111. Einfach mal anlehnen…

Bei Maria – Vertrauen entsteht
Maria und Frank saßen sich gegenüber am Tisch. Nachdem sie miteinander Kaffee getrunken hatten, stand er auf, hielt ihr auffordernd seine Hand hin, und sie spürte, wie sich die Stimmung in diesem Moment änderte. Plötzlich fühlte sie sich schwächer, irgendwie „kleiner“… Sein Blick lag ruhig auf ihr, und er wartete, dass sie seine Hand nahm, was sie dann auch etwas zögerlich tat.
Er zog sie langsam um den Tisch herum, bis sie dicht vor ihm stand, legte beide Hände auf ihre Schultern ohne den Blickkontakt zu unterbrechen und sagte:
„Das hast du gut gemacht, Maria, unser Miteinander beginnt schon jetzt langsam auch ohne Worte zu funktionieren.“

Dann führte er sie bis an die Couch, drehte sie mit dem Rücken zur Couch, setzte sich und zog sie neben sich. Als sie saß, legte er den Arm um ihre Schultern.
„Lehn dich mal richtig an meine Schulter an, Maria.“ Vorsichtig folgte sie seinen Worten.
„Ja, gut so… nicht so zaghaft. Kuschel dich richtig rein in meinen Arm.“ Mit sanftem Druck zog er sie seitlich näher an sich heran und verstärkte den Druck seiner Hand etwas an ihrer Schulter. „Lehn auch gern deinen Kopf an mich an und spür mal in dich hinein, wie sich das anfühlt.“
Maria nahm einen tiefen Atemzug. Sie fühlte sich wieder irgendwie klein und schutzbedürftig. Es war ein Gefühl von Sehnsucht und Erfüllung in einem. Fast schmerzlich schön fühlte es sich an,  von ihm auf so angenehme Weise festgehalten zu werden.
„Ich fühle mich irgendwie klein, und dabei auch seltsam berührt in meinen Gefühlen. Es ist als wenn sich gerade eine tiefe Sehnsucht Bahn brechen würde… Ich würde am liebsten einfach so… ganz lange, also ein ziemliches Weilchen so sitzen bleiben, aber…“
„Kein Aber,“ unterbrach Frank sie lächelnd, was sie allerdings nicht sehen konnte. „Wir machen das! Wir bleiben ein ganzes Weilchen genau so sitzen und du lehnst dich ganz dicht an mich an. Mach auch mal deine Augen zu dabei. Was ist da? Wie ist das Gefühl in dir?“
„Ich fühle mich eigentümlich klein und wohl dabei. Fast wie ein Mädchen… Es löst Geborgenheit aus, aber gleichzeitig ist es mir auch etwas peinlich, dass ich mich so klein fühle und dir das erzähle.“
„Das muss dir nicht peinlich sein, jedes Gefühl hat seine Daseinsberechtigung. Was meinst du, weshalb du nach dieser gewissen sanften Dominanz suchst? Weil ein Teil von dir sich eben klein fühlen WILL. VerständnisUnd das ist vollkommen okay. Ich mag das. Du kannst mir alles sagen, Maria, ich verurteile nichts – ich will dich verstehen, in deiner ganzen Gefühlstiefe. Ich mag es, wie kleine Nuancen bei dir ausreichen um intensive Gefühle in dir hervor zu rufen…“

Er legte eine Hand auf ihren Kopf. „Was empfindest du bei dieser Berührung?“
„Ich spüre, wie die Wärme deine Hand durch meinen ganzen Kopf hindurch fließt wie ein wärmender Strom. Die Lage deiner Hand auf meinem Scheitel hat etwas Beschützendes, etwas Beruhigendes. Ich mag das.“
Einen Moment ließ er seine Hand noch liegen, dann nahm er sie weg und streichelte mit der Außenkante seines Zeigefingers sanft ihre Wange.
Sie atmete tief ein. Das fühlte sich so gut an.

„Schön, dass du das magst“, meinte Frank leise. Wenn ich jetzt mit diesem Finger genau so sanft über deinen gesamten Körper fahren würde, wie wäre das für dich?“
„Anders…“ antwortete sie. „Da würde es Stellen geben, in denen ich Abwehr-Gefühle hätte…“
Er nickte. „Ja das denke ich mir. Deshalb gehe ich an diese Stellen erstmal nicht heran.“
Sanft aber deutlich zog er sie wieder näher an sich heran. „Ich möchte, dass es dir mit mir gut geht, Maria! Auch wenn wir später noch ganz andere Dinge miteinander tun werden – und jetzt am Anfang unseres gemeinsamen Weges möchte ich dir zeigen, dass du darauf immer vertrauen kannst.“
Maria atmete seine Worte tief ein.
„Und nach und nach… wird dein Widerstand, der jetzt an bestimmten Stellen noch da ist, sich auflösen und der Wunsch wird entstehen, auch dort berührt zu werden. Lass uns für heute einfach noch ein Weilchen so nah beieinander sitzen. Wir haben Zeit…“

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109. Anders als erwartet (Frank + Maria)

Erstes privates Treffen bei Maria zuhause

Vor sechs Wochen hatte Frank Maria in ihrer Praxis kennen gelernt. Anschließend kamen sie privat ins Gespräch und hatten beschlossen, sich weiterhin zu sehen. Heute war es nun soweit: Maria und Frank trafen sich, um eine erste Erfahrung damit zu machen, wie sie sich miteinander fühlen, auf ganz privater Ebene – im Vorzeichen der sanften Dominanz mit dem Thema „Führen und Sich-Führen-Lassen“.

Maria konnte kaum glauben, dass sie nach seiner Sitzung persönlich mit ihm gesprochen hatte und ihm etwas von ihren geheimsten Bedürfnissen angedeutet hatte, die zu seinen Dominanz-Bedürfnissen, die er innerhalb der Sitzung geäußert hatte, passten.

Nun stand er lächelnd in der Tür, und nachdem diese geschlossen war, nahm er sie zur Begrüßung ganz selbstverständlich in die Arme und fragte dann: „Na – wie geht’s?“
„Ach, ganz gut“, antwortete sie zurückhaltend und bat ihn einzutreten. Die kurze Umarmung hatte sich gut angefühlt, stellte sie etwas erstaunt fest. So natürlich… ohne die Distanz, die sie innerhalb der angedachten Rollen erwartet hatte.

Sie plauderten eine kurze Zeit lang über dies und jenes… Schließlich schnitt Frank das Thema direkt an:
„Du hattest mir ja erzählt, dass es in dir eine Faszination zum Thema „Dominanz“ gibt, und wir haben uns ja schon etwas darüber ausgetauscht. Schön! Heute dachte ich, wir tasten uns erst einmal langsam an unsere Körper heran, spüren, wie es sich anfühlt, uns zu berühren und berührt zu werden, unsere Haut wahrzunehmen…“

Sofort begann die Nervosität sich in Maria zu verstärken: „Da beginnen schon die ersten Hürden, Frank. Ich hoffe, ich bekomme das hin. Uns voreinander auszuziehen und nackt zu sein ist bei mir mit einem starken Scham- und Peinlichkeitsgefühl verbunden.

Frank nickte, fast als hätte er diese Worte erwartet, und antwortete gelassen: „Es ist ja auch etwas ungewöhnlich, sich in der Gegenwart eines Menschen, den man noch kaum kennt, auszuziehen und zu zeigen. Das würde vielen so gehen. Darüber hab ich mir auch schon Gedanken gemacht… Und ich habe eine Idee, wie wir es uns heute leichter machen können.“

Dankbar nahm Maria wahr, dass er „wir“ gesagt hatte. Auch wenn er – wie sie stark vermutete – diese Barrieren nicht hatte, ging er mit dem „Wir“ auf eine solidarische Ebene mit ihr und verringerte damit den Abstand, den sie bis eben noch empfunden hatte.
Sie dachte an ihr Bedürfnis nach Führung durch ein starkes Gegenüber, nach Körpernähe und der Sehnsucht, ihr starkes Verantwortungsgefühl mal für eine begrenzte Zeit in die Hände eines anderen zu legen – und gleichzeitig schämte sie sich dafür, dass es so war.

Plötzlich nahm sie wahr, wie er über Scham sprach… Was hatte er davor gesagt? Ihre Gedanken waren abgedriftet. Das Wort Scham holte ihre Aufmerksamkeit ruckartig wieder zurück.

„…Scham und Peinlichkeit sind für das erotische Miteinander gar nichts Schlechtes, es sind wertvolle Gefühle. Ohne Scham würden wir sofort nackt hier sitzen, und es gäbe kein Kribbeln und Knistern, wie es jetzt da ist, oder?“ Zwinkernd sah er sie an.

„Na ja“, gab sie zu, „es erhöht die Spannung schon sehr, ist aber eigentlich ein recht unangenehmes Gefühl.“

„Ja, am Anfang… in dem Moment, in dem wir es fühlen, durchaus, aber es verändert sich ja hoffentlich. Wenn die ersten Hürden genommen sind, fällt die Spannung ab, und die Entspannung kann dann umso intensiver wahrgenommen und genossen werden. Kontraproduktiv wäre es nur, wenn die Scham nicht verschwinden, sondern sich fortwährend nur steigern würde, ohne sich mit anderen Gefühlen wie Neugier, Lebendigkeit und Lust zu mischen. Dann sollten wir darüber nachdenken, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Und um das auszuprobieren, haben wir uns ja heute getroffen.“ Ruhig schaute er sie an.

Jetzt will er sicher gleich, dass ich mich ausziehe, dachte Maria, bekam einen heißen Kopf und hätte am liebsten sofort den Raum verlassen.

„Du hast doch bestimmt einige Tücher, oder?“ hörte sie ihn fragen.
„Tücher…? Ja, natürlich,“ antwortete sie verwundert.
„Dann hol uns doch bitte vier unterschiedliche Tücher.“
Schnell stand sie auf, um das Gewünschte zu besorgen und legte sie dann auf die Couch, auf der sie saßen. Interessiert schaute er sie an und breitete sie fächerartig aus.
„Ich dachte, wir verbinden uns gegenseitig die Augen und spüren einfach mal, wie es sich anfühlt, uns zu berühren, ohne uns dabei zu sehen – ähnlich wie Blinde“, erklärte er. „Wenn man nichts sieht, ist es anders als sonst. Und selbst wenn wir uns ganz ausziehen würden, wäre es nicht wie ein echtes Nackt-sein, weil wir uns ja nicht sehen können.“
Maria nickte abwartend.
„Du darfst dir aussuchen, mit welchen Tüchern wir uns gegenseitig die Augen verbinden. Fang du an und binde mir ein Tuch über die Augen. Dann gibst du mir eins in die Hand, und ich tue das gleiche dann mit dir. Erst wenn wir beide nicht sehen können, beginnen wir.“

Sie setzten sich einander gegenüber auf der breiten Couch. Zu Marias Erleichterung begannen sie, zunächst noch mit Kleidung ihre Körper zu ertasten. Es war wie ein Spiel. Auf Franks Frage, wie Maria sich damit fühlte, antwortete sie, dass es ihr gut ging. Dann erst kam der nächste Schritt: „Jetzt werden wir uns etwas ausziehen, damit wir mehr Haut spüren können.“
Erst zog er sein T-Shirt aus, und sie spürte seinen nackten Oberkörper unter ihren behutsamen Berührungen, dann zog sie ihre Bluse aus, ihr dünnes Top darunter behielt sie allerdings an.
„Ich habe mein Top anbehalten,“ erklärte sie ihm, da er es ja nicht sehen konnte.
„Völlig okay, das ist gar nicht so wichtig“ antwortete er gelassen. Schließlich zogen beide nach und nach auch Hose und Rock aus. Weiter ging die Reise mit den Händen auf der Haut.

Zu ihrem eigenen Erstaunen, merkte Maria, wie angenehm sich die behutsamen und sicheren streichelnden, mal sanften und mal etwas stärkeren Berührungen von Frank anfühlten, senkte ihren Kopf etwas, dass er auch ihr Haar berühren konnte. Hmm, das fühlte sich gut an. Er schien zu spüren, dass sie es auf dem Kopf besonders schön fand, denn er verweilte etwas länger dort.
Sie saßen sich im Schneidersitz gegenüber. Als ihr die Beine einschliefen, schlug er vor, dass Maria sie links und rechts neben seinem Körper auszustrecken könnte, und beide rutschten etwas näher zueinander. Weiter ging die Reise mit den Händen auf dem Körper des Gegenübers. Nur wenn er an ihre Brust kam, zuckte sie heftig und neigte sich etwas zur Seite.weiß-und-schwarz Er berührte sie dann wieder an anderen Stellen und nahm sie bald darauf in seine Arme. Wie schön war das denn… dachte sie erstaunt und nahm dankbar ein wohliges Gefühl von Geborgenheit in sich wahr, das dieses Gehalten-sein in seinen Armen auslöste. Nach einem Weilchen ging die gegenseitige Erkundung mit den Händen weiter. Immer wieder mal zwischendurch vergewisserte er sich, wie es ihr ging. Und immer wieder einmal hielt er sie fest in seinen Armen und gab ihr damit Halt und Sicherheit, besonders dann, wenn er spürte, wie ihr Körper etwas zurück wich, wenn er sie sehr zart und dadurch erregend am unteren Rücken und an ihren Brüsten berührte.

Erleichtert nahm sie wahr, dass er auf ihre Körpersprache einging und ihre nonverbal geäußerten Grenzen respektierte, indem er seinen Händen, wenn sie sich zurück zog, eine andere Richtung gab. Allerdings kehrte er wiederholt kurz an diese Stellen zurück, wie um auszuprobieren, ob sie immer noch zurück zuckte.

