich, glaube ich, schon wollen.“ Er nickte: „Okay, das ist fair. Also? Bist bereit?“ In Mari fühlte es sich ziemlich schwierig an. „Du hast gesagt, so weit, wie ich mich traue? Also nicht ganz und gar?“ „Du bestimmst, wie weit es geht“, bestätigte er. „Bitte zähle doch mal, wie viele Kleidungsstücke du trägst, und verrat mir das.“ Mari dachte einen Moment nach…“Sechs.“
„Okay, danke, Mari.“ Er nickte, schaltete das Licht aus und stellte sich dann vorsichtig wieder vor sie. Es war so dunkel, dass man nur leichte Umrisse im Raum erkennen konnte. „Beginnen wir. Runde eins, Mari!“ „Okay“, nickte sie, zog ihr T-Shirt aus und gab es ihm. Mit einem freundlichen „Dankeschön“ legte er es auf das Bett, zog sein Hemd aus und reichte es ihr. In der zweiten Runde folgte ein Strumpf und in der dritten Runde der zweite. Worauf auch er ihr jeweils einen seiner Socken reichte. „Na, da haben wir ja schon drei Runden geschafft. Halbzeit!“ meinte er. „Dann auf zu Runde vier.“ Mari nahm einen tiefen Atemzug. Jetzt beginnt es, schwieriger zu werden“, sagte sie leise „Nimm dir ruhig Zeit“, antwortete er ruhig ins Dunkle hinein. Jetzt hatte sie nur noch ihren Rock, einen Slip und ein dünnes Top an. „So, jetzt. Entschlossen zog sie ihren Rock aus und gab ihn Joel. „Sehr gut!“ sagt er und gab ihr seine Hose. „Auf zu Runde fünf. Bist du bereit?“ Mari stand wie eine Salzsäule auf der Stelle und kämpfte mit sich, was wäre jetzt leichter? Slip oder Top? Oder soll sie unterbrechen und aufhören? Es ging hin und her in ihrem Kopf. „Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst“, sagt er. „Danke“, flüsterte sie, aber leichter wird es dadurch auch nicht, dachte sie dabei … ich muss jetzt eine Entscheidung treffen... Und schließlich entschied sie sich, ihr Oberteil auszuziehen. Das fühlte sich ziemlich schwierig an. Aber es ist ja dunkel, redete sie sich gut zu und gab ihm ihr Top schließlich. „Sehr gut, Mari!“ sagte er, legte es behutsam auf das Bett und reichte ihr seine Unterhose mit den Worten: „Da ich kein Unterhemd drunter hatte, ist es bei mir ein Kleidungsstück weniger und ich bin jetzt fertig mit dem Ausziehen.“ Sie versuchte ruhig und tief zu atmen, aber es war ein ziemlich heftiger Aufruhr in ihr. „Wie geht es dir, Mari?“ fragte er leise. „Ich fühle mich ziemlich durcheinander, es fühlt sich fast wie Angst an: Herzklopfen, Vibrieren in Armen und Beinen, wackelige Knie – und gleichzeitig ist es mir peinlich, dass ich mich so anstelle.“ „Sag das nicht so abwertend, Liebes. Du gehst mutig ran an deine Schamgrenzen, das verdient unsere Anerkennung“, kommentierte er freundlich mahnend. Was genau bringt dich denn durcheinander?“ „Ich kann das gar nicht so genau orten, das ist so ein Gefühlswirrwarr und Knoten in mir, und irgendwie… ach ich weiß auch nicht… Es ist eigentlich Quatsch, nicht notwendig, nicht hilfreich und nicht angemessen, aber dennoch… eben da…“ „Und wie fühlt es sich an, wenn du an Runde 6 denkst?“ „Ziemlich schwer.“ „Kann ich etwas tun, damit es leichter wird?“ Mari kämpfte mit sich, normalerweise, wenn sie sich so zerrissen und aufgeregt fühlte wie jetzt, würde sie sich eine Umarmung wünschen, aber das auszusprechen traut sie sich jetzt in dieser Situation, wo er nackt war auch nicht. Er stand ruhig nackt im Dunkeln vor ihr. „Wir stehen vor Runde sechs“, sagte er leise, „bist du bereit dazu? Lass dir Zeit und spüre nach… Wenn es nicht geht, ist es auch okay, aber triff die Entscheidung ganz in Ruhe.“ Sie zögerte: „Darf ich dich was fragen?“ „Aber ja!“ antwortete er sofort. „Wie geht es danach weiter? Wirst du dann das Licht anmachen?“ „Nein. Wir werden noch eine Weile so stehen, ganz nackt voreinander, ohne uns wirklich erkennen zu können im Schutz der Dunkelheit. Dann würde ich aus dem Raum gehen, und du kannst dich in Ruhe anziehen. Fürs erste ist das genug, denke ich.“ „Okay“, Mari nickte. „Danke dass du mir das gesagt hast.“ Und kurz danach: „Ich bin bereit für Runde 6.“ „Prima, Mari!“ Seine warme, ruhige Stimme tat ihr gut. Schnell zog sie sich ihren Slip aus. Es fühlt es sich komisch an, auch diesen an ihn weiter zu geben, aber sie tat es. „Vielen Dank für deinen Mut und dein Vertrauen, Mari“, sagte er und legte ihn aufs Bett.
Mari fühlte ihre Nacktheit jetzt sehr deutlich und war froh, dass es so dunkel war. Als wenn er ihre Empfindungen spüren konnte, fragte er: „Wie fühlt es sich an, nackt zu sein?“ Sie suchte nach Worten… „Ich fühle mich sehr unsicher, habe das Bedürfnis irgendetwas Schützendes um mich herum zu haben…“ „Halt es noch etwas aus, es sieht ja keiner.“ Leider… dachte er dabei. Sie standen noch ca. eine Minute so voreinander – es war die längste Minute, die sie bisher erlebt hatte. „Wie ist es jetzt, Mari?“ Wie aus einem Nebel hörte sie seine Stimme und rang mit sich, ob sie das, was sie gerade fühlte aussprechen wollte oder lieber doch nicht. Schließlich entschloss sie sich dazu, es zu tun: „Es gibt neben den ganzen schwierigen Gefühlen auch noch etwas anderes in mir“, sagte sie leise. „Ja? Nur raus damit! Was ist es denn?“ Sie nahm allen Mut zusammen. Ich würde dich gerne fühlen, also so ein bisschen umarmen…“ „Gern, sagte er. Ich stehe direkt vor dir, ganz nackt…“ Sie nickte und nahm einen tiefen Atemzug. „Kannst du mich ein bisschen vorsichtig in den Arm nehmen?“ fragte sie leise. Er kam näher, und sie spürte ihn ganz nah. Seine Arne legen sich sanft um sie. Sie fühlte seine Haut, die Wärme, spürte die Nähe und sagte: „Joel, es ist… Es ist wie immer… Von dir umarmt zu werden, und dich zu umarmen, tut gut! Sogar auch nackt!“ Er hielt sie vorsichtig und sanft in seinen Armen. Sie hielt ganz still und spürt diesen Kontakt zum ersten Mal Haut an Haut. Es ist abenteuerlich, aber irgendwie schön, verwunderlich schön, dachte sie. Er drückte sie ganz behutsam an sich und erfreute sich auch an diesem für ihn unerwarteten Hautkontakt. „Wie ist das für dich, Mari? Wie geht es dir in meinen Armen, so nackt?“ wollte er vorsichtig wissen. „Auf jeden Fall ist es viel schöner, als nackt in Abstand vor dir zu stehen“ antwortete sie. „Es ist, als würde ich mich irgendwie beschützt fühlen.“ „Wie schön zu erfahren, dass du dich in meiner Körpernähe beschützt fühlst! Du weißt ja, ich würde dir nie etwas tun, was du nicht willst. Aber dich beschützt zu fühlen ist noch mehr als dieses Wissen. Darüber freue ich mich sehr! Du warst sehr mutig heute!“ Mari nickte: „Ja, das stimmt. Das hat mich ganz viel Kraft und Mut gekostet! Wie gut, dass du es mir durch die Dunkelheit leichter gemacht hast.“ Langsam löste sie sich aus seinen Armen. „Das war auch meine Absicht. Ich weiß ja, wie sehr dir Scham noch zu schaffen macht“, erklärte er verständnisvoll. „Ich bin fast selber erstaunt, dass ich die Runde 6 auch noch geschafft habe, gab sie zu. Und dich zu fragen ob du mich umarmst, war auch nicht leicht, aber ich wollte dann wissen wie es sich anfühlt, und hatte auch das Bedürfnis danach, nicht so allein dort nackt zu stehen.“ „Das verstehe ich gut“, nickte Joel, „aber diese Frage nach Körpernähe in dieser Situation musste von dir kommen, ganz frei und ohne Impuls von mir. So, und jetzt werde ich den Raum verlassen, so dass du dich ganz in Ruhe anziehen – und auch das Licht dabei anmachen kannst.“ Und als er an der Tür war, sagte er: „Ach ja, das Spiel ist vorbei.“
Und als Mari sich in aller Ruhe wieder angezogen hatte, schaute sie in den Spiegel, lächelte sich an und flüsterte sich selbst zu: „Wow, das habe ich geschafft heute!“
Dies Kapitel wurde gestaltet von Raffael und Miriam
Joel, der inzwischen wieder in die Meisterrolle geschlüpft war, saß Mari in ihrer heutigen Session sehr nah gegenüber, hielt ihre Hände in seinen und hatte sie angewiesen, den Augenkontakt mit ihm so lange wie möglich zu halten, egal was er fragen oder sagen würde.
Der Blickkontakt hatte begonnen und Mari fühlte sich damit etwas unbehaglich. „Sprich alles aus, was du denkst und fühlst“, ermutigte sie Joel leise. „Ich weiß, dass das hier keine rosa-Bonbon-Übung wird, aber sie wird dich dir selbst näher bringen. Und das ist doch das wertvollste Geschenk, das du dir machen kannst, oder?“ Mari nickte. „Ja, ich weiß auch nicht, warum ich es so schwierig finde, diesen Blickkontakt zu halten. Es ist so ein intensives Gefühl.“ „Ja, Mari, das ist es. Für mich auch. Sanft drückte er ihre Hände, um ihr zu signalisieren, dass alles, was auch immer sie empfand und empfinden würde, von ihm absolut angenommen werden würde. Und diese nonverbale Botschaft kam an… erreichte ihre aufgewühlte Gefühlswelt. Ein unwillkürlicher tiefer Atemzug von ihr zeigte ihm das. „Guuut… Mari, gut so… Alles ist in Ordnung…. Alles darf sein.“ Sie nickte. Die Worte taten ihr spürbar gut. „Alles ist willkommen, was auch immer du denkst, fühlst und sagst. Und auch das nicht Ausgesprochene. Du darfst alles sagen, aber du musst nicht alles sagen, verstehst du? Du bist frei. Ich sehe dich, und du siehst mich. Du siehst und wirst gesehen. Wie fühlt sich das an?“ „Es ist so ähnlich wie nackt sein“, antwortete Mari leise. „Nur in der Seele.“ „Ja, wir schauen uns durch die Augen direkt in die Seele.“ bestätigte Joel. „Und welche Art des Gesehen-werdens fällt dir leichter, Mari? Wenn wir uns in unsere Seele schauen oder wenn wir uns unsere Körper unverhüllt zeigen ?“ Mari überlegte… „Jetzt – das fühlt sich… intensiv an und irgendwie nicht leicht, aber nicht so peinlich wie die körperliche Nacktheit.“ Ihr Blick wurde unruhig, die Augen begannen zu wandern. „Bleib, Mari… weich nicht aus. Bleib im Kontakt, auch wenn das Thema sich gerade etwas brisant anfühlt. Du schaffst das…“ Ihr Blick fokussierte sich wieder auf seine Augen. „Gut so… Sag, was ist am körperlichen Nackt-sein so schwierig für dich?“ Sie zuckte mit den Schultern und schwieg. „Oder anders herum gefragt: Was macht es dir leichter, in deiner Seele gesehen zu werden?“ „Das ist nicht so peinlich, so… verboten…“ flüsterte sie. „Und wenn es nicht verboten wäre?“ fragte Joel ebenso leise. „Dann wäre es trotzdem schwierig, weil alle Unzulänglichkeiten meines Körpers zu sehen wären.“ „Na und…? Meine wären auch zu sehen. Unsere Körper sind genau so, wie unser Leben sie geformt hat. Ich würde jeden Centimeter willkommen heißen, meine Liebe!“ Immer noch den Blickkontakt haltend streichelte er zart ihre Wange und fuhr mit dem Zeigefinger ihren Hals hinunter. „Ich mag dich genau so wie du bist – deinen Körper und deine Seele. Da bin ich mir hundertprozentig sicher! Du bist so schön in deiner Echtheit! Alles was echt ist, ist schön!“
Mari empfand die Wahrheit in seinen Worten wie eine wärmende Wolke, in die er sie beide einhüllte. „Ich glaube, du hast recht, Joel. Ich fühle das gerade. Ich fühle die Tiefe und die Weisheit in deinen Worten…“ Er lächelte: „Das ist das schönste Geschenk, das gerade passieren kann“, gab er zurück. Und wenn du von dieser Wahrheit ausgehst – was ist mit dem Gefühl des Verboten-seins sich zu zeigen? Wie weise ist diese Stimme in dir, die es verbietet, uns so echt, wie wir sind, zu zeigen? Ist es eine Stimme der Angst oder des Vertrauens?“ „Es ist eine von Angst geprägte Stimme.“ „Und meinst du, es ist sinnvoll im Sinne von Kraft und Lebendigkeit, dieser Stimme zu gehorchen?“ Mari schüttelte den Kopf. „Sinnvoll ist es nicht, aber trotzdem nicht leicht, sich ihr zu widersetzen.“ Joel schaute sie verständnisvoll an. „Ja, das kann ich mir vorstellen. Wie lange ist sie schon in dir und bestimmt dein Verhalten?“ „Sehr lange… seit ich Kind bin und so viel Ärger und Scham vermittelt bekam zu dem Thema.“
„Meinst du, das war weise, was dir da als Mädchen vermittelt worden ist?“ Sie schüttelte den Kopf. Tränen traten ihr in die Augen. Joel beugte sich vor und nahm sie in die Arme. Nah an ihrem Ohr flüsterte er: „So lange richtest du dich nun nach diesen Verboten… Jahrzehnte… Willst du das immer weiter tun?“ Mari rückte etwas von ihm ab und sagte plötzlich klar und entschlossen: „Nein! Ich will der Stimme in mir folgen, die sich weit, aufgeschlossen und lebendig anfühlt.“ „Das ist ein kraftvoller Entschluss, Mari!“ bestätigte Joel. „Und damit ist unser Spiel für heute beendet. Lass uns einfach noch ein Weilchen ganz in Ruhe in der Umarmung verweilen…“
Mari war wie so oft gespannt, was Joel gleich mit ihr vor hatte. Sie hatten das Spiel bereits begonnen.
Mit verbundenen Augen hatte er sie mit den verschiedensten Koste-Häppchen überrascht, die sie sich auf der Zunge zergehen ließ.
Nun, als sie gesättigt war und immer noch auf der Kante der Couch saß, sagte Joel in seiner Rolle als Meister zu ihr: „Und jetzt, Mari, dreh dich auf der Sitzfläche der Couch um eine Viertel Drehung herum, und lass dich dann auf die ganze Länge der Liegefläche langsam hinab sinken. Leg dich hin, und entspann dich – so gut es dir möglich ist. Jetzt lasse ich dich gleich andere Erfahrungen kosten. Und auch das werden keine leberwurstähnlichen Erlebnisse sein. Wir wissen ja beide, dass du die nicht magst! Er schmunzelte Und, Mari… glaubst du mir das?“
Mari musste unwillkürlich lachen… „Ja, ich glaub dir das, aber…“
„Kein Aber, Mari!“ Joel nahm ihre Hand und hielt sie mit sanftem Druck in seiner. „Sollte dir etwas unangenehm sein, sagst du es mir genau dann, wenn du es so empfindest, aber nicht vorher die Erfahrung zerreden…“
Mari nickte. Was würde nun kommen?
