Chat zwischen Frank und Maria kurz vor dem ersten Treffen
Hallo Maria! Ich wollte mich ja nochmal melden bevor wir uns treffen. Freue mich auf morgen! Wie geht’s dir?
Grüß dich Frank. Ich bin schon ziemlich aufgeregt wegen morgen. Würde dich auch gerne noch was fragen.
Geht dir nicht alleine so. Ich bin auch aufgeregt. Was möchtest du fragen? Immer raus damit!
Ich hatte ja in der letzten Woche viel Zeit zum Nachdenken. Dass ich das mit dem Thema Dominanz und meinen Fantasien angesprochen habe… ich weiß nicht, ob das richtig war. Ich hab starke Zweifel, ob ich das überhaupt umsetzen kann, ob ich deine Erwartungen auch nur in Ansätzen entsprechen kann… Ich hab ein bisschen was darüber gelesen, und da ist mir ziemlich mulmig geworden.
Maria, ich versteh dich! Jetzt wo es konkret vor der Tür steht, dass wir uns dafür zum ersten Mal treffen, kommen tausend Gedanken. Ich versichere dir: Ich habe keine bestimmten Erwartungen, und Angst musst du vor gar nichts haben. Erst mal loten wir nur Möglichkeiten aus. Nichts muss geschehen, und vor allem: Wir machen nichts, was für dich nicht geht oder sich ungut anfühlt – und erst recht nicht in der ersten Zeit, wo wir uns ja erst kennen lernen. Wir werden nach und nach zusammen entdecken, was unser beider Interesse weckt. Erstmal geht es ja in Richtung Berührungen, dass wir unsere Körper kennen lernen und das Berühren des anderen als Wohlgefühl genießen. Es soll uns beiden gut gehen damit.
Hm… okay… Auch dabei könnte es sein, dass ich schon an Grenzen stoße, obwohl ich auch den Wunsch und die Sehnsucht nach Berührung habe.
Dein Wunsch nach Berührung ist doch schon mal eine gute Basis!
Könnte ich denn sagen, wenn irgendetwas für mich nicht geht? Oder passt das nicht zu dem Rahmen von Dominanz und Hingabe, in dem wir uns ja begegnen wollen?
Ja natürlich kannst du mir mitteilen, wenn was für dich nicht stimmig ist, Maria. Das sollst du auch unbedingt tun! Dadurch, dass wir mehr voneinander erfahren, können wir uns ja nur besser kennen lernen.
Gut, dann ist das schon mal für morgen ein bisschen leichter. Und wenn die Kennenlernphase vorbei ist… nur dass ich weiß, worauf ich mich einlasse – gibt es denn weiterhin die Möglichkeit, dir mitzuteilen, wenn irgendetwas gar nicht geht für mich?
Immer gibt es die. Wir werden immer reden, und ich möchte, dass du mir offen sagst, wie es dir mit allem geht.
Okay, das fühlt sich gut an! Wann kommst du denn morgen?
Das wird morgen so gegen 15 Uhr sein. Geht das für dich?
Ja, in Ordnung. Jetzt fühlt sich der Gedanke an unser Treffen morgen leichter an.
Das ist schön. Ich freue mich drauf. Ich jetzt auch.
Na dann bis morgen, Maria. Hab ein schönen Tag – und versuch mal, nicht mehr so viel drüber nachzudenken. Wir tasten uns da ganz in Ruhe ran!
Danke, Frank! Ich wünsch dir auch einen schönen Tag! Bis morgen dann…
Joel, der im gemeinsamen Rollenspiel bereits seine Meisterrolle eingenommen hatte, saß hinter Mari auf der Couch, als sie sich vorsichtig nach hinten gleiten ließ. Sie spürte seine Hände erst an ihrem Rücken und dann an ihrem Kopf. Sicher hatte er ihn in seine Hände genommen und dirigierte ihn behutsam so, dass sie auf einem weichen Kissen zu liegen kam, das sich in seinem Schoß befand. Mari lag nun auf dem Rücken auf der Couch mit ihrem Kopf in seinen Händen. Joel ermutigte sie: „Schließe deine Augen und lass deinen Kopf ganz schwer werden, Mari, du brauchst jetzt keinen Muskel selbst zu halten. Ich halte deinen Kopf ganz sicher in meinen Händen.“
Mari folgte seinen Worten und gab Gewicht ab, ließ ihren Kopf tiefer in seine Hände hinein sinken. Ganz langsam drehte er ihn mal ein wenig nach links, mal ein wenig nach rechts – dann wieder in die Mittelposition. Ließ ihn tiefer in das Kissen hinein sinken, hob ihn wieder etwas höher.
Mari begann die Situation zu genießen. Leise summte er Töne vor sich hin, die ihre Seele berührten… Tiefer glitt sie in eine wundervolle Entspannung hinein. Leise drangen nun Worte an ihr Ohr… „Alles ist gut, Mari… alles in bester Ordnung… du kannst einfach sein… es gibt nichts zu tun… nichts zu können… nichts zu leisten… nichts zu vollbringen… nichts zu kontrollieren… nichts zu wissen… nichts zu denken… du kannst in aller Ruhe einfach sein… Auch dein Atem fließt ganz von allein, so wie dein Körper es will… Es atmet dich… Das Leben trägt dich… Meine Hände halten dich… Du bist getragen… gehalten… vom Leben geliebt… Du bist ganz sicher… behütet… geborgen… beschützt… gewollt… genau so wie du bist… Dessen kannst du dir ganz sicher sein… Jetzt, hier und wo auch immer du bist.“
Mari atmete tief und nahm diese Worte in sich hinein. Sie erinnerte sich nicht, sich jemals so geborgen gefühlt zu haben wie jetzt.
Alles Denken hörte auf, sie drehte sich zur Seite, und Joel nahm ihre Hand in seine. „Was auch immer noch geschehen mag, Mari, denke daran, was du jetzt gerade fühlst: Du bist in Ordnung und vom Leben gewollt, genau so wie du bist.“
Langsam strich er mit seiner anderen Hand über ihren Rücken, knete sanft ihren Nacken, strich ihr das Haar aus der Stirn und ließ seine Hand auf ihrem Kopf ein Weilchen ruhig liegen.
Nach einigen Minuten legte sie ihre Hand auf seine, nahm sie dann in ihre Hand und führte sie langsam zu ihrer Herzgegend, legte sie an den magischen Ort in der Mitte ihrer Brüste, während er sich langsam zu ihr hinab beugte, ihre Augen sich begegneten und ihre Blicke für einen Moment ineinander flossen in einem Gefühl grundloser, wortloser, Harmonie…
Mari legte ihre Arme um seinen Nacken, zog ihn langsam zu sich hinunter, bis ihre Lippen sich zart berührten. Joel veränderte seine Lage, um sie fester in seine Arme ziehen zu können, und sie schmiegte sich an ihn. Beide schlossen ihre Augen und waren sich so nah wie noch nie bisher. Ihr Atem, der an Tiefe gewann, fand in einen gemeinsamen Rhythmus. Für heute waren sie angekommen und ruhten sich miteinander aus.
„Immer mit der Ruhe“, flüsterte Joel, „für heute steigen wir aus unseren Rollen aus und bleiben miteinander noch in dieser schönen Energie. wir haben alle Zeit der Welt.“
Bei Joel – Mari bekommt den Auftrag, ein „Nest“ zu bauen
Nach einer freundlichen Begrüßung begann Joel, der für Mari die Rolle des Meisters einnahm, das heutige Spiel – unerwartet wie meist – mit dem Satz: „Das Spiel beginnt“ – und gleich danach kam die Aufforderung: „Mari, ich möchte jetzt, dass du dir heute hier auf der ausgezogenen Couch ein richtig kuschliges Nest baust.“
Mari schaute auf die ausgezogene Couch mit der breiten Liegefläche. Sie hatte ja nun schon einige Male darauf gelegen, aber jetzt… Die Anweisung, ein „kuschliges Nest“ zu bauen, weckte nebulöse Vorstellungen in ihr von dem, was sie wohl heute hier erleben würde. War sie dazu bereit?
Nervös schaute sie Joel an, der ihr freundlich, aber bestimmt, zunickte. Er öffnete eine Schranktür, hinter der Decken, Laken, Kissen, und ähnliches Material zu finden war. „Bediene dich, und gestalte daraus ein Lager, auf dem du dich so richtig wohl fühlen könntest. Lass dir ruhig Zeit dabei.“
Was sollte in diesem „Nest“ wohl geschehen? fragte wieder ihre Angst-Stimme. „Ja, mach ich,“ antwortete sie, sprach aber die Frage nicht aus, wozu dieses Nest wohl dienen sollte – und machte sich an ihre Aufgabe. Er hätte ihr ohnehin keine Antwort gegeben – das wusste sie inzwischen und war froh, dass sie daran gedacht hatte, dem Impuls nicht gefolgt war und ihre Frage für sich behielt.
Auch Joel hatte das bemerkt und lächelte verhalten. Seine Schülerin kam weiter auf ihrem Weg… Dass sich in ihr Fragen bewegten, war ihm klar. Doch sie folgte seiner Anweisung ohne zu fragen, was ja eine ihrer Regeln innerhalb der Spiele war, in der sie die Rolle der Schülerin und er die des Meisters inne hatte. Der Inhalt dessen, was sie lernen wollte, war vor allem eins: Vertrauen.
Erst einmal holte Mari hervor, was sie in dem Schrank fand.
