109. Anders als erwartet (Frank + Maria)

Erstes privates Treffen bei Maria zuhause

Vor sechs Wochen hatte Frank Maria in ihrer Praxis kennen gelernt. Anschließend kamen sie privat ins Gespräch und hatten beschlossen, sich weiterhin zu sehen. Heute war es nun soweit: Maria und Frank trafen sich, um eine erste Erfahrung damit zu machen, wie sie sich miteinander fühlen, auf ganz privater Ebene – im Vorzeichen der sanften Dominanz mit dem Thema „Führen und Sich-Führen-Lassen“.

Maria konnte kaum glauben, dass sie nach seiner Sitzung persönlich mit ihm gesprochen hatte und ihm etwas von ihren geheimsten Bedürfnissen angedeutet hatte, die zu seinen Dominanz-Bedürfnissen, die er innerhalb der Sitzung geäußert hatte, passten.

Nun stand er lächelnd in der Tür, und nachdem diese geschlossen war, nahm er sie zur Begrüßung ganz selbstverständlich in die Arme und fragte dann: „Na – wie geht’s?“
„Ach, ganz gut“, antwortete sie zurückhaltend und bat ihn einzutreten. Die kurze Umarmung hatte sich gut angefühlt, stellte sie etwas erstaunt fest. So natürlich… ohne die Distanz, die sie innerhalb der angedachten Rollen erwartet hatte.

Sie plauderten eine kurze Zeit lang über dies und jenes… Schließlich schnitt Frank das Thema direkt an:
„Du hattest mir ja erzählt, dass es in dir eine Faszination zum Thema „Dominanz“ gibt, und wir haben uns ja schon etwas darüber ausgetauscht. Schön! Heute dachte ich, wir tasten uns erst einmal langsam an unsere Körper heran, spüren, wie es sich anfühlt, uns zu berühren und berührt zu werden, unsere Haut wahrzunehmen…“

Sofort begann die Nervosität sich in Maria zu verstärken: „Da beginnen schon die ersten Hürden, Frank. Ich hoffe, ich bekomme das hin. Uns voreinander auszuziehen und nackt zu sein ist bei mir mit einem starken Scham- und Peinlichkeitsgefühl verbunden.

Frank nickte, fast als hätte er diese Worte erwartet, und antwortete gelassen: „Es ist ja auch etwas ungewöhnlich, sich in der Gegenwart eines Menschen, den man noch kaum kennt, auszuziehen und zu zeigen. Das würde vielen so gehen. Darüber hab ich mir auch schon Gedanken gemacht… Und ich habe eine Idee, wie wir es uns heute leichter machen können.“

Dankbar nahm Maria wahr, dass er „wir“ gesagt hatte. Auch wenn er – wie sie stark vermutete – diese Barrieren nicht hatte, ging er mit dem „Wir“ auf eine solidarische Ebene mit ihr und verringerte damit den Abstand, den sie bis eben noch empfunden hatte.
Sie dachte an ihr Bedürfnis nach Führung durch ein starkes Gegenüber, nach Körpernähe und der Sehnsucht, ihr starkes Verantwortungsgefühl mal für eine begrenzte Zeit in die Hände eines anderen zu legen – und gleichzeitig schämte sie sich dafür, dass es so war.

Plötzlich nahm sie wahr, wie er über Scham sprach… Was hatte er davor gesagt? Ihre Gedanken waren abgedriftet. Das Wort Scham holte ihre Aufmerksamkeit ruckartig wieder zurück.

„…Scham und Peinlichkeit sind für das erotische Miteinander gar nichts Schlechtes, es sind wertvolle Gefühle. Ohne Scham würden wir sofort nackt hier sitzen, und es gäbe kein Kribbeln und Knistern, wie es jetzt da ist, oder?“ Zwinkernd sah er sie an.

„Na ja“, gab sie zu, „es erhöht die Spannung schon sehr, ist aber eigentlich ein recht unangenehmes Gefühl.“

„Ja, am Anfang… in dem Moment, in dem wir es fühlen, durchaus, aber es verändert sich ja hoffentlich. Wenn die ersten Hürden genommen sind, fällt die Spannung ab, und die Entspannung kann dann umso intensiver wahrgenommen und genossen werden. Kontraproduktiv wäre es nur, wenn die Scham nicht verschwinden, sondern sich fortwährend nur steigern würde, ohne sich mit anderen Gefühlen wie Neugier, Lebendigkeit und Lust zu mischen. Dann sollten wir darüber nachdenken, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Und um das auszuprobieren, haben wir uns ja heute getroffen.“ Ruhig schaute er sie an.

Jetzt will er sicher gleich, dass ich mich ausziehe, dachte Maria, bekam einen heißen Kopf und hätte am liebsten sofort den Raum verlassen.

„Du hast doch bestimmt einige Tücher, oder?“ hörte sie ihn fragen.
„Tücher…? Ja, natürlich,“ antwortete sie verwundert.
„Dann hol uns doch bitte vier unterschiedliche Tücher.“
Schnell stand sie auf, um das Gewünschte zu besorgen und legte sie dann auf die Couch, auf der sie saßen. Interessiert schaute er sie an und breitete sie fächerartig aus.
„Ich dachte, wir verbinden uns gegenseitig die Augen und spüren einfach mal, wie es sich anfühlt, uns zu berühren, ohne uns dabei zu sehen – ähnlich wie Blinde“, erklärte er. „Wenn man nichts sieht, ist es anders als sonst. Und selbst wenn wir uns ganz ausziehen würden, wäre es nicht wie ein echtes Nackt-sein, weil wir uns ja nicht sehen können.“
Maria nickte abwartend.
„Du darfst dir aussuchen, mit welchen Tüchern wir uns gegenseitig die Augen verbinden. Fang du an und binde mir ein Tuch über die Augen. Dann gibst du mir eins in die Hand, und ich tue das gleiche dann mit dir. Erst wenn wir beide nicht sehen können, beginnen wir.“

Sie setzten sich einander gegenüber auf der breiten Couch. Zu Marias Erleichterung begannen sie, zunächst noch mit Kleidung ihre Körper zu ertasten. Es war wie ein Spiel. Auf Franks Frage, wie Maria sich damit fühlte, antwortete sie, dass es ihr gut ging. Dann erst kam der nächste Schritt: „Jetzt werden wir uns etwas ausziehen, damit wir mehr Haut spüren können.“
Erst zog er sein T-Shirt aus, und sie spürte seinen nackten Oberkörper unter ihren behutsamen Berührungen, dann zog sie ihre Bluse aus, ihr dünnes Top darunter behielt sie allerdings an.
„Ich habe mein Top anbehalten,“ erklärte sie ihm, da er es ja nicht sehen konnte.
„Völlig okay, das ist gar nicht so wichtig“ antwortete er gelassen. Schließlich zogen beide nach und nach auch Hose und Rock aus. Weiter ging die Reise mit den Händen auf der Haut.

Zu ihrem eigenen Erstaunen, merkte Maria, wie angenehm sich die behutsamen und sicheren streichelnden, mal sanften und mal etwas stärkeren Berührungen von Frank anfühlten, senkte ihren Kopf etwas, dass er auch ihr Haar berühren konnte. Hmm, das fühlte sich gut an. Er schien zu spüren, dass sie es auf dem Kopf besonders schön fand, denn er verweilte etwas länger dort.
Sie saßen sich im Schneidersitz gegenüber. Als ihr die Beine einschliefen, schlug er vor, dass Maria sie links und rechts neben seinem Körper auszustrecken könnte, und beide rutschten etwas näher zueinander. Weiter ging die Reise mit den Händen auf dem Körper des Gegenübers. Nur wenn er an ihre Brust kam, zuckte sie heftig und neigte sich etwas zur Seite.weiß-und-schwarz Er berührte sie dann wieder an anderen Stellen und nahm sie bald darauf in seine Arme. Wie schön war das denn… dachte sie erstaunt und nahm dankbar ein wohliges Gefühl von Geborgenheit in sich wahr, das dieses Gehalten-sein in seinen Armen auslöste. Nach einem Weilchen ging die gegenseitige Erkundung mit den Händen weiter. Immer wieder mal zwischendurch vergewisserte er sich, wie es ihr ging. Und immer wieder einmal hielt er sie fest in seinen Armen und gab ihr damit Halt und Sicherheit, besonders dann, wenn er spürte, wie ihr Körper etwas zurück wich, wenn er sie sehr zart und dadurch erregend am unteren Rücken und an ihren Brüsten berührte.

Erleichtert nahm sie wahr, dass er auf ihre Körpersprache einging und ihre nonverbal geäußerten Grenzen respektierte, indem er seinen Händen, wenn sie sich zurück zog, eine andere Richtung gab. Allerdings kehrte er wiederholt kurz an diese Stellen zurück, wie um auszuprobieren, ob sie immer noch zurück zuckte.

Die Umarmungen waren sehr wohltuende Momente, die er mehrmals wiederholte. Als sie das erste Mal ihren Kopf neben seinen Hals auf seiner Schulter ablegte, spürte sie ein wohliges, erleichtertes Gefühl… als würde sie alles, was schwer war in ihrem Kopf, für ein kleines erlösendes Weilchen mal ablegen können.

Als sie schließlich begann, sich zunehmend wohl zu fühlen, fuhr er vorsichtig mit seinen Händen unter das Top auf die nackte Haut ihres Rückens und Bauches. Sie spürte sehr bewusst hin… und schon fragte er leise: „Wie geht es dir?“
„Gut“, hörte sie sich leise flüstern und ließ es geschehen, dass er ihr Top nach oben abstreifte.
Das geschah so langsam, dass sie ihn jederzeit hätte stoppen können, mit einem Nein oder mit einer kleinen Geste. Diese Möglichkeit zu haben, gab ihr Sicherheit und damit die innere Freiheit, die es ihr möglich machte, es zuzulassen.
„Hast du dein Tuch noch um die Augen?“ vergewisserte sie sich.
„Ja, die ganze Zeit über“, antwortete er leise. „Ich sehe genau so wenig wie du. Aber ich finde, du fühlst dich toll an. Es macht mir viel Freude, deine Haut zu berühren, Maria.“
„Ich finde auch, es fühlt sich gut an, dich zu berühren.“ gab sie leise zurück.
„Und wie ist es für dich, meine Hände auf deiner Haut zu fühlen?“
Fühlt sich auch angenehm an,“ antwortete sie.

Noch einmal zog Frank sie an sich zu einer Umarmung, in der beide ein Weilchen nun mit nacktem Oberkörper verweilten und sich am Rücken streichelten. Ab und zu zuckte Maria, wenn er gar zu zart an ihrem unteren Rücken entlang fuhr – und jedes verlegene Zucken kommentierte er mit einem leise geflüstertem „Ja“ oder „Hmhmmm“ oder „schön“.

Schließlich beendete er ihre erste gemeinsame Körpererfahrung. Nachdem beide sich wieder angezogen hatten, sich erst dann die Tücher von den Augen nahmen und sich gegenüber saßen, fragte er: „Na Maria, wie geht es dir jetzt?“
„Gut geht es mir,“ antwortete sie lächelnd. „Das war ein schönes Erlebnis!“
„Und wir haben uns fast ganz nackt gegenüber gesessen und uns so auch umarmt. Hättest du dir das gestern oder vorhin, als ich kam, vorstellen können?“
„Nein!“ antwortete sie leise.
„Siehst du, Maria, so wird auch künftig manches auf eine Weise möglich werden, die du dir vorher gar nicht vorstellen kannst. Und das meiste wird immer anders werden, als du vorher denkst. Vielleicht magst du dich an unsere heutige Erfahrung erinnern, wenn vor einem unserer kommenden Sessions mal wieder unbehagliche, unsichere oder gar ängstliche Gedanken in dir aufsteigen. Es wird alles Schritt für Schritt gehen…“
„Danke, Frank. Das fühlt sich gut an. Wie geht es dir eigentlich?“
„Gut geht es mir!“ antwortete er lächelnd und nahm ihre Hand. „Ich führe ja gern und gestalte das, was wir tun. Ich fand es toll, wie du dich von mir hast führen lassen. Und ich freue mich, dass es dir gut ging damit. Das habe ich mir gewünscht. So und nun verabschiede ich mich für heute. Wenn dir danach ist, kannst du mir jederzeit schreiben oder mich anrufen. Lass jetzt erst mal alles sacken. In deinem Inneren wird ganz von allein ein Verarbeitungsprozess statt finden. Wir schreiben nochmal darüber oder telefonieren, bevor wir uns das nächste Mal sehen…“

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98. Wochenend und Sonnenschein (4) – „…Na und?!!“

Joel und Mari verbringen ein Wochenende im zauberhaften Ambiente eines schönen Hotels

Fenster_MorgensonneDurch das offene Fenster strahlte die frühe Morgensonne und herrlicher Vogelgesang weckte Mari.
Sie hatte wunderbar geschlafen und musste erst einmal in die Realität zurück finden, als sie sich angekuschelt an Joel in dem breiten Bett ihrer schönen Suite, die sie in diesen zwei besonderen Tagen ihrer Kurzreise bewohnten, wieder fand.
Ganz still lag sie, um dieses Gefühl von Nähe und Geborgenheit in sich bewusst wahrzunehmen und noch ein wenig auszudehnen. Sie wollte ihn nicht wecken, denn es gab auch andere Gefühle in ihr…

Sie konnte ihm zutiefst vertrauen – das spürte sie immer deutlicher und das wurde in ihr besonders nach dem letzten Abend und dieser Nacht besonders spürbar… Er überschritt keine Grenze, die für sie nicht stimmig war, gab ihr die Nähe, die sie zulassen konnte und forderte nie mehr. Und heute – gerade in diesem Moment spürte sie: Etwas in ihr wollte inzwischen weiter gehen, wollte sich ausdehnen, wollte irgendwie mehr… und gleichzeitig waren immer noch Barrieren und Ängste da. Doch der Wunsch nach Lebendigkeit, nach mehr Intensität in ihren Berührungen, nach zunehmender Intimität wurde stärker.
Sie würde dazu einen Schritt auf ihn zu machen müssen, damit Joel die Veränderung ihrer Bedürfnisse und ihrer Bereitschaft wahrnehmen konnte. Aber wie?

Sein Arm lag entspannt auf ihrer Hüfte, zwischen ihnen war immer noch etwas von der Bettdecke, wenn diese auch in der Nacht etwas verrutscht war, aber sie bot genug Wärme und „Schutz“.
Brauchte… ja wollte… sie diesen Schutz eigentlich? fragte sie sich gerade.
Sanft legte sie ihre Hand auf seine.
„Na, meine süße Träumerin?“ fragte er – und sie hörte sein Lächeln in der Stimme, die so gar nicht verschlafen klang.
„Bist du schon länger wach?“ fragte sie ihn erstaunt.
„Ja, lange genug.“
„Wofür?“
„Um unsere Nähe bewusst genießen zu können… um dich zu spüren… um mich daran zu freuen, wie entspannt du ganz nah bei mir liegst.“

Sie drehte sich um, schaute ihm in die Augen. Und wieder ging eine Welle von Vertrauen und von… einem neuen, kribbelnden, reizvollen Gefühl durch sie hindurch. Dann erst wurde ihr bewusst, dass sie ja nackt waren und nun die Decke nichts mehr verbarg.
Joel bemerkte ihren Blick und meinte lächelnd: „Na und?!“
Sie lachte etwas verlegen und gab zurück: „Hm ja, …na und!!“
„Komm her, mein zartes Rehlein, lass uns ganz fest umarmen. Im Liegen ist das noch inniger und entspannter.“

Diese liebevolle Einladung nahm Mari an und atmete ganz tief, als er sie in seinen Armen hielt und für eine ganze Weile die Zeit still stand. Tief nahmen beide das wunderbare Gefühl von Nähe und Wärme in sich auf, eine Wärme, die Körper und Seele wohlig durchströmte. Sie nahm seinen Körper wahr… überall… seine Wärme… und… seine Härte, die nicht zu auszublenden wahr. Dennoch lag er ganz still.
„Du musst gar nichts tun, Liebes. Fühle einfach nur.  Sei einfach nur da. Ich erwarte nichts von dir,“ antwortete Joel auf ihre unausgesprochene Frage, die sein Körper, der nicht lügen konnte und auch nicht wollte, in ihr ausgelöst hatte.