Joel berührte sie mit einem zitronig duftenden Wattebäuschchen ganz sanft an der Stirn. Sie atmete erleichtert aus, das fühlte sich einfach nur gut an.
Plötzlich schabte ein Bürstchen sacht an ihrem Unterarm, auch das war ganz okay.
Leicht erschrak sie sich, als er ihre Füße abwechselnd mit einem kühlen und einem warmen nassen Waschlappen berührte, nachdem er ihr davor die Socken ausgezogen hatte.
Danach schob er ihr das T-Shirt etwas höher und kitzelte sie kurz am Bauch und in der Rippengegend – erschrocken musste sie lachen.
Nach diesem kurzen Moment süßen Qual zog er das Shirt wieder hinunter und massierte sanft ihre Schultern. Welch Wohltat!
Dann fühlte sie für ein kleines Weilchen gar nichts, konnte auch nicht wahrnehmen, an welcher Stelle Joel sich nun befand. War er überhaupt noch da??? Leise fragte sie :“Joel…?“ Seine Stimme war näher als sie gedacht hatte, als er ihr antwortete : „Ich bin da Mari.“
Kurz darauf spürte sie seine warmen Hände angenehm ihre Arme hinauf und hinunter streichen.
Etwas später fuhr Joel mit einem winzig kleinen Auto an ihrem Schienbein entlang aufwärts.
Und so kamen die verschiedensten Sinneseindrücke, mal ganz sanft und zart, mal intensiver spürbar, aber immer so, wie es für sie noch an der Grenze des Angenehmen bis Neutralen war, wobei jedoch immer mal wieder ein paar kleine unerwartete Schreckmomente enthalten waren. Von Berührung zu Berührung schienen sich ihre Sinne zu schärfen, und sie war ganz präsent in jedem einzelnen Augenblick.
Wie gut tat es ihr doch, angeregt durch diese Vielfalt sinnlicher Erfahrungen, für eine kurze Zeit gänzlich aus ihrem sonstigen Gedankenkarussell auszusteigen…
Nahezu bewegungslos lag sie auf der Couch. In einer seltenen Mischung aus wacher Anspannung und Entspannung seufzte sie leise… Das war für Joel ein Zeichen, dass es ihr gut ging , und er freute sich darüber. Schließlich legte er sich zu ihr, nahm sie in seine Arme und streichelte sie dabei über den Rücken. ´Wie schön ist DAS denn?!´ dachte Mari und streichelte ihn auch sanft an den Stellen, die sie in diesem Moment gut erreichen konnte. Und während sie sich noch näher an ihn heran kuschelte, flüsterte er ihr ins Ohr: „Das Spiel ist vorbei, Mari. Wir können es uns aber gern noch weiter hier auf der Couch miteinander gut gehen lassen…“
Als Mari auf dem Weg zu Joel war, dachte sie an das letzte Gespräch der beiden, indem sie ihm von ihren in letzter Zeit häufig auftretenden Träumen erzählt hatte, in denen es immer wieder um Prüfung und Versagensangst ging. Er hatte eine Andeutung gemacht dass er das im nächsten Treffen zum Thema machen würde. Joel hat ein wenig umgeräumt und wartete auf sie. „Hallo Mari, schön dich zu sehen, komm herein“, begrüßte er sie freundlich wie immer. Und als sie eintrat, sagt er gleich: „Das Spiel beginnt.“ Ups, dachte Mari, das ging ja schnell heute, ohne Vorgespräch, ohne etwas zu trinken, da bin ich ja gespannt, was jetzt kommt…“ Im Raum stand ein Tisch und davor und dahinter ein Stuhl. Unschlüssig betrachtete sie dieses Setting und schaute ihn fragend an. „Setz dich“, sagte er in seiner Meisterrolle sanft und brachte ihr ein Glas Wasser, ein paar weiße Blätter Papier und einen Kugelschreiber. Das scheint tatsächlich mit dem Prüfungsthema zu tun zu haben, dachte Mari etwas beklommen. Er setzte sich auf den anderen Stuhl ihr gegenüber hinter dem Tisch und fragte: „Bereit für heutige Lektion?“ „Ja, okay, ich bin bereit“, antwortet Mari. „Ich werde Dir ein paar Fragen stellen“, erklärte er, „bitte schreibe die Antwort auf und lies sie mir dann vor, verstanden?“ Sie nickte: „Ja.“ „Ich werde dir auf jede Frage eine Punktanzahl sagen, und du schreibst sie dann auf das Papier unter die jeweilige Frage.“ „Hm, ja, in Ordnung. Wie viel sind denn die maximale Punktzahl?“ „Aufgabe 1“, sagte er und schaute sie an. „Sie nickte.“ „Nenne drei Assoziationen zum Thema Vertrauen.“
Krampfhaft überlegte sie,. Warum fällt ihr nur so schnell gar nichts ein? Vertrauen… vertrauen… vertrauen… kann gelingen oder auch nicht… Dachte sie. Und dann schrieb sie auf: – Selbstvertrauen – Gottvertrauen – Vertrauen ins Leben Und dann las sie ihm die 3 Begriffe vor. Er nickte nachdenklich. „Ok, 2 Punkte. Schreib sie dazu.“ So schrieb sie die Zahl 2 und fragte sich: Welcher der drei Begriffe war wohl falsch? Warum habe ich nicht die vollen 3 Punkte erhalten. „Die nächste Aufgabe“, kündigte er an, „vervollständige den Satz: Wenn ich meinem Meister nicht vertraue, dann … „ Und sie antwortete spontan: „… dann habe ich es schwer in dem, was wir hier tun.“ Auch das las sie laut vor. „3 Punkte“, sagte er. Das scheint so eine Art Zwischenprüfung zu sein, die sich auf unsere Thematik hier bezieht, dachte Mari beklommen. So gut fühlt sie sich mit ihrem Vertrauen noch nicht… „Nenne drei Dinge, die es dir schwer machen zu vertrauen.“ „Angst zu versagen, Angst vor unangenehmen Erfahrungen, Angst vor peinlichen Momenten.“ „Hmmmm,“ sagte er, „notiere einen Punkt.“ Traurig schrieb sie einen Punkt auf und ein unangenehmes, heißes Gefühl kroch ihr den Rücken hinauf. Weiter ging es. „ „Nenne drei Dinge die dir peinlich sind.“ Oh jeh, dachte Mari, diese Fragen werden ja immer unangenehmer… Und sie schrieb nach einiger Überlegung auf und las dann vor: Wenn mir nichts einfällt zu sagen auf eine Frage… Wenn ich unangemessen oder spärlich angezogen bin… Wenn ich Fehler mache…“ „Einen Punkt“, sagte Joel. Sie schrieb die Eins hin und überlegt, was wohl passieren würde, wenn das Gesamtergebnis dieser Prüfung ungenügend wäre. Was hätte das wohl zur Konsequenz? Wenn sie doch wenigstens wüsste, was für ein System dieser Bewertung zugrunde liegt. Weiter fragte er: „Nenne drei Dinge, die dir Lust bereiten und gut tun.“ Für diese Frage brauchte sie nicht allzu lange nachzudenken: „Umarmen, Streicheln, Kopfmassage.“ „Zwei Punkte“, sagte er. Sie schrieb die Zahl zwei auf und überlegte, welcher von den drei Begriffen für ihn wohl nicht einen Punkt wert waren. Weiter ging es: „Nenne drei Dinge die erregend sind für dich.“ Mari saß vor ihrem Papier… Was könnte sie nur aufschreiben? Es war nicht so, dass ihr nichts einfiel, aber alles in ihr sperrte sich dagegen, diese Gedanken aufzuschreiben und ihm anschließend vorzulesen. Die Frage war einfach zu peinlich… Der Widerstand zu groß… Er schaute auf die Uhr. Schließlich sagte sie: „Ich kann dazu nichts aufschreiben, entschuldige bitte.“ Er nickte und meinte: „Null Punkte.“ Ihr fällt zwar ein dass es sie erregt an der Brust berührt zu werden, aber sie bringt es nicht fertig das aufzuschreiben Das war klar, sie schrieb die Null hin und kämpfte mit den Tränen. „Dann schauen wir mal. Zähl mal alles zusammen. Wie viele Punkte hast du insgesamt?“ „15“ antwortete sie. „Und? Was glaubst du, hat es gereicht?“ Was würde das denn jetzt bedeuten? Und welche Folgen würde es haben? überlegte sie in Gedanken und antwortete: „Ich weiß es doch nicht. Ich hoffe zumindest, dass ich nicht durchgefallen bin, auch wenn ich die letzte Frage gar nicht beantworten konnte.“ „Hm, du meinst du hast bestanden?“ So wie er das fragt, klingt es eigentlich nicht so. Drängte sich ein unangenehmer Verdacht auf. Aber tapfer vertrat sie sich: „Wenn ich selbst jetzt meine eigene Lehrerin wäre, dann würde ich schon meinen ich hätte bestanden, ich habe, so meine ich, jede Frage bis auf die letzte beantwortet.“ Und so bekräftigte sie noch einmal: „Ja, ich glaube ich habe bestanden.“ „Und wie fühlt sich das an?“ fragte er mit undurchdringlichem Blick. „Im Moment noch sehr unsicher, weil ich ja nicht weiß ob es stimmt. Kannst du mir nicht bitte sagen, was du darüber denkst? Wie dein Urteil ist?“ Er redete weiter, ohne ihre Frage zu beantworten. „Und was könntest du wohl bestanden haben?“ Mari zuckte mit den Schultern. „Ja, wenn ich das wüsste… Diese ganze Situation ist irgendwie so undurchschaubar Geht es vielleicht darum, wie zufrieden du mit mir hier bist?“ „Und? Wie wirke ich? Bin ich zufrieden?“ fragte er weiter. Unschlüssig scheute sie ihn an. „Auch du wirkst ziemlich distanziert und undurchschauber, also ich neige dazu zu sagen, du wirkst nicht sehr zufrieden.“ Traurig schaute Mari an ihm vorbei aus dem Fenster. „Das ist eine Interpretation – in einer Situation, die du, wie du sagst, nicht durchschaut hast. Eben warst du noch der Meinung bestanden zu haben. Warum sollte ich dann unzufrieden sein?“ „Du wirkst auf mich irgendwie so… Und meine Einschätzung, kann ja abweichend sein von dem sein, was du denkst.“ „Kann… aber muss nicht! Gerade warst du noch von dir überzeugt. Warum jetzt so unsicher?“ „Ich weiß nicht… Deine Fragen und dein Auftreten verunsichern mich.
Er begann, etwas zu lächeln. „Das war eine schwierige Prüfung, oder?“ Jetzt kamen Mari die Tränen tatsächlich, sie konnte sie nicht mehr zurückhalten. „Ja, das war wirklich eine schwere und unangenehme Prüfungssituation!“ Er ergriff sofort ihre Hand, drückte sie sanft und nickte. „Waren das so ähnliche Gefühle, wie du sie in deinen Träumen hast, die dich so belasten?“ „Ja stimmt, so ähnlich…, aber sag mir doch jetzt bitte mal, was du über mich denkst?“ brachte sie aufgeregt heraus. Er lächelte: „Ich finde, du hast du gut behauptet in einer merkwürdigen Situation…, die… du viel zu ernst genommen hast.“ „Wie meinst du das?“ Fragend schaut Mari ihn an. Er antwortete gelassen: „Na, was bringt mich denn im eine Position dich zu prüfen? Und was hätte es für einen Sinn, Vertrauen zu bewerten? Und was hätte es darin für eine Konsequenz oder für einen Abschluss geben sollen? Aber die Situation hat dich sofort gefangen genommen…“ „Ja, das stimmt, ich habe mich durch das Setting in einer ziemlich heftigen Drucksituation gefühlt. Ich dachte nach und nach immer mehr, dass es darum geht, wie zufrieden du mit mir bist hier in unserem Miteinander – grundsätzlich, und speziell heute in dieser Prüfungssituation ganz besonders.“ „Meinst du echt, über Vertrauen und ähnliches würde ich eine schriftliche Prüfung machen? Schon sehr unwahrscheinlich, oder?“ „Darüber habe ich gar nicht nachgedacht. Das hat mich gefühlsmäßig alles tatsächlich sehr an meine Träume erinnert…“ Joel nickte. „Ja, ich wollte dich diese Gefühle bewusst spüren lassen und sehen, wie du reagierst. Du hast nicht gezögert, nichts in Frage gestellt, warst sofort drin.“ Sie entgegnete: „Ganz am Anfang habe ich eine Frage nach dem Bewertungssystem gestellt, aber die hast du ignoriert, und dann traute ich mich nicht weiter zu fragen. Und stimmt… dann war ich in der Situation gefangen.“ „Wie geht es dir jetzt?“ fragte er. „Naja, noch ziemlich durchgerüttelt. Das waren ja auch Fragen, die mich tief innen betroffen haben. Und ich wüsste immer noch gern, was du über meine Antworten gedacht hast.“ „Ich habe allem einfach nur interessiert zugehört ohne es wirklich zu bewerten. Das war nur Show, um es prüfungsähnlich zu machen. Ich habe bewusst einfach nur Zahlen genannt, die eigentlich gar keinen Sinn ergaben.“ Mari schüttelte verwundert den Kopf. „Es waren ja immer drei Dinge, nach denen du gefragt hast. Deshalb dachte ich, dass die Zahlen je nach deiner Zufriedenheit eine eins, zwei oder drei ergeben müssten, also drei wenn alles top war und eins ziemlich mangelhaft. Na ja und 0 war ja sowieso klar am Ende. War es nicht so?“ „Nein, das hast du dir nur so ausgedacht. Du kanntest die Kriterien nicht… weil… es keine gab!“ „Es gab absolut keine??? Und dabei hast du manchmal so ausgesehen, als würdest du genau nachdenken.“ Er lachte. „Ich wusste nicht einmal, wie die nächste Frage lauten würde, das ergab sich nach und nach aus dem, was du sagtest.“ „Das ist ja dann eine seltsame Prüfung… Was war deine Absicht dabei?“ „Ich wollte dich mit den Gefühlen deines Traumes konfrontieren und dir die Gelegenheit geben, sie bewusst in einer sicheren Situation wahrzunehmen, in der du zum Beispiel auch hättest aussteigen oder die Prüfung verweigern können, oder sie mit Humor nehmen… Wie auch immer – ich wollte kein Wissen, sondern Reaktionen wahrnehmen und heraus kitzeln. Die Situation war eigentlich ganz harmlos.“ „Aber angefühlt hat sie sich nicht so harmlos!!! Du hast sie so gestaltet dass sie schon ziemlich bedrückend für mich war.“ „Der Druck passierte aber nur in deinem Kopf. Ich habe dir keine negative Folge angedroht oder auch nur irgendwie angedeutet und in den Raum gestellt.“ „Ja das stimmt, gab Mari zu, „aber wenn du ehrlich bist, hast du schon einiges dazu getan, dass ich mich so verunsichert gefühlt habe, oder?“ „Ja, aber du hast dich sofort einfach darauf eingelassen.“ „Du hast mich, glaube ich, absichtlich in eine Drucksituation gebracht – und ja ich habe mich einfach darauf eingelassen das stimmt.“ „Ja, und den Druck hast du dir selbst gemacht, „ich habe keine Erwartung gestellt, keine Anforderung, keine mögliche Konsequenz genannt, ja, ich habe nicht mal das Wort Prüfung erwähnt.“ „Hast du nicht??? Das ist mir gar nicht mehr ganz präsent. Für mich war die Situation so eindeutig… Aber sag doch mal ehrlich, das hast du doch erwartet oder?“ „Ein Stück weit schon, aber ich habe ganz bewusst auf jede Formulierung verzichtet, die mit Prüfung zu tun hat, um dir zu zeigen, dass du dir den meisten Druck ganz alleine in dir selbst machst.“ „Na das ist dir gelungen!“ „Und was denkst du jetzt darüber?“ „Es passiert ziemlich von alleine, und das leider sehr oft, dass ich mir Druck mache, meine ich. Ich würde mir von mir selber wünschen, dass ich nicht so schnell in solche Fallen tappe.“ „Wichtig ist, dass du erkennst, dass du selbst dir den Druck machst!“ „Das hilft mir aber, glaube ich nicht, dass ich beim nächsten Mal nicht wieder in diesen Automatismus hinein gerate. Das passiert irgendwie ganz von alleine, ohne dass ich mir dessen bewusst bin.