Dann wählte sie aus, was ihr gefiel und räumte den Rest wieder ein. Joel lobte sie. „Das hast du sehr schön und kuschlig gemacht! Ich muss doch gleich einmal ausprobieren, wie es sich darin liegt.“
Mari schaute zu, wie er sein Hemd auszog, sich hinlegte und sich wohlig dehnte und streckte. Schließlich öffnete er seine Arme und lud sie ein, sich bei ihm nieder zu lassen.
Etwas zögernd stand sie im Raum. Immerhin, er hatte nicht verlangt, dass sie sich ausziehen sollte… Dennoch gab es eine Schranke in ihr, sich mit ihm sozusagen in ein gemachtes Bett zu legen, denn nichts anderes war ja dieses „Nest“, das sie gebaut hatte, nun eigentlich geworden…
„Mari, zieh bitte deine Bluse aus, die wirst du hier nicht brauchen. Wir haben ja eine Decke.“
Okay! Wenigstens hatte sie ein buntes Top unter der Bluse… Sie überlegte… wie weiter? Sie fühlte sich so unbehaglich wie lange nicht mehr, doch konnte sie ja nicht die ganze Zeit hier stehen bleibe. Für solche schwierigen Momente gab es die Möglichkeit, dass sie um eine Umarmung bitten durfte… Er hatte ihr am Anfang ihres gemeinsamen Weges gesagt, dies sei immer möglich, um nicht in ein Gefühl der Starre hinein zu fallen, was ihr anfangs öfter passiert war.
„Ähm, es fühlt sich gerade ziemlich schwierig an in mir… Darf ich… um eine Umarmung bitten?“
„Gut, dass dir diese Möglichkeit eingefallen ist,“ bestätigte sie Joel. „Ja, das darfst du immer, Mari, und auch jetzt! Komm her zu mir, ich umarme dich gern.“
Damit hatte sie sich ein Eigentor geschossen… Genau das war ja ihr Problem gerade, dass sie sich nicht rühren konnte… dass sie Schwierigkeiten hatte, sich zu ihm in das von ihr eben bereitete Bett zu legen… mit wenig Kleidung…
Joel schaute sie aufmerksam an. Er ahnte, was sie bewegte und sagte sanft: „Meine Umarmung wird dir im Liegen genauso Halt geben wie im Sitzen oder Stehen. Probiere es einfach aus. Es ist nur ein kleiner Schritt, der geringfügig anders ist als sonst. Meine Umarmung wird genauso achtsam und liebevoll sein, wie du es schon oft erlebt hast.“ Geduldig und einladend lag sein geöffneter Arm auf der Matratze… Es lag nun an ihr, diesen Schritt zu tun und sich in seinen Arm hinein zu begeben.
Ich kenne und ich mag seine Umarmungen, sie tun mir gut… so redete sie sich in Gedanken gut zu, warum soll das im Liegen anders sein als im Sitzen oder im Stehen… auch wenn das jetzt ein Miteinander-im-Bett-sein ist… Und der Schritt gelang! Sie ließ sich nieder und kuschelte sich in seinen Arm, atmete tief und schloss die Augen. Ich liege mit ihm im Bett – uff!
Er zog die Decke über beide. „Wie schön, Mari, dass du diesen Schritt zu mir getan hast. Ich weiß wohl, dass dir das gerade nicht leicht fiel. Aber spür mal hin, ist es außer der Tatsache, dass wir uns liegend noch besser entspannen können, irgendwie schlimm?“
Etwas verlegen schüttelte sie den Kopf, der an seiner Schulter lag. „Nein, eigentlich nicht.“
„Und un-eigentlich?“
Sie öffnete die Augen. „Na ja, wir liegen mit nur wenig Klamotten miteinander im Bett! Die Couch ist nun zum Bett geworden… Und genau davor hatte ich ja so große Angst, mit einem Mann ins Bett zu gehen…“
„Keine Sorge, Mari, auch wenn wir hier mehr Fläche zur Verfügung haben und die „Bühne unseres Miteinanders“ sich erweitert hat und kuschliger wird, werde ich niemals etwas tun, was dir unangenehm oder für dich nicht möglich ist. Darauf kannst du dich immer verlassen!“
Er stützte sich leicht auf den Unterarm, so dass sie ihm in die Augen schauen konnte. „Willst du mir das glauben?“
„Ja, das möchte ich dir glauben.“
Sanft strich er ihr übers Haar. „Ich danke dir für dein Vertrauen – und dafür, dass du dir ein Herz gefasst hast.“
Ein vorsichtiges Lächeln stahl sich über ihr Gesicht.
„So, meine Liebe, und jetzt gibt es nur eine Aufgabe – und die heißt: Schließ deine Augen und fühle!“
Sie atmete tief ein, machte gehorsam die Augen zu und wartete mit Herzklopfen auf das, was nun geschah.
Joel hielt sie zunächst einfach nur weiterhin in seinem Arm und begann leise zu summen. Inzwischen wusste er um die beruhigende Wirkung auf sie, wenn er mit leisen Tönen ihre Seele streichelte. Nach einem Weilchen bemerkte er erfreut, wie sie etwas näher an ihn heran rückte und sich anschmiegte. Mit der anderen Hand strich er ihr übers Haar. Wohlig seufzte sie und begann sich zu entspannen. Das tat so gut…
Ihre Gedanken kamen zur Ruhe. Er strich wieder und wieder mit gleichmäßigem sanftem Druck über ihr Haar, lockerte von der Seite vorsichtig knetend ihre verkrampfte Schulter, und berührte dann behutsam ihr Gesicht, strich ganz sacht über ihre Wange. Sie merkte zu ihrem eigenen Erstaunen, dass sie sich tatsächlich wohlfühlte so nah neben ihm – und das im Bett…
Joel hatte sich für die Weihnachtszeit eine Fortsetzungsgeschichte von wohlwollenden außerirdischen Meistern zum Thema „Macht – Angst – Vertrauen – Hingabe“ für Mari ausgedacht, das er ihr in Form eines Adventskalenders geschenkt hatte.
Mari freute sich morgens schon immer darauf, ihren nächsten Umschlag zu öffnen. Sie nahm einen Schluck aus ihrer Teetasse, wickelte das kleine Schokostückchen aus dem Umschlag ihres Adventskalenders aus und las gespannt wie es Carinas weiter erging im Raumschiff mit ihrem Meister…
René hatte heute beim Frühstück erzählt, dass am nächsten Tag eine Gruppe beginnen würde, in der einige Frauen zusammen mit ihren Meistern teilnähmen. Dort ginge es um Erfahrungsaustausch, gegenseitige Unterstützung durch verbale, kreative, meditative und auch körperliche Übungen. Sie würden dort lernen, über ihre Gefühle, besonders auch ihre Ängste, zu reden und sich durch gegenseitige Annahme darin zu unterstützen, sich selbst stärker zu akzeptieren. Er würde die Gruppe leiten. Er habe schon viele interessante Ideen, fügt er verschmitzt lächelnd hinzu.
Als Carina erfährt, dass auch sie zu dieser Gruppe kommen soll, ist sie voller Abwehr. Sie kann sich nicht vorstellen, vor einer ganzen Gruppe von Frauen und Meistern über ihre Gefühle, vor allem die schwierigen, peinlichen, zu reden. Sie sagt zu Ramon, das würde total die Grenzen ihrer Kapazität übersteigen. Ramon erklärt ihr, dass auch René niemals irgend jemanden zu etwas zwingen würde, was ihm nicht entspricht, dass sie auch dort niemals überfordert werden würde. Aber Carina ist in ihrer Abwehr so gefangen und fühlt sich von dieser Vorstellung so überfordert, dass sie gar nicht offen ist für seine Worte und eine andere Art und Weise darüber zu denken und eine überhaupt in Erwägung zu ziehen, dass sie dieser Einladung zur Gruppe überhaupt eine Chance geben könnte. Dann überlegt sie: War es überhaupt eine Einladung? Oder war es eine Anordnung von René in seiner Funktion als Kommandant? Hat sie überhaupt die Möglichkeit, die Teilnahme in der Gruppe abzulehnen?
Etwas später, als sie allein ist, leuchtet die nächste Botschaft ihres Adventskalenders auf, und sie liest:
Geliebte Carina, um ins Vertrauen zu kommen, bedarf es von Zeit zu Zeit, dass du deine Grenzen erweiterst. Hab Mut, mein Liebes! Ich unterstütze dich. In Liebe Ramon
In dieser Nacht schläft Carina sehr schlecht und hat so angstvolle Träume, wie sie sie am Anfang ihrer Zeit an Bord des Raumschiffes hatte..
Morgen wird die Geschichte fortgesetzt und läuft voraussichtlich bis Weihnachten
Hier geht es zu allen bisher erschienenen Kapitel zu dieser Geschichte, die Joel Mari in der Advents- und Weihnachtszeit erzählt –>Eine utopische Heilungsreise (Märchen)
Joel hatte sich für die Weihnachtszeit eine Fortsetzungsgeschichte von wohlwollenden außerirdischen Meistern zum Thema „Macht – Angst – Vertrauen – Hingabe“ für Mari ausgedacht, das er ihr in Form eines Adventskalenders geschenkt hatte.