Die Umarmungen waren sehr wohltuende Momente, die er mehrmals wiederholte. Als sie das erste Mal ihren Kopf neben seinen Hals auf seiner Schulter ablegte, spürte sie ein wohliges, erleichtertes Gefühl… als würde sie alles, was schwer war in ihrem Kopf, für ein kleines erlösendes Weilchen mal ablegen können.

Als sie schließlich begann, sich zunehmend wohl zu fühlen, fuhr er vorsichtig mit seinen Händen unter das Top auf die nackte Haut ihres Rückens und Bauches. Sie spürte sehr bewusst hin… und schon fragte er leise: „Wie geht es dir?“
„Gut“, hörte sie sich leise flüstern und ließ es geschehen, dass er ihr Top nach oben abstreifte.
Das geschah so langsam, dass sie ihn jederzeit hätte stoppen können, mit einem Nein oder mit einer kleinen Geste. Diese Möglichkeit zu haben, gab ihr Sicherheit und damit die innere Freiheit, die es ihr möglich machte, es zuzulassen.
„Hast du dein Tuch noch um die Augen?“ vergewisserte sie sich.
„Ja, die ganze Zeit über“, antwortete er leise. „Ich sehe genau so wenig wie du. Aber ich finde, du fühlst dich toll an. Es macht mir viel Freude, deine Haut zu berühren, Maria.“
„Ich finde auch, es fühlt sich gut an, dich zu berühren.“ gab sie leise zurück.
„Und wie ist es für dich, meine Hände auf deiner Haut zu fühlen?“
Fühlt sich auch angenehm an,“ antwortete sie.

Noch einmal zog Frank sie an sich zu einer Umarmung, in der beide ein Weilchen nun mit nacktem Oberkörper verweilten und sich am Rücken streichelten. Ab und zu zuckte Maria, wenn er gar zu zart an ihrem unteren Rücken entlang fuhr – und jedes verlegene Zucken kommentierte er mit einem leise geflüstertem „Ja“ oder „Hmhmmm“ oder „schön“.

Schließlich beendete er ihre erste gemeinsame Körpererfahrung. Nachdem beide sich wieder angezogen hatten, sich erst dann die Tücher von den Augen nahmen und sich gegenüber saßen, fragte er: „Na Maria, wie geht es dir jetzt?“
„Gut geht es mir,“ antwortete sie lächelnd. „Das war ein schönes Erlebnis!“
„Und wir haben uns fast ganz nackt gegenüber gesessen und uns so auch umarmt. Hättest du dir das gestern oder vorhin, als ich kam, vorstellen können?“
„Nein!“ antwortete sie leise.
„Siehst du, Maria, so wird auch künftig manches auf eine Weise möglich werden, die du dir vorher gar nicht vorstellen kannst. Und das meiste wird immer anders werden, als du vorher denkst. Vielleicht magst du dich an unsere heutige Erfahrung erinnern, wenn vor einem unserer kommenden Sessions mal wieder unbehagliche, unsichere oder gar ängstliche Gedanken in dir aufsteigen. Es wird alles Schritt für Schritt gehen…“
„Danke, Frank. Das fühlt sich gut an. Wie geht es dir eigentlich?“
„Gut geht es mir!“ antwortete er lächelnd und nahm ihre Hand. „Ich führe ja gern und gestalte das, was wir tun. Ich fand es toll, wie du dich von mir hast führen lassen. Und ich freue mich, dass es dir gut ging damit. Das habe ich mir gewünscht. So und nun verabschiede ich mich für heute. Wenn dir danach ist, kannst du mir jederzeit schreiben oder mich anrufen. Lass jetzt erst mal alles sacken. In deinem Inneren wird ganz von allein ein Verarbeitungsprozess statt finden. Wir schreiben nochmal darüber oder telefonieren, bevor wir uns das nächste Mal sehen…“

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108. Aufgeregte Fragen (Frank + Maria)

Chat zwischen Frank und Maria kurz vor dem ersten Treffen

Hallo Maria! Ich wollte mich ja nochmal melden bevor wir uns treffen. Freue mich auf morgen! Wie geht’s dir?

FragezeichenGrüß dich Frank. Ich bin schon ziemlich aufgeregt wegen morgen. Würde dich auch gerne noch was fragen.

Geht dir nicht alleine so. Ich bin auch aufgeregt. Was möchtest du fragen? Immer raus damit!

Ich hatte ja in der letzten Woche viel Zeit zum Nachdenken. Dass ich das mit dem Thema Dominanz und meinen Fantasien angesprochen habe… ich weiß nicht, ob das richtig war. Ich hab starke Zweifel, ob ich das überhaupt umsetzen kann, ob ich deine Erwartungen auch nur in Ansätzen entsprechen kann… Ich hab ein bisschen was darüber gelesen, und da ist mir ziemlich mulmig geworden.  

Maria, ich versteh dich! Jetzt wo es konkret vor der Tür steht, dass wir uns dafür zum ersten Mal treffen, kommen tausend Gedanken. Ich versichere dir: Ich habe keine bestimmten Erwartungen, und Angst musst du vor gar nichts haben. Erst mal loten wir nur Möglichkeiten aus. Nichts muss geschehen, und vor allem: Wir machen nichts, was für dich nicht geht oder sich ungut anfühlt – und erst recht nicht in der ersten Zeit, wo wir uns ja erst kennen lernen. Wir werden nach und nach zusammen entdecken, was unser beider Interesse weckt.  
Erstmal geht es ja in Richtung Berührungen, dass wir unsere Körper kennen lernen und das Berühren des anderen als Wohlgefühl genießen. Es soll uns beiden gut gehen damit.

Hm… okay… Auch dabei könnte es sein, dass ich schon an Grenzen stoße, obwohl ich auch den Wunsch und die Sehnsucht nach Berührung habe.

Dein Wunsch nach Berührung ist doch schon mal eine gute Basis!

Könnte ich denn sagen, wenn irgendetwas für mich nicht geht? Oder passt das nicht zu dem Rahmen von Dominanz und Hingabe, in dem wir uns ja begegnen wollen?

Ja natürlich kannst du mir mitteilen, wenn was für dich nicht stimmig ist, Maria. Das sollst du auch unbedingt tun! Dadurch, dass wir mehr voneinander erfahren, können wir uns ja nur besser kennen lernen.

Gut, dann ist das schon mal für morgen ein bisschen leichter.
Und wenn die Kennenlernphase vorbei ist… nur dass ich weiß, worauf ich mich einlasse – gibt es denn weiterhin die Möglichkeit, dir mitzuteilen, wenn irgendetwas gar nicht geht für mich?

Immer gibt es die. Wir werden immer reden, und ich möchte, dass du mir offen sagst, wie es dir mit allem geht.

Okay, das fühlt sich gut an! Wann kommst du denn morgen?

Das wird morgen so gegen 15 Uhr sein. Geht das für dich?

Ja, in Ordnung. Jetzt fühlt sich der Gedanke an unser Treffen morgen leichter an.

Das ist schön. Ich freue mich drauf.

Ich jetzt auch.

Na dann bis morgen, Maria. Hab ein schönen Tag – und versuch mal, nicht mehr so viel drüber nachzudenken. Wir tasten uns da ganz in Ruhe ran!

Danke, Frank! Ich wünsch dir auch einen schönen Tag! Bis morgen dann…

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107. Beim Führen geführt sein (Frank + Maria)

Frank meldet sich mit einer Chat-Nachricht zurück

In den Tagen und Wochen, nachdem Maria (Maris Freundin) Frank kennengelernt hatte und beide besprochen hatten, sich privat näher kennenlernen zu wollen,  wanderten ihre Gedanken oft zu ihm.  Er war der erste Mann in ihrem Leben, dem sie erzählt hatte von ihrer Faszination am Thema „Führen und Führen lassen“ und von ihrem Wunsch, zu spüren wie es ist, die Verantwortung für begrenzte Zeit mal abzugeben.
Er war anschließend gleich einige Wochen beruflich verreist, und es gab keinen Kontakt zwischen ihnen.

Je mehr Zeit verging, umso unsicherer fühlte sie sich, ob es richtig gewesen war, ihm, den sie ja kaum kannte, davon etwas mitzuteilen. Es hatte sich einfach so ergeben und sie hatten angedacht, sich in privatem Rahmen zu treffen, um eventuell davon etwas zu erleben…
Wie sollte das gehen, wo sie mit so vielen inneren Grenzen, Ängsten und Schamgefühlen zu kämpfen hatte?
Was hatte dieser Mann an sich, dass sie sich ihm so spontan anvertraut hatte?
Je länger er weg war, umso öfter  und stärker stellte sie in Frage, ob er sich überhaupt wieder bei ihr melden würde.

Und dann – ganz plötzlich und schließlich doch unerwartet, obwohl sie täglich darauf gewartet hatte – ploppte eine Nachricht von ihm auf:

Hi, Maria, hier ist Frank. Wollt mich zurück melden. War ja ne lange Zeit. Wie geht es dir ?

Oh, Hallo Frank, schön von dir zu lesen. Mir geht’s soweit gut, danke der Nachfrage. Ehrlich gesagt, ich war mir inzwischen schon gar nicht mehr sicher, ob und wie unser Kontakt weiter geht. Hmm… möchtest du denn überhaupt noch, dass wir uns treffen?

Ja sicher doch! So schnell wie möglich…

Ich bin auch gespannt, hab gar nicht so rechte Vorstellungen, wie das gehen könnte.

Brauchst du auch nicht! Mach dir keinen Kopf!
Wir haben ja schon etwas darüber geschrieben. Hoffe, dass wir Schritt für Schritt einiges von unseren Fantasien umsetzen. Bissel Erfahrung hab ich ja.

Magst du mir ein bisschen davon erzählen? Ich habe überhaupt keine Erfahrung damit. Und dass ich überhaupt mit einem Mann zusammen war, ist auch schon lange her…

Ja gerne. Diese Dominanz auszuleben ist schon seit einiger Zeit wieder mein Wunsch, was aber nichts mit Respektlosigkeit oder gar Gewalt zu tun hat, im Gegenteil, es geht mir darum, dein Vertrauen zu gewinnen.

Da bin ich schon mal froh, das zu lesen. Weißt du, ich bin da nicht so schnell und so offen, wie ich gerne wäre, trage einige Ängste und Unsicherheiten in mir.

Mach dir keine Gedanken, damit werden wir in aller Ruhe umgehen.
Weißt du, ich gestalte und führe gern, und bin mir dabei gewahr, dass ich im Führen selbst geführt werde von einer inneren Instanz, der ich schon lange vertraue und der ich mich wiederum hingebe. Deshalb könnte ich vorher nie sagen, wie eine Session ablaufen wird, weil ich die Impulse aus dem Inneren immer erst im gemeinsamen Zusammenspiel empfangen werde.

Diese Führung aus dem Inneren kenne ich auch, Frank. Allerdings… in Situationen, in denen ich mich unsicher fühle, nehme ich diese Impulse nicht so leicht wahr.  

Wie fühlt sich diese Instanz in deinem Inneren, aus der heraus du dich manchmal geführt fühlst, an, Maria?

Immer irgendwie gütig, weise, klar und liebevoll – oft mit Ansätzen, auf die ich vorher nicht gekommen wäre. Aber sie kann manchmal in aller Liebe auch ziemlich fordernd sein.

Kannst du mich lächeln fühlen? Genau so fühlt meine innere Quelle sich nämlich auch an – das hast du wunderbar beschrieben! Und diese Art von Führung, die durchaus auch manchmal fordernd sein kann, aber immer mit Liebe geschieht, werde ich verbal und körperlich zum Ausdruck bringen in meiner Art der Dominanz. Gerade bekomme ich übrigens einen Impuls: Ich glaub beim nächsten Treffen sollten wir beginnen, unsere Körper gegenseitig kennen zu lernen.

Da klopft schon mein Herz, bin ziemlich aufgeregt.Herz_orange

Aufgeregt bin ich auch. Das gehört eben dazu.

Schön, dass es mir nicht alleine nur so geht.

Aufregung macht uns doch herrlich lebendig! 
Ich könnte Dienstag Nachmittag – wie sieht es da bei dir so aus?

Ja, Dienstag Nachmittag habe ich auch Zeit… Weiß aber noch nicht, wie weit ich da gehen kann und will.
Ich hab noch ne Frage zu deiner Art von „Dominanz“…

Ja, immer raus damit!

Was bedeutet das für mich? Erwartest du von mir, dass ich immer tue und mit mir machen lasse, was du willst?

Nein! Das ist ein Geben und Nehmen. Und eben auch ein Führen und Führen lassen. Es ist alles offen. Es gibt kein absolutes Muss.

Das beruhigt mich etwas.

Denk nicht so viel drüber nach, Maria. Aber ich weiß auch, das ist leichter gesagt als getan.  
So, ich muss wieder was tun. Freue mich riesig auf Dienstag. Wir können ja noch schreiben bis dahin. Und wenn du Fragen hast, einfach raus damit.

Okay, ich melde mich bei dir, wenn Fragen kommen. Bis Dienstag dann. Ich bin wahnsinnig aufgeregt…

Ich freue mich auf dich – mit allen Gefühlen, die auch immer da sind! Hab einen schönen Tag, Maria!

Dankeschön! Du auch, Frank!