“ „Du wirst dich an diese Situation heute sicher öfter erinnern, wenn wieder solche Gefühle in dir entstehen, und dann ist der wichtigste Schritt zu prüfen, wer in der Situation die Erwartung hat.“ Mari wiederholte die Worte: „… wer in solchen Situationen die Erwartung hat. …Du meinst, das bin meistens ich selbst – und ich projiziere dann meine Erwartungshaltung in den anderen hinein…?“ Joel nickte. „Ja, vermutlich ist das oft so – auf jeden Fall zwischen uns beiden, aber wahrscheinlich auch öfter mal in deinem täglichen Leben. Du machst dir den meisten Druck selbst – und nur du kannst dann den Druck such verringern.“ Mari nickte nachdenklich – Ja, da ist was dran, aber im Außen können andere Menschen schon verstärkend auf den Druck einwirken oder entlastend. Allein schon ein Lächeln oder ein distanzierter Blick können ein subjektives Druckgefühl verstärken oder lindern, finde ich.“ „Ja sicher können andere dein Druckgefühl erhöhen oder lindern, aber frage dich immer, ob die anderen wirklich bestimmte Erwartungen an dich haben, oder ob du das nur vermutest. Und selbst wenn sie welche an dich haben, wäge für dich ab, ob du sie erfüllen willst, oder nicht. Es ist immer deine Wahl.“ „Ja das stimmt, das ist meine Verantwortung, da hast du recht. Und selbst wenn sie Erwartungen haben und sich so verhalten dass sie den Druck erhöhen, ist es ja meine Entscheidung, ob ich mich von ihnen abhängig machen will oder nicht…“ Joel nickte bestätigend. „Ja genau. Und welche Situation könnte es schon geben, wo du wirklich unter Druck kommen könntest? Wie viele Prüfungen willst du denn machen?“ Dabei lächelte er. „Aber auch ohne reale Prüfungen erscheint mir das Leben oft wie eine grpße Prüfung. Ich habe Angst davor, dass andere von mir enttäuscht sind. Frage mich immer, ob ich mich angemessen verhalten habe, ob ich etwas vermasselt habe ohne es zu merken… Es geht glaube ich darum, mich von ihrer Erwartungshaltung unabhängig zu machen.“ „Ja, denn nur in echten Ptüfungssituationen ist ihr Urteil wirklich entscheidend.“ „Stimmt, der wichtigste Mensch in meinem Leben bin ich – und entscheidend ist was ich selber von mir denke.“ „Jeah! Das ist der Punkt! Damit ist das Spiel fast zu Ende… Eine Frage noch.“ „Ja ??? Mari nahm wahr, wie ihr Herz schon wieder unwillkürlich zu klopfen begann.“ „Gibt es wirklich nichts, dass dich erregt?“ Mari antwortete etwas verlegen: „Doch, natürlich gibt es Dinge, die mich erregen, aber ich war einfach nicht in der Lage sie aufzuschreiben.“ „Nun dann freue mich darauf, sie nach und nach zu erfahren.“ Er lächelte. „Das ist Spiel ist vorbei.“
„Kannst du mich jetzt bitte mal ganz fest in die Arme nehmen?“ fragte sie erschöpft. „Aber gerne doch!“ Er kam zu ihr, und sie schmiegte sich in seine Arme. „Das tut jetzt sooo gut,“ flüsterte sie. Er drückte sie sanft und eng an sich. Sie atmete ganz tief. „Gott sei Dank ist diese Situation vorbei!“ „Du hast sie gut gemeistert!“ sagt er leise in ihr Ohr. Erstaunt schaute sie ihm in die Augen: „Das meinst du nicht wirklich?! Ich habe mich ja richtig gefangen nehmen lassen. Habe das alles nicht durchschaut und einfach mitgespielt. Aber eins sage ich dir: Daraus will ich wirklich was mitnehmen!!!“ Er nickte: „Na, dann hat es doch einen Sinn gehabt! Und ich muss schon sagen: Du hast dich tapfer da durchgekämpft und warst sogar der Meinung dass du es geschafft hast. Das ist schon nicht so leicht gewesen! Du hättest auch viel früher aufgeben und scheitern können.“ Mari lächelte: „So habe ich das noch gar nicht gesehen, da hast du auch wieder recht. Jetzt habe ich noch eine Bitte an dich.“ „Welche?“ fragte er interessiert. „Könntest du bitte sagen: Mari, du hast die nicht stattgefundene Prüfung bestanden!“ Er lächelte und sagte laut und deutlich: „Mari, du hast die nicht stattgefundene Prüfung bestanden!“ „Danke!“ Jetzt lächelte auch Mari 😊 und fühlte sich richtig froh.
Bei Joel Mari und Joel saßen bei Kaffee , Tee und Gebäck noch etwas gemütlich zusammen, bevor das heutige Spiel begann, in dem Joel wieder die Meisterrolle für Mari einnahm. Anschließend ging Joel in die Küche und kam mit zwei Osternestern zurück, die er auf den Tisch stellte. „Ach die sehen ja süß aus“, meinte Mari fröhlich. „Ich dachte mir… eine kleine Osterüberraschung“, lächelte Joel verschmitzt. „Süße Idee!“ „Aber da ist nicht nur Schokolade drin“, meinte er. „Oh, was gibt es denn noch in den Eiern? Vielleicht Eierlikör?“ Mari schaute versonnen zu den Osternestern. „Nein, sie sind mit etwas umwickelt, dass ich hinzu gefügt habe“, antwortete er mit einem Blick, den sie nicht deuten konnte. „Was hast du denn hinzu gefügt?“ fragte sie, worauf er ihr erklärte: „In dem linken Körbchen sind Geschenke, und im rechten stecken Herausforderungen.“ „Wie jetzt… Wie meinst du das?“ Langsam ahnte Mari, dass die Eier nicht nur süß waren. Ernst schaute er sie an und antwortete: „Nun, in jedem Ei des linken Körbchens ist etwas, von dem ich hoffe, dass es dir Freude bereitet, und in jedem Ei des rechten Körbchens steckt eine Herausforderung für dich – etwas, dass du tun oder erfahren kannst.“ Mari wurde unruhig. „Ach so…? heute…? Jetzt…? Hier…? Er nickte. „Ja, beide Sorten Eier sind für hier und jetzt bestimmt. Das Spiel beginnt!“ Fragend schaute Mari ihn an. Was würde jetzt kommen? Er trank ganz in Ruhe einen Schluck Kaffee, und sie spürte, wie das wohlbekannte Kribbeln ihrer Aufregung langsam in ihr aufstieg. Schließlich sagte er: „Mari, du darfst dir jetzt aus jedem Körbchen ein Ei nehmen. Wähle sie jetzt aus und lege sie vor dich hin.“ Mari betrachtete die beiden Körbchen und versuchte, irgendwelche Ahnungen zu bekommen, welches Ei jeweils für sie das Beste sei. Ob die Farben etwas darüber verraten würden…? Schließlich entschied sie sich für ein gelbes Ei aus dem Geschenke-Körbchen und für ein rosafarbenes Ei aus dem Körbchen der Herausforderungen. Rosa ist eigentlich die zarteste Farbe, dachte sie dabei, möge es also auch die sanfteste der Herausforderungen sein. Nachdem sie ihre Wahl getroffen hatte, fragte Joel: „Welches Ei würdest du gerne als erstes öffnen?“ Diese Entscheidung fiel ihr leicht: „Das rosafarbene Ei aus dem Körbchen der Herausforderungen, dann weiß ich wenigstens, woran ich bin.“ „Ja dann…“ meinte er und schob das gelbe Ei etwas zu Seite. „Soll ich es jetzt auswickeln?“ fragte Mari. „Ja bitte“, nickte er und beobachtete sie. Vorsichtig wickelte sie das rosafarbene Papier ab, mit dem das Ei umwickelt war und strich es glatt. Es erwies sich als ein Zettel, auf dem etwas geschrieben stand. „Ich möchte, dass du den Text laut vorliest“, sagte er. „Da die Schrift ziemlich klein war, musste sie einen Moment lang genau hinschauen. Dann erkannte sie die Schrift, schaute ihn kurz an und las: Übung macht den Meister: Abgabe deiner Kontrolle in einer Weise, die du so ähnlich bereits kennst. Er schaute sie fragend an: „Und? An was denkst du?“ Von den beiden Ideen, die ihr kamen, wählte sie die für sie angenehmere Variante: „Willst du mir die Augen verbinden?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein – nicht die Augen.“ Dann wurde ihre Befürchtung also wohl wahr. „Meinst du… meine Hände?“ Er nickte: „Ja – eine echte Osterüberraschung, oder? Und wie so oft wird es um die Stärkung deines Vertrauens gehen.“ „Ach Mensch, Joel… hätte ich doch ein anderes Ei genommen!“ „Was, wenn dies das harmloseste Ei war?“ Mari runzelte die Stirn. „Äh, was hast du dir denn noch ausgedacht???“ „Das wird nicht verraten und ein Umtauschrecht gibt es ohnehin nicht“, sagte er ernst, stand auf und holte ein Seil. Mari spürte augenblicklich, wie ihr Adrenalinpegel stieg. Dabei versucht sie sich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass sie Joel ja nun schon ein Weilchen kannte und ihm vertraute. Aber dieser Gedanke hatte nicht die Kraft, sie wirklich zu beruhigen. „Setz dich bitte hierher.“ Zögernd stand sie auf und setzte sich auf den Stuhl, den er nun in die Mitte des Zimmers gestellt hatte. „Streck deine Hände nach hinten“, sagte er sanft. Sie atmete tief durch und tat was er verlangte. Behutsam griff er ihre Hände und zog sie leicht nach hinten. Sie spürte dabei, wie ungeschützt sie sich fühlte in dieser Körperhaltung mit den Händen hinter der Stuhllehne und atmete möglichst tief um sich zu beruhigen. „Es wird dir nichts passieren“, flüsterte er ihr ins Ohr. Mari hatte so mit sich zu tun, dass sie nichts antworten konnte. Sie wollte gern möglichst ohne Widerstand diese Übung schaffen, aber es fiel ihr schwer, auch wenn sie wusste, dass er ihr nichts tun würde. Ihre Emotionen und ihren Körper erreichte dieses Wissen nicht. Joel begann, das Seil vorsichtig um ein Handgelenk zu wickeln. Es kostete sie viel Überwindung, die Hände beide hinten zu lassen, aber sie erinnerte sich an das letzte Mal, in dem er es nicht wirklich fest geknotet hatte, und sie es hätte öffnen können, wenn sie gewollt hätte. Nun wickelte er das Seil um das zweite Handgelenk. Ihr Magen fuhr Fahrstuhl, und in ihren Händen und Füßen kribbelten Ameisen, aber sie behielt die Hände hinten. Er band das Seil um beide Gelenke und zog es etwas fester. Dieser Reiz brachte sie an den Rand ihrer Nervenkraft, und sie rief: „Joel, ich habe Angst! Das fühlt sich anders an als letztes Mal!!!“
Wie es in dieser Übung weiter geht, erscheint morgen
Bevor das Spiel begann und Joel in die Rolle des Meisters schlüpfte, fragte er Mari, wie er das immer tat: „Wie geht es dir heute, Mari?“ „Danke schön, ganz gut,“ war ihre Antwort. Er nahm wahr, wie ihr Augenlid zuckte und fragte: „Also nicht aufgeregt?“ Mari lachte etwas verlegen. „Natürlich, aufgeregt bin ich immer vor unseren Spielen!“ Er sah sie an, wartete einen Moment, veränderte leicht seine Sitzposition und meinte schließlich: „Ah… Okay! Dann wird es Zeit, dass das Spiel beginnt.“ Mari zuckte unwillkürlich leicht zusammen und dachte: Immer wieder gelingt es ihm, mich mit dem Anfang des Spieles irgendwie zu überraschen, obwohl ich es ja erwarte. Er schmunzelte: „Und? Jetzt noch aufgeregter?“ „Ja, stimmt“, gab sie zu. „Und wie fühlt sich das genau an?“ „Mein Herz klopft schneller, es kribbelt in den Armen und Beinen…“ „Kribbeln hört sich doch gut an – oder?“ „Naja… halb, halb“, antwortete sie etwas zögerlich. „Es ist einerseits sehr lebendig und aufregend, andererseits aber auch irgendwie ein bisschen schwierig in dem aufgeregten Gefühl. Da haben wir ja schon mal drüber gesprochen…„ „Und ist es jetzt eher schwierig aufgeregt oder eher lebendig aufgeregt?“ Mari hielt einen Moment inne, um nach zu spüren… Ich würde sagen 40% lebendig und 60% schwierig aufgeregt, diese Mischung ist meistens am Anfang des Spieles so.“ Joel sah sie freundlich an. „Was kann ich tun, um dich etwas zu beruhigen?“ Überrascht antwortete Mari: „Das ist ja lieb, dass du fragst. Alleine schon die Frage tut gut. Hm… eine Umarmung wär schön.“ „Aber gerne!“ lächelnd ging er auf sie zu und umarmte sie. Mari nahm einen tiefen Atemzug und empfand seine Umarmung als sehr wohltuend. Ganz sanft und doch fest hielt er sie im Arm. Sie kuschelte sich eng an ihn und dachte dabei: „Ach könnte doch diese Umarmung gaaaanz lange anhalten…“ Langsam spürte Mari, wie ihre Aufregung sich etwas legte und sie ein bisschen ruhiger wurde. Schließlich löste sie sich aus der Umarmung. „Und?“ fragte er, „besser?“ Sie nickte und sagte leise: „Ja, das war schön, hat gut getan!“ „Magst du ein Glas Wein?“ „Oh?“ Überrascht schaute sie ihn an. Wein hatte er ihr bisher noch nie am Anfang eines Spieles angeboten. „Ja, gern…“ „Okay, wie schön“, damit löste er sich von ihr und ging in die Küche, während Mari sich wieder auf die Couch setzte und wartete. Ihre Gedanken wanderten zurück zu den vielen prickelnden Erlebnissen, die sie hier mit ihm schon erlebt hatte…Nach kurzer Zeit hörte sie ihn aus der Küche rufen: „Du kannst gerne schon vorgehen.“ „Vorgehen? Was meinst du?“ fragte sie verwundert mit etwas lauter Stimme, so dass er sie in der Küche verstehen konnte.“ „Na, ins Schlafzimmer“, antwortete er und öffnete den Wein. „Ups! Aber von Schlafzimmer war doch überhaupt nicht die Rede…“ überlegte Mari – allerdings so leise, dass er sie in der Küche nicht hörte. „Das mit dem Schlafzimmer war doch schon mal, und er hatte doch selbst gesagt, dass das eine bewusste Provokation war… Er wollte damit eine impulsiven Reaktion provozieren, anhand derer sie anschließend einiges über Fehleinschätzungen und eine neue Einstellung zum Fehler-machen verinnerlicht hatte. Nein, diesmal würde sie sich nicht ins Bockshorn jagen lassen, beschloss sie. Aber was sollte im Schlafzimmer geschehen? Egal… Ich will ihm heute vertrauen, beschloss sie, und machte sich auf den Weg ins Schlafzimmer. Im Flur hörte sie ihn mit der Flasche und den Gläsern hantieren „Bin gleich soweit“, rief er aus der Küche. Inzwischen stand sie vor der Schlafzimmertür und zögerte noch etwas… Schließlich öffnete sie die Tür. Wow, was war das denn? ! Das Bett sah ja aus wie zu einem Picknick vorbereitet. Erstaunt betrachtete sie es, also sollte das Spiel wohl heute hier stattfinden… Sie hört ihn hinter sich kommen. „So“, sagte er, und die Gläser klirrten. Sie nahm einen tiefen Atemzug und beschloss, jetzt erst einmal abzuwarten. Auch wenn ich schon wieder ziemlich aufgeregt bin, ich will heute gelassener bleiben als letztes Mal, sagte sie sich selbst. „Tritt ruhig ein“, hörte sie ihn dicht hinter ihr sagen, „oder sieht das hier gefährlich aus?“ „Nein, gefährlich sieht es nicht aus“, gab sie leise zu. „Na, dann trau dich“, meinte er lächelnd, ging an ihr vorbei und setzte sich gemütlich, halb liegend aufs Bett. Langsam ging sie nun auch auf das Bett zu und setzte sich auf die andere Seite des in der Mitte stehenden Tabletts mit schön angerichteten Leckereien.