Mari freute sich darauf, ihren nächsten Umschlag zu öffnen. Sie trank einen Schluck Kaffee, steckte sich eine Orangenscheibe in den Mund und las gespannt wie es Carinas weiter erging im Raumschiff mit ihrem Meister…
An diesem Morgen denkt Carina beim Aufwachen sofort an die heftige Situation von gestern, in der sie sich für eine durchaus wohltuende Fußmassage auf die Liege legen musste, obwohl sie das erst nicht wollte. Seltsamerweise bewegen sich in ihr Gefühle, die sich gar nicht mal übel anfühlen. Sie hatte es bisher nicht erlebt, dass irgendwer sich in solcher Weise für ihr Wohlergehen interessiert hatte. Denn dass Ramon das alles nicht für sich selbst, sondern für sie tat, das ist ihr inzwischen klar. Seine körperliche und mentale Stärke ist zwar nach wie vor beängstigend für sie, aber es gibt inzwischen auch Momente, in denen sie zumindest im Nachhinein spürt, dass es ihr auf eine bisher nicht gekannte Weise gut tut, sich von der natürlichen, sanften und doch kraftvollen Autorität ihres Meisters führen zu lassen. Das fällt ihr allerdings schwer, allein schon nur sich selbst gegenüber einzugestehen.
Gespannt öffnet sie das nächste Röllchen ihres seltsamen Adventskalenders und liest:
Geliebte Carina, auch wenn dir in sicherlich sehr seltenen Momenten meine Konsequenz als Härte erscheinen mag, wisse, dass ich mit dir fühle – in jedem Augenblick. Ich wäre grausam, ließe ich dich in deiner Angst stecken. Carina, ich bin gerade auch in den schwierigen Momenten mit meiner ganzen Herzenskraft für dich da. Ich verstehe und tröste dich in deiner Angst, ich führe dich in neuen Erfahrungen, ich nehme dich an, in jedem deiner Vorwärts- und Rückwärtsschritte, ich ermutige dich, wenn du zögest, und ich feiere mit dir jeden kleinen Sieg! In Liebe Ramon
Auch an diesem Tag bekommt sie wieder eine Fußmassage. Es fällt ihr noch nicht leicht, sich wieder auf die Liege zu legen, aber sie tut es schließlich. Für den nächsten Tag kündigt ihr Ramon eine Rücken- und Kopfmassage an, damit ihre angespannten Muskeln sich entspannen könnten und die häufigen Kopfschmerzen sich bessern könnten. Carina denkt nun immer wieder über diese kommende Behandlung nach. Sie hat gar nicht das Gefühl, dadurch zu mehr Entspannung gelangen zu können, ganz im Gegenteil, sie merkt, wie sie in Stress gerät, ganz besonders dann, wenn sie daran denkt, sich auf diese Liege legen zu müssen. Sie würde sich ja gern besser entspannen können, aber aufgrund ihrer heftigen Angst kann sie es doch nicht. Dabei wird ihr inzwischen zumindest theoretisch klar, dass sie eigentlich vor Ramon keine Angst zu haben bräuchte, aber in ihre Gefühle. die von alten Angst-Mustern geprägt sind, hat dieses Wissen noch keinen Eingang gefunden.
Immerhin überwindet sie sich, am Abend mit ihrem Meister darüber zu sprechen und ihm davon zu erzählen. „Es tut mir so leid, dass ich noch nicht besser vertrauen kann, dass ich mich so schwer entspannen kann, dass ich nicht einfach locker und unverkrampft sein kann…“ sagt sie traurig zu ihrem Meister. „Ich möchte doch so gern alles richtig machen! Ich sehe ein, dass ich dir vertrauen könnte – und dennoch kann ich es so schwer, weil mir die Angst immer wieder im Weg steht. Und wenn ich mir wünsche, lockerer zu werden, wird es eher schlimmer als besser.“
„Carina, Liebes, Vertrauen lässt sich nicht erzwingen“, erklärt er ihr verständnisvoll, „das kann nur langsam wachsen. Gib dir Zeit. Das wird sich nach und nach mit jeder guten Erfahrung, die wir gemeinsam machen, entwickeln. Und wir werden noch viel Gutes miteinander erleben, lächelt er. „Dessen bin ich mir ganz sicher!“
Morgen wird die Geschichte fortgesetzt und läuft voraussichtlich bis Weihnachten
Hier geht es zu allen bisher erschienenen Kapitel zu dieser Geschichte, die Joel Mari in der Advents- und Weihnachtszeit erzählt –> Eine utopische Heilungsreise (Märchen)
Bei Mari – der Meister erzählt Mari innerhalb ihres Rollenspiels ein utopisches Märchen, eine Fortsetzungsgeschichte von wohlwollenden außerirdischen Meistern zum Thema „Macht – Angst – Vertrauen – Hingabe“
Joel (der die Meisterrolle inne hatte innerhalb des gemeinsamen Rollenspiels mit Mari) hatte sich für die bald beginnende Vorweihnachtszeit eine Märchengeschichte ausgedacht, die in einer fiktiven Zukunft angesiedelt war und eine Heilungsreise in einem Raumschiff mit außerirdischen Meistern beinhaltete. Nachdem die beiden es sich auf der Couch gemütlich gemacht hatten, erzählte er das in den letzten Tagen bereits begonnene Märchen weiter:
„Als sich Carina am zweiten Tag in ihrem Gästezimmer im Hause ihres Ausbilders für eine kleine Mittagsruhe auf ihrem Bett nieder lässt, findet sie auf ihrem Kopfkissen wieder ein kleines Briefchen von ihrem Meister vor. Mit gemischten Gefühlen beginnt sie zu lesen:
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Liebe Carina,
nun verlebst Du einige Tage allein mit einem Mann,
fühlst dich unsicher und voller “Geschichten” im Kopf.
Wenn du magst, sprich über deine “Geschichten” mit mir.
Ich höre dir gern zu.
Dein Meister Ramon
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Schwer kann Carina sich vorstellen, mit Ramon über ihre “Angst-Geschichten” in ihrem Kopf zu reden, da ihre Ängste ihr selbst peinlich und unangenehm sind. Er könnte entweder beleidigt sein, dass sie nach all der Freundlichkeit so negative Gedanken äußert, oder aber er könnte sie auch einfach auslachen und verspotten.
Tief in ihrem Innern vernimmt sie eine leise Stimme: ‘Vielleicht tut er keines von beiden und akzeptiert dich so wie du bist…` Ich werde es nur herausfinden, ob ich ihm vertrauen kann, wenn ich es versuche, denkt Carina. Aber wie soll ich da nur einen Anfang finden?`
Abends sitzen sie gemütlich zusammen am Kaminfeuer bei Gebäck und Glühwein.
In dieser behaglichen Atmosphäre versucht Ramon, Carina eine Brücke zu bauen: “Na, Carina, hast du meine Nachricht an dich gefunden?”
Beklommen nickt Carina. “Möchtest du mit mir über deine Angst-Geschichten sprechen?” fragt Ramon sie ruhig und freundlich.
Carina weiß nicht, was sie antworten könnte, wie und womit sie beginnen soll. Fieberhaft arbeitet es in ihrem Kopf, und je krampfhafter sie einen möglichen Anfang sucht, um so unmöglicher erscheint es ihr, überhaupt etwas zu sagen. Gleichzeitig fürchtet Carina, dass Ramon ihr Schweigen als Ablehnung deuten könnte und in gleicher Weise reagieren könnte. Sie fühlt sich ausweglos überfordert. Tränen treten ihr in die Augen.
Da nimmt Ramon ihre Hand ganz sacht in seine Hände. “Carina, quäle dich nicht! Wenn du jetzt nicht über deine Gedanken und Gefühle reden kannst, ist das völlig okay. Wir haben viel Zeit. Irgendwann wird der richtige Zeitpunkt kommen, und dann kannst du auch mit mir über das reden, was dich bedrückt. Ich will nicht in dich dringen, jetzt nicht und später ebenso nicht! Ich werde dir immer wieder Gelegenheiten anbieten, dich mir mitzuteilen. Mit der Zeit wirst du die Erfahrung machen, dass es dich erleichtert, wenn du deine Gedanken und Gefühle zum Ausdruck bringst. Aber den Zeitpunkt und den Inhalt bestimmst du selbst. Bitte, Carina, schließe jetzt einmal deine Augen.”
Zögernd folgt sie seiner Bitte. Was hat er jetzt mit ihr vor? Ihre Gedanken wirbeln herum. Sie hört seine ruhige, freundliche Stimme: ”Spüre jetzt einfach mal nur deine Hand, Carina. Sei ganz sicher, es geschieht dir nichts. Deine Hand liegt zwischen meinen Händen, sicher, geborgen und warm. Ich halte sie ganz behutsam, ohne Druck. Ich manipuliere nicht an ihr herum, ich quetsche sie nicht, ich biege sie nicht. Ganz behutsam halte ich sie in meinen warmen Händen. Du kannst deine Hand jederzeit bewegen, sie auch heraus ziehen aus meinen Händen. Mache dir das einfach nur bewusst. Ich lade dich morgen wieder ein, deine Hand in meine Hände zu legen, ohne jeden Zwang.”
Carina spürt tief in sich die Botschaft seiner Worte: So behutsam wie er ihre Hand hält, so sicher und sanft hält er zur Zeit die ganze ängstliche Frau in seiner Obhut. Sie versteht diese Geste als eine Ermutigung, ihm zu vertrauen. Schließlich öffnet sie ihre Augen und begegnet seinem verständnisvollen Blick. “Danke”, flüstert sie, “es tut mir leid…”
“Nichts muss dir leid tun, Carina”, antwortet Ramon. “Alles ist in Ordnung, so wie es ist. Deine Zartheit, deine Angst, der scheue Blick deiner Augen – all das bist auch du – ein liebenswertes Wesen in einer herausfordernden Welt, das nach und nach die Erfahrung machen will, dass man auch Männern vertrauen kann. Ich werde dabei dein Lehrer sein, Carina.