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103. Wenn nicht jetzt – wann dann? (Frank + Maria)

In Marias Praxis – eine erstaunliche Begegnung  

Welch seltsamer Zufall, dachte Maria, und betrachtete unauffällig den Klienten, der heute zum ersten Mal bei ihr in der Praxis war.
Sie war ziemlich erstaunt, als sie die Tür geöffnet hatte und der Direktor der Firma, in der ihre Freundin Mari arbeitete, vor ihr stand, die sie gerade vor kurzem in der Mittagspause besucht hatte. Sie war schon öfter kurz zu einem kleinen Plausch dort bei ihr gewesen, und kannte daher den freundlichen Chef ihrer Freundin flüchtig.
Er sei aufgrund der Empfehlungen gekommen, die er im Haus schon von mehreren MitarbeiterInnen erhalten habe, erklärte er ihr.
Nach einigen einleitenden Worten  sprach er über seine innere Unruhe, Schlafschwierigkeiten und dann auch ziemlich offen über den von ihm erkannten Hintergrund dessen, nämlich seine Sehnsucht nach einer neuen Partnerschaft und über sein Bedürfnis, darin die dominante Rolle einzunehmen. Dafür eine passende Frau zu finden…  sei schwierig, erklärte er und kam damit zum Punkt dessen, was ihn zur Zeit belastete: seine Sehnsucht und seine Unklarheit, welchen Weg er zur Erfüllung seines Bedürfnisses, finden könnte.
Vorher hatte er von seiner verstorbenen Frau erzählt, mit der er eine wohl sehr erfüllende Beziehung geführt hatte, wo es auch um diese Rollenverteilung ging im Bereich der Erotik. Nach einer längeren Trauerzeit sei das Bedürfnis nach einer Partnerin, mit der er diese Rollenverteilung erneut ausleben könnte, wieder erwacht, und das würde ihn inzwischen mit Sehnsucht und Unruhe erfüllen, woraus nun  inzwischen auch Schlafschwierigkeiten entstanden seien. Es fehle ihm die Möglichkeit, seine Liebe und Wärme in einer für ihn stimmigen Weise zum Ausdruck zu bringen.

Er grenzt sich deutlich ab von der Härte, die ich bisher mit dem Wort Dominanz assoziiert habe, nahm Maria interessiert wahr. Der Gedanke verdichtete sich in ihr, dass dieser Mann eventuell zu ihren eigenen, bisher nie gelebten, Bedürfnissen passen könnte. Aber das konnte sie in ihrer Rolle als Therapeutin natürlich nicht ansprechen.

Das ist etwas rein Privates! mahnte eine Stimme in ihr.
Aber wie oft geschehen schon solche Zufälle… gab eine andere Stimme in ihr zu bedenken.
Haustür-Mut_Möglicherweise hat das Leben mir genau diese Situation geschickt nach meinem Gespräch neulich mit Mari, in dem ich meine Bedürfnisse und Ängste diesbezüglich so deutlich gespürt hatte, überlegte sie weiter.
Ob ich mich trauen sollte, an diese Tür anzuklopfen, die sich da gerade in meinen Weg stellt?
Das kannst du auf keinen Fall tun,
rief wieder die zur Vorsicht mahnende Stimme sie zur Ordnung.
Aber wenn nicht jetzt, in dieser speziellen Situation, in der ich sicher bin hier bei mir… wann dann?
Wann klopft schon jemand ungerufen an die Tür und spricht von dem. was du auch irgendwie willst!!!
flüsterte wieder eine besonders mutige Stimme in ihr. Was soll noch geschehen, als dass ein netter Mann mit diesem Thema direkt in deine Praxis gelaufen kommt?!

Schließlich hörte sie sich am Ende der Sitzung fragen: „Frank, hättest du Lust, anschließend an diese Sitzung unabhängig von meiner Rolle als Therapeutin noch ein wenig zu bleiben und mit mir privat zu reden?“

Ihr Herz klopfte heftig… Wie konnte sie nur so eine grenzüberschreitende Frage stellen!
Du verlässt die professionelle Ebene! mahnte die kritische Stimme in ihr.
In ihr Gedankenkarussell hinein antwortete er gelassen, wenn auch scheinbar ein wenig verwundert: „Ja gerne!“ Und setzte sich abwartend wieder hin.
Maria nahm all ihren Mut zusammen: „Also wir sprachen ja vorhin davon, dass manchmal auch seltsame Zufälle geschehen können, die zu einer inneren Absicht passen, als würde etwas, was einem wichtig ist, fast von allein passieren, als würde es einen das Leben zufallen lassen… „
Frank schaute sie aufmerksam an, nickte bestätigend und hörte weiter zu.
„…So ein Zufall scheint sich gerade  zu ereignen… weil… Ich habe zu dem Thema auch eine Affinität – nur zu der entgegengesetzten Rolle. Allerdings habe ich das bisher noch nicht mit einem Mann auch nur ansatzweise erlebt. Hätte mich auch nicht getraut, diesbezüglich eine Initiative zu ergreifen, jemanden kennen zu lernen.“
Frank nickte bestätigend: „Das kann ich gut verstehen, ist mir ja auch schwer gefallen. Wie schön, dass dich diese Thematik auch reizt und dass du dich getraut hast, die professionelle Ebene zu verlassen und mit mir auf der privaten Ebene jetzt darüber zu reden. Das finde ich mutig von dir. Toll! Dann sollten wir uns vielleicht das nächste Mal privat treffen? Mal ein bisschen darüber reden, was für dich so denkbar wäre und wo deine Bedürfnisse und Sehnsüchte hingehen könnten?“
„Ehrlich gesagt ist das ein Thema, worüber es mir sehr schwer fällt zu reden. Da gibt es sehr viele Schamgefühle in mir… eigentlich überhaupt im Bereich der Erotik. Und auch das ist mir peinlich auszusprechen…“ Ihre Augen wanderten unruhig im Zimmer umher.
„Das muss dir aber nicht peinlich sein“, antwortete Frank ruhig. „Das geht anfangs den meisten Menschen so. Vielleicht würde es dir leichter fallen, wenn wir erst mal ein wenig darüber schreiben würden? Da sieht man den anderen nicht und kann in Ruhe überlegen, wie man was formulieren möchte. Und dann, wenn wir uns über die ersten Dinge etwas verständigt haben, verabreden wir uns zu einem persönlichen Treffen, in dem es darum gehen könnte, es mal leicht an zu testen, wie du dich dabei fühlst… ob es was für dich wäre… zusammen mit mir… und überhaupt mit dem Thema umzugehen…“

Erstaunt und erfreut nahm Maria wahr, wie gelassen, wie akzeptierend, wie einfühlsam und wie kleinschrittig dieser Mann mit dem umging, was ihr gerade so schwer gefallen war auszusprechen. Es war, als würden sich jetzt die Rollen umkehren. Er sprach in einer annehmenden, nicht urteilenden Weise mit ihr, die ihr gut tat, und die ähnlich war, wie die Art, mit der sie sonst mit ihren Klienten sprach. Ein solches Gegenüber könnte ihr in diesem für sie so herausfordernden Thema, in dem sie es mit ihren  eigenen Schatten zu tun hatte, wahrscheinlich gut tun…

„Okay – das könnte ein guter Weg sein. Wir haben ja unsere Kontaktdaten und können das per Chat probieren…“ stimmte sie zu und konnte für den Rest des Tages nicht fassen, welchen Schritt sie getan hatte, und was dadurch möglicherweise an diesem Tag begonnen haben könnte…

Frank lächelte noch, als er schon lange wieder die Praxis verlassen hatte… Das Leben hatte ihn zu Maria geführt – ausgelöst durch das Gespräch zwischen ihr und ihrer Freundin, das er vor ein paar Tagen ungewollt mit angehört hatte.
Er war heute von ihr als freundliche, erfahrene Therapeutin begrüßt worden, die das Gespräch mit ihm auf empathische, gut strukturierte Weise geführt hatte. Und als leicht verlegene, etwas unsichere Frau, die sich mutig vorgewagt hatte, indem sie ihre sichere professionelle Ebene verlassen hatte, mit der er das Gespräch auf seine Weise ebenso einfühlsam fortgesetzt hatte, verließ er sie.
Welche Schritte würde das Leben wohl mit ihnen beiden vorhaben?

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86. Joels Antwort

Joel antwortet auf die Mail von Mari

Liebe Mari,
          Einfach_mal_so_hab Dank für deine Offenheit in der letzten Mail mit der Frage, ob wir uns nicht manchmal auch ganz persönlich „einfach mal so“ als ich und du – jenseits unserer Rollenspiele – begegnen wollen.
Ja! Sehr gern! Und keine Sorge, das ist bei mir total gerade angekommen – hi hi , will sagen, gar nicht schief oder irgendwie befremdlich. Diese Angst darf sich gleich wieder schlafen legen. Deshalb antworte ich auch so schnell wie möglich. Denn ich könnte mir vorstellen, dass du vielleicht etwas unruhig bist, bis du meine Antwort lesen kannst.

Ich lese aus deinen Zeilen auch, dass wir nicht nur Kaffee trinken wollen… ? Denn du möchtest mit mir Dinge erleben, die du mit dem Meister erlebt hast und vielleicht noch erleben wirst…

Darauf freue ich mich ganz besonders. Ich habe große Lust dazu, dich in meinen Armen zu halten, und wer weiß… Doch du sollst dich bitte (!) frei fühlen, jederzeit zu sagen, wenn sich für dich etwas nicht oder noch nicht passend anfühlen sollte. Gern würde ich ein bisschen mit dir gemütlich zusammen liegen und dich dabei in meinen Armen halten. Ich hoffe, ich habe dich so richtig verstanden, dass du das ausprobieren möchtest?

Und noch etwas ist mir wichtig: Du darfst mich jederzeit alles fragen – und was immer dir gerade einfällt ganz offen mit mir besprechen. Alles ist willkommen – jeder Gedanke, jedes Gefühl…
Mir ist bewusst, dass du dich wahrscheinlich fühlst, als würdest du dich auf etwas wackeligem Boden bewegen – und auch ich bin etwas aufgeregt, wenn wir uns außerhalb des bisher vereinbarten Rahmens begegnen.

Dann bis zum kommenden Samstag, an dem ich dich gern – diesmal außerhalb der Spielebene -besuchen werde. Ich freu mich darauf!

Solltest du inzwischen irgendetwas auf dem Herzen haben – kannst du mir jederzeit gerne schreiben oder mich anrufen, liebe Mari! 

Sei in Gedanken umarmt von 

Joel

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54. Ungewissheit ist der Lehrpfad des Vertrauens

Bei Mari – Die Idee zu einem Vertrauensritual zum Jahreswechsel

Noch immer lagen die bunten Briefumschläge mit der Raumschiff-Geschichte bei Mari auf ihrem Regal neben dem Adventskranz. Joel richtete seinen Blick darauf und sagte: „Das Spiel beginnt.“

Mari saß neben ihm auf der Couch, und er nahm ihre Hand in seine. „Mari, jetzt kommt ja bald das neue Jahr… Was wünschst du dir besonders für dich in diesem kommenden Jahr?“

Ohne lange nachzudenken antwortete sie: „Ich wünsche mir, dass mein Vertrauen stärker wird! Ich glaube, dass sich dann vieles leichter anfühlen würde für mich – sowohl in unserer speziellen Thematik als auch im Leben überhaupt.“

Joel nickte: „Das ist ein großer, ein weitreichender und wie ich glaube auch sehr wertvoller Wunsch. Den würde ich gern unterstützen! Wärst du bereit, etwas dafür zu tun, um diesem Wunsch noch mehr Kraft zu verleihen?“

Fragend schaute Mari ihn an… „Was meinst du damit? Was denn tun?“

„Es gibt einen Satz der heißt: Ungewissheit ist der Lehrpfad des Vertrauens.“
Joel hielt weiterhin ihre Hand und erklärte: „Indem du durch Unbekanntes, Unkontrollierbares, Ungewisses hindurch gehst, und die Erfahrung machst, dass du es gut bewältigen kannst, wird dein Vertrauen sowohl in dich selbst als auch ins Leben stärker.“

Mari, der dieser Gedanke ja nicht neu war, antwortete: „Das habe ich mit dir ja gerade in unseren Spielen hier schon mehrmals erlebt.“

„Ja“, bestätigte er, „und was würdest du jetzt davon halten, wenn ich dich stellvertretend für das Leben durch ein Ritual führe, das diesen Wunsch stärkt?“

„Und was wäre das für ein Ritual?“ fragte Mari mit einem etwas unbehaglichen Flattern im Bauch.

„Ein guter Freund von mir ist mehrere Wochen verreist, und ich habe ein Auge auf sein Haus. Er hat mir angeboten, dass ich es – gern auch mit Begleitung – jederzeit nutzen darf. Es liegt etwas außerhalb und hat auch einen großen Garten. Hättest du Lust, über Sylvester dort mit mir hinzufahren?“ fragte Joel.
„Wo ist denn das Haus?“ wollte Mari wissen.

Joel schaute sie ernst an…“Ja, und an dieser Frage würde die Anforderung an dein Vertrauen bereits beginnen. Du würdest mit mir fahren, ohne zu wissen, wohin. Du müsstest dich mir anvertrauen.“

„Na, liegt es in der Nähe – oder einige Stunden entfernt? Ist es eine Reise oder nur ein Katzensprung?“ versuchte es Mari weiter…

„Nix da!“ antwortete Joel konsequent. „Die einzige Frage, die du dir selbst stellen musst ist die, ob du dich mir anvertrauen willst. Wie lange und wohin wir fahren, wirst du vorher nicht erfahren.“

„Und was machen wir dort?“

„Auch das werde ich dir vorher nicht verraten. Du müsstest dich ganz auf das einlassen, was ich mit dir vorhabe. Unsere bisherigen Regeln und Absprachen würden natürlich weiterhin gelten. Darauf kannst du dich immer verlassen. Dazu gehört auch unsere Gefühls-Ampel. Sollte etwas für dich nicht gehen, und du würdest „Rot“ sagen, würde ich es sofort beenden. Nur ganz aus der Situation, also aus dem Haus und der Umgebung dort, könntest du dich natürlich nicht entfernen.“

„Dann würde es mir ja ähnlich gehen wie Carina im Haus ihres Meisters und wie im Raumschiff – ich könnte nicht weg!“

„Ja“, bestätigte Joel, „so wäre es. Du sagtest mir ja, dass dir diese Situation unter anderem besonders unter die Haut gegangen ist. Und damit es dem tatsächlich ähnelt, gibt es noch eine zweite Bedingung: Du wirst kein Geld mitnehmen!“

„Wie jetzt…“ Mari wurde es zunehmend unbehaglicher zumute.