„Ich dachte, ich zeige dir, dass allein der Ort eines Schlafzimmers noch nichts bedeutet.“ Er goss Wein in zwei Gläser und hielt ihr eins entgegen. „Lass uns anstoßen.“ „Okay“, sie nahm ihr Glas und stieß mit ihm an, ohne etwas zu sagen. Mit einem fröhlichen „Prost!“ nahm er einen Schluck, und sie tat es ihm nach. „Entspann dich, Mari. Niemand wird dir was tun, auch hier nicht.“ Mit diesen Worten nahm er etwas Käse vom Tablett und ließ ihn sich schmecken. „Wie umsichtig, dass du das so explizit sagst. So ein Stückchen Käse würde ich auch gern nehmen.“ Lächelnd steckte er ihr ein Stückchen Käse in den Mund. „Lass es dir schmecken! Nur ein kleiner lockerer Imbiss im Schlafzimmer heute.“ Warum kribbelte es ihr trotzdem so im Bauch? Und irgendetwas im Magen fuhr Fahrstuhl. Ja, das Wort „heute“ war es, was sich so seltsam bemerkbar machte. Was würde das nächste Mal kommen? Wenn heute vorbei war…? Egal, jetzt lasse ich mir den Käse und und den Wein schmecken, beschloss sie. „Mach es dir doch auch gerne etwas gemütlich“, lud er sie ein, und sie nahm auch die Beine hoch auf das Bett. „Darf ich helfen?“ fragte er schnell, beugte sich vor und zog ihr behutsam einen Schuh aus. Da sie noch den Wein in der Hand hielt, musste sie mit Bewegungen vorsichtig sein. Sie kichert ein bisschen verlegen, „gibt es da nicht ein Märchen, in dem ein Schuh eine Bewandtnis hatte?“ „Ja“, überlegte er, „ich glaub, das war Cinderella.“ Er hielt nun ihren Fuß in den Händen. „…Und dein Fuß ist gewiss so zierlich und schön wie ihrer war.“ Wie angenehm sich seine warmen Hände um ihren etwas kühlen Fuß schlossen. Sie genoss diese Berührung. Sanft massiert er ihn ein wenig. Für einen Moment schloss sie die Augen, und spürte nur diese wunderbare Berührungen an ihrem Fuß, nahm einen tiefen Atemzug und meinte: „Oh, tut das gut!“ Ganz ruhig massierte er den Fuß in langsam kreisenden Bewegungen. Kurz öffnete sie die Augen, stellte das Weinglas auf das Tablett, das in der Mitte des Bettes platziert war, um dann die Augen wieder zu schließen. Ach eigentlich konnte sie sich auch ein bisschen mehr ausstrecken… Nun zog er ihr auch den zweiten Schuh aus, und begann, diesen Fuß leicht zu massieren. Unwillkürlich drehte sie sich von der Seitenlage auf den Rücken, damit der andere Fuß nicht so verdreht lag. Sanft massiert er die Füße und die Zehen… Welch eine Wohltat! Nach und nach entspannte sich Mari, wozu auch der Wein etwas beitrug. Er hielt inne und trank einen Schluck Wein. „Das hat sich wunderschön angefühlt, Joel!“ Auch sie nahm ihr Glas in die Hand und sie stießen noch einmal an. „Und? Ist es so schlimm, im Schlafzimmer zu sein?“ fragte er lächelnd. „Nein, natürlich ist das heute nicht schlimm…“ musste Mari zugeben. „Und du liegst sogar auf dem Bett… War das die ganze Aufregung wert?“ „Normalerweise passieren halt im Bett andere Dinge. Das brauche ich dir doch wohl nicht zu erklären, oder?“ Sie war etwas gereizt bei seinen Worten. „Nein“, entgegnete er gelassen, „nicht grundsätzlich. Es passiert, was beide wollen! Das ist das Entscheidende.“ Oh, dieser Satz hatte Kraft! „Mari, ich verstehe, dass das Schlafzimmer eine symbolische Wirkung in sich trägt für Dinge, vor denen du noch Angst hast. Doch sei sicher: Hier wird niemals etwas geschehen, wozu du nicht bereit bist.“ Er beugte sich vor, gab ihr einen Kuss auf jeden Fuß und flüsterte: „Das Spiel ist vorbei.“
Mari wurde vom Regen überrascht und und klingelte durchgefroren bei Joel, mit dem sie wieder einmal zu einem Rollenspiel verabredet war, in dem er die Rolle des Meisters übernahm. „Oh Mari, du bist ja ganz durchnässt, komm rein“, sagte er und ging sofort ins Bad, um etwas zum Abtrocknen für sie zu holen. Sie blieb abwartend im Flur stehen. Er kam mit einem großen Handtuch zurück und legte es ihr um die Schultern. Diese fürsorgliche Geste fühlte sich gut an, und sie rubbelte sich ihre Bluse ab so gut es eben ging. Er half ihr und rieb ihr mit dem Handtuch über den Rücken. Als sie jedoch niesen musste und er sah, dass sie vor Kälte zitterte, meinte er: „Ich glaub du solltest deine nassen Sachen ausziehen, Mari.“ Etwas unschlüssig schaute sie ihn an. „Hm… könntest du mir vielleicht ein T-Shirt von dir borgen?“ fragt sie vorsichtig. Er nickte: „Ja, sicher“, und holte eines seiner Shirts und gab es ihr, worauf sie damit im Bad verschwand. Es war ein relativ langes T-Shirt, in dem sie sich einigermaßen wohl fühlte, auch als sie ihre lange, total durchnässte Hose ausgezogen hatte. Als sie aus dem Bad kam, wurde ihm anhand ihrer nackten Beine erst deutlich, dass sie auch eine Hose brauchen könnte und fragte: „Magst du noch eine Hose haben?“ „Oh ja, sehr gerne Joel, das wäre prima!“ Daraufhin brachte er ihr eine enge Sporthose, in die sie schnell hinein schlüpfte. Zu ihrer Erleichterung passte sie einigermaßen. Er lächelte: „Jetzt besser?“ „Prima, ich danke dir. Ja jetzt fühle ich mich wohler.“ Er schaute sie einen Moment lang an… „Dann beginnt das Spiel?…Jetzt!“
Maris Herz begann zu klopfen. Er ging auf sie zu und unwillkürlich trat sie einen Schritt zurück. „Oh? Was ist denn?“ fragte er. Da es ja auch keinen für sie selbst plausiblen Grund dafür gab, antwortete sie: „Nichts…“ „Gib mir deine Hand, Mari“, forderte er sie auf. Sie gab ihm ihre rechte Hand. „Wirst du mir folgen?“ Sie spürte ihren Herzschlag deutlich. Wohin und wie würde er sie führen, dass er so explizit fragte? Das tat er ja sonst nicht. Sie nickte und sagte: „Ja.“ Er ging drei Schritte zurück und zog sie leicht an der Hand. Sie folgte ihm und wurde von ihm in einem kleinen Kreis durch das Wohnzimmer geführt – fast wie in einem Tanz. Froh, dass sie von ihm trockene Sachen bekommen hatte und sich darin einigermaßen wohl fühlte, hatte Mari inzwischen richtig gute Laune, während sie mit ihm an seiner Hand durch das Wohnzimmer ging. Er zog sie nach einem Weilchen in Richtung des kleinen Flurs Verwundert ließ sich Mari durch den Flur führen. „Was machen wir hier?“ fragte sie unbedacht. Ernst sah er sie an. Wieder einmal hatte sie nicht an die Regel gedacht, innerhalb des Spiels keine vermeidbaren Fragen zu stellen. Er sagte noch nichts dazu und führte sie an den Türen vorbei bis zur Tür am Ende des Flurs, aber aufgrund seines Blickes wurde ihr das jetzt bewusst. Mit unguten Gefühlen ging sie mit ihm ein paar Schritte weiter. Schließlich standen sie direkt vor der Schlafzimmertür. Sie schaute ihn von der Seite an und dachte: „Um Gottes Willen bloß nicht noch eine Frage stellen!“ Er öffnete die Tür und sie sah direkt das große Bett. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, und sie versteifte sich, als er mit ihr das Zimmer betreten wollte.
„Nein, das möchte ich nicht!“ Fast wie ein Schrei kamen die Worte aus ihrem Mund. Er sah sie einen Moment stumm an. Dann fragte er: „Hast du nicht gesagt du folgst mir?“ „Aber doch nicht in dein Schlafzimmer! Wir sind doch sonst immer im Wohnzimmer, was soll denn hier geschehen?!“ Mari war jetzt so verschreckt, dass ihr die Frage-Regel des Spiels und alles sonstige Prozedere nicht mehr präsent waren. Joel entgegnete in einer für ihn auch in der Meisterrolle untypischen Härte: „Das ist schon die zweite Frage und eine Verweigerung.“ Siedend heiß stand sie da und erstarrte.
Als er ihren Zustand wahr nahm, schloss er die Tür und führte sie zurück ins Wohnzimmer zu einem Sessel, in dem sie regelrecht in sich zusammen sank und zu zittern begann. Er setzte sich vor sie, nahm ihre Hände und hielt sie fest. Diese Geste tat ihr gut und gab ihr ein bisschen Halt. Sie hob ihren Blick und schaute ihn kurz an. „Wie geht es dir Mari?“ Es fühlte sich an, als würde er ihr mit seinen Augen eine Brücke bauen wollen. Dadurch dass er sie so wärmend anschaute und ihre Hände hielt, tauchte sie aus ihrer Erstarrung wieder auf und war in der Lage mit ihm zu reden. „Es tut mir leid, ich bin noch nicht soweit – wirklich es tut mir leid! Ich konnte nicht mehr klar denken. Ich fühle mich furchbar!“ „Warum?“ Immer noch hielt er sie mit seinem Blick. „Du hast doch bereits gesagt: zwei Fragen und eine Verweigerung. Außerdem habe ich Angst…“ „Angst? Wovor?“ „Na du wirst mich ja nicht ohne Grund ins Schlafzimmer geführt haben! Ich kann das noch nicht!“ „Was kannst du denn noch nicht? Was hast du erwartet?“ „Mari bekam einen roten Kopf… Na – mit dir Sex haben…“ „Wow?! Das wäre aber ziemlich plötzlich gekommen, oder? Nach all den vielen kleinen Schritten, die wir miteinander gegangen sind…“ Verlegen stammelte sie: „Na, warum hast du dann… Warum wolltest du… Wir waren doch immer im Wohnzimmer… Ich dachte…“ „Was dachtest du?“ fragte er unbeirrt weiter. Jetzt wurde Mari heftig: „Das weißt du doch nun ganz genau! Warum muss ich es jetzt noch mal aussprechen?!“ Ruhig antwortete er: „Ich frage mich, wie du darauf kommst. Wie kommt es, dass du diese Vermutung hast?“ „Na, was sollte ich denn bei dem plötzlichen Schlafzimmer-Besuch ansonsten denken?!“ „Vielleicht wollte ich dir nur etwas zeigen… Vielleicht wollte ich eine Decke oder etwas anderes holen… Wie kommt es, dass du nach all unseren Spielen und Vertrauensübungen denkst, dass ich dir plötzlich solch einen für dich großen Schritt zumuten würde?“ „Ich konnte nicht mehr klar denken! Die Assoziation, als ich das Bett gesehen habe, war einfach da. Bitte entschuldige! Ich war verschreckt und verunsichert in dem Moment, es tut mir wirklich leid – auch dass ich diese Assoziation gehabt habe, weshalb ich dir ja nicht mehr weiter folgen konnte…“ Weiter fragte er: „Wie fühlt es sich für dich an Mari – Drei Fehler in so kurzer Zeit… zwei Fragen und eine Verweigerung.“ „Es fühlt sich schrecklich an! Ich würde am liebsten davonlaufen, aber damit kann ich es auch nicht ungeschehen machen. Bei diesen Worten kamen ihr die Tränen…
Er hielt noch immer ihre Hand und fragte sie mit sehr sanfter Stimme: „Mari, glaubst du, du hättest die Fehler vermeiden können?“ Sie schüttelt weinend den Kopf. „Ach nein, es war ja gar keine Kontrolle mehr in mir… !“ Er drückte behutsam ihre Hand. „Mari, Irrtümer, Fehleinschätzungen und Fehler passieren! Es wird nie möglich sein, alle Fehler zu vermeiden.“ „Das ist ja das Schlimme. Ich kann mir Mühe geben soviel ich will… Irgendetwas geht immer daneben. Das ist nicht nur jetzt so, das ist schon mein ganzes Leben lang so: Immer wieder vermassele ich irgendetwas! Nie reicht meine Mühe aus! Ich wollte dir wirklich folgen, als du mir die Frage gestellt hast und ich dir meine Hand gab. Und plötzlich war ich out of order.“ Er strich ihr mit einer zarten Bewegung über die heiße Wange. „Du solltest gar nicht erst versuchen, alles perfekt zu machen. Jeder Mensch macht Fehler. Es ist einfach menschlich!“ Sie sagte leise: „Ich habe dich enttäuscht und habe nicht angemessen gehandelt oder gedacht! Mensch das tut mir so leid und tut so weh in mir.“ „Su sagst ja selbst, du konntest gar nicht anders.“ Sie nickte: „Ja, das stimmt. ich konnte in dem Moment nicht anders.“
„Mari, schau mich bitte an. Ich sage dir jetzt etwas wichtiges: Ich habe deine Reaktion bewusst provoziert. Ich wusste, dass ich damit viel zu weit gehen würde.“ Verwundert hob Mari jetzt ihren Kopf und sah ihn an. „Wie jetzt? Warum das? Wolltest du mich fertig machen?“ Er schüttelte den Kopf. „Auch wenn das jetzt erstmal so scheint, aber nein! Ich erschuf diese Situation, die dich in unkontrollierbares Verhalten brachte, um dir zu zeigen, dass es unmöglich ist, immer alles in optimaler Weise zu tun und um einen Anlass zu schaffen, das Fehler-Thema, das dich schon so lange blockiert, gemeinsam zu durchleuchten. Das waren so intensive Gefühle, dass du dich daran wohl immer erinnern wirst. Und damit auch an die Erkenntnis, die daraus resultiert: Es ist unmöglich, manche Verhaltensweisen zu unterlassen, die zu „Fehlern“ führen – und damit zeichnete er zwei Anführungszeichen in die Luft. Ihre Gedanken wurden immer verworrener, wer hatte denn nun eigentlich den Fehler gemacht… „Du wolltest also, dass ich Fehler mache?!“ Er nickte. „Ja, ich wollte es. Insofern bin ich mindestens zur Hälfte mitverantwortlich dafür. Auch wenn du manchmal die Regeln vergisst, auch wenn du etwas verweigerst – übrigens welch schlimmes Wort! Du darfst schließlich auch etwas ablehnen und dafür die rote Ampel anwenden. Das ist alles nicht schlimm, Mari! Selbst wenn ich eine kleine Show abziehe und mit erhobenem Zeigefinger daher komme. In Wahrheit ist das niemals ein Problem. Na, und dann gibt es gibt ja auch noch unsere kleinen Ausgleichsrituale, genannt Strafe. Er zwinkerte mit den Augen. Na und??! Du brauchst keine Angst vor Fehlern haben, denn Fehler passieren und sind unvermeidlich.“ Er legte seine Hände sanft auf ihre Schultern und schüttelte sie ganz sacht. „Mari, du kannst immer nur alles so gut machen, wie du es kannst – der Rest liegt nicht in deiner Macht. Denn könntest du es anders tun, hättest du es ja anders gemacht. Und für das, was du selbst bei allem Wollen nicht anders tun kannst, brauchst du dich auch nicht schlecht zu fühlen.“
Irgendetwas wurde bei diesen Worten in ihr leichter. Sie verstand es nicht genau, was da in ihr passierte, aber es war, als wenn eine zentnerschwere Last von ihr abfiel… Wir reden nächstes Mal weiter darüber“, sagte er leise, aber bestimmt. „Jetzt möchte ich dir nur noch gut tun. Wie wäre es mit einer schönen entspannenden Kopf-Massage hier auf der Couch, in der sich deine Gefühle und Gedanken beruhigen können?“ So nahm dieses so heftig begonnene Spiel ein sehr sanftes, wohltuendes Ende.