Vertrauen… das wird eins deiner Hauptthemen sein in unserem Miteinander in der Ausbildung. Du wirst viel Zeit dafür haben. Aber jetzt ist erst einmal genug geredet! Was hältst du davon, wenn wir etwas zusammen singen?”
Mit diesen Worten setzt er sich ans Klavier und spielt das Lied “Es ist für uns eine Zeit angekommen, die bringt uns eine große Freud”. Gemeinsam singen sie noch einige Advents- und Weihnachtslieder, die Carina so mag, dass sie sich nach und nach etwas entspannen kann.
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Morgen wird die Geschichte fortgesetzt und läuft voraussichtlich bis Weihnachten
Hier geht es zu allen bisher erschienenen Kapitel zu dieser Geschichte, die Joel Mari in der Advents- und Weihnachtszeit erzählt –> Eine utopische Heilungsreise (Märchen)
Einen frohen und schönen ersten Advent wünscht euch, liebe Gäste, eure Miriam
Bei Mari – der Meister erzählt Mari innerhalb ihres Rollenspiels ein utopisches Märchen, eine Fortsetzungsgeschichte von wohlwollenden außerirdischen Meistern zum Thema „Macht – Angst – Vertrauen – HingabeJoel (der die Meisterrolle inne hatte innerhalb des gemeinsamen Rollenspiels mit Mari) hatte sich für die bald beginnende Vorweihnachtszeit eine Märchengeschichte ausgedacht, die in einer fiktiven Zukunft angesiedelt war und um eine Heilungsreise in einem Raumschiff mit außerirdischen Meistern gehen würde. Auch heute erzählte er das bereits begonnene Märchen ein Stück weiter:„Am Morgen des zweiten Tages, den Carina noch im Haus ihres Ausbilders, Meister Ramon, verbringt, bekommt sie von ihm beim Frühstück ein kleines schönes Adventsgesteck und einen zauberhaften Adventskalender. Überrascht bedankt sie sich für diese besondere freundliche Geste, die tief in ihrem Innern etwas zum Klingen bringt, und trägt es nachdenklich in das behagliche Gästezimmer, das sie in dieser Zeit beherbergt.
Nach dem Frühstück machen beide einen Spaziergang durch die phantastisch schöne Schneelandschaft.
Als Carina schließlich am Mittagstisch sitzt und einen leckeren Auflauf von ihrem Meister serviert bekommt, fühlt sie sich wieder wie in einem Traum. Wann wird sie wohl erwachen? Und wie wird dieses Erwachen aussehen? Oder wird sich doch noch alles in einen gefürchteten Alptraum verwandeln? Was wird wohl der Preis für all diese Freundlichkeit sein? Wann und wie wird sie bezahlen müssen? All diese Gedanken schießen ihr durch den Kopf.
Nach dem Mittagessen zieht sie sich zum Ausruhen in ihr Zimmer zurück. Gedankenverloren schaut sie auf ihren Adventskalender. Ein wunderschöner Engel hängt an der Wand über ihrem Bett. An diesem Engel befinden sich 24 bunte Papierröllchen. Carina denkt:
‘Noch zwei Tage und dann beginnt die Vorweihnachtszeit. Sonst freue ich mich immer so darauf: Weihnachtslieder… Kerzenlicht… Tannengrün… Plätzchenduft…und die kleinen Überraschungen im Freundeskreis…
Wie wird diese Zeit wohl diesmal sein?Lange werden wir wahrscheinlich nicht mehr hier in seinem Haus sein, dann beginnt diese Ausbildungsreise in dem Raumschiff.O je, zwischen lauter fremden Menschen, in einem kalten Raumschiff, weit weg von der Erde, fremden Mächten ausgeliefert…Wie kann ich nur mit diesen heftigen Ängste umgehen, damit sie mich nicht so fertig machen…?’
Und in ihr flüsterte eine Stimme, ganz sanft und leise:
„Sprich mit ihm – am besten noch vor der Reise –
und immer wieder, wenn du bangst,
und es schwer aushalten kannst mit deiner Angst.`
Morgen wird die Geschichte fortgesetzt und läuft voraussichtlich bis WeihnachtenHier geht es zu allen bisher erschienenen Kapitel zu dieser Geschichte, die Joel Mari in der Advents- und Weihnachtszeit erzählt –> Eine utopische Heilungsreise (Märchen)
Joel, der bereits in ihrem heutigen Rollenspiel seine Meisterrolle inne hatte, saß auf einem Sessel, als Mari mit zwei Wassergläsern ihr Wohnzimmer betrat. „Mari, in der kommenden Zeit möchte ich, dass die Couch immer ausgezogen ist, dass wir Platz haben, es uns bequem zu machen.“
„Ja, okay…“antwortete Mari und begann, das Sofa auszuziehen.
„Prima, das hast du gut gemacht. Komm, lass es uns gleich darauf gemütlich machen.“ Unerwartet griff er um ihre Taille und zog sie auf die Couch , so dass sie halb liegend halb sitzend in seinem Arm landete. „So und jetzt kuschel dich einfach an mich an, und genieße es.“ Mit der anderen Hand strich er ihr sanft über die Wange. Nach der ersten Schrecksekunde konnte sich Mari tatsächlich einigermaßen in seinem Arm entspannen.
„In einer Woche ist erster Advent“, begann er das Gespräch, „und ich habe mir etwas für uns einfallen lassen.“
Neugierig schaute Mari ihn an. „Die Weihnachtszeit ist für mich in jedem Jahr eine besondere Zeit“, bekannte sie.
„Das dachte ich mir fast“, lächelte Joel, „und deshalb denke ich, wir sollten diese Zeit nutzen, um es uns gemeinsam gut gehen zu lassen und all das, was du in den letzten Wochen erlebt hast, ein wenig zu festigen. Ich möchte im Dezember nicht viel Neues an dich heran tragen, denn du hast viel erlebt, und es sollte auch Zeit geben dafür, dass es sich setzen kann und wir mit all dem und miteinander noch vertrauter werden. Deshalb habe ich mir für diese Zeit etwas ganz besonderes ausgedacht. Wir werden uns gemütlich aneinander kuscheln, und ich werde dir eine Fortsetzungs-Geschichte erzählen, die ich mir in letzter Zeit für dich ausgedacht habe.“
„Ohh, das ist ja eine tolle Überraschung!“ freute sich Mari.
„Und bevor du mir die Frage stellst, worum es in der Geschichte geht“, Joel zwinkerte, „erzähle ich dir schon mal etwas davon:
„Au ja, danke!“ Mari kuschelte sich tiefer in seinen Arm hinein…
„Es handelt sich um eine utopische Geschichte, die in einer vielleicht gar nicht soooo fernen Zukunft spielt. Und es geht – wie könnte es anders sein – um Themen wie „Macht, Angst, Vertrauen, Hingabe…“ Er drückte Maris Hand. „Die Hauptperson in der Geschichte ist eine ängstliche Frau, nennen wir sie Carina. Und was meinst du, wovor sie sich besonders fürchtet?“ fragte er Augen zwinkernd.
„Hm… vielleicht vor der Nähe mit Männern… vor Autoritäten… vor neuen Erfahrungen… davor Fehler zu machen…?“ Mari sah ihn etwas verlegen, und gleichzeitig interessiert an.
„Ja, das war wohl nicht so ganz schwer zu erraten“, lächelte Joel. „Und sie wird in eine Situation hinein geraten, in der sie sowohl mit einem Mann als auch mit viel Neuem konfrontiert werden wird, und in der sie anfangs einen deutlichen Fehler gemacht hat.“
„Oh, das wird spannend“, meinte Mari und spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. „Erzähl doch noch etwas mehr darüber.“
„Überhaupt wird die ganze Menschheit mit viel Neuem konfrontiert werden, denn so, wie es bisher war, konnte es nicht mehr weiter gehen. Die Probleme auf der Erde werden so groß, dass es in meiner Vorstellung in diesem Märchen eine ganz besondere Art von Hilfe geben wird: Hilfe aus dem All von außerirdischen Wesen, die in ihrer geistigen, gefühlsmäßigen und technischen Entwicklung den Menschen weit überlegen sind. Etliche Menschen hatten Gedanken abgesendet, mit denen sie um Unterstützung gebeten haben, weil sie nicht mehr wussten, wie sie das drohende Unheil, das auf Erden sich schon lange anbahnte, abwenden konnten. Und dieser Hilferuf wird von diesen wohlwollenden, intelligenten Wesen, die ich mal “Meister des Lichts” nennen will, empfangen. Sie folgen ihm, verkörpern sich in menschlicher Gestalt, um für die Menschen auch physisch erfahrbar zu werden, und landen mit Raumschiffen auf allen Kontinenten, überall auf Erden.
Es ist für sie ein Leichtes, kraft ihrer sehr hohen mentalen, technischen, und spirituellen Entwicklung die Weltregierung zu übernehmen. Ihr Ziel ist es, eine emotionale, körperliche und spirituelle Heilung für die gesamte Menschheit einzuleiten. Für diesen ganzheitlichen Entwicklungsprozess haben sie für jeden Menschen eine Art Ausbildungs- und Heilungsreise vorgesehen – mit einem jeweils eigenen persönlichen Ausbilder, der gleichzeitig Lehrer, Seelsorger, Heiler und Freund sein wird. Das können natürlich auch Ausbilderinnen sein.