„Damit wir eine ähnliche Situation herstellen, wie sie Carina hatte, wirst du ohne Geld mit mir kommen und darauf vertrauen, dass ich dich sicher und wohlbehalten hin und wieder zurück bringen werde. Du hättest also keine Möglichkeit, selbst wieder zurück zu fahren, falls du solch einen Impuls verspüren würdest. Ich glaube allerdings nicht, dass das passieren wird,“ lächelte er und drückte ihre Hand ein wenig, „aber es macht für dich etwas aus, zu wissen, dass es nicht möglich wäre…“

„Und wenn ich plötzlich Panik bekäme und nach Hause wollen würde?“

„Dann müsstest du dich darauf verlassen, dass ich mit deiner Angst fürsorglich und liebevoll umgehen würde – so wie ich es ja bisher auch getan habe“, antwortete Joel. „Ich bin sicher, wir würden Panik, falls welche aufkommen würde, gemeinsam gut bewältigen. Aber ich gehe davon aus, dass es soweit gar nicht erst kommt.“

Mari spürte, wie dieses Angebot von Joel sie einerseits anzog und andererseits auch beunruhigte. Wieder diese ihr schon bekannte Mischung von Angst vor Kontrollverlust und gleichzeitiger Anziehung…
„Und wie wäre es dort mit dem Essen?“ wollte sie wissen.

„Auch in der Versorgungsfrage müsstest du dich ganz auf mich verlassen. Du nimmst nichts mit! Ich sorge für alles.“

„Aber eine Wasserflasche in der Handtasche und ein paar Süßigkeiten und Snacks werden doch wohl erlaubt sein oder?“ versuchte sie zu handeln.

„Wasserflasche ja“, nickte Joel, „alles andere nicht!“

Er stand auf, zog sie von der Couch, stellte sich ihr gegenüber, sah ihr in die Augen und fragte: „Was meinst du, willst du diese Anforderung an dein Vertrauen annehmen? Möchtest du diese Fahrt ins Vertrauen mit mir machen?“

Und zu ihrer eigenen Überraschung hörte sie sich sagen: „Ja, ich nehme die Anforderung an. Ich mache dieses Vertrauensritual mit dir.“

„Und du bist bereit, die genannten Bedingungen anzunehmen? Kein Geld. Keine Info über den Ort. Keine eigene Verpflegung. Und es werden noch andere Dinge hinzu kommen, die du jetzt noch nicht weißt und über die ich jetzt auch noch nichts sagen werde. Bist du bereit dazu?“

Sie schluckte… sah ihn an… erinnerte sich an vieles, was sie bereits mit ihn erlebt hatte, und sagte: „Ja ich nehme diese Chance an. Ich bin bereit.“

„Wunderbar“, lächelte er, zog sie an sich heran und umarmte sie fest. „Ich freue mich, Mari!“

Innerhalb seiner Umarmung spürte Mari, dass diese Entscheidung für sie richtig war, auch wenn sich das nicht einfach anfühlte.

Etwas später gab er ihr noch eine Hausaufgabe: „Ich möchte, dass du zuhause für dieses Ritual vier verschieden farbige Blätter auswählst. Auf jedes schreibst du einen Wunsch, den du gern verwirklichen möchtest, und eine Angst, die der Wunsch-Erfüllung möglicherweise im Wege steht. Aber so lange bis sie sich noch nicht gelöst hat, hab dich lieb damit, denn: Du kannst sie nicht durch deinen Willen allein „wegmachen“. Wenn die Zeit reif ist, wird sie sich wandeln. Wichtig ist nur, dass du dich für die Lösung bereit erklärst…  Dann rollst du sie zusammen und machst ein kleines Bändchen drum. Ich werde das, was darauf geschrieben steht, nicht lesen.“

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„Okay“, nickte sie, „das sollte mir nicht so schwer fallen…

Er schaute sie ernst an. „Frag dein Herz, welche vier Wünsche und Ängste du in dieses Ritual mitnimmst.“
Dann drückte er sie noch einmal an sich und flüsterte ihr ins Ohr: „Das Spiel ist für heute beendet.“

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53. Einen Schritt weiter ins Vertrauen

Am Tag nach Weihnachten kommt Joel am Nachmittag Mari besuchen…

„Hallo Mari“, sagt er lächelnd, trat ein und zog sich seine Schuhe und Jacke aus.
„Tee und Plätzchen warten schon“, sagte Mari fröhlich. Sie freute sich auf ihn. Nach den entspannten Dezember-Wochen, in denen sie miteinander die Raumschiff-Geschichte gelesen hatten, die er für sie erdacht hatte, fühlt sie sich etwas unbefangener als davor.

„Das sieht bei dir immer alles so schön feierlich und gemütlich aus“, sagte er und setzte sich.



„Freut mich, dass es dir bei mir gefällt, Joel“, antwortete Mari lächelnd. „Diese Adventszeit war für mich eine ganz besondere durch deine Geschichte. Auch unsere Treffen, in denen du mir vorgelesen hast oder davon erzählt hast, empfand ich als so schön…“

„Das freut mich sehr“, antwortete er, nahm ein Plätzchen und sagte dabei leise: „Das Spiel beginnt.“ Dann in etwas anderer Stimmlage: „Ich würde gerne mit dir über die Geschichte reden, Mari.“

„Ja okay…“ antwortete sie abwartend.

„Wenn du so auf die Geschichte zurückblickst, welchen Eindruck hast du gehabt von der weiblichen Rolle?“ fragte er und schaute ihr in die Augen. Wie hat es sich für dich angefühlt? Wie sehr hast du mit ihr gefühlt?“ frage Joel nach.

„Also… Ich konnte mich gut in sie hinein versetzen, ihr Thematik ist mir ja nicht fremd. Und ich denke, das ist kein Zufall, oder?“ Sie sah Joel an und er zwinkerte ihr zu. „Manchmal tat sie mir leid, weil sie nicht mal weg gehen konnte, wenn sie es gewollt hätte, denn das Raumschiff konnte sie ja nicht verlassen. Also sie war nicht wie ich in einer von ihr selbstgewählten Situation von Macht und Kontrollabgabe, sondern sie hatte das Gefühl, zumindest am Anfang, völlig ausgeliefert zu sein. Da war es schön zu lesen, wie verständnisvoll und sanft ihr Meister mit ihr umgegangen ist.
Im Gegensatz zu Carina könnte ich das Ganze ja immer beenden, wenn ich es nicht mehr aushalten würde. Die arme Socke nicht. Das muss sich ziemlich heftig angefühlt haben – besonders am Anfang, bevor sie ihren Meister etwas besser einschätzen konnte. Ich habe sehr mit ihr gefühlt, habe mich manchmal richtig in der Geschichte drin gefühlt.“

„Das freut mich sehr“, lächelte Joel. „Gibt es etwas, das dich besonders gefangen genommen hat – etwas, das in deinem Kopf geblieben ist?“

„Naja, an zwei Stellen fand ich die Macht, oder soll ich besser sagen die Übermacht ganz besonders spürbar, das war einmal ganz am Anfang, als sie nach ihrer Flucht gefasst worden ist, bei ihm in seinem Haus war und schließlich ja keine andere Wahl hatte, als diese Reise mit ihm anzutreten.
Und dann die Situation, wo ihr Meister sie nicht aus dem Zimmer gelassen hat, und sie gezwungen hat, sich auf die Liege zu legen.“

„Wie war das für dich, als er sie dazu gezwungen hat?“ fragte Joel.

„Da waren einige Gefühle gleichzeitig in mir… Einerseits hatte ich ja genügend Distanz, um aus dem roten Faden, wie es bis dahin so lief, zu erkennen, das er ihr sicher nichts Böses wollte, und auch nichts Unkontrolliertes tun würde, mit dem er sie verletzen würde. Andererseits fühlte ich mit ihr mit, wie stark sie in ihrer Panik gefangen war, und hatte Mitgefühl mit ihr. Und dann gab es auch noch eine dritte Facette…“

„Eine Dritte Facette? Was war die dritte Facette?“

„Das fällt mir ein bisschen schwer, wie ich das beschreiben soll, vielleicht kann ich es als ein Gefühl von Faszination bezeichnen, etwas, was mich gleichzeitig angezogen hat und abgeschreckt hat… Und diese Gleichzeitigkeit hat sich irgendwie aufregend angefühlt, ja fast ein bisschen… erregend.“

„Oft liegt die Faszination ja in dem, was unmöglich zu sein scheint. Ramon hat in der Szene ja mehrfach gesagt, dass ihr nichts Schlimmes passieren wird, hast du ihm geglaubt?“

„Ja, ich als Leserin war mir sehr sicher, dass ihr wirklich nichts Schlimmes geschehen würde. Ich habe aber auch gespürt, dass sie das gar nicht glauben konnte, ja dass sie es nicht einmal wahrgenommen hat in ihrer Panik.“

„Und wie war es zu spüren, dass er sie nicht loslassen würde, dass er sie zwingen würde zu bleiben und sich hinzulegen?“

„Naja, da habe ich gedacht, wenn du das mit mir sobald am Anfang gemacht hättest, wie es für Carina war, das hätte ich wahrscheinlich als sehr schlimm empfunden. Aber seltsamerweise fand ich es innerhalb dieser Geschichte nicht so schlimm, diesen Widerspruch verstehe ich selbst nicht so richtig… Vielleicht weil ich mir von außen berachtet denken konnte, dass er ihr nicht wehtun wird… Ich glaube, deshalb fand ich es nicht nur „nicht schlimm“, sondern sogar spannend und aufregend.

„Weil du wusstest, er würde ihre Grenzen wahren. Ist das so richtig?“

„Ja, also genau wissen konnte ich es ja auch nicht, weil ich kannte ja die Geschichte noch nicht ganz, aber ich war mir irgendwie sehr sicher, dass er nicht über eine Grenze gehen würde, die für sie nicht stimmig gewesen wäre.
Obwohl er ja da schon über eine Grenze gegangen war, denn sie wollte ja aus der Situation raus gehen. Allerdings fand ich das – von außen betrachtet – irgendwie nicht so schlimm.“

„Ja, das Festhalten war sicher eine Grenzüberschreitung, aber eigentlich nur eine kleine, um etwas anderes vorzubereiten. Doch da war ja nicht klar, wie weit es gehen würde. Er war ja eindeutig stärker als sie und hätte mit ihr alles mögliche machen können. Wie war das Gefühl dieses Ausgeliefert-seins für dich?“

„Ich konnte ja spüren, das sie einem Mann, der es gut mit ihr meinte, ausgeliefert war – und das hat sich… ehrlich gesagt… sogar irgendwie… gut angefühlt,“ gab Mari etwas zögernd zu.
„Also aus ihrer Position hat sich das in diesem Moment sicherlich nicht gut angefühlt, aber aus meiner Position hatte das irgendwie etwas, ja fast irgendwie Schönes…“

Joel schaute sie nachdenklich an… „Diese Gefühl ausgeliefert und doch etwas behütet zu sein?“ fragte er schließlich.