Nach einem Gespräch über die feine Gradwanderung zwischen aufregendem, schön lebendigem Prickeln und Angst, fragte Joel, der das Spiel bereits begonnen hatte und in der Meisterrolle war: „Magst du mir deine Hände geben, Mari?“ und hielt ihr seine Hände hin. Sie nickte und legte ihre Hände in seine. Es fühlte sich gut an zu spüren, wie seine warmen, großen Hände ihre umfangen hielten. Dann ließ er sie langsam und sanft über ihre gleiten – es war wie ein sanftes Streicheln, was ein wohliges Gefühl von Entspannung in ihr auslöste. Nach einem Weilchen begann er, ihre Hände etwas anzuheben. Sie ließ ihre ganz locker und folgte seinen Bewegungen. Immer höher hob er sie bis sie sich schließlich in Höhe ihres Gesichtes befanden. Gerade als sie begann, sich darüber zu wundern, veränderte er seinen Griff und umfasste ihre Handgelenke, drückte ihr die Hände über ihren Kopf, so weit, dass sie nach hinten überkippte und auf dem Rücken landete mit den Händen hinter dem Kopf liegend. „Huh!“ Erschreckt stieß sie einen kleinen Schrei aus und wollte die Hände wegziehen. Doch er hielt sie fest, während er schnell einen langen schwarzen Schal unter einem hinter ihr liegenden Kissen hervor zog. Noch nicht ahnend, was jetzt kommen würde, bat sie: „Bitte lass mich los!“ „Nein, jetzt nicht!“ antwortete er bestimmt, während er schon geschickt den Stoff um eine Hand wickelte. Entsetzt rief Mari: „Du willst mich doch heute nicht fesseln?! Das war nicht abgesprochen! Bitte hör auf!“ Ruhig erwiderte er: „Doch war es! Erinnere dich! Du hast mir kurz nach Weihnachten erlaubt, dich überraschend zu überwältigen – jederzeit, um eine Vertrauenserfahrung zu machen. Jetzt ist es soweit!“ Oje, jetzt fiel es Mari wieder ein. Dass sich das so anfühlen würde, war ihr nicht klar. Während er den Schal um das zweite Handgelenk wickelte, versuchte sie erfolglos ihre Hände zurückzuziehen – keine Chance! Er fasste fester zu, und knotete schließlich den Schal zusammen, so dass ihre Hände diesmal deutlich gefesselt waren. Erschreckt japste sie nach Luft. „Jetzt bist du ganz hilflos mein“, sagte er ganz ruhig und leise in ihr Ohr. Heftig ein und ausatmend lag sie in ihrer Wehrlosigkeit auf der Couch. Die Angst stieg wie eine heiß-kalte Welle ihre Wirbelsäule empor. „Was machst du jetzt mit mir?“ fragte sie entsetzt, während er aufstand, ihre Füße nahm und auch auf die Couch legte. Dabei drehte er sie so, dass sie nun längs auf dem Sofa lag. „Bitte… Bitte rede mit mir… Das macht mir solche Angst!“ brachte sie heraus. Er legte sich neben sie. „Ich werde dir nichts tun, keine Sorge, nichts, was du nicht schon kennst! Du sollst die Wehrlosigkeit nur wahrnehmen… einfach spüren, dass du jetzt ganz meinem Willen unterworfen bist. Und du weißt, ich will dir gewiss nur Gutes!“ In der ganzen beunruhigenden Situation fühlte es sich irgendwie tröstlich an, dass er neben ihr lag. Entsetzt realisierte sie: „Ich bin jetzt wirklich hilflos! Ich glaube du hast sogar diesmal einen Knoten gemacht. So hat es sich jedenfalls angefühlt… Stimmt das?“ „Ja, diesmal bist du ganz echt gefesselt“, bestätigte er leise und legte seine Hand auf ihren Bauch. „Ich will deinen Bauch spüren“. Er streichelte sie und öffnete einen Knopf ihrer Bluse über ihrem Bauch. Maris Aufregung stieg. Es kribbelte heiß und kalt durch Arme und Beine bis in den Kopf hinein, als würde Pfefferminzöl durch ihre Blutgefäße rauschen. In diesem Moment vergaß sie, dass es Joel war, der mit ihr ein Spiel spielte und dem sie mittlerweile zu vertrauen gelernt hatte. Sie war wie in einem Film gefangen in ihrer Angst. „Nein“, schrie sie. „Nein!!! Bitte nicht!!!“ „Mari, ist das rot?“ fragte er ernst. „Wie jetzt rot…?“ Verwirrt schaute sie ihn an. Selbst die Bedeutung ihres gemeinsamen Ampel-Codes hatte sie vergessen. Joel nahm die Hand von ihrem Bauch und legte sie ihr mit leichtem, beruhigendem Druck auf die Schulter. „Hey, Mari, schau mich an!“ Langsam drehte sie ihren Kopf zu ihm und blickte in seine freundlichen Augen… Es war, als würde sie aus einem Traum aufwachen… „Joel!“ „Ja! Erinnere dich. Du wolltest die Erfahrung machen, überwältigt zu werden, eventuell auch zu kämpfen und zu spüren, dass jemand stärker ist als du und dir nichts Schlimmes dabei geschieht.“ Jetzt erinnerte sie sich wieder an dieses Gespräch. „Nun, ich darf dich zwar überwältigen, aber du kannst jederzeit die rote Karte ziehen. Dann brechen wir das Spiel sofort ab. Diese Vereinbarung gilt immer!“ Sanft strich er mit einem Finger über ihre Wange. „Nun? Sind wir bei Rot? Was meinst du? Oder kribbelt es noch in Gelb?“ „Kannst du mir bitte einen kleinen Moment Zeit lassen?“ fragte sie noch immer ziemlich außer Atem. „Natürlich“, antwortete er ruhig und blieb dicht neben ihr liegen. Langsam senkte sich ihre Aufregung wieder auf einen erträglichen Level. Er schaute sie sanft an. Okay dachte sie, und redete sich selbst gut zu: Ich habe die Möglichkeit jederzeit die rote Karte zu ziehen, ich muss es nicht jetzt gleich tun. Ich kann noch abwarten. Er reagiert ja gleich, wenn ich ROT sage, selbst jetzt, als mir die Ampel nicht mehr einfiel, hat er nachgefragt… Und sie sagte: „Ich bin kurz vor rot aber noch in rötlichem Gelb, also sagen wir Orange.“ „Das freut mich sehr“. Bei diesen Worten legte er seine Hand wieder auf den Bauch. Als er spürte, dass sich ihr Atem wieder beruhigt hatte, öffnete er noch einen zweiten Knopf und schob einen Finger in die nun etwas offene Bluse. Ihre gesamten Aufmerksamkeit war auf seine Hand gerichtet, die er nun langsam unter die Bluse schob. Wieder ließ er sie einen Moment lang so liegen und streichelte dann ihren Bauch noch oberhalb des dünnen Tops. Sie atmete tief ein und aus. Als er dann schließlich begann, das Top langsam nach oben zu schieben, fragte sie sich: Wie weit würde er gehen?! Konnte sie ihm wirklich vertrauen? Er zog es so weit hoch, dass seine Hand auf ihrem nackten Bauch lag. Ihre Brust blieb bedeckt. Ganz starr wurde sie bei seiner Berührung und hielt die Luft an. Das Gefühl von Wehrlosigkeit wurde immer intensiver und beängstigender. Seine Finger strichen sanft über ihren Bauch, blieben aber in der Bauchmitte in der Nähe ihres Nabels. Sie erinnerte sich an das Wunschritual zur Jahreswende, in dem er auch ihren Bauch berührt hatte und mit Lebensmittelfarbe ihr Kraftsymbol darauf gezeichnet hatte. Dabei hatte sie auch Angst gehabt, aber es war nichts Schlimmes geschehen… Sie hatte ihre ganze Kraft gebraucht, um ruhig liegen zu bleiben, so wie es auch jetzt war. Seine Finger strichen sanft um ihren Nabel herum und streichelten nur den Bauch, er wanderte nicht höher und nicht tiefer. Aber er KÖNNTE es! Wenn sie doch nur nicht gefesselt wäre und sich so hilflos fühlen würde…
„Wie fühlt es sich an, dass ich mit meiner Hand jetzt überall hingehen könnte?“ fragt er leise in ihr Ohr. „Das fühlt sich ganz furchtbar an,“ erwiderte sie, „ich bin die ganze Zeit kurz vor Rot. „Wie ist das Gefühl, ausgeliefert zu sein, sich hingeben zu dürfen?“ fragte er, „wie ist das mit dem Kribbeln jetzt?“ „Ich möchte nicht, dass du dir mehr nimmst, als ich dir freiwillig geben kann! Das Kribbeln ist sehr heftig – ziemlich schlimm!“ Schnell atmend stieß sie diese Worte hervor. „Ich würde in einer solchen Situation nie weiter gehen, als du es schon kennst“, erklärte er ruhig, zog seine Hand weg und knöpfte die Bluse wieder zu. In diesem Moment wurde ihr klar, wie unangemessen ihre Angst war. „Tut mir leid, jetzt habe ich dich sicher verärgert. Das wollte ich nicht! Ich kann gegen diese plötzlich auftauchenden Angst-Gefühle manchmal nichts tun“, versuchte sie zu erklären. „Bitte nimm es mir nicht übel.“ „Aber nein, ganz und gar nicht“, versicherte er ihr und löste die Fesseln. „Du warst sehr tapfer und mutig. Das Spiel ist vorbei.“ Mit diesen Worten löste er den Schal von ihren Handgelenken.
„Joel, es tut mir leid, dass ich in solch eine Angst abgerutscht bin.“ Sie setzte sich auf, und schaute ihn sehr unsicher an. „Aber Mari, das braucht dir doch nicht leid zu tun. Wir wissen doch beide, dass die Angst bei dir immer mal wieder an getriggert werden kann. Ich finde, du bist tapfer durch die Situation durch gegangen – und das so ganz wehrlos! So etwas wäre, als wir miteinander begonnen hatten, noch völlig undenkbar gewesen!“ Erleichtert erklärte sie: „Ich habe gedacht, als du, also ich meine… als der Meister die Bluse zugeknöpft hatte: „Das war’s! Jetzt ist er verärgert, weil ich so etwas gesagt habe! Weil ich es in dem Moment für möglich hielt, dass du weit über meine Grenzen gehen könntest. Oh Mist! Dass ich dir das zugetraut habe!“ Beschämt senkte sie ihren Blick und fuhr sich unruhig mit der Hand durch die Haare. Erstaunt und sehr aufmerksam schaute Joel sie an. „Warum bist du so aufgeregt, Mari?“ „…Weil mir das mit dem Vertrauen nicht besser gelungen ist. Ich hätte mich besser im Griff haben sollen! Es fühlt sich so schlimm an, wenn ich versage!“ „Mari, merkst du, wie hart du zu dir bist? Du hast nicht versagt, denn du hast nicht aufgegeben! Du hast trotz deiner Angst das Spiel nicht abgebrochen!“ „Na ja…“ Mari überlegte, „es stimmt, dass ich nicht die rote Karte gezogen habe, hat mich viel Kraft gekostet.“ „Ja, das war sicher nicht leicht, an der Stelle noch die Kraft zu finden und zu sagen, es ist noch nicht rot. Das war bestimmt eine ziemliche Überwindung und daher eine große Leistung!“ „Danke, dass du das auch so siehst. Nimm es bitte nicht persönlich, wenn ich manchmal in Ängste gerate, die eigentlich gar nichts mit dir zu tun haben, so wie jetzt eben.“ „Mach dir darüber bitte keine Sorgen, Mari! In solch intensiven Spielen, in denen wir so nah an deinen Angstgrenzen entlang wandern, kann das immer wieder mal geschehen. Damit muss ich – gerade wenn ich in der Rolle des Meisters bin – immer rechnen. Und ich bin sicher, ich werde in solchen Momenten immer Wege finden, dich wieder zurück zu führen in das, was gerade da ist – und das wird nie etwas Schlimmes sein! Und wenn deine Angst manchmal der Situation nicht angemessen erscheinen mag – wer will das messen? Die Intensität der Angst hat immer mit den inneren Prägungen zu tun, das hast du gar nicht in der Hand. Darüber würde ich mir nie ein Urteil erlauben und erst recht nicht verärgert sein! Mari, du darfst immer fühlen, was du fühlst und es auch ausdrücken!“ Erleichtert schaute sie Joel an. „Ich finde, du bist wieder einen großen Schritt weiter gegangen,“ sagte er lächelnd, „was hältst du jetzt von einer Umarmung?“ Mari nickte. „O ja, so gerne!!!“ Und als er sie fest in seine Arme nahm, konnte sie fühlen, dass wirklich alles gut war. Jetzt löste sich ihre Anspannung ganz. „Wow, war das heute heftig! Aber jetzt ist alles gut.“ Dankbar schmiegte sie sich an und genoss es, in seinen Armen gehalten zu werden. „Ja, das war eine sehr intensive Übung“, bestätigte er. „Stimmt“, nickte sie, „ist alles gut, Joel?… Auch bei dir?“ „Ja, bei mir ist alle super“, antwortete er ganz entspannt. „Ich genieße unsere Umarmung jetzt auch.“ „Darüber bin ich froh! Danke für dieses Spiel, das mich sehr gefordert hat – und danke für… überhaupt!“ „Ich danke dir auch, Mari, für dein Mitspielen und für… überhaupt!“ lächelte Joel.