Für viele Menschen wird diese Machtübernahme durch die Außerirdischen natürlich sehr angstbesetzt sein. Die meisten können erstmal nicht glauben, was die Meister und Meisterinnen ihnen persönlich und auch durch die Medien immer wieder erklären: nämlich, dass sie mit hilfreichen Absichten den gebeten vieler Menschen gefolgt sind, und dass sie ihre Macht in Liebe gebrauchen würden.
Diese Meister wissen, dass es einige Zeit dauern wird, bis die Menschen gelernt haben werden, ihnen zu vertrauen. Manche von ihnen lebten übrigens schon lange Zeit unerkannt auf der Erde, meist als Lehrer, Ärzte, Therapeuten, Seelsorger und Berater, um von innen heraus heilsame Impulse zwischen die Menschen zu bringen. Sie werden sich dann auch zu erkennen geben und helfen beim Aufbau von Vertrauensbeziehungen. Das wird ein großes Erstaunen, als bekannt wird, wie viele von ihnen schon lange Zeit auf der Erde in menschlichen Körpern mit großer Bewusstheit, tiefer Liebe und immensen Einsatz heilend auf die Menschen ihres Umfelds gewirkt haben und weiter wirken werden. Dazu gehören viele bekannte Lehrer und Heiler…“
Joel beugte sich etwas vor, sah Mari an und fragte: „Na, wie findest du die Rahmenhandlung? Hättest du Lust, in diese Geschichte einzusteigen und zu erfahren, wie es Carina mit all dem Neuen geht?!“
„Oh ja! Das ist ja spannend!“ antwortete Mari aufgeregt und fügte etwas nachdenklich hinzu: „Obwohl ich nicht glaube, dass die Lösung unserer Probleme von außen kommen kann und wird.“
„Das glaube ich so auch nicht wirklich,“ antwortete er, „aber der Gedanke gefiel mir und eignet sich gut zu unserem gemeinsamen Thema „wohlwollende Macht“. Es ist einfach nur ein Märchen – so wie eins aus tausend und einer Nacht, nur dass es eben in der Zukunft spielt…“
„Ich bin gespannt, wie das Märchen weiter geht…“ Mit diesen Worten umarmte sie spontan ihren Meister und flüsterte ein leises „Danke für diese tolle Idee!“ in sein Ohr.
Morgen wird die Geschichte fortgesetzt und läuft voraussichtlich bis Weihnachten
Heute überraschte ihr Meister Mari mit einer Fußmassage. Mari genoss seine wohltuenden Berührungen, sanften Streichungen und Dehnungen ihrer Füße und Drehungen der Fußgelenke sehr und entspannte sich mit der Zeit immer mehr. Als er sie dann fragte, ob sie bereit sei für eine kleine Herausforderung, und sie einverstanden war, gab er ihr einen leichten Kuss auf den großen Zeh, dem schließlich die anderen folgten.
Obwohl ihr diese zarten Berührungen körperlich gar nicht unangenehm waren, fühlte sich Mari dabei beklommen. Durfte sie das zulassen? Es fühlte sich irgendwie verboten an, als dürfe es nicht sein, es war… so ungewöhnlich, sich am Fuß küssen zu lassen. Sie erzählte das ihrem Meister, der sie immer wieder einmal fragte, wie es ihr mit dem ging, was er tat. So konnte er einschätzen, wann es genug für sie war. Das war der Fall, als er sein Gesicht an ihre Fußsohle legte und es nach einer kurzen Zeit auch bewegte.
„Das fühlt sich irgendwie so… so… seltsam verboten an – ich würde das gern beenden“, sagte sie leise, und er ließ daraufhin die Massage mit einigen wohltuenden Streichungen ausklingen.
„Wenn du jetzt einen Wunsch frei hättest, was würdest du dir wünschen?“ fragte er sie anschließend.
„Dass ich dieses Verbotsgefühl auflösen könnte. Damit ich das als schön empfinden kann und die Anspannung weicht, ständig in dem Konflikt zu sein, ob ich das zulassen darf oder nicht.“
„Immerhin hattest du schöne Momente, vielleicht können wir diese Stück für Stück ausweiten…“
„Weißt du…“ versuchte, sie ihm zu beschreiben, was in ihr vor ging,“… da ist so ein innerer Kampf, den ich gar nicht kämpfen möchte, der aber wie von selbst einfach geschieht. Und ich würde so gern in Frieden sein – zumindest mit dem was sich gut anfühlt…“
„Gut, dass du das wahrnimmst, Mari. Das Licht deines Bewusstseins darauf zu richten ist schon ein erster kraftvoller Schritt in eine gute Richtung.“
„Ich fühle mich so begrenzt und unmöglich damit, dass so vieles mir schwierige Gefühle macht,“ bekannte Mari traurig.
„Du solltest dich dafür nicht verurteilen, Mari. Nimm dich damit an, denn es hat seine Ursachen, und nur, was du annimmst, kannst sich irgendwann verändern. Und das geschieht fast von allein, wenn du es eine Weile bewusst in dir getragen hast – so wie ein Kind, das im Mutterleib wächst. Erfreue dich während dessen lieber daran, dass du schöne Momente hast. Schaue nicht auf das, was du heute noch nicht zulassen konntest, sondern auf das, was geklappt hat. Ich habe deine nackten Füße geküsst – und es hat dir gefallen. Ich finde: das ist doch etwas Schönes! Ich weiß nicht, ob es dir auch möglich gewesen wäre, wenn ich es angekündigt hätte, aber so hast du dich darauf eingelassen, ohne zu wissen, was kam – und du konntest es ein Stück weit genießen.“
„Du hast mich ja vorher gefragt, ob ich bereit bin für eine kleine Herausforderung,“ bemerkte Mari, „das war ein sehr aufregender Moment. Ich finde es sehr gut, dass du mich das gefragt hast, bevor du es getan hast. So habe ich das Gefühl, nicht überrannt worden zu sein – und dass du trotz deiner Machtposition… hmm.. ich weiß nicht, wie ich es formulieren soll… Es tat mir jedenfalls gut in meinen vielen Ängsten und Unsicherheiten…. Ach Meister, würdest du mich umarmen?“
Joel zog sie sanft an sich, und als er sie dann in seinen Armen hielt, fragte er leise: „Was ist los, Mari?“
Sie antwortete: „Da ist ein Gefühl von Freude, dass es überwiegend schön war, aber auch Traurigkeit, dass ich dieses Verbotsgefühl in mir trage, und…“ Sie zögerte etwas, bevor sie weiter sprach…“Ich frage mich auch, ob du als mein Meister, nicht enttäuscht von mir warst eben, als ich dich eben bat, die ja gar nicht unangenehme Massage so unvermittelt zu beenden.“
„Nein, ich war nicht enttäuscht, denn du hast mehr zugelassen, als ich gedacht hätte. Es ist schade, dass du da ein Verbot spürst, aber Verbote kann man dann, wenn sie bewusst geworden sind, in Erlaubnisse verwandeln.“
„Das wünsche ich mir ja, aber diese Erlaubnis muss vom Kopf ins Gefühl wandern, es reicht nicht, wenn ich mir einfach nur denke, es ist okay…“
„Ja, das stimmt, und dabei helfen positive Erfahrungen. Deswegen habe ich für heute auch die Fußmassage beendet, denn ich hatte den Eindruck, ein wirklich gutes Gefühl, wäre ab diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich gewesen. Du hattest für heute eine genügend tiefe Erfahrungsintensität. Aber bei einer weiteren Fußmassage kann dein Gefühl vielleicht schon mehr zulassen.“
„Und wenn es sich dann doch nicht anders anfühlt?“ fragte Mari leise. „Da kommt gerade wieder die Angst, dich zu enttäuschen.“
„Ich werde nicht enttäuscht sein, weil ich für keines unserer Spiele feste Erwartungen habe. Jedes Mal ist neu und einzigartig. Es kann auch sein, dass bei dem nächsten oder übernächsten Treffen plötzlich einmal etwas nicht geht, was vorher schon möglich war, denn an jedem Tag gibt es eine andere Grundstimmung. Deshalb setze ich nie irgendetwas voraus. Weißt du Mari, es kommt nicht auf das Erzielen von Ergebnissen an, sondern auf deine Bereitschaft, Erfahrungen zu machen und einfach nur wahrzunehmen, wie sie sich anfühlen und darüber mit mir zu kommunizieren. Ich werde dich darin unterstützen, alles anzunehmen, so wie es sich zeigt. Wenn etwas erstmal auf dem großen Kissen des Bewusstseins liegt und einfach dadurch, dass es „da“ ist, beleuchtet und liebevoll angeschaut werden kann, geschieht irgendwann ganz von allein heilende Veränderung.
Und fühlt es sich nicht auch für dich spannend an, immer wieder mal Neues zu probieren und auf diesem Weg vielleicht nach und nach die Erfahrung machen, dass sich deine inneren Verbotsschilder Stückchen für Stückchen nach hinten verschieben?“ Joel schaute sie fragend an.
