Mari saß auf der Parkbank und genoss Joels Hände auf ihren Schultern. Sie massierten ihre verspannte Schulter- und Nackenmuskulatur und übten dabei jenen besonderen Druck aus, der deutlich spürbar war, die Muskeln weicher werden ließ, aber nicht weh tat.

„Deine Massage tut gut, Joel. Nicht zu fest und auch nicht zu zart – meine Anspannung wird weniger. Dank dir!“

„Ist es nicht ähnlich wie du es dir für die Spiele wünschst?“ fragte Joel
„Ein kleines bisschen wohl dosierten Druck, der zu Entspannung führt, aber nicht weh tut?“

„Ui… ja, so könnte man es formulieren. Und sollte es doch zu viel werden… würdest du den Druck reduzieren?“

„Anfangs würde ich sofort den Druck wegnehmen oder abmildern.
Irgendwann einmal, wenn wir uns besser kennen, würde ich dich fragen, ob du noch zwei bis drei Sekunden in der Situation bleiben könntest, um zu sehen, wie es sich in dir entwickelt. Denn so wie harte Muskeln nach einer kurzen Zeit des Druckes weicher werden, könnte auch dein Gefühl sich durch eine kleine Gewöhnungszeit verändern. Das würde ich aber nur mit deinem Einverständnis tun.“

Mari holte Luft, und er spürte, wie ihr Verspannung wieder zunahm.

„Soweit sind wir aber längst noch nicht. Und wie gesagt, wir können immer über alles reden.
Ich würde gern die Ampelfarben als Stimmungsindikator nutzen, dass du mir schnell und ohne lange nach Formulierungen suchen zu müssen, mitteilen kannst, wie es dir geht und was du brauchst.
Grün heißt: Alles paletti, weiter im Spiel.
Gelb  bedeutet: Es geht gerade noch so… Ich bin an meiner Grenze des Erträglichen, bitte keine Steigerung! Ich brauche Unterstützung, um in der Situation bleiben zu können.
Rot bedeutet: Sofort Stopp! Ohne Diskussion. Abbruch dieser Situation.
Solltest du „Rot!“ sagen, werde ich mich absolut danach richten, und wir steigen sofort aus der Situation oder aus dem gesamten Spiel aus.
Und scheue dich bitte niemals, „Rot!“ zu sagen, wenn du es so empfindest.“

„Joel, ich brauche nur daran zu denken, und ich habe Bammel.“

Er legte die Hände auf ihren Kopf und massierte in langsam kreisenden Bewegungen ihre Kopfhaut. „Wie fühlt sich das an?“

„Herrlich!“

„Mari, ich werde tun, was ich kann, dass solche herrlichen Momente wie jetzt dir über schwierige Gefühle wie Angst, Scham und Unsicherheit hinweg helfen.“

„Danke Joel… Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich schon ein wenig Vertrauen zu bekomme.“

„Das freut mich, Mari!“

„Hmm… ich überlege: Wir haben uns jetzt dreimal irgendwo draußen getroffen…. Vielleicht wäre es ganz gut, wenn wir uns das nächste Mal bei dir oder mir zuhause treffen  würden?“

„Ja, das denke ich auch“, stimmte Joel zu, „aber ich hätte es nicht ausgesprochen. Diesen Schritt, ein erstes Treffen in der Wohnung vorzuschlagen, wollte ich dir überlassen, damit du dich nicht überrumpelt fühlst.“
Langsam kam er um die Bank herum und setzte sich neben sie.
„Wo wollen wir uns treffen, Mari? Möchtest du zu mir kommen, oder soll ich zu dir kommen? Wo würdest du dich sicherer fühlen?“

Mari dachte nach… „Ich glaube, bei mir zuhause würde ich mich etwas wohler fühlen. Möchtest du mich am nächsten Samstag besuchen kommen?“

„Gern, Mari! Und jetzt holen wir uns ein Eis!“

Zum nächsten Kapitel:  4. Fehler dürfen sein

 

Zu allen Kapiteln der –> Geschichte von Mari und ihrem Meister in chronologischer Reihenfolge

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Ein Kommentar zu „3. Bei dir oder bei mir ?

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