Als Mari heute das Wohnzimmer von Joel betrat, bemerkte sie das es ungewöhnlich warm war. Auf dem Tisch lag der Seidenschal, den sie nun schon mehrmals vor ihren Augen hatte. Joel ging noch einmal in die Küche, um etwas zu trinken zu holen, schenkte Mari ein Glas Wasser ein und sagte: „Ich denke, wir machen heute beim Thema Vertrauen weiter. Bist du bereit, Mari?“ Sie schluckte und antwortete: „Ja, ich bin bereit.“ Welche Übung würde wohl heute auf sie zu kommen? Sie spielte sie mit ihm ja diese Rollenspiele, um ihr Vertrauen zu stärken, dennoch hatte sie immer wieder etwas Angst vorher und oft auch innerhalb der Spiele.
„Das freut mich sehr“, lächelte Joel, „das Spiel beginnt.“ Mit diesen Worten nahm er den Schal in die Hand, stellte sich hinter sie, legte ihn ihr ganz sanft über die Augen und verknotete ihn schließlich.
Mari stand still und versuchte mit ihrer Aufregung klar zu kommen. Was würde nun wohl geschehen?
„Alles gut, Mari?“ fragte er leise.
„Ja, alles okay, ich bin nur ein bisschen aufgeregt“, antwortete sie ehrlich.
„Du weißt, ich passe auf dich auf, nicht wahr?“
Sie nickte.
„Es ist recht warum, magst du deine Strickjacke ausziehen?“ bot er ihr an.
Das tat sie gern, denn ihr war in der Aufregung ziemlich heiß geworden. Er half ihr dabei, und als die Jacke fast ausgezogen war, verdrehte er sie plötzlich so, dass ihre Arme in der Jacke gefangen waren. Sie versuchte, sich da irgendwie heraus zu winden, doch er zog ein paar mal an der Jacke, so dass die Arme plötzlich darin eingebunden waren.
„Halt still Mari“, wies er sie an.
Mari erschrak. „Ach, das machst du mit Absicht…“
„Ganz ruhig Mari“, flüsterte er leise an ihrem Ohr. Ich bin und bleibe die ganze Zeit in deiner Nähe. Dir kann nichts geschehen.“
Nun konnte sie nichts sehen und ihre Arme kaum bewegen. Sie versuchte, ihre Aufregung durch ruhigeres Atmen in den Griff zu bekommen, aber das funktionierte kaum. Sie fühlte sich äußerst nervös.
„Setz dich“, sagte er und führte sie, so dass sie sicher zu dem Stuhl gelangte. Sie nahm ihn von hinten an ihren Knien wahr und fühlt sich ziemlich hilflos. Joel half ihr mit einem festen Griff an den Schultern, dass sie sich ganz vorsichtig und sicher setzen konnte. Sie spürte deutlich, wie ihr Herz schlug.
Als sie sicher saß, ließ er sie los, und es wurde still im Raum. Dass sie nicht wusste, wo genau er war, konnte sie nur schwer aushalten. Es gab keine Geräusche, die ihn verrieten. Sie lauschte angestrengt, spürte den Pulsschlag in den Ohren rauschen. Endlich durchbrach er die Stille: „Gut, Mari, jetzt steh auf. Sie konnte nicht genau zuordnen, wo er sich im Raum befand. Langsam erhob sie sich und fühlte sich dabei sehr unsicher, da sie sich ja mit den Händen nicht abstützen konnte.
„Sehr gut Mari“, lobte er sie, „und jetzt geh drei Schritte vor.“
Langsam setzt sie drei Schritte nach vorn.
„Ja, prima, nun dreh dich nach links und geh zwei Schritte vor. „ Sie folgte seiner Anweisung und fühlte sie sich langsam etwas sicherer.
So ging das noch ein ganzes Weilchen, mal nach links, mal nach rechts, mal mehr mal weniger Schritte, bis sie völlig die Orientierung im Raum verloren hatte. Mit der Zeit wurde sie sicherer dabei, und fühlte sich irgendwie ganz seltsam ruhig in dieser Orientierungslosigkeit. Immer ruhiger wurde ihr Denken… Mit der Zeit war nichts mehr wichtig, nur immer der nächste Schritt. Seine Anweisungen gaben ihr irgendwie eine Struktur vor, an der sie sich innerlich festhalten konnte. Sie brauchte nur zu folgen, nichts selbst zu entscheiden. Das tat richtig gut. Nach der gefühlten hundertsten Anweisung sagte Joel zu ihr: „Du machst das sehr, sehr gut Mari. Bleib einen Moment so stehen. “ Seine Stimme schien fast um sie herum zu klingen… Sie freut sich über das Lob , stand still und erwartete, dass er ihr nun die Augenbinde abnehmen würde und die Übung beendet sei, aber nein… Es kam eine weitere Anweisung: „Jetzt, lass dich nach hinten fallen, Mari.“
Boah… Das kostet Überwindung. Sie konnte nicht einschätzen, in welchem Abstand er sich von ihr befand. Gern würde sie seiner Anweisung folgen, aber noch gelang es ihr nicht.
Er nahm ihren inneren Kampf wahr und ermutigte sie: „Du warst beim Gehen so mutig und sicher, Mari, das hast du so phantastisch gemacht, nun lass dich noch rückwärts fallen.“
So gern würde sie wissen, wo er stand, wusste aber, dass es keinen Sinn hatte, ihn zu fragen. Sie erinnerte sich an die vielen Male, in denen er eine Übung für sie leichter gestaltet hatte, als sie zuvor dachte. Auch daran, dass er sie schon einmal von hinten aufgefangen hatte, dachte sie. Das war nun schon viele Wochen her. Ganz nah hatte er hinter ihr gestanden… Sicher würde er darauf achten, sie auch dieses Mal nicht fallen zu lassen. Warum war es dennoch so schwer, los zu lassen und sich nach hinten fallen zu lassen. Sie atmete tief ein und dachte: „Jetzt!“ Aber es gelang nicht, ihr Körper folgte einfach nicht ihrer gedanklichen Anweisung.“
„Komm Mari,“ lockte er sie freundlich, „du weißt, dir wird nichts passieren.“
Immer noch zögerte sie…
Und bei seinen Worten: „Ich weiß, du schaffst das Mari!“, holte sie tief Luft, dachte noch einmal „Jetzt!!!“ und…. ließ sich schließlich fallen.
Anders als bei dem Spiel, das sie vor einiger Zeit schon mal hatten, waren seine Hände allerdings nicht sofort da, und sie begann tatsächlich deutlich zu kippen. Doch nach einem kurzen Schreckmoment waren seine Hände da, fingen sie kräftig und fest auf, und ließen sie ganz sanft auf einen Stuhl sinken. Ihr war heiß, in ihrem Kopf kribbelte es und sie atmete aufgeregt.
„Sehr gut Mari“, lobte er sie. Froh, seine Stimme nun ganz in der Nähe zu hören, wünschte sie sich, jetzt eine Berührung von ihm zu spüren. „Würdest du mich bitte einen Moment umarmen?“ fragte sie leise.
„Aber sehr gerne“, lächelte er und nahm sie fest in die Arme.
In diesem Moment spürte sie erst, wie ihr Körper zitterte, und war dankbar für die Umarmung. Er hält sie ganz fest. „Ruhig und tief atmen, Mari, das hast du sehr, sehr gut gemacht! Du hast großen Mut bewiesen und großes Vertrauen. Es war heute ja auch deutlich schwieriger, dich fallen zu lassen, aber du hast es gemacht, Mari!“ Daraufhin zog er ihr die Strickjacke nun mit nur einem kleine Zug an der richtigen Stelle aus. Auch die Augenbinde nahm er ihr nun ab und lächelte sie an…
„Danke für deine Anerkennung, das tut gut dass die Strickjacke jetzt ab kommt!“
Sie genoss es, wieder sehen und sich frei bewegen zu können.
„Das war wirklich sehr, sehr gut Mari“, sagte er noch einmal, und dann: „Das Spiel ist vorbei!“
Mari schaute Joel an und ging einen Schritt auf ihn zu, und… er nahm sie in seine Arme.
„Da hat es mir der Meister heute aber ziemlich schwer gemacht“, erklärte sie leise, und genoß seine Umarmung.
„Ja“ gab er zurück, „das war wirklich eine starke Herausforderung an dein Vertrauen, aber du hast sie super gemeistert, hast großen Mut bewiesen und ihm vertraut.“
„Du glaubst gar nicht, wie schwer mir das gefallen ist, Joel!“
„Oh doch, das glaube ich“, sagte er und drückte sie enger an sich, „aber du konntest es, weil dein Vertrauen wächst.“
„Es war heute so unheimlich, schon am Anfang, als er so lange geschwiegen hat, als ich auf dem Stuhl saß… Dann das Laufen ging ganz okay mit der Zeit, aber das Fallen lassen – das war echt heftig! Puh…“
„Ja, zumal er vorher dafür gesorgt hast, dass du die Orientierung verlierst beim Gehen , aber du hast dich nicht irritieren lassen und hast ihm vertraut! Ich bin beeindruckt, Mari!“
„Na doch habe ich mich irritieren lassen, ich habe völlig die Orientierung verloren hier im Raum, ich habe nicht mal mehr die Richtung seiner Stimme zuordnen können, da war ich schon sehr irritiert. Und ich glaube das war Absicht, stimmt’s?!“
„Ja sicher, es sollte ja schon etwas herausfordernder sein, als beim letzte Mal, schließlich willst du ja in deinem Vertrauen wachsen – und du hast tatsächlich noch mehr Vertrauen gezeigt! Prima, Mari!“
„Hm… der Meister ist schon ziemlich kreativ in seinen Übungen, da bekomme ich jetzt schon Bammel vor dem nächsten Mal…“
„Aber du weißt doch, dass es gut ausgehen wird!“ lächelte Joel.
„Warum habe ich dann trotzdem immer wieder so dolle Angst? Ich weiß gar nicht, welche Angst heute größer war: die Angst vor dem Fallen lassen oder die Angst davor, es nicht zu schaffen.“
Joel überlegte: „Tja, warum ist das so mit der Angst… Ich denke, weil es etwas Neues, etwas Ungewohntes ist, und weil du immer noch die unangenehmen Erinnerungen in dir trägst, die in ungewissen Situationen immer wieder aktiviert werden.“
„Ja, so wird es sein. Die kommen wohl immer wieder, wenn es eine neue Steigerung der Herausforderung gibt.“
„Ja, aber mit jedem Schritt, gewinnst du mehr Vertrauen, Mari, sonst wäre es dir heute blind und mit gefesselten Händen nicht möglich gewesen, so sicher durch die Wohnung zu gehen.“
Mari schaute Joel dankbar an. „Es ist echt toll von dir, Joel, dass du mich immer wieder auf die Dinge aufmerksam machst, die mir gelingen. Hab vielen Dank dafür!“
„Ich danke dir, Mari, dass ich ein Teil davon sein kann“, sagte er und drückt sie noch einmal fest an sich.
„Was hätte der Meister eigentlich gemacht, wenn ich mir die Jacke nicht hätte ausziehen wollen?“
Dann hätte er einen anderen Weg gefunden“, sagt Joel wissend, aber rätselhaft.
„Hm okay…“, ich frage wohl besser nicht weiter nach, meinte Mari nachdenklich.
„Du würdest auch keine Antwort bekommen“, schmunzelte Joel, „ich freue mich schon auf das nächste Spiel mit dir!“
Bei Joel – Mari bekommt den Auftrag, ein „Nest“ zu bauen
Nach einer freundlichen Begrüßung begann Joel, der für Mari die Rolle des Meisters einnahm, das heutige Spiel – unerwartet wie meist – mit dem Satz: „Das Spiel beginnt“ – und gleich danach kam die Aufforderung: „Mari, ich möchte jetzt, dass du dir heute hier auf der ausgezogenen Couch ein richtig kuschliges Nest baust.“
Mari schaute auf die ausgezogene Couch mit der breiten Liegefläche. Sie hatte ja nun schon einige Male darauf gelegen, aber jetzt… Die Anweisung, ein „kuschliges Nest“ zu bauen, weckte nebulöse Vorstellungen in ihr von dem, was sie wohl heute hier erleben würde. War sie dazu bereit?
Nervös schaute sie Joel an, der ihr freundlich, aber bestimmt, zunickte. Er öffnete eine Schranktür, hinter der Decken, Laken, Kissen, und ähnliches Material zu finden war. „Bediene dich, und gestalte daraus ein Lager, auf dem du dich so richtig wohl fühlen könntest. Lass dir ruhig Zeit dabei.“
Was sollte in diesem „Nest“ wohl geschehen? fragte wieder ihre Angst-Stimme. „Ja, mach ich,“ antwortete sie, sprach aber die Frage nicht aus, wozu dieses Nest wohl dienen sollte – und machte sich an ihre Aufgabe. Er hätte ihr ohnehin keine Antwort gegeben – das wusste sie inzwischen und war froh, dass sie daran gedacht hatte, dem Impuls nicht gefolgt war und ihre Frage für sich behielt.
Auch Joel hatte das bemerkt und lächelte verhalten. Seine Schülerin kam weiter auf ihrem Weg… Dass sich in ihr Fragen bewegten, war ihm klar. Doch sie folgte seiner Anweisung ohne zu fragen, was ja eine ihrer Regeln innerhalb der Spiele war, in der sie die Rolle der Schülerin und er die des Meisters inne hatte. Der Inhalt dessen, was sie lernen wollte, war vor allem eins: Vertrauen.
Erst einmal holte Mari hervor, was sie in dem Schrank fand.
Dann wählte sie aus, was ihr gefiel und räumte den Rest wieder ein. Joel lobte sie. „Das hast du sehr schön und kuschlig gemacht! Ich muss doch gleich einmal ausprobieren, wie es sich darin liegt.“
Mari schaute zu, wie er sein Hemd auszog, sich hinlegte und sich wohlig dehnte und streckte. Schließlich öffnete er seine Arme und lud sie ein, sich bei ihm nieder zu lassen.
Etwas zögernd stand sie im Raum. Immerhin, er hatte nicht verlangt, dass sie sich ausziehen sollte… Dennoch gab es eine Schranke in ihr, sich mit ihm sozusagen in ein gemachtes Bett zu legen, denn nichts anderes war ja dieses „Nest“, das sie gebaut hatte, nun eigentlich geworden…
„Mari, zieh bitte deine Bluse aus, die wirst du hier nicht brauchen. Wir haben ja eine Decke.“
Okay! Wenigstens hatte sie ein buntes Top unter der Bluse… Sie überlegte… wie weiter? Sie fühlte sich so unbehaglich wie lange nicht mehr, doch konnte sie ja nicht die ganze Zeit hier stehen bleibe. Für solche schwierigen Momente gab es die Möglichkeit, dass sie um eine Umarmung bitten durfte… Er hatte ihr am Anfang ihres gemeinsamen Weges gesagt, dies sei immer möglich, um nicht in ein Gefühl der Starre hinein zu fallen, was ihr anfangs öfter passiert war.
„Ähm, es fühlt sich gerade ziemlich schwierig an in mir… Darf ich… um eine Umarmung bitten?“
„Gut, dass dir diese Möglichkeit eingefallen ist,“ bestätigte sie Joel. „Ja, das darfst du immer, Mari, und auch jetzt! Komm her zu mir, ich umarme dich gern.“
Damit hatte sie sich ein Eigentor geschossen… Genau das war ja ihr Problem gerade, dass sie sich nicht rühren konnte… dass sie Schwierigkeiten hatte, sich zu ihm in das von ihr eben bereitete Bett zu legen… mit wenig Kleidung…
Joel schaute sie aufmerksam an. Er ahnte, was sie bewegte und sagte sanft: „Meine Umarmung wird dir im Liegen genauso Halt geben wie im Sitzen oder Stehen. Probiere es einfach aus. Es ist nur ein kleiner Schritt, der geringfügig anders ist als sonst. Meine Umarmung wird genauso achtsam und liebevoll sein, wie du es schon oft erlebt hast.“ Geduldig und einladend lag sein geöffneter Arm auf der Matratze… Es lag nun an ihr, diesen Schritt zu tun und sich in seinen Arm hinein zu begeben.