Mari nickte: „Wegen dieser Sehnsucht nach Lebendigkeit habe ich mich glaube ich auch auf diesen Weg mit dir gemacht. Wenn sich nur nicht so vieles so „verboten“ anfühlen würde… Gerade kommt mir der Gedanke, dass es ist meine verinnerlichte Oma, die diese Verbote hinterlassen hat.“
„Deine Oma wusste eben leider nicht, was gut tut, aber deswegen musst du es dir nicht versagen, Mari“, antwortete Joel ermutigend.
„Ja, das ist schon klar, aber das sitzt eben irgendwie tief in den Zellen. Wahrscheinlich hast du recht, dass ich mir neue Erlaubnisse geben sollte und dass es dann um neue gute Erfahrungen geht.“
„Ich finde, es wird Zeit, selbst zu erkunden, was gut für dich ist. Dein Körper kann das viel besser entscheiden, als deine Oma. Hör auf das Empfinden, nicht auf die Stimme im Kopf.“
„Ja, das stimmt, manchmal merke ich allerdings gar nicht so schnell, wie sich das alles vermischt, aber durch deine Fragen heute, konnte ich da viel voneinander trennen.“
„Wir werden miteinander viel tun dafür, dass du dir erlaubst, dich gut zu fühlen. Das ist das Ziel, da wollen wir hin: dass du Dinge erlebst, die dir gefallen, die dich gut fühlen lassen, weil du dir das wert bist, Mari!“
„Ja, das ist ein schönes Ziel, ein wertvolles Ziel! Dafür gehe ich gern diesen Weg weiter.“
„Das klingt kraftvoll, Mari, und ich freue mich auf die nächste „Lektion in Wahrnehmen und Annehmen“.
„Joel, hab ganz lieben Dank, dass du diesen Weg mit mir gehst. Ich kann nicht sagen, dass ich mich auf die nächste Lektion nur freue, denn es ist immer beides: Freude und Anspannung, Herausforderung und schöne Lebendigkeit.“
„Mari, du warst heute wieder einmal bereit, etwas Neues auszuprobieren. Ich danke dir dafür!“
„Und ich danke dir für deine Umsicht und deine Geduld, und ganz besonders dafür, dass du mich vorher gefragt hast, ob ich überhaupt bereit bin für eine kleine Herausforderung, die zwar dann zur seltsamen Überraschung wurde, aber ich hatte vorher meine Bereitschaft gegeben – und das macht mir nicht das Gefühl, dass über meine Grenzen gegangen wurde.“
„Ich bin sehr froh, dass ich das tun durfte,“ lächelte Joel.
„Wie wäre es, wenn wir die neue Erfahrung mit einem Gläschen Wein begießen?“ fragte er
Mari nickte: „Gerne!“
Joel verließ das Zimmer mit den Worten „Das Spiel ist beendet“, und kam kurze Zeit später mit dem Wein zurück. „Den wollte ich jetzt als Joel mit dir trinken,“ erklärte er. „Lass uns auf die angenehmen Empfindungen anstoßen, die da waren, und dass ihnen noch viele weitere folgen mögen!“
„Ja gern“ stimmte Mari zu und empfand ein ganz kleines Glücksgefühl…“
Dieses Kapitel wurde gemeinsam geschrieben von Rafael und Miriam
Nach einem langen Gespräch, das Mari in ihrer inneren Welt mit ihrer alten Sportlehrerin führte, das Vergebung und Veränderung zur Folge hatte, nahm Joel, der für sie wieder einmal die Meisterrolle verkörperte, sie an die Hand, und beide gingen gemeinsam auf die andere Seite der alten Turnhalle ihrer Kindheit. Dort stand das kleine Linchen, das verschüchterte Kind, das Mari damals war.
Joel empfahl ihr: „Nun geh zu deiner Kleinen und sag ihr, dass sie ab sofort keine Angst mehr haben muss!“
Sie folgte seinem Impuls gern und sagte zu ihr: „Mein liebes kleines Mädchen, du brauchst jetzt keine Angst mehr haben! Frau Schmidt tut dir nichts mehr, und wenn du willst kannst du jetzt mit mir kommen, ich bin deine große Mari, die die du geworden bist viele Jahre später, und wenn du willst kannst du sofort aus dem Sportunterricht aussteigen und mit mir mitkommen in die Zeit, die für dich noch Zukunft ist. Dann machen wir es uns schön, willst du?
Nachdenklich meinte Linchen:“Ja schon, aber… wir können doch die Mutti nicht alleine lassen in der alten Zeit.“ Einen Moment überlegte Mari, dann kam ihr eine Idee: „Weißt du was, mein Schatz, der Teil von dir, der jetzt ganz voller Kraft und Mut geworden ist, kann in der alten Zeit bleiben, und einen lebendigen schönen Sportunterricht bei der inzwischen gütigen Frau Schmidt miterleben, die nie mehr ihre Schüler quält, sondern ihnen hilft und ihnen Mut macht. Und ein anderer Teil von dir, der Gefühlsbereich, der noch ängstlich und schüchtern ist, kann mit mir kommen in meine Gegenwart, was hältst du davon?“
Das fand Linchen toll! Plötzlich stand ihre Mutti an der Tür von der Turnhalle und holte das nun stark gewordene, mutige Linchen ab, die ihr ganz happy von dem erzählte, was gerade geschehen war, während das kleine ängstliche Linchen von Mari liebevoll umarmt wurde. Sie würde sich gut um ihren kleinen ängstlichen Gefühlsteil kümmern, versprach sie sich selbst und Linchen.
Dann trug sie ihr inneres Kind zurück in die Zeit, in der sie jetzt lebte. Linchen hatte ihren Kopf ganz fest an die Schulter ihrer großen Mari gedrückt und wurde von ihr sicher und liebevoll gehalten. Joel beobachtete Mari dabei und bemerkte, wie ihre Augen ganz feucht wurden.
„Wie geht es dir, Mari? fragte er leise:
„Ich bin so berührt, das fühlt sich so gut und so wahr an gerade…“, antwortete sie ihm mit geschlossenen Augen.
„Mari, atme noch einmal die Kraft der Wiese, der Sonne, des Waldes und des Wassers ein. Du warst sehr, sehr stark gerade! Nun wird sich das kleine ängstliche Linchen ganz geborgen bei dir fühlen, und dadurch wirst du dich auch insgesamt verändern. Du wirst dir mehr zutrauen und dich neuen Herausforderungen und Abenteuern leichter zuwenden können – und du wirst kraftvoller für dich eintreten können!“
Mari atmete tief und hatte einen Arm um ihren Oberkörper gelegt, worin sie in ihrer Vorstellung das kleine Linchen trug. So lief sie, begleitet von ihrem Meister, durch den Wald und über die Wiese ihrer inneren Landschaft.
„Nun stehen wir zu dritt auf der Wiese Mari, nimm noch einmal die Kraft die von ihr ausgeht tief in dich hinein.“
Mari nahm noch einige tiefe Atemzüge.
Joel sprach weiter: „Spüre das Gewicht des kleinen Linchen in deinem Arm und fühle die neu gewonnene Kraft, die deine alte Sportlehrerin dir hat zufließen lassen.“
Mari nickte. Ja, sie fühlte sich herrlich gestärkt nach dieser langen inneren Reise.
„Und bist du bereit, dich jetzt zurück zu bewegen in deine aktuelle Zeit? Bereit, ins JETZT zu gehen Mari? Bereit diese Übung zu beenden?“
Mari nickte lächelnd
„Dann behalte dein Linchen im Arm. Nimm ein paar tiefe Atemzüge und atme dich ins JETZT hinein. Du bist mit ihr zurück, wenn du deine Augen öffnest.“
Mari nahm noch einige tiefe Atemzüge und öffnete ihre Augen. Ihr Meister saß nahe bei ihr – ihr direkt gegenüber. Seine Hand lag noch immer entspannt auf ihrer Hand. Erstaunt sah sie ihn an.
„Ganz entspannt weiter atmen, Mari, willkommen zurück!“ sagte er leise.
Sie nickte, noch ganz bewegt von all dem, was sie eben erlebt hatte. „Danke, vielen Dank, Meister!“
„Wo ist das kleine Linchen jetzt?“
„Sie sitzt noch auf meinem Schoß.“
„Dann nimm sie fest in deine Arme,“ sagt der Meister und nahm seine Hand langsam weg.
Mari drückt das fiktive Linchen mit beiden Armen liebevoll an ihr Herz.
„Nun stell dir vor, wie die Energie von Linchen in dich hinein fließt und ihr eins werdet. Wann immer du mit Linchen reden willst oder etwas mit ihr unternehmen, kommt sie wieder einzeln als dein kindlicher Teil in dein Bewusstsein,“ erklärte ihr Joel.
Das gelang Mari leicht.
„Du hast dieses Übung mit einer unglaublichen Kraft ausgeführt und etwas ganz Wertvolles in das Hier und Jetzt zurück geholt,“ erklärte er ihr anerkennend. „Wie geht es dir jetzt, Mari?“
„Ich bin so sehr dankbar, dass du diese Reise mit mir gemacht hast. Ich fühle mich erschöpft, aber auch stark. Vielen vielen Dank, Meister, und entschuldige bitte, dass ich vorher diese Übung nicht machen wollte, weil ich nicht wusste, worum es ging. Da wäre mir echt was verloren gegangen, wenn ich sie nicht gemacht hätte. Ich hätte dir viel mehr vertrauen sollen!“
Es ist schön, dass du das nun so siehst, Mari, darüber freue ich mich.“ Joel lächelte. „Erinnerst du dich, dass du noch einen Fehler von vorhin auszugleichen hast? Möchtest du das tun?“
„Ach ja, daran hatte ich gar nicht mehr gedacht…“ Erschrocken zuckte Mari zusammen, sagte aber entschlossen: „Ja, Meister, ich bin bereit, den Fehler auszugleichen.“
„Gut Mari! Ich möchte, dass du in den nächsten Tagen für Linchen ein kleines Willkommensgeschenk besorgst oder es selbst machst. Wirst du das tun?“
Marie entspannte sich wieder: „Das will ich gerne tun, so gerne! Danke für diese wunderbare Strafe!“
„Das Spiel ist vorbei“, sagte der Meister lächelnd.