Langsam begann seine rechte Hand über ihre Haut zu wandern, während die linke fest an ihrem Rücken blieb und sie weiterhin hielt.
Sehr bewusst nahm sie seine gleitenden Berührungen wahr, spürte wie ihr Körper erst wohlig, dann nach und nach immer bewegter auf ihn reagierte. Seine Berührungen wurden immer zarter… nahezu elektrisierend…  Als unwillkürlich ein Zucken durch sie hindurch pulste, und sie einen erschrockenen, etwas peinlich berührten Laut von sich gab, strich er beruhigend mit der flachen Hand und etwas mehr Druck über ihren Rücken und flüsterte ihr ins Ohr: „Lass deinen Körper ruhig zucken und tun, was er will… ich finde das wundervoll…“
Kurz rückte sie etwas von ihm ab, damit sie ihm in die Augen sehen konnte. Und spürte, als sie in ihnen versank, nur Annahme und Freude.
Ganz offen begegnete er ihrem Blick und ließ sie erkunden, was immer sie sehen wollte in ihnen – bis an den Grund seiner Seele öffnete er sich ihr und genauso offen ließ sie ihn eintauchen mit seinem Blick in ihre Gefühlswelt. Sie brauchte nichts zu sagen, wurde ihr in diesem Moment klar. Er kannte sie mittlerweile so gut, dass er anhand ihrer Körpersprache spüren konnte und in ihrem Blick lesen konnte, was sie mit Worten nicht zu formulieren vermochte. Er sah und fühlte tief in sich: ihren Wunsch nach mehr… ihre noch vorhandene, immer kleiner werdende Angst… ihr Vertrauen zu ihm als Mann… ihre Unsicherheit, mit der sie sich ihm jetzt anvertraute… ihr noch zögerliches Begehren… Und er sagte mit seinem ganzen Sein „JA“ zu ihr. Auch er sprach es in diesem magischen Moment nicht mit Worten aus, sondern ließ seine Augen sprechen. Und sie verstand sein JA und antwortete mit einem ganz zarten Nicken. Daraufhin zog er sie wieder fest in seine Arme und ließ sie dort wieder ankommen, Halt finden, die Sicherheit seiner absoluten Annahme fühlen.
Und als er spürte, dass sie mit all ihren Gefühlen bei ihm angekommen war, begannen seine Hände erneut auf die Reise zu gehen… Lust zu wecken… Geborgenheit zu schenken… zu reizen und zu besänftigen… zu locken und Halt zu geben… Er wusste, sie brauchte immer wieder zwischendurch den ruhigen Hafen seiner festen Umarmung, um dann wieder neue bewegende Berührungswellen zulassen zu können.  Nach und nach wurde sie lebendiger in seinen Armen, berührte und streichelte auch ihn und genoss den Tanz der Berührungen, die sie miteinander teilten, zunehmend.
„Es ist wunderschön mit dir, Mari…“ sagte er leise, als sie wieder einmal inne hielten, bevor eine neue Welle von Empfindungen durch sie hindurch strömte…
Es war ein wie ein Tanz: ein Hin und Her im gemeinsamen Aufeinander-Eingehen im Auf- und Abschwellen der Intensität ihrer Lustempfindungen… Und als sich die Berührungen immer mehr intensivierten und Mari spürte, dass sie nun keine besänftigende Welle mehr haben wollte, im Gegenteil, dass sie nichts mehr abflauen lassen wollte… mehr wollte… die Intensität steigern… bewegte sich alles auf einen Höhepunkt zu, mit dem sie ihren ersten sinnlichen gemeinsamen Tanz vollendeten.

Diese Reise der Berührungen war für Mari eine so intensive Erfahrung, dass ihr bei den Nachbeben ihres Körpers die Tränen kamen. Es zuckte in ihr und sie brachte mit ihrem Weinen all die lange aufgestauten Gefühle aus sich heraus: die Erfüllung ihrer Sehnsucht, ihre Lust, ihre Angst, ihre Freude, die Auflösung ihrer Zerrissenheit, ihre Fassungslosigkeit, wie ungebremst sie sich schließlich in seinen Armen hatte fallen lassen…
„Entschuldige, Joel, mein Weinen ist….“
„…nichts wofür du dich entschuldigen müsstest, mein Schatz! Ich weiß doch, wie viele Gefühle sich da in dir bewegen. Die wollen raus… Und dafür hat der Mensch das Gefühlswasser, das sich „Tränen“ nennt. Lass sie einfach fließen, ich halte dich!“
Liebevoll gehalten in seinen Armen ließ sie ihren Tränenstrom frei fließen in der Sicherheit, dass sie angenommen wurden, dass all ihre Gefühle, alles was sie ausmachte, angenommen war.
Welch größere Erfüllung konnte es geben…

Sie fühlte , wie eine Welle von Geborgenheit und  Frieden durch sie hindurch floss, in der ihre Tränen   auch eingebettet waren. Langsam wurde sie ruhiger und genoss voll Dankbarkeit das warme Gefühl, in ihrem ganzen Sein angenommen und gehalten zu werden.

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86. Joels Antwort

Joel antwortet auf die Mail von Mari

Liebe Mari,
          Einfach_mal_so_hab Dank für deine Offenheit in der letzten Mail mit der Frage, ob wir uns nicht manchmal auch ganz persönlich „einfach mal so“ als ich und du – jenseits unserer Rollenspiele – begegnen wollen.
Ja! Sehr gern! Und keine Sorge, das ist bei mir total gerade angekommen – hi hi , will sagen, gar nicht schief oder irgendwie befremdlich. Diese Angst darf sich gleich wieder schlafen legen. Deshalb antworte ich auch so schnell wie möglich. Denn ich könnte mir vorstellen, dass du vielleicht etwas unruhig bist, bis du meine Antwort lesen kannst.

Ich lese aus deinen Zeilen auch, dass wir nicht nur Kaffee trinken wollen… ? Denn du möchtest mit mir Dinge erleben, die du mit dem Meister erlebt hast und vielleicht noch erleben wirst…

Darauf freue ich mich ganz besonders. Ich habe große Lust dazu, dich in meinen Armen zu halten, und wer weiß… Doch du sollst dich bitte (!) frei fühlen, jederzeit zu sagen, wenn sich für dich etwas nicht oder noch nicht passend anfühlen sollte. Gern würde ich ein bisschen mit dir gemütlich zusammen liegen und dich dabei in meinen Armen halten. Ich hoffe, ich habe dich so richtig verstanden, dass du das ausprobieren möchtest?

Und noch etwas ist mir wichtig: Du darfst mich jederzeit alles fragen – und was immer dir gerade einfällt ganz offen mit mir besprechen. Alles ist willkommen – jeder Gedanke, jedes Gefühl…
Mir ist bewusst, dass du dich wahrscheinlich fühlst, als würdest du dich auf etwas wackeligem Boden bewegen – und auch ich bin etwas aufgeregt, wenn wir uns außerhalb des bisher vereinbarten Rahmens begegnen.

Dann bis zum kommenden Samstag, an dem ich dich gern – diesmal außerhalb der Spielebene -besuchen werde. Ich freu mich darauf!

Solltest du inzwischen irgendetwas auf dem Herzen haben – kannst du mir jederzeit gerne schreiben oder mich anrufen, liebe Mari! 

Sei in Gedanken umarmt von 

Joel

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80. Druck – selbstgemacht

Bei Joel – Alles findet im Kopf statt

Als Mari auf dem Weg zu Joel war, dachte sie an das letzte Gespräch der beiden, indem sie ihm von ihren in letzter Zeit häufig auftretenden Träumen erzählt hatte, in denen es immer wieder um Prüfung und Versagensangst ging. Er hatte eine Andeutung gemacht dass er das im nächsten Treffen zum Thema machen würde.
Joel hat ein wenig umgeräumt und wartete auf sie.
„Hallo Mari, schön dich zu sehen, komm herein“, begrüßte er sie freundlich wie immer.
Und als sie eintrat, sagt er gleich: „Das Spiel beginnt.“
Ups, dachte Mari, das ging ja schnell heute, ohne Vorgespräch, ohne etwas zu trinken, da bin ich ja gespannt, was jetzt kommt…“
Im Raum stand ein Tisch und davor und dahinter ein Stuhl. Unschlüssig betrachtete sie dieses Setting und schaute ihn fragend an.
„Setz dich“, sagte er in seiner Meisterrolle sanft und brachte ihr ein Glas Wasser, ein paar weiße Blätter Papier und einen Kugelschreiber.
Das scheint tatsächlich mit dem Prüfungsthema zu tun zu haben, dachte Mari etwas beklommen.
Er setzte sich auf den anderen Stuhl ihr gegenüber hinter dem Tisch und fragte: „Bereit für heutige Lektion?“
„Ja, okay, ich bin bereit“, antwortet Mari.
„Ich werde Dir ein paar Fragen stellen“, erklärte er, „bitte schreibe die Antwort auf und lies sie mir dann vor, verstanden?“
Sie nickte: „Ja.“
„Ich werde dir auf jede Frage eine Punktanzahl sagen, und du schreibst sie dann auf das Papier unter die jeweilige Frage.“
„Hm, ja, in Ordnung. Wie viel sind denn die maximale Punktzahl?“
„Aufgabe 1“, sagte er und schaute sie an.
„Sie nickte.“
„Nenne drei Assoziationen zum Thema Vertrauen.“

Krampfhaft überlegte sie,. Warum fällt ihr nur so schnell gar nichts ein? Vertrauen… vertrauen… vertrauen… kann gelingen oder auch nicht… Dachte sie. Und dann schrieb sie auf:
– Selbstvertrauen
– Gottvertrauen
– Vertrauen ins Leben
Und dann las sie ihm die 3 Begriffe vor.
Er nickte nachdenklich. „Ok, 2 Punkte. Schreib sie dazu.“
So schrieb sie die Zahl 2 und fragte sich: Welcher der drei Begriffe war wohl falsch? Warum habe ich nicht die vollen 3 Punkte erhalten.
„Die nächste Aufgabe“, kündigte er an, „vervollständige den Satz: Wenn ich meinem Meister nicht vertraue, dann …
Und sie antwortete spontan: „… dann habe ich es schwer in dem, was wir hier tun.“ Auch das las sie laut vor.
„3 Punkte“, sagte er.
Das scheint so eine Art Zwischenprüfung zu sein, die sich auf unsere Thematik hier bezieht, dachte Mari beklommen. So gut fühlt sie sich mit ihrem Vertrauen noch nicht…
„Nenne drei Dinge, die es dir schwer machen zu vertrauen.“
„Angst zu versagen, Angst vor unangenehmen Erfahrungen, Angst vor peinlichen Momenten.“ „Hmmmm,“ sagte er, „notiere einen Punkt.“
Traurig schrieb sie einen Punkt auf und ein unangenehmes, heißes Gefühl kroch ihr den Rücken hinauf. Weiter ging es. „
„Nenne drei Dinge die dir peinlich sind.“
Oh jeh, dachte Mari, diese Fragen werden ja immer unangenehmer… Und sie schrieb nach einiger Überlegung auf und las dann vor:
Wenn mir nichts einfällt zu sagen auf eine Frage…
Wenn ich unangemessen oder spärlich angezogen bin…
Wenn ich Fehler mache…“
„Einen Punkt“, sagte Joel. Sie schrieb die Eins hin und überlegt, was wohl passieren würde, wenn das Gesamtergebnis dieser Prüfung ungenügend wäre. Was hätte das wohl zur Konsequenz? Wenn sie doch wenigstens wüsste, was für ein System dieser Bewertung zugrunde liegt.
Weiter fragte er: „Nenne drei Dinge, die dir Lust bereiten und gut tun.“
Für diese Frage brauchte sie nicht allzu lange nachzudenken: „Umarmen, Streicheln, Kopfmassage.“
„Zwei Punkte“, sagte er. Sie schrieb die Zahl zwei auf und überlegte, welcher von den drei Begriffen für ihn wohl nicht einen Punkt wert waren.
Weiter ging es: „Nenne drei Dinge die erregend sind für dich.“
Mari saß vor ihrem Papier… Was könnte sie nur aufschreiben? Es war nicht so, dass ihr nichts einfiel, aber alles in ihr sperrte sich dagegen, diese Gedanken aufzuschreiben und ihm anschließend vorzulesen. Die Frage war einfach zu peinlich… Der Widerstand zu groß…
Er schaute auf die Uhr.
Schließlich sagte sie: „Ich kann dazu nichts aufschreiben, entschuldige bitte.“
Er nickte und meinte: „Null Punkte.“
Ihr fällt zwar ein dass es sie erregt an der Brust berührt zu werden, aber sie bringt es nicht fertig das aufzuschreiben
Das war klar, sie schrieb die Null hin und kämpfte mit den Tränen.
„Dann schauen wir mal. Zähl mal alles zusammen. Wie viele Punkte hast du insgesamt?“
„15“ antwortete sie.
„Und? Was glaubst du, hat es gereicht?“
Was würde das denn jetzt bedeuten? Und welche Folgen würde es haben? überlegte sie in Gedanken und antwortete: „Ich weiß es doch nicht. Ich hoffe zumindest, dass ich nicht durchgefallen bin, auch wenn ich die letzte Frage gar nicht beantworten konnte.“
„Hm, du meinst du hast bestanden?“
So wie er das fragt, klingt es eigentlich nicht so. Drängte sich ein unangenehmer Verdacht auf. Aber tapfer vertrat sie sich: „Wenn ich selbst jetzt meine eigene Lehrerin wäre, dann würde ich schon meinen ich hätte bestanden, ich habe, so meine ich, jede Frage bis auf die letzte beantwortet.“ Und so bekräftigte sie noch einmal: „Ja, ich glaube ich habe bestanden.“
„Und wie fühlt sich das an?“ fragte er mit undurchdringlichem Blick.
„Im Moment noch sehr unsicher, weil ich ja nicht weiß ob es stimmt. Kannst du mir nicht bitte sagen, was du darüber denkst? Wie dein Urteil ist?“
Er redete weiter, ohne ihre Frage zu beantworten. „Und was könntest du wohl bestanden haben?“
Mari zuckte mit den Schultern. „Ja, wenn ich das wüsste… Diese ganze Situation ist irgendwie so undurchschaubar
Geht es vielleicht darum, wie zufrieden du mit mir hier bist?“
„Und? Wie wirke ich? Bin ich zufrieden?“ fragte er weiter.
Unschlüssig scheute sie ihn an. „Auch du wirkst ziemlich distanziert und undurchschauber, also ich neige dazu zu sagen, du wirkst nicht sehr zufrieden.“ Traurig schaute Mari an ihm vorbei aus dem Fenster.
„Das ist eine Interpretation – in einer Situation, die du, wie du sagst, nicht durchschaut hast. Eben warst du noch der Meinung bestanden zu haben. Warum sollte ich dann unzufrieden sein?“
„Du wirkst auf mich irgendwie so… Und meine Einschätzung, kann ja abweichend sein von dem sein, was du denkst.“
„Kann… aber muss nicht! Gerade warst du noch von dir überzeugt. Warum jetzt so unsicher?“
„Ich weiß nicht… Deine Fragen und dein Auftreten verunsichern mich.

