Joel hatte sich für die Weihnachtszeit eine Fortsetzungsgeschichte von wohlwollenden außerirdischen Meistern zum Thema „Macht – Angst – Vertrauen – Hingabe“ für Mari ausgedacht, das er ihr in Form eines Adventskalenders geschenkt hatte.
Wieder öffnete Mari gleich am Morgen einen Umschlag aus ihrem Adventskalender und freute schon darauf zu lesen, wie es Carinas weiter erging im Raumschiff mit ihrem Meister…
„Immer deutlicher fühlt Carina die Einfühlungsgabe und Unterstützung ihres Meisters. Weiterhin respektiert er achtsam ihre Grenzen. Das ermöglicht ihr wiederum, diese Grenzen mehr auszudehnen, weil sie inzwischen oft die Erfahrung gemacht hat, dass sie ihm wirklich vertrauen kann. Diese Sicherheit des Vertrauens zu ihm lässt in ihr mehr und mehr das Gefühl von Zuneigung zu ihm aufkommen.
Sie liebt es, ganz dicht bei ihm zu liegen oder von seinen Armen gehalten zu werden. Sie mag seine Berührungen und manchmal schleichen sich Gedanken ein, wie es wohl wäre, wenn er auch auf Erden weiterhin bei ihr wäre. Diese Vorstellungen verbietet sie sich allerdings sofort, nachdem sie in ihrem Kopf aufgetaucht sind, ganz schnell wieder. Er ist ihr Lehrer, ihr Ausbilder! Sie will aufpassen, dass sie sich in keine enttäuschenden Illusionen verstrickt. In der Nacht träumt sie, dass sie mit ihm zusammen im Bett liegt und es genießt, überall von ihm berührt zu werden. Sie spürt dabei ein so intensives Gefühl von Zusammengehörigkeit und Anziehung, sowie auch Erregung, dass sie noch ganz verwirrt ist von dieser für sie so neuen Empfindung.
Da sieht sie wieder ein Röllchen aufleuchten. Sie liest:
Geliebte Carina,
nun stehst du wieder vor einer Tür, die dich in etwas Neues führt,
das sich für dich wie eine große Herausforderung anfühlt,
und noch fällt es dir schwer, sie anzunehmen.
Und doch ist es dein größter Wunsch,
denn sonst wärst du nicht hier bei mir.
Ja, Carina, du hast mich genauso erwählt, wie ich dich!
Und wenn du es zulässt, nehme ich dich auf meine Arme,
trage dich über die scheinbar so steilen Klippen und tiefen Abgründe
hinein in die Freiheit der Liebe.
In Liebe Ramon
Was er wohl damit meint? Inwiefern und als was haben sie sich gewählt? Und warum leuchtet das Röllchen mit dieser Botschaft gerade nach dieser Nacht? Ist es eine Antwort auf ihre Frage von gestern Abend? Bezieht es sich auf ihre Traumerlebnisse? Kann es sein, dass Ramon für sie mehr ist, als ein liebevoller, weiser Lehrer? Und was meint er mit der Herausforderung, die sie noch nicht wagt anzunehmen? Meint er vielleicht tatsächlich das sexuelle Miteinander?
Aber sie kann sich doch nicht auf eine solch intime Beziehung mit einem Mann einlassen, den sie nach Ende dieser Ausbildung vielleicht nie wieder sehen wird… oder doch? Vielleicht will ihr Herz es so? Hat es ihn bestimmt, auch in dieser Beziehung ihr Lehrer zu sein?
Carina spürt heiße Wellen in sich aufsteigen. Sie kann sich keinen Mann vorstellen, zu dem sie größeres Vertrauen hätte als zu Ramon. Langsam steigt eine leise Ahnung in ihr auf, dass er schon von Anfang an wusste, dass ihre Bereitschaft wachsen würde. Denn sie hatte den Adventskalender mit diesen Botschaften ja schon ganz am Anfang ihrer Begegnung bekommen – noch auf der Erde in seinem Haus… Wie lange war das schon her? Carina erscheint es wie eine Ewigkeit. Sie kann die Zeit nicht einordnen, wie lange sie schon hier ist, und wie lange ihre Ausbildungsreise noch dauern wird. Am Ende dieser Zeit wird das Weihnachtsfest stehen – so viel ist gewiss. Wird sie es noch hier an Bord feiern – oder wird sie dann schon wieder auf der Erde sein? Mit ihm oder ohne ihn? Bei diesem Gedanken fühlt sie Traurigkeit in sich aufsteigen. ´Ich werde über all diese Fragen mit ihm reden müssen´, denkt sie. ‘Aber noch nicht gleich, dazu ist das Ganze noch zu heiß, zu gefährlich nah an völlig neuen Entscheidungen und Perspektiven.’
Auch wenn sie bereits großes Vertrauen zu ihm gewonnen hat, ist das Thema Sexualität nach wie vor sehr mit Angst verbunden… Sie möchte es lieber noch hinaus schieben. Vielleicht lösen sich ja ihre Gefühle auch von allein wieder auf…
Ramon lässt ihr Zeit und spricht sie nicht auf ihre Empfindungen, Konflikte und Fragen an. Er weiß, dass sie in absehbarer Zeit den Impuls nicht mehr ignorieren können wird, sich ihm zu offenbaren. Er hält Wort und drängt sie in keiner Weise. Er wird ihre Fragen dann beantworten, wenn sie sich damit an ihn wendet. Und er weiß, dass Carina zu diesem Schritt viel Mut braucht. Er weiß allerdings auch, dass sie diesen Schritt aus sich heraus tun muss, und dass ihr Mut schließlich belohnt werden wird. Denn seine Antworten werden ihr Sicherheit, Zuversicht, Vertrauen und inneren Frieden geben – und das sind die Voraussetzungen, die sie braucht, um sich auch der körperlichen Liebe hingeben zu können. Ja, sie soll sich seiner Liebe ganz sicher sein!“
Morgen wird die Geschichte fortgesetzt und läuft voraussichtlich bis Weihnachten
Hier geht es zu allen bisher erschienenen Kapitel zu dieser Geschichte, die Joel Mari in der Advents- und Weihnachtszeit erzählt –> Eine utopische Heilungsreise (Märchen)