Bei Joel – eine kurze, aber intensive Vertrauensübung
Mari betrat Joels Wohnung. Er nahm ihr die Jacke ab und hing sie etwas schief auf einen Bügel und führte sie ins Wohnzimmer. Mari sah sich zögernd um, während Joel ihr ein Glas Wasser holte. Das Wohnzimmer war nicht unordentlich aber auch alles andere als ordentlich. Hier standen ein paar Gläser, dort eine Tasse, hier lag eine Tafel Schokolade, dort ein offenes Buch. Es hatte etwas anheimelndes, gemütliches. Als er ihr das Glas gab, sagte er: „Das Spiel beginnt.“
Er ging an ihr vorbei auf eine offene Tür zu. Sie sah ihm nach und erkannte in dem Zimmer ein großes Bett. Er öffnete einen Schrank und nahm etwas heraus. Dann schloss er die Tür, kam zurück und bat sie, sich zu setzen.
Sie nahm Platz und er setze sich ihr gegenüber. Er sah sie direkt an, sein Blick war konzentriert und strahlte Gelassenheit aus. Voller Spannung sah sie ihn an, doch er sagt kein Wort. Sie rutschte etwas auf ihrem Stuhl hin und her. Ihre Augen wurden größer, doch er blieb ganz ruhig, regungslos und ohne ein Wort sitzen.
Sie rutschte noch einmal herum. Keine Position schien ihr angenehm. Sein Blick lag auf ihr. Er war nicht schwer oder belastend und doch, konnte sie ihn irgendwie nicht gut aushalten.
„Was tust du?“ platzte es aus ihr heraus. Schon in dem Moment, als sie es sagte, bereute sie es. Schon wieder war ihr eine Frage heraus gerutscht. „Es tut mir leid, Meister.“
„Ich bin froh, dass es Dir aufgefallen ist. Du bist sehr aufmerksam, das ist gut so.“ sagte er mit seiner warmen, angenehmen Stimme.
„Ich werde dir gleich die Augen verbinden. Du wirst einfach sitzen bleiben und nichts sagen, und ich werde mich wieder hier hin setzen und ebenfalls sitzen bleiben und nichts sagen. Hast Du das verstanden Mari?“
„Ja, Meister“, sagte sie und hielt den Atem an. Die Augen verbinden? Ihr wurde plötzlich ganz heiß. Er stand ganz langsam auf, nahm einen schwarzen, seidenen Schal und trat mit langsamen leisen Schritten hinter sie. Sie spürte die seidige Kühle des Tuches auf ihrem Gesicht, als es ihr vor den Augen schwarz wurde.
„Es wird nichts passieren“, sagte er sanft und band ihr das Tuch so behutsam wie möglich um den Kopf. Sie konnte spüren, als er wieder an ihr vorbei ging, doch sie konnte nicht hören, ob er sich gesetzt hatte.
Ihr Atem ging schneller. Saß er ihr gegenüber? Oder stand er noch neben ihr? Hatte sie dort nicht gerade seinen Atem an ihrem Hals gespürt? Sie zog den Kopf ganz leicht in die andere Richtung. Ihr Atem schien ihr unglaublich laut zu sein.
Was war das? War da gerade ein Geräusch? Ist er aufgestanden? Geht er um sie herum? Sieht er sie an? Sie rutschte auf dem Stuhl hin und her. Ihr Atem ging schneller. Sie wollte diese Aufgabe erfüllen, aber sie hatte so große Angst was jetzt passieren konnte. Sie war so völlig hilflos. Sie wusste einfach nicht, was um sie herum geschah. Vielleicht saß er einfach nur da, wie er es gesagt hatte. Aber vielleicht machte er auch… Hatte sie da etwas am Arm berührt? Hatte hinter ihr eine Diele geknarrt?
Sie hatte das Gefühl, bereits seit Stunden hier so zu sitzen. Sie schwitzte, atmete heftig, ballte die Fäuste.
„Nimm das Tuch ab,“ sagt er plötzlich sehr sanft. Von wo kam diese Stimme fragte sie sich, doch sie wollte nicht darüber nachdenken. Sie riss sich das Tuch vom Kopf.
Joel saß ihr ganz entspannt gegenüber, so als wäre er nie aufgestanden. Er hatte immer noch den gleichen konzentrierten und absolut wohlwollenden Gesichtsausdruck. Langsam entspannte sich ihr Atem, entspannten sich ihre Fäuste, entspannte sich ihr Körper. Es war vorbei.
„Überrascht?“, fragte er. „Es ist genau das passiert, was ich gesagt habe. Wie lange glaubst du, hast du dort so gesessen, Mari?“
Sie zögerte: „20 Minuten?“
Er lächelte: „Zeit ist sehr relativ. Es waren genau 2 Minuten. Unser Spiel ist für heute vorbei. Es war kurz, aber wohl sehr intensiv, oder? Da darf es jetzt genug sein.“
Er stand auf und ging in die Küche.
„Möchtest du ein Stück Pflaumenkuchen, Mari?“ fragte er, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt.
Ihre Gedanken mußten sich erst langsam beruhigen. Warum hatte sie nicht glauben wollen, dass er genau das tun würde, was er ihr gesagt hatte? Wann würde sie anfangen, ihm wirklich zu vertrauen?
„Ja, bitte“, sagte sie und lehnte sich mit einem Seufzer zurück.
Mari und Joel, der für sie in den Zeiträumen ihrer Spiele und Rituale die Rolle des „Meisters“ angenommen hat, saßen sich gegenüber.
Seine Hände lagen entspannt mit geöffneten Handflächen nach oben auf einem kleinen Kissen.
„So Mari, jetzt legst du deine Hände in meine, und wir schauen uns für eine gewisse Zeit in die Augen.“
„Für wie lange?“
„Nicht fragen, Mari! Nur dem folgen, was ich sage.“
„Oh Entschuldigung!“ Warum nur musste sie immer wieder den gleichen Fehler machen und Fragen stellen. Sie errötete.
„Entschuldigung angenommen.
Die Übung geht so lange, bis ich sie beende.“
„Ja, Meister.“
Gehorsam reichte sie ihm ihre Hände und versuchte, ihm in die Augen zu schauen. Es fiel ihr enorm schwer – so groß, so funkelnd, so machtvoll erschienen ihr seine Augen in diesem Moment.
Und es fiel ihr schwer, von diesen Augen so intensiv angeschaut zu werden.
Immer wieder musste sie den Blick senken und sich mit aller Willenskraft zwingen, ihn wieder anzuschauen.
Tränen traten ihr in die Augen und sie begann zu zittern.
Als er dies wahrnahm, beendete er die Übung und nahm sie in die Arme.
Erleichtert ließ sich Mari ein Weilchen von ihm halten.
Dann sagte sie verzweifelt: „Wenn ich schon bei einer so einfachen Anforderung versage, wie soll ich das andere, was noch vor mir liegt und sicher immer schwieriger wird, schaffen? Ich glaube, das mit unseren Vertrauens- und Macht-Spielen war ´ne Schnapsidee! Ich bringe das nicht!“
Ruhig antwortete Joel: „Erstens: Du hast nicht versagt, denn du hast mich immer wieder trotz aller Schwierigkeiten, die du hattest, angeschaut.
Zweitens: Unterschätze die Kraft und Intensität dieser Übung nicht. Es ist nicht ohne, sich wirklich darauf einzulassen, den Augenkontakt zu halten.
Und drittens ist die Annahme, dass du alles weitere nicht schaffen könntest, auch nicht wahr. Wenn wir ganz in Ruhe einen Schritt nach dem anderen tun, wird keine Anforderung so hoch sein, dass sie nicht zu bewältigen wäre. Und wenn etwas beim ersten Anlauf nicht klappt, dann gibt es einen zweiten oder dritten, vierten oder fünften Anlauf. Mach dir jetzt keine Sorgen, Mari, um etwas, das noch gar nicht dran ist.
Alles war und ist in Ordnung so wie es ist.
In Wahrheit gibt es gar nichts, was nicht in Ordnung sein könnte, denn jedes Gefühl darf gefühlt werden. Du kannst also gar nicht versagen!
Und ich kann und werde dich immer unterstützen und wenn nötig auffangen, so lange du einfach nur da bleibst.
Und Mari… Du machst es dir und mir immer leichter, wenn du bereit bist, das auszusprechen, was in dir ist. Ich werde dich danach immer mal zwischendurch fragen.
Also: Was hast du vorhin beim Anschauen gefühlt, Mari?“
Sie dachte nach… Was war es eigentlich, was es ihr so schwer gemacht hatte, den Augenkontakt zu halten…
„Es war irgendwie unheimlich, dir so lange in die Augen zu schauen und von dir so gesehen zu werden…“
Sie stockte. Durfte sie das sagen? War er jetzt sauer?