Er begann, etwas zu lächeln. „Das war eine schwierige Prüfung, oder?“
Jetzt kamen Mari die Tränen tatsächlich, sie konnte sie nicht mehr zurückhalten. „Ja, das war wirklich eine schwere und unangenehme Prüfungssituation!“
Er ergriff sofort ihre Hand, drückte sie sanft und nickte. „Waren das so ähnliche Gefühle, wie du sie in deinen Träumen hast, die dich so belasten?“
„Ja stimmt, so ähnlich…, aber sag mir doch jetzt bitte mal, was du über mich denkst?“ brachte sie aufgeregt heraus.
Er lächelte: „Ich finde, du hast du gut behauptet in einer merkwürdigen Situation…, die… du viel zu ernst genommen hast.“
„Wie meinst du das?“ Fragend schaut Mari ihn an.
Er antwortete gelassen: „Na, was bringt mich denn im eine Position dich zu prüfen? Und was hätte es für einen Sinn, Vertrauen zu bewerten? Und was hätte es darin für eine Konsequenz oder für einen Abschluss geben sollen? Aber die Situation hat dich sofort gefangen genommen…“
„Ja, das stimmt, ich habe mich durch das Setting in einer ziemlich heftigen Drucksituation gefühlt. Ich dachte nach und nach immer mehr, dass es darum geht, wie zufrieden du mit mir bist hier in unserem Miteinander – grundsätzlich, und speziell heute in dieser Prüfungssituation ganz besonders.“
„Meinst du echt, über Vertrauen und ähnliches würde ich eine schriftliche Prüfung machen? Schon sehr unwahrscheinlich, oder?“
„Darüber habe ich gar nicht nachgedacht. Das hat mich gefühlsmäßig alles tatsächlich sehr an meine Träume erinnert…“
Joel nickte. „Ja, ich wollte dich diese Gefühle bewusst spüren lassen und sehen, wie du reagierst. Du hast nicht gezögert, nichts in Frage gestellt, warst sofort drin.“
Sie entgegnete: „Ganz am Anfang habe ich eine Frage nach dem Bewertungssystem gestellt, aber die hast du ignoriert, und dann traute ich mich nicht weiter zu fragen. Und stimmt… dann war ich in der Situation gefangen.“
„Wie geht es dir jetzt?“ fragte er.
„Naja, noch ziemlich durchgerüttelt. Das waren ja auch Fragen, die mich tief innen betroffen haben. Und ich wüsste immer noch gern, was du über meine Antworten gedacht hast.“
„Ich habe allem einfach nur interessiert zugehört ohne es wirklich zu bewerten. Das war nur Show, um es prüfungsähnlich zu machen. Ich habe bewusst einfach nur Zahlen genannt, die eigentlich gar keinen Sinn ergaben.“
Mari schüttelte verwundert den Kopf. „Es waren ja immer drei Dinge, nach denen du gefragt hast. Deshalb dachte ich, dass die Zahlen je nach deiner Zufriedenheit eine eins, zwei oder drei ergeben müssten, also drei wenn alles top war und eins ziemlich mangelhaft. Na ja und 0 war ja sowieso klar am Ende. War es nicht so?“
„Nein, das hast du dir nur so ausgedacht. Du kanntest die Kriterien nicht… weil… es keine gab!“
„Es gab absolut keine??? Und dabei hast du manchmal so ausgesehen, als würdest du genau nachdenken.“
Er lachte. „Ich wusste nicht einmal, wie die nächste Frage lauten würde, das ergab sich nach und nach aus dem, was du sagtest.“
„Das ist ja dann eine seltsame Prüfung… Was war deine Absicht dabei?“
„Ich wollte dich mit den Gefühlen deines Traumes konfrontieren und dir die Gelegenheit geben, sie bewusst in einer sicheren Situation wahrzunehmen, in der du zum Beispiel auch hättest aussteigen oder die Prüfung verweigern können, oder sie mit Humor nehmen… Wie auch immer – ich wollte kein Wissen, sondern Reaktionen wahrnehmen und heraus kitzeln. Die Situation war eigentlich ganz harmlos.“
„Aber angefühlt hat sie sich nicht so harmlos!!! Du hast sie so gestaltet dass sie schon ziemlich bedrückend für mich war.“
„Der Druck passierte aber nur in deinem Kopf. Ich habe dir keine negative Folge angedroht oder auch nur irgendwie angedeutet und in den Raum gestellt.“
„Ja das stimmt, gab Mari zu, „aber wenn du ehrlich bist, hast du schon einiges dazu getan, dass ich mich so verunsichert gefühlt habe, oder?“
„Ja, aber du hast dich sofort einfach darauf eingelassen.“
„Du hast mich, glaube ich, absichtlich in eine Drucksituation gebracht – und ja ich habe mich einfach darauf eingelassen das stimmt.“
„Ja, und den Druck hast du dir selbst gemacht, „ich habe keine Erwartung gestellt, keine Anforderung, keine mögliche Konsequenz genannt, ja, ich habe nicht mal das Wort Prüfung erwähnt.“
„Hast du nicht??? Das ist mir gar nicht mehr ganz präsent. Für mich war die Situation so eindeutig… Aber sag doch mal ehrlich, das hast du doch erwartet oder?“
„Ein Stück weit schon, aber ich habe ganz bewusst auf jede Formulierung verzichtet, die mit Prüfung zu tun hat, um dir zu zeigen, dass du dir den meisten Druck ganz alleine in dir selbst machst.“
„Na das ist dir gelungen!“
„Und was denkst du jetzt darüber?“
„Es passiert ziemlich von alleine, und das leider sehr oft, dass ich mir Druck mache, meine ich. Ich würde mir von mir selber wünschen, dass ich nicht so schnell in solche Fallen tappe.“
„Wichtig ist, dass du erkennst, dass du selbst dir den Druck machst!“
„Das hilft mir aber, glaube ich nicht, dass ich beim nächsten Mal nicht wieder in diesen Automatismus hinein gerate. Das passiert irgendwie ganz von alleine, ohne dass ich mir dessen bewusst bin.“
„Du wirst dich an diese Situation heute sicher öfter erinnern, wenn wieder solche Gefühle in dir entstehen, und dann ist der wichtigste Schritt zu prüfen, wer in der Situation die Erwartung hat.“
Mari wiederholte die Worte: „… wer in solchen Situationen die Erwartung hat. …Du meinst, das bin meistens ich selbst – und ich projiziere dann meine Erwartungshaltung in den anderen hinein…?“
Joel nickte. „Ja, vermutlich ist das oft so – auf jeden Fall zwischen uns beiden, aber wahrscheinlich auch öfter mal in deinem täglichen Leben. Du machst dir den meisten Druck selbst – und nur du kannst dann den Druck such verringern.“
Mari nickte nachdenklich – Ja, da ist was dran, aber im Außen können andere Menschen schon verstärkend auf den Druck einwirken oder entlastend. Allein schon ein Lächeln oder ein distanzierter Blick können ein subjektives Druckgefühl verstärken oder lindern, finde ich.“
„Ja sicher können andere dein Druckgefühl erhöhen oder lindern, aber frage dich immer, ob die anderen wirklich bestimmte Erwartungen an dich haben, oder ob du das nur vermutest. Und selbst wenn sie welche an dich haben, wäge für dich ab, ob du sie erfüllen willst, oder nicht. Es ist immer deine Wahl.“
„Ja das stimmt, das ist meine Verantwortung, da hast du recht. Und selbst wenn sie Erwartungen haben und sich so verhalten dass sie den Druck erhöhen, ist es ja meine Entscheidung, ob ich mich von ihnen abhängig machen will oder nicht…“
Joel nickte bestätigend. „Ja genau. Und welche Situation könnte es schon geben, wo du wirklich unter Druck kommen könntest? Wie viele Prüfungen willst du denn machen?“ Dabei lächelte er.
„Aber auch ohne reale Prüfungen erscheint mir das Leben oft wie eine grpße Prüfung. Ich habe Angst davor, dass andere von mir enttäuscht sind. Frage mich immer, ob ich mich angemessen verhalten habe, ob ich etwas vermasselt habe ohne es zu merken… Es geht glaube ich darum, mich von ihrer Erwartungshaltung unabhängig zu machen.“
„Ja, denn nur in echten Ptüfungssituationen ist ihr Urteil wirklich entscheidend.“
„Stimmt, der wichtigste Mensch in meinem Leben bin ich – und entscheidend ist was ich selber von mir denke.“
„Jeah! Das ist der Punkt! Damit ist das Spiel fast zu Ende… Eine Frage noch.“
„Ja ??? Mari nahm wahr, wie ihr Herz schon wieder unwillkürlich zu klopfen begann.“
„Gibt es wirklich nichts, dass dich erregt?“
Mari antwortete etwas verlegen: „Doch, natürlich gibt es Dinge, die mich erregen, aber ich war einfach nicht in der Lage sie aufzuschreiben.“
„Nun dann freue mich darauf, sie nach und nach zu erfahren.“ Er lächelte. „Das ist Spiel ist vorbei.“

„Kannst du mich jetzt bitte mal ganz fest in die Arme nehmen?“ fragte sie erschöpft.
„Aber gerne doch!“ Er kam zu ihr, und sie schmiegte sich in seine Arme. „Das tut jetzt sooo gut,“ flüsterte sie.
Er drückte sie sanft und eng an sich.
Sie atmete ganz tief. „Gott sei Dank ist diese Situation vorbei!“
„Du hast sie gut gemeistert!“ sagt er leise in ihr Ohr.
Erstaunt schaute sie ihm in die Augen: „Das meinst du nicht wirklich?! Ich habe mich ja richtig gefangen nehmen lassen. Habe das alles nicht durchschaut und einfach mitgespielt. Aber eins sage ich dir: Daraus will ich wirklich was mitnehmen!!!“
Er nickte: „Na, dann hat es doch einen Sinn gehabt! Und ich muss schon sagen: Du hast dich tapfer da durchgekämpft und warst sogar der Meinung dass du es geschafft hast. Das ist schon nicht so leicht gewesen!
Du hättest auch viel früher aufgeben und scheitern können.“
Mari lächelte: „So habe ich das noch gar nicht gesehen, da hast du auch wieder recht. Jetzt habe ich noch eine Bitte an dich.“
„Welche?“ fragte er interessiert.
„Könntest du bitte sagen: Mari, du hast die nicht stattgefundene Prüfung bestanden!“
Er lächelte und sagte laut und deutlich: „Mari, du hast die nicht stattgefundene Prüfung bestanden!“
„Danke!“ Jetzt lächelte auch Mari 😊 und fühlte sich richtig froh.

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75. Die Instanz, die so vieles verbietet…

Bei Mari

Nach einem gemeinsamen Spaziergang mit Joel, bei dem Mari wieder einmal in Kontakt kam mit ihrem Thema „inneres Verbot und Peinlichkeitsgefühle“ und dabei ihre innere Instanz spürte, die alles Ungewöhnliche als extrem bedrohlich empfindet, und deshalb versuchte, vieles, was normalerweise mit Lust und Spaß verbunden ist, zu verhindern, saßen Joel und Mari noch zusammen und sprachen darüber.
Er fragte sie: „Wer oder was in dir ist es, das dir verbietet und dir sogar Gefahr suggeriert, wenn du einfach tust oder zulässt, was sich interessant, faszinierend und spannend anfühlt? Wenn das ein Wesen wäre, wie würde es aussehen?“
Mari überlegte…
Er half ihr: „Kannst du dich nochmal in dieses Gefühl hinein versetzen, das du vorhin hattest?“
Sie dachte an die Situation und nickte.
„Wo spürst du es im Körper?“ Sie zeigte auf ihre Zwerchfellgegend.
Er nickte. „Okay, wenn du magst, leg doch mal sanft deine Hand darauf und schicke durch deine Hand Liebe in dieses Gefühl. Geht das?“
Mari legte ihre Hand auf diese Stelle und spürte, wie es in ihr ruhiger wurde und weniger vibrierte. „Es ist noch da, aber nicht mehr ganz so heftig.“
„Wenn dieses Gefühl ein Wesen wäre, ganz egal welches, ein Tier, ein Mensch eine Pflanze, oder was auch immer – was für ein Wesen wäre es? Welcher Impuls kommt dir ganz spontan?“
„Ein Kind. So sieben Jahre alt vielleicht… Aber es wirkt viel kleiner, fast so wie eine Puppe – allerdings ist ihr Gesicht hoch rot und irgendwie verzerrt.“
„Jetzt stell dir vor, du würdest es mit deinen Händen sanft aus dir heraus heben und vor dich auf den Schoß setzen. Vielleicht möchtest du die Beine hoch nehmen und sie hier auf der Couch leicht angewinkelt aufstellen, so dass es sich mit seinem Rücken an deine aufgestellten Knie anlehnen kann. Wie sieht sie aus? Wie wirkt sie jetzt auf dich?“
„Es ist ein zartes Mädchen, ein Schulmädchen mit einer Brille und einem ernsten Gesichtchen.“
„Was fühlst du, wenn du es ansiehst?“
„Oh, ich habe großes Mitgefühl, es wirkt so schmächtig und so ängstlich auf mich. Ich möchte ihr helfen, dass sie sich besser fühlt.“
„Tu, was immer dir einfällt, um ihr gut zu tun.“
„Ich nehme ihre Hände erstmal und halte sie zärtlich in meinen. Sie schaut ganz erstaunt. Dann streichle ich ihr über´s Haar, wische sanft ihre Tränen von den Wangen… und frage sie: „Kleines Mädchen, was bedrückt dich so?“
Es antwortet leise: „Dass ich nie weiß, was wirklich richtig ist, aber immer aufpassen muss, dass nichts Schlimmes geschieht. Ich bin schon so lange in dir und passe auf, dass wir nichts falsch machen, aber du tust nicht immer, was ich sage. Dann bekomme ich noch mehr Angst und versuche, stärker zu werden, lauter zu werden. Wir dürfen nicht so viel tun, was Lust und Spaß macht, sonst gibt es ganz viel Ärger, und der ist so schlimm, dass es die Zeiten der Freude und der Lust gar nicht ausgleichen können. Und die Schuldgefühle danach… die sind ja nicht zum Aushalten! Die verdunkeln alles Schöne und Bunte. Dabei habe ich so wenig Kraft und muss dennoch immer stark sein, sonst gehen wir unter im Meer des schlechten Gewissens! Weißt du noch, wie schlimm das früher immer war? So soll es nie mehr wieder sein!!!“

„Genau, mein lieber Schatz! Du sagst es: Das war früher! Aber jetzt bin ich groß. Jetzt sehe ich, dass die Werte der Großen von damals nicht meine Werte sind. Und deshalb brauchen wir keine Schuldgefühle mehr zu haben. Schau, ich bin doch inzwischen die Große, und du bist die Kleine! Ich bestimme jetzt über unser Leben, nicht mehr die Großen von damals. Und du brauchst dich jetzt nicht mehr zu sorgen. Ich hole dich jetzt aus der Sorgen-Tretmühle raus. Magst du in meine Arme kommen?“
Mit einer Geste nahm Mari das kleine unsichtbare Mädchen in ihre Arme und wiegte sie hin und her. „Alles ist gut, meine Kleine. Du bist jetzt nicht mehr zuständig für unsere Entscheidungen und Gewissensfragen. Das mache ich ab sofort selber. Du darfst dich jetzt ausruhen und einfach Kind sein. Das ist ganz wichtig, mein Schatz: Ab sofort entscheide ich allein, ich, die große Mari, was getan wird. Und ich richte mich dabei nach dem, was sich gut anfühlt, was für mich wahr ist und was meinen jetzigen Werten entspricht, nicht denen von Oma und Mutti und Papa damals. Du musst das alles nicht verstehen, aber du gibst die Entscheidung, was uns gut tut und was für uns wertvoll und lebenswert ist, ab an mich, hörst du? Ich bin die Große und du die Kleine. Ich hab dich sehr lieb und weiß, dass du bisher so gut aufgepasst hast, weil du uns vor Ärger bewahren wolltest und davor große Angst hattest, aber diesen Ärger gibt´s nicht mehr. Diese Gefahr ist schon lange vorbei. Die einzige, die sagen kann, was für uns stimmig ist und wertvoll, bin ich. Ich danke dir sehr für deine gute Absicht, aufzupassen, dass nichts Schlimmes passiert. Und nun darfst du spielen und damit aufhören, Kontrolle auszuüben, das tue ich jetzt!“

Liebevoll hielt Mari das kleine Mädchen, das bis eben noch die Rolle der Aufpasserin inne hatte, im Arm und strich ihr beruhigend über den Rücken… Schließlich sagte sie zu ihr: „Einverstanden? Du gibst mir das alles! Die ganzen Entscheidungen legst du nun in meine Hände und kannst einfach ausruhen, spielen, malen, alles was dir gut tut.“
Bei diesen Worten öffnete Mari ihre Hände wie eine Schale und stellte sich vor, wie das Mädchen ihre vermeintliche ganz große Aufgabe der Kontrolle in ihre Hände, also in die Hände der erwachsenen Mari, legte. Dann atmete sie tief und ließ das energetische Vorstellungsbild des kleinen Mädchens, das nun befreit lächelte, wieder zurück in sich hinein fließen.

„Es ist geschafft, Joel! Die Kleine in mir ist befreit von ihrer Last!“
„Wie fühlst du dich, Mari?“
„Seltsam leicht und irgendwie komisch.“
„Wie komisch?“
„So, als müsse sich in mir ganz vieles sortieren – in eine neue Ordnung kommen, die ich bestimmen kann. Ich habe mir dazu eben selbst die Macht erteilt, indem ich sie der kleine Aufpasserin abgenommen habe.“
„Wunderbar“, lächelte Joel. Dann bekräftige es nochmal, indem du einen Ich-Bin-Satz dazu machst und ihn laut vor mir als Zeugen aussprichst. Denn was in Gegenwart eines Zeugen gesagt wird, hat noch mehr Kraft.
Mari nickte, und kurz darauf sagte sie laut und voller Überzeugung:


„Ich bin die einzige und wahre Person in meinem Leben,
die entscheidet, was ich tue und lasse.
Ich erlaube mir, in Lust und Liebe zu leben,
wozu ich mich entscheide.
Ich darf das, und ich will das!“

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65. Gezwungen-sein… im Zustand von etwas Schönem zu verweilen

Mari schreibt in ihr Tagebuch – „Faszinierendes Gezwungen-Sein…“

Warum nur bin ich so wie ich bin?!!!Aufzeichungen-

Immer wieder fühle ich doppelt – zwei verschiedene Pole gleichzeitig. Das ist so schwer auszuhalten… Es zerreißt mich manchmal regelrecht.

Ich lag in seinen Armen, er hielt mich ganz fest… und das fühlte sich soooo gut an.
Plötzlich dachte ich: zu gut! Und schon war das gute Gefühl wieder weg.
Mari, du fühlst dich bestimmt schon einige Minuten gut – das ist zu viel – zu lange! sagte eine Stimme in mir.
Ich versuchte mich langsam aus seinen Armen zurück zu ziehen…
Er ließ es nicht zu, hielt mich so fest, dass ich nicht weg konnte, aber nicht zu fest –  erdrückt fühlte ich mich dabei nicht. Und dann wurde aus dem Gefühl der Geborgenheit, des Wohlbefindens, von dem ich meinte, es nicht zu lange haben zu dürfen, plötzlich ein Gefühl der Erregung. Ja, es erregte mich, dass ich gezwungen war, in seiner Umarmung zu verweilen, dass ich nicht weg konnte, obwohl ein anderer Teil von mir meinte, weg zu müssen, weil das Schöne nicht zu lange schön sein dürfte. Dieser Teil wollte vernünftig sein… Maß halten… nicht zu viel Schönes haben wollen…
Und dass dieser vernünftige Teil mein Wohlbehagen nicht bremsen konnte, und ich gezwungen war, das Schöne weiter „auszuhalten“ – was für ein seltsames Wort für etwas Schönes – das erregte mich, das machte meinen Körper lebendig, ließ kleine Wellen durch ihn hindurch zucken. Und jetzt kam das Gefühl, etwas ganz Verbotenes zu erleben… 
Stärker wurde der Impuls, dass diese Wellen nicht in Ordnung waren. Wieder versuchte ich mich, aus seiner Umarmung heraus zu lösen… Es gelang mir nicht. Und dieses Nicht-Gelingen war so wundervoll…!

Da zwang mich jemand, im Zustand von etwas Schönem zu bleiben, es nicht nach einem kleinen Koste-Häppchen zu stoppen, mich den Gefühlen, die es auslöste, nicht zu entziehen, so wie es diese Vernunft-Stimme so oft von mir verlangt hatte. Es war mir inzwischen schon lange, viel zu lange selbstverständlich geworden war – niemals zu lange und zu viel Genuss auszukosten.

Wenn ich aber nicht weg konnte aus diesen wunderbaren starken Armen, dann war ich auch nicht dafür verantwortlich, dann war ich nicht daran „schuld“, wenn ich es zu lange genießen würde.  Dann konnte die Stimme so lange sagen, wie sie wollte: „Mari, Übermut tut selten gut! Immer schön vernünftig sein und Maß halten. Das Gute nicht überstrapazieren…“ Es würde ihr nichts nützen…!  Ich wurde ja festgehalten und blieb nicht freiwillig (obwohl ich es natürlich eigentlich wollte… Aber das kann ich nicht zugeben – das schreibe ich nur hier ins Tagebuch). 

Was bedeutet diese schlimm-schöne Erfahrung, nicht weg zu können von etwas, das mir gut tut, für mich?
Darf ich die Verantwortung tatsächlich mal für ein Weilchen abgeben? 
Darf ich mich davon sogar erregen lassen, wenn er mich entgegen meinen Flucht-Impuls fest hält?
Es ist ja nicht wirklich gegen meinen Willen, aber fühlt sich doch irgendwie faszinierend gezwungen an. Wenn es sich nicht so gut anfühlen würde, in seinen Armen zu liegen, dann… ja dann wäre das Festhalten ein unangenehmer Akt gewesen. 

Aber so… so war es schlimm-schön… und mehr schön als schlimm… 
Ist DAS okay???
Und wer kann mich „glauben machen“, dass es okay ist???
Oder besser… wie kann ich mich „glauben machen“, dass es okay ist???