Ich kenne und ich mag seine Umarmungen, sie tun mir gut… so redete sie sich in Gedanken gut zu, warum soll das im Liegen anders sein als im Sitzen oder im Stehen… auch wenn das jetzt ein Miteinander-im-Bett-sein ist… Und der Schritt gelang! Sie ließ sich nieder und kuschelte sich in seinen Arm, atmete tief und schloss die Augen. Ich liege mit ihm im Bett – uff!
Er zog die Decke über beide. „Wie schön, Mari, dass du diesen Schritt zu mir getan hast. Ich weiß wohl, dass dir das gerade nicht leicht fiel. Aber spür mal hin, ist es außer der Tatsache, dass wir uns liegend noch besser entspannen können, irgendwie schlimm?“
Etwas verlegen schüttelte sie den Kopf, der an seiner Schulter lag. „Nein, eigentlich nicht.“
„Und un-eigentlich?“
Sie öffnete die Augen. „Na ja, wir liegen mit nur wenig Klamotten miteinander im Bett! Die Couch ist nun zum Bett geworden… Und genau davor hatte ich ja so große Angst, mit einem Mann ins Bett zu gehen…“
„Keine Sorge, Mari, auch wenn wir hier mehr Fläche zur Verfügung haben und die „Bühne unseres Miteinanders“ sich erweitert hat und kuschliger wird, werde ich niemals etwas tun, was dir unangenehm oder für dich nicht möglich ist. Darauf kannst du dich immer verlassen!“
Er stützte sich leicht auf den Unterarm, so dass sie ihm in die Augen schauen konnte. „Willst du mir das glauben?“
„Ja, das möchte ich dir glauben.“
Sanft strich er ihr übers Haar. „Ich danke dir für dein Vertrauen – und dafür, dass du dir ein Herz gefasst hast.“
Ein vorsichtiges Lächeln stahl sich über ihr Gesicht.
„So, meine Liebe, und jetzt gibt es nur eine Aufgabe – und die heißt: Schließ deine Augen und fühle!“
Sie atmete tief ein, machte gehorsam die Augen zu und wartete mit Herzklopfen auf das, was nun geschah.
Joel hielt sie zunächst einfach nur weiterhin in seinem Arm und begann leise zu summen. Inzwischen wusste er um die beruhigende Wirkung auf sie, wenn er mit leisen Tönen ihre Seele streichelte. Nach einem Weilchen bemerkte er erfreut, wie sie etwas näher an ihn heran rückte und sich anschmiegte. Mit der anderen Hand strich er ihr übers Haar. Wohlig seufzte sie und begann sich zu entspannen. Das tat so gut…
Ihre Gedanken kamen zur Ruhe. Er strich wieder und wieder mit gleichmäßigem sanftem Druck über ihr Haar, lockerte von der Seite vorsichtig knetend ihre verkrampfte Schulter, und berührte dann behutsam ihr Gesicht, strich ganz sacht über ihre Wange. Sie merkte zu ihrem eigenen Erstaunen, dass sie sich tatsächlich wohlfühlte so nah neben ihm – und das im Bett…
Joel hatte sich für die Weihnachtszeit eine Fortsetzungsgeschichte von wohlwollenden außerirdischen Meistern zum Thema „Macht – Angst – Vertrauen – Hingabe“ für Mari ausgedacht, das er ihr in Form eines Adventskalenders geschenkt hatte.
Mari freute sich morgens schon immer darauf, ihren nächsten Umschlag zu öffnen. Sie nahm einen Schluck aus ihrer Teetasse, wickelte das kleine Schokostückchen aus dem Umschlag ihres Adventskalenders aus und las gespannt wie es Carinas weiter erging im Raumschiff mit ihrem Meister…
Carina erwacht an diesem Tag mit einem unangenehmen Druck im Kopf. Hoffentlich würden sich daraus nicht wieder so heftige Kopfschmerzen wie gestern entwickeln. In ihrem Adventskalender findet sie folgende Botschaft:
Liebe Carina, erinnere dich immer wieder einmal zwischendurch an die Leichtigkeit, die du spürst, wenn ich dir helfe zu entspannen, indem ich mit meinen Händen deinen Kopf halte und ganz sanft deinen inneren Druck und den damit verbundenen Schmerz weg streichele. Diese entspannte Leichtigkeit ist auch ein Teil von dir hinter aller Angst. Lass sie uns mehr und mehr hervor holen. In Liebe Ramon
Oh, ja – dankbar liest sie diese Worte. Leichtigkeit würde sie gerne mehr und mehr in sich spüren – bisher fühlt sich aber vieles in ihr noch recht schwer an.
Beim Frühstück fragt Ramon, wie es ihr gehe. Sie erzählt von dem Kopfdruck, mit dem sie aufgewacht ist.
“Ich glaube, es ist wichtig, dass wir einen Teil der Zeit deinem Körper widmen, Carina. Wir werden heute etwas für deinen Körper tun”, erklärt er ihr.
Mit sehr gemischten Gefühlen betritt sie heute wieder einmal seinen Raum und wäre fast rückwärts wieder `rausgegangen, als sie in seinem großen, großzügig eingerichteten Raum heute in dem hinteren Bereich, der bisher optisch abgeteilt war, eine breite Liege stehen sieht. Was hat er wohl mit ihr vor? Was meinte er mit: “…dem Körper Aufmerksamkeit schenken?”
Mit starren Augen haftet ihr Blick an der Liege, und sie bleibt wie angewurzelt stehen. Ramon tritt auf sie zu und führt sie zu der Sitzecke, wo wie immer Tee und Plätzchen auf sie warten. Aber sie hat keinen Blick dafür. “Was soll die Liege da?” fragt sie beklommen.
“Die ist für dich, Carina. Sieht sie nicht behaglich und einladend aus mit der blauen Sternendecke und den goldenen weichen Kissen? Sie haben übrigens eine leicht kühlende Wirkung für deinen Kopf. Am besten legst du dich gleich mal hin.”
Carina schüttelt heftig den Kopf. “Nein”, bringt sie heraus, “ich lege mich hier nicht hin.” Es kommt ihr vor, als würde sie sich ihm völlig ausliefern, wenn sie sich jetzt hier hinlegte.
Ihr Meister schaut sie einen Moment schweigend an, dann fragt er: “Wovor hast du Angst, Carina?”
Sie antwortet nur: “Ich will mich hier nicht hinlegen!” Auf ein weiteres Gespräch kann sie sich nicht einlassen. Der Gedanke ‘Ich will das nicht’ ist zu einer fixen Idee in ihrem Kopf geworden.
Nach einigen Gesprächsangeboten sagt Ramon: ”Doch, Carina, du wirst dich jetzt auf diese Liege legen, es ist sehr notwendig!” Carina springt auf, läuft zur Tür und stellt voll Entsetzen fest, dass diese verschlossen ist. Panisch schaut sie sich um, die Tür im Rücken. Als Ramon schließlich auf sie zukommt, springt sie mit ein paar Sätzen in die nächste Zimmerecke. Er ist im Nu bei ihr und nimmt sie einfach wie ein Kind auf seine Arme. Sie wehrt sich und schreit. Ramon hält sie ganz fest und trägt sie zur Liege. Seine Worte: “Carina, es geschieht dir nichts Schlimmes. Ich verspreche es dir!” nimmt sie gar nicht wahr.
Auf der Liege hält er die tobende, weinende Carina fest. Dabei redet er ihr gut zu: “Du brauchst keine Angst zu haben, Carina, aber es ist okay. Kämpfe, wehre dich, solange du es tun musst. Ich halte dich.”
Nach einer Weile erlahmen Carinas Kräfte. Sie spürt, sie kann gegen ihn nichts ausrichten, und so liegt sie endlich still. Immer noch hält er sie fest. “Carina, wenn ich dich jetzt loslasse, bleibe bitte liegen, sonst geht der ganze Kampf noch einmal los. Du wirst die Erfahrung, die ich heute für dich vorgesehen habe, machen, und wenn wir hier den ganzen Tag verbringen.”
Angstvoll schaut Carina ihn an. Was will er nur mit ihr machen? Warum ist er ihr heute so unheimlich? Was hat er mit ihr vor? Lässt er jetzt erst die Maske der Freundlichkeit fallen? Er schaut sie ruhig und freundlich an.
“Ich lasse jetzt los, Carina. Fühle deine Angst und deinen Widerstand, das ist völlig in Ordnung. Du kannst auch weinen und schreien, aber wenn du versuchst aufzuspringen, werde ich dich festhalten.”
Carina sieht an seinem Blick, dass es ihm ernst ist. Er lässt sie los, und sie bleibt zitternd liegen. Angstvoll erwartet sie nun, was kommen soll. Er setzt sich seitlich zu ihr auf die Liege, sieht sie sehr mitfühlend und freundlich an und beginnt eine Melodie zu summen. Bald erkennt sie, es ist das alte Schlaflied “Guten Abend, gute Nacht”, das ihre Mutter ihr oft vorgesungen hatte. Verwirrt schaut sie ihn an. Wie passt das alles zusammen? Mit einer sanften Bewegung streicht er ihr eine Haarsträhne aus der verschwitzten Stirn. Es dauert einige Zeit, bis sie sich langsam beruhigt. Schließlich sagt er zu ihr sehr sanft: “Ganz ruhig, Carina, ich weiß, das war schlimm für dich, aber es musste sein. Es ist für dich wichtig, dass du deine Gefühle durchlebst und die Erfahrung machst, dass dir trotz aller Angst nichts Schlimmes widerfährt. Ich werde dir jetzt einfach nur deine Füße massieren, das wird deinem ganzen Körper, besonders aber deinem Kopf sehr gut tun. Und ich sage dir schon jetzt: das ist alles! Mehr geschieht nicht. Nach der Fußmassage bleibst du am besten noch einen Moment liegen und lässt sie ruhig nachwirken. Dann kannst du wieder aufstehen, und wenn du willst reden wir über alles.”
Darauf zieht er ihr ihre Schuhe aus und gibt ihr eine sehr, sehr wohltuende Fußmassage, deren entspannender Wirkung sie sich nicht entziehen kann. Lange massiert er in gleichmäßigen, sanften, kreisenden und streichenden Bewegungen mit genau dem Druck, der ihr angenehm ist. Sie schließt irgendwann die Augen und hört seinem tiefen beruhigenden Summen zu.
Eigentlich fühlt sich das ganz gut an, was er da mit ihr macht. Langsam ergibt sie sich ihrer Erschöpfung, beginnt sich zu entspannen und fällt in manchen Momenten auch in einen leichten Schlaf. Als er die Massage schließlich beendet, döst sie noch eine Zeit weiter, bis sie erwacht und dann schnell die Liege verlässt.
Im Moment möchte sie gar nicht reden, soviel Verwirrung und Scham ist in ihr. Er akzeptiert das und empfiehlt ihr, sich in ihrem Zimmer noch ein wenig hinzulegen.
Den Nachmittag verbringt sie mit Jennifer auf dem Parkdeck, und zögernd beginnt sie mit ihrer neuen Freundin über ihre Erfahrung zu reden. Das Gespräch tut ihr gut.
Als sie am Abend im Bett liegt, stellt sie fest, dass sie keine Kopfschmerzen mehr hat. “Ja”, erklärt ihr Ramon, “du hast verdrängte Gefühle zugelassen und ausgelebt, so musstest du sie nicht mehr in den Kopf wegdrücken. Und du hast erlebt, dass du mit allem Kampf und Widerstand angenommen wurdest und dir bei aller Angst dennoch nichts Schlimmes geschehen ist. Nicht wahr?”
Carina nickte. „Ja, ich hatte einen ganz anderen, schlimmen Film im Kopf. Und… irgendwie muss ich jetzt zugeben, hat es mir sogar gut getan, dass ich meinen inneren Kampf auch mal körperlich ausdrücken konnte und du mich darin gehalten und nicht verurteilt hast oder sauer geworden bist.“ Etwas fragend und unsicher schaute sie ihn dennoch an…
„Aber nein, Carina, überhaupt nicht! Wie könnte ich?! Ich spüre doch, dass dein Widerstand durch Angst entsteht. Diese Angst ist alt und hat in Wahrheit nichts mit mir zu tun. Aber ich bin es, der damit umgeht – und das wird immer liebevoll sein! Darauf kannst du dich fest verlassen – selbst dann, wenn ich mal etwas tue, was sich in diesem Moment nicht ganz so leicht anfühlt. Das wird allerdings nur sehr, sehr selten der Fall sein! Aber du kannst dir immer und ganz besonders in solchen Situationen ganz sicher sein: Selbst wenn ich mal auf etwas bestehe – so wie heute, zum Beispiel, dass du dich einfach nur auf die Liege legst – werde ich dir niemals irgendetwas Schlimmes dabei tun, nichts was dich verletzen oder in unangenehmer, unerwünschter Weise berühren würde. Das verspreche ich dir!“
Carina nickt. „Danke, Ramon! Es geschah ja auch heute eigentlich nichts Schlimmes, als ich dann auf der Liege lag. Aber die Ungewissheit vorher war schlimm.“
„Hättest du mit mir geredet, anstatt zu kämpfen, wäre es gar nicht so weit gekommen, Carina. Aber du warst in einem Zustand, in dem du mich gar nicht mehr gehört hast, geschweige denn mir glauben konntest. Heute hat mir meine Intuition gesagt, dass es wichtig war, nicht nachzugeben, dass du es brauchtest, diesen Kampf einmal körperlich so auszuleben. Sei aber versichert, dass so etwas eher eine Ausnahme ist. Ich will gern immer über alles mit dir reden und gemeinsam mit dir für dich machbare gute Wege finden.“
„Das fühlt dich gut an, danke Ramon!“ Carina reicht ihm ihre Hand und er hält sie ganz behutsam ein Weilchen fest. Dann streicht er ihr sanft über die Wange und wünscht ihr eine gute Nacht. „Mögest du heute ganz entspannt schlafen können und es dir morgen richtig gut gehen, Carina!“
Morgen wird die Geschichte fortgesetzt und läuft voraussichtlich bis Weihnachten
Hier geht es zu allen bisher erschienenen Kapitel zu dieser Geschichte, die Joel Mari in der Advents- und Weihnachtszeit erzählt –>Eine utopische Heilungsreise (Märchen)
Joel hatte sich für die Weihnachtszeit eine Fortsetzungsgeschichte von wohlwollenden außerirdischen Meistern zum Thema „Macht – Angst – Vertrauen – Hingabe“ für Mari ausgedacht, das er ihr in Form eines Adventskalenders geschenkt hatte.
Heute hatten sie sich wieder getroffen und es sich bei Mari auf der Couch gemütlich gemacht. Joel lud Mari ein, sich in seinen Arm zu kuscheln und zog sie erst einmal zu einer innigen Umarmung an sich. Erfreut spürte er, dass sie sich auf die Nähe mit ihm zunehmend leichter einlassen konnte. Dann las er ihr das achte Kapitel der Geschichte vor:
Am nächsten Morgen findet Carina folgende Botschaft in ihrem Adventskalender:
Liebe Carina, du wirst mit mir erfahren, dass du angenommen und geliebt wirst, genauso wie du bist – auch mit den Teilen in dir, die dir selbst noch schwer fallen anzunehmen, und mit manchen, die dir auch noch verborgen sind und in dir ein unbewusstes Eigenleben führen. Wir werden sie gemeinsam entdecken! Okay? In Liebe Ramon
Was für Teile Ramon wohl damit meint? Eigentlich kennt sie sich doch… Oder kann es sein, dass er sie besser kennt, als sie sich selbst? Nach all dem, was sie bisher mit ihm erlebt hat, muss sie vor sich zugeben, dass es viele Fehleinschätzungen in ihr gab. Er muss ein tiefes Verständnis besitzen. Es gab noch nie einen Menschen, der in so einzigartiger Weise auf sie eingegangen war und so phantasievoll und liebevoll mit ihren Gefühlen von Angst, Abwehr, Schutzbedürfnis und all dem, was sonst noch in ihr ist, umgegangen ist.