Vorsichtig hob sie ihren Blick. Seine Augen schauten sie nach wie vor ruhig, gelassen und interessiert an und ermutigten sie, weiter zu reden.
„Ich hatte das Gefühl, du würdest mir bis in meine Seele blicken – und das war schwer für mich zuzulassen und auszuhalten. Ich fühlte mich so nackt und schutzlos. Und du weißt ja… Ich habe mit dem Nackt-sein Probleme.“
Joel nickte: „Ja, durch die Augen berühren wir unsere Seelen und sehen uns unverhüllt so, wie wir in der Tiefe unseres Wesens wirklich sind, das spürte ich auch. Aber es wird nicht immer so bleiben, dass du es als unangenehm empfindest, von mir gesehen zu werden. Mit wachsendem Vertrauen wird es leichter werden. Noch hast du nicht genügend Vertrauen zu mir und auch zu dir selbst.
Ich sage dir: Es gibt nichts, aber auch gar nichts an deiner Seele und deinem Körper, was nicht liebenswert und schön ist. Ich möchte dich gern darin unterstützen, das glauben und fühlen zu können. Dein Vertrauen wird wachsen im Laufe der Zeit. Da bin ich ganz zuversichtlich! Deshalb sind wir ja auf diesem interessanten, und wie ich hoffe, auch für dich irgendwie guten Weg. Oder?“
„Ja,“ sie nickte.
Dankbar für seine ermutigenden, Worte drückte sie seine Hand.
„Schön dass du da bist, Mari!“ Joel empfing Mari mit einem herzlichen Lächeln und ging ihr voran ins Wohnzimmer. Diesmal achtete er darauf, die Wohnzimmertür offen zu lassen. Sie bemerkte es und war froh. Er hatte sich diesen Auslöser ihrer Angst von letztem Mal gemerkt und ihn heute sorgsam umgangen. Sie freute sich über seine Achtsamkeit. Dabei wäre die Tür heute wahrscheinlich gar kein Problem mehr… – erfreut nahm sie diesen auftauchenden Gedanken in sich wahr.
„Setz dich doch. Ich finde es mutig von dir, dass du dich entschieden hast, heute wieder zu mir zu kommen, nachdem du letzten Samstag bei deinem ersten Besuch diesen Panikanfall hattest.“
„Danke,“ sagte Mari knapp. Mehr fiel ihr gerade nicht ein.
Nachdem Joel ihr etwas zu trinken angeboten und beiden etwas eingegossen hatte, setzte er sich ihr gegenüber. „Zu Beginn unserer Spiele hat dich bisher immer die Angst gepackt, dass irgend etwas Furchtbares geschehen könnte. Und ich hatte den Eindruck, dass das besonders mit mir als Mann zu tun hatte. Ich möchte das heute als dein Meister zum Thema machen. Lass uns ohne lange Vorrede gleich beginnen, denn die Angst liegt ja ohnehin ganz oben auf dem Tisch.“
„Okay, Meister.“ Unbehaglich schaute ihn Mari an.
Joel holte zwei Stühle, stellte sie in einem gewissen Abstand gegenüber, wies Mari an, sich auf einen davon zu setzen und setzte sich auf den anderen.
„Ich sitze jetzt hier als Symbolfigur für „die Männer“ und lade deine Angst ein, sich alles von der Seele zu reden: Liebe Angst von Mari, du kannst mir alles sagen, was du über „Männer“ denkst, was du von ihnen befürchtest, was du mit ihnen verbindest, was du vielleicht schon erlebt hast… Ich sitze hier stellvertretend für die Gattung „Mann“ und höre dir mit offenem Herzen zu. Du darfst frei und ungeschminkt, auch total unsortiert alles sagen, was dir einfällt. Ich nehme nichts persönlich. Okay?“
„Hmm… ich habe Angst, darüber zu reden.“
Liebe Angst von Mari, was befürchtest du?“
„Dass es zu viel ist, dass du doch irgendwann sauer wirst, dass ich mich lächerlich mache, dass ich in einen Gefühlsstrudel versinke, der sich fürchterlich anfühlt…“
„Ich verspreche dir, dass ich ganz sicher nicht sauer werde. Lächerlich kannst du dich gar nicht machen, denn wir beide, die Mari und ich, wir achten dich sehr, liebe Angst. Jedes Wort, jede Träne, jedes Gefühl ist wertvoll und soll seinen Platz haben. Da gibt es nichts, wessen du dich schämen müsstest, denn es hat ja alles seine Ursachen. Ja, und die Angst vor dem Gefühlsstrudel – die kann ich dir nicht nehmen. Das kann passieren. Doch sollst du sicher sein, dass ich dich, in welchem Strudel du auch immer sein magst, nicht allein lasse und dir beistehe, bis eventuelle heftige Wellen wieder abflauen. Denn das tun sie immer. Gefühle sind wie Wellen, sie kommen und gehen. Nur wenn sie abgelehnt und verdrängt werden, bleiben sie hartnäckig vor der Tür stehen und klopfen bei jeder Gelegenheit an. Deshalb möchte ich sie heute einladen, ganz bewusst da zu sein, weil sie ja eigentlich sowieso schon immer da waren und da sind.“
„Okay. Ich lasse mich drauf ein. Probieren wir´s.“
„Prima, Mari, du bist sehr mutig. Also, liebe Angst von Mari, was denkst du über „die Männer“?
„Männer sind gefährlich…“ flüsterte Mari.
Joel nickte und sagte: „Ich spüre deine Angst und achte sie. Was noch?“
„Männer haben laute Stimmen, die mir Angst machen, sie könnten mich plötzlich anbrüllen und furchtbar nieder machen…“
Wieder nickte Joel und sagte: „Ich höre deine Angst und achte sie. Was noch?“
Männer sind mir körperlich überlegen… Sie können mir weh tun… Sie können über mich herfallen… Sie können… mich festhalten… Sie können mich umwerfen… Sie können mich fallen lassen… Sie können mich so sehr verletzen!“ Tränen traten ihr in die Augen.
Mitfühlend nickte Joel und sagte: „Ich sehe deine Tränen, ich höre deine Angst, und ich achte dich. Was noch?
„Männer mögen mich nicht, weil ich so empfindsam und ängstlich bin. Sie lachen mich aus und machen mich nieder, weil ich so vieles nicht kann.“
„Ich mag dich! Ich mag dich in deiner Zartheit. Ich mag dich in deiner Empfindsamkeit. Ich mag dich mit aller Angst! Ich mag dich mit dem, was du kannst und mit dem, was du noch nicht kannst. Und ich mag dich, weil du so mutig bist, dich deiner Angst zu stellen!“
Bei diesen wertschätzenden Worten kamen Mari die Tränen. Joel stand auf, ging auf sie zu und kniete sich vor ihr nieder.
„Mari, ich verneige mich vor deinem Mut und deiner Bereitschaft, neue Erfahrungen zu machen. Und ich bitte dich von Herzen im Namen all der Männer, die dir weh getan haben und dich in deinem wahren Wert nicht gesehen, geachtet und anerkannt haben, um Verzeihung. Mach mit mir was du willst – zum Ausgleich dessen, was geschah. Ich nehme es an – stellvertretend für alle Männer, die dir weh taten. „
Ganz tief verneigte er sich vor ihr bis sein Kopf den Boden berührte und blieb in dieser Position.
Mari schaute verwundert auf diesen Mann, der auf dem Boden kniete und dessen Stirn die Erde berührte. Er bewegte sich kaum. Sie bemerkte minimale Bewegungen, als würde er Balance suchen, um in dieser Position verharren zu können.
Ein für beide nicht messbarer Zeitraum verging… Er wartet! Dachte sie. Er bleibt dort auf dem Boden… Er sagt nichts mehr, er wartet… Etwas in ihr schmolz… Auch dazu gehört Mut… Irgendetwas bewegte sich in ihr und verströmte Wärme. Mitgefühl entstand… Sie ging nah an ihn heran und um ihn herum.
Sie könnte ihn jetzt stellvertretend für ihren Vater und die anderen Männer, die ihr so weh getan hatten, anschreien, auf den Rücken schlagen, mit dem Fuß auf seine vorgestreckten Hände treten – doch sie spürte: Das alles wollte sie nicht. Statt dessen legte sie ihre Hand auf seinen Kopf und sagte: „Ihr wart wie ferngesteuert. Etwas hat sich vor euer Herz gelegt. Ich vergebe euch – und ich bitte euch: öffnet alle euer Herz.“
Joel blieb noch immer in dieser Position auf der Erde, wartete ab, was noch gesagt oder getan werden wollte.
Nun ließ sich auch Mari auf den Boden nieder, kniete sich vor ihn und flüsterte: „Ich weiß auch, wie es ist, wenn man plötzlich die Beherrschung verliert, wenn das Herz sich verschließt und man wie ferngesteuert Dinge sagt oder tut, die hinterher nur Reue und Schmerz hinterlassen. Das habe ich auch getan.“ Tränen liefen ihr über die Wangen, und sie bat: „Bitte erhebe dich, wir sind gleich – es geht uns beiden so.“ Langsam hob Joel seinen Kopf, und sie sah in seinem Gesicht auch Tränen.
So knieten sie voreinander…
Und Mari öffnete ihre Arme zu einer stillen Einladung. Beide hielten sich bewegt in den Armen und ließen eine Welle von Heilung und Sehnsucht nach Frieden und Liebe durch ihre Augen, Herzen und Arme fließen…