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64. Körper lügen nicht

Bei Joel – Erfahrungen auf der Spielwiese

Als Mari aus dem Bad ins Wohnzimmer kam, sah sie Joel auf der ausgeklappten Couch gemütlich an der Wand angelehnt sitzen.
„Das Spiel beginnt.“
Er öffnete einladend seine Arme mit den Worten: „Komm her zu mir, Mari.“

Langsam ging Mari auf Joel zu, der nun wieder seine Meisterrolle innerhalb dieses Rollenspiels eingenommen hatte, setzte sich auf die Couch, und… noch bevor sie lange nachdenken konnte, griff er um ihre Taille und zog sie neben sich in eine halb liegende, halb sitzende Position… Überrascht hielt sie kurz die Luft an.
Als sie sich neben ihm in seinem Arm wieder fand, schmunzelte er: „Du kannst in Ruhe weiter atmen, Mari, die kleine Schrecksekunde ist bereits vorbei. Und wie fühlst du dich hier?“
Er zog sie noch ein bisschen näher an sich.

Mari spürte nach und stellte erstaunt fest, dass es sich gut anfühlte, ihm so nah zu sein, so festgehalten zu werden, sich an ihn anlehnen zu können – und das obwohl sie noch nicht wusste, was sie heute hier erwartete… Es ist dieses Fest-gehalten-werden, das mir irgendwie Halt und Sicherheit gibt, nahm sie erstaunt wahr.

„Hast du meine Frage gehört?“

Ach ja, er wollte ja wissen, wie sie sich fühlte… „Es geht mir ganz gut, danke.“

„Wie fühlt sich dein Ganz-gut-gehen an, Mari? Was genau ist es, was dieses Gefühl hervor ruft?“

Warum muss er nur immer so genau nachfragen
, dachte sie. Was sag ich dazu?
„Ich glaube, es geht mir deshalb gut, weil ich mich in deinem Arm gerade so gut aufgehoben fühle“, gestand sie ihm leise.

„Das freut mich außerordentlich, Mari“, lächelte Joel. Dann wollen wir diesen Zustand so bald heute nicht verändern…“ Mit diesen Worten umschlang er sie mit beiden Armen und zog sie noch ein Stückchen tiefer auf die Couch, so dass sie nun ganz in seinen Armen lag. Wieder hielt sie vor Schreck die Luft an ob dieser plötzlichen Lageveränderung.
„Atmen, Mari, einfach weiter atmen“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Alles ist gut, wir umarmen uns heute eben mal liegend und nicht wie sonst im Stehen oder Sitzen…“ Und es wird länger dauern als sonst, dachte er, aber sprach es nicht aus.
„Wie fühlst du dich hier in meiner Umarmung? Was sagt dein Körper?“

Mari spürte wieder in sich hinein… Und wieder nahm sie wahr, dass es sich gut anfühlte, von ihm so fest in den Armen gehalten zu werden. Seine gerade so intensive Körpernähe tut mir gut… nahm sie zu ihrem Erstaunen wahr.
„Es tut mir gut, dass du mich so festhältst“, bekannte sie.

„Wie schön… Körper lügen nicht! In deinem Körper kannst du deutlich spüren, was gut für dich ist und was nicht, natürlich nur, wenn er nicht gerade im Alarm-Modus ist“, erklärte ihr Joej. „Und es freut mich sehr, dass dein Körper mir zunehmend mehr vertraut.“


Joel streichelte Maris Wangen, strich ihr sanft übers Haar und freute sich zu spüren, wie sie sich langsam ein wenig entspannte in dem Arm, in dem er sie hielt. Er ließ seine Hand weiter wandern über die Schulter und den Arm… bis zur Hand, mit der er etwas spielte, um dann wieder hinauf zur Schulter zu streichen.
In absoluter Aufmerksamkeit beobachtete Mari jede Bewegung seiner Hand…
Bisher fühlt es sich weiter gut an.
Von dort aus fuhr er mit sanftem Druck über ihren Rücken.
Ein genussvoller Laut kam über ihre Lippen.
Das tut so gut, dachte sie… so unerwartet gut…

Als er dann seinen Druck veränderte und nur federleicht über ihre untere Rückenpartie strich, zuckte ihr Körper mehrmals leicht zusammen. Dabei hielt Joel sie weiterhin fest, noch etwas fester als davor, und gab ihr Halt, während sie spürte, dass ihr Körper begann, ein Eigenleben zu führen in Joels Armen.
Was war das denn? Irgendwie peinlich, dass sie es nicht kontrollieren konnte, was sein besonders sanftes Streicheln da in ihr auslöste.
Dieser Gedanke löste eine kleine Fluchtreaktion in ihr aus, sie wollte sich aus seinem Arm etwas heraus winden, er hielt sie allerdings nach wie vor fest und ließ das nicht zu. „Alles gut, Mari, lass deinen Körper machen, was er will, du bist hier ganz sicher in meinen Armen. Und solltest du etwas nicht wollen, dann sag einfach „Ampel rot!“ und ich werde sofort aufhören, das verspreche ich dir“, flüsterte Joel ihr zu.

Mari holte tief Luft, spürte, wie Joel den Druck seiner Hand wieder etwas verstärkte und konnte sich wieder entspannen. Die Hand verschwand nach einem Weilchen langsam unter dem Bündchen ihres Rockes, wanderte tiefer… Ach, würde doch nicht dieses „verbotene“ Gefühl dabei sein… Weiter bewegte sich seine Hand. Sie hielt die Luft an…
„Welche Farbe hat unsere Ampel, Mari?“ fragte Joel leise. „rötliches Orange“, antwortete sie. „Okay“, flüsterte er, veränderte seine Position etwas, nahm seine Hand dort wieder weg und strich Mari beruhigend über den Rücken. Langsam entspannte sie sich wieder. Ihre kurzärmelige Bluse war inzwischen so verrutscht, dass er sie ihr leicht abstreifen konnte. Anschließend zog er sich sein T-Shirt aus. Nur noch mit einem dünnen Top bekleidet, fühlte sie seinen warmen kräftigen Oberkörper, an dem sie eng umschlungen von seinen Armen lag, sehr deutlich.

Gut, dass er mir wenigstens mein Top noch lässt, dachte sie aufgeregt. Er spürte ihre zunehmende Anspannung, strich ihr – sie weiterhin fest im Arm haltend – behutsam einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Schau mich an, Mari“, hörte sie seine Stimme wie von weit her. Sie öffnete die Augen, sah sein Gesicht über ihr und versuchte, sich etwas zur Seite zu bewegen. Er ließ das jedoch nicht zu. Seltsamerweise fühlte sich das irgendwie einerseits schwer auszuhalten und gleichzeitig gut an. Sie konnte nicht weg! Und eigentlich wollte sie auch gar nicht wirklich weg, erkannte sie blitzartig. Es war nur ein Teil von ihr, der sich aus der Situation lösen wollte, in der er sie jedoch festhielt.

Und sie, die ganze Mari, wollte so gehalten werden… Doch… wollte sie festgehalten werden ?
Sie spürte, sie wollte von seinen starken Armen umfangen sein… Doch wollte sie gefangen sein???
Gefangen(?) und festgehalten (?) in einer Kraft, die es gut mit ihr meinte… die sie verstand, wie sie sich selbst noch nicht verstanden hatte… die ihr das gab, von dem sie noch nicht wusste, dass sie es brauchte…

„Entspann dich, Mari, das Spiel ist beendet.“ hörte sie Joel wie aus weiter Ferne und doch so nah an ihrem Ohr…
Und zum ersten Mal reagierte sie auf diese Worte nicht erleichtert, sondern hörte sich denken: „Schade…“

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Was möchtest du für den ersten Tag dieses Jahres zaubern?

Wie ein Buch mit unbeschriebenen Seiten…

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liegt das neue Jahr noch vor uns.
Möge es ein wundervolles, zauberhaftes Buch werden, mit 365 Seiten mit lebendigen, berührenden und vertrauensstärkenden Eintragungen – und möge am Ende der jeweiligen Tages-Seite eine bunte Dankbarkeitsliste stehen.

Möge sich das, was auf den Seiten geschrieben steht, wie eine spannende, tolle Geschichte lesen, die an etlichen Stellen des Tages und vor allem am Ende immer wieder mit Liebe und Freude einhergeht.

Und mögen die Herausforderungen und Spannungsbögen, ohne die ja keine Geschichte auskommt, gut und am besten mit Lust, Freude und Erfolg zu bewältigen sein.

Na ja… und sollten manche Tage sich nicht ganz so von Freude erfüllt anfühlen, dann lasst uns auf diesen Seiten (und vielleicht nicht nur auf diesen Seiten 😉 ? ) Geschichten erfinden, die so toll sind, dass sie sich am liebsten verwirklichen möchten…

Denn unser Unterbewusstsein kennt ja nicht den Unterschied zwischen vorgestellten Erlebnissen und der Wirklichkeit und fühlt das, was wir uns „ausdenken“, als echtes Gefühl…

Und was wir denken und fühlen – strebt dazu, Realität zu werden…
Ups – könnte man das nicht zaubern nennen, wenn wir uns erlauben, ein bisschen märchenhaft zu denken?

Viel Spaß bei der „täglichen Magie“
und ein zauberhaftes, kraftvolles Jahr 2021 voll Freude, Wohlbefinden und Liebe
wünscht euch
eure Miriam
sowie die beiden „Märchenhelden“ dieses Blogs: Mari und Joel

24. Eine utopische Heilungsreise: In der Weihnacht Neuland betreten

Joel hatte sich für die Weihnachtszeit eine Fortsetzungsgeschichte von wohlwollenden außerirdischen Meistern zum Thema „Macht – Angst – Vertrauen – Hingabe“ für Mari ausgedacht, das er ihr in Form eines Adventskalenders geschenkt hatte.

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Am heiligen Abend kam Joel abends – etwas später als sonst – zu Mari. Sie wünschten sich mit einer innigen Umarmung frohe Weihnachten, kuschelten sich zusammen auf die Couch und freuten sich zum vorletzten Mal auf die Geschichte von Carina und Ramon…

Kurz nachdem der Gesang verstummt, kommt Ramon zu Carina. Er setzt sich an ihr Bett und schaut ihr zärtlich in die Augen. Carina nimmt seine Hand und fühlt eine große Sehnsucht, ihm ganz nah zu sein. Ramon antwortet auf diese Sehnsucht: “Carina, heute hat mich dein Herz gerufen. Heute gehen wir gemeinsam den Schritt, den du nun schon seit einigen Tagen erwartest.” Lächelnd reicht er ihr seine Hand und sagt: “Komm mit mir, Liebes …”

Mit klopfendem Herzen verlässt Carina ihr Bett und geht mit Ramon in sein Reich hinüber. Diesmal sieht sie dort eine bisher immer geschlossene Tür offen stehen und begreift, da gibt es noch ein Zimmer, das von seinem großen Raum abgeht. Es ist sein Schlafzimmer. Ihr Blick fällt auf ein großes, weiches Bett. Auf leuchtend blauem Stoff sind Rosen und Sterne gemalt. Alle Kissen und Decken tragen dieses Muster. Auf dem Tisch neben dem Bett steht ein Strauß dunkelroter Rosen.

Carina schluckt nervös… Noch stehen sie in dem großen, ihr nun schon seit langem vertrauten Raum. Ramon legt seine Hände auf ihre Schultern, schaut ihr tief in die Augen und fragt mit zärtlicher Stimme: “Bist du bereit, Carina?” Carina nickt. Da nimmt Ramon sie auf seine Arme und legt sie aufs Bett. Langsam und behutsam entkleidet er Carina und dann sich selbst. Ganz dicht kuschelt sich Carina in ihrer Aufregung an ihn, und er hält sie lange Zeit einfach nur in seinen Armen und flüstert ihr ab und zu beruhigende Worte in ihr Ohr. “Keine Angst, mein Liebes, es ist alles in Ordnung, wir haben alle Zeit der Welt. Vertraue mir, vertraue unserer Liebe…”

Nach und nach entspannt sich Carina in seinen Armen. Als ihr endlich wieder warm ist, sagt er: “Du brauchst jetzt gar nichts zu tun, Carina, lass einfach nur geschehen. Ich werde dir nicht wehtun, ganz sicher nicht!” Wieder überkommt Carina eine nervöse Spannung, und wieder streichelt er lange ihren Rücken, bis sie sich wieder beruhigt. Er dehnt sein Streicheln über den ganzen Körper aus, und sie spürt zunehmend eine lustvolle Erregung in sich aufsteigen. Pulsierende Wellen strömen durch ihren Körper. Als diese Empfindungen sich noch intensivieren, versucht Carina, sie abzubremsen, indem sie ihren ganzen Körper anspannt. Ramon schaut sie liebevoll an: “Es ist neu, Carina, ich weiß, aber du brauchst dich nicht vor deinen Empfindungen zu fürchten. Wenn du nicht gegen sie ankämpfst, tragen sie dich auf den Gipfel der Erfüllung. Ich erwecke dein inneres Feuer. Gib dich ihm hin, du wirst nicht verbrennen. Es wird dich durchströmen und jede deiner Zellen zum Leuchten bringen. Vertraue mir, vertraue deinem Körper und lass einfach nur geschehen.”

Sanft streichelt er ihren Kopf, und sie lässt langsam ihre Anspannung wieder los. Auf und ab gleitet sie auf den Wellen ihrer Lust. Sie lässt ihr Feuer in sich zu und bremst es wieder ab, wenn es ihr zu gewaltig erscheint – und wieder gibt sie sich ihm hin, um es bei zu starker Intensität wieder abflauen zu lassen. Ramon lässt dieses Wechselspiel ihrer Bereitschaft geduldig geschehen, geht auf ihre Anspannung ein, führt sie wieder in die Entspannung, und bringt ihr Feuer erneut zum Lodern, immer und immer wieder… Carina wird in seinen Armen lebendig, lässt die unwillkürlichen Bewegungen ihres Körpers zu, mehr und mehr. Dann schließlich, als ihr Körper immer lebendiger wird, lässt er sie nicht mehr zurück gleiten in eine wohlige Entspannung, sondern steigert ihre Lust noch mehr.

Sie spürt ihn, bekommt einen kleinen Schreck, hört wie von Ferne und doch ganz nah seine Worte: “Es ist soweit, Carina, öffne jetzt dein Tor für mich, sage “JA”, einfach nur “JA”, wobei er wieder ihre so empfindsamen Brüste küsst. Carina haucht “Ja”, flüstert “Ja”, immer wieder “JA”… – und sie spürt, wie er ganz langsam in sie hinein kommt – ganz behutsam. Solange hatte er das Tor ihrer Lust vorbereitet, dass es nun ganz offen ist und kein Schmerz entsteht. Als sie ihn ganz in sich aufgenommen hat, hält er sie einen Moment, der ihr wie eine Ewigkeit erscheint, ganz bewegungslos in seinen Armen, und sie spürt wieder diese quälende Sehnsucht. Verwirrt schaut sie ihn an. Er hält ihren Blick mit seinen warmen liebenden Augen und streichelt ihr Haar: “Jetzt vereint sich unser Feuer, und wir reiten gemeinsam auf den Wellen des Lebens. Nur Mut, ich halte dich.” Langsam bewegt er sich in ihr. Sanft pulsiert eine Woge nach der anderen durch ihren Körper, und sie verspürt schließlich das Bedürfnis nach mehr… mehr… und noch mehr… – versinken im Meer der Liebe… Sie liegt in seinen Armen, er streichelt ihr Haar und hält mit seinen Augen ihren Blick fest. Mit jeder neuen Welle der Lust weiten sich ihre Augen und lassen ihn an ihren inneren Bewegungen teilhaben. Die Fenster ihrer Seelen sind weit offen – seine und ihre – und sie schauen durch ihre eigenen Fenster hinaus tief in die offenen Fenster des anderen hinein.

Carina will wieder abbremsen, aber Ramon flüstert: “Hab keine Angst. Lass es einfach zu, mehr brauchst du nicht tun.”

Carina spürt die Wellen jetzt immer schneller und intensiver kommen, gibt sich ihnen ganz hin in der Geborgenheit seiner Arme gehalten, von seiner Liebe getragen, von ihrem inzwischen gewachsenen Vertrauen geführt. Wie von allein bewegt sich ihr Körper der Erfüllung entgegen… bis schließlich in ihr die Sterne explodieren. Ganz fest hält er sie, als ihr Körper sich schüttelt, zuckt und windet, wobei sie wie aus weiter Ferne  seine Stimme hört: “Wir sind eins, Carina, spür es – ja, wir sind eins – großartig, lass es zu… Es ist Liebe, die dich durchströmt, reine Liebe…”

Langsam ebbt das Feuerwerk ab… Die Wellen beruhigen sich nach und nach, und Carina verbirgt ihren Kopf in seinen Armen. “Was habe ich getan?” flüstert sie. Noch ehe die alten Schamgefühle von ihr Besitz ergreifen, sucht Ramon ihren Blick, lächelt und sagt: „Du hast die Liebe körperlich erlebt. Carina, du bist eine wundervolle Frau! Ich danke dir, dass du dein Feuer mit meinem vereint hast.”

Still liegt sie in seinen Armen, verwirrt, erschöpft und glücklich. Die Wärme seiner Haut, sein wohltuender Duft und sein liebevolles Streicheln geben ihr die Sicherheit zurück. So sehr geliebt und geborgen fühlt sie sich, dass sie sagt: “Am liebsten würde ich die ganze Nacht bei dir bleiben.”
Und er antwortet: “Das möchte ich auch gern, Carina.” Liebevoll und zärtlich sieht er sie an. “Morgen früh, ist das große Fest des Lichts und der Liebe. Da feiern wir alle hier an Bord Weihnachten, Und übermorgen landen wir auf der Erde. Dort ist dann der 25. Dezember und wir werden, so wie du es dir wünschst, auch auf deinem Heimatplaneten Weihnachten feiern.”