Mari nickte: „Da hast du es genau auf den Punkt gebracht! Ja, diese Gleichzeitigkeit von Zwang und Güte – die hat was! Er hat ja auch während dessen immer wieder freundlich mit ihr geredet, das habe ich als Zuhörerin ja wahrgenommen, aber sie konnte es nicht wahrnehmen, weil sie so gefangen war in ihrer Angst.“

„Und diese Gleichzeitigkeit hatte etwas Faszinierendes?“

„Hm ja… Stimmt.“

„Kannst du sagen, was faszinierend daran ist?“

„Das merke ich immer mal wieder, dass… wenn zwei Gegensätze gleichzeitig da sind, und einer davon hat etwas mit Güte oder Liebe zu tun, irgendetwas in mir klingelt und sich berührt fühlt.
Es gibt ja den Ausspruch: jemanden zu seinem Glück zwingen. Und wenn wir hier die Fußmassage als Glück betrachten, weil sie ihr ja gut getan hat und ihre Kopfschmerzen gelindert hat, dann war dieser Zwang ja für etwas Gutes da und fühlt sich deshalb irgendwie stark an.“

„Ja, es hatte vielleicht etwas damit zu tun, jemandem zu seinem Glück zu zwingen. Allerdings… könnte es manchmal nicht auch darum gehen, einfach Macht zu spüren, das Gefühl zu fühlen, dass jemand Macht über einen anderen hat…“

„Hmm…also… ein starker Mann hat die Macht über sie, und das hat sich deshalb gut angefühlt, weil ich mir ziemlich sicher war, dass diese Macht nicht für etwas Böses, im Gegenteil für etwas Heilendes genutzt wird.“

„…Und das Gefühl, dass jemand Macht über sie hatte… das war faszinierend?“

„Ja, das fand ich faszinierend, aber das würde ich nur so empfinden, solange wie nichts Böses geschieht, nichts Schlimmes… Zu wissen, er ist ihr so überlegen in seiner Kraft, dass er alles mit ihr machen könnte, was er will, aber das nicht zu etwas ausnutzt, was ihr nicht gut tut, das finde ich ziemlich spannend.“

„Wie wäre es, wenn ich diese Macht über dich hätte, Mari?“

„Huuuh… Du stellst ja Fragen… Da sind wir plötzlich von der Geschichte bei uns gelandet!
Naja, ich glaube, du bist mir körperlich tatsächlich ziemlich überlegen…“

„Ja, das würde ich sagen. Wenn es darauf ankäme, könnte ich dich körperlich überwältigen.“

„Willst du mir jetzt Angst machen? Also bisher hatte ich immer den Eindruck, dass du diese Macht nicht einsetzt, also diese körperliche Überlegenheit…“

„Nein, du weißt, dass ich das nie zu deinem Schaden einsetzen würde – also keinesfalls, wenn es nicht okay wäre. Aber vielleicht reizt es dich ja, auch dieses Gefühl der Machtlosigkeit zu erleben – in dem Wissen, dass dir mit mir nichts Schlimmes passieren wird…?“

Mari überlegte… „Hm. Na ja… Da ist schon ein bisschen was Wahres dran… Dieses Gefühl der Machtlosigkeit ist so seltsam doppelt, es reizt mich irgendwie die Vorstellung, das körperlich zu spüren… Gleichzeitig ist aber auch eine große Angst davor da, wie wir ja in der Situation, in der du mich gefesselt hast gesehen hatten.“

„Nun, das wäre natürlich eine Frage des Vertrauens. Du müsstest viel Kontrolle abgeben und darauf vertrauen, dass ich trotz Überwältigung die Regeln einhalte.“

„Ui, das fühlt sich spannend und unmöglich gleichzeitig an, faszinierend und beängstigend zugleich… Ich weiß nicht, ob ich in dem Moment noch vertrauen könnte, Carina konnte es ja nicht, aber sie kannte ihren Meister auch noch nicht so lange, wie ich dich bereits kenne.“

„Ja, das ist schwer vorherzusehen. Wie sehr würde es dich reizen?“

„Hmm…“ Mari spürte schon bei der Frage, wie eine Aufregung, in ihr aufstieg, die sich spannend und leicht bedrohlich gleichzeitig anfühlte. „Irgendetwas reizt mich schon, herauszufinden, wie das wäre… wie stark ich in Panik geraten würde… oder ob ich schon ein Stück mehr vertrauen könnte. Ich weiß es wirklich nicht, wie das in der Realität sich anfühlen würde…“

„Es ist die Frage, ob du mir genug vertraust, um es mir zu erlauben.“

„Um dir was genau zu erlauben?“

Joel schaute sie ernst und gleichzeitig freundlich an. „Dich zu überwältigen, Mari… dich einmal zu etwas zwingen, selbstverständlich zu etwas, was du annehmen kannst.“

„Und was das ist, wozu du mich überwältigst, das entscheidest du? Ohne mein Wissen?“

„Ja genau, sonst wäre es ja keine Überwältigung.“

„Also ausgeschlossen müssten körperliche Schmerzen sein und sexuelle Übergriffe! Könntest du mir das versprechen?“

„Nun, ich würde nicht weiter gehen, als etwas, dass wir beide bereits miteinander erlebt haben.“ antwortete Joel sofort. „Und körperliche Schmerzen schließe ich definitiv aus.“

„Würde ich die Sicherheit der roten Ampel dann trotzdem weiterhin haben? Also würdest du aufhören wenn ich sagen würde Ampel rot?“

„Ja, wenn du „Rot!“ sagen würdest, würde ich sofort aufhören! Diese Regel bleibt immer bestehen.

„Hmm .. ich weiß nicht warum und ob es richtig ist, aber es zieht mich dahin zu sagen: Ja, ich bin einverstanden, ich gebe dir diese Erlaubnis.“

„Das würde bedeuten, dass ich dann, wenn ich es will, dich überwältigen darf, und etwas mit dir machen darf, was wie besprochen keine Schmerzen beinhaltet und nichts Schlimmes„. Joel lächelte unmerklich beim letzten Worten.

„Und ohne dass du mir vorher Bescheid sagst?“

„Ja ganz genau! Sonst wäre es keine Überwältigung.“

„Ich müsste also darauf vertrauen, dass du einschätzen kannst, was für mich etwas Schlimmes ist…“

„Ja das stimmt! Und genau aus diesem Grund, bleibt die Regel der roten Ampel bestehen.“

Mari wurde für einen Moment still und lauschte in sich hinein. Dann schaute sie ihn an und sagte: „Auch wenn das sich ziemlich doppelt anfühlt: Okay, ich sage ja.“

„Ich finde, es fühlt sich toll an, und ich danke dir sehr für das Vertrauen, dass du mir damit entgegenbringst, Mari!“

„Für mich fühlt es sich gleichzeitig etwas beängstigend und andererseits auch irgendwie toll an, und die Anziehung überwiegt, deshalb habe ich ja gesagt. Und ja, das ist wirklich viel Vertrauen was ich dir damit entgegen bringe.“

„Oh ja, und das fühlt sich für mich sehr anregend an, wenn ich dir das so sagen darf. Ich danke dir, für dein Vertrauen.“

„Würdest du mich mal umarmen?“

„Aber gerne“, antwortet er lächelnd und umarmte sie ganz fest. Nachdem beide ein Weilchen diese Umarmung genossen haben, flüsterte er ihr ins Ohr: „Das Spiel ist vorbei.“

„O Joel, ich glaube, mit dieser Erlaubnis ist jetzt etwas Neues in unsere Spiele hinein gekommen…“

„Oh ja, du hast heute einen riesigen Schritt gemacht in Bezug auf das Vertrauen und das Abgeben der Kontrolle. Ich bin sehr stolz auf dich!“ Er drückt sie nochmals eng an sich.

Und ich werde mir etwas einfallen lassen, um dich gelegentlich zu deinem Wohl zu überwältigen… lächelte er.

Geschrieben von Rafael und Miriam

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25. Bei Angst um eine Umarmung bitten

Bei Mari – Angst kommt und Angst geht

„Bevor wir mit dem beginnen, was ich heute vor habe, möchte ich deine Hausaufgaben sehen, Mari. Es sind ja nun schon einige Wochen vergangen, seit ich sie dir gegeben hatte.“

„Ja, Meister.“ Aufgeregt verließ Mari das Zimmer, um das schwarze Gewand, in das sie bunte Ornamente sticken sollte, zu holen. Würde es ihm gefallen? Hatte sie genügend gestickt? Hatte sie es gut genug gemacht? Plötzlich fühlte sie sich wie ein kleines Schulmädchen…
Nervös hielt sie es ihm hin, und er betrachtete es in Ruhe.

„Das hast du gut gemacht, Mari. Dafür dass du meintest, nicht sticken zu können, ist es doch schon sehr schön geworden. Ich sehe, dass du dir Mühe gegeben hast. Weiter so!
Und was ist mit deiner anderen Hausaufgabe?

„Oh, daran habe ich nicht gleich gedacht. Entschuldigung. Ich hole es sofort!“

„Ganz in Ruhe, Mari.“

„Ja, Meister.“

Gehorsam verließ sie den Raum, um das Gewünschte zu holen, und Joel lächelte…
Immer mehr fand seine Schülerin in ihre Rolle hinein, ohne anfangs vor Angst zu erstarren.
Mari kam wieder mit einem schön verzierten Blatt Papier, auf dem die Worte der für sie wertvollsten Regel stand, die er ihr in ihrem ersten gemeinsamen Spiel gegeben hatte:

F E H L E R   D Ü R F E N   S E I N !

„Hast du täglich etwas hinzu gefügt von diesen schönen Verzierungen, die ich da sehe?“

„Ja, Meister, ich habe an jedem Tag etwas gemalt und etwas gestickt.“

„Und wie ging es dir damit?“

„Es hat mir Spaß gemacht. Selbst das Sticken, das bisher gar nicht so mein Ding war, machte mir irgendwie Freude.“

„Das freut mich zu hören, Mari!
Auf das Blatt mit der Fehler-Regel passt ja inzwischen kaum noch etwas drauf. Das hast du schön gestaltet in all den Wochen – damit darf es nun genug sein. Es gefällt mir gut. Und vielleicht ist ja dadurch, dass du dich jeden Tag mit diesen drei so wichtigen Worten beschäftigt hast, deine Angst, Fehler zu machen, schon etwas gesunken? Wir werden sehen…
Wo hängst du es auf?“

„Ich habe einen Rahmen besorgt und in meinem Schlafzimmer einen Nagel in die Wand gehauen dafür.“

„Schön, Mari!
An dem Gewand wirst du weiter sticken, immer wenn du etwas erlebst, was unerwartet kam und gut geworden ist, oder wenn du irgendetwas erlebst, wofür du dankbar bist, was auch immer es sein mag, sticke etwas kleines Buntes hinein – so wie du es bisher ja schon gemacht hast. Wenn du zu mir kommst, möchte ich, dass du es immer dabei hast. Und wenn ich zu dir komme, sollte es schon immer unaufgefordert hier in deinem Wohnzimmer liegen, damit ich es mir anschauen kann. „

„Ja, Meister.“

„So weit so gut.
Jetzt wiederhole mal die Regeln, die ich dir bisher gegeben habe.“

„Fehler dürfen sein.
Ich rede dich mit Meister an.
Wenn du zu mir kommst, soll ich vorher nicht aufräumen und putzen.
Den Beginn und das Ende einer Übung und des gesamten Spiels bestimmst du.“

„Diese Regeln hast du dir gut gemerkt, Mari…“

Mari lächelte.

„… es gibt aber noch eine.“

Mari überlegte… Mist! Es wollte ihr nicht einfallen, welche Regel es noch gab…

Nervös sah sie Joel an. Er wartete, schaute sie einfach nur an.

„Entschuldige bitte, Meister, ich weiß jetzt nicht, welche du meinst.“

Joel malte lächelnd ein Fragezeichen in die Luft.

„Ach ja! Ich soll keine vermeidbaren Fragen stellen.“

„Ja Mari, na da hast du doch noch gut die Kurve gekriegt!
Ich möchte dir zu dieser Regel noch etwas mit auf den Weg geben. Ich beschreibe meine Anordnungen stets so klar wie möglich. Dennoch kann es sein, dass zwischendurch mal eine Situation entsteht, wo es dir unvermeidbar erscheint, mich etwas zu fragen. Wenn du nicht weiter weißt, und unbedingt eine Frage stellen musst, dann bitte darum mit dem Satz: `Meister, ich bitte darum, eine Frage stellen zu dürfen´. Bedenke dabei: Prüfe vorher genau, ob die Frage unvermeidbar war – denn ich werde das auch tun. Lege deinen Fokus darauf, möglichst gar keine Fragen zu stellen. Auch wenn du nicht sicher bist, ob du eine Aufgabe richtig verstanden hast, ist das kein Grund nach zu fragen. Dann erfülle sie so, wie du es meinst verstanden zu haben und wie du es kannst. Sollte daran etwas nicht so sein, wie ich es meinte, dann werde ich dich korrigieren, daran ist nichts Schlimmes! Ich möchte, dass du dich daran gewöhnst, nicht perfekt sein zu können, und dass das kein Problem darstellt.“

Mari nickte beklommen. Gerade mit dieser Regel hatte sie am meisten Probleme.

„Nun beginnen wir mit einem Gedankenspiel,“ fuhr Joel fort.
„Was würdest du sagen, wenn ich jetzt von dir verlangen würde, dich nackt auszuziehen?“

Mari erstarrte.
Jetzt geht es los! Dachte sie. Jetzt muss ich… O Gott, ich kann das nicht… Dabei habe ich es doch irgendwie selbst gewollt, aber jetzt… es geht einfach nicht! Was soll ich bloß tun…?!

„Mari, schau mich an.“

Sie konnte sich nicht bewegen, nicht mal den Kopf heben…

Ihr Meister machte einen Schritt auf sie zu, legte behutsam eine Hand unter ihr Kinn und hob ihren Kopf etwas hoch, so dass sie ihn anschauen musste.
„Mari, ich verlange das doch jetzt gar nicht von dir.
Soweit sind wir noch nicht – das ist mir doch klar.
Ich habe dich lediglich gefragt, was wäre wenn…
Was würdest du dann sagen?
Und so wie es jetzt aussieht, würde es dir schwer fallen, überhaupt etwas zu sagen, stimmt´s?“

Mari nickte. Er öffnete einladend seine Arme für sie. „Möchtest du?“
Sie atmete erleichtert aus. Tatsächlich konnte sie sich in seiner Umarmung etwas entspannen…
Wie gut es tat, wenn er sie in seinen Armen hielt. Ihr Stress wurde weniger, die Angst beruhigte sich…

„So ist es gut,“ flüsterte er. „Du brauchst keine Angst zu haben, alles ist gut. Du musst niemals etwas tun, was dir absolut widerstrebt, Mari – niemals! Das verspreche ich dir!“
Mit diesen Worten setzte er sich mit ihr auf die Couch und legte seinen Arm um sie.
Ich wollte dich nicht so sehr erschrecken.
Es sollte lediglich ein Gedankenspiel sein: „Was wäre wenn…“

„Ich dachte, ich sollte jetzt gleich…“

„Beschreibe mir jetzt mal, was bei diesen Worten in dir passiert ist.“

„Alles in mir verkrampfte sich. Ich konnte mich nicht bewegen und auch nichts sagen. Es ging nicht. Und es dachte in mir immer nur: Ich kann nicht! Jetzt geht´s los! Was mach ich bloß?!!!