‘Er scheint mich bis in all meine Tiefen hinein zu kennen und zu verstehen. Es kommt mir fast so vor, als würde ich langsam beginnen, ihm zu vertrauen … Was für Teile er wohl meint, die wir gemeinsam entdecken werden? Irgendwie ist es auch unheimlich, wenn jemand viel mehr über mich weiß, als ich selbst.’
Durch diesen Gedanken fühlt sich Carina ihrem Meister gegenüber wieder etwas befangen. Ständig denkt sie darüber nach, was er wohl jetzt gerade in ihr sieht, und beobachtet ihn und sich selbst unter der Fragestellung, ob sie wohl alles richtig macht.
Es dauert nicht lang und dieser innere Druck erzeugt in ihrem Kopf einen Druck, der sich schließlich zu heftigen Kopfschmerzen steigert.
Am Abend, als Ramon an ihrem Bett sitzt, schaut er ihr in die Augen und fragt: “Was ist los, Carina? Was quält dich?”
Für Carina stehen die Kopfschmerzen im Vordergrund, und sie erzählt ihm davon. Ramon nickt mitfühlend und sagt: “Es muss Gedanken oder Gefühle in dir geben, die dir Druck machen. Vielleicht fühlst du dich im Moment überhaupt nicht in der Lage, darüber weiter nachzuforschen, das ist okay. Ich will dir nur sagen, Carina, und das sage ich diesem Teil von dir, der den Schmerz produziert hat: Du bist vollkommen in Ordnung, so wie du bist. Versuche zu vertrauen… vertraue, dass alles gut ist. Vertraue dir, vertraue mir, vertraue dem Leben. Es trägt dich, es hält dich in seiner liebenden Hand. Hab dich lieb, Carina, mit all dem, was du bist, es gehört zu deinem Mensch-sein. Strebe nicht nach einer Perfektion, die nie ein Mensch erreichen kann, sei einfach du selbst und wisse: Du bist ein phantastisches, wundervolles göttliches Wesen. Alles in dir ist in Ordnung!”
Carina schaut ihn dankbar an. Seine warmherzigen, liebevollen Worte tun ihr gut. Dann streicht er ganz sanft über ihren Kopf, immer und immer wieder. Sie spürt, wie der Druck sich langsam löst, ein paar Tränen fließen, und schließlich wird sie sehr müde, entspannt sich und schläft ein.
Morgen wird die Geschichte fortgesetzt und läuft voraussichtlich bis Weihnachten
Hier geht es zu allen bisher erschienenen Kapitel zu dieser Geschichte, die Joel Mari in der Advents- und Weihnachtszeit erzählt –>Eine utopische Heilungsreise (Märchen)
Bei Mari – der Meister erzählt Mari innerhalb ihres Rollenspiels ein utopisches Märchen, eine Fortsetzungsgeschichte von wohlwollenden außerirdischen Meistern zum Thema „Macht – Angst – Vertrauen – Hingabe“
Joel (der die Meisterrolle inne hatte innerhalb des gemeinsamen Rollenspiels mit Mari) hatte sich für die bald beginnende Vorweihnachtszeit eine Märchengeschichte ausgedacht, die in einer fiktiven Zukunft angesiedelt war und eine Heilungsreise in einem Raumschiff mit außerirdischen Meistern beinhaltete. Nachdem die beiden es sich auf der Couch gemütlich gemacht hatten, erzählte er das in den letzten Tagen bereits begonnene Märchen weiter:
„Als sich Carina am zweiten Tag in ihrem Gästezimmer im Hause ihres Ausbilders für eine kleine Mittagsruhe auf ihrem Bett nieder lässt, findet sie auf ihrem Kopfkissen wieder ein kleines Briefchen von ihrem Meister vor. Mit gemischten Gefühlen beginnt sie zu lesen:
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Liebe Carina,
nun verlebst Du einige Tage allein mit einem Mann,
fühlst dich unsicher und voller “Geschichten” im Kopf.
Wenn du magst, sprich über deine “Geschichten” mit mir.
Ich höre dir gern zu.
Dein Meister Ramon
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Schwer kann Carina sich vorstellen, mit Ramon über ihre “Angst-Geschichten” in ihrem Kopf zu reden, da ihre Ängste ihr selbst peinlich und unangenehm sind. Er könnte entweder beleidigt sein, dass sie nach all der Freundlichkeit so negative Gedanken äußert, oder aber er könnte sie auch einfach auslachen und verspotten.
Tief in ihrem Innern vernimmt sie eine leise Stimme: ‘Vielleicht tut er keines von beiden und akzeptiert dich so wie du bist…` Ich werde es nur herausfinden, ob ich ihm vertrauen kann, wenn ich es versuche, denkt Carina. Aber wie soll ich da nur einen Anfang finden?`
Abends sitzen sie gemütlich zusammen am Kaminfeuer bei Gebäck und Glühwein.
In dieser behaglichen Atmosphäre versucht Ramon, Carina eine Brücke zu bauen: “Na, Carina, hast du meine Nachricht an dich gefunden?”
Beklommen nickt Carina. “Möchtest du mit mir über deine Angst-Geschichten sprechen?” fragt Ramon sie ruhig und freundlich.
Carina weiß nicht, was sie antworten könnte, wie und womit sie beginnen soll. Fieberhaft arbeitet es in ihrem Kopf, und je krampfhafter sie einen möglichen Anfang sucht, um so unmöglicher erscheint es ihr, überhaupt etwas zu sagen. Gleichzeitig fürchtet Carina, dass Ramon ihr Schweigen als Ablehnung deuten könnte und in gleicher Weise reagieren könnte. Sie fühlt sich ausweglos überfordert. Tränen treten ihr in die Augen.
Da nimmt Ramon ihre Hand ganz sacht in seine Hände. “Carina, quäle dich nicht! Wenn du jetzt nicht über deine Gedanken und Gefühle reden kannst, ist das völlig okay. Wir haben viel Zeit. Irgendwann wird der richtige Zeitpunkt kommen, und dann kannst du auch mit mir über das reden, was dich bedrückt. Ich will nicht in dich dringen, jetzt nicht und später ebenso nicht! Ich werde dir immer wieder Gelegenheiten anbieten, dich mir mitzuteilen. Mit der Zeit wirst du die Erfahrung machen, dass es dich erleichtert, wenn du deine Gedanken und Gefühle zum Ausdruck bringst. Aber den Zeitpunkt und den Inhalt bestimmst du selbst. Bitte, Carina, schließe jetzt einmal deine Augen.”
Zögernd folgt sie seiner Bitte. Was hat er jetzt mit ihr vor? Ihre Gedanken wirbeln herum. Sie hört seine ruhige, freundliche Stimme: ”Spüre jetzt einfach mal nur deine Hand, Carina. Sei ganz sicher, es geschieht dir nichts. Deine Hand liegt zwischen meinen Händen, sicher, geborgen und warm. Ich halte sie ganz behutsam, ohne Druck. Ich manipuliere nicht an ihr herum, ich quetsche sie nicht, ich biege sie nicht. Ganz behutsam halte ich sie in meinen warmen Händen. Du kannst deine Hand jederzeit bewegen, sie auch heraus ziehen aus meinen Händen. Mache dir das einfach nur bewusst. Ich lade dich morgen wieder ein, deine Hand in meine Hände zu legen, ohne jeden Zwang.”
Carina spürt tief in sich die Botschaft seiner Worte: So behutsam wie er ihre Hand hält, so sicher und sanft hält er zur Zeit die ganze ängstliche Frau in seiner Obhut. Sie versteht diese Geste als eine Ermutigung, ihm zu vertrauen. Schließlich öffnet sie ihre Augen und begegnet seinem verständnisvollen Blick. “Danke”, flüstert sie, “es tut mir leid…”
“Nichts muss dir leid tun, Carina”, antwortet Ramon. “Alles ist in Ordnung, so wie es ist. Deine Zartheit, deine Angst, der scheue Blick deiner Augen – all das bist auch du – ein liebenswertes Wesen in einer herausfordernden Welt, das nach und nach die Erfahrung machen will, dass man auch Männern vertrauen kann. Ich werde dabei dein Lehrer sein, Carina.
Vertrauen… das wird eins deiner Hauptthemen sein in unserem Miteinander in der Ausbildung. Du wirst viel Zeit dafür haben. Aber jetzt ist erst einmal genug geredet! Was hältst du davon, wenn wir etwas zusammen singen?”
Mit diesen Worten setzt er sich ans Klavier und spielt das Lied “Es ist für uns eine Zeit angekommen, die bringt uns eine große Freud”. Gemeinsam singen sie noch einige Advents- und Weihnachtslieder, die Carina so mag, dass sie sich nach und nach etwas entspannen kann.
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Morgen wird die Geschichte fortgesetzt und läuft voraussichtlich bis Weihnachten
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Einen frohen und schönen ersten Advent wünscht euch, liebe Gäste, eure Miriam
Bei Mari – Eine Übung in Selbstwahrnehmung und Selbstakzeptanz (1)
Mari und Joel saßen sich auf der ausgezogenen Couch gegenüber und Joel, der für Mari bereits die Meisterrolle in ihrem Spiel eingenommen hatte, wies sie an, etwas näher an ihn heran zu rücken und sich so hinzusetzen, dass sie ihre Hände bequem auf seine Hände legen konnte, die mit nach oben geöffneten Handflächen auf einem Kissen lagen, das in seinem Schoß lag.
Als sie eine gute Sitzposition für sich gefunden hatte, schaute er ihr ein Weilchen wie so oft zu Beginn eines Spieles in die Augen, ohne etwas zu sagen. Dies Momente empfand Mari meist als sehr lang, und sie spürte, wie Aufregung und Unruhe durch ihren Körper floss.
„Entspann dich, Mari“, sagte er ihr lächelnd. „und setz dich so bequem wie möglich hin. Du wirst gleich, wenn ich es sage, deine Augen schließen und von mir einige Satzanfänge hören. Deine Aufgabe ist es, sie zu beenden, und zwar so spontan wie möglich. Sprich das aus, was dir als erstes in den Sinn kommt, ohne nachzudenken. Sollte es passieren, dass dir gar nichts einfällt, dann schweigst du. Das ist dann auch in Ordnung. Kein Stress! Bei dem nächsten oder übernächsten Satzanfang, wird dir wieder etwas einfallen. Ich werde vielleicht manche Satzanfänge auch mehrmals sagen, damit du die Gelegenheit hast, mehreres dazu auszusprechen. Das bedeutet dann also nicht, dass ich mit dem, was du davor etwas gesagt hast, nicht einverstanden bin und etwas anderes erwarten würde.“
Mari nicke und lächelte… Wie gut ihr Meister sie doch kannte und sich jetzt schon vorstellen konnte, wo eventuelle Klippen bei ihr liegen könnten. Selbstzweifel und die Angst, nicht zu genügen, gehörten zu ihren häufigsten Schwierigkeiten, und sie empfand es als sehr fürsorglich, dass er ihr durch diese Erklärung, die er ihr gleich am Anfang etwas sagte, um möglicherweise entstehenden Druck gar nicht erst aufkommen zu lassen. „Danke Meister!“ flüsterte sie und nickte.
„Es gibt hier kein Richtig und kein Falsch, Mari. Alles was dir einfällt und was du aussprichst ist in Ordnung. Meine geöffneten Hände sollen dir das Gefühl vermitteln, dass alles von mir angenommen wird. Du lässt die Augen so lange geschlossen, bis ich dir erlaube, sie wieder zu öffnen. Hast du die Übung verstanden?“
„Ja, Meister“, antwortete sie.
„Gut, dann schließe jetzt deine Augen, und lasse sie so lange geschlossen bis ich dir gestatte, sie wieder zu öffnen.“
Sie folgte seiner Anweisung. Was wohl jetzt kommen würde…
„Gut Mari,“ hörte sie ihn sagen, „spüre deine Hände, wie sie auf meinen liegen und wie sie von ihnen getragen werden. Alles darf jetzt in sie hinein fließen und ist ganz sicher willkommen. Ich beginne jetzt mit den Satzanfängen und du beendest sie so spontan wie möglich.“
Sie nickte.
„Ich freue mich, dass…“ begann er – „…wir uns begegnet sind.“, sagte sie leise. „Ich mag es, wenn…“ – „…du sanft mein Gesicht berührst und mir über´s Haar streichst.“ „Ich wünsche mir, dass…“ – „…es keine Schwierigkeiten geben wird.“ „In Situationen, wo es schwierig wird, würde ich am liebsten…“ – „…davon laufen.“ „Wenn es mir gelingt, nicht davon zu laufen, würde ich am liebsten…“ – „…ganz klein werden und mich verstecken.“ „Wenn ich gefunden werde, würde ich mir wünschen…“ – „…ganz fest in die Arme genommen zu werden und dass es dann irgendwie leichter wird.“ „Erleichterung könnte ich fühlen, indem…“ – „…mir eine Brücke gebaut wird, dass es mir gelingt über das Schwierige reden zu können, was gerade in mir ist.“ „Wenn es mir gelingt, über das Schwierige in mir reden zu können, dann wünsche ich mir…“ – „…dass ich Verständnis und Annahme erlebe und keine Kritik und keine Strafe.“ Bei diesen Worten zitterte Maris Stimme und sie kämpfte mit den Tränen. Gut, dass sie die Augen geschlossen hatte und ihren Meister nicht anschauen musste…
Er strich sanft mit den Daumen über ihre Handrücken, zum Zeichen, dass er ihre Bewegtheit wahrnahm. „Mari, lass deine Augen noch geschlossen, auch wenn wir jetzt eine kleine Pause machen,“ sagte er leise zu ihr und legte ihre Hände sanft in die Mitte ihrer Brust auf ihr Herzzentrum. „Spüre mal, wie dein Herz für dich selber schlägt. Richte deine Aufmerksamkeit mal auf deinen Herzschlag. Und nimm ein paar tiefe sanfte Atemzüge. Du hast das bisher wunderbar gemacht!“
Leise setzte er sich hinter Mari, die leicht erschrak, als er seine Hände auf ihre Schlüsselbeine legte. Mit sanftem Druck brachte er sie dazu, ihren Oberkörper an ihn anzulehnen. „Ja,“ bestätigte er, „lehn dich an mich an, gib alles an mich ab… Spüre den Halt, den ich dir gebe. Deine Muskeln können weich werden… Du musst jetzt nichts tun , nichts denken, nichts beantworten, nichts erfüllen, nichts in Frage stellen, nichts überlegen… einfach nur sein…“
Seine Worte verfehlten ihre Wirkung nicht und halfen ihr, sich zu entspannen, loszulassen, weich zu werden… Oh wie gut das tat!…
Nachdem sie ein Weilchen einfach nur so gesessen hatten, wiegte er sie leicht hin und her. Das ließ sie tief aufatmen. Ein Gefühl von Geborgenheit breitete sich in ihr aus. Sie gab noch mehr Gewicht ab, lehnte sich gänzlich an und fühlte wie eine wärmende Gedankenlosigkeit sie einhüllte und schweben ließ…
Morgen oder übermorgen geht es weiter mit dem 2.Teil dieser Übung