Carina schaut ihn nachdenklich an. “Hast du gewusst, dass es in dieser Nacht geschehen wird – die ganze Zeit schon?”
Ramon lächelt: “Dein Herz wollte es so… ja… aber wäre deine Persönlichkeit noch nicht bereit gewesen, wäre es auch in Ordnung. Ich wäre dann trotzdem mit dir gekommen – und irgendwann in unserem Miteinander auf der Erde wäre in dir die Bereitschaft erwacht.”

Fragend sieht sie ihn an: “Es bleibt doch dabei? Du kommst mit mir?”

“Ja, Carina, ich komme mit dir. Wir werden zusammen leben und wirken, weil du es so willst, und weil es seit Anbeginn aller Zeiten auch mein Wunsch ist.

Ramon spürt, wie Carina müde wird. Schläfrig und glücklich kuschelt sie sich in seine Arme, nimmt als letztes noch ganz intensiv den Duft der Rosen wahr, der sie heute Nacht in ihrer Liebe gestärkt hat, und gleitet in einen tiefen, erholsamen Schlaf hinein.

Morgen erscheint der letzte Teil der Geschichte

Hier geht es zu allen bisher erschienenen Kapitel zu dieser Geschichte, die Joel Mari in der Advents- und Weihnachtszeit erzählt –> Eine utopische Heilungsreise (Märchen) 

Ich wünsche euch allen einen von Freude und Liebe erfüllten heiligen Abend.
Von Herzen eure Miriam

6. Eine utopische Heilungsreise: ERSTAUNEN    und    FREUDE


Joel hatte sich für die Weihnachtszeit eine Fortsetzungsgeschichte von wohlwollenden außerirdischen Meistern zum Thema „Macht – Angst – Vertrauen – Hingabe“ für Mari ausgedacht, das er ihr in Form eines Adventskalenders geschenkt hatte.

Heute am Nikolaustag besuchte Mari Joel. Beide hatten eine kleine süße Nikolaus-Überraschung füreinander. Auf dem Tisch strahlte eine Kerzen zwischen Tannenzweigen. Mari freute sich über diesen schönen Anblick und war neugierig, wie die Geschichte von Carina, deren Ängste ihr ja recht bekannt vorkamen, weiter ging. Beide setzten sich auf die Couch. Joel goss ihnen Tee ein, steckte Mari lächelnd ein Marzipanherz in den Mund und schlug ihr dann vor, sich mit dem Kopf auf einem Kissen dicht neeben ihn zu legen und es sich dabei ganz gemütlich zu machen auf der breiten Couch. Etwas zögernd folgte sie seinem Impuls und empfand es bald als sehr schön. Eine innige, geborgene Stimmung entstand. Er legte seine Hand auf ihr Haar, streichelte sie sanft und begann dann, ihr das sechste Kapitel von Carinas Heilungsreise im Raumschiff der außerirdischer Meister vorzulesen…

ATT2

„Als Carina am Morgen des sechsten Tages an Bord des Raumschiffes erwacht, fällt ihr Blick auf eine brennende Kerze, die vor ihren mit Tanne und Süßigkeiten gefüllten Hausschuhen steht. Daneben sitzt eine wunderschöne, lieb und fröhlich dreinschauende Clownspuppe mit einem Stern, auf dem sie liest:

Geliebte Carina,
vielleicht kannst du bald alles mehr als ein großes Spiel betrachten.
Bis dahin schau ihn dir an, den kleinen Kerl, 
und lass seine Fröhlichkeit in dein Herz hinein.
In Liebe Ramon

War das eine liebevolle Geste! Wie ein zartes Streicheln für ihr inneres Kind wirkt diese unerwartete Nikolaus-Gabe für sie.  In dem Moment klopft es an der Tür. Auf Carinas “Ja, bitte!” schaut Ramon herein und meint, “Na, ist mir meine Nikolausüberraschung geglückt?” Carina sieht ihn dankbar an. “Ja, sehr. Danke! Vielen Dank! Aber ich hätte gar nicht gedacht, dass hier an Bord auch heute der Nikolaus kommen würde. Das ist echt schön!“

Beim Frühstück erwartet sie eine zweite Überraschung. Auf dem Platz jeder Schülerin steht eine kunstvoll verzierte Kerze, ein paar kleine Leckereien und wundervoll duftende exotische Früchte neben den bekannten Apfelsinen und Nüssen, die wegen der Tradition nicht fehlen dürfen. Und jede Frau hat ein kleines Bildchen geschenkt bekommen. Carina findet auf ihrem Bild ein Reh unter einer verschneiten Tanne mit einem wirklich funkelnden Sternenhimmel darüber. Dazu ein Kärtchen mit den Worten:

Für das scheue Reh, Carina.
Möge es mehr und mehr vertrauen und den Mut haben,
seinen ureigenen Stern zu finden und ihm zu folgen.

Als sich Carina bei Ramon bedanken will, sagt er: “Nein, Carina, das alles hier ist nicht von mir. Das ist ein Geschenk von René an jede Schülerin.”

René? Carina ist verwirrt und erstaunt. Das hätte sie nun wirklich nicht gedacht! Es passt so gar nicht zu den schrecklichen Gerüchten, die über ihn kursieren. Gedankenvoll schaut sie René an. Er fängt ihren Blick auf und erwidert ihn augenzwinkernd. Carinas Lippen formen sich zu einem leisen “Danke schön…”, fast unhörbar. Aber René muss es vernommen haben, denn er nickt ihr zu und lacht.

Als sie später dann wieder in ihrem Zimmer ist, öffnet sie das heutige Röllchen ihres Adventskalenders und liest:

Liebe Carina,
hier ein paar Worte über die Wahrheit und Kraft deines Herzens:
Du wirst niemals etwas erleben, was dir nicht entspricht –
wozu dein Herz nicht    „JA“    sagt.
Frage dein innerstes Herzgefühl,
was für dich stimmt und was nicht.
Dem, was es dir sagt, und nur dem (!) ,
mögest du folgen.
In Liebe Ramon

Kurze Zeit später klopft Jennifer an der Tür und richtet ihr aus, sie möge bitte in Ramons Zimmer kommen. Wieder überkommt Carina die ihr so bekannte angstvolle Aufregung. Was hat er wohl heute mit ihr vor? Wird er wirklich Wort halten und nichts mit ihr tun, was ihr nicht entspricht? Seine Worte von gestern fallen ihr ein: “Nur die Erfahrung, die immer wieder gemachte Erfahrung, dass dir mit mir nichts Schlimmes passiert, lässt dein Vertrauen wachsen.” So gibt sich Carina schließlich einen Ruck und macht sich auf den Weg zu ihrem Meister.

Als sie das Zimmer betritt, sieht sie als erstes eine Kerze und leckere Adventsplätzchen auf dem Tisch. Ramon kommt lächelnd auf sie zu und meint: “Schön, dass du gekommen bist, Carina. Heute ist Nikolaustag, da dachte ich, es würde dir vielleicht Freude machen, wenn wir hier zusammen einige adventliche Transparentbilder gestalten. Was meinst du?”

Carina schaut ihn dankbar und erleichtert an. Ja, dazu hat sie richtig Lust! Ramon macht ein interessantes Spiel daraus: Carina soll sich ein Motiv vorstellen, und er zeichnet die Konturen, die er in ihrem Geist findet, auf die Folie. Je intensiver ihr Gefühl bei der Vorstellung des inneren Bildes ist, um so klarer und schöner wird das gemalte Motiv. Carina malt es dann schließlich mit Farben aus. Wunderschöne Bilder entstehen. Carina darf sie alle mitnehmen, und Ramon meint: “Immer wenn du sie dir anschaust, erinnere dich daran, dass du in meinem Zimmer, entgegen deiner noch vorhandenen Befürchtung, etwas Angenehmes erlebt hast, und erkenne die Schönheit deiner inneren Bilderwelt. Und wer weiß, vielleicht möchtest du ja der einen oder dem anderen auch etwas von den tollen Bildern schenken… Ich habe gehört, dass diese Sitte bei den Menschen gerade in der Adventszeit viel Freude hervorruft. Wir werden noch oft und viel zusammen malen, so dass der Vorrat an deinen wunderschönen inneren Bildern, die sich dann in Form und Farben ausdrücken unerschöpflich sein wird. Du sollst hier als erstes die Erfahrung machen, dass die Lust am Erschaffen ein kraftvoller und kraftspendender Ausdruck deines Menschseins ist. Lust und Freude ist die Quelle deiner Lebenskraft. Und davon werden wir gemeinsam noch ganz viel erleben.”

Am Abend schreibt Carina in ihr Tagebuch über diesen ganz besonderen Nikolaustag, an dem sie sich froh und erfüllt fühlt – der erste Tag im Raumschiff, an dem sie fast ohne Schmerz und Angst ist.“

Morgen wird die Geschichte fortgesetzt und läuft voraussichtlich bis Weihnachten

Hier geht es zu allen bisher erschienenen Kapitel zu dieser Geschichte, die Joel Mari in der Advents- und Weihnachtszeit erzählt –> Eine utopische Heilungsreise (Märchen) 

1. Eine utopische Heilungsreise: SORGE und    FÜRSORGLICHKEIT

Joel hatte sich für die Weihnachtszeit eine Fortsetzungsgeschichte von wohlwollenden außerirdischen Meistern zum Thema „Macht – Angst – Vertrauen – Hingabe“ für Mari ausgedacht, das er ihr in Form eines Adventskalenders geschenkt hatte.
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Er hatte sich eine Märchengeschichte ausgedacht, die in einer fiktiven Zukunft angesiedelt war und in der es um eine Heilungsreise in einem Raumschiff mit außerirdischen Meistern ging. Den Vorspann, wie es zu dieser Reise kam, hatte er ihr bereits in den vergangenen Treffen erzählt.  Da sich die beiden allerdings nicht täglich begegneten, hatte er ihr gestern einen  BunteUmschlaegeAdventskalender geschenkt, der aus 24 bunten Briefumschlägen bestand, die mit jeweils einem Kapitel dieser Geschichte und einer kleinen Süßigkeit gefüllt waren.

„…Und an den Tagen, an denen wir uns treffen, bringst du den jeweiligen Umschlag mit, und dann lese ich dir das Kapitel vor, während wir uns gemütlich zusammen auf die Couch kuscheln“, hatte er ihr vorgeschlagen – und Mari hatte begeistert genickt. Dass die Adventszeit einen so märchenhaften Zauber erhalten sollte, freute sie sehr.

kerze24Heute am Morgen des 1.Dezembers, öffnete sie nun gespannt den ersten Umschlag, fand ein kleines Täfelchen Schokolade mit einer zart gezeichneten Kerze darauf und das erste Kapitel, in dem nun die Heilungsreise der ängstlichen Frau Carina im Raumschiff außerirdischer Meister begann. Sie genoss das Schokoladentäfelchen, versank in die Geschichte von Carina und las…

„Als Carina nach einer drei-tätigen Vorbereitungszeit an der Seite ihres Ausbilders, Meister Ramon, das Raumschiff betritt, in dem ihre Ausbildungsreise stattfindet, wird sie vom Kommandanten herzlich begrüßt. Meister René nimmt Carinas Hand in beide Hände und sagt mit einem strahlenden Lächeln: “Wie schön, dass du so schnell Kontakt zu deinem Meister gefunden hast. Ich begrüße dich an Bord meines Schiffes und versichere dir, dass auch wir zwei gut miteinander auskommen werden. Du wirst bald sehen, dass es dir hier an nichts fehlen wird. Wir alle wollen, dass es dir und den anderen Frauen hier gut geht. Solltest du Unterstützung brauchen, kannst du dich gern jederzeit an mich wenden. Auch ich bin hier für dich da, Carina. Übrigens, es ist hier an Bord so üblich, dass wir alle “du” zueinander sagen. Du weißt ja, ich heiße René. Die anderen Frauen und Meister hier wirst du später beim Abendessen kennenlernen.”

 Er tritt einen Schritt zurück, schaut Carina lächelnd an und meint: “ Na, heute siehst du schon ganz anders aus als vor ein paar Tagen, als wir dich von deiner kleinen Extratour abholten. Bald wirst du merken, dass dir hier nichts Schlimmes geschieht, und du wirst darüber lächeln können, dass du so voller Angst flüchten wolltest. Ramon zeigt dir jetzt erst einmal dein Zimmer, das du während der Zeit deines Aufenthaltes hier an Bord bewohnen wirst, und ich werde dich später durchs Raumschiff führen. Das tue ich besonders gern. Weißt du Carina, das, was für dich noch ein fliegender Metallkäfig ist und dir wie die Höhle des Löwen erscheint, ist für mich ein Ort, den ich mit sehr viel Liebe und Freude gestaltet habe, weil ich mir wünsche, dass sich jeder hier wohl fühlt. Vielleicht wirst auch du das bald erkennen können.”

Ramon bringt Carina in ihr Zimmer. Sie staunt: So viel Behaglichkeit, Wärme und persönliche Atmosphäre hätte sie sich nie und nimmer in einem Raumschiff vorgestellt. So liebevoll ist ihr  Raum gestaltet, dass sie schlucken muss… Da sind wunderschöne Bilder an den Wänden. Die Möbel, Decken und Kissen sind in zarten Farben gehalten, ein Regal mit Schreib- und Malutensilien ist in der Wand eingebaut, und da sind auch Bücher, deren Titel nach kurzem Überfliegen Carinas Leselust ansprechen. Sogar ein kleiner Kühlschrank ist da mit Leckereien für den kleinen Appetit zwischendurch.

Völlig überwältigt    von all dem Schönen bedankt sich Carina bei ihrem Meister, der sie lächelnd ansieht und meint: “Ich hoffe, René und ich haben deinen Geschmack getroffen? Ich hatte ihm in den drei Tagen, in denen ich dich schon etwas kennen lernen konnte, schon einiges von deinen Vorlieben mitgeteilt. Wir wollen  doch, dass du dich hier für die Zeit der Reise wohl und geborgen fühlst. Jetzt nimm erst einmal dein neues Zimmer in Besitz. Ruh dich ein bisschen aus, und wenn du noch Lust hast, bringst du vielleicht noch das Gesteck, deinen Adventskalender und die Fensterbilder unter. Ich hole dich später hier ab und zeige dir dann mein Reich hier an Bord.”

Mit diesen Worten lässt er die überraschte Carina erst einmal allein mit sich.  Neugierig inspiziert sie den Kühlschrank, der ein paar richtig gute Leckereien enthält, sowie den Schrank, in dem sie Kleidung entdeckt, die ebenfalls ihrem Geschmack und ihrer Größe entsprechen. Nachdem sie soweit alles geordnet und begutachtet hat,  steht sie vor ihrem Adventskalender, den sie dekorativ an der Wand über ihrem Bett platziert hat, und denkt: ‘Heute ist ja der 1. Dezember, und ich kann das erste Röllchen öffnen. Zögernd, doch gleichzeitig neugierig liest sie:

Geliebte    Carina,
heute ist nun dein erster Tag hier im Raumschiff, und deine Ausbildung hat begonnen.
In den nächsten 24 Wochen werden wir beide viel miteinander erleben.
Wenn du zur Erde zurückkehrst, werden dort 24 Tage vergangen sein.
Ich habe für dich bewusst diese Zeit gewählt, die ihr Menschen Advent nennt.
Du, Carina, hast immer ein ganz helles, strahlendes Gefühl in dieser Zeit,
und dieses tiefe,
besondere Gefühl wird es sein, das dir helfen wird,
dein inneres Licht immer bewusster wahrzunehmen
.
Denn deshalb bist du hier mit mir auf dieser Reise.
Ich, dein Meister und Freund, freue mich sehr,
dich dabei unterstützen
 zu dürfen,
dich zu halten, zu führen und zu begleiten
und wenn nötig auch zu trösten.
Du darfst mir alles sagen.
Ich verspreche dir, dich damit anzunehmen.
In Liebe  Dein Meister Ramon

Carina liest diese Botschaft mit sehr gemischten Gefühlen. Die Worte “In Liebe” von einem Mann machen ihr Angst. “Wenn ein Mann von Liebe spricht, ist immer Sex gemeint”, so wurde es ihr beigebracht. Nein – sie will von ihm nicht geliebt werden. “Männer tun Frauen nur weh – besonders wenn es um Liebe geht”, hört sie ihre Mutter und Großmutter in sich sagen.

Aber habe ich    eine Wahl? Ich muss mich ihm hier fügen, was auch immer er von mir will oder mit mir anstellen mag, denn sowohl körperlich als auch geistig ist er mir überlegen.’ Panik erfasst sie, um so mehr sie über ihre ihr so aussichtslos erscheinende  Lage hier im Raumschiff, von dem sie nicht weg kann, nachdenkt.

Wenn ich aber seine Liebe abweise’, überlegt sie weiter, ‘wird es sicher noch schlimmer für mich – bisher war er mir wenigstens wohlgesonnen. Wenn ich mir sein Wohlwollen durch abweisendes Verhalten verscherze, dann gibt es für mich hier nichts zum Lachen. Reagiere ich aber freundlich, könnte er mein Verhalten als Zustimmung zu seinen Absichten auslegen. Oh, Gott, was soll ich nur tun?’

Qualvoll grübelnd erlebt sie den Rest des Tages wie hinter einer dicken Mauer. Sicher, das ganze Raumschiff sieht viel schöner und großzügiger aus, als sie es sich vorstellen konnte. Aber ist sie hier nicht in einen goldenen Riesen-Käfig gefangen?