„Mari, du hast jederzeit die Möglichkeit zu sagen: „Die Ampel ist rötlich orange oder gar rot, dann brechen wir das Spiel ab oder unterbrechen es, bis es dir wieder besser geht und wir einen Konsens gefunden haben, ob und wie es weiter gehen könnte. Insofern behältst du in Wahrheit immer die Kontrolle über das, was du zulassen möchtest und was nicht. Gerade in deiner tiefen Verletzlichkeit musst du immer eine Tür zum kurzfristigen Ausstieg oder Abbruch haben.“

Marie nickte erleichtert: „Danke, dass du mich daran erinnerst, manchmal vergesse ich diese Möglichkeit in all der Aufregung.“

„Das war eben kurz vor einer Panikattacke, stimmt´s?“

„Ja, aber durch deine Umarmung und das Gespräch jetzt ist sie wieder abgeflaut.“

„Das freut mich sehr, Mari! Wie geht es dir jetzt körperlich?“

„Mir ist kühl und ich zittere.“

Fürsorglich legte er eine Decke um sie.

„Lass es ruhig zittern, Mari, das hört von allein wieder auf. Die Angst zittert sich aus…
Das darf sie.“

Sie lehnte sich an seine Schulter und ließ ihren Körper machen, was er machen musste…
Obwohl das Zittern und das damit verbundenen Schwächegefühl nicht angenehm war, fühlte sie sich seltsam geborgen. Es tat gut, sich anzulehnen. Sie musste ihren Körper einfach nur machen lassen… Es war nicht schlimm… Sie durfte so sein, wie sie sich fühlte…
Ihr Meister nahm sie an so wie sie war.
Und diese Angstattacke ging schneller vorüber als beim letzten Mal.

„Schau mal, Mari, es wird schon langsam dunkel draußen. Hast du eigentlich Kerzen im Haus?“ fragte ihr Meister und holte sie damit in die Gegenwart zurück.“

„Ja, hab ich.“

„Das ist schön,“ nickte Joel, „hol uns mal eine Kerze hierher, stell zwei andere dort drüben auf das Regal und zünde sie an. Sofort stand Mari von der Couch auf, um die Kerzen aus dem Schrank zu holen.“

„Bitte hole uns doch auch eine neue Wasserflasche, diese ist schon fast leer.“

„Ja, gern.“ Sie holte die gewünschte Flasche.
Als sie sie auf den Tisch stellte, fiel ihr auf, dass das Zittern sich gelegt hatte.
„Es geht mir wieder besser, Meister.“

„Das freut mich, Mari. Du siehst, die Angst kommt und geht auch wieder.
Ich glaube fest, dass sie nach und nach weniger schlimm werden wird und du dich mit der Zeit mehr entspannen kannst. Und weißt du, was mich freut?“

Mari schüttelte den Kopf.

„Dass meine Arme dir anscheinend Wärme und Sicherheit vermitteln können und du dich in unserer Umarmung inzwischen so geborgen fühlst, dass dein Bedrohungsgefühl darin nach lässt.
Das ist etwas, das wir ganz leicht tun können – und immer zur Verfügung haben.“

Mari nickte… „Ja, irgendwie stimmt es. Wenn du mich in deinen Armen hältst, wird mein Körper ruhiger und der Stresspegel sinkt.“

„Wunderbar! Daraus wird jetzt die nächste Regel, Mari:

BEI ANGST UM EINE UMARMUNG BITTEN.


„Ich hoffe bloß, das gelingt mir in dieser Starre, in der ich mich dann, wenn die Angst mich derartig überfällt, meist befinde. Ich kann es dir nicht versprechen, dass ich das immer schaffe, auch wenn ich es grundsätzlich gerne will, aber ich will mein Bestes tun, es umzusetzen.“

„Gut, Mari, deine Bereitschaft ist da. Und ich bin ja auch präsent und erkenne meistens schnell, wenn du in Angstzustände kommst. Wenn ich sehe, dass du nicht um eine Umarmung bitten kannst, dann umarme ich dich, ohne dass du darum bittest, so wie bisher ja auch. Aber wenn du es kannst, dann sprich es aus. Hast du das verstanden?“

„Ja, Meister!“

„Diese Regel wird zu deiner nächsten Hausaufgabe: Ich möchte, dass du sie auch auf ein großes Blatt Papier schreibst und sie täglich anschaust und farbig gestaltest.“

BEI ANGST UM EINE UMARMUNG BITTEN.

„Ja, gern Meister!“

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23 Der „innere Meister“ bringt Klärung

Bei Mari zuhause – eine entscheidende Antwort

Still und gedankenverloren saß Mari Joel gegenüber. Es war ein entscheidender Schritt, den sie nun tun musste… Dabei konnte er ihr nicht helfen. Er konnte einfach nur da sein und warten – ihr in seiner Präsenz zeigen, dass alles okay ist.
Okay wäre es, wenn sie nein sagte.
Okay wäre es, wenn sie ja sagte.
Und okay war es, wie lange sie auch immer zu ihrer Entscheidung brauchen würde.

Auf dem Spaziergang, von dem sie gerade zurück gekommen waren, hatte Joel sie gefragt, ob sie diesen Weg der Machtspiele und Vertrauensübungen mit ihm weitergehen wolle, und ob sie noch immer das Anliegen hatte, dabei auch den Bereich der Erotik einzubeziehen, wohl wissend, wie stark ihre Ängste in diesem Bereich waren.
Ja, genau aus diesem Grund brauchte er und brauchte vor allem sie selbst es, dass sie sich noch einmal bewusst und deutlich dazu bekannte und ihren Wunsch diesbezüglich bekräftigte.

Joel würde mit ihr weitergehen, das hatte er ihr deutlich gesagt.
Aber er wollte, dass sie sich ihrer eigenen Entscheidung ganz bewusst war, dass sie noch einmal ganz klar die Verantwortung dafür übernahm, um dann einen Teil dieser Verantwortung in seine Hände legen zu können.
„Nur von dem, was du bewusst in der Hand hältst, kannst du etwas abgeben,“ hatte er ihr erklärt.

Jetzt war es an ihr, JA oder NEIN dazu zu sagen.
Sie spürte nach innen… War diese Stimme, die sie ab und zu mal in ihren Gedanken vernahm, jetzt auch da?
Sie hatte ihn ihren „inneren Meister“ genannt.

Meister in mir, was sagst du zu dieser Frage?
Kurz nachdem sie die Frage nach innen gerichtet hatte, „hörte“ sie diese Stimme, die sie fragte:
Wie würde es sich anfühlen, wenn du den Weg abbrichst an dieser Stelle?
Sie hatte ein trauriges, leeres, graues Empfinden.
Wie würde es sich anfühlen, jetzt JA zu sagen?
Etwas in Mari kribbelte aufgeregt lebendig.
Sie war schon so lange in ihrem Leben vernünftig und vorsichtig gewesen.
Jetzt wollte sie etwas anderes. Sie wollte das Lebendige, das Abenteuer, die Herausforderung – mit allen Ängsten, die auch dabei waren. Das spürte sie jetzt ganz deutlich.

Ja, du mein innerer Meister, mein Ratgeber, ich bin bereit!  hörte sie sich denken.
Und:
„Ja, Joel,“ hörte sie sich sagen, „ja, ich stehe zu dem, was ich anfangs vor einigen Wochen sagte: ja ich bin bereit!“

Joel nickte lächelnd, reichte Mari die Hand und antwortete ihr: „Ja, Mari, und ich bin an deiner Seite!“

Als sie seine angebotene Hand nahm, gab er ihr einen hauchzarten Kuss darauf, ließ sie wieder los und sagte: „Das Spiel beginnt.“

Nun war es der Meister, der ihr gegenüber saß, und sie fragte: „Gilt dein Ja auch für mich?“

Mari schaute ihn an, sah in seine klaren, kraftvollen Augen, spürte das ihr nun schon bekannte Gefühl der Aufregung, das sich in ihr ausdehnte und nahm allen Mut zusammen: „Ja, Meister, mein Wunsch gilt auch für dich.“

Ihr Meister nickte lächelnd: „Was ist dein Wunsch, Mari? Was genau möchtest du mit mir erleben?“

Uff, dachte Mari, warum muss er es mir immer so schwer machen???
Was sollte, was wollte sie dazu sagen? Wie diese Frage beantworten?
„Ich möchte mit dir lernen, meine Ängste vor Männern und vor Körpernähe zu verlieren.“

„Und wenn du auf diesem Weg bist, und die Ängste wären weg oder – sagen wir weitaus weniger einschränkend – was wäre dann? Was wäre, wenn du keine Angst mehr hättest? Was würdest du dann wollen?“

„Ich würde gern Erotik ohne Angst erfahren wollen.“

„Und wenn du das „würde“ und „wenn“ wegließest und es positiv formulierst?
Was willst du Mari?“

„Ich will, dass es mir gelingt, Erotik voller Vertrauen genießen zu können.“

„Das war klar,“ lächelte er zufrieden.

„Und was ist mit der Erfahrung von Macht und Hingabe? Willst du durch mich weiterhin die Erfahrung machen, von einer wohlwollenden Autorität geführt zu werden?“

„Ja, Meister, das will ich. Ich möchte weiterhin von dir geführt werden und will dir folgen so gut ich kann – du weißt ja… nach meinen Möglichkeiten.“

Joel lächelte :
„Ja, Mari, ich weiß!
Alles nach deinen Möglichkeiten und in deiner Zeit!

Und das ist völlig in Ordnung!
So sei es!“

Zum nächsten Kapitel: –> 24. Ambivalenz gehört zum Menschsein

Zu allen Kapiteln der –> Geschichte von Mari und ihrem Meister in chronologischer Reihenfolge

25. Bei Angst um eine Umarmung bitten

Bei Mari – Angst kommt und Angst geht

„Bevor wir mit dem beginnen, was ich heute vor habe, möchte ich deine Hausaufgaben sehen, Mari. Es sind ja nun schon einige Wochen vergangen, seit ich sie dir gegeben hatte.“

„Ja, Meister.“ Aufgeregt verließ Mari das Zimmer, um das schwarze Gewand, in das sie bunte Ornamente sticken sollte, zu holen. Würde es ihm gefallen? Hatte sie genügend gestickt? Hatte sie es gut genug gemacht? Plötzlich fühlte sie sich wie ein kleines Schulmädchen…
Nervös hielt sie es ihm hin, und er betrachtete es in Ruhe.

„Das hast du gut gemacht, Mari. Dafür dass du meintest, nicht sticken zu können, ist es doch schon sehr schön geworden. Ich sehe, dass du dir Mühe gegeben hast. Weiter so!
Und was ist mit deiner anderen Hausaufgabe?

„Oh, daran habe ich nicht gleich gedacht. Entschuldigung. Ich hole es sofort!“

„Ganz in Ruhe, Mari.“

„Ja, Meister.“

Gehorsam verließ sie den Raum, um das Gewünschte zu holen, und Joel lächelte…
Immer mehr fand seine Schülerin in ihre Rolle hinein, ohne anfangs vor Angst zu erstarren.
Mari kam wieder mit einem schön verzierten Blatt Papier, auf dem die Worte der für sie wertvollsten Regel stand, die er ihr in ihrem ersten gemeinsamen Spiel gegeben hatte:

F E H L E R   D Ü R F E N   S E I N !

„Hast du täglich etwas hinzu gefügt von diesen schönen Verzierungen, die ich da sehe?“

„Ja, Meister, ich habe an jedem Tag etwas gemalt und etwas gestickt.“

„Und wie ging es dir damit?“

„Es hat mir Spaß gemacht. Selbst das Sticken, das bisher gar nicht so mein Ding war, machte mir irgendwie Freude.“

„Das freut mich zu hören, Mari!
Auf das Blatt mit der Fehler-Regel passt ja inzwischen kaum noch etwas drauf. Das hast du schön gestaltet in all den Wochen – damit darf es nun genug sein. Es gefällt mir gut. Und vielleicht ist ja dadurch, dass du dich jeden Tag mit diesen drei so wichtigen Worten beschäftigt hast, deine Angst, Fehler zu machen, schon etwas gesunken? Wir werden sehen…
Wo hängst du es auf?“

„Ich habe einen Rahmen besorgt und in meinem Schlafzimmer einen Nagel in die Wand gehauen dafür.“

„Schön, Mari!
An dem Gewand wirst du weiter sticken, immer wenn du etwas erlebst, was unerwartet kam und gut geworden ist, oder wenn du irgendetwas erlebst, wofür du dankbar bist, was auch immer es sein mag, sticke etwas kleines Buntes hinein – so wie du es bisher ja schon gemacht hast. Wenn du zu mir kommst, möchte ich, dass du es immer dabei hast. Und wenn ich zu dir komme, sollte es schon immer unaufgefordert hier in deinem Wohnzimmer liegen, damit ich es mir anschauen kann. „

„Ja, Meister.“

„So weit so gut.
Jetzt wiederhole mal die Regeln, die ich dir bisher gegeben habe.“

„Fehler dürfen sein.
Ich rede dich mit Meister an.
Wenn du zu mir kommst, soll ich vorher nicht aufräumen und putzen.
Den Beginn und das Ende einer Übung und des gesamten Spiels bestimmst du.“

„Diese Regeln hast du dir gut gemerkt, Mari…“

Mari lächelte.

„… es gibt aber noch eine.“

Mari überlegte… Mist! Es wollte ihr nicht einfallen, welche Regel es noch gab…

Nervös sah sie Joel an. Er wartete, schaute sie einfach nur an.

„Entschuldige bitte, Meister, ich weiß jetzt nicht, welche du meinst.“

Joel malte lächelnd ein Fragezeichen in die Luft.

