Joel hatte sich für die Weihnachtszeit eine Fortsetzungsgeschichte von wohlwollenden außerirdischen Meistern zum Thema „Macht – Angst – Vertrauen – Hingabe“ für Mari ausgedacht, das er ihr in Form eines Adventskalenders geschenkt hatte.
Mari freute sich darauf, ihren nächsten Umschlag zu öffnen. Sie trank einen Schluck Kaffee, steckte sich eine Orangenscheibe in den Mund und las gespannt wie es Carinas weiter erging im Raumschiff mit ihrem Meister…
An diesem Morgen denkt Carina beim Aufwachen sofort an die heftige Situation von gestern, in der sie sich für eine durchaus wohltuende Fußmassage auf die Liege legen musste, obwohl sie das erst nicht wollte. Seltsamerweise bewegen sich in ihr Gefühle, die sich gar nicht mal übel anfühlen. Sie hatte es bisher nicht erlebt, dass irgendwer sich in solcher Weise für ihr Wohlergehen interessiert hatte. Denn dass Ramon das alles nicht für sich selbst, sondern für sie tat, das ist ihr inzwischen klar. Seine körperliche und mentale Stärke ist zwar nach wie vor beängstigend für sie, aber es gibt inzwischen auch Momente, in denen sie zumindest im Nachhinein spürt, dass es ihr auf eine bisher nicht gekannte Weise gut tut, sich von der natürlichen, sanften und doch kraftvollen Autorität ihres Meisters führen zu lassen. Das fällt ihr allerdings schwer, allein schon nur sich selbst gegenüber einzugestehen.
Gespannt öffnet sie das nächste Röllchen ihres seltsamen Adventskalenders und liest:
Geliebte Carina,
auch wenn dir in sicherlich sehr seltenen Momenten
meine Konsequenz als Härte erscheinen mag,
wisse, dass ich mit dir fühle – in jedem Augenblick.
Ich wäre grausam, ließe ich dich in deiner Angst stecken.
Carina, ich bin gerade auch in den schwierigen Momenten
mit meiner ganzen Herzenskraft für dich da.
Ich verstehe und tröste dich in deiner Angst,
ich führe dich in neuen Erfahrungen,
ich nehme dich an, in jedem deiner Vorwärts- und Rückwärtsschritte,
ich ermutige dich, wenn du zögest,
und ich feiere mit dir jeden kleinen Sieg!
In Liebe Ramon
Auch an diesem Tag bekommt sie wieder eine Fußmassage. Es fällt ihr noch nicht leicht, sich wieder auf die Liege zu legen, aber sie tut es schließlich. Für den nächsten Tag kündigt ihr Ramon eine Rücken- und Kopfmassage an, damit ihre angespannten Muskeln sich entspannen könnten und die häufigen Kopfschmerzen sich bessern könnten.
Carina denkt nun immer wieder über diese kommende Behandlung nach. Sie hat gar nicht das Gefühl, dadurch zu mehr Entspannung gelangen zu können, ganz im Gegenteil, sie merkt, wie sie in Stress gerät, ganz besonders dann, wenn sie daran denkt, sich auf diese Liege legen zu müssen. Sie würde sich ja gern besser entspannen können, aber aufgrund ihrer heftigen Angst kann sie es doch nicht. Dabei wird ihr inzwischen zumindest theoretisch klar, dass sie eigentlich vor Ramon keine Angst zu haben bräuchte, aber in ihre Gefühle. die von alten Angst-Mustern geprägt sind, hat dieses Wissen noch keinen Eingang gefunden.
Immerhin überwindet sie sich, am Abend mit ihrem Meister darüber zu sprechen und ihm davon zu erzählen. „Es tut mir so leid, dass ich noch nicht besser vertrauen kann, dass ich mich so schwer entspannen kann, dass ich nicht einfach locker und unverkrampft sein kann…“ sagt sie traurig zu ihrem Meister. „Ich möchte doch so gern alles richtig machen! Ich sehe ein, dass ich dir vertrauen könnte – und dennoch kann ich es so schwer, weil mir die Angst immer wieder im Weg steht. Und wenn ich mir wünsche, lockerer zu werden, wird es eher schlimmer als besser.“
„Carina, Liebes, Vertrauen lässt sich nicht erzwingen“, erklärt er ihr verständnisvoll, „das kann nur langsam wachsen. Gib dir Zeit. Das wird sich nach und nach mit jeder guten Erfahrung, die wir gemeinsam machen, entwickeln. Und wir werden noch viel Gutes miteinander erleben, lächelt er. „Dessen bin ich mir ganz sicher!“
Morgen wird die Geschichte fortgesetzt und läuft voraussichtlich bis Weihnachten
Hier geht es zu allen bisher erschienenen Kapitel zu dieser Geschichte, die Joel Mari in der Advents- und Weihnachtszeit erzählt –> Eine utopische Heilungsreise (Märchen)