Während René mit ihr und einigen anderen Frauen einen Rundgang durch das Raumschiff macht, kann sie kaum etwas wahrnehmen, und Kontakt zu den anderen findet sie auch nicht. Diese Gedanken-Zwickmühle geht ihr einfach nicht aus dem Kopf. Selbst das gute, vielfältige Abendessen kann sie nicht genießen, obwohl Carina sonst sehr gerne und gut isst. Nach dem Essen bittet sie darum, sich in ihr Zimmer zurückziehen zu dürfen, da sie sich erschöpft fühlt.

Einige Zeit später, als sie bereits im Bett liegt, klopft es an ihre Tür. Ramon fragt: “Carina, ist es dir recht, wenn ich mich noch ein paar Minuten an dein Bett setze und dir eine gute Nacht wünsche?

‘Was soll ich bloß sagen…’ überlegt Carina, ‘ich will mir doch seine Gunst nicht schon gleich am ersten Abend verscherzen.’ Sie zieht ihre Bettdecke bis hinauf ans Kinn und ruft: “Herein!”

Ramon setzt sich zu der verängstigten Frau ans Bett, streicht sacht mit seinem Handrücken über ihr heißes Gesicht und sagt schließlich: “Carina, du kannst mit mir über alles reden, was dich bedrückt. Möchtest du mir etwas sagen?” Carina fühlt sich nicht in der Lage zu antworten. Ramon wartet einen Moment und nickt dann beruhigend: “Ist in Ordnung! Wir haben noch viel Zeit, über alles zu reden. Jetzt schlaf erst einmal, es war ein aufregender Tag für dich. Gute Nacht, du zartes, scheues Reh. Bald sieht alles schon viel heller und klarer für dich aus, das verspreche ich dir.”

Er streicht sanft über ihr Haar, wieder und wieder in gleichmäßigem Rhythmus, bis sich ihre Anspannung löst und sie sich ihrer Müdigkeit hingibt und schließlich einschläft. Er weiß, sie hätte sich sonst in den Schlaf geweint. Doch gerade heute, an ihrem ersten Abend im Raumschiff, möchte er, dass sie in Ruhe einschläft.“

Morgen wird die Geschichte fortgesetzt und läuft voraussichtlich bis Weihnachten

Hier geht es zu allen bisher erschienenen Kapitel zu dieser Geschichte, die Joel Mari in der Advents- und Weihnachtszeit erzählt –> Eine utopische Heilungsreise (Märchen)

Vertrauensfragen in die Magie des Lebens

Was bleibt, wenn nichts mehr bleibt?

Die Liebe des Lebens selbst.
Das Prinzip, dass jede Lücke wieder neu gefüllt wird.

Denn auf jede Ebbe folgt Flut.

Es gibt nie nichts.


Bist du bereit, dich immer wieder neu einzulassen
auf das, was das Leben dir bringt –
um Erfüllung zu fühlen –
um deiner Lebendigkeit willen?


Kannst du sagen:

Ja, ich bin bereit,
mich dem Leben ganz zu schenken
und mich der Lust am Leben

mit all seinen Ups and Downs hinzugeben?

32. Eine heilende Übung (2) – Verletzung und Größe

Bei Joel: Mari spricht mit ihrer Sportlehrerin in ihrer inneren Welt

Maris Körper saß mit geschlossenen Augen entspannt, sicher und gemütlich in einem bequemen Sessel, während ihr Geist sich mit Joel, der wieder die Rolle des Meisters einnahm,  auf einer inneren Reise befand…
Nachdem sie sich mit der Kraft der Natur-Elemente gestärkt hatte und dadurch immens gewachsen war, begleitete ihr Meister sie durch eine Tür, die in eine Sporthalle hinein führte.
„Ich bleibe die ganze Zeit dicht an deiner Seite, versicherte er ihr. Du bist nicht allein bei allem, was du jetzt erlebst!“ Sanft legte er eine Hand auf ihre Hände, die beim Anblick der Turnhalle zu zittern begannen, damit sie seine Präsenz auch körperlich deutlich spüren konnte.

„Mari, du bist immer noch sehr groß – gestärkt durch die Natur-Elemente so groß, dass du fast an die Turnhallendecke stößt. Alles unter dir ist ganz klein, so wie aus Lego-Steinen erbaut.“

Marie roch diesen typischen Turnhallen Geruch, der sie sofort an all die schwierigen Situationen in der Turnhalle ihrer Vergangenheit erinnerte.

„Atme tief Mari. Atme die Kraft  der Sonne, des Waldes, des Windes und des Wassers“, flüsterte Joel ihr zu.

Mari versuchte den Turnhallen-Geruch durch den Duft des Waldes zu ersetzen und spürte ein Gefühl der Stärke aufgrund ihrer magischen Größe. Ihr Kopf befand sich unterhalb der Turnhallen-Decke. Sie schaute von dort oben hinab und alles sah wie eine Spielzeug-Landschaft aus – weit weniger bedrohlich als früher…

Plötzlich sah sie sich selbst , die Sportlehrerin und die Klasse von oben, wie sie da unten herumliefen:
„Heute hier in dieser Größe bist du ganz sicher“, erklärte ihr Joel. „Alles in dieser Halle sieht wie Spielzeug aus, weil du längst darüber hinausgewachsen bist. Ich stehe direkt neben dir, damit du noch mehr Kraft hast, und gebe dir Schutz und Sicherheit.“
Ihr Meister war in ihrer Vorstellung noch größer als sie selbst und sie nahm in Gedanken seine Hand, die er sofort sowohl im Geist als auch real fest umschloss.

Es fiel Mari nicht leicht, bei dieser Vorstellung ihrer Größe zu bleiben – ihre Gefühle sprangen hin und her.

„Atme in deinen Bauch hinein – tief und tiefer. Hier kann dir nichts und niemand mehr etwas tun. Ich stehe direkt neben dir, damit du noch mehr Kraft hast. Schau, wie klein sie sind… Die Lehrerin scheint irgend etwas zu rufen, doch du kannst nichts hören, sie ist einfach zu klein.“ Ganz sanft, aber deutlich fühlbar drückte der Meister Maris Hand.

Die Sportlehrerin saß mit ihrer Trillerpfeife auf der Bank in ihrem blauen Trainingsanzug und pfiff. Das konnte Marie allerdings nur sehen und nicht hören.

„Ganz ruhig und tief atmen, Mari. Schau dir deine Lehrerin an, wie klein sie ist, wie winzig…“

„Wie sie da auf der Bank sitzt, wirkt sie richtig ein bisschen in sich zusammengesunken“, stellte Marie erstaunt fest.

Jetzt stand Frau Schmidt (Name wurde geändert aus Datenschutzgründen) von der Bank auf und reckte sich… Marie erschrak und drückte fest die Hand des Meisters.

Er drückte sie auch etwas stärker als davor, um ihr Halt und Kraft zu geben. „Komm, wir beugen uns ein bisschen zu ihr herunter“, schlug er vor. „Schau sie dir genau an. Sie kann dir nichts mehr tun, gar nichts!“

Der Schreck, den sie eben bekam, als Frau Schmidt aufstand, legte sich wieder etwas.

„Siehst du wie harmlos sie ist, du könntest sie geradezu aus der Halle pusten. Aber vorher… möchtest du ihr etwas sagen?“

„Ja, ich habe ihr etwas zu sagen,“ antwortete Mari. „Hallo Frau Schmidt, hier bin ich, Mari, und hier können Sie mir nichts tun! Und hier bin ich nicht allein, mein Meister ist bei mir… Ich habe ihnen viel zu sagen. Jetzt setzen Sie sich mal auf die Bank und hören mir zu!“

„Du siehst, wie sie erschrickt. Sie zuckt zusammen, und setzt sich zögerlich auf die Bank.“ Joel drückte wieder Maris Hand, und Mari ließ nun ihren Gefühlen freien Lauf:

„Es war so schlimm, es war so schlimm, es war so schlimm – der Sportunterricht bei ihnen in all den Jahren! Er hat mir die Freude am Sport genommen. Nein, Quatsch, er hat erst gar keine Freude aufkommen lassen! Sie haben mir jegliche Lust an Bewegung, an Neugier, an Spiel und sportlicher Gemeinschaft genommen. Sie haben mir mit ihren Beschimpfungen und mit ihrer lauten Trillerpfeife so oft furchtbar viel Schrecken verursacht! Sie haben mich beschämt und vor allen anderen lächerlich gemacht – nicht nur mich auch andere, aber mich ganz besonders, weil ich so zart und klein war… Ich habe ihre Verachtung gespürt mit ihren furchtbaren Bemerkungen. Und sie haben mir nicht nur die Lust am Sport unmöglich gemacht, sondern haben mit ihren Beschämungen meinen Körper und meine Gefühle übelst verletzt!“

„Das machst du gut Mari, lass es raus, lass raus, was du schon immer sagen wolltest“, ermutigte sie Joel.

„So sehr verletzt, so sehr gedemütigt haben sie mich immer, immer wieder… so sehr beschämt und immer wieder rauf auf´s Schlimme! Ich habe mich gefühlt wie ein Wurm, den sie zertreten wollten!“

„Frau Schmitt sieht dich zitternd und beschämt an, siehst du das Mari? Sag ihr alles, was du sagen möchtest.“

 

Mit Tränen in den Augen sprach Mari weiter: „Und was das Schlimmste ist, ich habe mir immer wieder Mühe gegeben. Ich habe mein Bestes getan, was ich tun konnte. Ich habe auch in meiner Freizeit geübt, aber es hatte gar keinen Sinn! Es war vergeblich! Sie haben mich immer wieder niedergemacht, und daraus entstand das Gefühl, ich kann mich anstrengen, soviel ich will, ich bin einfach nicht veränderungsfähig – ein Gefühl, was sich auch auf anderes übertragen hat und mich auch in anderen Zusammenhängen gebremst hatte.“

Marie sah auf die Sportlehrerin herab. Inzwischen tat sie ihr ein bisschen leid, aber es war noch nicht alles, was sie zu sagen hatte.

Ihr Meister ermunterte sie, weiter zu sprechen: „Mari, es ist wichtig, dass du alles ausdrückst, was dich belastet! Sag ihr alles, was noch in dir ist.“

„Vermutlich haben sie nicht gewusst, wie schlimm das alles ist, wie schlimm es war, und wie schlimm es immer noch ist, über so viele Jahre bis jetzt! Ich hatte dadurch so viel Scham und habe sie immer noch! Alles, was meinen Körper anbelangt, hat immer mit Peinlichkeit zu tun. Die natürlichsten Sachen fallen mir schwer, weil von ihnen so oft, wenn sie mich angesehen haben, ironische oder laute Beschimpfungen gekommen sind… Ich habe fast immer peinliche Gefühle, wenn mich jemand bei was auch immer beobachtet, weil… wenn wir Sport gemacht haben, haben wir ja nicht immer gesehen, wen sie wann beobachtet haben, und ganz plötzlich und oft unerwartet kamen dann die Verunglimpfungen. Da ist eine so riesige Angst und Scham in mir über all die Jahre in meinem Körper und in meinen Gefühlen gespeichert, dass ich mich so vieles nicht traue, es gar nicht erst wage, etwas auszuprobieren.

Und als sie mit mir Ball werfen trainiert haben, und immer wieder gebrüllt haben, dass ich so kraftlos werfe wie ihre sechsjährige Tochter, obwohl ich ja schon 13 Jahre alt war, habe ich mich so geschämt. Vor der ganzen Klasse haben sie mich da bloßgestellt!“

„Sehr gut Mari, lass es raus, lass deine Scham aus dir heraus, gib sie ihr zurück, gib ihr die Pein zurück!“ ermutigte sie Joel wieder.

„Ich sollte es schaffen, bis über die Linie zu werfen, und ich habe es nicht geschafft. Ich habe es immer wieder nicht geschafft! Und dann habe ich mir vorgestellt, hinter der Linie stehen sie, und ich könnte es mit meinem Ball erreichen, dass sie still sind, dass sie mal umkippen und endlich still sind und Ruhe geben!  Mit dieser Vorstellung ist es mir einmal gelungen, den Ball über die Linie zu befördern, aber ich will mir eigentlich gar nicht schlimme Sachen vorstellen, damit ich ein Ziel erreichen kann. Damit habe ich Gedanken gehabt, die gegen meine Werte waren – schon damals. Sie waren für mich die Schreckensperson der ganzen Schule, immer wenn ich in die Sporthalle hinein gegangen bin, stieg schon das Angstgefühl in mir auf!“ 
Erschöpft hielt sie inne.

„Aber nun hast du keine Angst mehr vor ihr, Mari! Sag es ihr.

„Heute habe ich keine Angst mehr vor ihnen, heute weiß ich, dass sie aus irgendeinem inneren Grund auch nicht anders konnten, als sie es konnten… Und ich wünsche mir, dass sie Frieden finden, denn sie müssen voller Aggressionen gewesen sein, oder vielleicht voller Schmerz. Ich weiß es nicht, es hat sicher einen Grund gegeben, und dieser Grund war nicht wirklich ich, aber ich habe es abbekommen! Und all der Not, die ich damals gespürt habe, habe ich etwas gemacht! Ich habe viel Einfühlungsvermögen für Kinder, besonders für die, die gemobbt werden, denen es schlecht geht, die Angst haben… und ich habe es mir zum Beruf gemacht, ihnen zu helfen und bin Lehrerin geworden.“

„Du bist sehr stark Mari, du willst ja keine Rache, du willst nur einen Ausgleich, indem du ihr nun all das sagst, was du nie hast sagen können – und sie muss es sich anhören.“

„Ich habe diesen Beruf gewählt und liebe ihn, weil ich auch dieses Vergeblichkeitsgefühl kenne, das manche Kinder haben:  dieses Gefühl: man kann sich noch so viel Mühe geben, und es scheint nicht zu klappen, dass man besser wird in den Leistungen, in denen man so gerne besser werden würde. Ich will besonders Kindern helfen und sie ermutigen, dieses Vergeblichkeitsgefühl aufzulösen. 
Und ich habe daraus gelernt, dass ich nicht im Sport besser werden muss, sondern dass es andere Dinge gibt, in denen ich gut sein kann!“

„Ja, Mari, du bist gut, du bist groß, du bist stark! Fühlst du es? Sag es ihr.“

„Es ist wichtig, dass sie wissen, wie schlimm das für mich und wahrscheinlich auch viele andere Schülerinnen und Schüler gewesen ist, damit diese Kette nicht fortgesetzt wird. Aber ich möchte, dass sie sich selbst auch verzeihen, und die Ursache finden, weshalb das so gekommen ist bei Ihnen. Ich bin nicht gut im Sport, aber ich habe andere Dinge, in denen ich gut bin! Eins davon ist: Ich kann vergeben. Frau Schmidt, ich vergebe ihnen, und ich bitte sie, vergeben auch sie sich selbst.“

„Deine Barmherzigkeit ihr gegenüber ist wahre Größe, Mari. Spüre die Kraft in dir!“

„Ja, diese Kraft spüre ich, Und die ist mir wertvoller als jede Sportübung!“

„Das ist eine gute Kraft Mari, eine edle Kraft! Du hast andere Übungen gemacht, und sie haben dir eine andere wertvollere Größe und Stärke verliehen.“

Geschrieben von Rafael und Miriam 

Weiter geht´s im nächsten Kapitel: –> 33. Eine heilende Übung (3) – Vergebung und Ausgleich

 Zu allen Kapiteln der –> Geschichte von Mari und ihrem Meister in chronologischer Reihenfolge

 

25. Bei Angst um eine Umarmung bitten

Bei Mari – Angst kommt und Angst geht

„Bevor wir mit dem beginnen, was ich heute vor habe, möchte ich deine Hausaufgaben sehen, Mari. Es sind ja nun schon einige Wochen vergangen, seit ich sie dir gegeben hatte.“

„Ja, Meister.“ Aufgeregt verließ Mari das Zimmer, um das schwarze Gewand, in das sie bunte Ornamente sticken sollte, zu holen. Würde es ihm gefallen? Hatte sie genügend gestickt? Hatte sie es gut genug gemacht? Plötzlich fühlte sie sich wie ein kleines Schulmädchen…
Nervös hielt sie es ihm hin, und er betrachtete es in Ruhe.

„Das hast du gut gemacht, Mari. Dafür dass du meintest, nicht sticken zu können, ist es doch schon sehr schön geworden. Ich sehe, dass du dir Mühe gegeben hast. Weiter so!
Und was ist mit deiner anderen Hausaufgabe?

„Oh, daran habe ich nicht gleich gedacht. Entschuldigung. Ich hole es sofort!“

„Ganz in Ruhe, Mari.“

„Ja, Meister.“

Gehorsam verließ sie den Raum, um das Gewünschte zu holen, und Joel lächelte…
Immer mehr fand seine Schülerin in ihre Rolle hinein, ohne anfangs vor Angst zu erstarren.
Mari kam wieder mit einem schön verzierten Blatt Papier, auf dem die Worte der für sie wertvollsten Regel stand, die er ihr in ihrem ersten gemeinsamen Spiel gegeben hatte:

F E H L E R   D Ü R F E N   S E I N !

„Hast du täglich etwas hinzu gefügt von diesen schönen Verzierungen, die ich da sehe?“

„Ja, Meister, ich habe an jedem Tag etwas gemalt und etwas gestickt.“

„Und wie ging es dir damit?“

„Es hat mir Spaß gemacht. Selbst das Sticken, das bisher gar nicht so mein Ding war, machte mir irgendwie Freude.“

„Das freut mich zu hören, Mari!
Auf das Blatt mit der Fehler-Regel passt ja inzwischen kaum noch etwas drauf. Das hast du schön gestaltet in all den Wochen – damit darf es nun genug sein. Es gefällt mir gut. Und vielleicht ist ja dadurch, dass du dich jeden Tag mit diesen drei so wichtigen Worten beschäftigt hast, deine Angst, Fehler zu machen, schon etwas gesunken? Wir werden sehen…
Wo hängst du es auf?“

„Ich habe einen Rahmen besorgt und in meinem Schlafzimmer einen Nagel in die Wand gehauen dafür.“

„Schön, Mari!
An dem Gewand wirst du weiter sticken, immer wenn du etwas erlebst, was unerwartet kam und gut geworden ist, oder wenn du irgendetwas erlebst, wofür du dankbar bist, was auch immer es sein mag, sticke etwas kleines Buntes hinein – so wie du es bisher ja schon gemacht hast. Wenn du zu mir kommst, möchte ich, dass du es immer dabei hast. Und wenn ich zu dir komme, sollte es schon immer unaufgefordert hier in deinem Wohnzimmer liegen, damit ich es mir anschauen kann. „

„Ja, Meister.“

„So weit so gut.
Jetzt wiederhole mal die Regeln, die ich dir bisher gegeben habe.“

„Fehler dürfen sein.
Ich rede dich mit Meister an.
Wenn du zu mir kommst, soll ich vorher nicht aufräumen und putzen.
Den Beginn und das Ende einer Übung und des gesamten Spiels bestimmst du.“

„Diese Regeln hast du dir gut gemerkt, Mari…“

Mari lächelte.