„Ach ja! Ich soll keine vermeidbaren Fragen stellen.“

„Ja Mari, na da hast du doch noch gut die Kurve gekriegt!
Ich möchte dir zu dieser Regel noch etwas mit auf den Weg geben. Ich beschreibe meine Anordnungen stets so klar wie möglich. Dennoch kann es sein, dass zwischendurch mal eine Situation entsteht, wo es dir unvermeidbar erscheint, mich etwas zu fragen. Wenn du nicht weiter weißt, und unbedingt eine Frage stellen musst, dann bitte darum mit dem Satz: `Meister, ich bitte darum, eine Frage stellen zu dürfen´. Bedenke dabei: Prüfe vorher genau, ob die Frage unvermeidbar war – denn ich werde das auch tun. Lege deinen Fokus darauf, möglichst gar keine Fragen zu stellen. Auch wenn du nicht sicher bist, ob du eine Aufgabe richtig verstanden hast, ist das kein Grund nach zu fragen. Dann erfülle sie so, wie du es meinst verstanden zu haben und wie du es kannst. Sollte daran etwas nicht so sein, wie ich es meinte, dann werde ich dich korrigieren, daran ist nichts Schlimmes! Ich möchte, dass du dich daran gewöhnst, nicht perfekt sein zu können, und dass das kein Problem darstellt.“

Mari nickte beklommen. Gerade mit dieser Regel hatte sie am meisten Probleme.

„Nun beginnen wir mit einem Gedankenspiel,“ fuhr Joel fort.
„Was würdest du sagen, wenn ich jetzt von dir verlangen würde, dich nackt auszuziehen?“

Mari erstarrte.
Jetzt geht es los! Dachte sie. Jetzt muss ich… O Gott, ich kann das nicht… Dabei habe ich es doch irgendwie selbst gewollt, aber jetzt… es geht einfach nicht! Was soll ich bloß tun…?!

„Mari, schau mich an.“

Sie konnte sich nicht bewegen, nicht mal den Kopf heben…

Ihr Meister machte einen Schritt auf sie zu, legte behutsam eine Hand unter ihr Kinn und hob ihren Kopf etwas hoch, so dass sie ihn anschauen musste.
„Mari, ich verlange das doch jetzt gar nicht von dir.
Soweit sind wir noch nicht – das ist mir doch klar.
Ich habe dich lediglich gefragt, was wäre wenn…
Was würdest du dann sagen?
Und so wie es jetzt aussieht, würde es dir schwer fallen, überhaupt etwas zu sagen, stimmt´s?“

Mari nickte. Er öffnete einladend seine Arme für sie. „Möchtest du?“
Sie atmete erleichtert aus. Tatsächlich konnte sie sich in seiner Umarmung etwas entspannen…
Wie gut es tat, wenn er sie in seinen Armen hielt. Ihr Stress wurde weniger, die Angst beruhigte sich…

„So ist es gut,“ flüsterte er. „Du brauchst keine Angst zu haben, alles ist gut. Du musst niemals etwas tun, was dir absolut widerstrebt, Mari – niemals! Das verspreche ich dir!“
Mit diesen Worten setzte er sich mit ihr auf die Couch und legte seinen Arm um sie.
Ich wollte dich nicht so sehr erschrecken.
Es sollte lediglich ein Gedankenspiel sein: „Was wäre wenn…“

„Ich dachte, ich sollte jetzt gleich…“

„Beschreibe mir jetzt mal, was bei diesen Worten in dir passiert ist.“

„Alles in mir verkrampfte sich. Ich konnte mich nicht bewegen und auch nichts sagen. Es ging nicht. Und es dachte in mir immer nur: Ich kann nicht! Jetzt geht´s los! Was mach ich bloß?!!!

„Mari, du hast jederzeit die Möglichkeit zu sagen: „Die Ampel ist rötlich orange oder gar rot, dann brechen wir das Spiel ab oder unterbrechen es, bis es dir wieder besser geht und wir einen Konsens gefunden haben, ob und wie es weiter gehen könnte. Insofern behältst du in Wahrheit immer die Kontrolle über das, was du zulassen möchtest und was nicht. Gerade in deiner tiefen Verletzlichkeit musst du immer eine Tür zum kurzfristigen Ausstieg oder Abbruch haben.“

Marie nickte erleichtert: „Danke, dass du mich daran erinnerst, manchmal vergesse ich diese Möglichkeit in all der Aufregung.“

„Das war eben kurz vor einer Panikattacke, stimmt´s?“

„Ja, aber durch deine Umarmung und das Gespräch jetzt ist sie wieder abgeflaut.“

„Das freut mich sehr, Mari! Wie geht es dir jetzt körperlich?“

„Mir ist kühl und ich zittere.“

Fürsorglich legte er eine Decke um sie.

„Lass es ruhig zittern, Mari, das hört von allein wieder auf. Die Angst zittert sich aus…
Das darf sie.“

Sie lehnte sich an seine Schulter und ließ ihren Körper machen, was er machen musste…
Obwohl das Zittern und das damit verbundenen Schwächegefühl nicht angenehm war, fühlte sie sich seltsam geborgen. Es tat gut, sich anzulehnen. Sie musste ihren Körper einfach nur machen lassen… Es war nicht schlimm… Sie durfte so sein, wie sie sich fühlte…
Ihr Meister nahm sie an so wie sie war.
Und diese Angstattacke ging schneller vorüber als beim letzten Mal.

„Schau mal, Mari, es wird schon langsam dunkel draußen. Hast du eigentlich Kerzen im Haus?“ fragte ihr Meister und holte sie damit in die Gegenwart zurück.“

„Ja, hab ich.“

„Das ist schön,“ nickte Joel, „hol uns mal eine Kerze hierher, stell zwei andere dort drüben auf das Regal und zünde sie an. Sofort stand Mari von der Couch auf, um die Kerzen aus dem Schrank zu holen.“

„Bitte hole uns doch auch eine neue Wasserflasche, diese ist schon fast leer.“

„Ja, gern.“ Sie holte die gewünschte Flasche.
Als sie sie auf den Tisch stellte, fiel ihr auf, dass das Zittern sich gelegt hatte.
„Es geht mir wieder besser, Meister.“

„Das freut mich, Mari. Du siehst, die Angst kommt und geht auch wieder.
Ich glaube fest, dass sie nach und nach weniger schlimm werden wird und du dich mit der Zeit mehr entspannen kannst. Und weißt du, was mich freut?“

Mari schüttelte den Kopf.

„Dass meine Arme dir anscheinend Wärme und Sicherheit vermitteln können und du dich in unserer Umarmung inzwischen so geborgen fühlst, dass dein Bedrohungsgefühl darin nach lässt.
Das ist etwas, das wir ganz leicht tun können – und immer zur Verfügung haben.“

Mari nickte… „Ja, irgendwie stimmt es. Wenn du mich in deinen Armen hältst, wird mein Körper ruhiger und der Stresspegel sinkt.“

„Wunderbar! Daraus wird jetzt die nächste Regel, Mari:

BEI ANGST UM EINE UMARMUNG BITTEN.


„Ich hoffe bloß, das gelingt mir in dieser Starre, in der ich mich dann, wenn die Angst mich derartig überfällt, meist befinde. Ich kann es dir nicht versprechen, dass ich das immer schaffe, auch wenn ich es grundsätzlich gerne will, aber ich will mein Bestes tun, es umzusetzen.“

„Gut, Mari, deine Bereitschaft ist da. Und ich bin ja auch präsent und erkenne meistens schnell, wenn du in Angstzustände kommst. Wenn ich sehe, dass du nicht um eine Umarmung bitten kannst, dann umarme ich dich, ohne dass du darum bittest, so wie bisher ja auch. Aber wenn du es kannst, dann sprich es aus. Hast du das verstanden?“

„Ja, Meister!“

„Diese Regel wird zu deiner nächsten Hausaufgabe: Ich möchte, dass du sie auch auf ein großes Blatt Papier schreibst und sie täglich anschaust und farbig gestaltest.“

BEI ANGST UM EINE UMARMUNG BITTEN.

„Ja, gern Meister!“

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11. Ein Brief ans Leben – Auftakt zu etwas Neuem…

Am Abend nach dem 2. Spiel – Mari denkt nach über das Spiel und das Leben

Obwohl es schon spät war, fand Mari noch immer keine Ruhe.
Sie holte ihr Stickgarn hervor und stickte eine kleine gelbe Blüte in den schwarzen Stoff des Gewandes, das ihr Joel vorhin im Rollenspiel als ihr „Meister“, gegeben hatte. Obwohl sie normalerweise überhaupt keine Lust zu Handarbeiten hatte, erfüllte sie jetzt gern seine Hausaufgabe, diesen besonderen Stoff nach und nach mit kleinen bunten Ornamenten zu besticken. 
Dass ich mal mit Freude sticken würde, hätte ich ja nie für möglich gehalten, dachte sie und grinste in sich hinein. Es ist aber schon was ganz anderes, es als Aufgabe vom Meister zu erhalten.
Das ist schon ein besonderer Mann… 

Eine tolle Idee von ihm, sich hinzustellen und „das Leben“ zu verkörpern.
Das war echt ein interessantes Gespräch! 

Spannend… da hatte ich doch vor kurzem selber auch schon die Idee, mit dem Leben zu kommunizieren… und hab ihm diesen Brief über meine Sehnsucht und Angst geschrieben. Was hatte ich eigentlich genau in diesen Brief ans Leben geschrieben…?

Mari holte ihr Tagebuch.

Da will ich doch gleich mal zurück blättern und nachschauen:

Aus Mari´s Tagebuch:

Du mein liebes Leben,
du kennst meine Fantasien, dass jemand, an den ich ganz bewusst für eine begrenzte Zeit meine Macht abgegeben habe, mir zum Beispiel sagt: „Du gibst jetzt mal für eine Weile alles in meine Hände. Du tust entweder gar nichts oder genau das, was ich dir sage! “

Leben, Du weißt ja, dass ich im täglichen Leben in meinem Beruf als Lehrerin viel Verantwortung übernehme. Es wäre vielleicht – wenn ich mich das trauen würde – ein guter Ausgleich für mich, wenn ich für gewisse Zeiten in Spiele eintauche, in denen ich mal die Verantwortung abgeben darf .

Du weißt auch, dass mir das sicher gar nicht leicht fallen würde, und dass ich mich dennoch danach sehne, mich in die Hände eines Menschen zu geben, der es gut mit mir meint, und diese von mir gewollte Führungsrolle mit Liebe und Einfühlungsvermögen gestaltet.

Natürlich müssten wir vorher viel abgesprochen haben, freundlich und klar miteinander kommunizieren können und uns grundsätzlich auf Augenhöhe begegnen. Das ist mir wichtig!


Aber vielleicht ist das auch eine absolute Schnapsidee, denn eigentlich weiß ich gar nicht so recht, wie und ob das überhaupt gehen kann…
Einerseits ist da so eine Sehnsucht danach, mich an so eine liebevolle Macht hingeben zu können, andererseits hab ich wiederum große Angst… und es fällt mir so schwer, die Kontrolle abzugeben – Sehnsucht und Angst zu dem gleichen Phänomen…


Leben, meinst Du, es könnte solch einen Menschen überhaupt geben, der tatsächlich Lust hat, diese zarten Nuancen einer Führungsenergie für mich zu verkörpern und der meine Ängste, die ja auch dabei sind, annehmen und dem entsprechend flexibel und behutsam mit mir umgehen könnte?
Jemand, der seine Anweisungen, die er mir in seiner Führungsrolle erteilt, wenn nötig auch variieren oder gar zurücknehmen kann, ohne es als „Gesichsverlust“ in seiner Meisterrolle zu werten, falls ich es nicht packe, und mir dabei die Wärme gibt, die ich bräuchte, um mich überhaupt weiter auf dieses Spiel einlassen zu können…?

Wenn es solch einen „Jemand“ gibt, der es auch selbst spannend fände und Freude an dieser Gradwanderung hätte, mich auf freundliche, wohlwollende Weise zu führen und im Rahmen von Rollenspielen über mich bestimmen zu dürfen, dann führe diesen Menschen bitte in meinen Weg. Ich weiß nicht wie, aber du weißt es in deiner allumfassenden Intelligenz.

Es wäre schön, wenn ich endlich Vertrauen fassen könnte und vielleicht durch diese Art liebevoller Führung mit der Zeit die Angst vor der Nähe zu Männern – und die Angst vor meinen eigenen Gefühlen – verringern oder gar verlieren könnte.
Derjenige müsste allerdings viel Geduld haben, nicht sauer sein, wenn es manchmal nicht so klappt… und selbst Lust dazu haben, solch eine Führungsrolle zu verkörpern.

Mensch, irgendwie wär das KLASSE?!!
Hey DU, mein Schicksal, du Schreiberin meines Lebensbuches, wie wäre es mit der Verwirklichung einer solchen Geschichte in meinem Leben?! Aber nur, wenn das gut geht!
Ich öffne mal symbolisch eine neue Seite in meinem Tagebuch dafür…

Hm… das hab ich vor gut drei Wochen geschrieben – und…wow, nun ist dieser Mensch schon da!
Und er hat gesagt, dass er behutsam sein will…
Liebes Leben, danke! Du hast ja echt schnell geantwortet. Ich bitte dich inständig darum, lass es nicht so sein, dass ich mich in Joel täusche! Ich habe immer wieder einmal Angst, dass es eine Seite in ihm gibt, die gefährlich sein könnte, die er bisher verborgen hat.
Mein Vater war auch manchmal ziemlich lieb und dann so ganz… na du weißt schon! So, dass es mir Angst gemacht hat.
Bitte lass Joel anders sein – so dass ich mit ihm wirklich sicher bin.
Lass das bloß alles gut gehen!!!
Nächstes Mal gehe ich zum ersten Mal zu ihm nach hause…
Bitte lass mich beschützt sein, liebes Leben!!!