„… es gibt aber noch eine.“

Mari überlegte… Mist! Es wollte ihr nicht einfallen, welche Regel es noch gab…

Nervös sah sie Joel an. Er wartete, schaute sie einfach nur an.

„Entschuldige bitte, Meister, ich weiß jetzt nicht, welche du meinst.“

Joel malte lächelnd ein Fragezeichen in die Luft.

„Ach ja! Ich soll keine vermeidbaren Fragen stellen.“

„Ja Mari, na da hast du doch noch gut die Kurve gekriegt!
Ich möchte dir zu dieser Regel noch etwas mit auf den Weg geben. Ich beschreibe meine Anordnungen stets so klar wie möglich. Dennoch kann es sein, dass zwischendurch mal eine Situation entsteht, wo es dir unvermeidbar erscheint, mich etwas zu fragen. Wenn du nicht weiter weißt, und unbedingt eine Frage stellen musst, dann bitte darum mit dem Satz: `Meister, ich bitte darum, eine Frage stellen zu dürfen´. Bedenke dabei: Prüfe vorher genau, ob die Frage unvermeidbar war – denn ich werde das auch tun. Lege deinen Fokus darauf, möglichst gar keine Fragen zu stellen. Auch wenn du nicht sicher bist, ob du eine Aufgabe richtig verstanden hast, ist das kein Grund nach zu fragen. Dann erfülle sie so, wie du es meinst verstanden zu haben und wie du es kannst. Sollte daran etwas nicht so sein, wie ich es meinte, dann werde ich dich korrigieren, daran ist nichts Schlimmes! Ich möchte, dass du dich daran gewöhnst, nicht perfekt sein zu können, und dass das kein Problem darstellt.“

Mari nickte beklommen. Gerade mit dieser Regel hatte sie am meisten Probleme.

„Nun beginnen wir mit einem Gedankenspiel,“ fuhr Joel fort.
„Was würdest du sagen, wenn ich jetzt von dir verlangen würde, dich nackt auszuziehen?“

Mari erstarrte.
Jetzt geht es los! Dachte sie. Jetzt muss ich… O Gott, ich kann das nicht… Dabei habe ich es doch irgendwie selbst gewollt, aber jetzt… es geht einfach nicht! Was soll ich bloß tun…?!

„Mari, schau mich an.“

Sie konnte sich nicht bewegen, nicht mal den Kopf heben…

Ihr Meister machte einen Schritt auf sie zu, legte behutsam eine Hand unter ihr Kinn und hob ihren Kopf etwas hoch, so dass sie ihn anschauen musste.
„Mari, ich verlange das doch jetzt gar nicht von dir.
Soweit sind wir noch nicht – das ist mir doch klar.
Ich habe dich lediglich gefragt, was wäre wenn…
Was würdest du dann sagen?
Und so wie es jetzt aussieht, würde es dir schwer fallen, überhaupt etwas zu sagen, stimmt´s?“

Mari nickte. Er öffnete einladend seine Arme für sie. „Möchtest du?“
Sie atmete erleichtert aus. Tatsächlich konnte sie sich in seiner Umarmung etwas entspannen…
Wie gut es tat, wenn er sie in seinen Armen hielt. Ihr Stress wurde weniger, die Angst beruhigte sich…

„So ist es gut,“ flüsterte er. „Du brauchst keine Angst zu haben, alles ist gut. Du musst niemals etwas tun, was dir absolut widerstrebt, Mari – niemals! Das verspreche ich dir!“
Mit diesen Worten setzte er sich mit ihr auf die Couch und legte seinen Arm um sie.
Ich wollte dich nicht so sehr erschrecken.
Es sollte lediglich ein Gedankenspiel sein: „Was wäre wenn…“

„Ich dachte, ich sollte jetzt gleich…“

„Beschreibe mir jetzt mal, was bei diesen Worten in dir passiert ist.“

„Alles in mir verkrampfte sich. Ich konnte mich nicht bewegen und auch nichts sagen. Es ging nicht. Und es dachte in mir immer nur: Ich kann nicht! Jetzt geht´s los! Was mach ich bloß?!!!

„Mari, du hast jederzeit die Möglichkeit zu sagen: „Die Ampel ist rötlich orange oder gar rot, dann brechen wir das Spiel ab oder unterbrechen es, bis es dir wieder besser geht und wir einen Konsens gefunden haben, ob und wie es weiter gehen könnte. Insofern behältst du in Wahrheit immer die Kontrolle über das, was du zulassen möchtest und was nicht. Gerade in deiner tiefen Verletzlichkeit musst du immer eine Tür zum kurzfristigen Ausstieg oder Abbruch haben.“

Marie nickte erleichtert: „Danke, dass du mich daran erinnerst, manchmal vergesse ich diese Möglichkeit in all der Aufregung.“

„Das war eben kurz vor einer Panikattacke, stimmt´s?“

„Ja, aber durch deine Umarmung und das Gespräch jetzt ist sie wieder abgeflaut.“

„Das freut mich sehr, Mari! Wie geht es dir jetzt körperlich?“

„Mir ist kühl und ich zittere.“

Fürsorglich legte er eine Decke um sie.

„Lass es ruhig zittern, Mari, das hört von allein wieder auf. Die Angst zittert sich aus…
Das darf sie.“

Sie lehnte sich an seine Schulter und ließ ihren Körper machen, was er machen musste…
Obwohl das Zittern und das damit verbundenen Schwächegefühl nicht angenehm war, fühlte sie sich seltsam geborgen. Es tat gut, sich anzulehnen. Sie musste ihren Körper einfach nur machen lassen… Es war nicht schlimm… Sie durfte so sein, wie sie sich fühlte…
Ihr Meister nahm sie an so wie sie war.
Und diese Angstattacke ging schneller vorüber als beim letzten Mal.

„Schau mal, Mari, es wird schon langsam dunkel draußen. Hast du eigentlich Kerzen im Haus?“ fragte ihr Meister und holte sie damit in die Gegenwart zurück.“

„Ja, hab ich.“

„Das ist schön,“ nickte Joel, „hol uns mal eine Kerze hierher, stell zwei andere dort drüben auf das Regal und zünde sie an. Sofort stand Mari von der Couch auf, um die Kerzen aus dem Schrank zu holen.“

„Bitte hole uns doch auch eine neue Wasserflasche, diese ist schon fast leer.“

„Ja, gern.“ Sie holte die gewünschte Flasche.
Als sie sie auf den Tisch stellte, fiel ihr auf, dass das Zittern sich gelegt hatte.
„Es geht mir wieder besser, Meister.“

„Das freut mich, Mari. Du siehst, die Angst kommt und geht auch wieder.
Ich glaube fest, dass sie nach und nach weniger schlimm werden wird und du dich mit der Zeit mehr entspannen kannst. Und weißt du, was mich freut?“

Mari schüttelte den Kopf.

„Dass meine Arme dir anscheinend Wärme und Sicherheit vermitteln können und du dich in unserer Umarmung inzwischen so geborgen fühlst, dass dein Bedrohungsgefühl darin nach lässt.
Das ist etwas, das wir ganz leicht tun können – und immer zur Verfügung haben.“

Mari nickte… „Ja, irgendwie stimmt es. Wenn du mich in deinen Armen hältst, wird mein Körper ruhiger und der Stresspegel sinkt.“

„Wunderbar! Daraus wird jetzt die nächste Regel, Mari:

BEI ANGST UM EINE UMARMUNG BITTEN.


„Ich hoffe bloß, das gelingt mir in dieser Starre, in der ich mich dann, wenn die Angst mich derartig überfällt, meist befinde. Ich kann es dir nicht versprechen, dass ich das immer schaffe, auch wenn ich es grundsätzlich gerne will, aber ich will mein Bestes tun, es umzusetzen.“

„Gut, Mari, deine Bereitschaft ist da. Und ich bin ja auch präsent und erkenne meistens schnell, wenn du in Angstzustände kommst. Wenn ich sehe, dass du nicht um eine Umarmung bitten kannst, dann umarme ich dich, ohne dass du darum bittest, so wie bisher ja auch. Aber wenn du es kannst, dann sprich es aus. Hast du das verstanden?“

„Ja, Meister!“

„Diese Regel wird zu deiner nächsten Hausaufgabe: Ich möchte, dass du sie auch auf ein großes Blatt Papier schreibst und sie täglich anschaust und farbig gestaltest.“

BEI ANGST UM EINE UMARMUNG BITTEN.

„Ja, gern Meister!“

Zum nächsten Kapitel : –> 26. Bitte um Variation einer Aufgabe

 Zu allen Kapiteln der –> Geschichte von Mari und ihrem Meister in chronologischer Reihenfolge

25. Bei Angst um eine Umarmung bitten

Bei Mari – Angst kommt und Angst geht

„Bevor wir mit dem beginnen, was ich heute vor habe, möchte ich deine Hausaufgaben sehen, Mari. Es sind ja nun schon einige Wochen vergangen, seit ich sie dir gegeben hatte.“

„Ja, Meister.“ Aufgeregt verließ Mari das Zimmer, um das schwarze Gewand, in das sie bunte Ornamente sticken sollte, zu holen. Würde es ihm gefallen? Hatte sie genügend gestickt? Hatte sie es gut genug gemacht? Plötzlich fühlte sie sich wie ein kleines Schulmädchen…
Nervös hielt sie es ihm hin, und er betrachtete es in Ruhe.

„Das hast du gut gemacht, Mari. Dafür dass du meintest, nicht sticken zu können, ist es doch schon sehr schön geworden. Ich sehe, dass du dir Mühe gegeben hast. Weiter so!
Und was ist mit deiner anderen Hausaufgabe?

„Oh, daran habe ich nicht gleich gedacht. Entschuldigung. Ich hole es sofort!“

„Ganz in Ruhe, Mari.“

„Ja, Meister.“

Gehorsam verließ sie den Raum, um das Gewünschte zu holen, und Joel lächelte…
Immer mehr fand seine Schülerin in ihre Rolle hinein, ohne anfangs vor Angst zu erstarren.
Mari kam wieder mit einem schön verzierten Blatt Papier, auf dem die Worte der für sie wertvollsten Regel stand, die er ihr in ihrem ersten gemeinsamen Spiel gegeben hatte:

F E H L E R   D Ü R F E N   S E I N !

„Hast du täglich etwas hinzu gefügt von diesen schönen Verzierungen, die ich da sehe?“

„Ja, Meister, ich habe an jedem Tag etwas gemalt und etwas gestickt.“

„Und wie ging es dir damit?“

„Es hat mir Spaß gemacht. Selbst das Sticken, das bisher gar nicht so mein Ding war, machte mir irgendwie Freude.“

„Das freut mich zu hören, Mari!
Auf das Blatt mit der Fehler-Regel passt ja inzwischen kaum noch etwas drauf. Das hast du schön gestaltet in all den Wochen – damit darf es nun genug sein. Es gefällt mir gut. Und vielleicht ist ja dadurch, dass du dich jeden Tag mit diesen drei so wichtigen Worten beschäftigt hast, deine Angst, Fehler zu machen, schon etwas gesunken? Wir werden sehen…
Wo hängst du es auf?“

„Ich habe einen Rahmen besorgt und in meinem Schlafzimmer einen Nagel in die Wand gehauen dafür.“

„Schön, Mari!
An dem Gewand wirst du weiter sticken, immer wenn du etwas erlebst, was unerwartet kam und gut geworden ist, oder wenn du irgendetwas erlebst, wofür du dankbar bist, was auch immer es sein mag, sticke etwas kleines Buntes hinein – so wie du es bisher ja schon gemacht hast. Wenn du zu mir kommst, möchte ich, dass du es immer dabei hast. Und wenn ich zu dir komme, sollte es schon immer unaufgefordert hier in deinem Wohnzimmer liegen, damit ich es mir anschauen kann. „

„Ja, Meister.“

„So weit so gut.
Jetzt wiederhole mal die Regeln, die ich dir bisher gegeben habe.“

„Fehler dürfen sein.
Ich rede dich mit Meister an.
Wenn du zu mir kommst, soll ich vorher nicht aufräumen und putzen.
Den Beginn und das Ende einer Übung und des gesamten Spiels bestimmst du.“

„Diese Regeln hast du dir gut gemerkt, Mari…“

Mari lächelte.

„… es gibt aber noch eine.“

Mari überlegte… Mist! Es wollte ihr nicht einfallen, welche Regel es noch gab…

Nervös sah sie Joel an. Er wartete, schaute sie einfach nur an.

„Entschuldige bitte, Meister, ich weiß jetzt nicht, welche du meinst.“

Joel malte lächelnd ein Fragezeichen in die Luft.

„Ach ja! Ich soll keine vermeidbaren Fragen stellen.“

„Ja Mari, na da hast du doch noch gut die Kurve gekriegt!
Ich möchte dir zu dieser Regel noch etwas mit auf den Weg geben. Ich beschreibe meine Anordnungen stets so klar wie möglich. Dennoch kann es sein, dass zwischendurch mal eine Situation entsteht, wo es dir unvermeidbar erscheint, mich etwas zu fragen. Wenn du nicht weiter weißt, und unbedingt eine Frage stellen musst, dann bitte darum mit dem Satz: `Meister, ich bitte darum, eine Frage stellen zu dürfen´. Bedenke dabei: Prüfe vorher genau, ob die Frage unvermeidbar war – denn ich werde das auch tun. Lege deinen Fokus darauf, möglichst gar keine Fragen zu stellen. Auch wenn du nicht sicher bist, ob du eine Aufgabe richtig verstanden hast, ist das kein Grund nach zu fragen. Dann erfülle sie so, wie du es meinst verstanden zu haben und wie du es kannst. Sollte daran etwas nicht so sein, wie ich es meinte, dann werde ich dich korrigieren, daran ist nichts Schlimmes! Ich möchte, dass du dich daran gewöhnst, nicht perfekt sein zu können, und dass das kein Problem darstellt.“

Mari nickte beklommen. Gerade mit dieser Regel hatte sie am meisten Probleme.

„Nun beginnen wir mit einem Gedankenspiel,“ fuhr Joel fort.
„Was würdest du sagen, wenn ich jetzt von dir verlangen würde, dich nackt auszuziehen?“

Mari erstarrte.
Jetzt geht es los! Dachte sie. Jetzt muss ich… O Gott, ich kann das nicht… Dabei habe ich es doch irgendwie selbst gewollt, aber jetzt… es geht einfach nicht! Was soll ich bloß tun…?!

„Mari, schau mich an.“

Sie konnte sich nicht bewegen, nicht mal den Kopf heben…

Ihr Meister machte einen Schritt auf sie zu, legte behutsam eine Hand unter ihr Kinn und hob ihren Kopf etwas hoch, so dass sie ihn anschauen musste.
„Mari, ich verlange das doch jetzt gar nicht von dir.
Soweit sind wir noch nicht – das ist mir doch klar.
Ich habe dich lediglich gefragt, was wäre wenn…
Was würdest du dann sagen?
Und so wie es jetzt aussieht, würde es dir schwer fallen, überhaupt etwas zu sagen, stimmt´s?“

Mari nickte. Er öffnete einladend seine Arme für sie. „Möchtest du?“
Sie atmete erleichtert aus. Tatsächlich konnte sie sich in seiner Umarmung etwas entspannen…
Wie gut es tat, wenn er sie in seinen Armen hielt. Ihr Stress wurde weniger, die Angst beruhigte sich…

„So ist es gut,“ flüsterte er. „Du brauchst keine Angst zu haben, alles ist gut. Du musst niemals etwas tun, was dir absolut widerstrebt, Mari – niemals! Das verspreche ich dir!“
Mit diesen Worten setzte er sich mit ihr auf die Couch und legte seinen Arm um sie.
Ich wollte dich nicht so sehr erschrecken.
Es sollte lediglich ein Gedankenspiel sein: „Was wäre wenn…“

„Ich dachte, ich sollte jetzt gleich…“

„Beschreibe mir jetzt mal, was bei diesen Worten in dir passiert ist.“

„Alles in mir verkrampfte sich. Ich konnte mich nicht bewegen und auch nichts sagen. Es ging nicht. Und es dachte in mir immer nur: Ich kann nicht! Jetzt geht´s los! Was mach ich bloß?!!!

„Mari, du hast jederzeit die Möglichkeit zu sagen: „Die Ampel ist rötlich orange oder gar rot, dann brechen wir das Spiel ab oder unterbrechen es, bis es dir wieder besser geht und wir einen Konsens gefunden haben, ob und wie es weiter gehen könnte. Insofern behältst du in Wahrheit immer die Kontrolle über das, was du zulassen möchtest und was nicht. Gerade in deiner tiefen Verletzlichkeit musst du immer eine Tür zum kurzfristigen Ausstieg oder Abbruch haben.“

Marie nickte erleichtert: „Danke, dass du mich daran erinnerst, manchmal vergesse ich diese Möglichkeit in all der Aufregung.“

„Das war eben kurz vor einer Panikattacke, stimmt´s?“

„Ja, aber durch deine Umarmung und das Gespräch jetzt ist sie wieder abgeflaut.“

„Das freut mich sehr, Mari! Wie geht es dir jetzt körperlich?“

„Mir ist kühl und ich zittere.“

Fürsorglich legte er eine Decke um sie.

„Lass es ruhig zittern, Mari, das hört von allein wieder auf. Die Angst zittert sich aus…
Das darf sie.“

Sie lehnte sich an seine Schulter und ließ ihren Körper machen, was er machen musste…
Obwohl das Zittern und das damit verbundenen Schwächegefühl nicht angenehm war, fühlte sie sich seltsam geborgen. Es tat gut, sich anzulehnen. Sie musste ihren Körper einfach nur machen lassen… Es war nicht schlimm… Sie durfte so sein, wie sie sich fühlte…
Ihr Meister nahm sie an so wie sie war.
Und diese Angstattacke ging schneller vorüber als beim letzten Mal.

„Schau mal, Mari, es wird schon langsam dunkel draußen. Hast du eigentlich Kerzen im Haus?“ fragte ihr Meister und holte sie damit in die Gegenwart zurück.“

„Ja, hab ich.“

„Das ist schön,“ nickte Joel, „hol uns mal eine Kerze hierher, stell zwei andere dort drüben auf das Regal und zünde sie an. Sofort stand Mari von der Couch auf, um die Kerzen aus dem Schrank zu holen.“

„Bitte hole uns doch auch eine neue Wasserflasche, diese ist schon fast leer.“

„Ja, gern.“ Sie holte die gewünschte Flasche.
Als sie sie auf den Tisch stellte, fiel ihr auf, dass das Zittern sich gelegt hatte.
„Es geht mir wieder besser, Meister.“

„Das freut mich, Mari. Du siehst, die Angst kommt und geht auch wieder.
Ich glaube fest, dass sie nach und nach weniger schlimm werden wird und du dich mit der Zeit mehr entspannen kannst. Und weißt du, was mich freut?“

Mari schüttelte den Kopf.

„Dass meine Arme dir anscheinend Wärme und Sicherheit vermitteln können und du dich in unserer Umarmung inzwischen so geborgen fühlst, dass dein Bedrohungsgefühl darin nach lässt.
Das ist etwas, das wir ganz leicht tun können – und immer zur Verfügung haben.“

Mari nickte… „Ja, irgendwie stimmt es. Wenn du mich in deinen Armen hältst, wird mein Körper ruhiger und der Stresspegel sinkt.“

„Wunderbar! Daraus wird jetzt die nächste Regel, Mari:

BEI ANGST UM EINE UMARMUNG BITTEN.


„Ich hoffe bloß, das gelingt mir in dieser Starre, in der ich mich dann, wenn die Angst mich derartig überfällt, meist befinde. Ich kann es dir nicht versprechen, dass ich das immer schaffe, auch wenn ich es grundsätzlich gerne will, aber ich will mein Bestes tun, es umzusetzen.“

„Gut, Mari, deine Bereitschaft ist da. Und ich bin ja auch präsent und erkenne meistens schnell, wenn du in Angstzustände kommst. Wenn ich sehe, dass du nicht um eine Umarmung bitten kannst, dann umarme ich dich, ohne dass du darum bittest, so wie bisher ja auch. Aber wenn du es kannst, dann sprich es aus. Hast du das verstanden?“

„Ja, Meister!“

„Diese Regel wird zu deiner nächsten Hausaufgabe: Ich möchte, dass du sie auch auf ein großes Blatt Papier schreibst und sie täglich anschaust und farbig gestaltest.“

BEI ANGST UM EINE UMARMUNG BITTEN.

„Ja, gern Meister!“

 Zu allen Kapiteln der –> Geschichte von Mari und ihrem Meister in chronologischer Reihenfolge


11. Ein Brief ans Leben – Auftakt zu etwas Neuem…

Am Abend nach dem 2. Spiel – Mari denkt nach über das Spiel und das Leben

Obwohl es schon spät war, fand Mari noch immer keine Ruhe.
Sie holte ihr Stickgarn hervor und stickte eine kleine gelbe Blüte in den schwarzen Stoff des Gewandes, das ihr Joel vorhin im Rollenspiel als ihr „Meister“, gegeben hatte. Obwohl sie normalerweise überhaupt keine Lust zu Handarbeiten hatte, erfüllte sie jetzt gern seine Hausaufgabe, diesen besonderen Stoff nach und nach mit kleinen bunten Ornamenten zu besticken. 
Dass ich mal mit Freude sticken würde, hätte ich ja nie für möglich gehalten, dachte sie und grinste in sich hinein. Es ist aber schon was ganz anderes, es als Aufgabe vom Meister zu erhalten.
Das ist schon ein besonderer Mann… 

Eine tolle Idee von ihm, sich hinzustellen und „das Leben“ zu verkörpern.
Das war echt ein interessantes Gespräch! 

Spannend… da hatte ich doch vor kurzem selber auch schon die Idee, mit dem Leben zu kommunizieren… und hab ihm diesen Brief über meine Sehnsucht und Angst geschrieben. Was hatte ich eigentlich genau in diesen Brief ans Leben geschrieben…?

Mari holte ihr Tagebuch.

Da will ich doch gleich mal zurück blättern und nachschauen:

Aus Mari´s Tagebuch:

Du mein liebes Leben,
du kennst meine Fantasien, dass jemand, an den ich ganz bewusst für eine begrenzte Zeit meine Macht abgegeben habe, mir zum Beispiel sagt: „Du gibst jetzt mal für eine Weile alles in meine Hände. Du tust entweder gar nichts oder genau das, was ich dir sage! “

Leben, Du weißt ja, dass ich im täglichen Leben in meinem Beruf als Lehrerin viel Verantwortung übernehme. Es wäre vielleicht – wenn ich mich das trauen würde – ein guter Ausgleich für mich, wenn ich für gewisse Zeiten in Spiele eintauche, in denen ich mal die Verantwortung abgeben darf .

Du weißt auch, dass mir das sicher gar nicht leicht fallen würde, und dass ich mich dennoch danach sehne, mich in die Hände eines Menschen zu geben, der es gut mit mir meint, und diese von mir gewollte Führungsrolle mit Liebe und Einfühlungsvermögen gestaltet.

Natürlich müssten wir vorher viel abgesprochen haben, freundlich und klar miteinander kommunizieren können und uns grundsätzlich auf Augenhöhe begegnen. Das ist mir wichtig!


Aber vielleicht ist das auch eine absolute Schnapsidee, denn eigentlich weiß ich gar nicht so recht, wie und ob das überhaupt gehen kann…
Einerseits ist da so eine Sehnsucht danach, mich an so eine liebevolle Macht hingeben zu können, andererseits hab ich wiederum große Angst… und es fällt mir so schwer, die Kontrolle abzugeben – Sehnsucht und Angst zu dem gleichen Phänomen…


Leben, meinst Du, es könnte solch einen Menschen überhaupt geben, der tatsächlich Lust hat, diese zarten Nuancen einer Führungsenergie für mich zu verkörpern und der meine Ängste, die ja auch dabei sind, annehmen und dem entsprechend flexibel und behutsam mit mir umgehen könnte?
Jemand, der seine Anweisungen, die er mir in seiner Führungsrolle erteilt, wenn nötig auch variieren oder gar zurücknehmen kann, ohne es als „Gesichsverlust“ in seiner Meisterrolle zu werten, falls ich es nicht packe, und mir dabei die Wärme gibt, die ich bräuchte, um mich überhaupt weiter auf dieses Spiel einlassen zu können…?

Wenn es solch einen „Jemand“ gibt, der es auch selbst spannend fände und Freude an dieser Gradwanderung hätte, mich auf freundliche, wohlwollende Weise zu führen und im Rahmen von Rollenspielen über mich bestimmen zu dürfen, dann führe diesen Menschen bitte in meinen Weg. Ich weiß nicht wie, aber du weißt es in deiner allumfassenden Intelligenz.

Es wäre schön, wenn ich endlich Vertrauen fassen könnte und vielleicht durch diese Art liebevoller Führung mit der Zeit die Angst vor der Nähe zu Männern – und die Angst vor meinen eigenen Gefühlen – verringern oder gar verlieren könnte.
Derjenige müsste allerdings viel Geduld haben, nicht sauer sein, wenn es manchmal nicht so klappt… und selbst Lust dazu haben, solch eine Führungsrolle zu verkörpern.

Mensch, irgendwie wär das KLASSE?!!
Hey DU, mein Schicksal, du Schreiberin meines Lebensbuches, wie wäre es mit der Verwirklichung einer solchen Geschichte in meinem Leben?! Aber nur, wenn das gut geht!
Ich öffne mal symbolisch eine neue Seite in meinem Tagebuch dafür…

Hm… das hab ich vor gut drei Wochen geschrieben – und…wow, nun ist dieser Mensch schon da!
Und er hat gesagt, dass er behutsam sein will…
Liebes Leben, danke! Du hast ja echt schnell geantwortet. Ich bitte dich inständig darum, lass es nicht so sein, dass ich mich in Joel täusche! Ich habe immer wieder einmal Angst, dass es eine Seite in ihm gibt, die gefährlich sein könnte, die er bisher verborgen hat.
Mein Vater war auch manchmal ziemlich lieb und dann so ganz… na du weißt schon! So, dass es mir Angst gemacht hat.
Bitte lass Joel anders sein – so dass ich mit ihm wirklich sicher bin.
Lass das bloß alles gut gehen!!!
Nächstes Mal gehe ich zum ersten Mal zu ihm nach hause…
Bitte lass mich beschützt sein, liebes Leben!!!

Zum nächsten Kapitel –> 12. Kopfkino

Zu allen Kapiteln der –> Geschichte von Mari und ihrem Meister in chronologischer Reihenfolge

Und wenn du zitterst, dann halte ich dich

Was mich bewegt, die Geschichte von Mari und Joel zu schreiben…

Willkommen, lieber Gast!

als Miriam schreibe ich über  die Idee, in Rollenspiele einzutauchen, in denen ich meine Kontrolle für eine begrenzte Zeit abgeben kann – in wohlwollende Hände. Der Hintergrund dafür ist der Wunsch, wiederholt die heilsame Erfahrung zu machen, auch in Situationen der Hilflosigkeit gut aufgehoben zu sein und dem Leben, symbolisch personifiziert durch eine Machtperson, die es gut mit mir meint, vertrauen zu können.
Die Gestalt, die das erlebt, was ich mir für sie ausdenke, trägt den Namen „Mari“.

Begriffe wie „Rollenspiele, Macht, Dominanz, Hingabe“ sind ja Bestandteil der BDSM-Szene. ich frage mich, ob diese sehr zarte Variante von Dominanz, die in meinen Fantasien lebt, auch hier hinein gehört…  Das, was mich bewegt, ist das Machtgefälle – und auch das Spiel mit der Angst, mit dem Wunsch, Vertrauen zu vertiefen. Spiele, die mit dem Zufügen von körperlichen oder seelischen Schmerzen einher gehen, sind nicht mein Ding. 

Ein Mann, der eine freundliche Dominanz ausstrahlt, führt eine Frau, die sich gern führen lassen will, aber auch Angst davor hat, wohlwollend und geduldig an ihre Ängste heran und durch sie hindurch in die Erfahrung von Geborgenheit und Hingabe. 

Es geht um das Sich-anvertrauen… davor Angst zu  haben, und dabei die Erfahrung zu machen, dass  die Angst sich nach und nach legt… 

Es geht mir wie gesagt nicht um Schmerz, Strafen oder Demütigungen, wohl aber um die Macht, das Charisma, die Dominanz eines Menschen, der in diesen Spielen die Rolle des Meisters bekommt, der Freude daran hat, seine Spielpartnerin in liebevoller, aber bestimmter Weise zu führen und über sie im Rahmen des Spiels bestimmen zu dürfen

Diese Erfahrungen lasse ich hier lebendig werden in der Geschichte von Mari und Joel.

Mari hat Angst vor Körpernähe und Sexualität – und sie hat Fantasien des Sich-Anvertrauens, auch in Situationen, in denen sie sich machtlos fühlt.
Ihr Wunsch ist es, nach und nach durch eine liebevolle Führung Berührung und irgendwann auch Sexualität leben und genießen zu können. Dazu braucht sie vor allem  Annahme, Geduld, und Geborgenheit und dass ihre Grenzen respektiert werden, die sich erst dadurch, dass sie geachtet werden, nach und nach ausdehnen können.

In einem Leben voll Verantwortung ist es ein Ausgleich für Mari, in Spiele und Rituale einzutauchen, in denen sie die Verantwortung mal abgeben darf – in die Hände von Joel, mit dem sie vorher viel abgesprochen und geklärt hat. Beide begegnen  sich grundsätzlich auf Augenhöhe, erzählen sich anfangs viel über ihre Wünsche und ihre Schwierigkeiten und beschließen, sich gegenseitig zum Lehrer zu werden. 

Mari wird für Joel, dessen Problem es ist, die englische Sprache nie gelernt zu haben, zur Lehrerin darin.

Joel übernimmt für Mari wiederum die Rolle des Meisters, der Lust daran findet, sie zu führen, Regie in Spielen zu übernehmen, in denen er ihr hilft, sich fallen zu lassen… Er vermittelt ihr immer wieder, dass er ihre Gefühle und ihren Körper annimmt und dass sie keine Angst haben muss, wenn sie die Kontrolle in seine Hände gibt. Dazu müssen natürlich erst einmal Situationen geschaffen werden, in denen Kontrollverlust entsteht und die Macht abgegeben wird. 

Dadurch, dass sie sich gegenseitig zum Lehrer werden, entsteht eine Win-Win-Situation für beide…

Wenn du, lieber Gast auf meinem Blog, Lust hast, mitzuerleben, wie Joel seine Spielpartnerin Mari geduldig, fantasievoll, mit einer guten Portion Humor und Einfühlungsvermögen auf Wege führt, die sie sich bisher nicht getraut hat zu gehen, sei herzlich willkommen. 

Es würde mir selbst auch Gänsehaut bereiten, wenn ein wohlwollender „Meister“ mir sagt: „Du gibst jetzt mal für eine Weile dein Wollen in meine Hände und tust gar nichts – oder genau DAS, was ich dir sage. Lass geschehen, was geschehen will! Ich gebe dir, was du brauchst. Und wenn du zitterst, dann halte ich dich…“

Es  bewegt mich, meine Träume in Form von Szenen und Dialogen hier auszudrücken, sie virtuell in diesem Feld lebendig werden zu lassen…
Und wer weiß… vielleicht… gibt es ja eines Tages auch eine solche Begegnung in kleinen Nuancen „in echt“…

Zu allen Kapiteln der –> Geschichte von Mari und ihrem Meister in chronologischer Reihenfolge

Tritt sanft auf meine Träume…

Willkommen, lieber Gast

Oft denke ich: Das, was ich fühle und mit Visionen fülle, passt einfach in kein Raster, in keine Kategorie, deren Namen ich bisher irgendwo gefunden habe. Deshalb war es gar nicht so leicht, für meinen Blog einen Titel zu finden.

Die Geschichten, Szenen, Dialoge, die mich bewegen, sind verbunden mit Energien von Führung und Hingabe, mit bewusst und wohlwollend eingesetzter Macht, aus der das Vertrauen wächst, dass mein Gegenüber, dem ich für den Zeit-Raum des Spiels die Führung überlasse, mir weder körperlich, noch seelisch weh tut – jedenfalls nicht absichtlich.

Dabei kann es allerdings auch geschehen, dass in diesen Rollenspielen und Ritualen auch schmerzhafte Gefühle berührt werden, da manche Erlebnisse möglicherweise alte Wunden triggern…
Diese Spiele und Rituale beinhalten den Wunsch, dass alte Ängste durch Vertrauenserfahrungen neue heilende Impulse bekommen.

Das Thema „Führen und Folgen“ ist ja eine Grundstimmung im BDSM.
– Die Art von Machtabgabe-Erlebnissen, die ich mir erträume, sind jedoch so sensibel, dass sie wahrscheinlich nicht in die oft sehr hart anmutende BDSM-Szene passen (jedenfalls von all dem, was ich bisher gelesen habe – korrigiert mich, falls ich mich irre).

Aber eine homöopathische Dosis von der Art des Tones und des Umgangs der Spielpartner (Mari und ihr Meister) sind in den Szenen und Dialogen enthalten…


– Sie sind so „etwas speziell“, dass ich sie mit nicht vielen Menschen meines persönlichen Umfeldes teilen kann, deshalb kam mir die Idee, ihnen hier Ausdruck zu verleihen und evtl. eine Kommunikationsmöglichkeit zu schaffen.


– Sie bewegen mich so tief, dass das Bedürfnis zunehmend gewachsen ist, sie irgendwie lebendig werden zu lassen – und sei es erstmal durch Worte und Bilder…


– Sie sind mit ganz verschiedenen, z.T. widersprüchlichen Gefühlen und Energien belegt wie Führen, Folgen, Macht, Hingabe, Lust, Angst, Vertrauen, Respekt, Sehnsucht, Offenheit, Scham, Gehorsam, Freiheit, Annahme und einer Form von Liebe, die sich auf das Leben selbst bezieht und Ausdruck finden möchte in mir und einem wohlwollenden Gegenüber. Vielleicht tritt dieses ja irgendwann mal in mein Leben…


Zur Zeit lebt es im Land meiner Fantasie, für das ich nun mit diesem Blog eine Tür öffne…

oeffnung

Ein Zitat möchte ich gern an die Tür von Mari´s Welt hängen:

„Meine Träume –
die legte ich zu deinen Füßen aus.
Tritt sanft, du trittst auf meine Träume.“

William Butler Yeats

Zu allen Kapiteln der –> Geschichte von Mari und ihrem Meister in chronologischer Reihenfolge