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10. Leuchtend bunte Lebendigkeit auf dem dunklen Grund der Ungewissheit

Gegen Ende des 2. Rollenspiels – Ein Gespräch mit dem „Leben“ auf der Couch 

Mari saß mit Joel, der in diesem Spiel für sie „das Leben“ verkörperte, auf ihrem gemütlichen Sofa.

„Was geht dir gerade durch den Kopf, Mari?“

„Der Rückblick vorhin auf mein Leben… dass in allem Schweren, was ich bisher erlebte, stets auch Beistand, Hilfe und ja… auch Liebe da gewesen war, bewegt mich.
Und ich finde meine Idee spannend, ob nicht gerade das, was sich schwer anfühlt, die Liebe besonders intensiv fühlbar macht. Ich müsste meinen Fokus in solchen Momenten allerdings darauf richten und mich fragen:
Wo finde ich gerade jetzt, wenn es vielleicht heftig wackelt, oder gar weh tut – auch die Liebe?“

„Ich, das Leben, stimme dir zu:
Liebe ist immer da! Immer!
Liebe ist meine tiefste Essenz, auch wenn es oft nicht danach aussieht.
Ich bringe zu allem Schweren immer auch die Kraft, das zu bewältigen, hilfreiche Wendungen, die du selbst gar nicht planen oder dir vorstellen kannst, helfende Hände von Freunden oder Fremden, Trost und Ermutigung in Büchern, Liedern, Texten… freundliche, hilfsbereite Menschen…“

„Das stimmt. Das habe ich alles schon erlebt…“ überlegte Mari.

„Und nun sitze ich als „das Leben“ hier bei dir, um dich genau das erkennen zu lassen. Das ist heute meine Art, dir meine Liebe zu zeigen: Ich möchte dir helfen, mehr Gleichmut und Annahme dafür zu entwickeln, dass nicht immer alles rund läuft, nicht immer alles rund laufen kann! Denn sonst gäbe es keine Spannung mehr – und glaub mir, auch Langeweile kann als sehr schmerzlich empfunden werden.
Du wolltest tief in deinem Inneren schon immer intensiv fühlen, damit du auch meine Essenz, die Liebe, ganz stark wahrnehmen kannst. Deshalb hast du solch einen feinfühligen und damit wohl auch schmerzempfindlichen Körper und so ein sensibles Gefühlsleben.  Und deshalb musste ich dir auch die Herausforderungen bringen, die dich erschreckten, dich ängstigten und die du nun so stark spürst im Zusammensein mit dem Mann Joel. Hättest du früher die schlimmen Dinge nicht erlebt, könntest du jetzt die Liebe nicht erfahren, die danach strebt, die alten Verletzungen mit heilenden Worten, Gesten und Berührungen heilen zu lassen.
Alles dient letztendlich der Liebe – wenn auch in einem viel umfassenderen Sinne, als es in den jeweiligen Situationen erfassbar ist.“

„Warum hast du eigentlich so ein schwarzes Gewand an? Ist das Leben nicht in der Vielfalt seiner Erscheinungen eigentlich bunt?
Ach, Entschuldigung, ich habe schon wieder vergessen, dass ich den Meister nicht nach einem Warum fragen sollte. “

Lächelnd antwortete er: „Gut, dass es dir wieder eingefallen ist! In diesem Fall mache ich allerdings eine Ausnahme und gebe dir eine Antwort auf diese Frage. Denn darauf wollte ich selbst ohnehin gleich zu sprechen kommen.
Ja, du hast es gut erkannt, das Leben ist bunt, also vielfältig – und so gehört natürlich auch schwarz dazu.
Das schwarze Gewand sollte heute die Ungewissheit symbolisieren, das Undurchschaubare, das Mysterium, das das Leben oft in sich birgt, die Unkontrollierbarkeit, die bei vielen Menschen – nicht nur bei dir – Angst auslöst. Unbekanntes ist oft mit Angst verbunden. Und letztlich ist jeder Tag ein eigenes Kapitel, das immer auch Unbekanntes mit sich bringt.
Du hast dich vorhin ja gerade auch wegen des Ungewissen, was ich dir bringe und mit dir machen könnte, gefürchtet, nicht wahr?
Und… Mari… wie war denn nun heute deine Begegnung mit mir, als „das Leben“ für dich?“

„Nicht so schlimm, wie ich erst befürchtet hatte… nein – eigentlich gar nicht schlimm! Und ich hatte ganz wichtige Erkenntnisse – mit der Liebe in allem und so…
Ja, irgendwie ist es richtig schön, sich mit dem Leben mal auf der Couch sitzend unterhalten zu können,“ lachte Mari.

„Mari, du kannst immer mit mir, also mit dem Leben als Ganzes reden, auch wenn ich nicht verkörpert neben dir auf der Couch sitze. Ich höre und sehe alles von dir und nehme es in mich auf. Erzähl mir von dem, was dich bewegt, so oft du möchtest. Sag mir deine Wünsche, deinen Dank, deine Freuden, und du wirst nach und nach merken, dass ich für dich zu einem fühlbaren Partner werde, denn ich antworte auf alles in meiner Weise: durch Zufälle, durch Sätze, die du irgendwo hörst oder liest, durch Lieder, Geschichten, Begebenheiten, und auch durch deine innere Stimme, deine Inspiration. Rede mit mir, ich antworte dir!“

„Wow, dass du mir das heute sagst, finde ich magisch. Es ist nämlich noch gar nicht so lange her, da habe ich das schon mal gemacht, allerdings schriftlich. Das war, als ich Joel noch gar nicht kannte… Da habe ich einen Brief ans Leben, also an dich in mein Tagebuch geschrieben. Und du hast darauf in der Weise reagiert, dass der Mailwechsel mit Joel entstanden ist. Und nun sitzt er als das Leben hier neben mir und wir erleben etwas von dem, was ich dir geschrieben habe… Hui…!
Ja, liebes Leben, ich will gern noch öfter mit dir ins Gespräch gehen – sei es in gesprochener oder in schriftlicher Form. Vielleicht wird sich meine Angst vor dem Ungewissen, was du ja immer mitbringst, langsam verringern…“

„Diese Angst ist ganz menschlich, Mari, und es wird noch oft so sein, dass du dich erst einmal aufgrund der Ungewissheit fürchtest und dann am Ende feststellst, dass es eigentlich nicht schlimm war. Und so manches Mal wirst du dich – so wie jetzt – später freuen und sogar lachen können. Das gilt für unsere Spiele hier und für viele Erfahrungen auch im realen  Leben“, meinte Joel als ihr Meister.
„Vielleicht kann ja das, was wir hier miteinander erleben, auch zu einem tieferen Vertrauen ins Leben überhaupt beitragen. Das würde mich freuen – als dein Meister und als Joel.“

„Das wäre schön…“

„So und nun gebe ich dir zum Abschluss unseres heutigen Spiels noch eine Hausaufgabe:
Ich möchte, dass du dir Stickgarn besorgst.“

„Wie jetzt…?! Soll ich etwa sticken???
Stickgarn hab ich sogar – aber ich kann nicht gut sticken oder nähen…
Das ist nicht so mein Ding, da fehlt mir die Geduld.“

„Ich möchte dennoch, dass du jedes Mal, nachdem du eine sich positiv gestaltende Erfahrung von Ungewissheit gemacht hast, also fast nach jedem Spiel, aber auch sonst, wenn du etwas erlebst, was erst ungewiss ist und sich dann auflöst, etwas Buntes in diesen schwarzen Umhang, den „das Leben“ immer wieder einmal tragen wird, hinein stickst. Es muss nicht viel sein, und es muss nicht perfekt sein! Du kannst zum Beispiel auch mal eine einzige kleine bunte Paillette aufnähen oder fünf Kreuzchen sticken, oder einfach eine kleine Schlangenlinie… was immer dir einfällt und dir leicht fällt!
Mit der Zeit wird dieses Gewand immer bunter und schöner werden. Und du wirst sehen, wie zauberhaft die farbigen kleinen Stickereien sich auf dem schwarzen Untergrund abheben – so wie Sterne im Nachhimmel – so herrlich leuchten die bunten Fäden der Lebendigkeit auf dem dunklen Boden der Ungewissheit… Und du wirst nach und nach sehen und erleben: Das Gewand des Leben wird durch deine Gestaltung immer bunter und schöner!
Wirst du diese Aufgabe annehmen, Mari, auch wenn du bisher nicht gern gestickt oder genäht hast?“

„Ja, Meister, ich nehme deine Aufgabe an.“

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Und wenn du zitterst, dann halte ich dich

Was mich bewegt, die Geschichte von Mari und Joel zu schreiben…

Willkommen, lieber Gast!

als Miriam schreibe ich über  die Idee, in Rollenspiele einzutauchen, in denen ich meine Kontrolle für eine begrenzte Zeit abgeben kann – in wohlwollende Hände. Der Hintergrund dafür ist der Wunsch, wiederholt die heilsame Erfahrung zu machen, auch in Situationen der Hilflosigkeit gut aufgehoben zu sein und dem Leben, symbolisch personifiziert durch eine Machtperson, die es gut mit mir meint, vertrauen zu können.
Die Gestalt, die das erlebt, was ich mir für sie ausdenke, trägt den Namen „Mari“.

Begriffe wie „Rollenspiele, Macht, Dominanz, Hingabe“ sind ja Bestandteil der BDSM-Szene. ich frage mich, ob diese sehr zarte Variante von Dominanz, die in meinen Fantasien lebt, auch hier hinein gehört…  Das, was mich bewegt, ist das Machtgefälle – und auch das Spiel mit der Angst, mit dem Wunsch, Vertrauen zu vertiefen. Spiele, die mit dem Zufügen von körperlichen oder seelischen Schmerzen einher gehen, sind nicht mein Ding. 

Ein Mann, der eine freundliche Dominanz ausstrahlt, führt eine Frau, die sich gern führen lassen will, aber auch Angst davor hat, wohlwollend und geduldig an ihre Ängste heran und durch sie hindurch in die Erfahrung von Geborgenheit und Hingabe. 

Es geht um das Sich-anvertrauen… davor Angst zu  haben, und dabei die Erfahrung zu machen, dass  die Angst sich nach und nach legt… 

Es geht mir wie gesagt nicht um Schmerz, Strafen oder Demütigungen, wohl aber um die Macht, das Charisma, die Dominanz eines Menschen, der in diesen Spielen die Rolle des Meisters bekommt, der Freude daran hat, seine Spielpartnerin in liebevoller, aber bestimmter Weise zu führen und über sie im Rahmen des Spiels bestimmen zu dürfen

Diese Erfahrungen lasse ich hier lebendig werden in der Geschichte von Mari und Joel.

Mari hat Angst vor Körpernähe und Sexualität – und sie hat Fantasien des Sich-Anvertrauens, auch in Situationen, in denen sie sich machtlos fühlt.
Ihr Wunsch ist es, nach und nach durch eine liebevolle Führung Berührung und irgendwann auch Sexualität leben und genießen zu können. Dazu braucht sie vor allem  Annahme, Geduld, und Geborgenheit und dass ihre Grenzen respektiert werden, die sich erst dadurch, dass sie geachtet werden, nach und nach ausdehnen können.

In einem Leben voll Verantwortung ist es ein Ausgleich für Mari, in Spiele und Rituale einzutauchen, in denen sie die Verantwortung mal abgeben darf – in die Hände von Joel, mit dem sie vorher viel abgesprochen und geklärt hat. Beide begegnen  sich grundsätzlich auf Augenhöhe, erzählen sich anfangs viel über ihre Wünsche und ihre Schwierigkeiten und beschließen, sich gegenseitig zum Lehrer zu werden. 

Mari wird für Joel, dessen Problem es ist, die englische Sprache nie gelernt zu haben, zur Lehrerin darin.

Joel übernimmt für Mari wiederum die Rolle des Meisters, der Lust daran findet, sie zu führen, Regie in Spielen zu übernehmen, in denen er ihr hilft, sich fallen zu lassen… Er vermittelt ihr immer wieder, dass er ihre Gefühle und ihren Körper annimmt und dass sie keine Angst haben muss, wenn sie die Kontrolle in seine Hände gibt. Dazu müssen natürlich erst einmal Situationen geschaffen werden, in denen Kontrollverlust entsteht und die Macht abgegeben wird. 

Dadurch, dass sie sich gegenseitig zum Lehrer werden, entsteht eine Win-Win-Situation für beide…

Wenn du, lieber Gast auf meinem Blog, Lust hast, mitzuerleben, wie Joel seine Spielpartnerin Mari geduldig, fantasievoll, mit einer guten Portion Humor und Einfühlungsvermögen auf Wege führt, die sie sich bisher nicht getraut hat zu gehen, sei herzlich willkommen. 

Es würde mir selbst auch Gänsehaut bereiten, wenn ein wohlwollender „Meister“ mir sagt: „Du gibst jetzt mal für eine Weile dein Wollen in meine Hände und tust gar nichts – oder genau DAS, was ich dir sage. Lass geschehen, was geschehen will! Ich gebe dir, was du brauchst. Und wenn du zitterst, dann halte ich dich…“

Es  bewegt mich, meine Träume in Form von Szenen und Dialogen hier auszudrücken, sie virtuell in diesem Feld lebendig werden zu lassen…
Und wer weiß… vielleicht… gibt es ja eines Tages auch eine solche Begegnung in kleinen Nuancen „in echt“…

Zu allen Kapiteln der –> Geschichte von Mari und ihrem Meister in chronologischer Reihenfolge